Nach der St. Galler Handschrift (Fassung B)
herausgegeben von Hermann Reichert, 2005, 2017
BUOCH I |
von den Nibelungen { 1 } Wie Griemhild träumte. |
0 (C) | Uns ist in alten męren wunders vil geseit
von helden lobebęren, von grōzer arbeit,
von vröuden, hōchgezīten, von weinen und von klagen,
von küener recken strīten müget ir nu wunder hren sagen. |
1 | Es wuohs in Burgonden ein vil edel magedīn,
daz in allen landen niht schners möchte sīn,
Kriemhilt geheizen. Si wart ein schne wīp.
dar umbe muosen degene vil verliesen den līp. |
1½ (C) | Der minneclīchen meide triuten wol gezam
ir muoten küene recken, niemen was ir gram.
Āne māzen schne sō was ir edel līp:
der juncvrouwen tugende zierten anderiu wīp. |
2 | Ir pflāgen drie künege edel und rīch,
Gunthźr unde Gźrnōt, die recken lobelīch,
und Gīselhźr der junge, ein ūz erwelter degen.
Diu vrouwe was ir swester, die fürsten hetens in ir pflegen. |
3 | Die hźrren wāren milte, von arde hōhe erborn,
mit kraft unmāzen küene, die recken ūz erkorn.
Dā zen Burgonden, sō was ir lant genant.
Si vrumten starkiu wunder sīt in Etzelen lant. |
4 | Ze Wormeze bī dem Rīne si wonten mit ir kraft.
In diente von ir landen vil stolziu ritterschaft
mit lobelīchen źren unz an ir endes zīt.
Si ersturben sīt jęmerlīche von zweier edelen vrouwen nīt. |
5 | Ein rīchiu küneginne, vrou Uote ir muoter hiez.
ir vater, der heiz Dancrāt, der in diu erbe liez
sīt nāch sīnem lebene, ein ellens rīcher man,
der ouch in sīner jugende grōzer źren vil gewan. |
6 | Die drie künege wāren, als ich gesaget hān,
von vil hōhem ellen. In wāren undertān
ouch die besten recken, von den man hāt gesaget,
starc und vil küene, in scharpfen strīten unverzaget. |
7 | Daz was von Tronege Hagene und ouch der bruoder sīn,
Dancwart der vil snelle, von Metzen Ortwīn,
die zwźne marcgrāven Gźre und Eckewart,
Volkźr von Alzeye, mit ganzem ellen wol bewart. |
8 | Rūmolt der kuchenmeister, ein tiuwerlīcher degen,
Sindolt und Hūnolt, dise hźrren muosen pflegen
des hoves und der źren, der drīer künege man.
Si heten noch manegen recken, des ich genennen niene kan. |
9 | Dancwart, der was marschalc, dō was der neve sīn
truhsęze des küneges, von Metzen Ortwīn.
Sindolt, der was schenke, ein ūz erwelter degen.
Hūnolt was kameręre. Si kunden hōher źren pflegen. |
10 | Von des hoves krefte und von ir wīten kraft,
von ir vil hōhen werdekeit und von ir ritterschaft,
der die hźrren pflāgen mit vröuden al ir leben,
des enkunde iu ze wāre niemen gar ein ende geben. |
11 | In disen hōhen źren troumte Kriemhilde,
wie si zuge einen valken, starc, schn und wilde,
den ir zwźne aren erkrummen, daz si das muoste sehen,
ir enkunde in dirre werlde leider nimmźr geschehen. |
12 | Den troum si dō sagete ir muoter Uoten.
Sine kunde es niht bescheiden baz der guoten:
Der valke, den dū ziuhest, daz ist ein edel man.
In enwelle got behüeten, dū muost in schiere verloren hān. |
13 | Waz saget ir mir von manne, vil liebiu muoter mīn?
Āne recken minne, sō wil ich immer sīn.
Sus schn ich wil belīben unz an mīnen tōt,
daz ich von mannes minne sol gewinnen nimmźr nōt. |
14 | Nū versprich ez niht ze sźre, sprach aber ir muoter dō.
Soltū immer herzenlīche zer werlde werden vrō,
daz geschiht von mannes minne. Dū wirst ein schne wīp,
ob dir noch got gefüeget eins rehte guoten ritters līp. |
15 | Die rede lāt belīben, sprach si, vrouwe mīn,
ez ist an manegen wīben vil dicke worden schīn,
wie liebe mit leide ze jungest lōnen kan.
Ich sol si mīden beide, sōne kan mir nimmźr missegān. |
16 | Kriemhilt in ir muote sich minne gar bewac.
Sīt lebte diu vil guote vil manegen lieben tac,
daz sine wesse niemen, den minnen wolde ir līp.
Sīt wart si mit źren eins vil küenen recken wīp. |
17 | Der was der selbe valke, den si in ir troume sach,
den ir beschiet ir muoter. Wie sźre si daz rach
an ir nęhsten māgen, die in sluogen sint!
Durch sīn eines sterben starp vil maneger muoter kint. |
von Sîvride { 2 } Von Siegfried und wie er erzogen wurde. |
18 | Dō wuohs in Niderlanden eins vil edelen küneges kint,
des vater, der hiez Sigemunt, sīn muoter Sigelint,
in einer rīchen bürge, wīten wol bekant,
nidene bī dem Rīne. Diu was ze Santen genant. |
19 | Sīvrit was geheizen der snelle degen guot.
Er versuochte vil der rīche durch ellenthaften muot.
Durch sīnes lībes sterke er reit in manegiu lant.
Hey, waz er sneller degene sīt zen Burgonden vant! |
20 | In sīnen besten zīten, bī sīnen jungen tagen,
man mohte michel wunder von Sīvride sagen,
waz źren an im wüehse, und wie schne was sīn līp.
Sīt heten in ze minne diu vil wętlīchen wīp. |
21 | Man zōch in mit dem vlīze, als im daz wol gezam.
Von sīn selbes muote waz tugende er an sich nam!
Des wurden sīt gezieret sīnes vater lant,
daz man in ze allen dingen sō rehte hźrlichen vant. |
22 | Er was nū sō gewahsen, daz er ze hove reit.
Die liute in sāhen gerne. Manec vrouwe und manec meit
im wunschten, daz sīn wille in immer trüege dar.
Holt wurden im genuoge. Des wart der hźrre wol gewar. |
23 | Vil selten āne huote man rīten lie daz kint.
In hiez mit kleidern zieren Sigemunt und Sigelint.
Sīn pflāgen ouch die wīsen, den źre was bekant.
Des mochte er wol gewinnen beide liute unde lant. |
24 | Nū was er in der sterke, daz er wol wāfen truoc.
Swes er dar zuo bedorfte, des lac an im genuoc.
Er begunde mit sinnen werben schniu wīp.
Die trūten wol mit źren des küenen Sīvrides līp. |
25 | Dō hiez sīn vater Sigemunt künden sīnen man,
er wolde hōchgezīte mit lieben vriunden hān.
Diu męre man dō fuorte in ander künege lant.
Den vremden und den kunden gap er ross und guot gewant. |
26 | Swā man vant deheinen, der ritter solde sīn
von art der sīnen māge, diu edelen kindelīn
diu ladete man zuo dem lande durch die hōchgezīt.
Mit dem jungen künege swert genāmen si sīt. |
27 | Von der hōchgezīte man mohte wunder sagen.
Sigemunt unde Sigelint, die mohten wol bejagen
mit guote michel źre. Des teilte vil ir hant.
Des sach man vil der werden nū zin rīten in daz lant. |
28 | Vier hundert swertdegene, die solden tragen kleit
mit samt Sīvride. Vil manec schniu meit
von werke was unmüezec, wan si im wāren holt.
Vil der edelen steine die vrouwen leiten in daz golt, |
29 | die si mit porten wolden würken ūf ir wāt
den jungen stolzen recken. Des newas niht rāt.
Der wirt der hiez dō sidelen vil manegen küenen man
ze einen sunewenden, dā sīn sun Sīvrit wol ritters namen gewan. |
30 | Dō gie ze einem münster vil manec rīcher kneht
und manec edel ritter. Die wīsen heten reht,
daz si den tumben dienten, als in was ź getān.
Si heten kurzewīle und ouch vil maneger vröuden wān. |
31 | Got man dō zen źren eine messe sanc.
Dō huop sich von den liuten vil michel der gedranc,
dā si ze ritter wurden nāch ritterlīcher ź
mit alsō grōzen źren, daz wętlīch immer mźr ergź. |
32 | Si liefen, dā si funden gesatelt manec marc
in hove Sigemndes. Der būhurt wart sō starc,
daz man erdiezen hōrte palas und sal.
Die hōchgemuoten degene, die heten grzlīchen schal. |
33 | Von wīsen und von tumben man hōrte manegan stōz,
daz der schefte brechen gein den lüften dōz.
Trunzūne sach man vliegen für den palas dan
von maneges recken hende. Daz wart mit vlīze getān. |
34 | Der wirt der bat ez lāzen. Dō zōch man diu marc.
Man sach ouch dā zebrochen vil manege buckel starc,
vil der edelen steine gevellet ūf daz gras
ab liehten schildes spangen. Von hürten daz geschehen was. |
35 | Dō giengens wirtes geste, dā man in sitzen riet.
Vil der edelen spīse si von ir müede schiet,
und wīn der aller beste, des man in vil getruoc.
Den vremden und den kunden bōt man źren genuoc. |
36 | Swie vil si kurzewīle pflāgen al den tac,
vil der varender diete ruowe sich bewac.
Si dienten nāch der gābe, die man dā rīche vant.
Des wart mit lobe gezieret allez Sigemundes lant. |
37 | Der hźrre, der hiez līhen Sīvrit den jungen man
lant und bürge, als er hete ź getān.
Sīnen swertgenōzen, den gap dō vil sī hant.
Dō liebte in diu reise, daz si kōmen in daz lant. |
38 | Diu hōchgezīt, diu werte unz an den sibenden tac.
Sigelint diu rīche nāch alten siten pflac
durch ir suns liebe teilen rōtez golt.
Si kundez wol gedienen, daz im die liute wāren holt. |
39 | Vil lützel man der varnder armen dā vant.
Ross und kleider, daz stoup in von der hant,
sam si ze lebene heten niht mźr deheinen tac.
Ich węn, ie ingesinde sō grōzer milte gepflac. |
40 | Mit lobelīchen źren schiet sich diu hōchgezīt.
Von den rīchen hźrren hōrte man wol sīt,
daz si den jungen wolden ze eime hźrren hān.
Des engerte niht hźr Sīvrit, der vil wętlīche man. |
41 | Sīt daz noch beide lebten, Sigemunt und Sigelint,
niht wolde tragen krōne ir beider liebez kint.
Doch wolder wesen hźrre für allen den gewalt,
des in den landen vorhte der degen küen und balt. |
wie Sîvrit ze Wormze kom { 3 } Wie Siegfried nach Worms kam. |
42 | Den hźrren müeten selten deheiniu herzen leit.
Er hōrte sagen męre, wie ein schniu meit
węre in Burgonden, ze wunsche wolgetān,
von der er sīt vil vröuden und ouch arbeit gewan. |
43 | Diu ir unmāzen schne was vil wīten kunt,
und ir hōchgemüete zuo der selben stunt
an der juncvrouwen sō manec helt ervant.
Ez ladete vil der geste in daz Gunthźres lant. |
44 | Swaz man der werbenden nāch ir minne sach,
Kriemhilt in ir sinne ir selber nie verjach,
daz si deheinen wolde ze eime trūte hān.
Er was ir noch vil vremde, dem si wart sider undertān. |
45 | Dō gedāhte ūf hōhe minne daz Sigelinde kint.
Ez was ir aller werben wider in ein wint.
Er mohte wol verdienen schner vrouwen līp.
Sīt wart diu edele Kriemhilt des küenen Sīvrides wīp. |
46 | Im rieten sīne māge und genuoge sīne man,
sīt er ūf stęte minne wolde tragen wān,
daz er dan eine würbe, diu im möhte zemen.
Dō sprach der küene Sīvrit: Sō wil ich Kriemhilden nemen, |
47 | Die schnen juncvrouwen von Burgonden lant,
durch ir unmāzen schne. Das ist mir wol bekannt,
nie keiser wart sō rīche, der wolde haben wīp,
im zęme wol ze minnen der rīchen küneginne līp. |
48 | Disiu selben męre gehōrte Sigemunt.
Ez reiten sīne liute, dā von wart im kunt
der wille sīnes kindes was im harte leit,
daz er werben wolde die vil hźrlīchen meit. |
49 | Ez gevriesch ouch Sigelint, des edelen küneges wīp.
Si hete grōze sorge um ir kindes līp,
wan si wol erkande Gunthźren und sīne man.
Den gewerp man dem degene sźre leiden began. |
50 | Dō sprach der küene Sīvrit, Vil lieber vater mīn,
ān edeler vrouwen minne wolde ich immer sīn,
ich enwürbe, dar mīn herze vil grōze liebe hāt,
swaz iemen reden kunde, des ist deheiner slahte rāt. |
51 | Und wiltū niht erwinden, sprach der künec dō,
sō bin ich dīns willen węrlīchen vrō
und wil dir ez helfen enden, sō ich aller beste kan.
Doch hāt der künec Gunthźr vil manegen hōchverten man. |
52 | Ob ez ander niemen węre wan Hagene der degen,
der kan mit übermüete der hōchverte pflegen,
daz ich des sźre fürhte, es müge uns werden leit,
ob wir werben wellen die vil hźrlichen meit. |
53 | Waz mac uns daz gewerren?, sprach dō Sīvrit,
Swaz ich vriuntlīche niht ab in erbit,
daz mac sus erwerben mit ellen dā mīn hant.
Ich trūwe an in ertwingen beide liute und lant. |
54 | Dō sprach der fürste Sigemunt: Dīn rede, diu ist mir leit.
Wan würden disiu męre ze Rīne geseit,
dūne dorftest nimmźr gerīten in daz lant,
Gunthźr und Gźrnōt, die sint mir lange bekant. |
55 | Mit gewalte niemen erwerben mac die maget,
sō sprach der künec Sigemunt, daz ist mir wol gesaget.
Wilt aber dū mit recken rīten in daz lant,
ob wir iht haben vriunde, die werdent schiere besant. |
56 | Des enist mir niht ze muote, sprach aber Sīvrit,
daz mir sulen recken ze Rīne volgen mit
durch deheine hervart, daz węre mir vil leit,
dā mit ich solde ertwingen die vil wętlīchen meit. |
57 | Si mac wol sus erweben dā mīn eines hant.
Ich wil selbe zwelfte in Gunthźres lant.
Dar sult ir mir helfen, vater Sigemunt.
Dō gap man sīnen degenen ze kleidern grā und bunt. |
58 | Dō vernam ouch disiu męre sīn muoter Sigelint.
Si begunde trūren um ir liebez kint.
Daz vorhte si verliesen von Gunthźres man.
Diu edele küneginne vil sźre weinen began. |
59 | Sīvrit der hźrre gie, dā er si sach.
Wider sīne muoter er gūetlīche sprach:
Vrouwe, ir sult niht weinen durch den willen mīn.
Jā wil ich ān sorge vor allen wīganden sīn. |
60 | Und helfet mir der reise in Burgonden lant,
daz ich und mīne recken haben sölch gewant,
daz alsō stolze helde mit źren mügen tragen.
Des will ich iu genāde mit triuwen węrlīchen sagen. |
61 | Sīt dū niht wil erwinden, sprach vrou Sigelint,
sō hilf ich dir der reise, mīn einigez kint,
mit der besten węte, die ritter ie getruoc,
dir und dīnen gesellen. Ir sult ir füeren genuoc. |
62 | Dō neic der küneginne Sīvrit, der junge man.
Er sprach: Ich wil zer verte niemen mźr hān
niuwan zwelf recken. Den sol man prüeven wāt.
I wil daz sehen gerne, wiez um Kriemhilde stāt. |
63 | Dō sāzen schne vrouwen naht und tac,
daz lützel ir deheiniu ruowe gepflac,
unze man geworhte die Sīvrides wāt.
Er wolde sīner reise haben deheiner slahte rāt. |
64 | Sīn vater hiez im zieren sīn ritterlīch gewant,
dā mit er wolde rūmen daz Sigemundes lant,
und ir vil liehten brünne, die wurden ouch bereit,
und ir vesten helme, ir schilde schn und breit. |
65 | Dō nāhete in ir reise zen Burgonden dan.
Um si begunde sorgen wīp und man,
ob si immer komen solden heim wider in daz lant.
Die helde in heizen soumen beide wāfen und gewant. |
66 | Ir ross, diu wāren schne, ir gereite goldes rōt.
lebte iemen übermüeter, des enwas niht nōt,
denne węre Sīvrit und die sīne man.
Urloubes er dō gerte zuo den Burgonden dan. |
67 | In werten trūreclīchen der künec und sīn wīp.
Er trōste minneclīchen dō ir beider līp.
Er sprach: Ir sult niht weinen durch den willen mīn.
immer āne sorge sult ir mīnes lībes sīn. |
68 | Ez was leit den recken. Ez weinte ouch manec meit.
Ich węn, in hete ir herze rehte daz geseit,
daz in sō vil der vriunde dā von gelęge tōt.
Von schulden di dō klageten. Des gie in węrlīche nōt. |
69 | An dem sibenden morgen ze Wormez ūf den sant
riten die vil küenen. Allez ir gewant
was von rōtem golde, ir gereite wol getān.
Ir ross in giengen ebene, des küenen Sīvrides man. |
70 | Ir schilde wāren niuwe, lieht unde breit,
und vil schn ir helme, dā ze hove reit
Sīvrit der vil küene in Gunthźres lant.
Man gesach an helden nie sō hźrlīch gewant. |
71 | Diu ort ir swerten giengen nider ūf den sporn.
Ez fuorten scharpfe gźren die ritter ūz erkorn.
Sīvrit, der fuorte ir einen wol zweier spannen breit,
der zuo sīnen ecken vil harte vreislīchen sneit. |
72 | Die golt varwen zoume fuortens an der hant,
sīdlīniu fürbüege. Sus kōmens in daz lant.
Daz volc si allenthalben kapfen an began.
Dō liefen in engegene vil der Gunthźres man. |
73 | Die hōchgemuoten recken, ritter und kneht,
die giengen zuo den hźrren, daz was michel reht,
und enpfiengen dise geste in ir hźrren lant
und nāmen in die mre mit den schilden von der hant. |
74 | Diu ross si wolden dannen ziehen an gemach.
Sīvrit der vil küene, wie snelle er dō sprach:
Lāt uns stān die mre, mir und mīnen man.
Wir wellen schiere hinnen. Des ich vil guoten willen hān. |
75 | Swem sīn kunt diu męre, der sol mich niht verdagen:
wā ich den künec vinde, daz sol man mir sagen,
Gunthźren den vil rīchen ūz Burgonden lant.
Dō sagte ez im ir einer, dem ez rehte was bekant: |
76 | Welt ir den hźrren vinden, daz mac vil wol geschehen.
In jenem sale wīten, dā hān ich in gesehen
bī den sīnen helden. Da sult ir hine gān.
Dā muget ir bī im vinden vil manegen hźrlīchen man. |
77 | Nū wāren dem künege diu męre geseit,
daz dā komen węren ritter vil gemeit,
die füorten wīze brünne und hźrlīch gewant.
Sine erkande niemen in der Burgonden lant. |
78 | Den künec des hete wunder, von wannen kmen dar
Die hźrlīchen recken in węte lieht gevar,
und mit sō guoten schilden, niuwe und breit.
daz im daz sagte niemen, daz was Gunthźre leit. |
79 | Des antwurte dem künege von Metzen Ortwīn,
rīch und küene mohte er wol sīn:
Sīt wir ir niht erkennen, nū sult ir heizen gān
nāch mīnem heim Hagenen. Den sult ir si sehen lān. |
80 | Dem sint kunt diu rīche und ouch diu vremden lant.
Sint im die hźrren kunde, daz tuot er uns bekant.
Der künec bat in bringen und die sīnen man.
Man sach in hźrlīche mit recken hin ze hove gān. |
81 | Waz sīn der künec wolde, des vrāgte Hagene.
Ez sint in mīnem hūse unkunde degene,
die niemen hie bekennet. Habt ir si ie gesehen,
des sult ir mir, hźr Hagene, der rehten wārheite jehen. |
82 | Daz tuon ich, sprach Hagene. Zeinem venster er dā gie.
Sin ouge er dō wenken zuo den gesten lie.
Wol behagte im ir geverte und ouch ir gewant.
Si wāren im vil vremde in der Burgonden lant. |
83 | Er sprach, von swannen kmen die recken an den Rīn,
ez möhten selbe fürsten oder fürsten boten sīn.
Ir ross, diu węren schne, ir kleider harte guot.
Von swannen daz si füeren, si węren hōchgemuot. |
84 | Alsō sprach dō Hagene: Ich wil des wol verjehen,
swie ich Sīvriden nie mźr habe gesehen,
sō wil ich wol gelouben, swie ez dar umbe stāt,
daz ez sī der recke, der dort sō hźrlīch gāt. |
85 | Er bringet niuwe męre her in ditze lant.
Die küenen Nibelunge sluoc des heldes hant,
Schilbunc und Nibelungen, diu rīchen küneges kint.
Er vrumte starkiu wunder mit sīner grōzen krefte sint. |
86 | Dā der helt aleine ān alle helfe reit,
er vant vor einem berge, daz ist mir wol geseit,
bī Nibelunges horde vil manegen küenen man.
Die wāren im ź vremde, unz er ir kunde dā gewan. |
87 | Hort der Nibelunges, der was gar getragen
ūz einem holem berge. Nū hret wunder sagen,
wie in wolden teilen der Nibelunge man.
Daz sach der degen Sīvrit. Den helt ez wunderen began. |
88 | Er kom zuo zin sō nāhen, daz er die helde sach,
und ouch in die degene. Ir einer drunder sprach:
Hie kumt der starke Sīvrit, der helt von Niderlant.
Vil seltsęniu męre er an den Nibelungen vant. |
89 | Den recken wol enpfiengen Schilbunc und Nibelunc.
Mit gemeinem rāte die edelen fürsten junc
den schatz in bāten teilen den wętlīchen man,
und gerten des mit vlīze. Der hźrre loben inz began. |
90 | Er sach sō vil gesteines, sō wir hren sagen,
hundert kanzwegene ez möhten niht getragen,
noch mź des rōten goldes von Nibelunge lant.
Daz solde in allez teilen des küenen Sīvrides hant. |
91 | Dō gāben si im ze miete daz Nibelunges swert.
Sie wāren mit dem dienste vil übele gewert,
den in dā leisten solde Sīvrit, der helt guot.
Er enkundez niht verenden, sie wāren zornec gemuot. |
92 | Si heten dā ir vriunde zwelf küene man,
daz starke risen wāren. Waz kundez si vervān?
Die sluoc sīt mit zorne diu Sīvrides hant,
und recken siben hundert twanc er von Nibelunge lant |
93 | mit dem guoten swerte, daz hiez Balmunc.
Durch die starken vorhte vil manec recke junc
die sie zem swerte heten und an den küenen man
daz lant zuo den bürgen si im tāten undertān. |
94 | Dar zuo die rīchen künege, die sluoc er beide tōt.
Er kom von Albrīche sīt in grōze nōt.
Der wānde sīne hźrren rechen dā zehant,
unz er die grōzen sterke sīt an Sīvride vant. |
95 | Dōne kunde im niht gestrīten daz starke getwerc.
Alsam die lewen wilde si liefen an den berc,
dā er die tarnkappen sīt Albrīche an gewan.
Dō was des hordes hźrre Sīvrit, der vreislīche man. |
96 | Die dā torsten vehten, die lāgen alle erslagen.
Den schatz, den hiez er balde füeren und tragen,
dā in dā vor dā nāmen die Nibelunge man.
Albrīch der vil starke dō die kamern gewan. |
97 | Er muose im sweren eide, er diente im sō sīn kneht.
Aller hande dinge was er im gereht.
Sō sprach von Tronege Hagene: Daz hāt er getān.
Alsō grōzer krefte nie mźr recke gewan. |
98 | Noch weiz ich an im mźre, daz mir ist bekant:
einen linttrachen, den sluoc des heldes hant.
Er badete sich in dem bluote. Sīn hūt wart hurnīn.
Des snīdet in kein wāfen. Daz ist dicke worden schīn. |
99 | Wir suln den hźrren enpfāhen deste baz,
daz wir iht verdienen des jungen recken haz.
Sīn līp, der ist sō küene, man sol in holden hān.
Er hāt mit sīner krefte sō manegiu wunder getān. |
100 | Dō sprach der künec rīche: Du maht wol haben wār.
Nū sich, wie degenlīche er stāt in strītes vār,
er und die sīnen degene, der vil küene man.
Wir sulen im engegene hin nider zuo dem recken gān. |
101 | Daz muget ir, sprach dō Hagene, wol mit źren tuon.
Er ist von edelem künne, eines rīchen küneges sun.
Er stāt in der gebęre, mich dunket, wizze Krist,
ez ensīn niht kleiniu męre, dar umb er her geriten ist. |
102 | Dō sprac der künec des landes: Nū sī uns willekomen!
Er ist edel und küene, daz hān ich wol vernomen,
des sol ouch er geniezen in Burgonden lant.
Dō gie der hźrre Gunthźr, dā der Sīvriden vant. |
103 | Der wirt und sīne recken enpfiengen sō den gast,
daz in an ir zühten vil wźnec iht gebrast.
Des begunde in nīgen der wętlīche man,
daz si in heten grüezen sō rehte schōne getān. |
104 | Mich wunderrt dirre męre, sprach der künec zehant,
von wannen ir, edel Sīvrit, sīt komen in ditze lant,
oder waz ir wellent werben ze Wormez an den Rīn.
Dō sprach der gast zem künege: Daz so iuch unverdaget sīn. |
105 | Mir wart gesaget męre in mīnes vater lant,
daz hie bī iu węren, daz hete ich gerne erkant,
die küensten recken, des hān ich vil vernomen,
die ie künec gewünne. Dar umbe bin ich her bekomen. |
106 | Ouch hre ich iu selben der degenheite jehen,
daz man künec deheinen küener habe gesehen.
Des redent vil die liute über elliu disiu lant.
Nū wil ich niht erwinden, unz ez mir werde bekant. |
107 | Ich bin ouch ein recke und solde krōne tragen.
Ich wil daz gerne füegen, daz si von mir sagen,
daz ich habe von rehte liuhte und lant.
Dar umbe sol mīn źre und ouch mīn houbet wesen pfant. |
108 | Nū ir sīt sō küene, als mir ist geseit,
sōne ruoche ich, ist daz iemen liep oder leit,
ich wil an iu ertwingen, swaz ir müget hān.
Land unde bürge, daz sol mir werden undertān. |
109 | Den künec hete wunder und sīne man alsam
umbe disiu męre, diu er hie vernam,
daz er des hete willen, er nęme im sīniu lant.
Daz hōrten sīne degene. Dō wart in zürnen bekant. |
110 | Wie hete ich daz verdienet, sprach Gunthźr der degen,
des mīn vater lange mit źren hāt gepflegen,
daz wir daz solden verliesen von iemannes kraft?
Wir liezen übele schīnen, daz wir ouch pflegen ritterschaft. |
111 | Ine wil es niht erwinden, sprach aber der küene man,
ez enmüge von dīnen ellen dīn lant den vride hān,
ich wil es alles walden. Und ouch diu erbe mīn,
erwirbest dūz mit sterke, diu sulen dir undertęnec sīn. |
112 | Dīn erbe und ouch daz mīne sulen gelīche ligen.
Sweder unser einer am andern mac gesigen,
dem sol ez allez dienen, diu liute und ouch diu lant.
Daz widerredete Hagene und Gźrnōt zehant. |
113 | Wir hān des niht gedingen, sprach dō Gźrnōt,
daz wir iht lande ertwingen, daz iemen drumbe tōt
gelige vor heldes handen. Wir haben rīchiu lant,
diu dienent uns von rehte. Ze niemen sint si baz bewant. |
114 | Mit grimmigem muote dā stuonden vriunde sīn.
Dō was ouch dar under von Metzen Ortwīn.
Der sprach: Disiu suone, diu is mir harte leit.
Iu hāt der starke Sīvrit unverdienet widerseit. |
115 | Ob ir und iuwer bruoder hete niht die wer,
und ob er danne fuorte ein ganzez küneges her,
ich trūte wol erstrīten, daz der küene man
diz starkez übermüeten von wāren schulden müese lān. |
116 | Daz zurnde harte sźre der helt von Niderlant.
Er sprach: Sich sol vermezzen niht wider mich dīn hant.
Ich bin ein künec rīche, sō bistū küneges man.
Jāne dorfen mich dīn zwelve mit strīte nimmźr bestān! |
117 | Nāch swerten rief dō sźre von Metzen Ortwīn.
Er mohte Hagenen swester sun von Tronege vil wol sīn.
Daz der sō lange dagete, daz was dem künege leit.
Dō understuondez Gźrnōt, der ritter küen und gemeit. |
118 | Er sprach ze Ortwīne: Lāt iuwer zürnen stān!
Uns enhāt der hźrre Sīvrit sölches niht getān,
wir enmugenz noch wol scheiden mit zühten, deist mīn rāt,
und haben in ze vriunde. Daz uns noch lobelīcher stāt. |
119 | Dō sprach der starke Hagene: Uns mac wol wesen leit,
allen dīnen degenen, daz er ie gereit
durch strīten her ze Rīne. Er solde ez haben lān.
Im heten mīne hźrren sölcher leide niht getān. |
120 | Des antwurte Sīvrit, der kreftige man:
Müet iuch daz, hźr Hagene, daz ich gesprochen hān.
sō sol ich lāzen kiesen, daz die hende mīn
wellent vil gewaltec hie zen Burgonden sīn. |
121 | Daz sol ich eine wenden, sprach aber Gźrnōt.
Allen sīnen degenen reden er verbōt
iht mit übermüete, des im węre leit.
Dō gedāhte ouch Sīvrit an die hźrlīchen meit. |
122 | Wie zęme uns mit iu strīten? sprach aber Gźrnōt.
Swaz helde nū dar under müese ligen tōt,
wir hetens lützel źre, und ir vil kleinen vrum.
Des antwurte im dō Sīvrit, des künec Sigemundes sun: |
123 | War umbe bītet Hagene und ouch Ortwīn,
daz er niht gāhet strīten mit den vriunden sīn,
der er hie sō manegen zen Burgonden hāt?
Si muosen rede vermīden. Daz was Gźrmōtes rāt. |
124 | Ir sult uns wesen willekomen, sō sprach daz Uoten kint,
mit iuwern gesellen, die mit iu komen sint!
Wir sulen iu gerne dienen, ich und die māge mīn.
Dō hiez man den gesten schenken den Gunthźres wīn. |
125 | Dō sprach der wirt des landes: Alles, daz wir hān,
geruochet irs nāch źren, daz sī iu undertān,
und sī mit iu geteilet līp und guot.
Dō wart der hźrre Sīvrit ein lützel sanfter gemuot. |
126 | Dō hiez man in gehalten allez ir gewant.
Man suochte herberge, die besten die man vant,
Sīvrides knehten. Man schuof in guot gemach.
Den gast man sīt vil gerne dā zen Burgonden sach. |
127 | Man bōt im michel źre dar nāch ze manegen tagen,
tūsent stunden mźre dann ich iu kan gesagen.
Daz hete versolt sīn ellen. Ir sult gelouben daz,
in sach vil lützel iemen, der im węre gehaz. |
128 | Sich vlizzen kurzewīle die künege und ouch ir man,
sō was er ie der beste. Swes man dā began,
des enkunde im gevolgen niemen, sō michel was sīn kraft,
sō si den stein wurfen oder schuzzen den schaft. |
129 | Swā sō bī den vrouwen durch ir höveschheit
kurzewīle pflāgen die ritter vil gemeit,
dā sach man ie vil gerne den helt von Niderlant.
Er hete ūf hōhe minne sīne sinne gewant. |
130 | Swes man ie begunde, des was sīn līp bereit.
Er truoc in sīnem sinne ein minnelīche meit,
und ouch in ein diu vrouwe, die er noch nie gesach,
diu im in heinlīche vil dicke güetlīchen sprach. |
131 | Swenne ūf dem hove wolden spilen dā diu kint,
ritter und knehte, daz sach vil dicke sint
Kriemhilt durch diu venster, diu küneginne hźr.
Deheiner kurzewīle bedorfte si in den zīten mźr. |
132 | Wesse er, daz in sęhe, die er in hezen truoc,
dā hete er kurzewīle immer von genuoc.
Sęhen si sīniu ougen, daz Sigelinde kint,
daz in durch herzenliebe trūte manec vrouwe sint. |
133 | Swenne er bī den helden ūf dem hove stuont,
alsō noch die liute durch kurzewīle tuont,
sō stuont sō minneclīche daz Sigelinde kint,
daz in durch herzenliebe trūte manec vrouwe sint. |
134 | Er gedāhte ouch manege zīte: wie sol daz geschehen,
daz ich die maget edele mit ougen mügen sehen,
die ich von herzen minne, und lange hān getān?
Diu ist mir noch vil vremde. Des muoz ich trūric stān. |
135 | Sō ie die künege rīche riten in ir lant,
sō muosen ouch die recken mit in al zehant.
Dā mite muose ouch Sīvrit. Daz was der vrouwen leit.
Er leite ouch von ir minne dicke michel arbeit. |
136 | Sus wonte er bī den hźrren, daz ist al wār,
in Gunthźres lande volleclīch ein jār,
daz er die minneclīchen die zīte niene gesach.
Dā von im sīt vil liebe und ouch vil leide geschach. |
wie er mit den Sahsen streit { 4 } Wie Siegfried mit den Sachsen stritt. |
137 | Nū nāhten vremdiu męre in Gunthźres lant
von boten, die in verre wurden dar gesant
von unkunden recken, die in truogen haz.
Dō sie die rede vernāmen, leit was in węrlīche daz. |
138 | Die wil ich iu nennen: ez was Liudegźr
ūzer Sahsen lande, ein rīcher fürste hźr,
und ouch von Tenemarke der künec Liudegast.
Die brāhten in ir reise vil manegen hźrlīchen gast. |
139 | Ir boten komen wāren in Gunthźres lant,
die sīne widerwinnen beten dar gesant.
Dō vrāgete man der męre die unkunden man.
Man hiez die boten balde ze hove für den künec gān. |
140 | Der gruozte si vil schōne. Er sprach: Sīt willekomen!
Wer iuch her habe gesendet, des enhān ich niht vernomen.
Daz sult ir lāzen hren, sprach der künec guot.
Do vorhten si vil sźre den grimmen Gunthźres muot. |
141 | Welt ir, künec, erlouben, daz wir iu męre sagen,
diu wir iu dā bringen, sōne sul wir niht verdagen,
wir nenne iu die hźrren, die uns her habent gesant.
Liudegast und Liudegźr, die wellent suochen her enlant. |
142 | Ir habt ir zorn verdienet. Jā hōrten wir wol daz,
daz iu die hźrren beide tragent grōzen haz!
Sie wellent herverten ze Wormez an den Rīn.
In hilfet vil der degene, daz wizzet ūf die triuwe mīn. |
143 | Inre zwelf wochen diu reise muoz geschehen.
Habt ir iht guoter vriunde, daz lāzen balde sehen,
die iu vriden helfen die bürge und iuwer lant.
Hie wirt von in verhouwen vil manec helm und rant. |
144 | Oder welt ir mit in dingen, sō enbietet ez in dar.
Sōne rītent iu sō nāhen niht die manegen schar
der iuwer starken vīande ūf herzenlīchiu leit,
dā von verderben müezen vil guote ritter gemeit. |
145 | Nū bītet eine wīle, sprach der künec guot,
unz ich mich baz versinne. Ich künd iu mīnen muot.
Hān ich getriuwer iemen, diene sol ich niht verdagen.
Disiu starken męre sol ich mīnen vriunden klagen. |
146 | Gunthźre dem vil rīchen wart leide genuoc.
Die rede er tougenlīchen in sīnem herzen truoc.
Er hiez gewinnen Hagenen und ander sīne man
und bat ouch harte balde ze hove nāch Gźrnōte gān. |
147 | Dō kōmen die besten, swaz man der dā vant.
Er sprach: Man wil uns suochen her in unser lant
mit starken herverten. Daz lāt iu wesen leit!
Des antwurte Gźrnōt, ein ritter küen und gemeit: |
148 | Daz wer źt wir mit swerten, sō sprach Gźrnōt,
dā sterbent wan die feigen. Die lāzen ligen tōt.
Dar umb ich niht vergezzen mac der źren mīn.
Die unsern vīande suln uns willekomen sīn! |
149 | Dō sprach von Tronege Hagene: Daz endunket mich niht guot.
Liudegast und Liudegźr, die tragent übermuot.
Wir mugen uns niht besenden in sō kurzen tagen,
sō sprach der küene recke. Wan müge ir ez Sīvride sagen? |
150 | Die boten herbergen hiez man in die stat.
Swie vīent man in węre, vil schōne ir pflegen bat
Gunthźr der rīche, daz was wol getān,
unz er ervant an vriunden, wer im dā wolde gestān. |
151 | Dem künege in sīnen sorgen was iedoch vil leit.
Dō sach in trūrende ein ritter vil gemeit.
der niht mohte wizzen, waz im was geschehen.
Dō bat er im der męre den künec Gunthźr verjehen. |
152 | Mich nimt des michel wunder, sprach dō Sīvrit,
wie habt ir sō verkźret die vrlīchen sit,
der ir mit uns nū lange habt al her gepflegen?
Des anwurte im dō Gunthźr, der vil zierlīche degen: |
153 | Jāne mac ich allen liuten die swęre niht gesagen,
die ich muoz tougenlīche in mīnem herzen tragen!
Man sol stęten vriunden klagen herzen nōt.
Diu Sīvrides varwe wart dō bleich und rōt. |
154 | Er sprach zuo dem künege: Ine hān iu niht verseit.
Ich sol iu helfen wenden elliu iuwer leit.
Welt ir vriunde suochen, der sol ich einer sīn,
und trūwez wol volbringen mit źren an daz ende mīn. |
155 | Nū lōn iu got hźr Sīvrit, diu rede dunket mich guot.
Und ob mir nimmźr helfe iuwer ellen getuot,
ich vröu mich doch der męre, daz ir mir sīt sō holt.
Leb ich deheine wīle, ez wirdet umb iuch wol versolt. |
156 | Ich wil iuch lāzen hren, war umb ich trūrec stān.
Von boten mīner vīande ich daz vernomen hān,
daz si mich wellen suochen mit herverten hie.
Daz getāten uns noch degene her zuo disen landen nie. |
157 | Daz lāt iuch ahten ringe, sprach dō Sīvrit,
und senftet iuwerem muote. Tuot, des ich iuch bit!
Lāt mich iu erwerben źre unde vrumen
und bittet iuwer degene, daz si iu ouch ze helfe kumen. |
158 | Swenne iuwer starken vīande zir helfe möhten hān
drīzec tūsent degene, sō wolde ich si bestān,
und hete ich niuwan tūsent. Des lāt iuch an mich.
Dō sprach der künec Gunthźr: Daz dien ich immer umbe dich. |
159 | Sō heizet mir gewinnen tūsent iuwer man,
sīt daz ich der mīnen bī mir niht enhān
niuwan zwelf recken. Sō wer ich iuwer lant.
Iu sol mit triuwen dienen immer Sīvrides hant. |
160 | Des sol uns helfen Hagene und ouch Ortwīn,
Dancwart und Sindolt, die lieben recken dīn.
Ouch sol dā mit rīten Volkźr, der küene man,
der sol den vanen füeren. Baz ichs niemen engan. |
161 | Und lāt die boten rīten heim in ir hźrren lant.
Daz si uns sehen schiere, daz tuo man in bekant,
sō daz unser bürge müezen vride hān.
Dō hiez der künec besenden beide māge und man. |
162 | Die boten Liudegźres ze hove giengen dō.
Daz si ze lande solden, des wāren si vil vrō.
Dō bōt in rīche gābe Gunthźr, der künec guot,
und schuof in sīn geleite. Des stuont in hōhe der muot. |
163 | Nu sagt, sprach dō Gunthźr, den starken vīanden mīn,
si mugen mit ir reise wol dā heime sīn.
Wellen aber si mich suochen her in mīniu lant,
mir enzerinne mīner vriunde, in wirt arbeit erkant. |
164 | Den boten rīche gābe man dō für truoc.
Der hete in ze gebene Gunthźr genuoc.
Diene torsten versprechen die Liudegźres man,
dō si urloup genāmen. Si schieden vrlīche dan. |
165 | Dō die boten wāren ze Tenemarke komen,
und der künec Liudegast hete daz vernomen,
wie si von Rīne kmen, als im daz wart geseit,
ir starkez übermüeten, daz was im węrlīchen leit. |
166 | Si sagten, daz sie heten vil manegen küenen man.
Ouch sāhen si dar under einen recken stān,
der was geheizen Sīvrit, ein helt ūz Niderlant.
Ez leidete Liudegaste, als er daz męre rehte erevant. |
167 | Dō die von Tenemarke ditze hōrten sagen,
dō īlten si der vriunde deste mźr bejagen,
unz daz hźr Liudegast sīner küenen man
zweinzec tūsent degene zuo sīner reise gewan. |
168 | Dō besande ouch sich von Sahsen der künec Liudegźr,
unze si vierzec tūsent heten unde mźr.
mit den si wolden rīten in Burgonden lant.
Dō hete ouch sich hie heime der künec Gunthźr besant |
169 | mit den sīnen māgen und sīner bruoder man,
die si wolden füeren durch urliuge dan,
und ouch die Hagenen recken. Des gie den helden nōt.
dar umbe muosen degene sider kiesen den tōt. |
170 | Si vlizzen sich der reise, dō si wolden dan.
Den vanen muose leiten Volkźr, der küene man,
alsō si wolden rīten von Wormez über Rīn.
Hagene von Tronege, der muose scharmeister sīn. |
171 | Dā mite reit ouch Sindolt und Hūnolt,
die wol gedienen kunden daz Gunthźres golt.
Dancwart, Hagenen bruoder, und ouch Ortwīn,
die mohten wol mit źren in der herverte sīn. |
172 | Hźr künec, nū sī hie heime, sprach dō Sīvrit,
sīt daz iuwer recken mir wellent volgen mit,
belībet bī den vrouwen und traget hōhen muot!
Ich trūwe iu wol behüeten beidiu źre unde guot. |
173 | Die iuch dā wolden suochen ze Wormez an den Rīn,
daz wil ich wol behüeten, si mügen dā heime sīn.
Wir sulen in gerīten sō nāhen in ir lant,
daz in ir übermüeten werde in sorgen erwant. |
174 | Von Rīne si durch Hessen mit ir helden riten
gegen Sahsen lande. Dā war sīt gestriten.
Mit roube und ouch mit brande wuosten si daz lant,
daz ez den fürsten beiden wart mit arbeit bekant. |
175 | Si kōmen ūf die marke. Die knehte zogten dan.
Sīvrit der vil starke vrāgen des began:
Wer sol des gesindes uns nū hüeten hie?
Jāne wart den Sahsen geriten schedelīcher nie. |
176 | Si spāchen: Lāt die tumben hüeten ūf den wegen
den küenen Dancwarten. Der ist ein sneller degen.
Wir verliesen deste minre von Liudegźres man.
Lāt in und Ortwīnen hie die nāchhuote hān! |
177 | Sō wil ich selbe rīten, sprach Sīvrit der degen,
und wil der warte gegen den vīanden pflegen,
unz ich rehte ervinde, wā die recken sint.
Dō wart gewāfent schiere der schnen Sigelinden kint. |
178 | Daz volc bevalch er Hagenen, dō er wolde dan,
und Gźrnōte, dem vil küenen man.
Dō reit er eine dannen in der Sahsen lant.
Des wart von im verhouwen des tages manec helmbant. |
179 | Dō sach er her daz grōze, daz ūf dem velde lac,
daz wider sīner helfe mit unfuoge wac.
Des was wol vierzec tūsent oder dannoch baz.
Sīvrit in hōhem muote sach vil vrlīche daz. |
180 | Dō hete ouch sich ein recke gein den vīanden dar
erhaben ūf die warte, der was ze vlīze gar.
Den sach der hźrre Sīvrit, und in der küene man.
Ieweder dō des andern mit nīde hüeten began. |
181 | Ich sag iu, wer der węre, der der warte pflac:
ein liehter schilt von golde im vor der hende lac.
Ez was der künec Liudegast, der huote sīner schar.
Dirre gast vil edele sprancte vil hźrlīchen dar. |
182 | Nū hete ouch in hźr Liudegast vīentlīch erkorn.
Ir ross si nāmen beide zen sīten mit den sporn.
Si neigten ūf die schilde die schefte mit ir kraft.
Des wart der künec rīche mit grōzen sorgen behaft. |
183 | Diu ross nāch stiche truogen diu rīchen küneges kint
beide für ein ander, sam si węte ein wint.
Mit zoumen wart gewendet vil ritterlīche dan.
Mit swerten ez versuochten die zwźne grimmige man. |
184 | Dō sluoc der hźrre Sīvrit, daz al daz velt erdōz.
Dō stoup ūz dem helme sam von brenden grōz
die fiuwer rōten vanken von des heldes hant.
Ir ietweder den sīnen an dem andern vant. |
185 | Ouch sluoc im hźr Liudegast vil manegen grimmen slac.
Ir ietweders ellen ūf schilden vaste lac.
Dō heten dar gehüetet wol drīzec sīner man.
Ź daz im die kmen, den sic doch Sīvrit gewan |
186 | mit drīen starken wunden, die er dem künege sluoc
durch eine wīze brünne, diu was guot genuoc.
Daz swert an sīnen ecken brāhte ūz wunden bluot.
Des muose der künec Liudegast haben trūrigen muot. |
187 | Er bat sich leben lāzen und bōt im sīniu lant
und sagte im, daz er węre Liudegast genant.
Dō kōmen sīne recken. Die heten wol gesehen.
waz dā von in beiden ūf der warte was geschehen. |
188 | Er wolde in füeren dannen. Dō wart er an gerant
von drīzec sīnen mannen. Dō werte des heldes hant
sīnen rīchen gīsel mit ungefüegen slegen.
Sīt tet schaden mźre der vil zierlīche degen.
|
189 | Die drīzec er ze tōde vil werlīche sluoc.
Er liez ir leben einen. Balde er reit genuoc
und sagte hin diu męre, waz hie was geschehen.
Ouch mohte mans die wārheit an sīnem rōten helme sehen. |
190 | Den von Tenemarke was vil grimme leit,
ir hźrre was gevangen. Dō in daz wart geseit,
man sagte ez sīnem bruoder. Toben er began
von ungefüegem zorne, wand im was leide getān. |
191 | Liudegast der recke was gefüeret dan
von Sīvrides gewalte zuo Gunthźres man.
Er bevalch in Hagenen. Dō in daz wart geseit,
daz ez der künec węre, dō was in męzlīche leit. |
192 | Man hiez den Burgonden ir vanen binden an.
Wol ūf! sprach Sīvrit, Hie wirt mźr getān,
ź sich der tac verende. Sol ich haben den līp,
daz müet in Sahsen lande vil manec wętlīchez wīp. |
193 | Ir helde von dem Rīne, ir sult mīn nemen war.
Ich kan iuch wol geleiten in Liudegźres schar.
Sō seht ir helme houwen von guoter helde hant.
Ź daz wir wider wenden, in wirdet sorge bekant. |
194 | Zen rossen gāhte Gźrnōt und sīne man.
Den vanen zucte balde der starke spileman,
Volkźr der hźrre. Dō reit er vor der schar.
Dō was ouch daz gesinde ze strīte hźrlīchen gar. |
195 | Si fuorten doch niht mźre niuwan tūsent man,
dar über zwelf recken. Stieben dō began
die molten von den strāzen. Si riten über lant.
Dā sach man von in schīnen vil manegen hźrlīchen rant. |
196 | Dō wāren ouch die Sahsen mit ir scharn komen,
mit swerten wol gewahsen, daz hān ich sīt vernomen.
Diu swert, diu sniten sźre den helden an der hant.
Dō wolden si den gesten weren bürge und lant. |
197 | Der hźrren scharmeister daz volc dō fuorte dan.
Dō was ouch komen Sīvrit mit den sīnen man,
die er mit im brāhte ūzer Niderlant.
Des tages war in sturme vil manec bluotigiu hant. |
198 | Sindolt und Hūnolt und ouch Gźrnōt,
die sluogen in dem strīte vil manegen helt tōt,
ź si daz rehte erfunden, wie küene was ir līp.
Daz muose sīt beweinen vil manec edel wīp. |
199 | Volkźr und Hagene und ouch Ortwīn,
die laschten ime strīte vil maneges helmes schīn
mit vliezendem bluote, die sturmküene man.
Dā wart von Dancwarte vil michel wunder getān. |
200 | Die von Tenemarke versuochten wol ir hant.
Dō hōrte man von hurte erdiezen manegen rant
und ouch von scharpfen swerten, der man dā vil gesluoc.
Die strītküenen Sahsen tāten schaden dā genuoc. |
201 | Dō die von Burgonden drungen in den strīt,
von in wart erhouwen vil manec wunde wīt.
Dō sach man über setele vliezen daz bluot.
Sus wurben nāch den źren die ritter küene unde guot. |
202 | Man hōrte dā lūte erhellen den helden an der hant
diu vil scharpfen wāfen, dō die von Niderlant
drungen nāch ir hźrren in die herten schar.
Si kōmen degenlīche mit samt Sīvride dar. |
203 | Volgen der von Rīne niemen man im sach.
Man mohte kiesen vliezen den bluotigen bach
durch die liehten helme von Sīvrides hant,
unz er Liudergźren vor sīnen hergesellen vant. |
204 | Drī widerkźre hete er nū genomen
durch daz her anz ende. Nū was Hagene komen,
der half im wol ervollen in sturme sīnen muot.
Des tage muose ersterben vor in manec ritter guot. |
205 | Dō der starke Liudegźr Sīvriden vant,
und daz er alsō hōhe truoc an sīner hant
den guoten Balmungen und ir sō manegen sluoc,
des wart der hźrre zornec und grimmic genuoc. |
206 | Dō wart ein michel dringen und grōzer swerte klanc,
dā ir ingesinde zuo zein ander dranc.
Dō versuochten sich die recken beide deste baz.
Die schar begunden wīchen. Sich huop dā grzlīcher haz. |
207 | Dem vogte von den Sahsen was daz wol geseit,
sīn bruoder was gevangen. Das was im harte leit.
Wol wesser, daz ez tęte daz Sigelinde kint.
Man zźch ez Gźrnōte. Vil wol ervant erz sint. |
208 | Die slege Liudegźres, die wāren alsō starc,
daz Sīvride under satele strūchte daz marc.
Dō sich daz ross erholte, der küene Sīvrit,
der gewan in dem sturme einen vreislīchen sit. |
209 | Des half um wol Hagene und ouch Gźrnōt,
Dancwart und Volkźr. Des lac ir vil dā tōt.
Sindolt und Hūnolt und Ortwīn der degen,
die kunden in dem strīte zem tōde manegen nider legen. |
210 | In sturme ungescheiden wāren die fürsten hźr.
Dō sach man über helme vliegen manegen gźr
durch die liehten schilde von der helde hant.
Man sach dā var nāch bluote vil manegen hźrlīchen rant. |
211 | In dem starken sturme erbeizte manec man
nider von den rossen. Ein ander liefen an
Sīvrit der vil küene und ouch Liudegźr.
Man sach dā schefte vliegen und manegen scharpfen gźr. |
212 | Dō vlouc daz schiltgespenge von Sīvrides hant.
Den sich gedāhte erwerben der helt von Niderlant
an den küenen Sahsen, der man vil wunder sach.
Hey, waz dā liehter ringe der küene Dancwart zerbrach! |
213 | Dō hete der hźrre Liudegźr ūf einem schilde erkant
gemālet eine krōne vor Sīvrides hant.
Wol wesse er, daz ez węre der kreftige man.
Der helt zuo sīnen vriunden dō lūte rüefen began: |
214 | Geloubet iuch des sturmes, alle mīne man!
Sun den Sigemundes ich hie gesehen hān.
Sīvriden den starken hān ich hie bekant.
In hāt der übele tiuvel her zen Sahsen gesant. |
215 | Die vanen hiez er lāzen in dem sturme nider.
Vrides er dō gerte. Des werte man in sider,
doch muose er werden gīsel in Gunthźres lant.
Daz hete an im betwungen des küenen Sīvrides hant. |
216 | Mit gemeinem rāte sō liezen si den strīt.
Dürkel vil der helme und ouch der schilde wīt.
si leiten von den handen. Swaz sō man der vant,
die truogen bluotes varwe von der Burgonden hant. |
217 | Sie viengen swen si wolden, des heten si gewalt.
Gźrnōt und Hagene, die recken vil balt,
die wunden hiezen bāren. Si fuorten mit in dan
gevangen zuo dem Rīne fünf hundert werlīcher man. |
218 | Die sigelōsen recken ze Tenemarke riten.
Dōne heten ouch die Sahsen sō hōhe niht gestriten,
daz man in lobes jęhe. Daz was den helden leit.
Dō wurden ouch die veigen von vriunden sźre gekleit. |
219 | Sie hiezen daz gewęfen wider soumen an den Rīn.
Ez hete wol geworben mit den helden sīn
Sīvrit der recke. Der hete ez guot getān,
des im jehen muosen alle Gunthźres man. |
220 | Gegen Wormez sande der hźrre Gźrnōt.
Heim zuo sīnem lande den vriunden er enbōt,
wie gelungen węre im und sīnen man.
Ez heten die vil küenen wol nāch źren getān. |
221 | Die garzūne liefen. Von den wart ez geseit.
Dā vröuten sich vor liebe, die ź dā heten leit,
dirre lieben męre, die in dā wāren komen.
Dā wart von edelen vrouwen michel vrāgen vernomen,
|
222 | wie gelungen węre des rīchen küneges man.
Man hiez der boten einen für Kriemhilde gān.
Daz geschach vil tougen. Jāne torste si über lūt,
wan si hete dar under ir vil liebez herzen trūt. |
223 | Dō sie den boten komende zir kemenāten sach.
Kriemhilt die schne vil güetlīchen sprach:
Nū sag an liebiu męre! Jā gip ich dir mīn golt!
Tuost dūz āne liegen, ich wil dir immer wesen holt. |
224 | Wie schiet ūz dem strīte mī bruoder Gźrnōt
und ander mīne vriunden? Ist uns iht maneger tōt?
Oder wer tet dā daz beste? Daz solt dū mir sagen.
Dō sprach der bote schiere: Wir heten niender keinen zagen. |
225 | Ze ernste und ze strīte reit niemen alsō wol,
vil edeliu küneginne, sīt ichz iu sagen sol,
sō der gast vil edele ūzer Niderlant.
Dā worhte michel wunder des küenen Sīvrides hant. |
226 | Swaz die recken alle in strīte hānt getān,
Dancwart und Hagene und ander sküneges man,
swaz si striten nāch źren, daz is gar ein wint
unz eine an Sīvriden, des künec Sigemundes kint. |
227 | Si vrumten in dem sturme der helde vil erslagen,
doch möhte iu daz wunder niemen wol gesagen,
waz dā worhte Sīvrit. Swenne er ze strīte reit,
den vrouwen an ir māgen tet er diu grzlīchen leit. |
228 | Ouch muoste dā belīben maneger vrouwen trūt.
Sīne slege man hōrte ūf helmen alsō lūt,
daz si von wunden brāhten daz vliezende bluot.
Er ist an allen tugenden ein ritter küen unde guot. |
229 | Swaz dā hāt begangen von Metzen Ortwīn!
Swaz er ir mohte erlangen mit dem swerte sīn,
die muosen wunt belīben oder meistec tōt.
Dā tet iuwer bruoder die aller grzisten nōt, |
230 | diu immer in den stürmen kunde sīn geschehen.
Man muoz der wārheite den ūz erwelten jehen:
die stolzen Burgonden habent sō gevarn,
daz si vor allen schanden ir źre kunnen wol bewarn. |
231 | Man sach dā vor ir handen vil manegen satel blōz,
dā von liehten swerten daz velt sō lūte erdōz.
Die recken von dem Rīne, die habent sō geriten,
daz ez ir vīanden węre bezzer vermiten. |
232 | Die küenen Tronegęre, die vrumten grōziu leit,
dō mit volkes kreften daz her ze samne reit.
Dā vrumte manegen tōten des küenen Hagenen hant.
Des vil ze sagene węre her ze Burgonden lant. |
233 | Sindolt und Hūnolt, die Gźrnōtes man,
und Rūmolt der küene, die hānt sō vil getān.
daz ez Liudegźre mac immer wesen leit,
daz er den dīnen māgen ze Rīne hete widerseit. |
234 | Strīt den aller hhsten, der iender dā geschach,
ze jungest und zem źrsten, den ieman gesach,
den tet vil willeclīche diu Sīvrides hant.
Er bringet rīche gīsel in daz Gunthźres lant. |
235 | Die twanc mit sīnen ellen der wętlīche man,
des ouch der künec Liudegast muoz den schaden hān,
und ouch von Sahsen lande sīn bruoder Liudegźr.
Nū hret mīniu męre, edeliu küneginne hźr. |
236 | Si hāt gevangen beide diu Sīvrides hant.
Nie sō manegen gīsel man brāhte in ditze lant,
sō von sīn schulden nū kumt an den Rīn.
Ir kunden disiu męre nimmźr liebe sīn. |
237 | Man bringet der gesunden fünf hundert oder baz,
und der verchwunden, vrouwe, wizzet daz,
wol ahzec rōte bāre her in unser lant.
Die meistec hāt verhouwen des starken Sīvrides hant. |
238 | Die durch übermüeten widersagten an den Rīn,
die müezen nū gevangen die Gunthźres sīn.
Die bringet man mit vröuden her in ditze lant.
Dō erblüete ir liehtiu varwe, dō si diu męre rehte ervant. |
239 | Ir schnez antlüze, daz wart rōsen rōt,
dō mit liebe was gescheiden ūz der grōzen nōt
der wętlīche recke, Sīvrit, der junge man.
Si vröute ouch sich ir vriunde. Daz was von schulden getān. |
240 | Dō sprach diu minneclīche: Dū hāst mir wol geseit.
Dū solt haben dar umbe ze miete rīchiu kleit
und zehen marc von golde. Die heiz ich dir tragen.
Des mac man sölchiu męre rīchen vrouwen gerne sagen. |
241 | Man gap im sīne miete, daz golt und ouch diu kleit.
Dō gie an diu venster vil manec schniu meit.
Si warten ūf die strāzen. Rīten man dō vant
vil der hōchgemuoten in der Burgonden lant. |
242 | Dā kōmen die gesunden, die wunden tāten sam.
Si mohten grüezen hren von vriunden āne scham.
Der wirt gein sīnen gesten vil vrlīche reit.
Mit vröuden was verendet daz sīn vil grzlīche leit. |
243 | Dō enpfie er wol die sīne, die vremden tet er sam,
wan dem rīchen künege anders niht gezam
wan danken güetlīche den, die im wāren komen,
daz si den sic nāch źren in sturme heten genomen. |
244 | Gunthźr bat im męre von sīnen vriunden sagen,
wer im an der reise ze tōde węre erslagen.
Dō hete er verloren niemen niuwan sehzec man.
Verklagen man die muose, sō sī nāch helden was getān. |
245 | Die gesunden brāhten zerhouwen manegen rant,
von helme vil verschrōten, in Gunthźres lant.
Daz volc erbeizte nidere für des küneges sal
ze liebem antpfange. Man hōrte vrlīchen schal. |
246 | Dō hiez man herbergen die recken in die stat.
Der künec sīner geste vil schōne pflegen bat.
Er hiez der wunden hüeten, und schaffen guot gemach.
Wol man sīe tugende an sīnen vīanden sach. |
247 | Er sprach ze Liudegaste: Nū sīt mir willekomen!
Ich hān von iuwern schulden vil grōzen schaden genomen.
Der wirt mir nū vergolten, ob ich gelücke hān.
Got lōne mīnen vriunden, si hānt liebe getān. |
248 | Ir muget in gerne danken, sprach dō Liudegźr,
alsō hōher gīsel gewan nie künec mźr.
Umbe schne huote wir geben michel guot,
daz ir genędeclīche an iuwern vīanden tuot. |
249 | Ich wil iuch beide lāzen, sprach er, ledec gān.
Daz mīne vīande hie bī mir bestān,
des wil ich haben bürgen, daz si mīniu lant
iht rūmen āne hulde. Des bōt Liudegźr die hant. |
250 | Man brāhte si ze ruowe und schuof in ir gemach.
Den wunden man gebettet vil güetlīchen sach.
Man schancte den gesunden met und guoten wīn,
dō kunde daz gesinde nimmźr vrlīcher sīn. |
251 | Ir zerhouwen schilde behalten man dō truoc.
Vil bluotiger setele, der was dā genuoc.
Die hiez man verbergen, daz weinten niht diu wīp.
Dā kom hermüede maneges guoten ritters līp. |
252 | Der künec pflac sīner geste vil grzlīche wol.
Der vremden und der kunden diu lant wāren vol.
Er bat der sźre wunden vil güetlīche pflegen.
Dō was ir übermüeten vil harte ringe gelegen. |
253 | Die erzenīe kunden, den bōt man rīchen solt,
silber āne wāge, dar zuo daz liehte golt,
daz si die helde nerten nāch der strītes nōt.
Dar zuo der künec den gesten gābe grzlīchen bōt. |
254 | Die wider heim ze hūse heten reise muot,
die bat man noch belīben, alsō man vriunden tuot.
Der künec dō gie ze rāte, wie er lōnte sīnen man.
Si heten sīnen willen nāch grōzen źren getān. |
255 | Dō sprach der hźrre Gźrnōt: Man sol si rīten lān.
Über sehs wochen sī in daz kunt getān,
daz si komen widere ze einer hōchgezīt.
Sō ist ir maneger geheilet, der nū vil sźre wunder līt. |
256 | Dō gerte ouch urloubes Sīvrit von Niderlant.
Dō der künec Gunthźr den willen sīn ervant,
er bat in minneclīche noch bī im bestān.
Niuwan durch sīne swester schne, sōne węre ez nimmźr getān. |
257 | Dar zuo was er ze rīche, daz er iht nęme solt.
Er hete daz wol verdienet. Der künec was im holt,
sam wāren sīne māge, die heten daz gesehen,
waz von sīnen kreften in dem strīte was geschehen. |
258 | Durch der schnen willen gedāhte er noch bestān,
ob er si gesehen möhte. Sīt wart ez getān.
Wol nāch sīnem willen wart im diu maget bekant.
Sīt reit er vrlīche in daz Sigemundes lant. |
259 | Der wirt hiez ze allen zīten ritterschefte pflegen.
Daz tet dō willeclīchen vil manec junger degen.
Die wīle hiez er sidelen vor Wormez ūf den sant
den, die im komen solden zuo der Burgonden lant. |
260 | In den selben zīten, dō si nū solden komen,
dō hete diu schne Kriemhilt diu męre wol vernomen,
er wolde hōchgezīte durch liebe vriunde hān.
Dō wart vil michel vlīzen von schnen vrouwen getān |
261 | mit węte und mit gebende, daz si dā solden tragen.
Uote diu vil rīche diu męre hōrte sagen
von den stolzen recken, die dā solden komen.
Dō wart ūz der valde vil rīcher kleider genomen. |
262 | Durch ir kinde liebe hiez si bereiten kleit.
Dā mite wart gezieret vil manec vrouwe und manec meit,
und vil der junge recken ūz Burgonden lant.
Ouch hiez si vil den vremden prüeven hźrlīch gewant. |
wie Sîvrit Kriemhilt êrste gesach { 5 } Wie Siegfried Griemhild zuerst sah. |
263 | Man sach si tegelīchen nū rīten an den Rīn,
die zer hōchgezīte gerne wolden sīn.
Die durch des küneges liebe kōmen in daz lant,
den bōt man sümelīchen ross und hźrlīch gewant. |
264 | In was ir gesidele allen wol bereit,
den hhsten und den besten, als uns daz ist geseit,
zwein und drīzec fürsten, dā zer hōchgezīt.
Dā zierten sich engegene die schnen vrouwen wider strīt. |
265 | Ez was dā vil unmüezec Gīselhźr daz kint.
Die geste mit den kunden, vil güetelīch sint
die enpfienc er und Gźrnōt, und ouch ir beider man.
Jā gruozten sie die degene, als ez nāch źren was getān. |
266 | Vil golt rōter setele si fuorten in daz lant.
Zierlīche schilde und hźrlīch gewant
brāhten si ze Rīne zuo der hōchgezīt.
Manegen ungesunden sach man vrlīchen sīt. |
267 | Die in den betten lāgen und heten wunden nōt,
die muosen des vergezzen, wie herte was der tōt.
Die siechen ungesunden muosen si verklagen.
Si vröuten sich der męre gein der hōchgezīte tagen, |
268 | wie si leben wolden dā zer wirtschaft.
Wunne āne māze mit vröuden überkraft
heten al die liute, swaz man ir dā vant.
Des huop sich michel vröude über al daz Gunthźres lant. |
269 | An einem pfingxtmorgen sach man füre gān
gekleidet wunneclīche vil manegen küenen man,
fünf tūsent oder mźre, dā zer hōchgezīt.
Sich huop diu kurzewīle an manegem ende wider strīt. |
270 | Der wirt der hete die sinne, im was daz wol erkant,
wie rehte herzenlīche der helt von Niderlant
sīne swestern trūte, swie er si niene gesach,
der man sō grōzer schne vor all juncvrouwen jach. |
271 | Dō sprach zuo dem künege der degen Ortwīn:
Welt ir mit vollen źren zer hōchgezīte sīn,
sō sult ir lāzen schouwen diu wunneclīchen kint,
die mit sō grōzen źren hie zen Burgonden sint. |
272 | Waz węre mannes wunne, des vröute sich sīn līp,
ez entęten schne megede und hźrlīchiu wīp?
Lāzet iuwer swester für iuwere geste gān!
Der rāt, der was ze liebe manegem helde getān. |
273 | Des wil ich gerne volgen, sprach der künec dō.
Alle, die ez erfunden, die wārens harte vrō.
Er enbōt ez vrowen Uoten und ir tohter wolgetān,
daz si mit ir megeden hin ze hove solden gān.
|
274 | Dō wart ūz den schrīnen gesuochet guot gewant.
Swaz man in der valde der edelen węte vant,
die bouge mit den porten, des was in vil bereit.
Sich zierte vlīzeclīche vil manec wętlīchiu meit. |
275 | Vil manec recke tumber des tages hete muot,
daz er an ze sehene den vrouwen węre guot,
daz er dā für niht nęme eins rīchen küneges lant.
Si sāhen die vil gerne, die si nie heten bekant. |
276 | Dō hiez der künec rīche mit sīner swester gān,
die ir dienen solden, wol hundert sīner man,
ir und sīner māge. Die truogen swert enhant.
Daz was daz hovegesinde von der Burgonden lant. |
277 | Uoten die vil rīchen, die sach man mir ir komen.
Diu hete schne vrouwen geselleclīch genomen
wol hundert oder mźre. Die truogen rīchiu kleit.
Ouch gie dā nāch ir tohter vil manec wętlīchiu meit. |
278 | Von einer kemenāten sach man si alle gān.
Dō wart vil michel dringen von helden dar getān,
die des gedingen heten, ob kunde daz geschehen,
daz si die maget edele solden vrlīche sehen. |
279 | Nū gie diu minneclīche, alsō der morgen rōt
tuot ūz den trüeben wolken. Dā schiet von maneger nōt,
der si dā truoc in herzen, und lange hete getān.
Er sach die minneclīchen nū vil hźrlīchen stān. |
280 | Jā lūhte ir von ir węte vil manec edel stein.
Ir rōsen rōtiu varwe vil minneclīchen schein.
Ob iemen wünschen solde, der kunde niht gejehen,
daz er ze dirre werlde hete iht schners gesehen. |
281 | Sam der liehte māne vor den sternen stāt,
der schīn sō lūterlīche ab den wolken gāt,
dem stuont si nū gelīche vor maneger vrouwen guot.
Des wart dā wol gehhet den zieren helden der muot. |
282 | Die rīchen kameręre sach man vor ir gān.
Die hōchgemuoten degene, diene wolden daz niht lān,
sine drungen, dā si sāhen die minneclīchen meit.
Sīvride dem hźrren wart beide liep und leit. |
283 | Er dāhte in sīnem muote: Wie kunde daz ergān,
daz ich dich minnen solde? Daz ist ein tumber wān.
Sol aber ich dich vremeden, sō węre ich sanfter tōt.
Er wart von den gedanken vil dicke bleich und rōt. |
284 | Dō stuont sō minneclīche daz Sigemundes kint,
sam er entworfen węre an ein permint
von guotes meisters listen. Alsō man im jach,
daz man helt deheinen nie sō schnen gesach. |
285 | Die mit den vrouwen giengen, die hiezen von den wegen
wīchen allenthalben. Daz leiste manec degen.
Diu hōhe tragenden herzen vröuten manegen līp.
Man sach in hōhen zūhten manec hźrlīchez wīp. |
286 | Dō sprach von Burgonden der hźrre Gźrnōt:
Der iu sīnen dienest sō güetlīchen bōt,
Gunthźr, vil lieber bruoder, dem sult ir tuon alsam
vor allen disen recken. Des rātes ich nimmźr mich gescham, |
287 | ir heizet Sīvride zuo mīner swester kumen.
Daz in diu maget grüeze, des habe wir immer vrumen.
Diu nie gegrüezte recken, diu sol in grüezen pflegen.
Dā mit wir haben gewunnen den vil zierlīchen degen. |
288 | Dō giengens wirtes māge, dā man den helt vant.
Si sprāchen zuo dem recken ūzer Niderlant:
Iu hāt der künec erloubet, ir sult ze hove gān.
Sīn swester sol iuch grüezen, daz ist zen źren iu getān. |
289 | Der hźrre in sīnem muote was des vil gemeit.
Dō truoc er ime herzen liep āne leit,
daz er sehen solde der schnen Uoten kint.
Mit minneclīchen tugenden si gruozte Sīvride sint. |
290 | Dō si den hōchgemuoten vor ir stźnde sach,
dō erzunde sich sīn varwe. Diu schne maget sprach:
Sīt willekomen, hźr Sīvrit, ein edel ritter guot!
Dō wart im von dem gruoze vil wol gehhet der muot. |
291 | Er neic ir vlīzeclīche. Bī der hende si in vie.
Wie rehte minneclīche er bī der vrouwen gie!
Mit lieben ougen blicken ein ander sāhen an
der hźrre und ouch diu vrouwe. Daz wart vil tougenlīch getān. |
292 | Wart iht dā vriuntlīche getwungen wīziu hant
von herzenlieber minne, daz ist mir niht bekant.
Doch enkan ich niht gelouben, daz es wurde lān.
Si hete im holden willen kunt vil schiere getān |
293 | Bī der summer zīte und gein des meien tagen
dorfte er in sīnem herzen nimmźr mźr getragen
sō vil der hōhen vröude, denn er dā gewan,
dō im diu gie enhende, die er ze trūte wolde hān. |
294 | Dō gedāhte manec recke: Hey, węre mir sam geschehen,
daz ich ir gienge nebene, sam ich in hān gesehen,
oder bī ze ligene! Daz lieze ich āne haz.
Ez engediente noch nie recke nāch einer küneginne baz. |
295 | Von swelcher künege lande die geste kōmen dar,
die nāmen al gelīche niuwan ir zweier war.
Ir wart erloubet küssen den wętlīchen man.
Im wart in al der werlde nie sō liebe getān. |
296 | Der künec von Tenemarke, der sprach sā ze stunt:
Dises vil hōhen gruozes līt maneger ungesunt,
des ich vil wol enpfinde, von Sīvrides hant.
Got enlāz in nimmźr mźre kommen in mīniu küneges lant! |
297 | Man hiez dō allenthalben wīchen von den wegen
der schnen Kriemhilde. Manegen küenen degen
sach man gezogenlīche zer kirchen mit ir gān.
Sīt wart von ir gescheiden der vil wętlīche man. |
298 | Dō gie si zuo dem münster. Ir volgete manec wīp.
Dō was ouch sō gezieret der küneginne līp,
daz dā hōher wünsche vil maneger wart verlorn.
Si was dā ze ougenweide vil manegem recken erkorn. |
299 | Vil kūme erbeite Sīvrit, daz man dā gesanc.
Er mohte sīnen sęlden des immer sagen danc,
daz im diu was sō węge, die er in herzen truoc.
Ouch was er der schnen holt von schulden genuoc. |
300 | Dō si kom ūz dem münster, sam er hete ź getān,
man bat den degen küenen wider zuo zir gān.
Alrźst begunde im danken diu minneclīche meit,
daz er vor manegem helde sō rehte hźrlīchen streit. |
301 | Nū lōn iu got, hźr Sīvrit, sprach daz vil schne kint,
daz ir daz habt verdienet, daz iu die recken sint
sō holt mit richten triuwen, als ich si hre jehen!
Dō begunde er minneclīche an vroun Kriemhilden sehen. |
302 | Ich sol in immer dienen, alsō sprach der degen,
und enwil mīn houbet nimmźr ź gelegen,
ich enwerbe nāch ir willen, sol ich mīn leben hān
daz ist nāch iuwern hulden, mīn vrou Kriemhilt, getān. |
303 | Inre tagen zwelven der tage al ieslīch
sach man bī dem degene die maget lobelīch,
sō si ze hove solde vor ir vriunden gān.
Der dienst wart dem recken durch grōze liebe getān. |
304 | Vröude und wunne, vil grzlīchen schal,
sach man aller tegelīch vor Gunthźres sal,
dar ūz und ouch dar inne, von manegem küenen man.
Ortwīn und Hagene vil grōzer wunder began. |
305 | Swes iemen pflegen wolde, des wāren si bereit
mit volleclīcher māze, die helde vil gemeit.
Des wurden von den gesten die recken wol bekant.
Dā von sō was gezieret allez Gunthźres lant. |
306 | Die dā wunde lāgen, die sach man für gān.
Si wolden kurzewīle mit dem gesinde hān,
schirmen mit den schilden und schiezen manegen schaft.
Des hulfen in genuoge. Si heten grzlīche kraft. |
307 | In der hōchgezīte, der wirt, der hiez ir pflegen
mit der besten spīse. Er hete sich bewegen
aller slahte schande, die ie künec gewan.
Man sach in vriuntlīche zuo den sīnen gesten gān. |
308 | Er sprach: Ir guoten recken, ź daz ir scheidet hin,
sō nemt ir mīne gābe! Alsō stāt mīn sin,
daz ichz immer diene, versmāhet iu niht mīn guot.
Daz wil ich mit iu teilen, des hān ich willigen muot. |
309 | Die von Tenemarke, die sprāchen sā zehant:
Ê daz wir wider rīten, heim in unser lant,
wir gern stęter suone. Des ist uns recken nōt.
Wir hān von iuwern degenen manegen lieben vriunt tōt. |
310 | Liudegast geheilet sīner wunden was.
Der vogt von den Sahsen nāch strīte wol genas.
Etelīche tōten si liezen dar enlant.
Dō gie der künec Gunthźr, dā er Sīvriden vant. |
311 | Er sprach zuo dem recken: Nū rātet, wie ich tuo.
Die unsern widerwinnen, die wellent rīten vruo
und gerent stęter suone an mich und mīne man.
Nū rātā degen Sīvrit, waz dich des dunke guot getān! |
312 | Waz mir die hźrren bieten, daz wil ich dir sagen:
swaz fünf hunder mre goldes möhten getragen,
daz gęben si mir gerne, wolde ich si ledec lān.
Dō sprach der starke Sīvrit: Daz węre vil übele getān. |
313 | Ir sult si ledeclīchen hinnen lāzen varn,
und daz die recken edele mźre wol bewarn
vīentlīchez rīten her in iuwer lant,
des lāt iu geben sicherheit hie der beider hźrren hant. |
314 | Des rātes wil ich volgen. Dā mit si giengen dan.
Den sīnen vīanden wart daz kunt getān,
ir goldes gerte niemen, daz si dā buten ź.
Dā heime ir lieben vriunden was nāch den hermüeden wź. |
315 | Manege schilde volle man dar schatzes truoc.
Er teilte es āne wāge den vriunden sīn genuoc,
bī fünf hundert marken und etslīchen baz.
Gźrnōt der vil küene, der riet Gunthźre daz. |
316 | Urloup si alle nāmen, alsō si wolden dan.
Dō sach man die geste für Kriemhilde gān,
und ouch dā vrouwe Uote, diu küneginne, saz.
Ez enwart nie degene noch mźre geurloubet baz. |
317 | Die herberge wurden lęre, dō si von dannen riten.
Noch bestuont dā heime mit hźrlīchen siten
der künec mit sīnen māgen, vil manec edel man.
Die sach man tegelīche zuo vrouwen Kriemhilde gān. |
318 | Urloup dō nemen wolde Sīvrit, der helt guot.
Er trūwete niht erwerben, des er dā hete muot.
Der künec daz sagen hōrte, daz er wolde dan.
Gīselhźr der junge in von der reise gar gewan. |
319 | War woldet ir nū rīten, vil edel Sīvrit?
Belībet bī den recken (tuot, des ich iuch bit),
bī Gunthźre dem künege und ouch bī sīnen man!
Hie ist vil schner vrouwen, die sol man iuch gerne sehen lān. |
320 | Dō sprach der starke Sīvrit: Diu ross, diu lāzet stān!
Ich wolde hinne rīten, des wil ich ab gān.
Und traget ouch hin die schilde. Jā wolde ich in mīn lant!
Des hāt mich hźr Gīselhźr mit grōzen triuwen erwant. |
321 | Sus beleip der küene durch vriunde liebe dā.
Jā węre er in den landen niender anderswā
gewesen alsō sanfte. Dā von daz geschach,
daz er nū tegelīche die schnen Kriemhilden sach. |
322 | Durch ir unmāzen schne der hźrre dā beleip.
Mit maneger kurzewīle man nū die zīt vertreip,
wan daz in twanc ir minne. Diu gap im dicke nōt.
Dar umbe sīt der küene lac vil jęmerlīche tōt. |
323 | Iteniuwe męre sich huoben über Rīn.
Man sagte, daz dā węre manec schne magedīn.
Der gedāhte im eine erwerben Gunthźr, der künec guot.
Dā von begunde dem recken vil sźre hōhen der muot. |
wie Gunthźr gên Islande nâch Prünhilt vuor { 6 } Wie Gunther nach Isenland fuhr, um Brunhild zu gewinnen. |
324 | Ez was ein küneginne gesezzen über sź,
ir gelīche enheine man wesse niender mź,
diu was unmāzen schne. Vil michel was ir kraft.
Sie schōz mit snellen degenen umb minne den schaft. |
325 | Den stein, den warf si verre, dar nāch si wīten spranc.
swer ir minne gerte, der muose āne wanc
driu spil an gewinnen der vrouwen wol geborn.
Gebrast im an dem einem, er hete daz houbet sīn verlorn. |
326 | Des hete diu juncvrouwe unmāzen vil getān.
Daz gehōrte bī dem Rīne ein ritter wolgetān,
der wante sīne sinne an daz schne wīp.
Dar umbe muosen helde sīt verliesen den līp |
327 | Dō sprach der vogt von Rīne: Ich wil nider an den sź,
hin ze Prünhilde, swie ez mir ergź.
Ich wil durch ir minne wāgen mīnen līp.
Den wil ich verliesen, sine werde mīn wīp. |
328 | Daz wil ich widerrāten, sprach dō Sīvrit.
Jā hāt diu küneginne sō vreislīche sit,
swet umb ir minne wirbet, daz ez im hōhe stāt.
Des muget ir der reise haben węrlīchen rāt! |
329 | Sō wil ich iu daz rāten, sprach dō Hagene,
ir bittet Sīvride mit iu ze tragene
die vil starken swęre. Daz ist nū mīn rāt,
sīt im daz ist sō kündec, wie ez umbe Prünhilde stāt. |
330 | Er sprach: Wil dū mir helfen, edel Sīvrit,
werben die minneclīchen? Tuostū, des ich dich bit,
Und wirt mir zeime trūte daz minneclīche wīp,
ich wil durch dīnen willen wāgen źre und līp! |
331 | Des anwurte Sīvrit, der Sigemundes sun:
Gīstū mir dīne swester, sō wil ich ez tuon,
die schnen Kriemhilde, ein kūneginne hźr.
Sō ger ich deheines lōnes nāch mīnen arbeiten mźr. |
332 | Daz lob ich, sprach dō Gunthźr, Sīvrit, an dīne hant.
und kumt diu schne Prünhilt her in ditze lant,
sō wil ich dir ze wībe mīne swester geben.
Sō mahtū mit der schnen immer vrlīche leben. |
333 | Des swuoren si dō eide, die recken vil hźr.
Des wart ir arbeiten verre deste mźr,
ź daz si die vrouwen brāhten an den Rīn.
Des muosen die vil küenen sīt in grōzen sorgen sīn. |
334 | Sīvrit, der muose füeren die kappen mit im dan,
die der helt vil küene mit sorgen gewan
ab einem getwerge, daz hiez Albrīch.
Sich bereiten zuo der verte die recken küen und rīch. |
335 | Alsō der starke Sīvrit die tarnkappen truoc,
sō hete er dar inne krefte genuoc:
wol zwelf manne sterke zuo sīn selbes līp.
Er warp mit grōzen listen daz vil hźrlīche wip. |
336 | Ouch was diu selbe tarnhūt alsō getān,
daz dar inne worhte ein ieslīcher man,
swaz er selbe wolde, daz in doch niemen sach.
Sus gewan er Prünhilde. Dā von im leide geschach. |
337 | Nū sag mir, degen Sīvrit, ź daz mī vart ergź,
daz wir mit vollen źren komen an den sź,
sulen wir iht recken füeren in Prünhilde lant?
Drīzec tūsent degene, die werdent schiere besant. |
338 | Swie vil wir volkes füeren, sprach aber Sīvrit,
ez pfliget diu küneginne sō vreislīcher sit,
die müesen doch ersterben von ir übermuot.
Ich sol iuch baz bewīsen, degen küene und guot. |
339 | Wir suln in recken wīse ze tal varn den Rīn.
Die wil ich dir benennen, die daz sulen sīn:
selbe vierde degene varn wir an den sź.
Sō erwerben wir die vrouwen, swie ez uns dar nāch ergź. |
340 | Der gesellen bin ich einer, daz ander soltū wesen.
Der dritte, daz sī Hagene. Wir mugen wol genesen.
Der vierde, daz sī Dancwart, der vil küene man.
Uns endurfen ander tūsent mit strīte nimmźr bestān. |
341 | Diu męre wesse ich gerne, sprach der künec dō,
ź daz wir hinnen füeren, des węre ich harte vrō,
waz wir kleider solden vor Prünhilde tragen,
diu uns dā wol gezęmen. Daz sult ihr Gunthźre sagen. |
342 | Wāt die aller besten, die ieman bevant,
die treit man zallen zīten in Prünhilde lant.
Des sulen wir rīchiu kleider vor der vrouwen tragen,
daz wirs iht haben schande, sō man diu męre hre sagen. |
343 | Dō sprach der degen guoter: Sō wil ich selbe gān
zuo mīner lieben muoter, ob ich erbitten kan,
daz uns ir schnen meide helfen prüeven kleit,
diu wir tragen mit źren für die hźrlīchen meit. |
344 | Dō sprach von Tronege Hagene mit hźrlīchen siten:
Waz welt ir iuwer muoter sölcher dienste bitten?
Lāt iuwer swester hren, wes ir habet muot,
sō wirdet iu ir dienest zuo dirre hovereise guot. |
345 | Dō enbōt er sīner swester, daz er si wolde sehen,
und ouch der degen Sīvrit. Ê daz was geschehen,
dō hete sich diu schne ze wunsche wol gekleit.
Daz komen der vil küenen, daz was ir męzlīche leit. |
346 | Nū was ouch ir gesinde gezieret, als im zam.
Die fürsten kōmen beide. Dō si daz vernam,
dō stuont si von dem sedele. Mit zühten si dō gie,
dā si den gast vil edele und ouch ir bruoder enpfie. |
347 | Willekomen sī mīn bruoder und der geselle sīn!
Diu męre ich wiste gerne, sō sprach daz magedīn,
waz ir hźrren woldet, sīt ir ze hove gāt.
Daz lāzet ir mich hren, wie ez iu edelen recken stāt. |
348 | Dō sprach der künec Gunthźr: Vrouwe, ich wilz iu sagen:
wir müezen michel sorgen bī hōhem muote tragen.
Wir wellen höveschen rīten verre in vremdiu lant.
wir solden zuo der reise haben zierlīch gewant. |
349 | Nū sitzet, lieber bruoder, sprach daz küneges kint,
und lāt mich rehte hren, wer die vrouwen sint,
der ir dā gert mit minnen in ander künege lant.
Die ūz erwelten beide nam diu vrouwe bī der hant. |
350 | Dō gie si mit in beiden, dā si ź dā saz,
ūf matratze diu vil rīchen, ich wil wol wizzen daz,
geworht von guoten bilden, mit golde wol erhaben.
Si mohten bī den vrouwen guote kurzewīle haben. |
351 | Vriuntlīche blicke und güetlīchez sehen,
des mohte dā in beiden harte vil geschehen.
Er truoc si ime herzen. Si was im sō der līp.
Sīt wart diu schne Kriemhilt des starken Sīvrides wīp. |
352 | Dō sprach der künec rīche: Vil liebiu swester mīn,
āne dīne helfe kunde ez niht gesīn,
wir wellen kurzewīlen in Prünhilde lant.
Dā bedorften wir ze habene vor vrouwen hźrlīch gewant. |
353 | Dō sprach diu juncvrouwe: Vil lieber bruoder mīn,
swaz der mīnen helfe dar an kan gesīn,
des bring ich iuch wol innen, daz ich iu bin bereit.
Versagte iu ander iemen, daz węre Kriemhilde leit. |
354 | Ir sult mich, ritter edele, niht sorgende bitten.
Ir sult mir gebieten mit hźrlīchen siten.
Swaz iu von mir gevalle, des bin ich iu bereit
und tuon ez willeclīche, sprach diu wunneclīche meit. |
355 | Wir wellen, liebiu swester, tragen guot gewant.
Daz sol helfen prüeven iuwer edeliu hant.
Des volziehen iuwer megede, daz ez uns rehte stāt,
wand wir der verte hān deheiner slahte rāt. |
356 | Dō sprach diu juncvrouwe: Nū merket, waz ich sage:
Ich hān selbe sīden. Nū schaffet, daz man trage
gesteine uns ūf den schilden, sō würken wir diu kleit.
Des willen was dō Gunthźr und ouch Sīvrit bereit. |
357 | Wer sint die gesellen, sprach diu künegīn,
die mit iu gekleidet ze hove sulen sīn?
Er sprach: Ich selbe vierde. Zwźne mīne man,
Dancwart und Hagene, suln ze hove mit mir gān. |
358 | Ir sult vil rehte merken, waz ich iu, vrouwe, sage:
daz ich selbe vierde ze vier tagen trage
ie drīer hande kleider und alsō guot gewant,
daz wir āne schande rūmen Prünhilde lant. |
359 | Mit guotem urloube die hźrren schieden dan.
Dō hiez ir juncvrouwen drīzec meide gān
ūz ir kemenāten Kriemhilt diu künegīn,
die zuo sölchem werke heten grzlīchen sin. |
360 | Die arābischen sīden, wīz alsō der snź,
und von Zazamanc der guoten, grüen alsam der klź,
dar īn si leiten steine. Des wurden guotiu kleit.
Selbe sneit si Kriemhilt, diu vil hźrlīche meit. |
361 | Von vremder vische hiuten bezoc, wol getān
ze sehene vremden liuten, swaz man der gewan,
die dacten si mit sīden, sō si si solden tragen.
Nū hret michel wunder von der liehten węte sagen: |
362 | Von Marroc ūz dem lande und ouch von Lybiān
die aller besten sīden, die ie mźr gewan
deheines küneges künne, der heten si genuoc.
Wol lie daz schīnen Kriemhilt, daz si in holden willen truoc. |
363 | Sīt si der hōhen verte heten nū gegert,
hermīne vedern, die dūhten si unwert.
Pfellel dar ob lāgen swarz alsam ein kol,
daz noch snellen helden stüende in hōchgezīten wol. |
364 | Ûz arābischem golde vil gesteines schein.
Der vrouwen unmuoze, diu newas niht klein.
Inre siben wochen bereiten si diu kleit.
Dō was ouch ir gewęfen den guoten recken bereit. |
365 | Dō si bereitet wāren, dō was in ūf den Rīn
gemachet vlīzeclīchen ein starkez schiffelīn,
daz si tragen solde vol nider an den sź.
Den edelen juncvrouwen was von arbeiten wź. |
366 | Dō sagte man den recken, in węren nū bereit,
diu si dā füeren solden, ir zierlīchen kleit,
alsō si dā gerten. Daz was nū getān.
Dōne wolden si niht langer bī dem Rīne bestān. |
367 | Nāch den hergesellen wart ein bote gesant,
ob si wolden schouwen niuwez ir gewant,
ob ez den helden węre ze kurz und ouch ze lanc.
Ez was in rehter māze. Des sagten si den vrouwen danc. |
368 | Für alle die si kōmen, die muosen in des jehen,
daz si zer werlde heten bezzers niht gesehen.
Des mohten si si gerne dā ze hove tragen.
Von bezzer recken węte kunde niemen niht gesagen. |
369 | Vil grzlīche danken wart dō niht verdeit.
Dō gerten urloubes die helde vil gemeit.
In ritterlīchen zühten die hźrren tāten daz.
Des wurden liehtiu ougen von weinen trüeb und naz. |
370 | Si sprach: Vil lieber bruoder, ir möhtet noch bestān
und würbet ander vrouwen. Daz hieze ich wol getān,
dā iu sō sźre enwāge stüende niht der līp.
Ir muget hie nāher vinden ein alsō hōch geborn wīp. |
371 | Ich węn, in sagte ir herze, daz in dā von geschach.
Si weinten all gelīche, swaz iemen gesprach.
Ir golt in vor den brüsten wart von trehen sal.
Die vielen in genōte von den ougen hin ze tal. |
372 | Si sprach: Hźrre Sīvrit, lāt iu bevolhen sīn
ūf triuwe und ūf genāde den lieben bruoder mīn,
daz im iht gewerre in Prünhilde lant!
Daz lobte der vil küene in vroun Kriemhilde hant. |
373 | Dō sprach der degen rīche: Ob mir mīn leben bestāt,
sō sult ir aller sorgen, vrouwe, haben rāt.
Ich bring in iu gesunden her wider an den Rīn.
Daz wizzet sicherlīchen. Im neic daz schne magedīn. |
374 | Ir golt varwen schilde man truoc in ūf den sant
und brāhte in zuo zin allez ir gewant.
Ir ross hiez man in ziehen. Si wolden rīten dan.
Dā wart von schnen vrouwen vil michel weinen getān. |
375 | Dō stuonden in den venstern diu minneclīchen kint.
Ir schif mit dem segele, daz ruorte ein hōher wint.
Die stolzen hergesellen, die sāzen ūf den Rīn.
Dō sprach der künec Gunthźr: Wer sol nū schiffmeister sīn? |
376 | Daz will ich, sprach Sīvrit, ich kan iuch ūf der vluot
hinnen wol gefüeren. Daz wizzet, helde guot.
Die rehten wazzerstrāzen, die sint mir wol bekant.
Si schieden vrlīchen ūz der Burgonden lant. |
377 | Sīvrit dō balde eine schalten gewan.
Von stade begunde schieben der kreftige man.
Gunthźr der küene ein ruoder selber nam.
Dō huoben sich von lande die snellen ritter lobesam. |
378 | Si fuorten rīche spīse, dar zuo vil guoten wīn,
den besten, den man kunde vinden umben Rīn.
Ir ross, diu stuonden schōne, si heten guot gemach.
Ir schif, daz gie vil ebene. Vil lützel leides in geschach. |
379 | Ir vil starken segelseil, diu wurden in gestraht.
Si fuoren zweinzec mīle, ź daz ez wurde naht,
mit einem guotem winde nider gegen dem sź.
Ir starkez arbeiten tet sīt den hōchgemuoten wź. |
380 | An dem zwelften morgen, sō wir hren sagen,
heten si die winde verre dan getragen
gegen Îsensteine in Prünhilde lant.
Daz was ir deheinem niuwan Sīvride erkant. |
381 | Dō der künec Gunthźr sō vil der bürge sach,
und ouch die wīten marke, wie balde er dō sprach:
Sagt mir, vriunt Sīvrit, ist iu daz bekant,
wes sint dise bürge und ouch daz hźrlīche lant? |
382 | Des antwurte Sīvrit: Ez is mir wol bekant.
Ez ist Prünhilde liute und lant,
und Îsenstein diu veste, als ir mich hōrtet jehen.
Dā muget ir noch hiute vil schner vrouwen gesehen. |
383 | Und wil iu helden rāten, ir habt einen muot,
ir jeht gelīche, jā dunket ez mich guot:
swenne wir noch hiute für Prünhilde gān,
sō müezen wir mit sorgen vor der künegīnne stān. |
384 | Sō wir die minneclīchen bī ir gesinde sehen,
sō sult ir, helde męre, wan einer rede jehen:
Gunthźr sī mīn hźrre, und ich sī sīn man.
Des er dā hāt gedingen, daz wirt allez getān. |
385 | Des wāren si bereite, swaz er si loben hiez.
Durch ir übermüete ir deheiner ez niht liez.
Si jāhen, swes er wolde. Dā von in wol geschach,
dō der künec Gunthźr die schnen Prünhilde sach. |
386 | Jāne lobe ichz niht sō verre durch die liebe dīn,
sō durch dīne swester, daz schne magedeīn!
Diu ist mir sam mīn sźle und sō mīn selbes līp.
Ich wil daz gerne dienen, daz si werde mīn wīp. |
wie Gunthźr Prünhilde gewan { 7 } Wie Gunther Brunhild gewann. |
387 | In der selben zīte dō was ir schif gegān
der bürge alsō nāhen. Dō sach der künec stān
oben in den venstern vil manege schne meit.
Daz er ir niht erkande, daz was Gunthźre leit. |
388 | Er vragte Sīvride, den gesellen sīn:
Ist iu daz iht künde umb disiu magedīn,
die dort her nider schouwent gein uns ūf die vluot,
swie ir hźrre heize? Si sint vil hōhe gemuot. |
389 | Dō sprach der hźrre Sīvrit: Nū sult ir tougen spehen
under den juncvrouwen und sult mir danne jehen,
welche ir nemen woldet, hetet irs gewalt.
Daz tuon ich, so sprach Gunthźr, ein ritter küen und balt: |
390 | Sō sihe ich ir eine in jenem venster stān
in snźwīzer węte. Diu ist sō wolgetān,
die welent mīniu ougen durch ir schnen līp.
Ob ich gewalt des hete, si müese werden mīn wīp. |
391 | Dir hāt erwelt vil rehte dīner ougen schīn.
Ez ist diu edel Prünhilt, daz schne magedīn,
nāch der dīn herze ringet, der sin und ouch der muot.
Elliu ir gebęrde, diu dūhte Gunthźren guot. |
392 | Dō hiez diu küneginne ūz den venstern gān
ir hźrlīche megde. Sine solden dā niht stān
den vremden an ze sehene. Des wāren si bereit.
Waz dō die vrouwen tāten, daz ist uns sider ouch geseit. |
393 | Gegen den unkunden strichen si ir līp,
des ie site heten diu wętlīchen wīp.
An diu engen venster kōmen si gegān,
dā si die helde sāhen. Daz wart durch schouwen getān. |
394 | Ir wāren niuwan viere, die kōmen in daz lant.
Sīvrit der küene ein ross zōch ūf den sant.
Dā sāhen durch venster diu wętlīchen wīp.
Des dūhte sich getiuwert des künec Gunthźres līp. |
395 | Er habte im dā bī zoume daz zierlīche marc
guot und schne, vil michel und vil starc,
unz der künec Gunthźr in den satel gesaz.
Alsō diente im Sīvrit, des er doch sīt vil gar vergaz. |
396 | Dō zōch er ouch daz sīne von dem schiffe dan.
Er hete sölchen dienest vil selten ź getān,
daz er bī stegereife gestüende helde mźr.
Daz sāhen durch diu venster die vrouwen schn und hźr. |
397 | Reht in einer māze, den helden vil gemeit
von snź blanker varwe ir ross und ouch ir kleit
wāren vil gelīche. Ir schilde wol getān,
die lūhten von den handen den vil wętlīchen man. |
398 | Ir setel wol gesteinet, ir fürbüege smal,
si riten hźrlīche für Prünhilde sal.
Dar an hiengen schellen von liehtem golde rōt.
Si kōmen zuo dem lande, als ez ir ellen gebōt, |
399 | mit spern niuwe sliffen, mit swerten wol getān,
diu ūf die sporn giengen den wętlīchen man.
Die fuorten die vil küenen, scharpf und breit.
Daz sach allez Prünhilt, diu vil hźrlīche meit. |
400 | Mit in kōmen dō Dancwart und ouch Hagene.
Wir hren sagen męre, wie die degene
von raben swarzer varwe truogen rīchiu kleit.
Ir schilde wāren schne, michel guot und breit. |
401 | Von Indiā dem lande man sach si steine tragen.
Die kōs man an ir węte vil hźrlīche wagen.
Sie liezen āne huote ir schiffel bī der vluot.
Sus riten zuo der bürge die helde küene und guot. |
402 | Sehs und ahzec türne si sāhen drinne stān,
drī palas wīte, und einen sal wol getān
von edelem marmelsteine, grüene alsam ein gras.
Dar inne selbe Prünhilt mir ir ingesinde was. |
403 | Diu burc was entslozzen, vil wīte ūf getān.
Dō liefen in engegene die Prünhilde man
und enpfiengen dise geste in ir vrouwen lant.
Ir ross hiez man behalten, und ir schilde von der hant. |
404 | Dō sprach ein kameręre: Ir sult uns geben diu swert
und ouch die liehten brünne! Des sīt ir ungewert,
sprach von Tronege Hagene, wir wellens selbe tragen.
Dō begunde im Sīvrit dā von diu rehten męre sagen: |
405 | Man pfliget in dirre bürge, daz wil ich iu sagen,
daz neheine geste hie wāfen sulen tragen.
Nū lāt si tragen hinnen, daz ist wol getān.
Des volgete vil ungerne Hagene, Gunthźres man. |
406 | Man hiez den gesten schenken und schuof in gemach.
Vil manegen snellen recken man dā ze hove sach
in fürstlīcher węte allenthalben gān.
Dō wart vil michel schouwen an die küenen getān. |
407 | Dō wart vrouwen Prünhilde gesaget mit męren,
daz unkunde recken dā komen węren
in hźrlīcher węte gevlozzen ūf dem vluot.
Dā von begunde vrāgen diu maget schne und guot: |
408 | Ir sult mich lāzen hren, sprach diu künegīn,
wer die vil unkunden recken mugen sīn,
die in mīner bürge sō hźrlīche stān,
und durch welches liebe die helde her gevarn hān. |
409 | Dō sprach ein ir gesinde: Vrouwe, ich mac wol jehen,
daz ich ir deheinen nie mźr habe gesehen,
wand gelīche Sīvride einer dar under stāt.
Den sult ir wol enpfāhen, daz ist mit triuwen mīn rāt. |
410 | Der ander der gesellen, der ist sō lobelīch,
ob er gewalt des hete, wol węre er ein künec rīch
ob wīten fürsten landen, und möhte er diu gehān.
Man siht in bī den andern sō rehte hźrlīche stān. |
411 | Der dritte der gesellen, der ist sō griulīch,
und doch mit schnem lībe, küneginne rīch,
von swinden sīnen blicken, der er sō vil getuot.
Er ist in sīnen sinnen, ich węne, grimme gemuot. |
412 | Der jungeste dar under, der ist sō lobelīch.
Magetlīcher zūhte sihe ich den degen rīch
mit guotem gelęze sō minneclīche stān.
Wir möhtenz alle fürhten, hete im hie iemen ihr getān. |
413 | Swie blīde er pflege der zühte, und swie schne sī sīn līp,
er möhte wol erweinen vil wętlīchiu wīp,
swenne er begunde zürnen. Sīn līp ist sō gestalt,
er ist in allen tugenden ein degen küene und balt. |
414 | Dō sprach diu küneginne: Nū brinc mir gewant!
Und ist der starke Sīvrit komen in diz lant
durch willen mīner minne, ez gāt im an den līp.
Ich fürhte in niht sō sźre, daz ich werde sīn wīp. |
415 | Prünhilt diu schne wart schiere wol gekleit.
Dō gienc mit ir dannen vil manec schniu meit,
wol hundert oder mźre. Gezieret was ir līp.
Ez wolden sehen die geste diu vil wętlīchen wīp. |
416 | Dā mit giengen degen dā ūz Îslant,
die Prünhilde recken. Die truogen swert enhant,
fünf hundert oder mźre. Daz was den gesten leit.
Dō stuonden von dem sedele die helde küene und gemeit. |
417 | Dō diu küneginne Sivriden sach,
nū muget ir gerne hren, wie diu maget sprach:
Sīt willekomen, Sīvrit, her in diz lant!
Waz meinet iuwer reise? Gerne hete ich daz bekant. |
418 | Vil michel iuwer genāde, mīn vrou Prünhilt,
daz ir mich geruochet grüezen, fürsten tohter milt,
vor disem edelen recken, der hie vor mir stāt,
wand er ist mīn hźrre. Der źren hete ich gerne rāt. |
419 | Er ist geborn von Rīne. Waz sol ich dir sagen mźr?
Durch die dīne liebe sīn wir gevarn her.
Der wil dich gerne minnen, swaz im dā von geschiht.
Nū bedenk es dich bezīte, mīn hźrre erlāzet dich es niht. |
420 | Er ist geheizen Gunthźr und ist ein künec hźr.
Erwürbe er dīne minne, er engerte nihtes mźr.
Jā gebōt mir her ze varne der recke wolgetān!
Möhte ich es im geweigert hān, ich hete ez gerne verlān. |
421 | Si sprach: Ist er dīn hźrre, und bistū sīn man,
diu spil, diu ich im teile, getar er diu bestān,
behabt er des meisterschaft, sō wirde ich sīn wīp.
Und ist daz ich gewinne, ez gāt iu allen an den līp. |
422 | Dō sprach von Tronege Hagene: Vrouwe, lāt uns sehen
iuweriu spil diu starken. É daz iu müeste jehen
Gunthźr mīn hźrre, dā müeste ez herte sīn.
Er trūwet wol erwerben ein alsō schne magedīn. |
423 | Den stein sol er werfen und springen dar nāch,
den gźre mit mir schiezen. Lāt iu sīn niht ze gāch!
Ir muget wol hie verliesen die źre und ouch den līp.
Des bedenket iuch vil ebene. sprach daz minneclīche wīp. |
424 | Sīvrit der vil küene zuo dem künege trat.
Allen sīnen willen er in reden bat
gegen der küneginne. Er solde ān angest sīn:
Ich sol iuch wol behüeten vor ir mit den listen mīn. |
425 | Dō sprach der künec Gunthźr: Küneginne hźr,
nū teilet, swaz ir gebietet. Und węre es dannoch mźr,
daz bestüende ich allez durch iuwern schnen līp.
Mīn houbet wil ich verliesen, ir enwerdet mīn wīp. |
426 | Dō diu küneginne sīne rede vernam,
des spils bat si gāhen, als ir dō gezam.
Si hiez ir gewinnen ze strīte guot gewant,
eine brünne rōtes goldes und einen guoten schildes rant. |
427 | Ein wāfenhemde sīden, daz leite an diu meit,
daz in deheinem strīte wāfen nie versneit,
von pfellel ūzer Lybiā. Ez was vil wol getān.
Von porten lieht gewürhte sach man schīnen dar an. |
428 | Die zīt wart disen recken mit gelpfe vil gedröut.
Dancwart und Hagene, die wāren ungevröut.
Wie ez dem künege ergienge, des sorgete in der muot.
Si dāhten: Unser reise, diu ist uns recken niht ze guot. |
429 | Die wīle was ouch Sīvrit, der wętlīche man,
ź ez iemen erfünde, in daz schif gegān,
dā er sīne tarnkappen verborgen ligen vant.
Dar in slouf er vil schiere. Dō was er niemen bekant. |
430 | Er īlte hin widere. Dō vant er recken vil,
dā diu küneginne teilte ir hōhen spil.
Dar gie er tougenlīche. Von listen daz geschach,
alle die dā wāren, daz in dā niemen ensach. |
431 | Der rinc, der was bezeiget. Daz spil solde geschehen
vor manegem küenen recken, die daz solden sehen.
Mźr danne siben hundert, die sach man wāfen tragen,
swem an dem spil gelünge, daz ez die helde solden sagen. |
432 | Dō was komen Prünhilt. Gewāfent man die vant,
sam ob si solde strīten umb elliu küneges lant.
Jā truoc si ob den sīden vil manegen goldes zein.
Ir minneclīche varwe dar under vil hźrlīche schein. |
433 | Dō kom ir gesinde. Die truogen dar zehant
von al rōtem golde einen schildes rant
mit stahele herte spangen, vil michel und breit,
dar under spilen wolde diu minneclīchiu meit. |
434 | Der vrouwen schiltvezzel ein edel porte was.
Dar ūfe lāgen steine grüene sam ein gras.
Der lūhte maneger hande mit schīne wider daz golt:
er müeste wesen vil küene, dem diu vrouwe würde holt. |
435 | Der schilt was under buckeln, als uns daz ist gesaget,
wol drīer spannen dicke. Den solde tragen die maget.
Von stahel und ouch von golde rīch er was genuoc,
den ir kameręre selbe vierde kūme truoc. |
436 | Alsō der starke Hagene den schilt dar tragen sach,
mit grimmigem muote der helt von Tronege sprach:
Wā nū, künec Gunthźr, wie verliese wir den līp?
Der ir dā gert ze minnen, diu ist des tiuvels wīp! |
437 | Vernemt noch von ir węte. Der hete si genuoc:
von Azagouc der sīden einen wāfenroc si truoc,
edel und rīche. Ab des varwe schein
von der küneginne vil manec hźrlīcher stein. |
438 | Dō truoc man der vrouwen, vil swęre und grōz,
einen gźr vil scharpfen, den si alle zīte schōz,
starc und ungefüege, michel und breit,
der ze sīnen ecken vil harte vreislīchen sneit. |
439 | Von des gźres swęre hret wunder sagen:
wol vierdehalbiu messe was dar zuo geslagen.
Den truogen kūme drīe Prünhilde man.
Gunthźr der edele vil harte sorgen began. |
440 | Er dāhte in sīnem muote: Waz sol diz wesen?
Der tiuvel ūz der helle, wie kunde er dā vor genesen?
Węre ich ze Burgonden mit dem lebene mīn,
si müeste hie lange vrī vor mīner minne sīn. |
441 | Dō sprach Hagenen bruoder, der küene Dancwart:
Mich riuwet inneclīchen disiu hovevart.
Nū hiezen wir ie recken, wie verliese wir den līp,
suln uns in disen landen nū überwinden diu wīp? |
442 | Mich müet daz harte sźre, daz ich kom in diz lant.
und hete mīn bruoder Hagene sīn wāfen an der hant,
und ouch ich daz mīne, sō möhten sanfte gān
mir ir übermüete alle Prünhilde man. |
443 | Daz wizzet sicherlīchen, si soldenz wol bewarn,
und hete ich tūsent eide ze einem vride geswarn,
ź daz ich sterben sęhe den lieben hźrren mīn,
jā müese den līp verliesen daz vil schne magedīn! |
444 | Wir solden ungevangen wol rūmen diz lant,
sprach dō sīn bruoder Hagene, und heten wir daz gewant,
des wir ze der nōt bedurfen, und ouch diu swertr vil guot,
sō würde wol gesenftet der starken vrouwen übermuot. |
445 | Wol hōrte diu maget edele, daz der degen sprach.
Mit smielendem munde si über ahsel sach:
Nū er dunke sich sō küene, sō traget in ir gewant.
Ir vil scharpfen wāfen gebet den recken an die hant! |
446 | Dō si diu swert gewunnen, alsō diu maget gebōt,
der vil küene Dancwart vor vröuden wart vil rōt.
Nū spilen, swes si wellen! sprach der vil snelle man,
Gunthźr ist unbetwungen, sīt daz wir unsere wāfen hān. |
447 | Diu Prünhilde sterke vil grzlīche schein.
Man truoc ir zuo dem ringe einen swęren stein,
grōz und ungefüege, vil michel und wel.
In truogen kūme zwelve helde küene und snel. |
448 | Den warf si zallen zīten, dō si den gźr verschōz.
Der Burgondęre sorge wurden harte grōz.
Wāfen, dō sprach Hagene, was hāt der künec ze trūt?
Jā sol si in der helle sīn des übelen tiuvels brūt! |
449 | An vil wīzen armen si die ermel want.
Si begunde vazzen den schilt an der hant.
Den gźr si hōch zucte. Dō gienc ez an den strīt.
Gunthźr und Sīvrit, die vorhten Prünhilde nīt. |
450 | Und węre im Sīvrit niht ze helfe komen,
sō hete si dem künege sīnen līp benomen.
Er gie dar tougenlīche und ruorte im sīne hant.
Gunthźr sīne liste vil sorclīchen ervant. |
451 | Waz hāt mich gerüeret? dahte der küene man.
Dō sach er allenthalben und vant dā niemen stān.
Er sprach: Ich binz, Sīvrit, der liebe vriunt dīn.
Vor der küneginne soltū gar ān angest sīn. |
452 | Den schilt gip mir von hende und lāze mich den tragen,
und merke rehte, waz dū mich hres sagen.
Nū habe dū die gebęre, diu werc wil ich begān.
Dō er in rehte erkande, ez was im liebe getān. |
453 | Nū hil dū mīne liste, diene soltū niemen sagen.
Sō mac diu küneginne vil lützel iht bejagen
an dir deheines ruomes, des si doch willen hāt.
Nū sihtū, wie diu vrouwe vor dir unsorclīchen stāt. |
454 | Dō schōz vil krefteclīche diu hźrlīchiu meit
ūf einen schilt niuwen, michel und breit,
den truoc an sīner hende daz Sigelinde kint.
Daz fiuwer spranc von stahele, als ez węte der wint. |
455 | Des starken gźres snīde al durch den schilt gebrach,
daz man diu fiuwer lougen ūz den ringen sach.
Des schuzzes beide strūchten, die kreftigen man.
Wan diu tarnkappe, si węren tōte dā bestān. |
456 | Sīvride dem vil küenen von munde brast daz bluot.
Vil balde spranc er widere. Dō nam der helt guot
den gźr, den si geschozzen hete dem helde durch den rant.
Den vrumte ir dō hin widere des starken Sīvrides hant. |
457 | Er dahte: Ich wil niht schiezen daz schne magedīn.
Er kźrte des gźres snīde hinder den rucke sīn.
Mit der gźrstangen er schōz ūf ir gewant,
daz ez erklanc vil lūte von sīner ellenthaften hant. |
458 | Daz fiuwer stoup ūz ringen, alsam ez tribe der wint.
Den schuz, den schōz mit ellen daz Sigemundes kint.
Sine mohte mir ir kreften des schuzzes niht gestān.
Ez enhete der künec Gunthźr triuwen nimmźr getān. |
459 | Prünhilt diu schne, vil balde si ūf gespranc:
Gunthźr, ritter edele, des schuzzes habe danc!
Si wānde, er hete ez mit sīner kraft getān.
Ir was dar nāch geslichen ein verre kreftiger man. |
460 | Dō gie si hin vil balde. Vil zornec was ir muot.
Den stein huop vil hōhe diu edel maget guot.
Si swanc in krefteclīche vil verre von der hant.
Dō spranc si nāch dem wurfe. Jā erklanc ir allez ir gewant. |
461 | Der stein, der was gevallen wol zwelf klāfter dan.
Den wurf, den brach mit sprunge diu maget wolgetān.
Dar gie der hźrre Sīvrit, dā der stein gelac.
Gunthźr in dō wegte, der helt in werfene pflac. |
462 | Sīvrit, der was küene, vil kreftec und vil lanc.
Den Stein, den warf er verrer, dar zuo er wīter spranc.
Von sīnen schnen listen er hete kreft genuoc,
daz er mit dem sprunge den künec Gunthźre doch truoc. |
463 | Der sprunc, der was ergangen, der stein der was gelegen.
Dō sach man ander niemen wan Gunthźr den degen.
Prünhilt die schne, diu wart in zorne rōt.
Sīvrit hete geverret des künec Gunthźres tōt. |
464 | Zuo zir insgesinde ein teil si lūte sprach,
dō si Gunthźren zent des ringes wol gesunden sach:
Vil balde kumt her nāher, ir māge und mīne man.
Ir sult dem künege Gunthźr alle wesen undertān! |
465 | Dō leiten die vil küenen diu wāfen von der hant.
Si buten sich ze füezen ūz Burgonden lant
Gunthźr dem rīchen, vil manec küene man.
Si wānden, daz er hete diu spil mit sīner kraft getān. |
466 | Er gruozte si minneclīche. Jā was er tugende rīch.
Dō nam in bī der hende diu maget lobelīch.
Si erloubte im, daz er dā solde haben gewalt.
Des vröute sich dō Hagene, der degen küene und balt. |
467 | Si bat den ritter edele mit ir dannen gān
in den palas wīten. Alsō daz wart getān,
dō erbōt man ez den recken mit dienste baz.
Dancwart und Hagene, die muosenz lāzen āne haz. |
468 | Sīvrit der snelle wīse was genuoc.
Sīne tarnkappe er abe behalten truoc.
Dō gie er hine wider, dā manec vrouwe saz.
Er sprach zuo dem künege, und tet vil wīslīche daz: |
469 | Wes beitet ir, mīn hźrre? Wan beginnet ir der spil,
der iu diu küneginne teilet alsō vil?
Und lāt uns balde schouwen, wie diu sīn getān!
Sam ers niht enwesse, gebārte der listege man. |
470 | Dō sprach diu küneginne: Wie ist daz geschehen,
daz ir habt, hźr Sīvrit, der spil niht gesehen,
diu hie hāt errungen diu Gunthźres hant?
Des antwurte in Hagene ūzer Burgonden lant. |
471 | Er sprach: Dā het ir uns, vrouwe, betrüebet den muot.
Dō was bī dem schiffe Sīvrit, der helt guot,
dō der vogt von Rīne diu spil iu an gewan.
Des ist ez im unkunde, sprach der Gunthźres man. |
472 | So wol mich dirre męrre, sprach Sīvrit der degen,
daz iuwer hōchvart ist alsō hie gelegen,
daz iemen lebet, der iuwer meister müge sīn!
Nū sult ir, maget edele, uns hinnen volgen an den Rīn. |
473 | Dō sprach diu wolgetāne: Des enmac niht ergān.
Ez müezen ź bevinden māge und mīne man.
Jāne mac ich alsō līhte gerūmen mīniu lant,
die mīne besten vriunde werden ź besant! |
474 | Dō hiez si boten rīten allenthalben dan.
Si besande ir vriunde, māge und man.
Die bat si ze Îsensteine komen unerwant,
und hiez in allen geben rīch und hźrlīch gewant. |
475 | Si riten tegelīche spāte und vruo
der Prünhilde bürge scharhaft zuo.
Jārā jā! spach Hagene, Was haben wir getān?
Wir erbeiten hie vil übele der schnen Prünhilde man, |
476 | sō si nū mit ir krefte koment in daz lant.
Der küneginne wille ist uns unbekant.
Waz, ob si alsō zürnet, daz wir sīn verlorn?
Sō ist uns diu maget edele ze grōzen sorgen geborn. |
477 | Dō sprach der starke Sīvrit: Daz sol ich understān.
Des ir dā habt sorge, des lāz ich niht ergān.
Ich sol iu helfe bringen her in diz lant,
vil erwelten recken, die iu noch nie wurden bekant. |
478 | Ir sult nāch mir niht vrāgen. Ich wil hinnen varn.
Got müeze iuwer źre die zīt wol bewarn.
Ich kum schiere wider und bringe tūsent man
der aller besten degene, der ich ie künde gewan. |
479 | Sōne sīt źt niht ze lange, sprach der künec dō,
wir sīn iuwerer helfe vil billīchen vrō.
Er sprach: Ich kum wider in vil kurzen tagen.
Daz ir mich habt gesendet, daz sult ir Prünhilde sagen. |
wie Sîvrit nâch den Nibelungen vuor { 8 } Wie Siegfried zu den Nibelungen fuhr. |
480 | Dannen gie dō Sīvrit zer porten ūf den sant
in sīner tarnkappen, dā er ein schiffel vant.
Dar an sō stuont vil tougen daz Sigemundes kint.
Er fuorte ez balde dannen, alsam ez węte der wint. |
481 | Den schiffmeister sach niemen. Daz schiffel sźre vlōz
von Sīvrides kreften, die wāren alsō groz.
Si wānde, daz ez fuorte ein sunder starker wint.
Nein, ez fuorte Sīvrit, der schnen Sigelinden kint. |
482 | Bī des tages zīten und in der einen naht
kom er ze einem lande mit grzlīcher maht,
wol hundert langer raste und dannoch baz.
Die hiezen Nibelunge, dā er den grōzen schatz besaz. |
483 | Der helt, der fuor aleine ūf einen wert vil breit.
Daz schif gebant vil balde der ritter vil gemeit.
Er gie zuo einem berge, dar ūf ein burc stuont,
und suochte herberge, sō die wegemüeden tuont. |
484 | Dō kom er für die porten. Verslozzen im diu stuont.
Jā huoten si ir źren, sō noch die liute tuont.
Anz tor begunde bōzen der unkunde man.
Daz was wol behüetet. Dō vant er innerthalben stān |
485 | einen ungefüegen, der der bürge pflac,
bī dem zallen zīten sīn gewęfen lac.
Der sprach: Wer ist, der bōzet sō vaste an daz tor?
Dō wandelte sīne stimme der hźrre Sīvrit dā vor. |
486 | Er sprach: Ich bin ein recke, nū entsliuz ūf daz tor!
Ich erzürne ir etslīchen noch hiute dā vor,
der gerne sanfte lęge und hete sīn gemach.
Daz müete den portenęre, dō daz hźr Sīvrit gesprach. |
487 | Nū hete der rise küene sīn gewęfen an getān,
sīnen helm ūf sīn houbet. Der vil starke man
den schilt vil balde zucte, daz tor er ūf dō swief.
Wie rehte grimmeclīchen er an Sīvriden lief! |
488 | Wie er getorste wecken sō manegen küenen man!
Dā wurden slege swinde von sīner hant getān.
Dō begunde im schermen der hźrlīche gast.
Dō schuof der portenęre, daz sīn gespenge zebrast |
489 | von deiner īsenstangen. Des gie dem helde nōt.
Ein teil begunde fürhten Sīvrit den tōt,
dō der portenęre sō krefteclīche sluoc.
Dar umbe was im węge sīn hźrre Sīfrit genuoc. |
490 | Si striten alsō sźre, daz al diu burc erschal.
Dō hōrte man daz diezen in Nibelunges sal.
Er twanc den portenęre, daz er in sīt gebant.
Diu męre wurden kunde in al Nibelunge lant. |
491 | Dō hōrte daz grimme strīten verre durch den berc
Albrīch der vil küene, ein wildez getwerc.
Er wāfende sich balde. Dō lief er, dā er vant
disen gast vil edelen, dā er den risen gebant. |
492 | Albrīch was vil grimme, starc was er genuoc.
Helm und ringe er an dem lībe truoc,
und eine geisel swęre von golde an sīner hant.
Dō lief er harte snelle, dā er Sīvriden vant. |
493 | Siben knoufe swęre, die hiengen vor dar an,
dā mit er umb der hende den schilt dem küenen man
sluoc sō bitterlīchen, daz im des vil zerbrast.
Des lībes kom in sorge dō der wętlīche gast. |
494 | Den scherm er von der hende gar zebrochen swanc.
Dō stiez er in die scheiden ein wāfen, daz was lanc.
Den sīnen kameręre wolde er niht slahen tōt.
Er schōnte sīner zühte, als im diu tugent daz gebōt. |
495 | Mit starken sīnen handen lief er Albrīchen an.
Dō vienc er bī dem barte den altgrīsen man.
Er zogte in ungefuoge, daz er lūte schrź.
Zuht des jungen heldes, diu tet Albrīche wź. |
496 | Lūte rief der küene: Lāt mich genesen!
Und möhte ich iemens eigen ān einen recken wesen,
dem swüere ich des eide, ich węre im undertān,
ich diente iu ź ich stürbe, sprach der listige man. |
497 | Er bant ouch Albrīchen alsam den risen ź.
Die Sīvrides krefte tāten im vil wź.
Daz getwerc begunde vrāgen: Wie sīt ir genant?
Er sprach: Ich heize Sīvrit. Ich wānde, ich węre iu wol bekant. |
498 | Sō wol mich dirre męre! sprach Albrīch daz getwerc,
Nū hān ich wol erfunden diu degenlīchen werc,
daz ir von wāren schulden müget landes hźrre wesen.
Ich tuon swaz ir gebietet, daz ir mich lāzet genesen. |
499 | Dō sprach der hźrre Sīvrit: Ir sult balde gān,
und bringet mir der recken, der besten die wir hān,
tūsent Nibelunge, daz mich die hie gesehen.
War umbe er dō des gerte, des hōrte in niemen verjehen. |
500 | Dem risen und Albrīche lōsete er diu bant.
Dō lief Albrīch balde, dā er die recken vant.
Er wacte sorgende der Nibelunge man.
Er sprach: Wol ūf, ir helde, ir sult ze Sīvride gān! |
501 | Si sprungen von den betten und wāren vil bereit.
Tūsent ritter snelle wurden wol gekleit.
Si giengen, dā si funden Sīvriden stān.
Dā wart ein schōne grüezen ein teil mit werken getān. |
502 | Vil kerzen was enzündet, man schancte im lūtertranc.
Daz si schiere kōmen, er sagte es in allen danc.
Er sprach: Ir sult von hinnen mit mir über vluot.
Des vant er vil bereite die helde küen und guot. |
503 | Wol drīzec hundert recken, die wāren schiere komen.
Ûz den wurden der besten tūsent dō genomen.
Den brāhte man ir helme und ander ir gewant,
wand er si füeren wolde in daz Prünhilde lant. |
504 | Er sprach: Ir guote ritter, daz wil ich iu sagen:
ir sult vil rīchiu kleider dā ze hove tragen,
wand uns dā sehen müezen vil minneclīchiu wīp.
Dar umbe sult ir zieren mit guoter węte den līp. |
505 | An einem morgen vruo huoben si sich dan.
Waz sneller geverten Sīvrit dō gewan!
Si fuorten ross diu guoten und hźrlīch gewant.
Si kōmen ritterlīche in daz Prünhilde lant. |
506 | Dō stuonden in den zinnen diu minneclīchen kint.
Dō sprach diu küneginne: Weiz iemen, wer die sint,
die ich dort sihe vliezen sō verre ūf dem sź?
Si füerent segele rīche, die sint noch wīzer danne der snź. |
507 | Dō sprach der künec von Rīne: Ez sint mīne man.
Die hete ich an der verte hie nāhen bī verlān.
Die hān ich besendet. Die sint nū, vrouwe, komen.
Der hźrlīchen geste wart vil grōze war genomen. |
508 | Dō sach man Sīvride vor in einem schiffe stān
in hźrlīcher węte, unde ander manegen man.
Dō sprach diu küneginne: Hźr künec, ir sult mir sagen:
sol ich die geste enpfāhen, oder sol ich grüezen si verdagen? |
509 | Er sprach: Ir sult engegen in für den palas gān,
ob wir si gerne sehen, daz si daz wol verstān.
Dō tet die küneginne, als ir der künec geriet.
Sīvride mit dem gruoze si von den andern schiet. |
510 | Man schuof in herberge und behielt in ir gewant.
Dō was sō vil der geste komen in daz lant,
daz si sich allenthalben drungen in den scharn.
Dō wolden die vil küenen heim ze lande varn. |
511 | Dō sprach diu küneginne: Ich wolde im wesen holt,
der geteilen kunde mīn silber und mīn golt
mīn und des küneges gesten, des ich sō vil hān.
Des antwurte Dancwart, des künec Gīselhźres man: |
512 | Vil edeliu küneginne, lāt mich der slüzzel pflegen
ich trūwe ez sō geteilen, sprach der küene dagen,
swaz ich erwerbe schande, die lāt mīn eines sīn!
Daz er milte węre, daz tet der degen schīn. |
513 | Dō sich Hagenen bruoder der slüzzel underwant,
sō manege gābe rīche gap des heldes hant:
swer einer marke gerte, dem wart sō vil gegeben,
daz die armen alle muosen vrlīche leben. |
514 | Wol bī hundert pfunden gap er āne zal.
Genuoge in rīcher węte giengen vor dem sal,
die nie dā vor getruogen sō hźrlīchiu kleit.
daz gevriesch diu künegīn. Ez was ir węrlīche leit. |
515 | Dō sprach diu vrouwe hźre: Hźr künec, ich hete es rāt,
daz iuwer kameręre mir wil der mīnen wāt
lāzen niht belīben. Er swendet mir mīn golt.
Der ez noch understüende, dem wolde ich immer wesen holt. |
516 | Er gīt sō rīche gābe, jā węnet des der degen,
ich habe gesant nāch tōde! Ich wils noch lenger pflegen.
Ouch trūwe ichz wol verswenden, daz mir mīn vater lie.
Sō milten kameręre gewan noch küneginne nie. |
517 | Dō sprach von Tronege Hagene: Vrouwe, iu sī geseit,
ez hāt der künec von Rīne golt und kleit
alsō vil ze gebene, daz wir des haben rāt,
daz wir von hinnen füeren iht der Prünhilde wāt. |
518 | Nein, durch mīne liebe, sprach diu künegīn,
lāzet mich erfüllen zweinzec leitschrīn
von golde und von sīden, daz geben sol mīn hant,
sō wir kōmen über in daz Gunthźres lant. |
519 | Mit edelem gesteine ladete man diu schrīn.
Ir selber kameręre dā mite muosen sīn.
Sine wolde es niht getrūwen dem Gunthźres man.
Gunthźr und Hagene dar umb lachen began. |
520 | Dō sprach diu küneginne: Wem lāz ich mīniu lant?
Diu sol ź bestiften mīn und iuwer hant!
Dō sprach der künec edele: Nū heizet her gān
der iu dar zuo gevalle, den sul wir voget wesen lān. |
521 | Ein ihr hōhesten māc diu vrouwe bī ir sach.
Er was ir muoter bruoder. Zuo dem diu vrouwe sprach:
Nū lāt iu sī bevolhen mīne bürge und ouch diu lant.
Si rihten sich zer verte. Man sach si rīten ūf den sant. |
522 | Si fuorte mit ir dannen sehs und ahzec wīp,
dar zuo wol hundert megde. Vil schne was in der līp.
Sine sūmte sich niht langer, si wolden gāhen dan.
Die si dā heime liezen, hey, waz der weinen began! |
523 | In tugentlīchen zühten si rūmte ir eigen lant.
Si kuste ir vriunt die nāhen, die si bī ir vant.
Mit guotem urloube sie kōmen ūf den sź.
Zuo ir vater lande kom diu vrouwe nimmźr mź. |
524 | Dō hōrte man ūf der verte maneger hande spil.
Aller kurzewīle heten si dō vil.
Dō kom in zuo ir reise ein rehter wazzerwint.
Si fuoren von dem lande mit vil grōzen vröuden sint. |
525 | Dōne wolde si den hźrren niht minnen ūf der vart.
Ez wart ir kurzewīle unz in ir hūs gespart,
ze Wormez zuo der bürge, zeiner hōchgezīt,
dā si vil vröuden rīche kōmen mit ir helden sīt. |
wie Sîvrit gesant wart { 9 } Wie Siegfried nach Worms gesandt wurde. |
526 | Dō si gevarn wāren wol niuwen tage,
dō sprach von Tronege Hagene: Nū hrt, waz ich iu sage:
wir sūmen uns mit den męren ze Wormez an den Rīn.
Iuwer boten solden nū ze Burgonden sīn. |
527 | Dō sprach der künec Gunthźr: Ir habet mir wār geseit.
Uns węre ze der selben verte niemen sō bereit
als ir, mīn vriunt, hźr Hagene. Nū rītet in mīn lant!
Die mīne hovereise tuot in niemen baz bekant. |
528 | Des antwurte Hagene: Ich bin niht bote guot.
Lāt mich pflegen der kamere, belīben ūf der vluot.
Jā wil ich bī den vrouwen behüeten ir gewant,
unz wir si bringen in der Burgonde lant. |
529 | Nū bittet Sīvride füeren die boteschaft!
Der kan si wol gewerben mit ellenhafter kraft.
Versage er iu die reise, ir sult mit guoten siten
durch iuwer swester willen der bete in vriuntlīchen bitten. |
530 | Er sande nāch dem recken. Der kom, dō man in vant.
Er sprach: Sīt wir heim nāhen in mīniu lant,
sō solde ich boten senden der lieben swester mīn
und ouch mīner muoter, daz wir nāhen an den Rīn. |
531 | Des ger ich an iuch, Sīvrit. Nū leistet mīnen muot,
daz ich ez immer diene, sprach der degen guot.
Dō widerredete ez Sīvrit, der vil küene man,
unz daz in Gunthźr sźre vlźgen began. |
532 | Er sprach: Ir sult rīten durch den willen mīn
und ouch durch Kriemhilde, daz schne magedīn,
daz ez mit mir verdiene diu hźrlīche meit.
Dō daz gehōrte Sīvrit, dō was der recke vil bereit. |
533 | Nū enbietet, swaz ir wellet, des wirt niht verdaget.
Ich wil ez gerne werben durch die vil schnen maget.
Zewiu solde ich verzīhen, die ich in herzen hān?
Swaz ir gebietet, daz ist allez getān. |
534 | Sō saget mīner muoter, Uoten der künegīn,
daz wir an dirre verte in hōhem muote sī.
Lāt wizzen mīne bruoder, wie wir geworben hān!
Ir sult ouch unser vriunde disiu męre hren lān. |
535 | Die mīnen schnen swester, die sult ir niht verdagen.
Den mīn und Prünhilde dienest, den sult ir der megde sagen,
und ouch dem gesinde und allen mīnen man,
dar nāch ie ranc mīn herze, wie wol ich daz verendet hān. |
536 | Und sagt Ortwīne, dem liebem neven mīn,
daz er heize sidelen ze Wormez ad den Rīn,
und ander mīne māge sol man wizzen lān:
ich wil mit Prünhilde grōze hōchzīte hān. |
537 | Und sage mīner swester, sō si daz habe vernomen,
daz ich mit mīnen gesten sī ze lande komen,
daz si mit vlīze enpfāhe die lieben triutinne mīn.
Daz wil ich immer diende umb Kriemhilde sīn. |
538 | Sīvrit der hźrre balde urloup genam
von vroun Prünhilde, als im wol gezam,
und zallem ir gesinde. Dō reit er an den Rīn.
Ez kunde in dirre werlde ein bote bezzer niht gesīn. |
539 | Mit vier und zweinzec recken ze Wormez er dō reit.
Des küneges kom er āne. Dō daz wart geseit,
allez daz gesinde müete jāmers nōt.
Si vorhten, daz ir hźrre dort belīben węre tōt. |
540 | Dō erbeizten si von rossen. Vil hōhe stuont ir muot.
Vil schiere kom in Gīselhźr, der junge künec guot,
unde Gźrnōt, sīn bruoder. Wie balde er dō sprach,
dō er den künec Gunthźr niht bī Sīvride sach: |
541 | Sīt willekomen, Sīvrit! Ir sult mich wizzen lān,
wā ir mīnen bruoder, den künec, habt verlān.
Diu Prünhilde sterke in węn uns hāt benomen,
sō węre ir hōhiu minne uns ze grōzem schaden komen. |
542 | Die angest lāt belīben! Iu und den māgen sīn,
iu enbiutet sīnen dienest der liebe hergeselle mīn.
Den liez ich wol gesunden. Er hāt mich iu gesant,
daz ich sīn bote węre mit męren her in iuwer lant. |
543 | Ir sult daz ahten schiere, swie sō daz geschehe,
daz ich die küneginne und iuwer swester sehe.
Die sol ich lāzen hren, waz in enboten hāt
Gunthźr und Prünhilt. Ir dinc in hōhe stāt. |
544 | Dō sprach der junge Gīselhźr: Dā sult ir zuo zir gān.
Dā habt ir mīner swester vil liebe an getān.
Si treit ouch michel sorge umb den bruoder mīn.
Diu maget siht iuch gerne, des wil ich iuwer bürge sīn. |
545 | Dō sprach der hźrre Sīvrit: Swaz ich ir dienen kan,
daz sol vil willeclīchen mit triuwen sīn getān.
Wer saget nū den vrouwen, daz ich dar wil gān?
Des wart dō bote Gīselhźr, der vil wętlīche man. |
546 | Gīselhźr der snelle zuo sīner muoter sprach
und ouch ze sīner swester, dā er si beide sach:
Uns ist komen Sīvrit, der helt ūz Niderlant.
In hāt mīn bruoder Gunthźr her ze Rīne gesant. |
547 | Er bringet uns diu męre, wie ez umb den künec stź.
Nū sult ir im erlouben, daz er ze hove gź.
Er sagt diu rehten męre her von Îslant.
Noch was den edelen vrouwen michel sorge bekant. |
548 | Si sprungen nāch ir węte. Dō leiten si sich an.
Si bāten Sīvride hin ze hove gān.
Daz tet er willeclīchen, wand er si gerne sach.
Kriemhilt diu edele zuo im güetlīchen sprach: |
549 | Sīt willekom, hźr Sīvrit, ritter lobelīch!
Wā ist mīn bruoder Gunthźr, der edel künec rīch?
Von Prünhilde krefte, ich węn, wir in hān verlorn.
Ouwź mich armer megde, daz ich ze der werlt ie wart geborn! |
550 | Dō sprach der ritter küene: Nū gebt mir botenbrōt!
Ir vil schne vrouwen, ir weinet āne nōt.
Ich liez in wol gesunden, daz tuon ich iu bekant.
Si habent mich iu beide mit den męren her gesant. |
551 | Iu enbiutet holden dienest er und diu wine sīn
mit vriuntlīcher liebe, vil edeliu künegīn.
Nū lāzet iuwer weinen. Si wellent schiere komen.
Si hete in manegen zīten sō liebez męre niht vernomen. |
552 | Mit snź wīzen gźren ir ougen wolgetān
wischete si nāch trehen. Danken si began
dem boten dirre męre, diu ir wāren komen.
Dō was ir michel trūren und ir weinen benomen. |
553 | Si bat den boten sitzen. Des was er vil bereit.
Dō sprach diu minneclīche: Mir węre niht ze leit,
ob ich dem boten miete solde geben mīn golt.
Dar zuo sīt ir ze rīche: ich wil iu immer wesen holt. |
554 | Ob ich nū eine hete, sprach er, drīzec lant,
sō enpfienge ich doch gerne gābe ūz iuwerer hant.
Dō sprach diu tugentrīche: Nū sol ez sīn getān!
Si hiez den kameręre nāch der botenmiete gān. |
555 | Vier und zweinzec bouge mit gesteine guot,
die gap si im ze miete: sō stuont des heldes muot,
er wolde es niht behalten. Er gap ez sā zehant
ir nęhestem ingesinde, die er ze kemenāten vant. |
556 | Ir muoter bōt ir dienest in vil güetlīchen an.
Ich sol iu sagen męre, sprach der küene man,
wes iuch bittet Gunthźr, sō er kumt an den Rīn.
Ob ir daz, vrouwe, leistet, er welle iu immer węge sīn. |
557 | Die sīnen rīchen geste, des hōrte ich in gern,
daz ir die wol enpfāhet, und sult in des gewern,
daz ir gegen im rītet für Wormez an den sant.
Des sīt ir von dem künege mit rehten triuwen gemant. |
558 | Dō sprach diu minneclīche: Des bin ich vil bereit.
Swaz ich im kan gedienen, daz ist im unverseit.
Mit vriuntlīchen triuwen, sō sol ez sī getān.
Dō mźrte sich ir varwe, die si vor liebe gewan. |
559 | Ez enwart nie bote enpfangen deheines fürsten baz.
Getorste si in küssen, diu vrouwe tęte daz.
Wie rehte minneclīche er von den vrouwen schiet!
Dō tāten Burgonde, als in Sīvrit geriet. |
560 | Sindolt und Hūnolt und Rūmolt der degen,
vil grōzer unmuoze muosen si dō pflegen,
rihten daz gesidele vor Wormez ūf den sant.
Des küneges schaffęre man mit arbeiten vant. |
561 | Ortwīn und Gźre, diene wolden daz niht lān,
si sanden nāch den vriunden allenthalben dan.
Si kundeten in die hōchzīt, diu dā solde sīn.
Dā zierten sich engegene diu vil schnen magedīn. |
562 | Der palas und die wende, daz was über al
gezieret gegen den gesten. Der Gunthźres sal,
der wart vil wol bezimbert durch manegen vremden man.
Disiu vil starke hōchzīt, diu huop sich vil vrlīchen an. |
563 | Dō riten allenthalben die wege durch daz lant
der drīer künege māge. Die hete man besant,
daz si den solden warten, die in dā wolden komen.
Dā war ūzer valde vil rīcher węte genomen. |
564 | Dō sagete man diu męre, daz man rīten sach
die Prünhilde vriunde. Dō huop sich ungemach
von des volkes krefte in Burgonden lant.
Hey, waz man küener degene dā ze beiden sīten vant! |
565 | Dō sprach diu schne Kriemhilt: Ir miniu magedīn,
die an dem antpfange mit mir wellen sīn,
die suochen ūz den kisten diu aller besten kleit!
Sō wirt uns von den gesten lop und źre geseit. |
566 | Dō kōmen ouch die recken. Die hiezen tragen dar
die hźrlīchen setele von rōtem golde gar,
die vrouwen solden rīten ze Wormez an den Rīn.
Bezzer pfertgereite, diu kunden niender sīn. |
567 | Hey, waz dā liehtes goldes von den mren schein!
In lūhte von den zoumen vil manec edel stein.
Die guldīnen schemel ob liehtem pfelle guot,
die brāhte man den vrouwen. Si wāren vrlīch gemuot. |
568 | Ûfe dem hove wāren diu vrouwenpfert bereit
den edelen juncvrouwen als ich iu hān geseit.
Diu smalen fürbüege sach man die mre tragen
von den besten sīden, dā von iu iemen kunde gesagen. |
569 | Sehs und ahzec vrouwen sach man dā für gān,
die gebende truogen. Zuo Kriemhilde dan
kōmen die vil schōne und truogen liehtiu kleit.
Dā kom ouch gezieret manec wętlīchiu meit. |
570 | Fünfzec und viere von Burgonde lant.
Ez wāren ouch die hhsten, die man dā iender vant.
Die sach man dā valvahse under liehten porten gān.
Des ź der künec gerte, daz wart mit vlīze getān. |
571 | Si truogen rīchen pfellel, die besten, die man vant,
vor den vremden recken, sō manec guot gewant,
daz ir genuoge schne ze rehte wol geazm.
Er węre in swachem muote, der ir deheiner węre gram. |
572 | Von zobel und von harme vil man dā kleider vant.
Dā wart vil wol gezieret manec arm und hant
mit bougen ob den sīden, die si dā solden tragen.
Iu enkunde daz vlīzen ze ende niemen gesagen. |
573 | Vil manegen gürtel spęhen, rīch und lanc,
über liehtiu kleider vil manec hant dō swanc
ūf edel rocke ferrans von pfelle ūz Arābī.
Den edelen juncvrouwen was vil hōher vröuden bī. |
574 | Ez wart in fürgespenge manec schniu meit
genęt vil minneclīche. Ez möhte ir wesen leit,
der ir vil liehtiu varwe niht lūhte gegen der wāt.
Sō schnes ingesindes nū niht küneges künne hāt. |
575 | Dō die vil minneclīchen nū truogen ir gewant,
die si dā füeren solden, die kōmen dar zehant.
Der hōchmüeten recken was ein vil michel kraft.
Man truoc ouch dar mit schilden vil manec eschīnen schaft. |
wie Prünhilt ze Wormze enpfangen wart { 10 } Wie Brunhild zu Worms empfangen wurde. |
576 | Anderthalb des Rīnes sach man mit manegen scharn
den künec mit sīnen gesten zuo dem stade varn.
Ouch sach man dā bī zoume leiten manege meit.
Die si enpfāhen solden, die wāren alle bereit. |
577 | Dō die von Îslande zen schiffen kōmen dan,
und ouch von Nibelungen die Sīvrides man,
sie gāheten zuo dem lande. Unmüezec wart ir hant,
dā man des küneges vriunde des stades anderthalben vant. |
578 | Nū hret ouch disiu męre von der künegīn,
Uoten der rīchen, wie si diu magedīn
vrumte von der bürge. Dar si dō selbe reit.
Dā gewan ein ander kunde vil manec ritter und meit. |
579 | Der herzoge Gźre Kriemhilt zoumte dan,
niwār für daz bürgetor. Sīvrit, der küene man,
der muoste ir fürbaz dienen. Si was ein schne kint.
Des wart im wol gelōnet von der juncvrouwen sint. |
580 | Ortwīn der küene bī vrou Uoten reit
vil geselleclīchen manec ritter und meit.
Ze sō grōzem antpfange, des wir wol mügen jehen,
wart nie sō vil der vrouwen bī ein ander gesehen. |
581 | Vil manec būhurt rīcher wart dā getriben
von helden lobelīchen, niht wol daz węre belīben,
vor Kriemhilt der vil schnen zuo den schiffen dan.
Dō huop man von den mren manege vrouwen wolgetān. |
582 | Der künec was komen über, und manec werder gast.
Hey, waz starker schefte vor den vrouwen brast!
Man hōrte dā hurteclīchen von schilden manegen stōz.
Hey, waz rīcher buckelen vor gedrange lūte erdōz! |
583 | Die vil minneclīchen stuonden an der habe.
Gunthźr mit sīnen gesten gie von den schiffen abe.
Er fuorte Prünhilden selbe an sīner hant.
Dā lūhte wider ein ander vil lieht stein und gewant. |
584 | Mit vil grōzen zühten vrou Kriemhilt dō gie,
dō si vroun Prünhilden von ir gesinde enpfie.
Man sach dā schapel rucken mit liehten henden dan,
dā si sich kusten beide. Daz wart durch zuht getān. |
585 | Dō sprach gezogenlīche Kriemhilt daz magedīn:
Ir sult zuo disen landen uns willekomen sīn,
mir und mīner muoter, und allen die wir hān
der getriuwen vriunde! Dō wart nīgen getān. |
586 | Die vrouwen sich beviengen mit armen dicke hie.
Sō minneclīch enpfāhen gehōrte man noch nie,
sō die vrouwen beide der briute tāten kunt.
Vrou Uote und ir tohter, die kusten dicke ir süezen munt. |
587 | Dō vrou Prünhilt vol kom ūf den sant,
dō wart vil minneclīchen genomen bī der hant
von wętlīchen recken manec wīp wolgetān.
Man sach die schnen megede vor vroun Prünhilde stān. |
588 | Ê daz ir gruoz ergienge, daz was ein lange stunt.
Jā wart dā geküsset manec rōse varwer munt.
Noch stuonden bī ein ander die küneges töhter rīch.
Daz liebte an ze sehene vil manegem recken lobelīch. |
589 | Dō spehten mit den ougen, die ź hōrten jehen,
daz si alsō schnes niht mźr heten gesehen
sō die vrouwen beide. Des jach man āne lüge.
Ouch kōs man an ir lībe dā deheiner slahte trüge. |
590 | Die vrouwen spehen kunden und minneclīchen līp,
die lobten durch ir schne daz Gunthźres wīp.
Dō sprāchen dā die wīsen, die heten ez baz gesehen,
man möhte Kriemhilden vor vroun Prünhilden jehen. |
591 | Wider ein ander giengen maget und wīp
Man sach dā wol gezieret vil manegen schnen līp.
Dā stuonden sīden hütten und manec rīch gezelt.
Der was gar erfüllet vor Wormez daz velt. |
592 | Vor des küneges māgen wart dringen dā getān.
Dō hiez man Prünhilde und Kriemhilde gān.
und mit in alle die vrouwen, dā man schate vant.
Dar brāhten si die degene ūzer Burgonden lant. |
593 | Nū wāren ouch die geste ze rosse alle komen.
Vil manec rīchiu tjost durch schilt wart genomen.
Daz velt begunde stiuben, sam ob al daz lant
mit louge węre erbrunnen. Dā wurden helde wol bekant. |
594 | Des dā die recken pflāgen, daz sach dā manec meit.
Mich dunket, daz hźr Sīvrit mit sīnen degen reit
vil manege widerkźre für die hütten dan.
Er fuorte der Nibelunge tūsent wętlīcher man. |
595 | Dō kom von Tronege Hagene, als im der wirt geriet.
Den būhurt minneclīche dō der helt geschiet,
daz si ungestoubet liezen diu vil schnen kint.
Des wart dō von den gesten gevolget güetlīche sint. |
596 | Dō sprach der hźrre Gźrnōt: Diu ross lāzet stān,
unz ez beginne kuolen. Sō sul wir ane vān
dienen schnen wīben für den palas wīt:
sō der künec welle rīten, daz ir vil bereite sīt! |
597 | Dō der būhurt was zergangen über al daz velt,
dō giengen kurzewīlen under manec gezelt
die ritter zuo den vrouwen ūf hōher vröuden wān.
Dā vertriben si die stunde, unz si wolden rīten dan. |
598 | Vor ābendes nāhen, dō diu sunne nider gie
und ez begunde kuolen, niht langer man daz lie,
sich huop gegen der bürge manec man und wīp.
Mit ougen wart getriutet vil maneger schnen vrouwen līp. |
599 | Dā wart von guoten helden vil kleider ab geriten
von den hōchgemuoten nāch des landes siten,
unze für den palas der künec nider stuont.
Dā wart gedienet den vrouwen, sō helde hōchgemuote tuont. |
600 | Dō wurden ouch gescheiden die rīchen künegīn.
Vrou Uote und ir tohter, die giengen beide hin
mit ir ingesinde in ein vil wītez gadem.
Dō hōrte man allenthalben ze vröuden grōzen kradem. |
601 | Gerihtet wart daz gesidele. Der künec wolde gān
ze tische mit den gesten. Dō sach man bī im stān
die schnen Prünhilde. Krōne si dō truoc
in des küneges lande. Jā was si rīch genuoc. |
602 | Vil manec hergesidele mit guoten tavelen bereit
von spīse wart gesetzet, als uns ist geseit.
Des si dā haben solden, wie wźnec des gebrast!
Dō sach man bī dem künege vil manegen hźrlīchen gast. |
603 | Des wirtes kameręre in becken von golde rōt
daz wazzer für truogen. Des węre lützel nōt,
ob iu daz iemen sagte, daz man diente baz
ze fürsten hōchgezīte. Ich wolde niht gelouben daz. |
604 | Ê daz der vogt von Rīne wazzer dō genam,
dō tet der hźrre Sīvrit, als im dō gezam.
Er mante in sīner triuwe, wes er im verjach,
ź daz er Prünhilt dā heime in Îslande sach. |
605 | Er sprach: Ir sult gedenken, des mir swuor iuwer hant,
swenne vrou Prünhilt kme in diz lant,
ir gębet mir iuwer swester. Wā sint die eide komen?
Ich hān an iuwer reise michel arbeit genomen! |
606 | Dō sprach der künec zem gaste: Ir haben mich rehte ermant.
Jāne sol niht meineide werden des mīn hant!
Ich wil ez iu füegen, sō ich aller beste kan.
Dō hiez man Kriemhilde ze hove für den künec gān. |
607 | Mit ir vil schnen megden si kōmen für den sal.
Dō spranc von einer stiege Gīselhźr ze tal.
Nū heizet wider wenden disiu magedīn!
Niuwan mīn swester eine sol bī dem künege sīn. |
608 | Dō brāhte man Kriemhilde, dā man den künec vant.
Dō stuonden ritter edele von maneges fürsten lant
in dem sal wīten. Man hiez si stille stān.
Dō was diu vrou Prünhilt wol hin unz an den tisch gegān. |
609 | Dō sprach der künec Gunthźr: Swester vil gemeit,
durch dīne selbe tugende lse mīnen eit.
Ich swuor dir einen recken, und wirdet der dīn man,
sō hāstū mīnen willen mit vil grōzen triuwen getān. |
610 | Dō sprach diu maget vil edele: Vil lieber bruoder mīn,
ir sult mich niht vlźgen. Jā wil ich immer sīn
swie ir mir gebietet! Daz sol sīn getān.
Ich wil in loben gerne, den ir mir, hźrre, gebet ze man. |
611 | Von lieber ougen blicke wart Sīvrit varwe rōt.
Ze dienste sich der recke vroun Kriemhilde bōt.
Man hiez si zuo ein ander an einen rinc dō gān.
Man vrāgte, ob si gerne nęme den vil wętlīchen man. |
612 | In magetlīchen zühten schamte si sich ein teil.
Iedoch was gelücke und Sīvrit vil geil,
daz si in niht versprechen wolde al dā zehant.
Ouch lobte si ze wībe der edel künec von Niderlant. |
613 | Dō er si gelobte und ouch in diu meit,
güetlīch umbefāhen was dā vil bereit
von Sīvrides armen daz minneclīche kint.
Von helden wart geküsset diu schne Kriemhilt sint. |
614 | Sich teilte daz gesinde. Alsō daz geschach,
an daz gegensidele man Sīvride sach
mit Kriemhilde sitzen. Dar diente manec man.
Man sach die Nibelunge mit samt Sīvride gān. |
615 | Der künec was gesezzen und Prünhilt diu meit.
Dō sach si Kriemhilde, dōne wart ir nie sō leit,
bī Sīvride sitzen. Weinen si began.
Ir vielen heize trehene über liehtiu wange dan. |
616 | Dō sprach der wirt des landes: Vil liebiu vrouwe mīn,
war umbe lāt ir trüeben vil liehter ougen schīn?
Ir muget iuch vröun balde. Iu ist undertān
Mīn lant und mīne bürge und manec wętlīcher man. |
617 | Ich mac wol balde weinen, sprach diu schniu meit.
Umb dīne swester ist mir von herzen leit.
Die sihe ich nāhen sitzen dem eigenholden dīn.
Daz muoz ich immer weinen, sol si alsō verderbet sīn. |
618 | Dō sprach der künec Gunthźr: Ir müget wol stille dagen.
Ich wil iu zandern zīten disiu męre sagen,
war umb ich mīne swester Sīvride hān gegeben.
Jā mac si mit dem recken immer vrlīchen leben! |
619 | Si sprach: Mich jāmert immer ir schne und ouch ir zuht.
Wesse ich, war ich möhte, ich hete gerne vluht,
daz ich iu nimmźr wolde geligen nāhen bī,
ir ensaget mir wā von Kriemhilt diu Sīvrides wine sī. |
620 | Dō sprach der künec edele: Ich tuon ez iu wol bekant.
Er hāt als wol bürge als ich, und wītiu lant.
Daz wizzet sicherlīche: er ist ein künec rīch.
Dar umb gan ich im ze minnen die schnen maget lobelīch. |
621 | Swaz ir der künec sagete, si hete trüeben muot.
Dō gāhte von den tischen vil manec ritter guot.
Ir būhurt wart sō herte, daz al diu burc erdōz.
Den wirt bī sīnen gesten vil harte sźre verdrōz. |
622 | Er dāhte, er lęge sanfter der schnen vrouwen bī.
Dō was er des gedingen niht gar in herzen vrī,
im müese von ir schulden liebes vil geschehen.
Er begunde vriuntlīchen an vroun Prünhilde sehen. |
623 | Ir ritterschaft die geste bat man abe lān.
Der künec mit sīnem wībe ze bette wolde gān.
Vor des sales stiegen gesamenten si sich sīt,
Kriemhilt und Prünhilt. Noch was ez ān ir beider nīt. |
624 | Dō kom ir ingesinde, diene sūmten sich des niht.
Ir rīchen kameręre brāhten in diu lieht.
Sich teilten dō die recken, der zweier künege man.
Dō sach man vil der degene danne mit Sīvirde gān. |
625 | Die hźrren kōmen beide, dā si solden ligen.
Dō gedāhte ietslīcher mit minnen an gesigen
den minneclīchen vrouwen. Daz senftete in den muot.
Sīvride kurzewīle, diu wart vil grzlīche guot. |
626 | Dō der hźrre Sīvrit bī Kriemhilde lac,
und er sō minneclīche der juncvrouwen pflac
mit sīnen edelen minnen, si wart im sō līp.
Er nęme für si eine niht tūsent anderiu wīp. |
627 | Ich sag iu niht mźre, wie er der vrouwen pflac.
Nū hret disiu męre, wie Gunthźr gelac
bī vroun Prünhilde, der ziere degen.
Er hete dicke sanfter bī andern wīben gelegen. |
628 | Daz volc was im entwichen, vrouwen und man.
Dō wart diu kemenāte vil balde zuo getān.
Er wānde, er solde triuten ir vil minneclīchen līp.
Jā was ez noch unnāhen, ź si wurde sīn wīp. |
629 | In sabenwīzen hemede si an daz bette gie.
Dō dāhte der ritter edele: Nū hān iz allez hie,
des ich ie dā gerte in allen mīnen tagen.
Si muoste im von ir schne von grōzen schulden wol behagen. |
630 | Diu lieht begunde bergen des edelen küneges hant.
Dō gie der degen küene, dā er die vrouwen vant.
Er leite sich ir nāhen. Sīn vröude, diu was grōz.
Die vil minneclīchen der helt mit armen umbeslōz. |
631 | Minneclīch triuten, des kunde er vil begān,
ob in diu edele vrouwe hete lāzen daz getān.
Dō zurnde si sō sźre, daz in gemüete daz.
Er wānde vinden vriunde, dō vant er vīentlīcen haz. |
632 | Si sprach: Ritter edele, ir sult ez lāzen stān,
des ir dā haben gedingen. Jāne mac es niht ergān!
Ich wil noch maget belīben, ir sult wol merken daz,
unz ich diu męre ervinde. Dō wart ir Gunthźr gehaz. |
633 | Dō ranc er nāch ir minne und zerfuorte ir diu kleit.
Dō greif nāch einem gürtel diu hźrlīchiu meit.
Daz was ein starker porte, den si umb ir sīten truoc.
Dō tet si dem künege grōzer leide genuoc. |
634 | Die füeze und ouch die hende si im ze samne bant.
Si truoc in zeinem nagel und hienc in an die want.
Dō er si slāfes irrete, die minne si im verbōt.
Jā hete er von ir krefte vil nāch gewunnen den tōt. |
635 | Dō begunde er vlźgen, der meister wānde sīn:
Nū lset mīn gebende, vil edeliu künegīn!
Ine trūwe iu doch, schniu vrouwe, nimmźr an gesigen,
und sol ouch harte selten iu sō nāhe mźr geligen! |
636 | Sine ruochte, wie im węre, wand si vil sanfte lac.
Dort muoste er allez hangen die naht unz an den tac,
unz der liehte morgen durch diu venster schein.
Ob er ie kraft gewunne, diu was an sīnem lībe klein. |
637 | Nū sagt mir, hźr Gunthźr, ist iu daz iht leit,
ob iuch gebunden fünden, sprach diu schne meit,
die iuwern kameręre von einer vrouwen hant?
Dō sprach der ritter edele: Da würde iu übele bewant! |
638 | Ouch hete ich es wźnec źre, sprach der snelle man.
Durch iuwer selber tugende nū lāt mich zuo iu gān.
Sīt daz iu mīne minne sint alsō starke leit,
ich sol mit mīnen henden nimmźr rüeren iuwer kleit. |
639 | Dō lōsete si in balde. Und dō so in ūf verlie,
wider daz bette er zuo der vrouwen gie.
Er leite sich sō verre, daz er ir schne wāt
dar nāch vil selten ruorte. Des wolde ouch si dō haben rāt. |
640 | Dō kom ouch ir gesinde, die brāhten in niuwiu kleit.
Der was in an den morgen harte vil bereit.
Swie wol man dā gebārte, trūrec was genuoc
der hźrre von dem lande, swie er des tages krōne truoc. |
641 | Nāch siten, der si pflāgen, und man durch reht begie,
Gunthźr und Prünhilt niht langer daz enlie,
sie giengen zuo dem münster, dā man die messe sanc.
Dar kom ouch hźr Sīvrit. Sich huop dā grzlīch gedranc. |
642 | Nāch küneclīchen źren was in dar bereit,
swaz si dā haben solden, ir krōne und ouch ir kleit.
Dō wurden si gewīhet. Dō daz was getān,
dō sach man si alle viere under krōne vrlīchen stān. |
643 | Vil junger degen swert dā nāmen, sehs hundert oder baz,
den künegen al ze den źren. Ir sult wol wizzen daz.
Sich huop vil michel vröude in der Burgonde lant.
Man hōrte dā schefte hellen an der swertdegene hant. |
644 | Dō sāzen in den venstern diu schnen magedīn.
Si sāhen vor in liuhten vil maneges schildes schīn.
Dō hete sich gescheiden der künec von sīnen man.
Swes iemen ander pflęge, man sach den künec trūrende gān. |
645 | Im und Sīvride ungelīch stuont der muot.
Wol wesse, waz im węre, der edel ritter guot.
Dō gienc er zuo dem künege. vrāgen er began:
Wie ist iu hīnt gelungen? Daz sult ir mich nū wizzen lān! |
646 | Dō sprach der wirt ze dem gaste: Ich hān laster und schaden,
wand ich hān den übelen tiuvel heim ze hūse geladen.
Dō ich si wānde minnen, vil sźre si mich bant.
Si truoc mich zeinem nagele und hie mich hōhe an die want. |
647 | Dā hie ich angestlīche die naht unz an den tac,
ź daz si mich enbünde. Wie sanfte si dō lac!
Daz sol dir vriuntlīche ūf genāde sīn gekleit.
Dō sprach der starke Sīvrit: Ez ist mir węrlīche leit. |
648 | Des bringe ich dich wol innen. Und lęzestū ez āne nīt,
ich schaffe, daz si hīntz sō nāhe bī dir gelīt,
daz si dich ir minne gesūmet nimmźr mźr.
Der rede was dō Gunthźr nāch sīnen arbeiten hźr. |
649 | Dō sprach der hźrre Sīvrit: Dū maht wol genesen.
Ich węne, uns ungelīche hīnat sī gewesen.
Mir ist dīn swester Kriemhilt lieber danne der līp.
Ez muoz diu vrouwe Prünhilt noch hīnat werden dīn wīp. |
650 | Er sprach: Ich kum noch hīnte ze der kemenāten dīn
alsō tougenlīchen in der tarnkappen mīn,
daz sich mīner liste mac niemen wol verstān.
Sō lā die kameręre ūz zuo ir herberge gān. |
651 | Sō lesche ich den kinden diu lieht an der hant.
Daz ich sī dar inne, dā bī sī dir bekant,
daz ich dir gerne diene. Sō twinge ich dir dīn wīp,
daz dū si hīnte minnest, oder ich verliuse mīnen līp. |
652 | Âne daz dū iht triutest, sprach der künec dō,
die mīne lieben vrouwen, anders bin ich es vrō.
Sō tuo ir swaz dū wellest, und nęmest ir den līp.
Daz solde ich wol verkiesen. Si ist ein vreislīchez wīp! |
653 | Daz nim ich, sō sprach Sīvrit, ūf die triuwe mīn,
daz ich ir niht enminne. Die schne swester dīn,
diu ist mir vor allen, die ich noch ie gesach.
Vil wol geloubte der künec Gunthźr, daz Sīvrit gesprach. |
654 | Dā was von kurzewīle vröude und nōt.
Būhurt und schallen allez man verbōt,
dā die vrouwen solden gegen dem sale gān.
Dō hiezen die kameręre die liute von dem wege stān. |
655 | Von rossen und von liuten gerūmet wart der hof.
Der vrouwen ietslīche, die fuorte ein bischof,
dō si vor den künegen ze tische solden gān.
In volgete an daz gesidele vil manec wętlīcher man. |
656 | Der künec in guotem wāne dō vrlīchen saz.
Daz im gelobte Sīvrit, wol dāhte er ane daz.
Der eine tac in dūhte wol drīzec tage lanc:
an sīner vrouwen minne stuont aller sīn gedanc. |
657 | Er erbeite kūme, daz man von tische gie.
Die schnen Prünhilde man dō komen lie,
und ouch vroun Kriemhilde, beide an ir gemach.
Hey, waz man sneller degene vor den künegen sach! |
658 | Sīvrit der hźrre vil minneclīchen saz
bī sīnem wībe mit vröuden āne haz.
Si trūte sīne hende mit ir vil wīzer hant,
unze er ir vor den ougen, sine wesse wenne, verswant. |
659 | Dō si mit im spilte und sis niht mźr ensach,
zuo sīnem gesinde diu küneginne sprach:
Mich hāt des michel wunder, wā der künec sī bekomen.
Wer hāt im die sīnen hende ūz den mīnen genomen? |
660 | Die rede si lie belīben. Dō was er hin gegān,
dā er vil kameręre mit den liehten vant stān.
Diu begunde er leschen den kinden an der hant.
Daz er węre Sīvrit, daz was Gunthźr bekant. |
661 | Wol wesse er, waz er wolde. Dō hiez er dannen gān
megede und vrouwen. Dō daz was getān,
der rīche künec selbe dō beslōz die tür.
Vil starker rigel zwźne warf er snelle dar für. |
662 | Diu lieht verbarc er schiere under die bettewāt.
Eines spils begunde, des was dō niht rāt,
Sīvrit der vil starke und ouch diu vil schniu meit,
daz was dem künege Gunthźr beidiu liep und leit. |
663 | Sīvrit, der leite sich nāhen der juncvrouwen bī.
Si sprach: Nū lāt ez, Gunthźr, als liep als ich iu sī,
daz ir iht arbeite līdet alsam ź!
Sīt getet diu vrouwe dem küenen Sīvride wź. |
664 | Dō hal er sīne stimme, daz er niht ensprach.
Gunthźr wol hōrte, swie er sīn niht ensach,
daz heinlīcher dinge von in dā niht geschach.
Si hete an dem bette vil harte kleinen gemach. |
665 | Er gebārte, sam ez węre Gunthźr, der künec rīch.
Er umbslōz mit armen die maget lōbelīch.
Si warf in ūz dem bette dā bī ūf eine banc,
daz im sīn houbet lūte ūf einem schamel erklanc. |
666 | Wider ūf mit kreften spranc der küene man.
Er wolde ez baz versuochen. Dō er des began,
daz er si wolde twingen, dār umbe wart im vil wź.
Sölch wer von deheiner vrouwen, diu węne immer mźr ergź. |
667 | Dō er niht wolde erwinden, diu maget ūf dō spranc.
Ir ensult mir niht zerfüeren mīn hemde sō blanc!
Ir sīt vil ungefüege! Daz sol iu werden leit,
des bringe ich iuch wol innen! sprach diu wętlīchiu meit. |
668 | Si beslōz mit armen den tiuwerlīchen degen.
Dō wolde si in gebunden alsam den künec legen,
daz si an dem bette möhte haben gemach.
Daz er ir die wāt zerfuorte, diu vrouwe ez grzlīchen rach. |
669 | Waz half sīn grōziu sterke und ouch sīn grōziu kraft?
Si erzeigete dem degene ir lībes meisterschaft.
Si truoc in mit gewalte, daz muose źt alsō sīn,
und dructe in gefuoge zwischen die want und ein schrīn. |
670 | Ouwź, dāhte der recke, sol ich nū mīnen līp
von einer maget verliesen, sō mugen elliu wīp
her nāch immer mźre tragen gelpfen muot
gegen ir manne, diu ez sus nimmźr getuot! |
671 | Der künec ez wol hōrte. Er angestete umb den man.
Sīvrit zurnte sźre. Schamen er sich began.
Mit ungefüeger krefte satzte er sich wider.
Er versuochtez angestlīche an vroun Prünhilde sider. |
672 | Den künec ez dūhte lange, ź er si betwanc.
Si dructe im sīne hende, daz ūz den nagelen spranc
daz bluot im von ir krefte. Daz was dem helde leit.
Sīt brāhte er an ein lougen die vil hźrlīchen meit |
673 | ir ungefüeges willen, des si ź dā jach.
Der künec ez allez hōrte, swie er niht ensprach.
Er dructe si an daz bette, daz si vil lūte schrź.
Ir tāten sīne krefte harte grzlīchen wź. |
674 | Dō greif si hinz ir sīten, dā si den porten vant,
und wolde in hān gebunden. Dō werte ez sō sīn hant,
daz ir diu lit erkrachten und ouch al der līp.
Des wart der strīt gescheiden. Dō war si Gunthźres wīp. |
675 | Si sprach: Künec edele, dū solt mich leben lān.
Ez wirt vil wol versüenet, swaz ich dir hān getān.
Ich engewer mich nimmźr mźre der edelen minne dīn.
Ich hān daz wol erfunden, daz dū kanst vrouwen meister sīn. |
676 | Sīvrit stuont dannen. Ligen lie er die meit,
sam er von im ziehen wolde vil gar sīniu kleit.
Er zōch ir ab ir hende ein guldīn vingerlīn,
daz si des nie wart innen, diu edele künegīn. |
677 | Dar zuo nam er ir gürtel, daz was ein porte guot.
Ine weiz, ob er daz tęte durch sīnen hōhen muot.
Er gap ez sīnem wībe, daz wart im sider leit.
Dō lāgen bī ein ander Gunthźr und diu schniu meit. |
678 | Er pflac ir minneclīchen, als im daz gezam.
Dō muoste si verkiesen ir zorn und ouch ir scham.
Von sīner heinlīche si wart ein lützel bleich.
Hey, waz ir von der minne ir grōzen krefte entweich! |
679 | Dōne was ouch sie niht sterker dann ein ander wīp.
Er trūte minneclīche den ir vil schnen līp.
Ob siz versuochte mźre, waz kunde daz vervān?
Daz hete ir allez Gunthźr mit sīnen minnen getān. |
680 | Wie rehte minneclīche si dō bī im lac
mit vriuntlīcher liebe unz an den liehten tac!
Nū was der hźrre Sīvrit wider ūz gegān,
dā er wol wart enpfangen von einer vrouwen wolgetān. |
681 | Er understuont ir vrāge, der si hete gedāht.
Er hal si sīt vil lange, daz er ir hete brāht,
unz daz si under krōne in sīnem lande gie.
Swaz er ir geben solde, wie lützel erz belīben lie! |
682 | Der wirt wart an dem morgen verrer baz gemuot,
danne er dā vor węre. Des wart diu vröude guot
in allem sīnem lande von manegem edelem man.
Die er ze hūse ladete, den wart vil dieneste getān. |
683 | Diu hōchzīt dō werte unz an den vierzehenden tac,
daz in al der wīle nie der schal gelac
von aller hende vröuden, der iemen solde pflegen.
Dō wart des küneges koste vil harte hōhe gewegen. |
684 | Des edelen wirtes māge, als ez der künec gebōt,
die gāben durch sīn źre kleider und golt vil rōt,
ross und dar zuo silber vil manegem vremdem man.
Die dā gābe gerten, die schieden vrlīchen dan. |
685 | Sīvrit, der hźrre ūzer Niderlant
mit tūsent sīnen mannen, allez ir gewant,
daz si ze Rīne brāhten, wart allez hin gegeben.
und ouch diu ross mit setelen. Si kunden hźrlīche leben. |
686 | Ê daz man die rīche gābe alle dā verswanc,
die wider ze lande wolden, die dūhte des ze lanc.
Ez enwart nie geste mźre baz gepflegen.
Sō endete sich diu hōchzīt. Daz wolde Gunthźr der degen. |
wie Sîvrit heim ze lande mit sînem wîbe kom { 11 } Wie Siegfried mit seinem Weib heimkehrte. |
687 | Dō die geste wāren alle dan gevarn,
dō sprach ze sīnem gesinde Sigemundes barn:
Wir suln uns ouch bereiten heim in mīniu lant!
Liep was ez sīnem wībe, dō ez diu vrouwe rehte ervant. |
688 | Si sprach zuo zir manne: Wenne sul wir varn?
Daz ich sō harte gāhe, daz heiz ich wol bewarn.
Mir suln ź mīne bruoder teilen mit diu lant.
Leit was ez Sīvride, dō erz an Kriemhilde ervant. |
689 | Die fürsten zuo zim giengen und sprāchen alle drī:
Nū wizzet daz, hźr Sīvrit, daz iu immer sī
mit triuwen unser dienest bereit, rehte unz an den tōt.
Dō neic er den degenen, dō man imz sō güetlīch erbōt. |
690 | Wir suln ouch mit iu teilen, sprach Gīselhźr daz kint,
lant und bürge, die unser eigen sint,
und swaz der wīten rīche, ist uns undertān.
Der sult ir teil vil guoten mit samt Kriemhilde hān. |
691 | Sun der Sigemundes zuo den fürsten sprach,
dō er der hźrren willen gehōrte und sach:
Got lāz iu iuwer erbe immer sęlec sīn,
und ouch die liute dar inne! Jā getuot diu liebe wine mīn |
692 | des teiles wol ze rāte, den ir ir woldet geben!
Dā si sol tragen krōne, und sol ich daz geleben,
si muoz werden rīcher danne iemen lebendiger sī.
Swaz ir sus gebietet, des bin ich iu dienestlīchen bī. |
693 | Dō sprach diu vrouwe Kriemhilt: Habt ir der erbe rāt,
umb Burgonde degene sō līhte ez niht enstāt.
Si müge ein künec gerne füeren in sīn lant.
Jā sol si mit mir teilen mīner lieben bruoder hant! |
694 | Dō sprach der hźrre Gźrnōt: Nū nim dir, swen dū wil.
Die gerne mit dir rītent, der vindestū hie vil.
Von drīzec hundert recken wir geben dir tūsent man.
Die sīn dīn heimgesinde. Kriemhilt dō senden began |
695 | nāch Hagenen von Tronege und ouch nāch Ortwīn,
ob die und ouch ir māge Kriemhilde wolden sīn.
Dō gewan dar umbe Hagene ein zornlīchez leben.
Er sprach: Jāne mac uns Gunthźr ze werlde niemen gegeben! |
696 | Ander iuwer gesinde die lāt iu volgen mite,
wand ir doch wol bekennet der Tronegęre site:
wir müezen bī den künegen hier enhove bestān.
Wir suln in langer dienen, den wir al her gevolget hān! |
697 | Daz liezen si belīben. Dō bereiten si sich dan.
Ir edel ingesinde vrou Kriemhilt zuo zir gewan
zwō und drīzec meide und fünf hundert man.
Eckewart der grāve, der volgete Sīvride dan. |
698 | Urloup si alle nāmen, beidiu ritter und kneht,
megede und vrouwen. Daz was michel reht.
Gescheiden küssende wurden si zehant.
Si rūmten vrlīchen des künec Gunthźres lant. |
699 | Dō beleiten si ir māge vil verre ūf den wegen.
Man hiez in allenthalben ir nahtselde legen,
swā si si gerne nāmen, al durch der künege lant.
Dō wurden boten balde Sigemunde dan gesant, |
700 | daz er daz wizzen solde und ouch Sigelint,
daz sīn sun komen wolde und ouch vroun Uoten kint,
Kriemhilt diu vil schne, von Wormez über Rīn.
Dōne kunden in diu męre nimmźr lieber gesīn. |
701 | Sō wol mich, sprach dō Sigemunt, daz ich gelebet hān,
daz Kriemhilt diu vil schne sol hie gekrōnet gān!
Des müezen wol getiuwert sīn al diu erbe mīn.
Mīn sun, der edel Sīvrit, sol hie selbe künec sīn! |
702 | Dō gap diu edele Sigelint vil manegen samīt rōt.
Silber und golt vil swęre, daz was ir botenbrōt.
Si vröute sich der męre, diu si dō vernam.
Sich kleidete ir ingesinde mit vlīze, als in dō wol gezam. |
703 | Man sagete, wer dā kme mit im in daz lant.
Dō hiezen si gesidele rihten sā zehant,
dar zuo er gekrōnet vor vriunden solde gān.
Dō riten im engegene des künec Sigemundes man. |
704 | Ist iemen baz enpfangen, daz ist mir unbekant,
danne die helde męre in Sigemundes lant.
Sigelint die schne Kriemhilt engegene reit
mit maneger vrouwen schnen, ir volgeten ritter gemeit, |
705 | in einer tageweide, dā man die geste sach.
Die kunden und die vremden liten ungemach,
unz daz si kōmen zeiner bürge wīt,
diu was geheizen Santen, dā si krōne truogen sīt. |
706 | Mit lachendem munde Sigelint und Sigemunt
kusten Kriemhilt durch liebe ze maneger stunt,
und ouch Sīvrit. In was ir leit benomen.
Allez ir gesinde was in grōze willekomen. |
707 | Man bat die geste bringen für Sigemundes sal.
Die schnen juncvrouwen, die huop man dā ze tal
nider von den mren. Dā was vil manec man,
dō man den schnen vrouwen mit vlīze dienen began. |
708 | Swie grōz ir hōchzīt bī dem Rīne was bekant,
noch gap man den helden hie vil bezzer gewant,
denne si ie getruogen noch bī allen ir tagen.
Man mohte michel wunder von ir rīchheite sagen. |
709 | Dō si in ir hōhen źren sāzen und heten genuoc,
waz golt varwer gźren ir ingesinde truoc!
Perlen und edel gesteine verwieret wol dar īn:
sus pflac ir vlīzeclīchen Sigelint diu edel künegīn. |
710 | Dō sprach vor sīnen vriunden der hźrre Sigemunt:
Den Sīvrides māgen tuon ich allen kunt,
er sol vor disen recken die mīne krōne tragen!
Diu męre hōrten gerne die von Niderlande sagen. |
711 | Er bevalch im sīn gerihte, krōne und ouch daz lant.
Sīt was er aller meister, die er ze rehte vant,
und dar er rihten solde. Daz wart also getān,
daz man sźre vorhte der schnen Kriemhilden man. |
712 | In disen grōzen źren lebete er, daz ist wār,
und rihte under krōne unz an daz zehende jār,
daz diu vil schne vrouwe einen sun gewan.
Daz was des küneges māgen nāch ir willen ergān. |
713 | Den īlte man dō toufen und gap im einen namen,
Gunthźr, nāch sīnem heim. Des endorfte er sich niht schamen.
Geriet er nāch den māgen, daz węre im wol ergān.
Dō zōch man in mit vlīze. Daz was von schulden getān. |
714 | In den selben zīten starp vrou Sigelint.
Dō hete den gewalt mit alle der edelen Uoten kint,
der sō rīchen vrouwen ob landen wol gezam.
Daz klagten dō genuoge, dō si der tōt von in genam. |
715 | Nū hete ouch dort bī Rīne, sō wir hren sagen,
bī Gunthźr dem rīchen einen sun getragen
Prünhilt diu schne in Burgonden lant.
durch des heldes liebe wart er Sīvrit genant. |
716 | Wie rehte vlīzeclīchen sīn man hüeten hiez!
Gunthźr der edele im magezogen liez,
die ez wol kunden ziehen ze einem biderbem man.
Hey, waz im ungelücke sīt der vriunde an gewan! |
717 | Męre zallen zīten der wart vil geseit,
wie rehte lobelīchen die recken vil gemeit
lebten zallen stunden in Sīgemundes lant.
alsam tet ouch Gunthźr mit sīnen māgen ūz erkant. |
718 | Daz lant zen Nibelungen Sīvride diente hie,
rīcher sīner māge wart noch deheiner nie,
und ouch Nibelunges recken und ir beider guot.
Des truoc der vil küene deste hhern muot. |
719 | Hort den aller meisten, den helt ie gewan,
āne die es ź pflāgen, hete nū der küene man,
den er vor einem berge mit sīner hende erstreit.
Dar umbe sluoc er ze tōde vil manegen ritter gemeit. |
720 | Er hete den wunsch der źren. Und węre des niht geschehen,
sō müese man von schulden dem edelen recken jehen,
daz er węre ein der beste, der ūf ors ie gesaz.
Man vorhte sīne sterke, und tet vil billīche daz. |
wie Gunthźr Sîvriden zuo der hôhgezît bat { 12 } Wie Gunther Siegfried zu einem Hofgelage einlud. |
721 | Nū gedāhte ouch alle zīte daz Gunthźres wīp:
Wie treit źt alsō hōhe vrou Kriemhilt den līp?
Nū ist doch unser eigen Sīvrit ir man.
Er hāt uns nū vil lange lützel dienste getān. |
722 | Diz truoc si in ir herzen, und wart ouch wol verdeit.
Daz si ir vremede wāren, daz was ir harte leit.
Daz man ir sō selten diente von Sīvrides lant,
wā von daz węre, daz hete si gerne bekant. |
723 | Si versuochtez an dem künege, ob ez möhte geschehen,
daz si Kriemhilde solde noch gesehen.
Sie reitez heinlīche, des si dā hete muot.
Dō dūhte den hźrren diu rede męzlīchen guot. |
724 | Wie möhte wir si bringen, sprach der künec rīch,
her zuo disem lande? Daz węre unmügelīch.
Si sitzent uns ze verre. Ine getar sis niht gebitten.
Des antwurte im vrou Prünhilt in einen listigen siten: |
725 | Swie hōhe rīche węre deheines küneges man,
swaz im gebüte sīn hźrre, daz solde er doch niht lān.
Des ersmielte Gunthźr, dō si daz gesprach.
Er enjach es im niht ze dienste, swie dicke er Sīvride sach. |
726 | Si sprach: Vil lieber hźrre, durch den willen mīn,
sō hilf mir, daz Sīvrit und ouch diu swester dīn
kumen zuo disem lande, daz wir si hie gesehen!
Sōne kunde mir ze wāre nimmźr lieber geschehen. |
727 | Dīner swester zühte und ir wol gezogener muot,
swenne ich dar an gedenke, wie sanfte mir daz tuot,
wie wir ensamt sāzen, dō ich źrste wart dīn wīp!
Si mac mir źren minnen des küenen Sīvrides līp. |
728 | Si gerte es alsō lange, unz daz der künec sprach:
Nū wizzet, daz ich geste sō gerne nie gesach.
Ir müget mich sanfte vlźgen. Ich wil die boten mīn
nāch in beiden senden, daz si uns komen an den Rīn. |
729 | Dō sprach diu küneginne: Sō sult ir mir sagen,
wenne ir si welt besenden, oder in welchen tagen
unser lieben vriunde suln komen in daz lant.
Die ir dar wellet senden, die lāt mir werden bekant. |
730 | Daz tuon ich, sprach der fürste. drīzec mīner man
wil ich dar lāzen rīten. Die hiez er für sich gān.
Bī den enbōt er męre in daz Sīvrides lant.
Ze liebe gap in Prünhilt vil harte hźrlīch gewant. |
731 | Dō sprach der künec Gunthźr: Ir recken sult von mir sagen,
al daz ich dar enbiete, sult ir niht verdagen,
dem starken Sīvride und ouch der swester mīn,
daz in endarf ze der werlde niemen holder gesīn. |
732 | Unde bittet, daz si beide zuo uns komen an den Rīn.
Daz welle ich und mīn vrouwe immer dienende sīn.
Vor disen sunewenden sol er und sīne man
sehen hie vil manegen, der im vil grōzer źren gan. |
733 | Dem künege Sigemunde saget den dienest mīn,
daz ich und die mīne im immer węge sīn,
und saget ouch mīner swester, daz si niht lāze daz,
sine rīte zuo zir vriunden! Ir zam nie hōchgezīten baz. |
734 | Prünhilt und Uote und swaz man dā vrouwen vant,
die enbuten alle ir dienest in Sīvrides lant
den minneclīchen vrouwen und manegem küenem man.
Mit küneges vriunde rāte die boten huoben sich dan. |
735 | Si fuoren reislīche. Ir pfert und ir gewant,
daz was in komen allen. Dō rūmten si daz lant.
In zogete wol ir verte, dar si dā wolden varn.
Der künec hiez mit geleite die boten vlīzeclīche bewarn. |
736 | Si kōmen in drīn wochen geriten in daz lant
ze Nibelunges bürge, dar wāren si gesant.
Ze Norwęge in der marke, dā funden si den degen.
Diu ross den boten wāren vil müede von den langen wegen. |
737 | Sīvride und Kriemhilt wart beiden dō geseit,
daz ritter dar komen węren, die truogen sölchiu kleit,
sam man zen Burgonden dō der site pflac.
Si spranc von einem bette, dar an si ruowende lac. |
738 | Dō bat si zeinem venster eine maget gān.
Diu sach den küenen Gźren an dem hove stān,
in und die gesellen, die wāren dar gesant.
Gegen ir herzeleide wie liebiu męre si bevant! |
739 | Si sprach zuo dem künege: Nu seht ir, wā si stānt,
die mit dem starken Gźren ūf dem hove gānt,
die uns mīn bruoder Gunthźr sendet nider den Rīn.
Dō sprach der starke Sīvrit: Die suln uns willekomen sīn! |
740 | Allez daz gesinde lief, dā man si sach.
Ir ietslīch besunder vil güetlīche sprach
daz beste daz si kunden ze den boten dō.
Sigemunt der hźrre, der was ir kunfte harte vrō. |
741 | Dō wart geherberget Gźre und sīne man.
Diu ross hiez man behalten. Die boten giengen dan,
dā der hźrre Sīvrit bī Kriemhilde saz.
In was ze hove erloubet, dā von sō tāten si daz. |
742 | Der wirt mit sīnem wībe stuont ūf sā zehant.
Wol wart enpfangen Gźre von Burgonden lant
mit sīnen hergesellen, die Gunthźres man.
Gźren den vil rīchen bat man an den sedel gān. |
743 | Erloubet uns die botschaft, ź daz wir sitzen gān.
Uns wegemüede geste, lāt uns die wīle stān!
Wir süln iu sagen męre, waz iu enboten hāt
Gunthźr und Prünhilt, ir dinc vil hōhenlīche stāt, |
744 | und ouch waz vrou Uote, iuwer muoter, her enbōt,
Gīselhźr der junge und ouch hźr Gźrnōt,
und iuwer besten māge. Die habent uns her gesant.
Die enbietent iu ir dienest ūzer Gunthźres lant. |
745 | Nū lōn in got, sprach Sīvrit, ich getrūwe in harte wol
triuwen und guotes, alsō man vriunden sol.
Alsam tuot ouch ir swester. Ir sult uns męre sagen,
ob unser lieben vriunde dā heime iht hōhes muotes tragen. |
746 | Sīt daz wir von in schieden, hāt in iemen iht getān,
den mīnen konemāgen, daz sult ir mich wizzen lān.
Daz wil ich in immer mit triuwen helfen tragen,
unze daz ir vīande den mīnen dienest müezen klagen. |
747 | Dō sprach der marcgrāve Gźre, ein recke vil guot:
Si sint in allen tugenden sō rehte hōch gemuot.
Si ladent iuch ze Rīne zeiner hōchgezīt.
Si sęhen iuch vil gerne, daz ir des āne zwīvel sīt. |
748 | Unde bittent mīne vrouwen, si sul mit iu dar komen.
Swenne daz der winter ein ende habe genomen,
vor disen sunewenden, sō wolden si iuch sehen.
Dō sprach der starke Sīvrit: Daz kunde müelīch geschehen. |
749 | Dō sprach aber Gźre von Burgonden lant:
Iuwer muoter Uote hāt iuch gemant,
Gźrnōt und Gīselhźr, ir sult in niht versagen.
Daz ir in sīt sō verre, daz hre ich tegelīche klagen. |
750 | Prünhilt, mīn vrouwe, und alle ir magedīn,
die vröunt sich der męre. Und ob ez müge sīn,
daz si iuch noch gesęhen, daz gębe in hōhen muot.
Dō dūhten disiu męre die schnen Kriemhilde guot. |
751 | Gźre was ir sippe. Der wirt in sitzen hiez.
Den gesten hiez er schenken, niht langer man daz liez.
Dō was ouch komen Sigemunt, dā er die boten sach.
Der hźrre vriuntlīche zuo den Burgonden sprach: |
752 | Sīt willekomen, ir recken, ir Gunthźres man!
Sīt daz Kriemhilt ze wībe gewan
Sīvrit der mīn sun, man solde iuch dicker sehen
hie in disem lande, wolt ir uns vriuntschefte jehen. |
753 | Si sprāchen, swenne er wolde, si solden gerne komen.
In wart ir michel müede mit vröuden vil benomen.
die boten bat man sitzen. Spīse man in truoc.
Dō hiez dō geben Sīvrit nāch sīnen vriunden genuoc. |
754 | Si muosen dā belīben bevollen niun tage.
Des heten endeclīchen die snellen ritter klage,
daz si niht wider solden rīten in ir lant.
Dō hete der künec Sīvrit nāch sīnen vriunden gesant. |
755 | Er vrāgte, waz si rieten, ob si an den Rīn:
Ez hāt nāch mir gesendet Gunthźr, der vriunt mīn,
er und sīne māge, durch eine hōchgezīt.
Nū kme ich im vil gerne, wand daz sīn lant ze verre līt. |
756 | Und bittent Kriemhilde, daz si mit mir var.
Nū rātet, liebe vriunde, wie sol ich komen dar?
Und solde ich herverten durch si in drīzec lant,
dā müese in dienen gerne hin diu Sīvrides hant! |
757 | Dō sprāchen sīne recken: Habt ir der reise muot
hin zer hōchgezīte, wir rāten, waz ir tuot:
ir sult mit tūsent recken rīten an den Rīn.
Sō müget ir wol mit źren dā zen Burgonden sīn. |
758 | Dō sprach von Niderlande der hźrre Sigemunt:
Welt ir zer hōchgezīte, wan tuot ir mir daz kunt?
Ob ez iu niht versmāhet, sō rīt ich mit iu dar.
Ich füere hundert degene. Dā mite mźre ich iuwer schar. |
759 | Und welt ir mit uns rīten, vil lieber vater mīn,
sprach der küene Sīvrit, vil vrō sol ich des sīn.
Inner tagen zwelven sō rūm ich mīniu lant.
Alle die es dō gerten, den gap man ross und ouch gewant. |
760 | Dō der künec edele der reise hete muot,
dō hiez man wider rīten die snellen boten guot.
Den sīnen konemāgen enbōt er an den Rīn,
er wolde harte gerne dā zir hōchgezīten sīn. |
761 | Sīvrit und Kriemhilt, alsō wir hren sagen,
sō vil den boten gāben, daz ez niht mohten tragen
ir mre heim ze lande. Er was ein rīcher man.
Ir starken soumęre, die treip man vrlīche dan. |
762 | Ir volc kleidete Sīvrit und ouch Sigemunt.
Eckewart der grāve, der hiez an der stunt
vrouwen kleider suochen, diu besten diu man vant
oder iender kunde erwerben über al Sīvrides lant. |
763 | Die setele zuo den schilden bereiten man began.
Rittern und vrouwen, die mit in solden dan,
den gap man swaz si wolden, daz in niht gebrast.
Dō brāhte er sīnen vriunden vil manegen hźrlīchen gast. |
764 | Den boten zogete sźre ze lande ūf den wegen.
Dō kom zen Burgonden Gźre der degen.
Er wart vil wol enpfangen. Dō erbeizten si ze tal
von rossen und von mren für den Gīselhźres sal. |
765 | Die tumben und die wīsen giengen, sō man tuot,
vrāgen umbe męre. Dō sprach der ritter guot:
Swenne ich si sage dem künege, dā hret si zehant!
Er gie mit den gesellen, dā er Gunthźren vant. |
766 | Der künec von grōzer liebe von dem sedele spranc.
Daz si sō balde kōmen, des sagte in dō danc
Prünhilt diu schne. Gunthźr zem boten sprach:
Wie gehabt sich Sīvrit von dem mir liebes vil geschach? |
767 | Dō sprach der küene Gźre: Dā wart er vröuden rōt,
er und iuwer swester. Nie vriunde baz enbōt
sō getriuwiu męre deheiner slahte man,
als iu der hźrre Sīvrit und ouch sīn vater hāt getān. |
768 | Dō sprach ze dem marcgrāven des edelen küneges wīp:
Nū sagt mir, kumet uns Kriemhilt? Hāt noch ir schner līp
behalten iht der zühte, der si wol kunde pflegen?
Si kumt iu sicherlīchen, sō sprach dō Gźre der degen. |
769 | Uote bat dō drāte die boten für sich gān.
Dō mohte man an ir vrāge harte wol verstān,
daz si daz hōrte gerne, was Kriemhilt noch gesunt.
Er sagete, wie er si fünde, und daz si kme in kurzer stunt. |
770 | Ouch wart von in diu gābe ze hove niht verdeit,
die in gap hźr Sīvrit, golt und ouch diu kleit.
Daz brāhte man ze sehene der drīer künege man.
Der ir vil grōzen milte wart in danken getān. |
771 | Er mac, sprach dō Hagene, von im sanfte geben.
Er enkunde ez niht verswenden, und solde er immer leben.
Hort der Nibelunge beslozzen hāt sīn hant.
Hey, solde er kumen immer in der Burgonden lant! |
772 | Allez daz gesinde vröute sich dar zuo,
daz si komen solden. Spāte und vruo
jā wāren vil unmüezec der drīer künege man.
Vil manec hergesidele man dō rihten began. |
773 | Hūnolt der küene und Sindolt der degen,
die heten vil unmuoze, die zīt si muosen pflegen
truhsęzen und schenken ze rihten manege banc.
Des half in ouch hźr Ortwīn. Des sagete in Gunthźr danc. |
774 | Rūmolt der kuchenmeister, wie wol er rihte sīt
die sīnen undertānen! Vil manegen kezzel wīt,
heven und pfannen, hey, waz man der dā vant!
Dō beriete man den spīse, die dā kōmen in daz lant. |
wie si ze der hôhgezît vuoren { 13 } Wie sie zum Hofgelage fuhren. |
775 | Alle ir unmuoze die lāze wir nū sīn,
unde sagen, wie vrouwe Kriemhilt und ouch ir magedīn
gegen Rīne fuoren von Nibelunge lant.
Nie getruogen mre sō manec rīche gewant. |
776 | Vil der soumschrīne man schicte zuo den wegen.
Dō reit mit sīnen vriunden Sīvrit der degen,
und ouch diu küneginne, dar si heten vröuden wān.
Sīt wart ez in allen ze grōzem leide getān. |
777 | Dā heime si dō liezen Sīvrides kindelīn
und sun Kriemhilde. Daz muose źt also sīn.
Von ir hovereise im erstuont michel sźr.
Sīn vater und sīn muoter gesach daz kindel nimmźr mźr. |
778 | Dō reit ouch mit in dannen der hźrre Sigemunt.
Solde er rehte wizzen, wie ez nāch der stunt
zer hōchgezīte ergienge, er hete ir niht gesehen.
Im kunde ze lieben vriunden nimmźr leider geschehen. |
779 | Die boten man für sande, die diu męre sageten dar.
Dō reit ouch in engegen mit wunneclīcher schar
vil der Uoten vriunde und der Gunthźres man.
Der wirt gegen sīnen gesten vil sźre sich vlīzen began. |
780 | Er gie zuo Prünhilt, dā er die sitzen vant.
Wie enpfie źt iuch mīn swester, dō ir kōmet in mīn lant?
Alsam sult ir enpfāhen daz Sīvrides wīp!
Daz tuon ich von schulden. Gerne holt ist ir mīn līp. |
781 | Dō sprach der künec rīche: Si kument morgen vruo.
Welt ir si enpfāhen, dā grīfet balde zuo,
daz wir ir in der bürge niht erbīten hie.
Mir kōmen in allen wīlen sō rehte liebe geste nie. |
782 | Ir megde und ir vrouwen hiez si dō sā zehant
suochen guotiu kleidet, die besten die man vant,
die ir ingesinde vor gesten solden tragen.
Daz tāten si doch gerne. Daz mac man līhte gesagen. |
783 | Ouch īlten in dō dienen die Gunthźres man.
Alle sīne recken der wirt zuo sich gewan.
Dō reit diu küneginne vil hźrlīche dan.
Dā wart vil michel grüezen die liebe geste getān. |
784 | Mit wie getānen vröuden man die geste enpfie!
Si dūhte, daz vrou Kriemhilt vroun Prünhilde nie
sō rehte wol enpfienge in Burgonde lant.
Die si ź niht gesāhen, den wart vil hōher muot erkant. |
785 | Nū was ouch komen Sīvrit mit den sīnen man.
Man sach die helde wenden wider unde dan
des veldes allenthalben mit ungefüegen scharn.
Dringen und stouben kunde dā niemen bewarn. |
786 | Dō der wirt des landes Sīvride sach
und ouch Sigemunde, wie minneclīch er dō sprach:
Nū sīt mir grōze willekomen und al den vriunden mīn!
Der iuwer hovereise sul wir hōchgemuote sīn. |
787 | Nū lōn iu got, sprach Sigemunt, der źre gernde man,
sīt daz iuch mīn sun Sīvrit ze vriunde gewan,
dō rieten mīne sinne, daz ich iuch solde sehen.
Dō sprach der künec Gunthźr: Mir ist liebe dar an geschehen. |
788 | Sīvrit wart enpfangen, als im dā wol gezam,
Mit vil grōzen źren, was im dā niemen gram.
Des half mit grōzen zühten Gīselhźr und Gźrnōt.
Ich węne, man ez gesten noch nie sō güetlīch erbōt. |
789 | Dō nāhten zuo ein ander der zweier künege wīp.
Dā wart vil setel lęre. Manec schner vrouwen līp
wart von helde handen erhaben ūf daz gras.
Die vrouwen gerne dienten, waz der unmüezegen was! |
790 | Dō giengen zuo ein ander diu minneclīchen wīp.
Des was in grōzen vröuden vil maneges ritters līp,
daz ir beider grüezen sō schōne wart getān.
Dō sach man vil der recken bī ir juncvrouwen stān. |
791 | Daz hźrlīche gesinde, daz vie sich bī der hant.
In zühte grōze nīgen, des man vil dā vant,
und küssen minneclīchen von vrouwen wolgetān.
Daz was liep ze sehene Gunthźres und Sīvrides man. |
792 | Sine biten dā niht langer. Si riten zuo der stat.
Der wirt daz sīnen gesten wol erzeigen bat,
daz man si gerne sęhe in Burgonden lant.
Vil manegen puneiz rīchen man vor den juncvrouwen vant. |
793 | Ûzer Tronege Hagene und ouch Ortwīn,
daz si gewaldec węren, daz tāten si wol schīn.
Swaz si gebieten wolden, daz torste man niht lān.
Von in wart michel dienest den lieben gesten getān. |
794 | Vil schilde hōrte man hellen dā ze dem bürgetor
von stichen und von stzen. Lange habte der vor
der wirt mit sīnen gesten, ź si kōmen drīn.
Jā gienc in diu stunde mit grōzer kurzewīle hin. |
795 | Für den palas rīchen mit vröuden sie dō riten.
Manegen pfellel spęhen, guot und wol gesniten,
sach man über setel den vrouwen wolgetān
allenthalben hangen. Dō kōmen Gunthźres man. |
796 | Die geste hiez man füeren balde an ir gemach.
Under wīlen blicken man Prünhilde sach
an vroun Kriemhilde, diu schne was genuoc.
Ir varwe gegen dem golde den glanz vil hźrlīchen truoc. |
797 | Allenthalben schallen ze Wormez in der stat
hōrte manz gesinde. Gunthźr dō bat
Dancwarten, sīnen marschalc, daz er ir solde pflegen.
Dō begunde er daz gesinde harte güetlīche legen. |
798 | Dar ūze und ouch dar inne spīsen man si lie.
Jā wart vremder geste baz gepflegen nie.
Alles des si gerten, des was man in bereit.
Der künec der was sō rīche, daz dā niemen niht wart verseit. |
799 | Man diente in vriuntlīche und ān allen haz.
Der wirt dō ze tische mit sīnen gesten saz.
Man bat Sīvride sitzen, als er hete ź getān.
Dō gie mit im ze sedele vil manec wętlīcher man. |
800 | Wol zwelf hundert recken an dem ringe sīn
dā ze tische sāzen. Prünhilt diu künegīn
gedāhte, daz eigenholde niht rīcher kunde wesen.
Si was im noch sō węge, daz si in gerne lie genesen. |
801 | An einem ābende, dā der künec saz,
vil der rīchen kleider wart von wīne naz,
dā die schenken solden zuo den tischen gān.
Dā wart vil voller dienest mit grōzem vlīze getān. |
802 | Sō man ze hōchzīten lange hāt gepflegen,
vrouwen und megde, die hiez man schōne legen.
Von swannen si dar kōmen, der wirt in willen truoc.
Mit güetlīchen źren man gap in allen genuoc. |
803 | Dō diu naht hete ende und der tac erschein,
ūz den soumschrīnen vil manec edel stein
erlūhte in guoter węte, die ruorte vrouwen hant.
Dō wart dar für gesuochet vil manec hźrlīch gewant. |
804 | Ê daz vol ertagete, dō kōmen für den sal
vil ritter unde knehte. Dō huop sich aber der schal
vor einer vrüemesse, die man dem künege sanc.
Dā riten junge helde, dazs in der künec sagete danc. |
805 | Vil krefteclīche lūte manec pūsūn erdōz.
Von trumben und von floyten wart der schal sō grōz,
daz Wormez diu vil wīte dar nāch lūte erschal.
Die hōchgemuoten helde ze rossen kōmen über al. |
806 | Dō huop sich in dem lande vil harte hōhe ein spil
von manegem guotem recken. Der sach man dā vil,
den ir tumbiu herze gāben hōhen huot.
Dā sach man under schilde vil manegen zieren ritter guot. |
807 | In diu venster sāzen diu hźrlīchiu wīp
und vil der schnen megede. Gezieret was ir līp.
Si sāhen kurzewīle von manegen küenem man.
Der wirt mit sīnen vriunden selbe rīten began. |
808 | Sus vertriben si die wīle, diu dūhte niht lanc.
Man hōrte dā zem tuome maneger glocken klanc.
Dō kōmen in die mre. Die vrouwen riten dan.
Den edelen küneginnen, den volgete manec küene man. |
809 | Si stuonden vor dem münster nider ūf daz gras.
Prünhilt ir gesten dannoch vil węge was.
Sie giengen under krōne in daz münster wīt.
Diu liebe wart sīt gescheiden. Daz vrumte grzlīcher nīt. |
810 | Dō si gehōrten messe, si fuoren wider dan
mit vil manegen źren. Man sach si sider gān
ze tische vrlīche. Ir vröude nie gelac
dā zer hōchgezīte, unz an den einleften tac. |
wie die küneginne ein ander schulten { 14 } Wie die Königinnen aneinander gerieten. |
811 | Vor einer vesperzīte huop sich grōz ungemach,
daz von manegem recken ūf dem hove geschach.
Si pflāgen ritterschefte durch kurzewīle wān.
Dō liefen dar durch schouwen vil manec wīp unde man. |
812 | Ze samene dō gesāzen die küneginne rīch.
Si gedāhten zweier recken, die wāren lobelīch.
Dō sprach diu schne Kriemhilt: Ich hān einen man,
daz elliu disiu rīche ze sīnen handen solden stān! |
813 | Dō sprach diu vrou Prünhilt: Wie kunde daz gesīn?
Ob ander niemen lebte wan sīn unde dīn,
sō möhten im diu rīche wol wesen undertān.
Die wīle lebt Gunthźr, sō kunde ez nimmźr ergān! |
814 | Dō sprach aber Kriemhilt: Nū sihestū, wie er stāt,
wie rehte hźrlīche er vor den recken gāt,
alsam der liehte māne vor den sternen tuot!
Des muoz ich von schulden tragen vrlīchen muot. |
815 | Dō sprach diu vrou Prünhilt: Swie wętlīch sī dīn man,
swie edele und swie schne, sō muost dū vor im lān
Gunthźr den recken, den edelen bruoder dīn.
Der muoz vor allen künegen, daz wizzest węrlīche, sīn. |
816 | Dō sprach vrou Kriemhilt: Sō tiuwer ist wol mīn man,
daz ich in āne schulde niht gelobet hān.
An vil manegen dingen sō ist sīn źre grōz.
Geloubestū des, Prünhilt, er ist wol Gunthźres genōz. |
817 | Jāne solt dū mir ez, Kriemhilt, ze arge niht verstān,
wand ich āne schulde die rede niht hān getān!
Ich hōrte si jehen beide, dō ich si aller źrste sach,
und dā des küneges wille an mīnem lībe geschach, |
818 | und dā er mīne minne sō ritterlīch gewan,
dā jach des selbe Sīvrit, er węre sküneges man.
Des hān ich in für eigen, sīt ich es in hōrte jehen.
Dō sprach diu schne Kriemhilt: So węre mir übele geschehen. |
819 | Wie heten sō geworben die edelen bruoder mīn,
daz ich eigen mannes wine solde sīn?
Des wil ich dich, Prünhilt, vil vriuntlīche bitten,
daz dū die rede lāzest durch mich mit güetlīchen siten. |
820 | Jāne mac ir niht gelāzen! sprach des küneges wīp.
Zwiu solde ich verkiesen sō maneges ritters līp,
der uns mit dem degene dienestlīch ist undertān?
Kriemhilt diu vil schne vil sźre zürnen began. |
821 | Dū muost in verkiesen, daz er dir immer bī
wone deheiner dienste. Er ist tiuwerer danne sī
Gunthźr, der mīn bruoder, der vil edel man.
Dū solt mich des erlāzen, daz ich von dir vernomen hān! |
822 | Unde nimet mich immer wunder, sīt er dīn eigen ist,
und daz über uns beide sō gewaltec bist,
daz er dir sō lange den zins versezzen hāt.
Der dīner übermüete solde ich von rehte haben rāt! |
823 | Du ziuhest dich ze hōhe, sprach des küneges wīp.
Nū wil ich sehen gerne, ob man den dīnen līp
habe ze sölchen źren, sō man den mīnen tuot!
Die vrouwen wurden beide vil sźre zornec gemuot. |
824 | Dō sprach diu vrouwe Kriemhilt: Daz muoz źt nū geschehen.
Sīt dū mīnes mannes für eigen hāst verjehen,
nū müezen hiute kiesen der beider künege man,
ob ich vor küneges wībe zem münster türre gān. |
825 | Dū muost dā hiute schouwen, daz ich bin edel vrī,
und daz mīn man ist tiuwerer danne der dīne sī.
Dā mit wil ich selbe niht bescholten sīn.
Dū solt noch hīnte kiesen, wie diu eigene diu dīn |
826 | ze hove gź vor recken in Burgonden lant.
Ich wil selbe tiuwerer wesen, danne iemen habe bekant
deheine küneginne, diu krōne ie her getruoc!
Dō huop sich under den vrouwen des grōzen nīdes genuoc. |
827 | Dō sprach aber Prünhilt: Wiltū niht eigen sīn,
sō muostū dich scheiden mit den vrouwen dīn
von mīnem ingesinde, dā wir zem münster gān.
Des antwurte Kriemhilt: Entriuwen, daz sol sīn getān! |
828 | Nū kleidet iuch, mīne meide, sprach Sīvrides wīp.
Ez muoz āne schande belīben hie mīn līp.
Ir sult wol lāzen schouwen, und habt ir rīche wāt.
Si mac sīn gerne lougen, des Prünhilt verjehen hāt. |
829 | Man mohte in līhte rāten. Si suochten rīchiu kleit.
Dā wart vil wold gezieret manec vrouwe unde meit.
Dō gie mit ir gesinde des edelen küneges wīp,
dō wart ouch wol gezieret der schnen Kriemhilden līp, |
830 | mit drīn und vierzec meiden, die brāhte si an den Rīn.
Die truogen liehte pfelle geworht in Arābī,
sus kōmen zuo dem münster die meide wolgetān.
Ir warten vor dem hūse alle Sīvrides man. |
831 | Die liute nam des wunder, wā von daz geschach,
daz man die küneginne alsō gescheiden sach,
daz si bī ein ander niht giengen alsam ź.
Dā von wart manegem degene sīt vil sorclīchen wź. |
832 | Hie stuont vor dem münster daz Gunthźres wīp.
Dō hete kurzewīle vil maneges ritters līp
mit den schnen vrouwen, der si dā nāmen war.
Dō kom diu vrou Kriemhilt mit maneger hźrlīchen schar. |
833 | Swaz kleider ie getruogen edeler ritter kint,
wider ir gesinde daz was gar ein wint.
Si was sō rīch des guotes, daz drīzec künege wīp
ez möhten niht erziugen, daz tęte Kriemhilde līp. |
834 | Ob iemen wünschen solde, der kunde niht gesagen,
daz man sō rīchiu kleider gesęhe ie mźre tragen,
alsō dā ze stunden truogen ir meide wolgetān.
Wan ze leide Prünhilde, ez hete Kriemhilt verlān. |
835 | Ze samne si dō kōmen vor dem münster wīt.
Ez tet diu hūsvrouwe durch einen grōzen nīt,
si hiez vil übellīche Kriemhilde stille stān:
Jā sol vor küneges wībe nimmźr eigen diu gegān! |
836 | Dō sprach diu schne Kriemhilt, zornec was ir muot:
Kundestū noch geswīgen, daz węre dir guot.
Dū hāst geschendet selbe den dīnen schnen līp.
Wie möhte mannes kebse werden immer küneges wīp? |
837 | Wen hāstū hie verkebset? sprach dō des küneges wīp.
Daz tuon ich, sprach Kriemhilt, den dīnen schnen līp.
Den minnete źrste Sīvrit, der mīn vil lieber man.
Jāne was ez niht mīn bruoder, der dir den magetuom an gewan! |
838 | War kōmen dīne sinne? Ez was ein arger list.
Zwiu lieze dū in minnen, sīt er dīn eigen ist?
Ich hre dich, sprach Kriemhilt, ān alle schulde klagen.
Entriuwen, sprach dō Prünhilt, daz wil ich Gunthźre sagen! |
839 | Waz mac mir daz gewerren? Dīn übermuot dich hat betrogen.
Dū hāst mich ze dieneste mit rede dich an gezogen.
Daz wizze in rehten triuwen, ez ist mir immer leit.
Getriuwer heinlīche sol ich dir wesen unbereit! |
840 | Prünhilt dō weinte. Kriemhilt niht langer lie,
vor des küneges wībe inz münster si dō gie
mit ir ingesinde. Dā huop sich grōzer haz.
Des wurden ir liehtiu ougen vil starke trüebe und naz. |
841 | Swie vil man gote gediente oder iemen dā gesanc,
des dūhte Prünhilde diu wīle gar ze lanc,
wand ir was vil trüebe der līp und ouch der muot.
Des muose sīt engelten manec helt küen und guot. |
842 | Prünhilt gie mit ir vrouwen für daz münster stān.
Si gedāhte: Mich muos Kriemhilt mźre hren lān,
des mich so lūte zihet daz wortręze wīp.
Hāt er sich es gerüemet, ez gāt an Sīvrides līp. |
843 | Nū kom diu edele Kriemhilt mit manegem küenem man.
Dō sprach diu vrouwe Prünhilt: Ir sult noch stille stān.
Ir jahet mīn ze kebesen. Daz sult ir mich lāzen sehen.
Mir ist von iuwern sprüchen, daz wizzet, leide geschehen. |
844 | Dō sprach diu vrouwe Kriemhilt: Ir möhtet mich lāzen gān.
Ich erziuge ez mit dem golde, daz ich an der hende hān.
Daz brāhte mir mīn vriedel, dō er źrste bī mir lac.
Nie gelebte Prünhilt deheinen leidern tac. |
845 | Si sprach: Diz golt vil edele, daz wart mir verstoln
und ist mich harte lange vil übele vor verholn.
Ich kum es an ein ende, wer mir ez hāt genomen.
Die vrouwen wāren beide in grōz ungemüete komen. |
846 | Dō sprach aber Kriemhilt: Ine wils niht wesen diep.
Dū möhtes wol gedaget hān, und węre dir źre liep.
Ich erziuge ez mit dem gürtel, den ich hie umbe hān,
daz ich niht liuge. Jā wart mīn Sīvrit dīn man! |
847 | Von Ninnivź der sīden si den porten truoc
mit edelem gesteine. Jā was er guot genuoc.
Dō den gesach vrou Prünhilt, weinen si began.
Daz muose vreischen Gunthźr und alle Burgonden man. |
848 | Dō sprach diu küneginne: Heizet here gān
den fürsten vonme Rīne! Ich wil in hren lān,
wie mich hāt gehnet sīner swester līp.
Si sagt hie offenlīche, ich sī Sīvrides wīp! |
849 | Der künec kom mit recken. Weinen er dō sach
die sīne triutinne. Wie güetlīch er sprach:
Sagt mir, liebiu vrouwe, wer hāt iu iht getān?
Si sprach zuo dem künege: Ich muoz unvrlīche stān. |
850 | Von allen mīnen źren mich diu swester dīn
gerne wolde scheiden. Dir sol geklaget sīn,
si giht, mich habe gekebset Sīvrit, ir man.
Dō sprach der künec Gunthźr: Sō hete si übele getān. |
851 | Si treit hie mīnen gürtel, den ich hān verlorn,
und mīn golt, daz rōte. Daz ich ie wart geborn,
daz riuwet mich vil sźre, dūne beredest, künec, mich
der vil grōzen schande. Daz diene ich, künec, immer umbe dich. |
852 | Dō sprach der künec Gunthźr: Er sol her für gān.
Und hāt er sichs gerüemet, daz sol er hren lān,
oder sīn muoz lougen der helt von Niderlant.
Den Kriemhilde vriedel, den hiez man bringen sā zehant. |
853 | Dō der hźrre Sīvrit die ungemüeten sach,
er enwesse niht der męre. Wie balde er dō sprach:
Waz weinent dise vrouwen? Daz hete ich gerne erkant,
oder von welchen schulden mich der künec habe besant. |
854 | Dō sprach der künec Gunthźr: Jā ist mir harte leit!
Mir hāt mīn vrouwe Prünhilt ein męre hie geseit,
dū habes dich des gerüemet, daz dū ir schnen līp
aller źrst habes geminnet. Daz sagt Kriemhilt, dīn wīp. |
855 | Dō sprach der starke Sīvrit: Und hāt si daz geseit,
ź daz ich erwinde, ez sol ir werden leit.
Und wil dir daz enpfüeren vor allen dīnen man
mit mīnen hōhen eiden, daz ich es niht gesaget hān. |
856 | Dō sprach der künec von Rīne: daz soltū lāzen sehen!
Den eit, den dū dā biutest, und mac der hie geschehen,
aller valschen dinge, der wil ich dich ledec lān.
Dō hiez man zuo dem ringe die stolzen Burgonden stān. |
857 | Sīvrit der vil küene zem eide bōt die hant.
Dō sprach der künec rīche: Mir ist sō wol bekant
iuwer grōz unschulde, ich wil iu ledec lān,
des iuch mīn swester zīhet, daz ir des niene habt getān! |
858 | Dō sprach aber Sīvrit: Geniuzet es mīn wīp,
daz si hāt betrüebet den Prünhilde līp,
daz ist mir sicherlīchen āne māze leit!
Dō sāhen zuo zein ander die guoten ritter gemeit. |
859 | Man sol vrouwen ziehen, sprach Sīvrit der degen,
daz si üppeclīche sprüche lāzen under wegen.
Verbiut ez dīnem wībe, der mīnen tuon ich sam.
Ir grōzen ungefuoge ich mich węrlīche scham. |
860 | Mit rede was gescheiden manec schne wīp.
Dō trūrete alsō sźre der Prünhilde līp,
daz ez barmen muose den Gunthźres man.
Dō kom von Tronege Hagene zuo sīner vrouwen gegān. |
861 | Er vrāgete, waz ir węre. Weinende er si vant.
Dō sagte si im diu męre. Er lobte ir sā zehant,
daz ez erarnen müese der Kriemhilde man,
oder er wolde nimmźr dar umbe vrlīch gestān. |
862 | Zuo der rede kom dō Ortwīn und Gźrnōt,
dā die helde rieten den Sīvrides tōt.
Dar zuo kom ouch Gīselhźr, der edelen Uoten kint.
Dō er ir rede gehōrte, er sprach getriuwelīche sint: |
863 | Ir vil guoten recken, war umbe tuot ir daz?
Jāne gediente Sīvrit nie alsölchen haz,
daz er dar umbe solde verliesen sīnen līp!
Jā ist es harte līhte, dar umbe zürnent diu wīp! |
864 | Suln wir gouche ziehen? sprach aber Hagene.
Des habent vil lützel źre sō guote degene,
daz er sich hāt gerüemet der lieben vrouwen mīn.
Dar umbe wil ich sterben, ez engź im an das leben sīn. |
865 | Dō sprach der künec selbe: Er enhāt uns niht getān
niuwan guot und źre. Man sol in leben lān.
Waz touc, ob ich dem recken nū węre gehaz?
Er was ie getriuwe, und tet vil willeclīche daz. |
866 | Dō sprach von Metzen der degen Ortwīn:
Jāne mac in niht gehelfen diu grōze sterke sīn!
Erloubet mir ez mīn hźrre, ich getuo im leit.
Dō heten im die helde āne schulde widerseit. |
867 | Sīn gevolgete niemen, niuwan daz Hagene
geriet in allen zīten Gunthźr dem degene,
ob Sīvrit niht enlebte, sō würde im undertān
vil der künege lande. Der helt des trūren began. |
868 | Dō liezen siz belīben. Spiln man dō sach.
Hey, waz man starker schefte vor dem münster brach
vor Sīvrides wībe al zuo dem sale dan!
Dō wāren in unmuote alle Gunthźres man. |
869 | Der künec sprach: Lāt belīben den mortlīchen zorn!
Er ist uns ze sęlden und ze źren geborn.
Ouch ist sō grimme starc der wundern küene man,
ob er sīn inne werde, sō torste in niemen bestān. |
870 | Nein er, sprach dō Hagene, ir müget wol stille dagen.
Ich getrūwez heinlīche alsō wol an getragen.
Daz Prünhilde weinen sol im wesen leit.
Jā sol im von Hagenen immer wesen widerseit! |
871 | Dō sprach der künec Gunthźr: Wie mac daz ergān?
Des antwurte Hagene: Ich wilz iuch hren lān:
wir heizen boten zuo zuns in diz lant
widersagen offenlīche, die hie niemen sīn bekant. |
872 | Sō jeht ir vor den gesten, daz ir und iuwer man
wellet herverten. Alsō daz ist getān,
sō lobt er iu dar dienen. Des verliuset er den līp.
Sō ervar ich uns diu męre ab des küenen recken wīp. |
873 | Der künec gevolgete übele Hagenen, sīnem man.
Die starken untriuwe begunden tragen an,
ź iemen daz erfünde, die ritter ūz erkorn.
Von zweier vrouwen bāgen wart vil manec helt verlorn. |
wie Sîvrit verrâten wart { 15 } Wie Siegfried verraten wurde. |
874 | An dem vierdem morgen zwźn und drīzec man
sach man ze hove rīten. Daz wart dō kunt getān
Gunthźr dem vil rīchen, im węre widerseit.
Von lüge erwuohsen vroun Kriemhilde diu aller grzesten leit. |
875 | Urloup si nāmen, daz si für solden gān,
und jāhen, daz siz węren, Liudegźres man,
den ź hete betwungen diu Sīvrides hant
und in ze gīsel brāhte in daz Gunthźres lant. |
876 | Die boten er dō gruozte und hiez si sitzen gān.
Ir einer sprach dar under: Hźrre, lāt uns stān,
unze wir sagen męre, die iu enboten sint.
Jā habt ir ze vīande, daz wizzet, maneger muoter kint! |
877 | Iu widersaget Liudegast und Liudegźr,
den ir dā wīlen tātet diu grzlīchen sźr.
Die wellent zuo ziu rīten mit her in diz lant.
Der künec begunde zürnen, dō er diu męre bevant. |
878 | Dō hiez man die meinręten zen herbergen varn.
Wie möhte sich hźr Sīvrit dō dā vor bewarn,
er oder ander iemen? Daz si dā truogen an,
daz wart sīt in selben ze grōzem leide getān. |
879 | Der künec mit sīnen vriunden rūnende gie.
Hagene von Tronege in nie geruowen lie.
Noch heten ez gescheiden genuoge sküneges man,
dōne wolde źt Hagene nie des tages ab gegān. |
880 | Eines tages si Sīvrit rūnende vant.
Dō begunde vrāgen der helt von Niderlant:
Wie gāt sō trūreclīche der künec und sīne man?
Daz hilf ich im immer rechen, hāt im iemen iht getān. |
881 | Dō sprach der hźrre Gunthźr: Mir ist von schulden leit.
Liudegast und Liudegźr, die habent mir widerseit.
Si wellent offenlīchen rīten in mīn lant!
Dō sprach der degen küene: Daz sol diu Sīvrides hant |
882 | nāch allen iuwern źren mit vlīze understān.
Ich getuon noch den degenen, als ich hān ź getān.
Ich gelege in wüeste ir bürge und ouch ir lant,
ź daz ich erwinde. Des sī mīn houbet iuwer pfant. |
883 | Ir und iuwer recken sult hie heime bestān,
und lāt mich zuo zin rīten mit den, die ich hān.
Daz ich iu gerne diene, daz lāz ich iuch sehen.
Von mir sol iuweren vīanden, daz wizzet, leide geschehen! |
884 | Sō wol mich dirre męre! sprach der künec dō,
als ob er ernstlīche der helfe węre vrō.
Mit valsche neic im tiefe der ungetriuwe man.
Dō sprach der hźrre Sīvrit: Ir sult vil kleine sorge hān. |
885 | Dō schicten si die reise mit den knehten dan.
Sīvride und den sīnen ze sehen was ez getān.
Dō hiez er sich bereiten die von Niderlant.
Die Sīvrides recken suochten strīteclīche gewant. |
886 | Dō sprach der starke Sīvrit: Min vater Sigemunt,
ir sult hie belīben. Wir komen in kurzer stunt,
gīt uns got gelücke, her wider an den Rīn.
Ir sult bī dem künege hie vil vrlīche sīn. |
887 | Diu zeichen si an bunden, alsō si wolden dan.
Dā wāren genuoge die Gunthźres man,
diene wessen niht der męre, dā von ez was geschehen.
Man mohte grōz gesinde dō bī Sīvride sehen. |
888 | Ir helme und ouch ir brünne si bunden ūf diu marc.
Sich bereite vome lande vil manec ritter starc.
Dō gie von Tronege Hagene, dā er Kriemhilde vant,
und bat im geben urloup. Si wolden rūmen daz lant. |
889 | Nū wol mich, sprach dō Kriemhilt, daz ich ie gewan den man,
der mīnen lieben vriunden wol tar vor gestān,
alsō mīn hźrre Sīvrit tuot den vriunden mīn!
Des wil ich hōhes muotes, sprach diu küneginne, sīn. |
890 | Vil lieber vriunt Hagene, gedenket ane daz,
daz ich iu gerne diene und noch nie wart gehaz.
Des lāzet mich geniezen an mīnen liebem man!
Er ensol des niht engelten, habe ich Prünhilde iht getān. |
891 | Daz hāt mich sīt gerouwen, sprach daz edel wīp,
ouch hāt er dar umbe zerblouwen mīnen līp,
daz ich ez ie geredete, daz beswęret ir den muot.
Daz hāt vil wol errochen der helt küene und guot. |
892 | Er sprach: Ir werdet versüenet noch wol nāch disen tagen,
Kriemhilt, mīn liebiu vrouwe. Jā sult ir mir sagen,
wie ich iu müge gedienen an Sīvride, iuwerm man!
Daz tuon ich gerne, vrouwe, wand ich es niemen baz engan. |
893 | Ich węre ān alle sorge, sprach daz edel wīp,
daz im iemen nęme in sturme sīnen līp.
Ob er niht wolde volgen sīner übermuot,
sō węre immer sicher der degen küene und guot. |
894 | Vrouwe, sprach dō Hagene, und habt ir des wān,
daz man in müge versnīden, ir sult mich wizzen lān,
mit wie getānen listen ich daz sol understān.
Ich wil im ze huote immer rīten und gān. |
895 | Si sprach: Dū bist mīn māc und ich bin der dīn.
Ich bevilhe dir mit triuwen den lieben wine mīn,
daz dū mir wol behüetest den mīn holden man.
Si sagte im kundiu męre, diu bezzer węren verlān. |
896 | Si sprach: Mīn man ist küene und dar zuo starc genuoc.
Dō er den linttrachen an dem berge sluoc,
jā badete sich in dem bluote der recke vil gemeit.
Dā von in sīt in stürmen nie dehein wāfen versneit. |
897 | Iedoch bin ich in sorgen, swenne er in strīte stāt,
und vil der gźrschüzze von helden hande gāt,
daz ich dā verliese den mīnen lieben man.
Hey, waz ich grōzer sorge dicke umbe Sīvriden hān! |
898 | Ich melde ez ūf genāde, vil lieber vriunt, dir,
daz dū dīne triuwe behaltest ane mir.
Dā man dā mac verhouwen den mīnen lieben man,
daz lāz ich dich hren. Deist ūf genāde getān. |
899 | Dō von des trachen wunden vlōz daz heize bluot,
und sich dar inne badete der küene ritter guot,
dō viel im zwischen die herte ein linden blat vil breit.
Dā mac man in versnīden. Des ist mir sorgen vil bereit. |
900 | Dō sprach von Tronege Hagene: Ûf daz sīn gewant
nęt ir im ein kleinez zeichen. Dā ist mir bī bekant,
wā ich in müge behüeten, sō wir in sturme stān.
Si wānden helt dō vristen: ez was ūf sīnen tōt getān. |
901 | Si sprach: Mit kleinen sīden nę ich ūf sīn gewant
ein tougenlīchez kriuze. Dā sol, helt, dīn hant
den mīnen man behüeten, sō ez an die herte gāt.
swenne er in den stürmen vor sīnen vīanden stāt. |
902 | Daz tuon ich, sprach dō Hagene, vil liebiu vrouwe mīn.
Dō wānde ouch des diu vrouwe, ez solde im vrume sīn.
Dō was dā mit verrāten der Kriemhilde man.
Urloup nam dō Hagene. Dō gie er vrlīche dan. |
903 | Des küneges insgesinde was allez samt gemuot.
Ich węne, immer recke mźr deheiner tuot
sō grōzer meinręte, sō dā von im ergie,
dō sich an sīne triuwe Kriemhilt, diu küneginne, lie. |
904 | Des andern morgens mit tūsent sīner man
reit der hźrre Sīvrit vil vrlīchen dan.
Er wānde, er solde rechen der sīner vriunde leit.
Hagene im reit sō nahen, daz er geschouwete diu kleit. |
905 | Als er gesach daz bilde, dō schicte er tougen dan,
die sageten ander męre, zwźne sīner man,
mit vride solde belīben daz Gunthźres lant,
und si hete Liudegźr zuo dem künege gesant. |
906 | Wie ungerne Sīvrit dō hin wider reit,
er enhete etewaz errochen sīner vriunde leit,
wand in vil kūme erwanten die Gunthźres man.
Dō reit er zuo dem künege. Der wirt im danken began: |
907 | Nū lōn iu got des willen, vriunt Sīvrit,
daz ir sō willeclīche tuot, des ich iuch bit!
Daz sol ich immer dienen, als ich von rehte sol.
Vor allen mīnen vriunden sō getrūwe ich iu wol. |
908 | Nū wir der herverte ledec worden sīn,
sō wil ich jagen rīten bern und swīn
hin zem Waskenwalde, als ich vil dicke hān getān.
Daz hete gerāten Hagene, der vil ungetriuwe man. |
909 | Allen mīnen gesten sol man daz sagen,
daz wir vil vruo rīten, die wellen mir mir jagen,
daz si sich bereiten. Die aber hie bestān
höveschen mit den vrouwen, daz sī mir liebe getān. |
910 | Dō sprach der hźrre Sīvrit mit hźrlīchem site:
Swenne ir jagen rītet, dā wil ich gerne mite.
Sō sult ir mir līhen einen suocheman
und etelīchen bracken. Sō wil ich rīten in den tan. |
911 | Welt ir niht nemen einen? sprach der künec zehant,
Ich līh iu, welt ir, viere, den vil wol ist bekant
der walt unde ouch die stīge, dā diu tier hine gānt,
die iuch niht fürwīse zen herbergen rīten lānt. |
912 | Dō reit zuo sīnem wībe der recke vil gemeit.
Schiere hete Hagene dem künege geseit,
wie er gewinnen wolde den tiuwerlīchen degen.
sus getāner untriuwe solde nimmźr man gepflegen. |
wie Sîvrit erslagen wart { 16 } Wie Siegfried erschlagen wurde. |
913 | Gunthźr und Hagene, die recken vil balt,
lobten mit untriuwen ein pirsen in den walt.
Mit ir scharpfen gźren si wolden jagen swīn,
bern und wisende. Waz möhte küeners gesīn? |
914 | Dā mit reit ouch Sīvrit in hźrlīchen site.
Maneger hande spīse fuorte man in mite.
Zeinem kalten brunnen verlōs er sīt den līp,
daz hete gerāten Prünhilt, des künec Gunthźres wīp. |
915 | Dō gie der degen küene, dā er Kriemhilde vant.
Dō was nū ūfgesoumet sīn edel pirsgewant,
sīn und sīner gesellen. Si wolden über Rīn.
Dōne dorfte Kriemhilde nimmźr leider gesīn. |
916 | Die sīne triutinne kuste er an den munt:
Got lāze mich dich, vrouwe, gesehen noch gesunt,
und mich diu dīnen ougen! Mit holden māgen dīn
soltū kurzewīlen. Ine mac hie heime niht gesīn. |
917 | Dō gedāhte si an diu męre, sine torste ir niht gesagen,
diu si dā Hagenen sagete. Dō begunde klagen
diu edel küneginne, daz si ie gewan den līp.
Dō weinete āne māze des hźrren Sīvrides wīp. |
918 | Si sprach zuo dem recken: Lāt iuwer jagen sīn!
Mir troumte hīnat, wie zwei wildiu swīn
jageten über heide, dā wurden bluomen rōt.
Daz ich sō sźre weine, des gāt mir węrlīche nōt. |
919 | Ich fürhte harte sźre etelīchen rāt,
ob man der deheinem missedienet hāt,
die uns gefüegen künnen vīentlīchen haz.
Belībet, lieber hźrre! Mit rehten triuwen rāt ich daz. |
920 | Er sprach: Min triutinne, ich kum in kurzen tagen.
Ine weiz hie niht der liute, die mir iht hazzes tragen.
Alle dīne māge sint mir gemeine holt.
Ouch hān ich an den degenen hie niht anders versolt. |
921 | Neinā, hźrre Sīvrit! Jā fürht ich dīnen val!
Mir troumte hīnte leide, wie ob dir ze tal
vielen zwźne berge. Ine gesach dich nimmźr mź.
Wil dū von mir scheiden, daz tuot mir an dem herzen wź. |
922 | We umbvie mit handen daz tugentrīche wīp.
Mit minneclīchen küssen trūte er ir schnen līp.
Mit urloube er dannen schiet in kurzer stunt.
Sine gesach in leider dar nāch nimmźr mźr gesunt. |
923 | Dō riten si von dannen in einen tiefen walt
durch kurzewīle willen. Vil manec ritter balt
volgeten Gunthźre und sīnen man.
Gźrnōt und Gīselhźr, die wāren dā heime bestān. |
924 | Geladen vil der rosse kom vor in über den Rīn,
die den jagetgesellen truogen brōt und wīn,
daz vleisch mit den vischen und manegen andern rāt,
den ein künec sō rīche vil harte billīchen hāt. |
925 | Sie hiezen herbergen für den grüenen walt
gegen des wildes abloufe, die stolzen jeger balt,
dā si dā jagen solden, ūf einen wert vil breit.
Dā was ouch komen Sīvrit. Daz wart dem künege geseit. |
926 | Von den jagetgesellen wurden dō gar bestān
die warte in allen enden. Dō sprach der küene man,
Sīvrit der vil starke: Wer sol uns in den walt
wīsen nāch dem wilde, ir helde küene und balt? |
927 | Welle wir uns scheiden, sprach dō Hagene,
ź daz wir beginnen hie ze jagene?
Dā bī wir mügen bekennen, ich und die hźrren mīn,
wer die besten jegere an dirre waltreise sīn. |
928 | Liute und gehünde suln wir teilen gar.
Sō kźr ietslīcher, swar er gerne var.
Swer danne jage daz beste, des sol er haben danc.
Dō wart der jeger bīten bī ein ander niht ze lanc. |
929 | Dō sprach der hźrre Sīvrit: Ich hān der hunde rāt,
niuwan einen bracken, der sō genozzen hāt,
daz er die verte erkenne der tiere durch den tan.
Wir komen wol ze jegede, sprach der Kriemhilde man. |
930 | Dō nam ein alter jegere einen guoten spürhunt.
Er brāhte den hźrren in einer kurzer stunt,
dā si vil tiere funden. Swaz der von legere stuont,
die erjagten die gesellen, also noch guote jeger tuont. |
931 | Swaz ir der bracke ersprancte, die sluoc mit sīner hant
Sīvrit der vil küene, der helt von Niderlant.
Sīn ross lief sō sźre, daz ir im niht entran.
Den lop vor in allen er an dem jegde gewan. |
932 | Er was in allen dingen biderbe genuoc.
Tier was daz źrste, daz er ze tōde sluoc,
ein vil starkez halp[swuol], mit der sīnen hant.
Dar nāch er vil schiere einen ungefüegen lewen vant. |
933 | Dō den der bracke ersprancte, den schōz der mit dem bogen.
Eine starke strāle hete er dar īn gezogen
Der lew lief nāch dem schuzze wan drīer sprünge lanc.
Die sīnen jagetgesellen, die sagten Sīvride danc, |
934 | Dar nāch sluoc er schiere einen wisent und einen elch,
starker uower viere und einen grimmen schelch.
Sīn ross in truoc sō balde, daz ir im niht entran.
Hirze oder hinden kunde im wźnec engān. |
935 | Einen eber grōzen, den vant der spürhunt.
Als er begunde vliehen, dō kom an der stunt
des selben gejeides meister. Er bestuont in ūf der slā.
Daz swīn vil zorneclīchen lief an den helt sā. |
936 | Dō sluoc in mit dem swerte der Kriemhilde man.
Ez enhete ein ander jeger sō sanfte niht getān.
Dō er in hete ervellet, man vie den spürhunt.
Dō wart jaget daz rīche wol den Burgonden kunt. |
937 | Dō sprāchen sīne jegere: Mügez mit fuoge wesen,
sō lāt uns, hźr Sīvrit, der tiere ein teil genesen.
Ir tuot uns hiute lęre den berc und ouch den walt!
Des begunde smielen der degen küene unde balt. |
938 | Dō hōrtens allenthalben ludem und dōz.
Von liute und ouch von hunden was der schal sō grōz,
daz in dā von antwurte der berc und ouch der tan.
Vier und zweinzec ruore die jeger heten verlān. |
939 | Dō muosen vil der tiere verliesen dā daz leben.
Dō wānden si daz füegen, daz man in solde geben
den prīs von dem gejeide. Des kunde niht geschehen,
dō der starke Sīvrit wart zer fiuwerstat gesehen. |
940 | Daz jaget was ergangen, und ouch niht gar.
Die zer fiuwerstete wolden, die brāhten mit in dar
vil maneger tiere hiute und wildes genuoc.
Hey, waz man des zer kuchen des küneges ingesinde truoc! |
941 | Dō hiez der künec künden den jegern ūz erkorn,
daz er wolde enbīzen. Dō wart vil lūte ein horn
zeiner stunt geblāsen, dā mit in wart erkant,
daz man den fürsten edele dā zen herbergen vant. |
942 | Dō sprach ein Sīvrides jegere: Hźrre, ich hān vernomen
von eines hornes duzze, daz wir nū suln komen
zuo den herbergen. Antwurten ich des wil.
Dō wart nāch den gesellen gevrāget blāsende vil. |
943 | Dō sprach der hźrre Sīvrit: Nū rūme ouch wir den tan!
Sīn ross truoc in ebene. Si īlten mit im dan.
Si ersprancten mit ir schalle ein tier vil griuwelīch.
Daz was ein ber wilde. Dō sprach der degen hinder sich: |
944 | Ich wil uns hergesellen guoter kurzewīle wern.
Ir sult den bracken lāzen, jā sich ich einen bern!
Der sol mit uns hinnen zen herbergen varn.
Er envliehe danne vil sźre, er enkan sich es nimmźr bewarn. |
945 | Der bracke wart verlāzen, der bere sprancte von dan.
Dō wolde in errīten der Kriemhilde man.
Er kom in ein gewelle, dōne kunde es niwet wesen.
Daz starke tier dō wānde vor dem jegere genesen. |
946 | Dō spranc von sīnem rosse der stolze ritter guot.
Er begunde nāch loufen. Daz tier was unbehuot.
Ez enkunde im niht entrinnen, dō vienc er ez zehant.
Ân aller slahte wunden der helt ez schiere gebant. |
947 | Kratzen und bīzen kunde ez niht den man.
Er bant ez zuome satele. Ûf saz der snelle sān.
Er brāhte ez an die fiuwerstat durch sīnen hōhen muot
zeiner kurzewīle, der recke küene und guot. |
948 | Wie rehte hźrlīche er zen herbergen reit!
Sīn gźr was vil michel, starc unde breit.
Im hienc ein zier wāfen hin nider an den sporn.
Von vil rōtem golde fuorte der hźrre ein schne horn. |
949 | Von bezzerm pirsgewęte gehōrte ich nie gesagen.
Einen roc von swarzem pfellel, den sach man in tragen,
und eine hūt von zobele, diu rīche was genuoc.
Hey, waz er rīcher porten an sīnem kochęre truoc! |
950 | Von einem pantel was dar über gezogen
eine hūt, durch die süeze. Ouch fuorte er einen bogen,
den man mit antwerke muose ziehen dan,
der in spannen solde, er enhete ez selbe getān. |
951 | Von einer ludemes hūte was allez sīn gewant.
Von houbet unz an daz ende geströut man dar ūfe vant.
Ûz der liehten riuhe vil manec goldes zein
ze beiden sīnen sīten dem küenem jegermeister schein. |
952 | Dō fuorte er Balmungen, ein ziere wāfen breit.
Daz was alsō scherpfe, daz ez nie vermeit,
swā man ez sluoc ūf helme. Sīn ecke wāren guot.
Der hźrlīche jeger was hōhe gemuot. |
953 | Sīt daz ich diu męre gar bescheiden sol:
im was sīn edel kocher vil guoter strāle vol
von guldīnen tüllen, diu sahs wol hende breit.
Ez muose vil balde sterben, swaz er dā mit versneit. |
954 | Dō reit der ritter edele vil weidenlīche dan.
In sāhen dort komen her die Gunthźres man.
Si liefen im engegen und enpfiengen im daz marc.
Dō fuorte er bī dem satel einen bern grōz und starc. |
955 | Als er gestuont von rosse, do lōste er im diu bant
von fuoze und ouch von munde. Dō erlūte dā zehant
vil grōze daz gehünde, swaz des den bern sach.
Daz tier ze walde wolde. Die liute heten ungemach. |
956 | Der ber von dem schalle durch die kuchen geriet.
Hey, waz er kuchenknehte von dem fiuwer schiet!
Vil kezzel wart gerüeret, zefüeret manec brant.
Hey, waz man guoter spīse in der aschen ligen vant! |
957 | Dō sprungen von dem sedele die hźrren und ir man.
Der ber begunde zürnen. Der künec, der hiez dō lān
allez daz gehünde, daz an den seilen lac.
Und węre ez wol verendet, si heten vrlīchen tac. |
958 | Mit bogen und mit spiezen niht langer man daz lie,
dō liefen dar die snellen, dā der ber gie.
Dā was sō vil der hunde, daz dā niemen schōz.
Von des liutes schalle daz gebirge allez erdōz. |
959 | Der ber begunde vliehen von den hunden dan.
Im kunde niht gevolgen wan Kriemhilde man.
Der erlief in mit dem swerte. Ze tōde er in dō sluoc.
Hin wider zuo dem fiuwere den bern man dō sider truoc. |
960 | Dō sprāchen, die daz sāhen, er węre ein kreftec man.
Die stolzen jagetgesellen hiez man zen tischen gān.
Ûf einem schnem anger saz ir dā genuoc.
Hey, waz man rīcher spīse den edelen jegeren dō truoc! |
961 | Die schenken kōmen seine, die tragen solden wīn.
Ez enkunde baz gedienet den helden nimmźr sīn:
heten si dar under niht sō valschen muot,
sō węren wol die recken vor allen schanden behuot. |
962 | Dō sprach der hźrre Sīvrit: Wunder mich des hāt,
sīt man uns von den kuchen gīt sō manegen rāt,
war umb uns die schenken bringen niht den wīn.
Man enpflęge baz der jegere, ich enwil niht jagetgeselle sīn. |
963 | Ich hete wol gedienet, daz man mīn baz nęme war!
Der künec von sīnem tische sprach in valsche dar:
Man sol iu gerne büezen, swes wir gebresten hān.
Daz ist von Hagenen schulden. Er wil uns gerne erdürsten lān. |
964 | Dō sprach von Tronege Hagene: Vil lieber hźrre mīn,
ich wānde, daz daz pirsen hiute solde sīn
dā zem Spehtsharte. Den wīn, den sande ich dar.
Sīn wir hiute ungetrunken, wie wol ich mźre daz bewar. |
965 | Dō sprach der hźrre Sīvrit: Ir līp, der habe undanc!
Man solde mir siben soume met und lūtertranc
haben her gefüeret. Dō des niht mohte sīn,
dō solde man uns gesidelt haben nāher an den Rīn! |
966 | Dō sprach von Tronege Hagene: Ir edel ritter balt,
ich weiz hie bī nāhen einen brunnen kalt.
Daz ir niht enzürnet, dā suln wir hine gān.
Der rāt wart manegem degene ze grōzen sorgen getān. |
967 | Sīvrit den recken twanc des durstes nōt.
Den tisch er deste zīter rucken dan gebōt.
Er wolde für die berge zuo dem brunnen gān.
Dō was der rāt mit meine von den recken getān. |
968 | Diu tier hiez man ūf wegen füeren in daz lant,
diu dā hete verhouwen diu Sīvrides hant.
Man jac im grōzer źren, swer ez ie gesach.
Hagene sīne triuwe vil sźre an Sīvriden brach. |
969 | Dō si wolden dannen zuo den linden breit,
dō sprach von Tronege Hagene: Mir ist des vil geseit,
daz niht gevolgen künne der Kriemhilde man,
swenne er wolde gāhen. Hey, wolde er uns daz sehen lān! |
970 | Dō sprach von Niderlande der küene Sīvrit:
Daz muget ir wol versuochen. Welt ir mir loufen mit
ze wette zuo dem brunnen? Sō daz ist getān,
dem sol man jehen dannen, den man sihet gewunnen hān. |
971 | Nū welle ouch wirz versuochen, sprach Hagene der degen.
Dō sprach der snelle Sīvrit: Sō wil ich mich legen
für die iuwern füeze nider an daz gras.
Dō er daz gehōrte, wie liep ez Gunthźre was! |
972 | Dō sprach der degen küene: Noch wil ich iu mźre sagen:
allez mīn gewęte wil ich mit mir tragen,
den gźr zuo dem schilde und al mīn pirsgewant.
Den kocher zuo dem swerte vil schiere er umb gebant. |
973 | Dō zugen si diu kleider von dem lībe dan.
In zwein wīzen hemden sach man si beide stān.
Sam zwei wildiu pantel si liefen durch den klź.
Dō sach man bī dem brunnen den küenen Sīvriden ź. |
974 | Den prīs an allen dingen truoc er vor manegem man.
Daz swert, daz lōste er schiere, den kocher leite er dan,
den starken gźr er leinte an der linden ast.
Bī des brunnen vluzze stuont der hźrlīche gast. |
975 | Die Sīvrides tugende wāren harte grōz.
Den schilt er leite nider, al dā der brunne vlōz.
Swie harte in dō durste, der helt niene tranc,
ź daz der künec getrunke. Des sagte der im bsen danc. |
976 | Der brunne, der was küele, lūter und guot.
Gunthźr sich dō neigete nider zuo dem vluot.
Als er hete getrunken, dō rihte er sich von dan.
Alsam hete ouch gerne der küene Sīvrit getān. |
977 | Dō engalt er sīner zühte. Den bogen und daz swert,
daz truoc allez Hagene von im dannenwert.
Dō spranc er hin wider, dā er den gźr dā vant.
Er sach nāch einem bilde an des küenen gewant. |
978 | Dā der hźrre Sīvrit ob dem brunnen tranc,
er schōz in durch daz kriuze, daz von der wunden spranc
daz bluot im von dem herzen vaste an Hagenen wāt,
Sō grōze missewende ein helt nimmźr mźr begāt. |
979 | Den gźr im gein dem herzen er dō stecken lie.
Alsō grimmeclīchen ze vlühten Hagene nie
gelief noch in der werlde vor deheinen man.
Dō sich der hźrre Sīvrit der grōzen wunden versan, |
980 | der hźrre tobelīchen von dem brunnen spranc.
Im ragete von dem herzen ein gźrstange lanc.
Der fürste wānde vinden bogen oder swert,
sō müese wesen Hagene nāch sīnem dienste gewert. |
981 | Dō der sźre wunde des swertes niht envant,
dōne hete źt er niht mźre wand des schildes rant.
Er zucte in von dem brunnen, dō lief er Hagenen an.
Dōne kunde im niht entrinnen des künec Gunthźres man. |
982 | Swie wunt er was zem tōde, sō krefteclīch er sluoc,
daz ūz dem schilde dręte genuoc
des edelen gesteines. Der schilt vil gar zerbrast.
Sich hete gerne errochen der vil hźrlīche gast. |
983 | Dō was gestrūchet Hagene vor sīner hant ze tal.
Von des slages krefte der wert vil lūte erhal.
Hete er daz swert enhande, sō węrez Hagenen tōt,
sō sźre zurnte der wunde. Des gie im węrlīcen nōt. |
984 | Erblichen was sīn varwe, er enkunde niht gestān.
Sīnes lībes sterke muose gar zergān.
wand er des tōdes zeichen in liehter varwe truoc.
Sīt wart er beweinet von schnen vrouwen genuoc. |
985 | Dō viel in die bluomen der Kriemhilde man.
Daz bluot von sīner wunden sach man vil vaste gān.
Dō begund er schelten, des gie im grōziu nōt,
die ūf in gerāten heten den ungetriuwen tōt. |
986 | Dō sprach der verchwunde: Jā, ir vil bsen zagen!
Waz helfent mīniu dienest, daz ir mich habt erslagen?
Ich was ie getriuwe. Des ich engolten hān.
Ir habt an iuwern māgen leider übele getān. |
987 | Die sint dā von bescholten, swaz ir wirt geborn
her nāch disen zīten. Ir habet iuweren zorn
gerochen alsō sźre an dem lībe mīn,
mit laster ir gescheiden sult von guoten recken sīn! |
988 | Die ritter alle liefen, dā er erslagen lac.
Ez was ir genuogen ein vröudelōser tac.
Die iht triuwe heten, von den wart der gekleit.
Daz hete wol verdienet der ritter küen und gemeit. |
989 | Der künec von Burgonden klagte sīnen tōt.
Dō sprach der verchwunde: Ez ist āne nōt,
daz der nāch schaden weinet, der in hāt getān.
Der dienet michel schelten. Ez węre bezzer verlān. |
990 | Dō sprach der grimme Hagene: Jāne weiz ich, waz er kleit.
Allez hāt nū ende, unser sorge und unser leit.
Wir vinden ir vil wźnec, die getürren uns bestān.
Wol mich, deich sīner hźrschaft ze rāte hān getān! |
991 | Ir müget iuch līhte rüemen, sprach dō Sīvrit,
hete ich an iu erkennet den mortlīchen sit,
ich hete wol behalten vor iu mīnen līp.
Mich riuwet niht sō sźre sō vrou Kriemhilt, mīn wīp. |
992 | Nū müeze got erbarmen, deich ie gewan den sun,
dem man daz itewīzen sol nāch den zīten tuon,
daz sīne māge iemen mortlīche hān erslagen.
Möhte ich, sō sprach Sīvrit, daz solde ich billīche klagen. |
993 | Dō sprach jęmerlīche der verchwunde man:
Welt ir, künec edele, triuwen iht begān
in der werlt iemen, lāt iu bevolhen sīn
ūf iuwer genāde die holden triutinne mīn, |
994 | und lāt si des geniezen, daz si iuwer swester sī.
Durch aller fürsten tugende, wont ir mir triuwen bī!
Mir müezen warten lange mīn vater und mīne man.
Ez enwart nie vrouwen leider an liebem manne getān. |
995 | Die bluomen allenthalben von bluote wurden naz.
Dō ranc er mit dem tōde. Unlange tet er daz,
wand des tōdes wāfen ie ze sźre sneit.
Dōne mohte niht reden mźre der recke küen und gemeit. |
996 | Dō die hźrren sāhen, daz der helt was tōt,
si leiten in ūf einen schilt, der was von golde rōt,
und wurden des ze rāte, wie daz solde ergān,
daz man ez verhęle, daz ez hete Hagene getān. |
997 | Dō sprāchen genuoge: Uns ist übel geschehen.
Ir sult ez heln alle und sult gelīche jehen,
dā er rite eine jagen, der Kriemhilde man,
in slüegen schāchęre, dā er füere durch den tan. |
998 | Dō sprach von Tronege Hagene: Ich bringe in in daz lant.
Mir ist vil unmęre, und wirt ez ir bekant,
diu sō hāt betrüebet den Prünhilde muot.
Ez ahtet mich vil ringe, swaz si weinens getuot. |
wie Sîvrit beklaget und begraben wart { 17 } Wie Siegfried beklagt und begraben wurde. |
999 | Dō erbiten si der nahte und fuoren über Rīn.
Von helden kunde nimmźr wirs gejaget sīn.
Ein tier, daz si sluogen, daz weinten edeliu kint.
Jā muosen sīn engelten vil guote wīgande sint. |
1000 | Von grōzer übermüete müget ir hren sagen
und von eislīcher rāche. Dō hiez Hagene tragen
Sīvrit alsō tōten von Nibelunge lant
Für eine kemenāten, dā man Kriemhilde vant. |
1001 | Er hiez in tougenlīchen legen an die tür,
daz si in dā solde vinden, sō si gienge dā für
zer mettīne, ź daz ez würde tac.
Der diu vrouwe Kriemhilt vil selten deheine verlac. |
1002 | Man lūte dā zem münster nāch gewoneheit.
Vrou Kriemhilt diu schne wacte manege meit.
Ein lieht bat si ir bringen und ouch ir gewant.
Dō kom ein kameręre, dā er Sīvriden vant. |
1003 | Er sach in bluotes rōten. Sīn wāt was elliu naz.
Daz ez sīn hźrre węre, niene wesse er daz.
Hin zer kemenāten daz lieht truoc er an der hant.
Von dem vil leidem męre die vrou Kriemhilt ervant. |
1004 | Dō si mit ir vrouwen zem münster wolde gān,
dō sprach der kameręre: Ir sult stille stān!
Ez līt vor disem gademe ein ritter tōt erslagen.
Dō begunde Kriemhilt vil harte unmęzlīche klagen. |
1005 | Ê daz si rehte erfünde, daz ez węre ir man,
an die Hagenen vrāge denken si began,
wie er in solde vristen. Dō wart ir źrste leit.
Von ir was allen vröuden von sīnem tōde widerseit. |
1006 | Dō seic si zuo der erden, daz si niht ensprach.
Die schnen vröudelōsen ligen man dō sach.
Kriemhilde jāmer wart unmāzen grōz.
Dō erschrź si nāch unkrefte, daz al diu kemenāte erdōz. |
1007 | Dō sprach daz gesinde: Waz, ob ez ist ein gast?
Daz bluot ir ūz dem munde von herzen jāmer brast.
Dō sprach si: Ez ist Sīvrit, der mīn vil lieber man.
Ez hāt gerāten Prünhilt, daz ez hāt Hagene getān. |
1008 | Diu vrouwe hiez sich wīsen, dā si den helt vant.
Si huop sīn houbet schne mit ir vil wīzen hant.
Swie rōt ez węre von bluote, si hete in schiere erkant.
Dō lac vil jęmerlīche der helt von Nibelunge lant. |
1009 | Dō rief vil trūreclīche diu vrouwe milt:
Ouwź mich mīnes leides! Nū ist dir dīn schilt
mit swerten niht verhouwen. Dū līst ermorderōt.
Wesse ich, wer ez hete getān, ich riete im immer sīnen tōt. |
1010 | Allez ir gesinde klagete und schrź
mit ir lieben vrouwen, wande in was harte wź,
umb ir vil edelen hźrren, den si dā heten verlorn.
Dā hete gerochen Hagene harte Prünhilde zorn. |
1011 | Dō sprach diu jāmerhafte: Ir kameręre, ir sult hin gān,
und wecket harte balde die Sīvrides man.
Ir sult ouch Sigemunde mīnen jāmer sagen,
ob er mir helfen welle den küenen Sīvride klagen. |
1012 | Dō lief ein bote balde, dā er si ligen vant,
die Sīvrides helde von Nibelunge lant.
Mit den vil leiden męren ir vröude er in benam.
Sine woldens niht gelouben, unz man daz weinen vernam. |
1013 | Der bote kom ouch schiere, dā der künec lac,
Sigemunt, der hźrre, der slāfes niht enpflac.
Ich węne, sīn herze im sagte, daz im was geschehen.
Er enmohte sīnen lieben sun nimmźr lebendec gesehen. |
1014 | Wachet, hźrre Sigemunt! Mich bat nāch iu gān
Kriemhilt, mīn vrouwe. Der ist ein leit getān,
daz ir vor allen leiden an ir herze gāt.
Daz sult ir klagen helfen, wand ez iuch sźre bestāt. |
1015 | Ûf rihte sich dō Sigemunt: Er sprach: Waz sint diu leit
der schnen Kriemhilde, diu dū mir hāst geseit?
Der bote sprach mit weinen: Ine kan iu niht verdagen.
Jā ist von Niderlande der küene Sīvrit erslagen! |
1016 | Dō sprach der hźrre Sigemunt: Lāt iuwer schimpfen sīn
und alsō bsiu męre durch willen mīn,
daz ir ez saget iemen, daz er sī erslagen,
wand ine kunde in nimmźr vor mīnem tōde verklagen. |
1017 | Welt ir mir niht gelouben, daz ir mich hret sagen,
sō muget ir selbe hren Kriemhilde klagen
und allez ir gesinde den Sīvrides tōt.
Vil sźre schracte dō Sigemunt. Des gie im węrlīche nōt. |
1018 | Mit hundert sīnen mannen er von dem bette spranc.
Si zucten zuo den henden diu scharpfen wāfen lanc.
Si liefen zuo dem wuofe vil jęmerlīche dan.
Dō kōmen tūsent recken, des küenen Sīvrides man. |
1019 | Dō si sō jęmerlīche die vrouwen hōrten klagen,
dō wānden sümelīche, si solden kleider tragen.
Jāne mohten si der sinne vor leide niht gehaben.
In wart vil michel swęre in ir herzen begraben. |
1020 | Dō kom der küene Sigemunt, dā er Kriemhilde vant.
Er sprach: Ouwź der reise her in ditze lant!
Wer hāt mich mīnes kindes und iuch des iuweren man
bī alsō guoten vriunden sus mortlīche āne getān? |
1021 | Hey, solde ich den bekennen! sprach daz vil edel wīp,
holt würde im nimmźr mīn herze und ouch mīn līp.
Ich geriete im alsō leide, daz die vriunde sīn
von den mīnen schulden müesen weinende sīn. |
1022 | Sigemunt, der hźrre, den fürsten umbeslōz.
Dō wart von sīnen vriunden der jāmer alsō grōz,
daz von dem starkem wuofe palas unde sal
und ouch diu stat ze Wormze von ir weinen erschal. |
1023 | Dōne kunde niemen getrsten daz Sīvrides wīp.
man zōch ūz den kleidern den sīnen līp.
Man wuosch im sīne wunden und leite in ūf den rź.
Dō was den sīnen liuten von grōzem jāmer starke wź. |
1024 | Dō sprāchen sīne recken von Nibelunge lant:
In sol immer rechen mit willen unser hant.
Er ist in dirre bürge, der ez hāt getān!
Dō īlten nāch den wāfen alle Sīvrides man. |
1025 | Die ūz erwelten degene mit schilden kōmen dar,
einlef hundert recken, die hete an sīner schar
Sigemunt der hźrre. Sīnes sunes tōt,
den wolde er gerne rechen. Des gie im węrlīchen nōt. |
1026 | Sine wessen, wen si solden mit strīte dō bestān,
sine tęten ez danne Gunthźr und sīne man,
mit den der hźrre Sīvrit an daz gejeide reit.
Kriemhilt sach si gewāfent. Daz was ir grzlīche leit. |
1027 | Swie michel węre ir jāmer und swie starc ir nōt,
dō vorhte si harte der Nibelunge tōt
von ir bruoder mannen, daz si ez understuont.
Si warnte si als güetlīche, sō vriunde liebe vriunde tuont. |
1028 | Dō sprach diu jāmers rīche: Mīn hźrre Sigemunt,
wes welt ir beginnen? Iu ist niht rehte kunt:
jā hāt der künec Gunthźr sō manegen küenen man!
Ir welt iuch alle verliesen, sult ir die recken bestān. |
1029 | Mit ūf erbunden schilden in was ze strīte nōt.
Diu edel küneginne bat und gebōt,
daz siz mīden solden, die recken vil gemeit.
Dō siz niht lāzen wolden, es was ir węrlīchen leit. |
1030 | Si sprach: Hźrre Sigemunt, ir sult ez lāzen understān,
unz ez sich baz gefüege. Sō wil ich mīnen man
immer mit iu rechen. Der mir in hāt benomen,
wirde ich des bewīset, ich sol im schedelīche komen. |
1031 | Ez ist der übermüeten hie bī Rīne vil,
dā von ich iu des strītes rāten niht enwil.
Si habent wider einen ie wol drīzec man.
Nū lāz in got gelingen, als umb uns gedienet hān! |
1032 | Ir sult hie belīben, und dolt mit mir mīniu leit.
Als ez tagen beginne, ir helde vil gemeit,
sō helfet mir besarken den mīnen lieben man!
Dō sprāchen die degene: Daz sol werden getān. |
1033 | Iu enkunde niemen daz wunder vol sagen
von rittern und von vrouwen, wie man die hōrte klagen,
sō daz man des wuofes wart in der stat gewar.
Die edelen burgęre, die kōmen gāhende dar. |
1034 | Si klageten mit den gesten, wand in was harte leit,
daz Sīvrides schulde in niemen hete geseit,
durch waz der edel recke verlür den sīnen līp.
Dō weinten mit den vrouwen der guoten burgęre wīp. |
1035 | Smide hiez man gāhen würken einen sarc
von silber und von golde, vil michel und vil starc.
Man hiez in vaste spengen mit stahel, daz was guot.
Dō was allen liuten harte trūrec der muot. |
1036 | Diu naht was zergangen. Man sagte, ez wolde tagen.
Dō hiez diu edel vrouwe zuo dem münster tragen
Sīvriden, den hźrren, den vil lieben man.
Swaz er dā vriunde hete, die sach man weinende gān. |
1037 | Dō si in zem münster brāhten, vil der glocken klanc.
Dō hōrte man allenthalben vil manetes pfaffen sanc.
Dō kom der künec Gunthźr mit den sīnen man
und ouch der grimme Hagene zuo dem wuofe gegān. |
1038 | Er sprach: Vil liebiu swester, ouwź der leide dīn,
daz wir niht āne des grōzen schaden sīn!
Wir müezen klagen immer den Sīvrides līp.
Daz tuot ir āne schulde, sprach daz jāmerhafte wīp. |
1039 | Węre iu dar umbe leide, sōne węre es niht geschehen.
Ir hetet mīn vergezzen, des mac ich nū wol jehen,
dā ich dā wart gescheiden und mīn lieber man.
Daz wolde got, sprach Kriemhilt, und węre ez mir selber getān. |
1040 | Si buten vaste ir lougen. Kriemhilt begunde jehen:
Swelcher sich unschuldige, der lāze daz gesehen!
Der sol zuo der bāre vor den liuten gān.
Dā bī mac man die wārheit harte schiere verstān. |
1041 | Daz ist ein michel wunder, vil dicke ez noch geschiht:
swā man den mortmeilen bī dem tōten siht,
sō bluotent im die wunden. Als ouch dā geschach.
Dā von man die schulde dā ze Hagene gesach. |
1042 | Die wunden vluzzen sźre, alsam si tāten ź.
Die ź dā sźre klageten, des wart nū michel mź.
Dō sprach der künec Gunthźr: Ich wilz iuch wizzen lān:
in sluogen schāchęre. Hagene hāt es niht getān. |
1043 | Mir sint die schāchęre, sprach si, vil wol bekant.
Nū lāze ez got errechen noch sīner vriunde hant.
Gunthźr und Hagene, jā habt ir ez getān!
Die Sīvrides degene heten gegen strīte wān. |
1044 | Dō sprach aber Kriemhilt: Habt mit mir die nōt!
Dō kōmen dise beide, dā si in funden tōt,
Gźrnōt, ir bruoder, und Gīselhźr daz kint.
In triuwen si in klageten mit den anderen sint. |
1045 | Si weinten inneclīchen den Kriemhilde man.
Man solde messe singen. Zuo dem münster dan
giengen allenthalben wīp, man und kint.
Die sīn doch līhte enbāren, die weinten Sīvriden sint. |
1046 | Gźrnōt und Gīselhźr, die sprachen: Swester mīn,
nū trste dich nāch tōde, als ez doch muoz sīn.
Wir wellen dichs ergetzen, die wīle wir geleben!
Dōne kunde ir trōst deheinen zer werlde niemen gegeben. |
1047 | Sīn sarc, der was bereitet wol umbe einen mitten tac.
Man huop in von der bāre, dā er ūfe lac.
In enwolde noch diu vrouwe lāzen niht begraben.
Des muosen al die liute michel arbeite haben. |
1048 | In einen rīchen pfellel man den tōten want.
Ich węne, man dā iemen āne wienen vant.
Dō klagete herzenlīche Uote, ein edel wīp,
und allez ir gesinde den sīnen wętlīchen līp. |
1049 | Dō man daz gehōrte, daz man zem münster sanc,
und man in gesarket hete, dō huop sich grōz gedranc.
Durch willen sīner sźle waz opfers man dō truoc!
Er hete bī den vīanden doch guoter vriunde genuoc. |
1050 | Kriemhilt diu arme zen kameręren sprach:
Si suln durch mīne liebe līden ungemach,
die im iht guotes günnen und mir wesen holt.
Durch Sīvrides sźle sol man teilen sīn golt. |
1051 | Dehein kint was dā sō kleine, daz iht witze mohte haben,
daz muose gān zem opfer, ź er würde begraben.
Baz danne hundert messe man dā des tages sanc.
Von Sīvrides vriunden war dā grōzer gedranc. |
1052 | Dō man dā hete gesungen, daz volc huop sich von dan.
Dō sprach diu vrouwe Kriemhilt: Ir ensult eine lān
hīnte mich bewachen den ūz erwelten degen.
Ez ist an sīnem lībe al mīn vröude gelegen. |
1053 | Drī tage und drī nahte wil ich in lāzen stān,
unz ich mich geniete mīnes vil lieben man.
Waz, ob daz got gebiutet, daz mich nimt ouch der tōt?
Sō węre wol verendet mīn armer Kriemhilde nōt. |
1054 | Zen herbergen giengen die liute von der stat.
Pfaffen und münche si belīben bat
und allez sīn gesinde, daz ez des heldes pflac.
Si heten naht vil arge und vil müelīchen tac. |
1055 | Âne ezzen und āne trinken beleip dā manec man.
Die ez dā nemen wolden, den wart daz kunt getān,
daz mans in den vollen gębe. Daz schuof hźr Sigemunt.
Dō was den Nibelungen vil arbeite kunt. |
1056 | Die drīe tagezīte, sō wir hren sagen,
die dā kunden singen, daz si muosen tragen
vil der arbeite. Waz man in opfers truoc!
Die vil arme wāren, die wurden rīche genuoc. |
1057 | Swaz man vant der armen, die es niht mohten hān,
die hiez man zem opfer mit dem golde gān
ūz sīn selbes kamern. Dō er niht solde leben,
umb sīne sźle wart manec tusent marc gegeben. |
1058 | Urbor ūf der erden teilten si in diu lant,
swā sō man diu klōster und guote liute vant.
Silbers und węte gap man den armen genuoc.
Si tet dem wol gelīche, daz si im holden willen truoc. |
1059 | An dem drittem morgen, ze der rehten messezīt,
sō was bī dem münster der kirchhof alsō wīt
von den lantliuten weinens alsō vol.
Si dienten im nāch tōde, alsō man lieben vriunden sol. |
1060 | In den tagen vieren, man hāt gesaget daz,
ze drīzec tūsent marken oder dannoch baz
wart durch sīne sźle den armen dā gegeben.
Dō was gelegen ringe sīn grōziu schne und ouch sīn leben. |
1061 | Dō got dā wart gedienet, daz man vol sanc,
mit ungefüegem leide vil des volkes ranc.
Man hiez in ūz dem münster zuo dem grabe tragen.
Die sīn ungerne enbāren, die sach man weinen und klagen. |
1062 | Vil lūte schrīende daz liut gie mit im dan.
Vrō enwas dā niemen, weder wīp noch man.
Ê daz man in begrüebe, man sanc und las.
Hey, waz guoter pfaffen ze sīner bivilde was! |
1063 | Ê daz zem grabe kme daz Sīvrides wīp,
dō ranc sō mit jāmer ir getriuwer līp,
daz man si mit dem brunnen vil dicke dā vergōz.
Ez was ir ungemüete vil harte unmęzlīchen grōz. |
1064 | Ez was ein michel wunder, daz si ie genas.
Mit klage ir helfende manec vrouwe was.
Dō sprach diu küneginne: Ir Sīvrides man,
ir sult durch iuwer triuwe an mir genāde begān. |
1065 | Lāt mir nāch mīnem leide daz kleine liep geschehen,
daz ich sīn schne houbet noch eines müeze sehen!
Dō bat sis alsō lange mit jāmers sinnen starc,
daz man zebrechen muose dō den hźrlīchen sarc. |
1066 | Dō brāhte man die vrouwen, dā si in ligen vant.
Si huop sīn schne houbet mit ir vil wīzen hant.
Dō kuste si alsō tōten den edel ritter guot.
Diu ir vil liehten ougen vor leide weinte bluot. |
1067 | Ein jāmergez scheiden wart dō dā getān.
Dō truoc man si von dannen. Sine kunde niht gegān.
Dō vant man sinnelōse daz hźrlīche wīp.
Vor leide möhe ersterben der ir vil wunneclīcher līp. |
1068 | Dō man den edelen hźrren hete nū begraben,
leit āne māze sach man die alle haben,
die mit im komen wāren von Nibelunge lant.
Vil selten vrlīchen man dō Sigemunden vant. |
1069 | Dā was der etelīcher, der drīer tage lanc
vor dem grōzen leide niht az noch entranc.
Dō mohten si dem lībe sō gar geswīchen niht.
Si nerten sich nāch sorgen, sō noch genuogen geschiht. |
wie Sigemunt wider ze lande vuor { 18 } Wie Siegmund wieder heimkehrte. |
1070 | Der sweher Kriemhilde gie, dā er si vant.
Er sprach zer küneginne: Wir suln in unser lant.
Wir węn unmęre geste bī dem Rīne sīn.
Kriemhilt, vil liebiu vrouwe, nū vart ir zuo den landen mīn! |
1071 | Sīt daz uns untriuwe āne hāt getān
hie in disen landen des iuwern edelen man,
des sult ir niht engelten. Ich wil iu węge sīn
durch mīnes suns liebe. Des sult ir āne zwīvel sīn. |
1072 | Ir sult haben, vrouwe, allen den gewalt,
den iu ź tęte kunde Sīvrit, der degen balt.
Daz lant und ouch diu krōne, daz sī iu undertān.
iu suln gerne dienen alle Sīvrides man. |
1073 | Dō sagete man den knehten, si solden rīten dan.
Dō wart ein michel gāhen nāch rossen getān.
Bī ir starken vīanden was in ze wesen leit.
Den vrouwen und den megden hiez man suochen diu kleit. |
1074 | Dō der künec Sigemunt wolde sīn geriten,
dō begunden Kriemhilt die ir māge bitten,
daz si bī ir muoter solde dā bestān.
Dō sprach diu vrouwe hźre: Daz kunde nimmźr ergān. |
1075 | Wie möhte ich den immer mit ougen an gesehen,
von dem mir armem wībe sō leide ist geschehen?
Dō sprach der junge Gīselhźr: Vil liebiu swester mīn,
dū solt durch dīne triuwe hie bī dīner muoter sīn. |
1076 | Die dich dā haben beswęret unde betrüebet den muot,
der bedraftū niht ze dienste. Nū zer mīn eines guot!
Si sprach zuo dem recken: Jāne mac es niht geschehen.
Vor leide muoz ich sterben, swenne ich Hagenen müese sehen. |
1077 | Des tuon ich dir ze rāte, vil liebiu swester mīn.
Dū solt bī dīnem bruoder Gīselhźre sīn.
Jā wil ich dich ergetzen dīnes mannes tōt!
Dō sprach diu gotes arme: Des węre Kriemhilde nōt! |
1078 | Dō ez ir der junge Gīselhźr sō güetlīch erbōt,
dō begunde vlźgen Uote und Gźrnōt
und ir getriuwe māge. Si bāten si dā bestān.
si hete lützel künnes under Sīvrides man. |
1079 | Si sint iu alle vremde, sō sprach Gźrnōt.
Ez enlebet sō starker niemen, er nemüeze ligen tōt.
Daz bedenket, liebiu swester, und trstet iuwern muot.
Belībet bī den vriunden! Daz wirt iu węrlīchen guot. |
1080 | Si lobte Gīselhźren, si wolde dā bestān.
Diu ross gezogen wāren den Sigemundes man,
als si wolden rīten zer Nibelunge lant.
Dō was ouch ūf gesoumet al der recken gewant. |
1081 | Dō gie der hźrre Sigemunt zuo Kriemhilde stān.
Er sprach zuo der vrouwen: Die Sīvrides man
nū warten bī den rossen. Nū sul wir rīten hin,
wand ich vil ungerne bī den Burgonden bin. |
1082 | Dō sprach diu vrouwe Kriemhilt: Mir rāten die vriunde mīn,
swaz ich hān getriuwen, ich sul hie bī in sīn.
Ich habe niemen māge in Nibelunge lant.
Vil leit was ez Sigemunde, dō erz an Kriemhilde ervant. |
1083 | Dō sprach der künec Sigemunt: Lāt iuz niemen sagen!
Vor allen mīnen māgen sult ir die krōne tragen
alsō gewalteclīche, als ir ź habt getān.
Ir ensult des niht engelten, daz wir den helt verloren hān. |
1084 | Und vart ouch mit uns wider durch iuwer kindelīn,
daz ensult ir niht, vrouwe, weize lāzen sīn.
Swenn iuwer sun gewahset, der trstet iu den muot.
Die wīle sol iu dienen manec helt küene und guot! |
1085 | Si sprach: Hźrre Sigemunt, jāne mac ich rīten niht.
Ich muoz hie belīben, swaz halt mir geschiht,
bī den mīnen māgen, die mir helfen klagen.
Dō begunden disiu męre den guoten recken missehagen. |
1086 | Si sprāchen al gelīche: Sō möhte wir wol jehen,
daz uns aller źrste węre leit geschehen,
woldet ir belīben bī unsern vīanden hie.
Sō geriten hovereise noch helde sorclīcher nie. |
1087 | Ir sult āne sorge got bevolhen varn.
Man gīt iu guot geleite, ich heiz iuch wol bewarn,
zuo Sigemundes lande. Mīn liebez kindelīn,
daz sol ūf genāde iu recken wol bevolhen sīn! |
1088 | Dō si wol vernāmen, daz si niht wolde dan,
dō weinten al gelīche die Sigemundes man.
Wie rehte jęmerlīchen schiet dō Sigemunt
von vroun Kriemhilde! Dō was im ungmüete kunt. |
1089 | Sō wź der hōchgezīte! sprach dō der künec hźr.
Ez geschiht von kurzewīle hinfür nimmźr mźr
künege noch sīnen māgen, daz uns ist geschehen.
Man sol uns nimmźr mźre hie zen Burgonden sehen! |
1090 | Dō sprāchen offenlīche die Sigemundes man:
Ez möhte noch diu reise in diz lant ergān,
sō wir den rehte ervinden, der uns den hźrren sluoc.
Si habent von sīnen māgen starker vīande genuoc! |
1091 | Er kuste Kriemhilden. Wie jęmerlīchen er sprach,
dō si belīben wolde, und er daz rehte ersach:
Nū rīten vröuden āne heim in unser lant.
Alle mīne sorge sint mir źrste nū bekant. |
1092 | Si riten ān geleite von Wormez niden Rīn.
Si mohten wol des muotes vil sicherlīchen sīn,
ob si in vīentschefte würden an gerant,
daz sich weren wolde der küenen Nibelunge hant. |
1093 | Sine gerten urloubes dā ze keinem man.
Dō sach man Gźrnōt und Gīselhźren gān
zuo zim minneclīchen. Im was sīn schade leit.
des brāhten in wol inne die helde küene und gemeit. |
1094 | Dō sprach gezogenlīchen der fürste Gźrnōt:
Got weiz daz wol von himele, an Sīvrides tōt
gewan ich nie die schulde, daz ich daz hōrte sagen,
wer im hie vīent węre! Ich sol in billīche klagen. |
1095 | Dō gap in guot geleite Gīselhźr daz kint.
Er brāhte sorgende ūz dem lande sint
den künec mit sīnen recken heim ze Niderlant.
Wie lützel man der māge dar inne vrlīchen vant! |
1096 | Wie si nū gefüeren, des kan ich niht gesagen.
Man hōrte hie zallen zīten Kriemhilde klagen,
daz ir niemen trōste daz herze und ouch den muot,
ez entęte Gīselhźr. Der was getriuwe unde guot. |
1097 | Prünhilt diu schne mit übermüete saz.
Swaz geweinte Kriemhilt, unmęre was ir daz.
Sine wart ir guoter triuwe nimmźr mźr bereit.
Sīt getet ir ouch vrou Kriemhilt diu vil herzenlīchen leit. |
wie der Nibelunge hort ze Wormez kom { 19 } Wie der Nibelungenschatz nach Worms kam. |
1098 | Dō diu edel Kriemhilt alsō verwitwet wart,
bī ir ime lande der grāve Eckewart
beleip mit sīnen mannen. Der dienete ir zallen tagen.
Der half ouch sīner vrouwen sīnen hźrren dicke klagen. |
1099 | Ze Wormez bī dem münster ein gezimber man ir slōz,
wīt und vil michel, rīch und grōz,
dā si mit ir gesinde sīt āne vröude saz.
Si was zer kirchen gerne, und tet vil güetlīchen daz. |
1100 | Dā man begruop ir vriedel, wie selten si daz lie,
mit trūregem muote si alle zīt dar gie!
Si bat got den guoten sīner sźle pflegen.
Vil dicke wart beweinet mit grōzen triuwen der degen. |
1101 | Uote und ir gesinde trōsten si zaller stunt.
Dō was ir daz herze sō grzlīche wunt,
ez kunde niht vervāhen, swaz man ir trōstes bōt.
Si hete nāch liebem vriunde die aller grsten nōt, |
1102 | die nāch liebem manne ie mźr wīp gewan.
Man mohte ir michel tugende kiesen wol dar an,
si klagete unz an ir ende, die wīle werte si der līp.
Sīt rach sich wol mit ellen des küenen Sīvrides wīp. |
1103 | Sus saz si nāch ir leide, daz ist alle wār,
nāch ir mannes tōde wol vierdehalbez jār,
daz si ze Gunthźr nie dehein wort gesprach
und ouch ir vīant Hagenen in der zīte nie gesach. |
1104 | Dō sprach der helt von Tronege: Möht ir daz tragen an,
daz ir iuwer swester ze vriunde möhtet hān,
sō kme ze disen landen daz Nibelunges golt.
Des möhte ir vil gewinnen, würde uns diu küneginne holt. |
1105 | Er sprach: Wir suln ez versuochen. Mīne bruoder sint ir bī.
Die sul wirz bitten werben, daz si unser vriunt sī,
ob wir in ir an gewinnen, daz si daz gerne sehe.
Ine trūwe es niht, sprach Hagene, daz daz immer geschehe. |
1106 | Dō hiez er Ortwīnen hin ze hove gān
und den marcgrāven Gźren. Dō daz was getān,
man brāhte ouch Gźrnōten und Gīselhźr daz kint.
Si versuochtenz vriuntlīche an vroun Kriemhilde sint. |
1107 | Dō sprach von Burgonden der küene Gźrnōt:
Vrouwe, ir klaget ze lange den Sīvrides tōt.
Iu wil der künec rihten, daz er sīn niht hāt erslagen.
Man hret iuch zallen zīten sō rehte grzlīchen klagen! |
1108 | Si sprach: Des zīhet in niemen. In sluoc diu Hagenen hant.
Wā man in verhouwen solde, dō er daz an mir ervant,
wie möhte ich des getrūwen, daz er im węre gehaz?
Ich hete wol behuotet, sprach diu küneginne, daz, |
1109 | daz ich niht vermeldet hete sīnen līp.
Sō lieze ich nū mīn weinen, ich vil armez wīp.
Holt wirde ich in nimmźr, die ez dā hānt getān.
Dō begunde vlźhen Gīselhźr, der vil wętlīche man. |
1110 | Ich wil den künec grüezen! Dō si im des verjach,
mit sīnen besten vriunden man in vor ir sach.
Dōne torste Hagene für si niht gegān.
Wol wesse er sīne schulde. Er hete ir leide getān. |
1111 | Dō si verkiesen wolde ūf Gunthźren den haz,
ob er si küssen solde, ez zęme im deste baz,
węre ir von sīnem rāte leide niht getān.
Sō möhte er unzwīfellīchen zuo Kriemhilde gān. |
1112 | Ez enwart nie suone mit sō vil trehen mź
gefüeget under vriunden. Ir tet ir schade wź.
Si verkōs ūf alle, wan ūf den einen man.
In hete erslagen niemen, ez hete Hagene getān. |
1113 | Dar nāch vil unlange truogen si daz an,
daz diu vrouwe Kriemhilt den grōzen hort gewan
von Nibelungen lande und fuorte in an den Rīn.
Er was ir morgengābe. Er solde ir billīche sīn. |
1114 | Dar nāch fuor Gīselhźr und Gźrnōt.
Ir ahzec hundert mannen Kriemhilt dō gebōt,
daz si in holen solden, dā er verborgen lac,
dā sīn der degen Albrīch mit sīnen besten vriunde pflac. |
1115 | Dō man die von dem Rīne nāch dem schatze komen sach,
Albrīch der vil küene zuo sīnen vriunden sprach:
Wir engetürren ir des hordes vor gehaben niht,
sīt sīn ze morgengābe diu edel küneginne giht. |
1116 | Doch würdez nimmźr, sprach Albrīch, getān,
niuwan daz wir übele dā verlorn hān
mit samt Sīvrit die guoten tarnhūt,
wand die truoc alle zīte der schnen Kriemhild trūt. |
1117 | Nū ist es Sīvride leider übel komen,
daz uns die tarnkappen hāt der helt benomen,
und daz im muose dienen allez ditze lant.
Dō gie der kameręre, dā er die slüzzel vant. |
1118 | Ez stuonden vor dem berge die Kriemhilde man
und ouch ein teil ir māge. Den schatz, den hiez man dan
tragen zuo dem schiffe an diu schiffelīn.
Den fuorte man ūf den ünden unz ze Berge an den Rīn. |
1119 | Nū müget ir von dem horde wunder hren sagen:
swaz zwelf kanzwegene meiste mohten tragen
in vier tagen und nahten von dem berge dan,
ouch muose ir ietzlīcher des tages drī stunt gān. |
1120 | Ez enwas niht anders wan steine und golt.
Und ob man al die werlde hete dā von versolt,
sīn newęre niht minner einer marke wert.
Jāne hete es āne schulde niht gar Hagene gegert. |
1121 | Der wunsch, der lac dar under: von golde ein rüetelīn.
Der daz hete erkunnet, der möhte meister sīn
wol in aller werlde über einen ietslīchen man.
Der Albrīches māge kom vil mit Gźrnōte dan. |
1122 | Dō si den hort behielten in Gunthźres lant,
und sich es diu küneginne aller źrst underwant,
in kamer und in türnen sīn wart vil getragen.
Man gehōrte nie daz wunder von guote mźre gesagen. |
1123 | Und węre sī tūsent stunde noch alse vil gewesen,
und solde der hźrre Sīvrit gesunder sīn gewesen,
bī im węre Kriemhilt hende blōz bestān.
getriuwer wībes künne ein helt nie mźr gewan. |
1124 | Dō si den hort nū hete, dō brāhte si in daz lant
vil unkunder recken. Jā gap der vrouwen hant,
daz man sō grōzer milte mźre nie gesach.
Si pflac vil guoter tugende, des man der küneginne jach. |
1125 | Den armen und den rīchen begunde si nū geben,
daz dā reite Hagene, ob si solde leben
noch deheine wīle, daz si sō manegen man
in ir dienst gewünne, daz ez in leide müese ergān. |
1126 | Dō sprach der künec Gunthźr: Ir ist līp und guot.
Zwiu sol ich daz wenden, swaz si dā mit getuot?
Jā derwarp ich daz vil kūme, daz si mir wart sō holt!
Nū enruochen, war si teile ir silber und ir golt. |
1127 | Hagene sprach ze dem künege: Ez solde ein vrumer man
deheinem einem wībe niht des hordes lān.
Si bringet ez mit gābe noch ūf den tac,
dāz vil wol geriuwen die küenen Burgonden mac. |
1128 | Dō sprach der künec Gunthźr: Ich swuor ir einen eit,
daz ich ir getęte nimmźr mźre leit,
und wil es fürbaz hüeten. Si ist diu swester mīn.
Dō sprach aber Hagene: Lāt mich den schuldigen sīn! |
1129 | Ir sümelīche eide wāren unbehuot.
Dō nāmen si der witwen daz kreftige guot.
Hagene sich der slüzzel aller underwant.
Daz zurnde ir bruoder Gźrnōt, dō er daz rehte bevant. |
1130 | Dō sprach der hźrre Gīselhźr: Hagene hāt getān
vil leides mīner swester. Ich solde ez understān.
Węre er niht mīn mac, ez gienge im an den līp!
Iteniuwez weinen tet dō Sīvrides wīp. |
1131 | Dō sprach der hźrre Gźrnōt: Ê daz wir immer sīn
gemüejet mit dem golde, wir soldenz in den Rīn
allez heizen senken. Daz węre wol getān.
Si gie vil klegelīche für ir bruoder Gunthźre stān. |
1132 | Si sprach: Vil lieber bruoder, dū solt gedenken mīn.
Beidiu lībes und guotes soltū mīn voget sīn!
Dō sprach er zuo der vrouwen: Daz sol sīn getān,
als wir nū komen widere. Wir haben rītens wān. |
1133 | Der künec und sīne māge rūmten dō daz lant,
die aller besten dar under, die man iender vant,
niuwan Hagene aleine. Der beleip dā durch haz,
den er truoc Kriemhilde, und tet vlīzeclīche daz. |
1134 | Ê daz der künec rīche węre wider komen,
die wīle hete Hagene den schatz vil genomen.
Er schutte in dā ze Lōche allen in den Rīn.
Er wānde, er solde in niezen. Des enkunde niht gesīn. |
1135 | Die fürsten kōmen widere, mit in vil manec man.
Kriemhilt ir schaden grōzen klagen began
mit meiden und mit vrouwen. In was harte leit.
Gerne węre ir Gīselhźr aller triuwen bereit. |
1136 | Dō sprāchen si gemeine: Er hāt übele getān!
Er entweich der fürsten zorne alsō lange dan,
unz er gewan ir hulde. Si liezen in genesen.
Dōne kunde im Kriemhilt nimmźr vīender sīn gewesen. |
1137 | Ê daz von Tronege Hagene den schatz alsō verbarc,
dō heten siz gevestent mit eiden alsō starc,
daz er verholn węre, unz ir einer möhte leben.
Sine kunden ins selben noch niemen ander gegeben. |
1138 | Mit iteniuwen leiden beswęret was ir muot,
umb ir mannes ende, und dō si ir daz guot
alsō gar genāmen. Dōne gestuont ir klage
des lībes nimmźr mźre unz an ir jungesten tage. |
1139 | Nāch Sīvrides tōde, daz ist al wār,
si wonte in manegem sźre driuzehen jār,
daz si des recken tōdes vergezzen kunde niht.
Si was im getriuwe, des ir diu meiste menige giht. |
BUOCH II |
wie künec Ezel ze Burgonden nâch Kriemhilde sande { 20 } Wie König Etzel bei den Burgundern um Griemhild anhielt. |
1140 | Daz was in einen zīten, dō vrou Helche erstarp,
und daz der künec Etzel umb ein ander vrouwen warp.
Dō rieten sīne vriunde in der Burgonden lant
zeiner stolzen witewen, diu was vrou Kriemhilt genant. |
1141 | Sīt daz erstorben węre der schnen Helchen līp,
si sprāchen: Welt ir immer gewinnen edel wīp,
die hōhesten und die besten, die künec ie gewan,
sō nemt die selben vrouwen. Der starke Sīvrit was ir man. |
1142 | Dō sprach der künec rīche: Wie möhte daz ergān,
sīt ich bin ein heiden und der toufe niene hān?
Sō ist diu vrouwe kristen. Dā von sō lobt sis niht.
Ez müese sīn ein wunder, ob ez immer geschiht. |
1143 | Dō sprāchen aber die snellen: Waz, ob siz līhte tuot
durch iuwern namen den hōhen und iuwer michel guot?
Sō sol man daz versuochen an daz edel wīp.
Ir müget vil gerne minnen den ir vil wętlīchen līp! |
1144 | Dō sprach der künec edele: Wem ist nū bekant
under iu bī Rīne die liute und ouch daz lant?
Dō sprach von Bechlāren der guote Rüedeger:
Ich hān erkant von kinde die edelen künege hźr, |
1145 | Gunthźr und Gźrnōt, die edelen ritter guot.
Der dritte heizet Gīselhźr. Ir ietslīcher tuot,
swaz er der besten źren und tugende mac begān.
Ouch hānt ir alten māge noch her daz selbe getān. |
1146 | Dō sprach aber Etzel: Vriunt, dū solt mir sagen,
ob si in mīnem lande krōne solde tragen.
und ist ir līp sō schne, als mir ist geseit,
den mīnen besten vriunden solde ez nimmźr werden leit. |
1147 | Si gelīchen sich wol mit schne der lieben vrouwen mīn,
Helchen der vil rīchen. Jāne kunde niht gesīn
in dirre werlde schner deheines küneges wīp.
Den si lobt ze vriunde, der mac wol trsten sīnen līp. |
1148 | Er sprach: Sō wirbez, Rüedegźr, als liep als ich dir sī.
Und sol ich Kriemhilde immer geligen bī,
Des wil ich dir lōnen, sō ich aller beste kan.
Sō hāstū mīnen willen sō rehte verre getān. |
1149 | Ûzer mīner kameren sō heiz ich dir geben,
daz dū und dīne gesellen müge vrlīche leben,
von rossen und von kleidern allez, daz dū wil.
Des heiz ich iu bereiten zuo der boteschefte vil. |
1150 | Des antwurte Rüedegźr, der marcgrāve rīch:
Gerte ich dīnes guotes, daz węre unlobelīch.
Ich wil dīn bote gerne wesen an den Rīn
mit mīn selbes guote, daz ich hān von der hende dīn. |
1151 | Dō sprach der künec rīche: Nū, wenne welt ir varn
nāch der minneclīchen? Got sol iuch bewarn
der reise an allen źren, und ouch die vrouwen mīn.
Des helfe mir gelücke, daz si uns genędec müeze sīn! |
1152 | Dō sprach aber Rüedegźr: Ê wir rūmen daz lant,
wie müezen ź bereiten wāfen und gewant,
alsō daz wirs źre vor fürsten mugen hān.
Ich wil ze Rīne füeren fünf hunderrt wętlīcher man. |
1153 | Swā man zen Burgonden mich und die mīne sehe,
daz ir ietslīcher danne dir des jehe,
daz nie künec deheiner alsō manegen man
sō verre baz gesande, danne dū ze Rīne hāst getān. |
1154 | Und ob dūz, künec rīche, niht wil dar umb lān,
si was in edelen minnen Sīvride undertān,
dem Sigemundes kinde. Den hastū hie gesehen.
Man mohte im rehter źren mit maneger wārheit jehen. |
1155 | Dō sprach der künec edele: Was si des recken wīp,
sō was wol alsō tiure des edelen fürsten līp,
daz ich niht versmāhen die küneginne sol.
Durch ir grōzen schne sō gevallet si mir wol. |
1156 | Dō sprach der marcgrāve: Sō wil iu daz sagen,
daz wir uns heben hinnen in vier und zweinzec tagen.
Ich enbiute ez Gotelinde, der lieben vrouwen mīn,
daz ich nāch Kriemhilde selbe bote welle sīn. |
1157 | Hin ze Bechlāren sande Rüedegźr.
Dō wart diu marcgrāvinne trūrec und hźr.
Er enbot ir, daz er solde dem künege werben wīp.
Si gedāhte minneclīche an der schnen Helchen līp. |
1158 | Dō diu marcgrāvinne die boteschaft vernam,
ein teil was ir leide. Weinens si gezam,
ob si gewinnen solde vrouwen alsam ź.
Sō si gedāhte an Helchen, daz tet ir inneclīche wź. |
1159 | Rüedegźr von Ungern in siben tagen reit.
Des was der künec Etzel vrō und gemeit.
Dā zer stat ze Wiene bereite man im wāt.
Dōne mohte er sīner reise dō niht langer haben rāt. |
1160 | Dā ze Bechlāren im warte Gotelint.
Diu junge marcgrāvinne, daz Rüedegźres kint,
sach ir vater gerne und die sīne man.
Dā wart ein liebez bīten von schnen kinden getān. |
1161 | Ê daz der edel Rüedegźr ze Bechelāren reit
ūz der stat ze Wiene, dō wāren in ir kleit
rehte volleclīchen ūf den soumen komen.
Die fuoren in der māze, daz in wart wźnec iht genomen. |
1162 | Dō si ze Bechelāren kōmen in die stat,
die sīnen reisgesellen herbergen dō bat
der wirt vil minneclīche und schuof in guot gemach.
Gotelint diu rīche den wirt vil gerne komen sach. |
1163 | Alsam tet sīn liebiu tohter, diu junge marcgrāvīn.
Der nekunde nimmźr sīn komen lieber sīn.
Die helde ūz Hiunen landen, wie gerne si si sach!
Mit lachendem muote diu edele juncvrouwe sprach: |
1164 | Nū sī uns grōze willekommen mīn vater und sīne man!
Dō wart ein schne danken mit vlīze dā getān
der jungen marcgrāvinne von manegem ritter guot.
Vil wol wesse Gotelint des hźrren Rüedegźres muot. |
1165 | Dō si des nahtes nāhen bī Rüedegźren lac,
wie güetlīche vrāgen diu marcgrāvinne pflac,
war in gesendet hete der künec von Hiunen lant!
Er sprach: Min vrouwe Gotelint, ich tuon dir ez gerne bekant. |
1166 | Dā sol ich mīnem hźrren werben ein ander wīp,
sīt daz ist verdorben der schnen Helchen līp.
Ich wil nāch Kriemhilde rīten an den Rīn.
Diu sol hie zen Hiunen gewaltec sīn. |
1167 | Daz wolde got, sprach Gotelint, und möhte daz geschehen,
sīt daz wir ir hren sō maneger źren jehen,
si ergatzte uns mīner vrouwen līhte in alten tagen.
Ouch möhten wir si gerne zen Hiunen krōne lāzen tragen. |
1168 | Dō sprach der marcgrāve: Triutinne mīn,
die mit mir sulen rīten hinnen an den Rīn,
den sult ir minneclīche bieten iuwer guot.
Sō helde varent rīche, sō sint si hōhe gemuot. |
1169 | Si sprach: Ez ist deheiner, der ez gerne von mir nimt,
ine gebe ir ietslīchem, swaz im wol gezimt,
ź daz ir hinnen scheidet und ouch iuwer man.
Dō sprach der marcgrāve: Daz ist mir liebe getān. |
1170 | Hey, waz man rīcher pfellel von ir kamer truoc!
Der wart den edelen recken ze teile dō genuoc,
erfüllet vlīzeclīchen von hals uns ūf den sporn.
Die im dar zuo gevielen, die hete im Rüedegźr ūz erkorn. |
1171 | An dem sibendem morgen von Bechelāren reit
der wirt min sīnen recken. Wāfen und kleit
fuorten si den vollen durch der Beyer lant.
Si wurden ūf der strāzen durch rouben selten an gerant. |
1172 | Inner tagen zwelven si kōmen an den Rīn.
Dōne kunden disiu męre niht verholn sīn.
Man sagete ez dem künege und ouch sīnen man,
ez kmen vremde geste. Der wirt dō vrāgen began, |
1173 | ob iemen si bekande, man solde ez im sagen.
Man sach ir soumęre sō rehte swęre trāgen.
Daz si vil rīche wāren, daz wart dā bekant.
Man schuof in herberge. In der wīten stat zehant. |
1174 | Dō die vil unkunden wāren īn bekomen,
dō wart der selben hźrren vaste war genomen.
Si wunderte, wannen füeren die recken an den Rīn.
der wirte nāch Hagenen sande, ob si im kündec möhten sīn. |
1175 | Dō sprach der helt von Tronege: Ine hān ir niht gesehen.
Als wir si nū geschouwen, ich kan iu wol verjehen,
von swannen si riten her in ditze lant.
Si sulen sīn vil vremde, ine habe si schiere bekant. |
1176 | Den gesten herberge wāren nū genomen.
In vil rīchiu kleider was der bote komen
und sīne hergesellen. Ze hove si dō riten.
Si fuorten guotiu kleider vil harte spęhe gesniten. |
1177 | Dō sprach der snelle Hagene: Als ich mich kan verstān,
wande ich den hźrren lange niht gesehen hān,
si varent wol dem gelīche, sam ez sī Rüedegźr,
von hiunischen landen der recke küene und hźr. |
1178 | Wie sol ich daz gelouben, sprach der künec zehant,
daz der von Bechelāren sī komen in diz lant?
Als der künec Gunthźr die rede vol gesprach,
Hagene der küene den guoten Rüedegźren sach. |
1179 | Er und sīne vriunde liefen alle dan.
Dō sach man von den rossen fünf hundert ritter stān.
Dō wurden wol enpfangen die von Hiunen lant.
Boten nie getruogen alsō hźrlīch gewant. |
1180 | Dō sprach harte lūte von Tronege Hagene:
Nū sīn gote willekomen dise degene,
der voget von Bechelāren und alle sīne man!
Der antpfanc wart wol mit źren den snellen Hiunen getān. |
1181 | Des küneges nęhsten māge, die giengen, dā man si sach.
Ortwīn von Metze ze Rüedegźren sprach:
Wir haben in aller wīle mźre nie gesehen
geste hie sō gerne. Des wil ich węrlīche jehen. |
1182 | Des gruozes si dō dankten den recken über al.
Mit den hergesinden si giengen in den sal,
dā si den künec funden bī manegem hźrlīchem man.
Der hźrre stuont von sedele. Daz was durch grōze zuht getān. |
1183 | Wie rehte zühteclīchen er zuo den boten gie!
Gunthźr und Gźrnōt vil vlīzeclīch enpfie
den gast mit sīnen mannen, als im wol gezam.
Den guoten Rüedegźren er bī der hende genam. |
1184 | Er brāhte in zuo dem sedele, dā er selbe saz.
Den gesten hiez man schenken, vil gerne tet man daz,
met den vil guoten und den besten wīn,
den man kunde vinden in dem lande al umb den Rīn. |
1185 | Gīselhźr und Gźre, die wāren beide komen.
Dancwart und Volkźr, die heten ouch vernomen
umb dise geste. Si wāren vrō gemuot.
Si enpfiengen vor dem künege die ritter edel und guot. |
1186 | Dō sprach ze sīnem hźrren von Tronege Hagene:
Ez solden immer dienen dise degene,
daz uns der marcgrāve ze liebe hāt getān.
Des solde lōn enpfāhen der schnen Gotelinde man. |
1187 | Dō sprach der künec Gunthźr: Ine kan daz niht verdagen,
wie sich gehaben beide, daz sult ir mir sagen,
Etzel und Helche ūzer Hiunen lant.
Dō sprach der marcgrāve: Ich tuon ez iu gerne bekant. |
1188 | Dō stuont er von dem sedele mit allen sīnen man.
Er sprach zuo dem künege: Und mac daz sīn getān,
daz ir mir, fürste, erloubet, sōne wil ich niht verdagen.
Diu męre, diu ich bringe, sol ich iu vrlīche sagen. |
1189 | Er sprach: Swaz man uns męre bī iu enboten hāt,
die erloube ich iu ze sagene āne vriunde rāt.
Ir sult si lāzen hren mich und mīne man,
wand ich iu aller źren hie ze werbene gān. |
1190 | Dō sprach der bote biderbe: Iu enbiutet an den Rīn
getriuwelīchen dienest der grōze voget mīn,
dar zuo al den vriunden, die ir müget hān.
Ouch ist disiu boteschaft mit grōzen triuwen getān. |
1191 | Iu bat der künec edele klagen sīne nōt:
sīn volc ist āne vröude. Mīn vrouwe, diu ist tōt,
Helche die vil rīche, mīnes hźrren wīp.
An der nū ist verweiset vil maneger juncvrouwen līp, |
1192 | Kint der edelen fürsten, diu si gezogen hāt.
Dā von ez ime lande vil jęmerlīche stāt.
Diu enhānt nū leider niemen, der ir mit triuwen pflege.
Des węn ouch sich vil seine des küneges sorge gelege. |
1193 | Nū lōn im got, sprach Gunthźr, daz er den dienest sīn
sō willeclīch enbiutet mir und den vriunden mīn!
Den sīnen gruoz ich gerne hie vernomen hān.
Daz sulen gerne dienen beide māge und mīne man. |
1194 | Dō sprach von Burgonden der recke Gźrnōt:
Die werlt mac immer riuwen der schnen Helchen tōt
durch ir vil manege tugende, der si kunde pflegen.
Der rede gestuont im Hagene, dar zuo vil manec ander degen. |
1195 | Dō sprach aber Rüedegźr, der edel bote hźr:
Sīt ir mir, künec, erloubet, ich sol iu sagen mźr,
waz iu mīn lieber hźrre her enboten hāt,
sīt im sīn dinc nāch Helchen sō rehte kumberlīchen stāt: |
1196 | Man sagte mīnem hźrren, Kriemhilt sī āne man,
hźr Sīvrit sī erstorben. Und ist daz sō getān,
welt ir ir des günnen, sō sol si krōne tragen
vor Etzelen recken. Daz hiez ir mīn hźrre sagen. |
1197 | Dō sprach der künec rīche, wol gezogen was sīn muot:
Si hret mīnen willen, ob siz gerne tuot.
Den wil ich iu künden in disen drīen tagen.
Ê ich ez an ir erfünde, zwiu solde ich Etzelen versagen? |
1198 | Die wīle man den gesten hiez schaffen guot gemach.
In wart dā sō gedienet, daz Rüedeger des jach,
daz er dā vriunde hete under Gunthźres man.
Hagene im diente gerne. Er hete im ź alsam getān. |
1199 | Alsus beleip dō Rüedegźr unz an den dritten tac.
Der künec nāch rāte sande, vil wīslīch er pflac,
ob ez sīne māge dūhte guot getān,
daz Kriemhilt nemen solde den künec Etzelen ze man. |
1200 | Si rieten al gemeine, niuwan Hagene.
Der sprach ze Gunthźr dem degene:
Habt ir rehte sinne, sō wirt ez wol behuot,
ob sis volgen wolde, daz ir ez nimmźr getuot. |
1201 | War umbe, sprach dō Gunthźr, solde ichs volgen niht?
Swaz der küneginne liebes geschiht,
des sol ich ir wol günnen. Si ist diu swester mīn.
Wir soldenz selbe werben, ob ez ir źre möhte sīn. |
1202 | Dō sprach aber Hagene: Lāt die rede stān!
Het ir Etzelen künde, als ich sīn künde hān,
sol si in danne minnen, als ich iuch hre jehen,
sō ist iu aller źrste von schulden sorgen geschehen. |
1203 | War umb? sprach dō Gunthźr, Ich behuote vil wol daz,
daz ich im kome sō nāhen, daz ich deheinen haz
von im dulden müese, und węre si sī wīp.
Dō sprach aber Hagene: Ez gerętet nimmźr mīn līp. |
1204 | Man hiez nāch Gźrnōten und nāch Gīselhźren gān,
ob die hźrren beide dūhte guot getān,
daz Kriemhilt solde minnen den rīchen künec hźr.
Noch widerreite ez Hagene und nieman mźr. |
1205 | Dō sprach von Burgonden Gīselhźr der degen:
Nū müget ir, vriunt Hagene, noch der triuwen pflegen.
Ergetzet si der leide, und ir ir habt getān!
An swiu ir wol gelünge, daz soldet ir ungevźhet lān. |
1206 | Jā habt ir mīner swester getān sō manegiu leit,
sō sprach aber Gīselhźr, der recke vil gemeit,
daz si des hete schulde, ob si iu węre gram.
Nie man deheiner vrouwen noch mźre vröuden benam. |
1207 | Daz ich daz wol bekenne, daz tuon ich iu kunt.
Sol si nemen Etzel, gelebt si an die stunt,
si getuot uns noch vil leide, swie siz getraget an.
Jā wirt ir dienende vil manec wętlīcher man! |
1208 | Des antwurte Hagenen der küene Gźrnōt:
Ez mac alsō belīben unz an ir beider tōt,
daz wir gerīten nimmźr in Etzelen lant.
Wir suln ir sīn getriuwe. Daz ist ze den źren uns gewant. |
1209 | Dō sprach aber Hagene: Mir mac niemen widersagen.
Und sol diu edele Kriemhilt Helchen krōne tragen,
si getuot uns noch vil leide, swie si gefüege daz.
Ir sult ez lān belīben. Daz zimt iu recken michel baz. |
1210 | Mit zorn sprach dō Gīselhźr, der schnen Uoten sun:
Wir suln doch niht alle meinlīchen tuon.
Swaz źren ir geschehe, vrō solden wir des sīn.
Swaz ir geredet, Hagene, ich diene ir durch die triuwe mīn! |
1211 | Dō daz gehōrte Hagene, dō wart er ungemuot.
Gźrnōt und Gīselhźr, die stolzen ritter guot,
und Gunthźr der rīche ze jungest reiten daz,
ob ez lobte Kriemhilt, si woldenz lāzen āne haz. |
1212 | Dō sprach der fürste Gźre: Ich wilz der vrouwen sagen,
daz si ir den künec Etzel lāze wol behagen.
Dem ist sō manec recke mit grōzen vorhten undertān.
Er mac si wol ergetzen, swaz ir leides ist getān. |
1213 | Dō gie der snelle recke, dā er Kriemhilde sach.
Si enpfie in güetlīche. Wie balde er dō sprach:
Ir müget mich gerne grüezen und geben botenbrōt.
Iuch wil gelücke scheiden vil schiere ūz aller iuwer nōt. |
1214 | Ez hāt durch iuwer minne, vrouwe, her gesant
ein der aller beste, der ie küneges lant
gewan mit vollen źren oder krōne solde tragen.
Ez werbent ritter edele. Daz hiez iu iuwer bruoder sagen. |
1215 | Dō sprach diu jāmers rīche: Iu sol verbieten got
und allen mīnen vriunden, daz si deheinen spot
an mir armer üeben. Waz solde ich einem man,
der ie herzeliebe von guotem wībe gewan? |
1216 | Si widerreite ez sźre. Dō kom aber sint
Gźrnōt, ir bruoder, und Gīselhźr daz kint
dā bāten minneclīche trsten si ir muot:
ob si den künec genęme, ez węre ir węrlīchen guot. |
1217 | Überwinden kunde niemen dō daz wīp,
daz si minnen wolde deheines mannes līp.
Dō bāten si die degene: Nū lāzet doch geschehen,
ob ir anders niht getuot, daz ir den boten ruochet sehen!. |
1218 | Daz eine wil ich niht versprechen, sprach daz vil edel wīp,
Ich ensęhe gerne den Rüedegźres līp
durch sīne manege tugende. Węre er her niht gesant,
swerz ander boten węre, dem węre ich immer unbekant. |
1219 | Si sprach: Ir sult in morgen heizen her gān
zuo mīner kemenāte. Ich wil in hren lān
vil gar den mīnen willen sol ich im selbe sagen.
Ir wart eriteniuwet daz ir vil grzlīchez klagen. |
1220 | Dō gerte ouch niht anders der edel Rüedegźr,
wan daz er gesęhe die küneginne hźr.
Er weste sich sō wīsen, ob ez immer solde ergān,
daz si sich den recken überreden müese lān. |
1221 | Des andern morgens vruo, dō man die messe sanc,
die edelen boten kōmen, dō wart dā grōz gedranc,
die mite Rüdegźre ze hove wolden gān.
Der sach man dā gekleidet vil manegen hźrlīchen man. |
1222 | Kriemhilt diu hźre und vil trūrec gemuot,
sie warte Rüedegźr, dem edelen boten guot.
Der vant si in der węte, die si alle tage truoc.
Dā bī truoc ir gesinde rīcher kleider genuoc. |
1223 | Si gienc im engegene zuo der tür dan
und enpfie vil güetlīche den edelen man.
Niuwan selbe zwelfter er dar zuo ir gie.
Man bōt im grōzen dienest. Ir enkōmen hōher boten nie. |
1224 | Man hiez den hźrren sitzen und sīne man.
Die zwźne marcgrāven, die sach man vor ir stān,
Eckewart und Gźre, die edelen recken guot.
Durch die hūsvrouwen si sāhen niemen wol gemuot. |
1225 | Si sāhen vor ir sitzen vil manec schne wīp.
Dō pflac niuwan jāmers der Kriemhilde līp.
Ir wāt was vor den brüsten von heizen trehen naz.
Der edel marcgrāve sach wol an Kriemhilde daz. |
1226 | Dō sprach der bote hźre: Vil edeles küneges kint,
mir und mīnen gesellen, die mit mir komen sint,
sult ir daz erlouben, daz wir vor iu stān
und iu sagen męre, war nāch wir her geriten hān. |
1227 | Nū sī iu erloubet, sprach diu künegīn.
Swaz ir reden wellet. Also stāt mīn sin,
daz ich ez gerne hre. Ir sīt ein bote guot.
Die andern dō wol hōrten ir unwilligen muot. |
1228 | Dō sprach von Bechelāren der fürste Rüedegźr.
Mit triuwen grōze liebe Etzel, ein künec hźr,
hāt iu enboten, vrouwe, her in ditze lant.
Er hāt nāch iuwer minne vil guote recken her gesant. |
1229 | Er enbiutet iu inneclīchen minne āne leit.
Stęter vriuntschefte, der sī er iu bereit,
als er ź tet vroun Helchen, diu im ze herzen lac.
Jā hāt er nāch ir tugenden vil dicke unvrlīchen tac! |
1230 | Dō sprach diu küneginne: Marcgrāve Rüedegźr,
węre iemen, der bekande mīniu starken sźr,
der bęte mich niht triuten noch deheinen man.
Jā verlōs ich ein den besten, den ie vrouwe gewan! |
1231 | Waz mac ergetzen leides, sprach der vil küene man,
Wan vriuntlīche liebe? Swer die kan begān,
und der dan einen kiuset, der im ze rehte kumt,
vor herzelīcher leide niht sō grzlīche vrumt. |
1232 | Und geruochet ir ze minnen den edelen hźrren mīn,
zwelf vil rīcher krōne sult ir gewaltec sīn.
Dar zuo gīt iu mīn hźrre wol drīzec fürsten lant,
diu elliu hāt betwungen sīn vil ellenhaftiu hant. |
1233 | Ir sult ouch werden vrouwe über manegen werden man,
die mīner vrouwen Helchen wāren undertān,
und über manege vrouwen, der si hete gewalt,
von hōher fürsten künne, sprach der küene degen balt. |
1234 | Dar zuo gīt iu mīn hźrre, heizet er iu sagen,
ob ir geruochet krōne bī dem künege tragen,
gewalt den aller hhesten, den Helche ie gewan.
Den sult ir gewalteclīche haben vor Etzelen man. |
1235 | Dō sprach diu küneginne: Wie möhte mīnen līp
immer des gelusten, deich würde heldes wīp?
Mir hāt der tōt an einem sō rehte leit getān,
des ich unz an mīn ende muoz unvrlīche stān. |
1236 | Dō sprāchen aber die Hiunen: Küneginne rīch,
iuwer leben wirt bī Etzel sō rehte lobelīch,
daz iuch immer wunnet, ist daz ez ergāt,
wand der künec rīche vil manegen zieren degen hāt. |
1237 | Helchen juncvrouwen und iuwer magedīn,
solden die bī ein ander ein gesinde sīn,
dā bī möhten recken werden wol gemuot.
Lāt ez iu, vrouwe, rāten: ez wirt iu węrlīchen guot! |
1238 | Si sprach in ir zühten: Nū lāt die rede stān
unze morgen vruo! Sō sult ir her gān.
Ich wil iu antwurten, des ir dā habt muot.
Des muosen dō gevolgen die recken küen und guot. |
1239 | Dō si zen herbergen alle kōmen dan,
dō hiez diu edel vrouwe nāch Gīselhźren gān
und ouch nāch ir muoter. Den beiden sagte si daz,
daz si gezęme weinen und niht anderes baz. |
1240 | Dō sprach ir bruoder Gīselhźr: Swester, mir ist geseit,
und wilz ouch wol gelouben, daz elliu dīniu leit
der künec Etzel swende, und nimestūn zeinem man.
Swaz iemen ander rāte, sō dunkt ez mich wol getān. |
1241 | Er mac dich wol ergetzen, sprach aber Gīselhźr,
vome Rotten zuo dem Rīne, von der Elbe unz an daz mer
sō ist künec deheiner sō gewaltec niht.
Dū maht dich vröuwen balde, sō er dī ze konen giht. |
1242 | Si sprach: Mīn vil lieber bruoder, zwie rętestū mir daz?
Klagen und weinen mir immer zęme baz.
Wie solde ich vor recken dā ze hove gān?
Wart mīn līp ie schōne, des bin ich āne getān. |
1243 | Dō sprach diu vrouwe Uote ir lieben tohter zuo:
Swaz dīne bruoder rāten, liebez kint, daz tuo!
Volge dīnen vriunden, sō mac dir wol geschehen.
Ich hān dich doch sō lange mit grōzem jāmer gesehen. |
1244 | Dō bat si got vil dicke füegen ir den rāt,
daz si ze gebene hete golt, silber und wāt
sam ź bī ir manne, dō er noch was gesunt.
Si gelebte doch nimmźr mźre sīt sō vrlīche stunt. |
1245 | Si gedāhte in ir sinnen: Und sol ich mīnen līp
geben einem heiden? Ich bin ein kristen wīp.
Des muoz ich zer werlde immer schaden hān.
Gębe er mir elliu rīche, ez ist von mir vil ungetān. |
1246 | Dā mit siz lie belīben. Die naht unz an den tac
diu vrouwe an ir bette mit vil gedanken lac.
Diu ir vil liehtiu ougen getruckenten nie,
unz daz si aber den morgen hin ze mettīne gie. |
1247 | Ze rehter messezīte die künege wāren komen.
Si heten aber ir swester under hende genomen.
Jā rieten si ir ze minnen den künec von Hiunen lant.
Die vrouwen ir deheiner lützel vrlīche vant. |
1248 | Dō hiez man dar gewinnen die Etzelen man,
die nū mit urloube węren gerne dan,
geworben oder gescheiden, swie ez dō möhte sīn.
Ze hove kom dō Rüedegźr. Die helde reiten under in, |
1249 | daz man rehte erfüere des edelen fürsten muot,
und tęten daz bezīte. Daz dūhte si alle guot:
ir wege węren verre wider in ir lant.
Man brāhte Rüedegźren, dā er Kriemhilde vant. |
1250 | Vil minneclīche bitten der recke dō began
die edelen küneginne, si solde in hren lān,
waz si enbieten wolde in Etzelen lant.
Er węn an ir niht anders niuwan lougenen vant, |
1251 | daz si nimmźr minnen wolde mźr deheinen man.
Dō sprach der marcgrāve: Daz węre missetān.
Zwiu woldet ir verderben einen als schnen līp?
Ir müget noch mit źren werden guotes mannes wīp! |
1252 | Niht half, daz si gebāten, unz Rüedegźr
si gesprach in heinlīche, die küneginne hźr,
er wolde si ergetzen, swaz ir ie geschach.
Ein teil begunde ir senften dō ir grōzer ungemach. |
1253 | Er sprach zer küneginne: Lāt iuwer weinen sīn!
Ob ir ze Hiunen hetet niemen danne mīn,
getriuwer mīner māge und ouch der mīner man,
er müese es sźre engelten, und hete iu iemen iht getān. |
1254 | Dā von wart wol geringet dō der vrouwen muot.
Si sprach: Sō swert mir eide, swaz mir iemen getuot,
daz ir sīt der nęhste, der büeze mīniu leit!
Dō sprach der marcgrāve: Vrouwe, des bin ich bereit. |
1255 | Mit allen sīnen mannen swuor ir dō Rüedegźr
mit triuwen immer dienen, und daz die recken hźr
ir immźr niht versageten ūz Etzelen lant.
Des si źre haben solde, des sichert ir Rüedegźres hant. |
1256 | Dō gedāhte diu getriuwe: Sīt ich vriunde hān
alsō vil gewunnen, sō sol ich reden lān
diu liute swaz si wellen, ich jāmerhaftez wīp.
Waz, ob noch wirt errochen des mīnen lieben mannes līp? |
1257 | Si gedāhte: Sīt daz Etzel der recken hāt sō vil,
sol ich den gebieten, sō tuon ich swaz ich wil.
Er ist ouch wol sō rīche, daz ich ze geben hān.
Mich hāt der leidege Hagene mīnes guotes āne getān. |
1258 | Si sprach ze Rüedegźre: Hete ich daz vernomen,
daz er niht węre ein heiden, sō wolde ich gerne komen,
swar er hete willen, und nęme in zeinem man.
Dō sprach der marcgrāve: Die rede sult ir, vrouwe, lān. |
1259 | Er hāt so vil der recken in kristenlīcher ź,
daz iu bī dem künege nimmźr wirdet wź.
Waz, ob ir daz verdienet, daz er toufet sīnen līp?
Des müget ir gerne werden des künec Etzelen wīp. |
1260 | Dō sprach aber ir bruoder: Nū lob ez, swester mīn.
Iuwer ungemüete, daz sult ir lāzen sīn!
Si bātens alsō lange, unz doch ir trūrec līp
lobte vor den helden, si würde Etzelen wīp. |
1261 | Si sprach: Ich wil iu volgen, ich armiu künegīn,
daz ich var zuo den Hiunen, sō daz nū mac gesīn,
swenne ich hān die vriunde, die mich füeren in sīn lant.
Des bōt dō vor den helden diu schne Kriemhilt ir hant. |
1262 | Dō sprach der marcgrāve: Habt ir zwźne man,
dar zuo hān ich ir mźre. Ez wirdet wol getān,
daz wir iuch wol nāch źren bringen über Rīn.
Ir sult niht, vrouwe, langer hie zen Burgonden sīn. |
1263 | Ich hān fünf hundert manne und ouch der māge mīn,
die suln iu hie dienen und dā heime sīn,
vrouwe, swie ir gebietet. Ich tuon iu selbe alsam,
swenne ir mich mant der męre, daz ich mich es nimmźr gescham. |
1264 | Nū heizet iu bereiten iuwer pfertkleit.
Die Rüedegźres ręte iu nimmźr werden leit.
Und saget ez iuwern magedīn, die ir dā füeren welt.
Jā kumt uns ūf der strāze vil manec ūz erwelter helt! |
1265 | Si heten noch gesmīde, daz man dā vor reit
bī Sīvrides zīten, daz si vil manege meit
mit źren möhte füeren, swenne si wolde dan.
Hey, waz man guoter setele den schnen vrouwen gewan! |
1266 | Ob si ź ie getruogen deheiniu rīchen kleit,
der wart zuo zir verte vil manegez nū bereit,
wand in von dem künege sō vil gesaget wart.
Si sluzzen ūf die kisten, die ź stuonden wol bespart. |
1267 | Si wāren vil unmüezec wol fünftehalben tac.
Si suochten ūz der valden, des vil dar inne lac.
Kriemhilt dō ir kamer al entsliezen began:
si wolde machen rīche all Rüedegźres man. |
1268 | Si hete noch des goldes von Nibelunge lant,
si wānde, ez zen Hiunen teilen solde ir hant,
daz ez wol hundert mre niender kunden tragen.
Diu męre hōrte Hagene dō von Kriemhilde sagen. |
1269 | Er sprach: Sīt mir vrou Kriemhilt nimmźr wirdet holt,
sō muoz ouch hie belīben daz Sīvrides golt.
Zwiu solde ich mīnen vīanden lān sō michel guot?
Ich weiz wol, waz Kriemhilt mit disem schatze getuot. |
1270 | Ob si in bręhte hinnen, ich wil gelouben daz,
er würde doch zerteilet ūf den mīnen haz.
Sine habent ouch niht der rosse, diu in solden tragen.
In wil behalten Hagene. Daz sol man Kriemhilde sagen! |
1271 | Dō si gehōrte diu męre, dō was ir grimme leit.
Ez wart ouch den künegen allen drīn geseit.
Si woldenz gerne wenden. Dō des niht geschach,
Rüedegźr der edele harte vrlīche sprach: |
1272 | Rīchiu küneginne: Zwiu klaget ir daz golt?
Iu ist der künec Etzel sō grzlīchen holt.
Gesehent iuch sīniu ougen, er gīt iu alsō vil,
daz ir ez verswendet nimmźr. Des ich iu, vrouwe, sweren wil. |
1273 | Dō sprach diu küneginne: Vil edel Rüedegźr,
ez gewan küneges tohter nie rīchheite mźr,
danne der mich Hagene āne hāt getān.
Dō kom ir bruoder Gźrnōt hin zir kemenāten gegān. |
1274 | Mit gewalt des küneges den slüzzel stiez er an die tür.
Golt daz Kriemhilde reichte man dar für
ze drīzec tūsent marken oder dannoch baz.
Er hiez ez nemen die geste. Liep was Gunthźre daz. |
1275 | Dō sprach von Bechelāren der Gotelinde man:
Ob ez mīn vrouwe Kriemhilt allez möhte hān,
swaz sī ie wart gefüeret von Nibelunge lant,
sīn solde lützel rüeren mīn oder der küneginne hant. |
1276 | Nū heizet ez behalten, wand ich es niene wil.
Jā fuorte ich von lande. Des mīnen alsō vil,
daz wirs ūf der strāze haben guoten rāt,
und unser koste hinnen harte hźrlīchen stāt! |
1277 | Dā vor in aller wīle gefüllet zwelf schrīn
des aller besten goldes, daz iender möhte sīn,
heten die ir megde. Daz fuorte man von dan,
und gezierde vil der vrouwen, das si zir verte solde hān. |
1278 | Gewalt des grimmen Hagenen dūhte si ze starc.
Si hete ir opfergoldes noch wol tūsent marc.
Si teilte ez sīner sźle, ir vil liebem man.
Daz dūhte Rüedegźren mit grōzen triuwen getān. |
1279 | Dō sprach diu klagende vrouwe: Wā sint die vriunde mīn,
die durch mīne liebe wellent ellende sīn?
Die suln mit mir rīten in der Hiunen lant.
Die nemen schatz den mīnen, und koufen ross und ouch gewant! |
1280 | Dō sprach zer küneginne der marcgrāve Eckewart:
Sīt daz ich alźrste iuwer gesinde wart,
sō hān ich iu mit triuwen gedienet, sprach der degen,
und wil unz an mīn ende des selben immer bī iu pflegen. |
1281 | Ich wil ouch mit mir füeren fünf hundert mīner man,
der ich iu ze dienste mit rehten triuwen gan.
Wir sīn vil ungescheiden, ez entuo dann der tōt.
Der rede neic im Kriemhilt. Des gie ir węrlīche nōt. |
1282 | Dō zōch man dan die mre. Si wolden varn dan.
Dā wart vil michel weinen von vriunden getān.
Uote diu vil rīche und manec schne meit,
die zeigeten, daz in węre nāch vroun Kriemhilde leit. |
1283 | Hundert rīcher megede fuorte si mit ir dan.
Die wurden sō gekleidet, als in wol gezam.
Dō vielen in die trehene von liehten ougen nider.
Si gelebte vil der vröuden ouch bī Etzelen sider. |
1284 | Dō kom der hźrre Gīselhźr und ouch Gźrnōt
mit ir gesinde, als in ir zuht gebōt.
Dō wolden si beleiten ir liebe swester dan.
Dō fuorten si ir recken wol tūsent wętlīcher man. |
1285 | Dō kom der snelle Gźre und ouch Ortwīn.
Rūmolt der kuchenmeister dā mite muose sīn.
Si schuofen die nahtselde unz an Tuonouwe stat.
Dō reit niht fürbaz Gunthźr, wan ein lützel für die stat. |
1286 | Ê si von Rīne füeren, si heten für gesant
ir boten harte snelle in der Hiunen lant,
die dem künege sageten, daz im Rüedegźr
ze wībe hete erworben die edelen küneginne hźr. |
wie Kriemhilt gên den Hiunen vuor { 21 } Wie Griemhild zu den Hunnen reiste. |
1287 | Die boten lāzen rīten! Wir suln iu tuon bekant,
wie diu küneginne füere durch diu lant,
oder wā von ir schieden Gīselhźr und Gźrnōt.
Si heten ir gedienent, als in ir triuwe daz gebōt. |
1288 | Unz an die Tuonouwe ze Vergen si dō riten.
Si begunden urloubes die küneginne bitten,
wan si wider wolden rīten an den Rīn.
Dōne mohte ez āne weinen von guoten vriunden niht gesīn. |
1289 | Gīselhźr der snelle sprach zer swester sīn:
Swenne daz dū, vrouwe, bedurfen wellest mīn,
ob dir iht gewerre, daz tuo dū mir bekant!
Sō rīt ich dir ze dieneste in daz Etzelen lant. |
1290 | Die ir māge wāren, kuste si an den munt.
Vil minneclīche scheiden sach man an der stunt
von Rüedegźres, des marcgrāven, man.
Dō fuorte diu küneginne vil manege meit wolgetān, |
1291 | hundert und viere, die truogen rīchiu kleit
von gemālet rīchen pfellel. Vil der schilde breit
fuorte man bī den vrouwen nāhen ūf den wegen.
Dō kźrte von ir dannen vil manec hźrlīcher degen. |
1292 | Si zogeten dannen balde nider durch Beyerlant.
Dō sagte man diu męre, dā węren für gerant
vil unkunder geste, dā noch ein klōster stāt,
und dā daz In mit vluzze in die Tuonouwe gāt. |
1293 | In der stat ze Pazzouwe saz ein bischof.
Die herberge wurden lęre, und ouch des fürsten hof.
Si īlten gegen den gesten ūf in Beyerlant,
dā der bischof Pilgrīn die schnen Kriemhilden vant. |
1294 | Den recken von dem lande was dō niht ze leit,
dō si ir volgen sāhen sō manege schne meit.
Dā trūte man mit ougen der edelen ritter kint.
Guote herberge gap man den gesten sint. |
1295 | Der bischof mit sīner nifteln ze Pazzouwe reit.
Dō daz den burgęren von der stat wart geseit,
daz dar kme Kriemhilt, des fürsten swester kint,
diu wart wol enpfangen von den koufliuten sint. |
1296 | Daz si belīben solden, der bischof hete es wān.
Dō sprach der hźrre Eckewart: Ez ist ungetān.
Wir müezen varn nider in Rüedegźres lant.
Uns wartet vil der degene, wan ez ist in allen wol bekant. |
1297 | Diu męre nū wol wesse diu schne Gotelint.
Si bereite sich mit vlīze unde ir vil edel kint.
Ir hete enboten Rüedegźr, daz in daz dūhte guot,
daz si der küneginne dā mite trōste den muot, |
1298 | daz si ir rite engegene mit den sīnen man
ūf zuo der Ense. Dō daz wart getān,
dō sach man allenthalben die wege unmüezec stān.
Si begunden gegen den gesten beidiu rīten und gān. |
1299 | Nū was diu küneginne ze Everdingen komen.
Genuoge ūz Beyerlande, solden si hān genomen
den roub ūf der strazen nāch ir gewonheit,
sō heten si den gesten dā getān vil līhte leit. |
1300 | Daz was wol understanden von dem marcgrāven hźr.
Er fuorte tūsent ritter und dannoch mźr.
Dō was ouch komen Gotelint, Rüedegźres wīp.
Mit ir kom hźrlīche vil maneges edelen recken līp. |
1301 | Dō si über die Trouwen kōmen bī Ense ūf das velt,
dō sach man ūf gespannen hütte und gezelt,
dā die geste solden die nahtselde hān.
Diu koste was den gesten dā von Rüedegźr getān. |
1302 | Gotelint diu schne die herberge lie
hinder ir belīben. Ûf den wegen gie
mit klingenden zoumen manec pfert wolgetān.
Der antpfanc wart vil schōne. Liep was ez Rüedegźr getān. |
1303 | Die in ze beiden sīten kōmen ūf den wegen,
die riten lobelīche. Der was vil manec degen.
Si pflāgen ritterschefte. Daz sach vil manec meit.
Ouch was der ritter dienest niht der küneginne leit. |
1304 | Dō zuo den gesten kōmen die Rüedegźres man,
vil der trunzūne sach man ze berge gān
von der recken hende mit ritterlīchen siten.
Dā wart wol ze prīse vor den vrouwen dō geriten. |
1305 | Daz liezen si belīben. Dō gruozte manec man
vil güetlīche ein ander. Dō fuorten si von dan
die schnen Gotelinden, dā si Kriemhilde sach.
Die vrouwen dienen kunden, die heten kleinen gemach. |
1306 | Der voget von Bechelāren ze sīnem wībe reit.
Der edelen marcgrāvinne was daz niht ze leit,
daz er sō wol gesunder was von Rīne komen.
ir was ein teil ir swęre mit grōzen vröuden benomen. |
1307 | Dō si in hete enpfangen, er hiez si ūf daz gras
erbeizen mit den vrouwen, swaz ir dā mit ir was.
Dā wart vil unmüezec manec edel man.
Dā wart vrouwen dienest mit grōzem vlīze getān. |
1308 | Dō sach diu vrouwe Kriemhilt die marcgrāvinne stān
mit ir gesinde. Sine lie niht nāher gān.
Daz pfert mit dem zoume zucken si began
und bat sich snelleclīchen heben von dem satel dan. |
1309 | Den bischof sach man wīsen sīner swester kint,
in und Eckewarten, zuo Gotelinde sint.
Dā wart vil michel wīchen an der selben stunt.
Dō kuste diu ellende an Gotelinden munt. |
1310 | Dō sprach vil minneclīchen daz Rüedegźres wīp:
Nū wol mich, liebiu vrouwe, daz ich iuweren schnen līp
hān in disen landen mit mīnen ougen gesehen!
Mir enkunde an disen zīten nimmźr lieber geschehen. |
1311 | Nū lōn iu got, sprach Kriemhilt, vil edeliu Gotelint!
Sol ich gesunt belīben und Botelunges kint,
ez mac iu komen ze liebe, daz ir mich habt gesehen.
In beiden was unkunde, daz sider muose geschehen. |
1312 | Mit zühten zuo zein ander gie vil manec meit.
Dō wāren in die recken mit dieneste vil bereit.
Si sāzen nāch dem gruoze nider ūf den klź.
Si gewunnen maneger künde, die in vil vremede wāren ź. |
1313 | Man hiez den vrouwen schenken. Ez was wol mitter tac.
Daz edel ingesinde dā niht lenger lac.
Si riten, dā si funden manege hütten breit.
Dā was den edelen gesten vil michel dienest bereit. |
1314 | Die naht si heten ruowe unz an den morgen vruo.
Die von Bechelāren bereiten sich dar zuo,
wie si behalten solden vil manegen vremden gast.
Wol hete gehandelt Rüedegźr, daz in dā wźnec iht gebrast. |
1315 | Diu venster an den mūren sach man offen stān.
Diu burc ze Bechelāren, diu was ūf getān.
Dō riten dar īn die geste, die man vil gerne sach.
Den hiez der wirt vil edele schaffen guoten gemach. |
1316 | Diu Rüedegźres tohter mit ir gesinde gie,
dā si die küneginne vil minneclīch enpfie.
Dā was ouch ir muoter, des marcgrāven wīp.
Mit liebe wart gegrüezet vil maneger juncvrouwen līp. |
1317 | Si viengen sich behanden und giengen dan
in einen palas wīten, der was vil wol getān,
dā diu Tuonouwe under hin vlōz.
Si sāzen gegen dem lufte unde heten kurzewīle grōz. |
1318 | Wes si dā mźre pflāgen, des enkan ich niht gesagen.
Daz in sō übele zogete, daz hōrte man dō klagen
die Kriemhilde recken, wan ez was in leit.
Hey, waz dō guoter degene mit ir von Bechelāren reit! |
1319 | Vil minneclīchen dienest Rüedegźr in bōt.
Dō gap diu küneginne zwelf armbouge rōt
der Gotelinde tohter, und alsō guot gewant,
daz si niht bezzers brāhte in diz lant. |
1320 | Swie ir genomen węre der Nibelunge golt,
alle die si gesāhen, die machete si ir holt
noch mit dem kleinem guote, daz si dā mohte hān.
Des wirtes ingesinde, dem wart grōziu gābe getān. |
1321 | Dā widerbōt dō źre diu vrouwe Gotelint
den gesten von dem Rīne sō güetlīche sint,
daz man der vremden harte wźnec vant,
si trüegen ir gesteine oder ir vil hźrlīch gewant. |
1322 | Dō si enbizzen wāren, und daz si solden dan,
von der hūsvrouwen wart geboten an
getriuwelīcher dienest daz Etzelen wīp.
Dā wart vil getriutet der juncvrouwen līp. |
1323 | Si sprach zer küneginne: Swenne iuch nū dunket guot,
ich weiz wol, daz ez gerne mīn lieber vater tuot,
daz er mich zuo ziu sendet in der Hiunen lant.
Daz si ir getriuwe węre, vil wol daz Kriemhilt ervant. |
1324 | Diu ross bereitet wāren und für Bechelāren komen.
Dō hete diu edel küneginne urloup nū genomen
von Rüedergźres wībe und der tohter sīn.
Dō schiet ouch sich mit gruoze vil manec schnez magedīn. |
1325 | Ein ander si vil selten gesāhen nāch den tagen.
Ûzer Medelicke ūf handen wart getragen
vil manec goltvaz rīche. Dar inne brāhte man wīn
den gesten zuo der strāze. Si muosen willekomen sīn.
|
1326 | Ein wirt was dā gesezzen, Astolt was der genant.
Der wīste si die strāze in daz Ôsterlant,
gegen Mūtāren die Tuonouwe nider.
Dā wart vil wol gedienet der küneginne sider. |
1327 | Der bischof minneclīche von sīner nifteln schiet.
Daz si sich wol gehabte, wie vaste er ir daz riet,
und daz si ir źre koufte, als Helche hete getān.
Hey, waz si grōzer źren sīt dā zen Hiunen gewan! |
1328 | Zuo der Treisem brāhte man die geste dan.
Ir pflāgen vlīzeclīche die Rüedegźres man,
unze daz Hiunen riten über lant.
Dō wart der küneginne vil michel źre bekant. |
1329 | Bī der Treisem hete der künec von Hiunen lant
eine burc vil rīche, diu was vil wol bekant,
geheizen Zeizenmūre. Vrou Helche saz dā ź
und pflac sō grōzer tugende, daz węrlīch nimmźr mźr ergź, |
1330 | Ez entęte danne Kriemhilt, diu alsō kunde geben.
Si mohte nāch ir leide daz liep vil wol geleben,
daz ir ouch jāhen źre die Etzelen man,
der si sīt grōzen vollen bī den helden gewan. |
1331 | Diu Etzelen hźrschaft was sō wīt erkant,
daz man zallen zīten in sīnem hove vant
die küenesten recken, von den ie wart vernomen
under kristen und under heiden. Die wāren mit im alle komen. |
1332 | Bī im was zallen zīten, daz wętlīch mźr ergź,
kristenlīcher orden und ouch der heiden ź.
In swie getānem leben sich ietslīcher truoc,
daz schuof des küneges milte, daz man in allen gap genuoc. |
wie si zen Hiunen wart enphangen { 22 } Wie Griemhild bei den Hunnen empfangen wurde. |
1333 | Si was ze Zeizenmūre unz an den vierden tac.
Diu molte ūf der strāze die wīle nie gelac,
sine stübe alsam ez brünne allenthalben dan.
Dā riten durch Ôsterrīche des künec Etzelen man. |
1334 | Dō was ouch dem künege vil rehte nū geseit,
des im von den gedanken swunden sīniu leit,
wie hźrlīchen Kriemhilt dā kme durch diu lant.
Der künec begunde gāhen, dā er die wolgetānen vant. |
1335 | Von vil maneger sprāche sach man ūfe den wegen
vor Etzelen rīten manegen küenen degen,
von kristen und von heiden vil manege wīte schar,
dā si die vrouwen funden. Si kōmen hźrlīche dar. |
1336 | Von Riuzen und von Kriechen reit dā vil manec man.
Den Plān und den Walāchen sach man swinde gān
ir ross diu vil guoten, dā si mit krefte riten.
Swaz si site heten, der wart vil wźnec vermiten. |
1337 | Von dem lande ze Kiewen reit dā vil manec degen,
und die wilden Petschenęre. Dā wart vil gepflegen
mit dem bogen schiezen zen vogelen, die dā vlugen.
Die pfīle si vil sźre zuo den wenden vaste zugen. |
1338 | Ein stat bī Tuonouwe līt in Ôsterlant,
diu ist geheizen Tulne. Dā wart ir bekant
vil manec site vremede, den si ź nie gesach.
Si enpfiengen dā genuoge, den sīt leit von ir geschach. |
1339 | Vor Etzelen, dem künege, ein ingesinde reit,
vrō und vil rīche, hövesch und gemeit:
wol vier und zweinzec fürste, tiuwer und hźr.
Daz si ir vrouwen sęhen, dā von engerten si niht mźr. |
1340 | Der herzoge Rāmunc ūzer Walāchen lant,
mit siben hundert mannen kom er für si gerant.
Sam vliegende vogele sach man si varn.
Dō kom der fürste Gibeche mit vil hźrlīchen scharn. |
1341 | Hornboge der snelle wol mit tūsent man
kźrte von dem künege gegen sīner vrouwen dan.
vil lūte wart geschallet nāch des landes siten.
Von der Hiunen māgen wart ouch dā sźre geriten. |
1342 | Dō kom von Tenemarken der küene Hāwart
und Îrinc der vil snelle, vor valsche wol bewart,
und Irnvrit von Düringen, ein wętlīcher man.
Si enpfiengen Kriemhilde, daz sis źre muosen hān, |
1343 | mit zwelf hundert mannen, die fuortens in ir schar.
Dō kom der hźrre Bldelīn mit drīn tūsent dar,
der Etzelen bruoder ūzer Hiunen lant.
Der kom vil hźrlīche, dā er die küneginne vant. |
1344 | Dō kom der künec Etzel und ouch hźr Dieterīch
mit allen sīnen gesellen. Dā was vil lobelīch
manec ritter edele, biderbe und guot.
Des wart dō vroun Kriemhilde vil wol gehhet der muot. |
1345 | Dō sprach zer küneginne der hźrre Rüedegźr:
Vrouwe, ich wil enpfāhen hie den künec hźr.
Swen ich iuch heize küssen, daz sol sīn getān.
Jāne muget ir niht gelīche grüezen alle Etzelen man! |
1346 | Dō huop man von dem mre die küneginne hźr
Etzel der vil rīche enbeite dō niht mźr,
er stuont von sīnem rosse mit manegem küenem man.
Man sach in vrlīche gegen Kriemhilde gān. |
1347 | Zwźne fürsten rīche, als uns daz ist geseit,
bī der vrouwen gānde, truogen ir diu kleit,
dā ir der künec Etzel hin engegen gie,
dā si den fürsten edele mit kusse güetlīch enpfie. |
1348 | Ûf ructe si ir gebende. Ir varwe wolgetān,
diu lūhte ir ūz dem golde. Dā was vil manec man,
die jāhen, daz vrou Helche niht schner kunde sīn.
Dā bī sō stuont vil nāhen des küneges bruoder Bldelīn. |
1349 | Den hiez si küssen Rüedegźr, der marcgrāve rīch,
und den künec Gibechen. Dā stuont ouch Dieterīch.
Der recken kuste zwelve daz Etzelen wīp.
Dō enpfie si sus mit gruoze vil maneges ritters līp. |
1350 | Al die wīle und Etzel bī Kriemhilde stuont,
dō tāten dō die tumben, als noch die liute tuont.
Vil manegen puneiz rīchen sach man dā geriten.
Daz tāten kristen helde und ouch die heiden nāch ir siten. |
1351 | Wie rehte ritterlīche die Dieterīches man
die schefte liezen vliegen mit trunzūnen dan,
hōhe über die schilde guoter ritter hant!
Von den tiuschen gesten wart dürkel manec schildes rant. |
1352 | Dā wart von schefte brechen vil michel dōz vernomen.
Dō wāren von dem lande die recken alle komen
und ouch des küneges geste, vil manec edel man.
Dō gie der künec rīche mit vroun Kriemhilde dan. |
1353 | Si sāhen bī in stźnde ein vil hźrlīch gezelt.
Von hütten was erfüllet alumbe daz velt,
dā si solden ruowen nāch ir arbeit.
Von helden wart gewīset dar under manec schniu meit. |
1354 | Mit der küneginne, dā si sīt gesaz
ūf rīch stuolgewęte. Der marcgrāve daz
hete wol geschaffen, daz man ez vant vil guot,
daz gesidele Kriemhilde. Des vröute sich Etzelen muot. |
1355 | Waz dō redete Etzel, daz ist mir unbekant.
In der sīnen zeswen lac ir wīziu hant.
Si gesāzen minneclīche, dā Rüedegźr der degen
den künec niht wolde lāzen Kriemhilde heinlīche pflegen. |
1356 | Dō hiez man lān belīben den būhurt über al.
Mit źren wart verendet dā der grōze schal.
Dō giengen zuo den hütten die Etzelen man.
Man gap in herberge vil wīte allenthalben dan. |
1357 | Der tac der hete nū ende. Si schuofen ir gemach,
unz man den liehten morgen aber schīnen sach.
Dō was zuo den rossen komen manec man.
Hey, waz man kurzewīle dem künege ze źren began! |
1358 | Der künec ez nāch den źren die Hiunen schaffen bat.
Dō riten si von Tulne ze Wiene zuo der stat.
Dā funden si gezieret vil maneger vrouwen līp.
Si enpfiengen wol mit źren des künec Etzelen wīp. |
1359 | Mit harte grōzem vollen sō was in bereit,
swaz si haben solden. Vil manec helt gemeit
sich vröute gegen dem schalle. Herbergen man began.
Des küneges hōchgezīte, diu huop sich vrlīchen an. |
1360 | Sine mohten niht geherbergen alle in der stat.
Die niht geste wāren, Rüedegźr die bat,
daz si herberge nęmen in daz lant.
Ich węne, man alle zīte bī Kriemhilde vant |
1361 | den hźrren Dieterīchen und andern manegen degen.
Si heten sich der ruowe mit arbeit bewegen,
durch daz si den gesten trōsten wol den muot.
Hźr Rüedegźr und sīne vriunde heten kurzewīle guot. |
1362 | Diu hōchzīt was gevallen an einen pfinxtac,
dā der künec Etzel bī Kriemhilde lac
in der stat ze Wiene. Si węn sō manegen man
bī ir źrsten manne nie ze dienste gewan. |
1363 | Si kunte sich mit gābe dem, der si nie gesach.
Vil maneger dar under zuo den gesten sprach:
Wir wānden, daz vrou Kriemhilt guotes niht möhte hān.
Nū ist hie mit ir gābe vil manec wunder getān! |
1364 | Diu hōchzīt, diu werte sibenzehen tage.
Ich węne, man von deheinem künege mźre sage,
des hōchzīt grōzer węre. Daz ist uns gar verdeit.
Alle die dā wāren, die truogen iteniuwe kleit. |
1365 | Sie węn in Niderlande dā vor niene gesaz
mit sō manegem recken. Dā bī sō geloube ich daz,
was Sīvrit rīch des guotes, daz er nie gewan
sō manegen recken edele, sō si sach vor Etzelen stān. |
1366 | Ouch gap nie deheiner zuo sī selbes hōchgezīt
sō manegen rīchen mantel tief und wīt
noch sō guoter kleider, der si mohten vil hān,
sō si durch Kriemhilde heten alle getān. |
1367 | Ir vriunde und ouch die geste, die heten einen muot,
daz si dā niht ensparten deheiner slahte guot.
Swes iemen an si gerte, daz gāben si bereit.
Des gestuont dā vil der degene von milte blōz āne kleit. |
1368 | Wie si ze Rīne sęze, si gedāhte ane daz,
bī ir edelen manne, ir ougen wurden naz.
Si hete es vaste hęle, deiz iemen kunde sehen.
Ir was nāch manegem leide sō vil der źren geschehen. |
1369 | Swaz iemen tet mit milte, daz was gar ein wint,
unz an Dieterīchen. Swaz Botelunges kint
im gegeben hete, daz was nū gar verswant.
Ouch begie dā michel wunder des milten Rüedegźres hant. |
1370 | Ûzer Ungerlande der fürste Bldelīn,
der hiez dā lęre machen vil manec leitschrīn
von silber und von golde, daz wart dā hin gegeben.
Man gesach des küneges helde sō rehte vrlīche leben. |
1371 | Werbel und Swemmelīn, des küneges spilman,
ich węne, ir ieslīcher zer hōchgezīt gewan
wol ze tūsent marken oder dannoch baz,
dā diu schne Kriemhilt bī Etzel under krōne saz. |
1372 | An dem ahzentem morgen von Wiene si dō riten.
Dā wart in ritterschefte schilde vil versniten
von spern, die dā fuorten die recken an der hant.
Sus kom der künec Etzel unz in daz hiunische lant. |
1373 | Ze Heimburc der alten si wāren über naht.
Dōne kunde niemen wizzen sol des volkes aht,
mit wie getāner krefte si riten über lant.
Hey, waz man schner vrouwen in sīner heinmüete vant! |
1374 | Ze Mīsenburc der rīchen, dā schiffen si sich an.
Daz wazzer wart verdecket von ross und ouch von man,
alsam ez erde węre, swaz man sīn vliezen sach.
Die wegemüeden vrousen, die heten senfte und ouch gemach. |
1375 | Ze samene was geslozzen manec schif vil guot,
daz im niht enschadete die ünde noch diu vluot.
Dar über was gespannen manec guot gezelt,
sam ob si noch heten beidiu lant und velt. |
1376 | Dō kōmen disiu męre ze Etzelnburc von dan.
Dō vröuten sich dar inne wīp unde man.
Daz Etzelen ingesinde, des ź diu vrouwe pflac,
gelebten sīt bī Kriemhilde vil manegen vrlīchen tac. |
1377 | Dō stuonden dā wartende vil manec edel meit,
die von Helchen tōde hete manegiu leit.
Siben künege töhter, Kriemhilt noch dā vant,
von den was gezieret wol allez Etzelen lant. |
1378 | Diu juncvrouwe Herrāt noch des gesindes pflac,
diu Helchen swester tohter, an der vil tugende lac,
diu gemahele Dieterīches, eins edelen küneges kint,
diu tohter Nentwīnes. Diu hete vil der źren sint. |
1379 | Gegen der geste künfte vröute sich ir muot.
Ouch was dar zuo bereitet vil krefigez guot.
Wer kunde iu daz bescheiden, wie sīt der künec saz?
Si gelebten dā zen Hiunen nie mit der küneginne baz. |
1380 | Dō der künec mit sīnem wībe von dem stade reit,
wer ieslīchiu węre, daz wart dō wol geseit.
Die edelen Kriemhilde, si gruoztens deste baz.
Hey, wie gewalteclīche si sīt an Helchen stat gesaz! |
1381 | Getriuwelīcher dienste wart ir vil bekant.
Dō teilte diu küneginne golt und gewant,
silber und gesteine. Swaz die des über Rīn
mit ir zen Hiunen brāhte, daz muose gar zergeben sīn. |
1382 | Ouch wurden ir mit dieneste sider undertān
alle des küneges māge und alle sīne man,
daz diu vrouwe Helche sō gewalteclīch gebōt,
sō si nū muosen dienen unz an den Kriemhilde tōt. |
1383 | Dō stuont mit sölchen źren der hof und ouch daz lant,
daz man dā zallen zīten die kurzewīle vant,
swar nāch ieslīchem daz herze truoc den muot,
durch des küneges liebe und die küneginne guot. |
wie Kriemhilt ir leit gedâht ze rechen { 23 } Wie Griemhild sich vornam, ihr Leid zu rächen. |
1384 | Mit vil grōzen źren, daz ist al war,
wonten si mit ein ander unz an daz sibende jār.
die zīt diu küneginne eines suns was genesen.
Des kunde der künec Etzel nimmźr vrlīcher wesen. |
1385 | Sine wolde niht erwinden, sine würbe sint,
daz getoufet würde daz Etzelen kint
nāch kristenlīchem rehte. Ez wart Ortliep genant.
Des wart vil michel vröude über elliu Etzelen lant. |
1386 | Swaz ie guoter tugende an vroun Helchen lac,
der vleiz sich nū vrou Kriemhilt dar nāch vil manegen tac.
Die site si lźrte Herrāt, diu ellende meit.
Diu hete tougenlīche nāch Helchen grōziu leit. |
1387 | Den vremden und den kunden was si vil wol bekant.
Die jāhen, daz nie vrouwe besęze ein küneges lant
bezzer unde milter. Daz heten si für wār.
Daz lop si truoc zen Hiunen unz an daz drīzehende jār. |
1388 | Nū hete si wol erkunnen, daz ir niemen widerstuont,
alsō noch fürsten wībe küneges recken tuont,
und daz si alle zīte zwelf künege vor ir sach.
Si gedāhte ouch maneger leide, der ir dā heime geschach. |
1389 | Si gedāhte ouch maneger źren von Nibelunge lant,
der si dā was gewaltec, und die ir Hagenen hant
mit Sīvrides tōde hete gar benomen,
ob im daz noch immer von ir ze leide möhte komen: |
1390 | Daz geschęhe, ob ich in möhte bringen in daz lant!
Ir troumte, daz ir gienge vil dicke an der hant
Gīselhźr, ir bruoder. Si kuste in zaller stunt
vil ofte in senftem slāfe. Sīt wart in arbeiten kunt. |
1391 | Ich węne, der übel valant Kriemhilde daz geriet,
daz si sich mit vriuntschefte von Gīselhźre schiet,
den si durch suone kuste in Burgonden lant.
Dō begunde ir aber salwen von heizen trehen ir gewant. |
1388 | Ez lac ir an dem herzen spāte und vruo,
wie man si āne schulde bręhte dar zuo,
daz si müese minnen einen heidnischen man.
Die nōt, die hete ir Hagene und Gunthźr getān. |
1393 | Des willen in ir herzen kom si vil selten abe.
Si gedāhte: Ich bin sō rīche und hān sō grōze habe,
daz ich mīnen vīanden gefüege noch ein leit.
Des węre źt ich von Tronege Hagenen gerne bereit. |
1394 | Nāch den getriuwen jāmert dicke daz herze mīn.
Die mir dā leide tāten, möhte ich bī den sīn,
sō würde wol errochen mīnes vriundes līp,
des ich kūme erbeite, sprach daz Etzelen wīp. |
1395 | Ze liebe si dō heten alle sküneges man,
die Kriemhilde recken. Daz was vil wol getān.
Der kamern, der pflac Eckewart. Dā von er vriunt gewan.
Den Kriemhilde willen kunde niemen understān. |
1396 | Sie dāhte zallen zīten: Ich wil den künec bitten,
daz er ir des gunde mit güetlīchen siten,
daz man ir vriunde bręhte in der Hiunen lant.
Den argen willen niemen an der küneginne ervant. |
1397 | Dō si eines nahtes bī dem künege lac,
mit armen umbvangen hete er si, als er pflac
die edelen vrouwen triuten, si was im alsō sīn līp,
dō gedāhte ir vīande daz vil hźrlīche wīp. |
1398 | Si sprach zuo dem künege: Vil lieber hźrre mīn,
ich wolde iuch bitten gerne, möhte ez mit hulden sīn,
daz ir mich liezet sehen, ob ich daz hete versolt,
ob ir den mīnen vriunden węret inneclīchen holt. |
1399 | Dō sprach der künec rīche, getriuwe was sīn muot:
Ich bringe iuch des wol innen, swā liep und guot
den recken widerfüere, des müese ich vröude hān,
wande ich von wībes minne nie bezzer vriunde gewan. |
1400 | Dō sprach diu küneginne: Iu ist daz wol geseit,
ich hān vil hōher māge. Dar umbe ist mir sō leit,
daz mich die sō selten ruochent hie gesehen.
Ich hre mīn die liute niuwan für ellende jehen. |
1401 | Dō sprach der künec Etzel: Vil liebiu vrouwe mīn,
dūhte ez si niht ze verre, sō lüede ich über Rīn,
swelche ir dā gerne sęhet, her in mīniu lant.
Des vröute sich diu vrouwe, dō si den willen sīn ervant. |
1402 | Si sprach: Welt ir mir triuwe leisten, hźrre mīn,
sō sult ir boten senden ze Wormez über Rīn.
Sō enbiut ich mīnen vriunden, des ich dā habe muot.
Sō kumt uns her ze lande vil manec edel ritter guot. |
1403 | Er sprach: Swenne ir gebietet, sō lāzet ez geschehen!
Iren kundet iuwer vriunde sō gerne niht gesehen,
als ich si gesęhe, der edelen Uoten kint.
Mich müet daz harte sźre, daz si uns sō lange vremde sint. |
1404 | Ob ez dir wol gevalle, vil liebiu vrouwe mīn,
sō wolde ich gerne senden nāch den vriunden dīn
die mīnen videlęre in Burgonden lant.
Die guoten videlęre hiez er bringen sā zehant. |
1405 | Si īlten harte balde, dā der künec saz
bī der küneginne. Er sagete in beiden daz,
si solden boten werden in Burgonden lant.
Dō hiez er in bereiten harte hźrlīch gewant. |
1406 | Vier und zweinzec recken bereite man diu kleit.
Ouch wart in von dem künege diu boteschaft geseit,
wie si dar laden solden Gunthźr und sīne man.
Kriemhilt diu vrouwe si sunder sprechen began. |
1407 | Dō sprach der künec riche: Ich sage iu, wie ir tuot:
Ich enbiute mīnen vriunden liep unde allez guot,
daz si geruochen rīten her in mīniu lant.
Ich hān sō lieber geste harte wźnec noch bekant. |
1408 | Unde ob si mīnes willen wellen iht begān,
die Kriemhilde māge, daz si des niht enlān,
sine kmen an disem sumere zuo mīner hōchgezīt,
wand vil der mīnen wunne an mīnen konemāgen līt. |
1409 | Dō sprach der videlęre, der stolze Swemmelīn:
Wenne sol iuwer hōchzīt in disen landen sīn,
daz wir daz iuren vriunden kunnen dort gesagen?
Dō sprach der künec Etzel: Ze nęhesten sunewenden tagen! |
1410 | Wir tuon, swaz ir gebietet, sprach dō Werbelīn.
In ir kemenāten bat si diu künegīn
bringen tougenlīche, dā si die boten sprach.
Dā von vil manegem degene sīt wźnec liebes geschach. |
1411 | Si sprach zen boten beiden: Nū dienet michel guot,
daz ir mīnen willen vil güetlīchen tuot,
und saget, swa ich enbiete, heim in unser lant!
Ich mache iuch guotes rīche und gip iu hźrlīch gewant. |
1412 | Unde swaz ir mīner vriunde immer müget gesehen
ze Wormez bī dem Rīne, den sult ir niht verjehen,
daz ir noch nie gesęhet betrüebet mīnen muot,
und saget mīnen dienest den helden küene unde guot. |
1413 | Bittet, daz si leisten, daz in Rüedegźr enbōt,
und mich dā mite scheiden von aller mīner nōt!
Die Hiunen wellent węnen, deich āne vriunde sī.
Ob ich ein ritter węre, ich kme in etwenne bī. |
1414 | Unde sagt ouch Gźrnōt, dem edelen bruoder mīn,
daz im zer werlde holder niemen müge sīn.
Bittet, daz er mir bringe in diz lant
unser besten vriunde, deiz uns zen źren sī gewant. |
1415 | Sō sagt ouch Gīselhźr, daz er wol gedenke dar an,
daz ich von sīnen schulden nie leides niht gewan.
Des sęhen in vil gerne hie diu ougen mīn.
Ich hete in hie vil gerne durch die grōzen triuwe sīn. |
1416 | Saget ouch mīner muoter die źre, die ich hān,
und ob von Tronege Hagene welle dort bestān,
wer si danne solde wīsen durch diu lant?
Dem sint die wege von kinde her zen Hiunen wol bekant. |
1417 | Die boten niene westen, wā von das was getān,
da si von Tronege Hagenen niht solden lān
belīben bī dem Rīne. Ez wart in sider leit.
Mit im was manegem degene ze grimmem tōde widerseit. |
1418 | Brieve unde botschaft was in nū gegeben.
Si fuoren guotes rīche und mohten schōne leben.
Urloup gap in Etzel und ouch sīn schne wīp.
In was von guoter węte wol gezieret der līp. |
wie Werbel und Swemmel die botschaft wurben { 24 } Wie Werbel und Schwemmel die Botschaft überbrachten. |
1419 | Dō Etzel zuo dem Rīne sīne boten sande,
dō vlugen disiu męre von lande ze lande.
Mit boten harte snellen er bat und ouch gebōt
zuo sīner hōchgezīte. Des holte maneger dā den tōt. |
1420 | Die boten dannen fuoren ūzer Hiunen lant
zuo den Burgonden. Dar wāren si gesant
nāch drīn edelen künegen und ouch nāch ir man,
si solden komen Etzele. Des man dō gāhen began. |
1421 | Hin ze Bechelāren kōmen si geriten.
Dā diente man in gerne. Daz enwart dā niht vermiten.
Rüedegźr sīnen dienest enbōt und Gotelint
bī in hin ze Rīne, und ouch ir beider liebez kint. |
1422 | Sine liezens āne gābe von in niht scheiden dan,
daz deste baz gefüeren die Etzelen man.
Uoten und ir kinden enbōt dō Rüedegźr,
sine heten in sō węge deheinen marcgrāven mźr. |
1423 | Si enbuten ouch Prünhilde dienest und guot,
stęteclīche triuwe und willigen muot.
Dō si die rede vernāmen, die boten wolden varn.
Si bat diu marcgrāvinne got von himele bewarn. |
1424 | Ê daz die boten kōmen wol durch Beyerlant,
Werbel der vil snelle den guoten bischof vant.
Waz der dō sīnen vriunden hin ze Rīne enbōt,
daz ist mir niht gewizzen, niuwan sīn golt alsō rōt |
1425 | gap er den boten ze minne. Rīten er si lie.
Dō sprach der bischof Pilgrīn: Unde solde ich si sehen hie,
mir węre wol ze muote, die swester süne mīn,
wand ich mac vil selten zuo zin komen an den Rīn. |
1426 | Welche wege si füeren ze Rīne durch diu lant,
des kan ich niht bescheiden. Ir silber und gewant,
daz nam in niemen: man vorhte ir hźrren zorn.
Jā was gewaltec der edele künec wol geborn. |
1427 | Inner tagen zwelven kōmens an den Rīn,
ze Wormez zuo dem lande, Werbel und Swemmelīn.
Dō sagte man diu męre den künegen und ir man,
dā kōmen boten vremde. Gunthźr dō vrāgen began. |
1428 | Dō sprach der vogt von Rīne: Wer tuot uns daz bekant,
von wannen dise vremden, riten in daz lant?
Daz enwesse niemen, unze daz si sach
Hagene von Tronege dō ze Gunthźren sprach: |
1429 | Uns koment niuwiu męre, des wil ich iu verjehen.
Die Etzelen videlęre, die hān ich hie gesehen.
Si hāt iuwer swester gesenden an den Rīn.
Si süln uns durch ir hźrren grōze willekomen sīn! |
1430 | Si riten al bereite für den palas dan.
Ez gefuoren nie hźrlīcher fürsten spileman.
Des küneges ingesinde enpfienc si sā zehant.
Man gap in schn herberge, und hiez behalten ir gewant. |
1431 | Ir reisekleider wāren rīch und sō wol getān,
jā mohten si mit źren für den künec gān.
Der enwolden si niht mźre dā ze hove tragen.
Ob ir iemen ruochte, die boten hiezen ez dā sagen. |
1432 | In der selben māze man ouch liute vant,
die ez vil gerne nāmen. Den wart ez gesant.
Dō leiten an die geste verre bezzer wāt,
als ez boten küneges ze tragen hźrlīche stāt. |
1433 | Dō gie mit urloube dā der künec saz
daz Etzelen gesinde. Gerne sach man daz.
Hagene zühteclīche gegen den boten spranc
und enpfie si minneclīche. Des sageten im die knappen danc. |
1434 | Durch diu kunden męre vrāgen er began,
wie sich Etzel gehabte und sīne man.
Dō sprach der videlęre: Daz lant gestuont nie baz,
noch sō vrō die liute. Nū wizzet endeclīche daz. |
1435 | Si giengen zuo dem wirte. Der palas, der was vol.
Dō enpfie man die geste, sō man von rehte sol
güetlīchen grüezen in ander künege lant.
Werbel vil der recken dā bī Gunthźren vant. |
1436 | Der künec gezogenlīche grüezen si began:
Sīt willekomen ir beide, ir Hiunen spilman,
und iuwer hergesellen! Hāt iuch her gesant
Etzel der vil rīche zuo der Burgonden lant? |
1437 | Si nigen dem künege. Dō sprach Werbelīn:
Dir enbiutet holden dienest der liebe hźrre mīn
und Kriemhilt, dīn swester, her in ditze lant.
Si habent uns iu recken ūf guote triuwe gesant. |
1438 | Dō sprach der künec rīche: Der męre bin ich vrō.
Wie gehabt sich Etzel, sō vrāgte der degen dō,
und Kriemhilt, mīn swester, ūzer Hiunen lant?
Dō sprach der videlęre: Diu męre tuon ich iu bekant, |
1439 | daz sich noch nie gehabten deheine liute baz,
danne si sich gehabent beide, wizzet daz,
und allez ir gedigene, die māge und ouch ir man.
Si vröuten sich der verte, dō wir schieden von dan. |
1440 | Genāde sīner dieneste, die er mir enboten hāt,
und mīner swester, sīt ez alsō stāt,
daz si lebent mit vröuden, der künec und sīne man,
wand ich doch der męre gevrāget sorgende hān! |
1441 | Die zwźne junge künege, die wāren ouch nū komen.
Si heten disiu męre alrźrst dō vernomen.
Durch sīner swester liebe die boten gerne sach
Gīselhźr der junge zuo zin minneclīchen sprach: |
1442 | Ir boten soldet uns grōze willekome sīn!
Ob ir dicker woldet her rīten an den Rīn,
ir fündet hie die vriunde, die ir gerne möhtet sehen.
Iu solde hie ze lande vil wźnec leides geschehen. |
1443 | Wir trūwen iu aller źren, sprach dō Swemmelīn,
ine kunde iu niht bediuten mit den sinnen mīn,
wie rehte minneclīchen iu Etzel enboten hāt
und iuwer edel swester, der dinc in hōhen źren stāt. |
1444 | Genāde und triuwe mant iuch des küneges wīp,
und daz ir ie was węge iuwer herze und iuwer līp,
und ze vorderste dem künege sīn wir her gesant,
daz ir geruochet rīten in daz Etzelen lant. |
1445 | Daz wir iuch des bęten, vil vaste uns daz gebōt
Etzel der rīche iu allen daz enbōt:
ob ir iuch iuwer swester niht sehen woldet lān,
sō wolde er doch gerne wizzen, waz er iu hete getān, |
1446 | daz ir in alsō vremdet und ouch sīniu lant.
Ob iu diu küneginne węre nie bekant,
sō möhte er doch verdienen, daz ir in ruochet sehen!
Swenne daz ergienge, sō węre im liebe geschehen. |
1447 | Dō sprach der künec Gunthźr: Über dise siben naht,
sō künd ich diu męre, wes ich mich hān bedāht
mir den mīnen vriunden. Die wīle sult ir gān
in iuwer herberge und sult vil guote ruowe hān. |
1448 | Dō sprach aber Werbelīn: Und möhte daz geschehen,
daz wir mīne vrouwen kunden ź gesehen,
Uoten die vil rīchen, ź wir schüefen uns gemach?
Gīselhźr der edele dō vil zühteclīchen sprach: |
1449 | Daz sol iu niemen wenden, welt ir für si gān.
Ir habt mīner muoter willen gar getān,
wand si sihet iuch gerne durch die swester mīn,
vroun Kriemhilden. Ir sult ir willekomen sīn! |
1450 | Gīselhźr si brāhte, dā er die vrouwen vant.
Die boten sach si gerne von der Hiunen lant.
Si gruozte si minneclīche durch ir tugende muot.
Dō sagten ir diu męre die boten hövesch unde guot. |
1451 | Jā enbiutet iu mīn vrouwe, sō sprach Swemmelīn,
dienest unde triuwe! Möhte daz gesīn,
daz si iuch dicke sęhe, ir sult gelouben daz,
sō węre ir in der werlde mit deheinen vröuden baz. |
1452 | Dō sprach diu küneginne: Des enmac niht gesīn.
Swie gerne ich dicke sęhe die lieben tohter mīn,
sō ist mir leider ze verre des edelen küneges wīp.
Nū sī immer sęlec ir und Etzelen līp! |
1453 | Ir sult mich lāzen wizzen, ź ir ez gerūmet hie,
wenne ir wider wellet. Ine gesach sō gerne nie
boten in langen zīten, denne ich iuch hān gesehen.
Die knappen ir dō lobten, daz si daz liezen geschehen. |
1454 | Zen herbergen fuoren die von Hiunen lant.
Dō hete der künec rīche nāch vriunden sīn gesant.
Gunthźr der edele vrāgte sīne man,
wie in diu rede geviele. Vil maneger dō sprechen began. |
1455 | Daz er wol möhte rīten in Etzelen lant,
daz rieten im die besten, die er dā under vant,
āne Hagenen eine. Dem was ez grimme leit.
Er sprach zem künege tougen: Ir habt iu selben widerseit. |
1456 | Nū ist iu doch gewizzen, waz wir haben getān!
Wir mügen immer sorge zuo Kriemhilde hān,
wand ich sluoc ze tōde ir man mit mīner hant.
Wie getorste wir rīten in daz Etzelen lant? |
1457 | Dō sprach der künec rīche: Mīn swester lie den zorn
mit kusse minneclīche. Si hāt ūf uns verkorn,
daz wir ir ie getāten, ź si von hinnen reit,
ez ensī źt Hagene, danne iu einem widerseit. |
1458 | Nū lāt iuch niht betriegen, sprach Hagene, swes si jehen,
die boten von den Hiunen. Welt ir Kriemhilde sehen,
Ir müget dā verliesen die źre und ouch den līp.
Jā ist vil lancręche des künec Etzelen wīp! |
1459 | Dō sprach zuo dem rāte der fürste Gźrnōt:
Sīt ir von schulden fürhtet dā den tōt
in hiunischen rīchen, solde wirz dar umbe lān,
Wir ensęhen unser swester, daz węre vil übele getān. |
1460 | Dō sprach der fürste Gīselhźr zuo dem degene:
Sīt ir iuch schuldec wizzet, vriunt Hagene,
sō sult ir hie belīben und iuch wol bewarn,
und lāzet, die getürren, zuo mīner swester mit uns varn. |
1461 | Dō begunde zürnen von Tronege der degen:
Ine wil, daz ir iemen füeret ūf den wegen,
der getürre rīten mit iu ze hove baz.
Sīt ir niht welt erwinden, ich sol iu wol erzeigen daz. |
1462 | Dō sprach der kuchenmeister, Rūmolt der degen:
Der vremden und der kunden möhtet ir wol heizen pflegen
nāch iuwer selbes willen, wand ir habet vollen rāt.
Ich węne niht, daz Hagene iuch noch vergīselt hāt. |
1463 | Welt ir niht volgen Hagene, iu rętet Rūmolt,
wand ich iu bin mit triuwen vil dienestlīchen holt,
daz ir sult hie belīben durch den willen mīn,
unde lāt den künec Etzel dort bī Kriemhilde sīn. |
1464 | Wie kunde iu in der werlde immer sanfter wesen?
Ir müget vor iuwern vīanden harte wol genesen.
Ir sult mit guoten kleidern zieren wol den līp.
Trinket wīn den besten und minnet wętlīchiu wīp! |
1465 | Dar zuo gīt man iu spīse, die besten, die ź gewan
in der werlt künec deheiner. Ob des niht möhte ergān,
ir soldet noch belīben durch iuwer schne wīp,
ź ir sō kintlīche soldet wāgen den līp. |
1466 | Des rāt ich belīben. Rīch sint iuwer lant.
Man mac iu baz erlsen hie heime diu pfant
danne dā zen Hiunen. Wer weiz, wie ez dā gestāt?
Ir sult belīben, hźrren! Daz ist der Rūmoldes rāt. |
1467 | Wir wellen niht belīben, sprach dō Gźrnōt,
Sīt daz uns mīn swester sō minneclīch enbōt
und Etzel der rīche. Zwiu solde wir daz lān?
Der dar niht gerne welle, der mac hie heime bestān. |
1468 | Des antwurte Hagene: Lāt iuch unbilden niht
mīne rede dar umbe. Swie halt iu geschiht,
ich rāt iu an den triuwen: welt ir iuch bewarn,
sō sult ir zuo den Hiunen vil gewerlīche varn. |
1469 | Sīt ir niht welt erwinden, sō besendet iuwer man,
die besten, die ir vindet oder iender müget hān.
Sō wel ich ūz in allen tūsent ritter guot.
Sōne mac iu niht gewerren der argen Kriemhilde muot. |
1470 | Des wil ich gerne volgen, sprach der künec zehant.
Dō hiez er boten rīten wīten in sīniu lant.
Dō brāhte man der helde driu tūsent oder mźr.
Sine wānden niht ze erwerben alsō grzlīchiu sźr. |
1471 | Si riten vrlīche in Gunthźres lant.
Man hiez in allen geben ross und ouch gewant,
die dā varn solden von Burgonden dan.
Der künec mit guotem willen der vil manegen gewan. |
1472 | Dō hiez von Tronege Hagene Dancwart, den bruoder sīn,
ir beider recken ahzec füeren an den Rīn.
Die kōmen ritterlīche. Harnasch und gewant
fuorten die vil snellen in daz Gunthźres lant. |
1473 | Dō kom der küene Volkźr, ein edel spilman,
zuo der hovereise mit drīzec sīner man.
Die heten sölch gewęte, ez möhte ein künec tragen.
Daz er zen Hiunen wolde, daz hiez er Gunthźre sagen. |
1474 | Wer der Volkźr węre, daz wil ich iuch wizzen lān:
er was ein edel hźrre. Im was ouch undertān
vil der guoten recken in Burgonden lant.
Durch daz er videlen kunde, dō was er der spilman genant. |
1475 | Hagene welte tūsent. Die hete er wol bekant,
und swaz in starken strīten gevrümt hete ir hant,
oder swaz si ie begiengen, des hete er vil gesehen.
Den kunde ander niemen niuwan vrümekeite jehen. |
1476 | Die boten Kriemhilde vil sźre dā verdrōz,
wande ir vorhte zir hźrren, diu was harte grōz.
Si gerten tegelīche urloubes von dan.
Des enkunde in niht Hagene. Daz was durch liste getān. |
1477 | Er sprach zuo sīnem hźrren: Wir süln daz bewarn,
daz wir si lāzen rīten, ź daz wir selbe varn
dar nāch in siben tagen in Etzelen lant.
Treit uns iemen argen willen, deist uns deste baz bekant. |
1478 | Sōne mac ouch sich vrou Kriemhilt bereiten niht dar zuo,
daz uns durch ir rāte iemen schaden tuo.
Hāt aber si den willen, ez mac ir leide ergān.
Wir füeren mit uns hinnen sō manegen ūz erwelten man. |
1479 | Schilde und setele und allez ir gewant,
daz si füeren wolden in Etzelen lant,
daz was bereitet nū gar vil manegem küenem man.
Die boten Kriemhilde hiez man für Gunthźren gān. |
1480 | Dō die boten kōmen, dō sprach Gźrnōt:
Der künec wil gevolgen, des uns Etzel her enbōt.
Wir wellen komen gerne ze sīner hōchgezīt
und sehen unser swester, daz ir des āne zwīvel sīt. |
1481 | Dō sprach der künec Gunthźr: Künnet ir uns gesagen,
wenne sī diu hōchzīt, oder in welchen tagen
wir dar komen solden? Dō sprach Swemmelīn:
Zen nęhsten sunewenden sol si węrlīche sīn. |
1482 | Der künec in erloubte, des was noch niht geschehen,
ob si wolden gerne vroun Prünhilde sehen,
daz si für si solden mit sīnem willen gān.
Daz understuont dō Volkźr. Das was ir liebe getān. |
1483 | Jāne ist mīn vrouwe Prünhilt nū niht sō wol gemuot,
daz ir si müget schouwen! sprach der ritter guot.
Bītet unz morgen, sō lāt mans iuch sehen.
Dō si si wānden schouwen, dōne kunde es niht geschehen. |
1484 | Dō hiez der fürste rīche, er was den boten holt,
durch sīne selbes tugende tragen dar sīn golt
ūfe den breiten schilden, der mohte er vile hān.
Ouch wart in rīchiu gābe von sīnen vriunden getān. |
1485 | Gīselhźr und Gźrnōt, Gźre und Ortwīn,
daz si ouch milte wāren, daz tāten si wol schīn.
Alsō rīche gābe buten si die boten an,
daz si si vor ir hźrren niht getorsten enpfān. |
1486 | Dō sprach zuo dem künege der bote Werbelīn:
Hźr künec, lāt iuwer gābe hie ze lande sīn!
Wir mügen ir doch niht füeren. Mīn hźrre ez uns verbōt,
daz wir iht gābe nęmen. Ouch ist es harte lützel nōt. |
1487 | Dō wart der vogt von Rīne dā von vil ungemuot,
daz si versprechen wolden sō rīches küneges guot.
Doch muosen si enpfāhen sīn golt und sīn gewant,
daz si mit in fuorten sīt in Etzelen lant. |
1488 | Si wolden sehen Uoten, ź si schieden dan.
Gīselhźr der snelle, der brāhte die spileman
für sīne muoter Uoten. Diu vrouwe enbōt von dan,
swaz si źren hete, daz węre ir liebe getān. |
1489 | Dō hiez diu küneginne ir porten und ir golt
geben durch Kriemhilde, wand der was si holt,
und durch den künec Etzel, den selben spileman.
Si mohtenz gerne enpfāhen: ez was mit triuwen getān. |
1490 | Urloup genomen heten die boten nū von dan
von wīben und von mannen. Vrlīch si dō dan
fuoren īn ze Swāben. Dar hiez si Gźrnōt
sīne helde leiten, daz ez in niemen missebōt. |
1491 | Dō sich die von in schieden, die ir solden pflegen,
hźrschaft diu Etzelen vridete ūf allen wegen.
Des ennam in niemen ross noch ir gewant.
Si īlten harte balde in daz Etzelen lant. |
1492 | Swā si der vriunde iht wessen, daz tāten si den kunt,
daz die Burgonden in vil kurzer stunt
kmen her von Rīne in der Hiunen lant.
Dem bischofe Pilgrīne wart ouch daz męre bekant. |
1493 | Dā si für Bechelāren die strāze nider riten,
man sagete ez Rüedeger, daz enwart niht vermiten,
und Gotelinde, des marcgrāven wīp.
Daz si si sehen solde, des wart vil vrlīch ir līp. |
1494 | Gāhen mit den męren sach man die spilman.
Etzelen si funden in der stat ze Gran.
Dienest über dienest, der man im vil enbōt,
sageten si dem künege. Vor liebe wart er vröuden rōt. |
1495 | Dō diu küneginne diu męre rehte ervant,
daz ir bruoder solden komen in daz lant,
dō was ir wol ze muote. Si lōnte den spileman
mit vil grōzer gābe. Daz was ir źre getān. |
1496 | Si sprach: Nū sagt beide, Werbel und Swemmelīn,
welche mīne māge zer hōchzīt wellen sīn,
der besten, die wir ladeten her in ditze lant.
Nū sagt, waz redete Hagene, dō er diu męre bevant? |
1497 | Er sprach: Der kom zer sprāche an einem morgen vruo.
Lützel guoter sprüche redete er dar zuo,
dō si die reise lobten her in Hiunen lant.
Daz was dem grimmem Hagenen gar zem tōde genant. |
1498 | Ez kument iuwer bruoder, die künege alle drī,
in hźrlīchem muote. Swer mźr dā mite sī,
der męre ich endeclīchen wizzen niene kan.
Ez lobte mit in rīten Volkźr, der küene spileman. |
1499 | Des enbęre ich harte līhte, sprach des küneges wīp,
deich immer sęhe den Volkźres līp.
Hagenen bin ich węge. Der ist ein helt vil guot.
Daz wir in sehen müezen, des stāt mir hōhe der muot. |
1500 | Dō gie diu küneginne, dā si den künec sach.
Wie rehte minneclīche Kriemhilt dō sprach:
Wie gevallent iu diu męre, lieber hźrre mīn?
Des ie mīn wille gerte, daz sol nū verendet sīn. |
1501 | Dīn wille, deist mīn vröude, sprach der künec dō.
Ine wart mīn selbes māge nie sō rehte vrō,
ob si immer komen solden her in mīniu lant.
Durch liebe dīner vriunde sō ist mīn sorge verswant. |
1502 | Des küneges ambetliute, die hiezen über al
mit gesidele rihten palas und sal
gegen den lieben geste, die in dā solden komen.
Sīt wart von in dem künege vil michel wunne benomen. |
wie die künege zuo den Hiunen vuoren { 25 } Wie die Könige zu den Hunnen fuhren. |
1503 | Nū lāze wir belīben, wie sie gefuoren hie.
Hōchgemuote recken, die gefuoren nie
sō rehte hźrlīche in deheines küneges lant.
Si hete swaz si wolden, beidiu wāfen und gewant. |
1504 | Der vogt von dem Rīne kleidete sīne man,
sehzec und tūsent, als ich vernomen hān,
und niuwen tūsent knehte gegen der hōchgezīt.
Die si dā heime liezen, die beweinetenz sīt. |
1505 | Dō truoc man diu gereite ze Wormez über den hof.
Dō sprach dā von Spīre ein alter bischof
zuo der schnen Uoten: Unser vriunde wellent varn
gegen der hōchgezīte. Got müeze ir źre dā bewarn! |
1506 | Dō sprach zuo zir kinden diu edel Uote:
Ir soldet hie belīben, helde guote!
Mir ist getroumet hīnte von angestlīcher nōt,
wie allez diz gefügele in disem lande węre tōt. |
1507 | Swer sich an troume wendet, sprach dō Hagene,
der enweiz der rehten męre niht ze sagene,
wenn ez im ze źren volleclīchen stź.
Ich wil, daz mīn hźrre ze hove nāch urloube gź. |
1508 | Wir suln gerne rīten in Etzelen lant.
Dā mac wol dienen küenen künegen guoter helde hant,
dā wir dā schouwen müezen Kriemhilde hōchgezīt.
Hagene riet die reise, iedoch gerou ez in sīt. |
1509 | Er hete ez widerrāten, wand daz Gźrnōt
mit ungefüegen worten im alsō missebōt:
er man in Sīvrides, vroun Kriemhilden man.
Er sprach: Dā von wil Hagene die grōzen hovereise lān. |
1510 | Dō sprach von Tronege Hagene: Durch vorhte ich niene tuo.
Swenne ir gebietet, helde, sō sult ir grīfen zuo.
Jā rīt mit iu gerne in Etzelen lant!
Sīt wart von im verhouwen vil manec helm unde rant. |
1511 | Diu schif bereitet wāren. Dā was vil manec man.
Swaz si kleider heten, diu truoc man dar an.
Si wāren unmüezec. Vor ābendes zīt
si huoben sich von hūse vil harte vrlīche sīt. |
1512 | Gezelt und hütten spien man an daz gras
anderthalp des Rīnes. Dō daz geschehen was,
der künec bat noch belīben daz sīn vil schne wīp.
Si trūte noch des nahtes den sīnen wętlīchen līp. |
1513 | Pusūnen, floytiern, huop sich des morgens vruo,
dar si varn solden. Dā bereiten si sich zuo.
Swer liep hete in arme, der trūte vriundes līp.
Des schiet sīt vil mit leide des künec Etzelen wīp. |
1514 | Diu kint der schnen Uoten, die heten einen man,
küene und getriuwe. Dō si wolden dan,
dō sagte er dem künege tougen sīnen muot.
Er sprach: Des muoz ich trūren, daz ir die hovereise tuot. |
1515 | Er was geheizen Rūmolt und was ein helt zer hant.
Er sprach: Wem welt ir lāzen liute und ouch diu lant?
Daz niemen kan erwenden iu recken iuwern muot!
Diu Kriemhilden męre nie gedūhten mich guot. |
1516 | Daz lant sī dir bevolhen und mīn kindelīn,
und diene wol den vrouwen! Daz ist der wille mīn.
Swen dū sehest weinen, dem trste sīnen līp.
Jāne getuot uns nimmźr leide des künec Etzelen wīp! |
1517 | Diu ross bereitet wāren den künegen und ir man.
Mit minneclīchem küssen schiet vil maneger dan,
dem in hōhem muote lebte dā der līp.
Daz muose sīt beweinen vil manec wętlīchez wīp. |
1518 | Dō man die snellen recken zen rossen sach gān,
dō kōs man vil der vrouwen trūreclīchen stān.
Daz ir vil langez scheiden sagte in vil wol ir muot:
ūf grōzen schaden ze komene daz herze niemen sanfte tuot. |
1519 | Die snellen Burgonden sich ūz huoben.
Dō wart in dem lande ein michel uoben.
beidenthalp der berge weinte wīp und man.
Swie dort ir volc getęte, si fuoren vrlīche dan. |
1520 | Die Nibelunges helde kōmen mit in dan
in tūsent halspergen. Ze hūs si heten lān
vil manege schne vrouwen. Die gesāhen si nimmźr mź.
Die Sīvrides wunden tāten Kriemhilde wź. |
1521 | Dō schicketen si ir reise gegen dem Möune dan,
ūf durch Ôstervranken, die Gunthźres man.
Dar leite si dō Hagene, dem was ez wol bekant.
Ir marschalc was Dancwart, der helt von Burgonden lant. |
1522 | Dō si von Ôstervranken gegen Salvelde riten,
dō mohte man si kiesen an hźrlīchen siten,
die fürsten und ir māge, die helde lobesam.
An dem zwelften morgen der künec an die Tuonouwe kam. |
1523 | Dō reit von Tronege Hagene zaller vorderōst.
Er was den Nibelungen ein helflīcher trōst.
Dō erbeizte der degen küene nider ūf den sant.
Sīn ross er harte balde zuo zeinem boume gebant. |
1524 | Daz wazzer was engozzen, diu schif verborgen.
Ez ergie den Nibelungen ze grōzen sorgen,
wie si kmen übere: der wāc was in ze breit.
Dō erbeizte zuo der erden vil manec ritter gemeit. |
1525 | Leide, sprach dō Hagene, Mac dir wol hie geschehen,
voget von dem Rīne. Nū maht dū selbe sehen,
das wazzer ist engozzen. Vil starc ist im sīn vluot.
Jā węne wir verliesen noch hiute hie manegen helt guot! |
1526 | Waz wīzet ir mir, Hagene? sprach der künec hźr.
Durch iuwer selbes tugende, untrstet uns niht mźr.
Den furt sult ir uns suochen hin über an daz lant,
daz wir von hinnen bringen beidiu ross und ouch gewant. |
1527 | Jāne ist mir, sprach Hagene, mīn leben niht sō leit,
daz ich mich welle ertrenken in disen ünde breit!
Ê sol von mīnen handen ersterben manec man
in Etzelen landen, des ich vil guoten willen hān. |
1528 | Belībet bī dem wazzer, ir stolzen ritter guot!
Ich wil die vergen suochen selbe bī der vluot,
die uns bringen übere in Gelpfrātes lant.
Dō nam der starke Hagene sīnen guoten schildes rant. |
1529 | Er was vil wol gewāfent. Den schilt er dannen truoc,
sīnen helm ūf gebunden, lieht was er genuoc.
Dō truoc er ob der brünne ein wāfen alsō breit,
daz ze beiden ecken harte vreislīchen sneit. |
1530 | Dō suochte er nāch den vergen wider und dan.
Er hōrte wazzer giezen, losen er began,
in einem schnem brunnen. Daz tāten wīsiu wīp.
Die wolden sich dā küelen und badeten ir līp. |
1531 | Hagene wart innen. Er sleich in tougen nāch.
Dō si daz versunnen, dō wart in dannen gāch.
Daz si im entrunnen, des wāren si vil hźr.
Er nam in ir gewęte, der helt enschadete in niht mźr. |
1532 | Dō sprach daz eine merewīp, Hadeburc was si genant:
Edel ritter Hagene, wir tuon iu hie bekant,
swenne ir uns, degen küene, gebet wider unser wāt,
wie iu ze den Hiunen disiu hovereise ergāt. |
1533 | Si swebten sam die vogele vor im ūf der vluot.
Des dūhten in ir sinne starc und guot.
swaz si im sagen wolden, er geloubtez deste baz.
Des er dō hinz in gerte, vil wol bescheideten si im daz. |
1534 | Si sprach: Ir müget wol rīten in Etzelen lant.
Des setze ich iu ze bürgen mīne triuwe hie ze hant,
daz helde nie gefuoren in deheiniu rīche baz
nāch alsō grōzen źren. Nū geloubet węrlīche daz! |
1535 | Der rede was dō Hagene in sīnem herzen hźr.
Dō gap er in ir kleider und sūmte sich niht mźr.
Dō si dō an geleiten ir wunderlīch gewant,
dō sagten si im rehte die reise in Etzelen lant. |
1536 | Dō sprach daz ander merewīp, diu hiez Sigelint:
Ich wil dich warnen, Hagene, daz Aldrīānes kint:
durch der węte liebe hāt mīn muome dir gelogen.
Kümestū hin zen Hiunen, sō bistū sźre betrogen. |
1537 | Jā soltū kźren widere! Daz ist dir an der zīt,
wand ir helde küene alsō geladet sīt,
daz ir sterben müezet in Etzelen lant.
Swelche dar gerītent, die habent den tōt an der hant. |
1538 | Dō sprach aber Hagene: Ir trieget āne nōt.
Wie möhtez sich gefüegen, daz wir alle tōt
solden dā belīben durch iemens haz?
Si begunden im diu męre sagen küntlīcher baz. |
1539 | Dō sprach aber diu eine: Ez muoz alsō wesen,
daz iuwer deheiner kan dā niht genesen,
niuwan des küneges kappelān. Daz ist uns wol bekant.
Der kümet gesunt widere in daz Gunthźres lant. |
1540 | Dō sprach in grimmem muote der küene Hagene:
Daz węre mīnen hźrren müelīch ze sagene,
daz wir alle zen Hiunen solden verliesen den līp.
Noch zeige uns überz wazzer, daz aller wīseste wīp! |
1541 | Si sprach: Sīt dū der verte niht welles haben rāt:
swā obene bī dem wazzer ein herberge stāt,
dā inne ist ein verge, und niender anderswā.
Der męre der er vrāgte, der geloubete er sich dā. |
1542 | Dem ungemuotem recken sprach diu eine nāch:
Nū bītet noch, hźr Hagene, jā ist iu gar ze gāch!
Vernemet noch diu męre, wie ir kumet über sant:
dirre marke hźrre, der ist Else genant. |
1543 | Sīn bruoder ist geheizen der degen Gelpfrāt,
ein hźrre in Beyerlande. Wie müelīch ez iu stāt,
welt ir durch sīne marke! Ir sult iuch wol bewarn
und sult ouch mit dem vergen vil bescheidenlīche varn. |
1544 | Der ist sō grimmes muotes, er lāt iuch niht genesen,
ir enwelt bī dem helde mit guoten sinnen wesen.
Welt ir, daz er iuch füere, sō gebet im den solt.
Er hüetet dises landes und ist Gelpfrāte holt. |
1545 | Unde kom er niht bezīte, sō ruofet über vluot,
und jeht, ir heizet Amelrīch. Der was ein helt guot,
der durch vīentschefte rūmte ditze lant.
Sō kumt iu der verge, swenne im der nam wirt genant. |
1546 | Der übermüete Hagene der vrouwen dō neic.
Er enredete niht mźre, wan daz er vaste sweic.
Dō gie er bī dem wazzer für sich an den sant.
Dā er anderthalben ein herberge vant. |
1547 | Er begunde vaste ruofen hin über den vluot:
Nū hol mich hie, verge, sprach der degen guot,
sō gip ich dir ze miete einen bouc von golde rōt.
Jā ist mir dirre verte, daz wizzest, węrlīche nōt! |
1548 | Der verge was sō rīche, daz im niht dienen zam.
Dā von er lōn vil selten von iemen dā genam.
Ouch wāren sīne knehte vil harte hōchgemuot.
Noch stuont allez Hagene eine disehalp der vluot. |
1549 | Dō ruofte er mit der krefte, daz al der wāc erdōz,
wan des heldes sterke was michel und grōz:
Nū hol mich, Amelrīchen! Ich bin der Elsen man,
der durch starke vīentschaft von disem lande entran. |
1550 | Vil hōhe an dem swerte einen bouc er im bōt,
lieht und schne was er, von golde rōt,
daz man in über fuorte in Gelpfrātes lant.
Der übermüete verge nam selbe daz ruoder an die hant. |
1551 | Ouch was der selbe verge müelīch gesīt.
Diu guof nāch grōzem guote vil bse ende gīt.
Dō wolde er verdienen daz Hagenen golt sō rōt.
Des leit er von dem degene den swertgrimmigen tōt. |
1552 | Der verge īlte genōte hin über an den sant.
Den er dā nennen hōrte, dō er des niht envant,
dō zurnde er ernslīchen, als er Hagenen sach.
Vil harte grimmeclīche er zuo dem degen sprach: |
1553 | Ir müget wol sīn geheizen benamen Amelrīch.
Des ich mich hie verwęne, dem sīt ir ungelīch.
Von vater und von muoter was er der bruoder mīn.
Nū ir mich betrogen habt, ir müezet disehalp sīn. |
1554 | Nein, durch got den rīchen! sprach dō Hagene,
Ich bin ein recke vremde und sorge ūf degene.
Nū nemet hin vriuntlīche hiute mīnen solt,
daz ir mich über füeret. Ich bin iu węrlīchen holt. |
1555 | Dō sprach aber der verge: Des mac niht gesīn.
Ez habent vīande die lieben hźrren mīn.
Dar umbe ich niemen vremden füere in diz lant.
Sō liebe dir sī ze lebene, sō trit vil balde ūz an den sant! |
1556 | Nūne tuot es niht! sprach Hagene, wan trūrec ist mīn muot.
Nemet von mir ze minne diz golt vil guot,
und füeret uns über: tūsent ross und alsō manegen man.
Dō sprach der grimme verge: Ez wirdet nimmźr getān. |
1557 | Er huop ein starkez ruoder, michel und breit.
Er sluoc ūf Hagenen, des wart er ungemeit,
daz er in dem schiffe strūchte an sīniu knie.
Sō rehte grimmer verge, der kom dem Tronegęre nie. |
1558 | Dō wolde er baz erzürnen den übermüeten gast.
Er sluoc im eine schalten, daz diu gar zerbrast,
Hagenen über daz houbet. Er was ein starker man.
Dā von der Elsen verge grōzen schaden dā gewan. |
1559 | Mit grimmegem muote greif Hagene zehant
vil balde ze sīner scheiden, dā er ein wāfen vant.
Er sluoc im ab daz houbet und warf ez an den grunt.
Diu męre wurden schiere den stolzen Burgonden kunt. |
1560 | In den selben stunden, dō er den schiffman sluoc,
daz schif, daz vlōz enouwe. Daz was im leit genuoc.
Ê erz gerihte widere, müeden er began.
Dō zōch vil krefteclīche des künec Gunthźres man. |
1561 | Mit zügen harte swinden kźrte ez der gast,
unz im daz starke ruoder in der hende brast.
Er wolde zuo den recken ūz an einen sant,
dā was deheinez mźre. Hey, wie schiere erz dā gebant |
1562 | mit einem schiltvezzel! Daz was ein porte smal.
Gegen einem walde kźrte er hin ze tal.
Dō vant er sīnen hźrren an dem stade stān.
Dō gie im hin engegen vil manec wętlīcher man. |
1563 | Mit gruoze in wol enpfiengen die snellen ritter guot.
Dō sāhens in dem schiffe riechen daz bluot
von einer starken wunden, die er dem vergen sluoc.
Dō wart von den degenen gevrāget Hagene genuoc. |
1564 | Dō der künec Gunthźr daz heize bluot ersach
sweben in dem schiffe, wie balde er dō sprach:
Wan sagt ir mir, Hagene, war ist der verge komen?
Iuwer starkez ellen, ich węn, im daz leben hāt benomen. |
1565 | Dō sprach er lougenlīche: Dā ich daz schif dā vant
bī den wilden wīden, dā lōste ez mīn hant.
Ich hān deheinen vergen hiute hie gesehen.
Ez ist ouch niemen leide von mīnen schulden hie geschehen. |
1566 | Dō sprach von Burgonden der hźrre Gźrnōt:
Hiute muoz ich sorgen ūf lieber vriunde tōt.
Sīt wir der schiffliute bereite niene hān,
wie wir kumen über, des muoz ich trūrende stān. |
1567 | Vil lūte rief dō Hagene: Leit nider ūf das gras,
ir knehte, diu gereite! Ich gedenke, daz ich was
der aller beste verge, den man bī dem Rīne vant.
Jā getrūwe ich iuch wol bringen hin über in Gelpfrātes lant! |
1568 | Daz si dester balder kmen über vluot,
diu ross si an sluogen. Daz swimmen, daz wart guot,
wand in diu starc ünde deheines dā benam.
Etelīchez ouwete verre, als es müeden began. |
1569 | Dō truogen si zem schiffe ir golt und ouch ir wāt,
sīt daz si der verte niht mohten haben rāt.
Hagene was dā meister. Des fuorte er ūf den sant
vil manegen rīchen recken in daz unkunde lant. |
1570 | Zem źrsten brāhte er über wol tūsent ritter hźr,
dar nāch sīne recken. Dannoch was ir mźr.
Niun tūsent knehte fuorte er an daz lant.
Des tages was unmüezec des Tronegęres hant. |
1571 | Dō er si wol gesunde brāhte über den vluot,
dō gedāhte vremder męre der snelle degen guot,
diu im ź dā sageten diu wilden merewīp.
Des hete des küneges kappelān nāch verlorn sīnen līp. |
1572 | Bī dem kappelsoume er den pfaffen vant:
ob dem heilectuome er leinte an sīner hant.
Des mohte er niht geniezen, dō in Hagene sach.
Der gotes arme priester muose līden ungemach. |
1573 | Er swanc in ūz dem schiffe. Dar zuo wart im gāch.
Dō riefen ir genuoge: Nū vāhā, hźrre, vāch!
Gīselhźr der junge, zürnen erz began.
Er enwolde ez doch niht lāzen ir deheinen understān. |
1574 | Dō sprach von Burgonden der hźrre Gźrnōt:
Waz hilfet iuch nū, Hagene, des kappelānes tōt?
Tęte ez ander iemen, daz solde iu wesen leit.
Umbe welche schulde habt ir dem priester widerseit? |
1575 | Der pfaffe swam genōte. Er wolde sīn genesen,
ob im iemen hülfe. Des mohte dā niht wesen,
wan der starke Hagene vil zornec was gemuot.
Er stiez in zuo dem grunde. Daz dūhte niemene guot. |
1576 | Dō der arme pfaffe der helfe niene sach,
dō kźrte er wider übere. Des leit er ungemach.
Swie er niht swimmen kunde, im half diu gotes hant,
daz er wol kom gesunder him wider ūz an daz lant. |
1577 | Dō stuont der arme priester unde schutte sīne wāt.
Dā bī sach wol Hagene, daz sīn niht węre rāt,
daz im für wār sageten diu wilden merewīp.
Er dāhte: Dise degene müezen verliezen den līp. |
1578 | Dō si daz schif entluoden und gar getruogen dan,
swaz dar ūf heten der drīer künege man,
Hagene sluoc ez ze stücken und warf ez an den vluot.
Des hete michel wunder die recken küene unde guot. |
1579 | Zwiu tuot ir daz, bruoder? Sō sprach Dancwart,
Wie sul wir über, sō wir die widervart
rīten von den Hiunen ze lande an den Rīn?
Sīt dō sagete in Hagene, daz des kunde niht gesīn. |
1580 | Dō sprach der helt von Tronege: Ich tuon ez ūf den wān,
ob wir an dirre reise deheinen zagen hān,
der uns entrinnen welle durch zagelīche nōt,
der muoz an disem wāge doch līden schamelīche tōt. |
1581 | Si fuorten mit in einen ūz Burgonden lant,
einen helt ze sīnen handen, der was Volkźr genant.
Der redete spęhelīche allen sīnen muot.
Swaz ie begie hźr Hagene, daz dūhte den videlęre guot. |
1582 | Ir ross bereitet wāren, die soumęre wol geladen.
Si heten an der verte noch deheinen schaden
genomen, der si müete, wan des küneges kappelān:
der muose ūfe sīnen füezen hin wider zuo dem Rīne gān. |
wie Gelfrât erslagen wart von Dankwarte { 26 } Wie Dankwart Gelfrat erschlug. |
1583 | Dō si nū wāren komen alle ūfe den sant,
der künec begunde vrāgen: Wer sol uns durch daz lant
die rehten wege wīsen, daz wir niht irre varn?
Dō sprach der starke Volkźr: Daz sol ich eine bewarn. |
1584 | Nū enthaltet iuch, sprach Hagene, ritter unde kneht.
Man sol vriunden volgen, jā dunket ez mich reht!
Vil ungefüegiu męre, diu tuon ich iu bekant:
wir enkumen nimmźr wider in Burgonden lant. |
1585 | Daz sageten mir zwei merewīp hiute morgen vruo,
daz wir niht komen widere. Nū rāt ich, waz man tuo:
daz ir iuch wāfent, helde. Ir sult iuch wol bewarn,
wir hān hie starke vīande, daz wir gewerlīche varn. |
1586 | Ich wānde an lügen vinden diu wilden merewīp.
Si jāhen, daz gesunder unser deheines līp
wider ze lande kme, niuwan der kappelān.
Dar umb ich in wolde sō gerne hiute ertrenket hān. |
1587 | Dō vlugen disiu męre von schare ze schar.
Des wurden snelle helde vor leide missevar,
dō si begunden sorgen ūf den herten tōt
an dirre hovereise. Des gie in węrlīche nōt. |
1588 | Dā ze Mringen si wāren über komen,
dā dem Elsen vergen der līp was benomen.
Dō sprach aber Hagene: Sīt daz ich vīande hān
verdienet ūf der strāze, wir werden sicherlīch bestān. |
1589 | Ich sluoc den selben vergen hiute morgen vruo.
Si wizzen wol diu męre. Nū grīfet, helde, zuo,
ob Gelpfrāt und Else hiute hie bestź
unser ingesinde, daz ez in schedelīch ergź. |
1590 | Ich erkenne si sō küene, ez wirdet niht verlān.
Diu ross, diu sult ir lāzen deste sanfter gān,
daz des iemen węne, wir vliehen ūf den wegen.
Des rātes wil ich volgen, sō sprach Gīselhźr der degen. |
1591 | Wer sol daz ingesinde wīsen über lant?
Si sprāchen: Daz tuo Volkźr, dem ist ez hie wol bekant,
stīge und strāze, der küene spileman.
Ê daz mans vollen gerte, man sach gewāfent stān |
1592 | den snellen videlęre. Den helm er ūfgebant.
In hźrlīcher varwe was sīn wīcgewant.
Er bant ouch ze sīnem schafte ein zeichen, daz was rōt.
Sīt kom er mit den künegen in eine grzlīche nōt. |
1593 | Dō was tōt des vergen Gelpfrāte komen
mit gewissem męre. Dō hete ez ouch vernomen
Else der vil starke. Ez was in beiden leit.
Si sanden nāch ir helden. Die wāren schiere bereit. |
1594 | In vil kurzen zīten, ich wilz iuch hren lān,
sach man zuo in rīten, die schaden heten getān
in starken urliugen, vil ungefüegiu her.
Der kōmen Gelpfrāte wol siben hundert oder mźr. |
1595 | Dō si ir grimmen vīanden begunden rīten nāch,
jā beiten si ir hźrren. Den was ein teil ze gāch
nāch den küenen gesten: si wolden anden ir zorn.
Des wart der hźrren vriunde sider mźr verlorn. |
1596 | Dō hete von Tronege Hagene wol gefüeget daz,
wie möhte sīner māge ein helt gehüeten baz,
er pflac der nāchhuote mit den sīnen man
und Dancwart, sīn bruoder. Daz was vil wīslīch getān. |
1597 | In was des tages zerunnen, des enheten si niht mźr.
Er vorhte an sīnen vriunden leit unde sźr.
Si riten under schilden durch der Beyer lant.
Dā nāch in kurzer wīle die helde wurden an gerant. |
1598 | Beidenthalp der strāze und hinden vaste nāch
si hōrten hüeve klaffen. Dem liute was ze gāch.
Dō sprach der küene Dancwart: Man wil uns hie bestān.
Nū bindet ūf die helme! Daz dunket mich rętlīch getān. |
1599 | Si hielten ab ir verte, als ez muoste sīn.
Si sāhen in der vinster der liehten schilde schīn.
Dōne wolde Hagene niht langer si verdagen:
Wer jaget uns ūf der strāze? Daz muose im Gelpfrāt dō sagen. |
1600 | Dō sprach der marcgrāve ūz Beyerlant:
Wir suochen unser vīande, unde haben her nāch gerant.
Ine weiz niht, wer mir hiute mīnen vergen sluoc.
Der was ein helt zen handen. Des ist mir leide genuoc. |
1601 | Dō sprach von Tronege Hagene: Was der verge dīn?
Der wolde uns niht füeren. Des ist diu schulde mīn.
Dō sluoc ich den recken. Deiswār, des gie mir nōt.
Ich hete von sīnen handen vil nāch gewunnen den tōt. |
1602 | Ich bōt im ze miete golt und gewant,
daz er uns über fuorte, helt, in dīn lant.
Dō zurnde er sō sźre, daz er mich dō sluoc
mit einer starken schalten. Des was ich grimme genuoc. |
1603 | Dō kom ich zem swerte und werte im sīnen zorn
mit einer starken wunden. Des wart der helt verlorn.
Daz bringe ich iu ze suone, swie iuch dunket guot.
Dō gie ez an ein strīten. Si wāren herte gemuot. |
1604 | Ich wesse wol, sprach Gelpfrāt, dō hie für gereit
Gunthźr und sīn gesinde, daz uns tęte leit
Hagene von Tronege. Nū sol er niht genesen.
Für des vergen ende der helt muoz hie bürge wesen. |
1605 | Si neigeten über schilde ze stichen nū diu sper,
Gelpfrāt und Hagene. In was zein ander ger.
Else und Dancwart vil hźrlīche riten.
Si versuochten, wer si wāren. Dā wart vil grimme gestriten. |
1606 | Wie möhten sich versuochen immer helde baz?
Von eine starken tjoste hinder daz ross gesaz
Hagene der küene von Gelpfrātes hant.
Im brast daz fürbüege. Dō wart im strīten bekant. |
1607 | Von ir ingesinde der krach der schefte schal.
Dō erholte ouch sich dō Hagene, der ź was ze tal
komen von dem stiche nider an daz gras.
Er węne unsanftes muotes wider Gelpfrāte was. |
1608 | Wer in diu ross behielte, daz ist mir unbekant.
Si wāren zuo der erden komen ūf den sant.
Hagene und Gelpfrāt ein ander liefen an.
Des hulfen ir gesellen, daz in wart strīten kunt getān. |
1609 | Swie bitterlīche Hagene ze Gelpfrāte spranc,
der edel marcgrāve des schildes hin im swanc
ein michel stücke, deiz fiuwer dręte dan.
Des was vil nāch erstorben der küene Gunthźres man. |
1610 | Dō begunde er rüefen Dancwarten an:
Hilf mir, lieber bruoder! Jā hāt mich bestān
ein helt zen sīnen handen, der enlāt mich niht genesen!
Dō sprach der küene Dancwart: Des sol ich scheidęre wesen. |
1611 | Der helt dō spranc dar nāher und sluoc im einen slac
mit einem scharpfen wāfen, dā von er tōt gelac.
Else wolde gerne rechen dō den man.
Er und sīn gesinde schieden schedelīche dan: |
1612 | Im was erslagen der bruoder, selbe wart er wunt.
Wol ahzec sīner degene belīben dā ze stunt
mit dem grimmen tōde. Der hźrre muose dan
vlühteclīchen von den Gunthźres man. |
1613 | Dō die von Beyerlande wichen ūz dem wege,
dō hōrte man nāch hellen die vreislīchen slege.
Dō jageten die von Tronege ir vīanden nāch.
Die sīn niht engelten wānden, den was allen ze gāch. |
1614 | Dō sprach an der vlühte Dancwart der degen:
Wir suln wider wenden balde ūf disen wegen,
und lāze wir si rīten. Si sint von bluote naz.
Gāhe wir zen vriunden! Ich rāte węrlīchen daz. |
1615 | Dō si hin wider kōmen, dā der schade was geschehen,
dō sprach von Tronege Hagene: Helde, ir sult besehen,
wes uns hie gebreste, oder wen wir hān verlorn
hie in disem strīte durch den Gelpfrātes zorn. |
1616 | Si heten verlorn viere. Die muosen si verklagen.
Die wāren wol vergolten: dā wider was erslagen
der von Beyerlande hundert oder baz.
Des wāren den von Tronege ir schilde trüebe und bluotes naz. |
1617 | Ein teil schein ūz den wolken des liehten mānen brehen.
Dō sprach aber Hagene: Niemen sol verjehen
den mīnen lieben hźrren, waz wir hie hān getān.
Lāt si unze morgen āne sorge bestān. |
1618 | Dō si nū nāch in kōmen, die dort striten ź,
dō tet dem ingesinde diu müede harte wź.
Wie lange sul wir rīten? sprach manec man.
Dō sprach der küene Dancwart: Wir mugen niht herberge hān. |
1619 | Ir müezet alle rīten, unz ez werde tac.
Volkźr der snelle, der des gesindes pflac,
bat den marschalc vrāgen: Wā sul wir hīnte sīn,
dā gerasten unser mre und ouch die lieben hźrren mīn? |
1620 | Dō sprach der küene Dancwart: Ine kans iu niht gesagen.
Wir enmugen niht geruowen, ź ez beginne tagen.
Swā wirz danne vinden, dā legen uns an ein gras!
Dō si diu męre hōrten, wie leit in sūmelīchen was! |
1621 | Si belīben unvermeldet des heizen bluotes rōt.
unz daz diu sunne ir liehtez schīnen bōt
dem morgen über berge, daz ez der künec sach,
daz si gestriten heten. Der helt vil zorneclīchen sprach: |
1622 | Wie nū, vriunt Hagene, iu węn versmāhet daz,
daz ich bī iu węre, dā iu die ringe naz
sus wurden von dem bluote! Wer hāt daz getān?
Er sprach: Daz tet Else. Der hete uns nehten bestān. |
1623 | Durch den sīnen vergen wir wurden an gerant.
Dā sluoc Gelpfrāten mīnes bruoder Dancwarten hant.
Sīt entran uns Else. Des twanc in michel nōt.
In hundert und uns viere belīben in dem strīte tōt. |
1624 | Wir kunnen niht bescheiden, wā si sich leiten nider.
Alle die lantliute, die gevrieschen sider,
daz ze hove fuoren der edelen Uoten kint.
Si wurden wol enpfangen dā ze Pazzouwe sint. |
1625 | Der edelen künege heim, der bischof Pilgrīn
dem wart vil wol ze muote, dō die neven sīn
mit alsō vil recken kōmen zuo zim in daz lant.
Daz er in willec węre, daz wart in schiere bekant. |
1626 | Si wurden wol enpfangen von vriunden ūf den wegen.
Dā ze Pazzouwe man kunde ir niht gepflegen,
si muosen überz wazzer, dā si funden velt.
Dā wurden ūf gespannen hütten unde gezelt. |
1627 | Si muosen dā belīben allen einen tac
und ouch die naht. Mit vollen wie schōne man ir pflac!
Dar nāch si muosen rīten in Rüedegźres lant.
Dem wurden ouch diu męre dar nāch vil schiere bekant. |
1628 | Dō die wegemüeden ruowe genāmen,
unde si dem lande nāher kāmen,
dō fundens ūf der marke slāfende einen man,
dem von Tronege Hagene ein starkez wāfen an gewan. |
1629 | Jā was geheizen Eckewart der starke ritter guot.
Er gewan der umb einen trūrigen muot,
dā er verlōs daz wāfen von der helde vart.
Die marke Rüedegźres, die fundens übele bewart. |
1630 | Ouwź mir dirre schande! sprach dō Eckewart,
Jā riuwet mich vil sźre der Burgonden vart!
Sīt ich Sīvride verlōs, sīt was mīn vröude vergān.
Ouwź, hźrre Rüedegźr, wie hān ich wider dich getān! |
1631 | Dō hōrte vil wol Hagene des edelen recken nōt.
Et gap im wider sīn wāfen und sehs bouge rōt,
Die habe dir, helt, ze minnen, daz dū mīn vriunt sīst.
Dū bist ein degen küene, swie eine dū ūfe der marke list. |
1632 | Got lōn iu iuwerer bouge! sprach dō Eckewart,
Doch riuwet mich vil sźre zen Hiunen iuwer vart.
Ir sluoget Sīvriden. Man ist iu hie gehaz.
Daz ir iuch wol behüetet, an triuwen rāt iu daz. |
1633 | Nū müeze uns got behüeten, sprach dō Hagene.
Jāne hānt niht mźre sorge dise degene
wan umb die herberge, die künege und ouch ir man,
wā wir in disem lande noch hīnte nahtselde hān. |
1634 | Diu ross sint uns verdorben ūf den herten wegen,
und der spīse zerunnen, sprach Hagene der degen.
Wir vinden ez niender veile. Uns węre wirtes nōt,
der uns noch hīnte gębe durch sīne tugende sīn brōt. |
1635 | Dō sprach aber Eckewart: Ich zeig iu einen wirt,
daz ir ze hūse selten sō wol bekomen birt
in deheinem lande, als iu hie mac geschehen,
ob ir vil snelle degene wellet Rüedegźren sehen. |
1636 | Der sitzet ūf der strāze und ist der beste wirt,
der ie kom ze hūse. Sīn herze tugende birt,
alsō der süeze meie daz gras mit bluomen tuot.
Swenne er sol helden dienen, sō ist er vrlīch genuot. |
1637 | Dō sprach der künec Gunthźr: Welt ir mīn bote sīn,
ob uns welle enthalten durch den willen mīn
mīn lieber vriunt Rüedegźr, mīne māge und unser man?
daz wil ich immer dienen, sō ich aller beste kan. |
1638 | Der bote bin ich gerne, sprach dō Eckewart.
Mit vil guotem willen huop er sich an die vart
und sagete dō Rüedegźre, als er hete vernomen.
Im was in manegen zīten niht sō lieber męre komen. |
1639 | Man sach ze Bechelāren īlen einen degen.
Selbe erkande in Rüedegźr. Er sprach: Ûf disen wegen
dort her gāhet Eckewart, ein Kriemhilde man.
Er wānde, daz die vīande im hete leide getān. |
1640 | Dō gie er für die porten, dā er den boten vant.
Daz swert er ab gurte und leitez von der hant.
Diu męre, diu er brāhte, wurden niht verdaget
den wirt und sīne vriunde. Ez wart in schiere gesaget. |
1641 | Er sprach zem marcgrāven: Mich hāt zuo ziu gesant
Gunthźr, der hźrre von Burgonden lant,
und Gīselhźr, sīn bruoder, und ouch Gźrnōt.
Der recken ieslīcher iu sīnen dienest her enbōt. |
1642 | Daz selbe hāt ouch Hagene und Volkźr
mit triuwen vlīzeclīche. Noch sage ich iu mźr,
daz iu des küneges marschalc bī mir daz enbōt,
daz den guoten knehten węre iuwer herberge nōt. |
1643 | Mit lachendem munde antwurte Rüedegźr:
Nū wol mich dirre męre, daz die künege hźr,
daz si geruochent mīner dieneste! Der wirt in niht verseit.
Koment si mir ze hūse, des bin ich vrō und gemeit. |
1644 | Dancwart, der marschalc, der hiez iuch wizzen lān,
wen ir ze hūse mit in soldet hān:
sehzec sneller recken, und tūsent ritter guot,
und niun tūsent knehte. Dō wart er vrlīch gemuot. |
1645 | Nū wol mich dirre geste! sprach dō Rüedegźr,
daz mir koment ze hūse dise recken hźr,
den ich noch vil selten iht gedienet hān.
Nū rītet in engegene, beide māge und man! |
1646 | Dō īlten zuo den rossen ritter und kneht.
Swaz in gebōt ir hźrre, daz dūhte si alle reht.
Dō liezen si in der dienste zogen deste baz.
Noch enweste es niht vrou Gotelint, diu in ir kemenāten saz. |
wie si ze Bechelâren kômen { 27 } Wie der Markgraf die Könige empfing. |
1647 | Dō gie der marcgrāve, dā der die vrouwen vant,
sīn wīp mit sīner tohter, und sagete in zehant
diu vil lieben męre, diu er hete vernomen,
daz in ir vrouwen bruoder dar ze hūse solden komen. |
1648 | Vil liebiu triutinne, sprach dō Rüedegźr,
Ir sult vil wol enpfāhen die edelen künege hźr,
sō si mit ir gesinde her ze hove gān.
Ir sult ouch schōne grüezen Hagenen, Gunthźres man. |
1649 | Mit in kumt ouch einer, der heizet Dancwart,
der ander heizet Volkźr, an zühten wol bewart.
Die sehse sult ir küssen und diu tohter mīn,
unde sult ouch bī den recken in zühten güetlīche sīn. |
1650 | Daz lobten dō die vrouwen und wāren sīn bereit.
Si suochten ūz den kisten diu hźrlīchen kleit,
dar inne si engegene den recken wolden gān.
Dā wart vil michel vlīzen von schnen wīben getān. |
1651 | Gevelschet vrouwen varwe vil lützel man dā vant.
Si truogen ūf ir houbete von golde liehtiu bant,
daz wāren schapel rīche, daz in ir schne hār
zefuorten niht die winde. Daz ist an den triuwen wār. |
1652 | In sölchen unmuozen sul wir die vrouwen lān.
Hie wart vil michel gāhen über velt getān
von Rüedegźres vriunden, dā man die fürste vant.
Si wurden wol enpfangen in des marcgrāven lant. |
1653 | Dō si der marcgrāve zuo zim komen sach,
Rüedegźr der snelle vil vrlīche sprach:
Sīt willekomen, ir hźrren und ouch iuwer man,
hie in mīnem lande! Vil gerne ich iuch gesehen hān! |
1654 | Dō nigen im die recken mit triuwen āne haz.
Daz er in willec węre, vil wol erzeigete er daz.
Besunder gruozte er Hagenen, den hete er ź bekant,
alsam tet er Volkźrn ūzer Burgonden lant. |
1655 | Er enpfie ouch Dancwarten. Dō sprach der küene degen:
Sīt ir uns welt beruochen, nū wer sol danne pflegen
des unsern ingesindes, daz wir haben brāht?
Dō sprach der marcgrāve: Ir sult haben guote naht |
1656 | und allez iuwer gesinde. Swaz ir in daz lant
habt mit iu gefüeret, ross und ouch gewant,
dem schaffe ich sölche huote, daz sīn niht wirt verlorn,
daz iu ze schaden bringe gegen einigem sporn. |
1657 | Spannet ūf, ir knehte, die hütten an daz velt!
Swaz ir hie verlieset, des wil ich wesen gelt.
Ziehet ab die zoume, diu ross lāzet gān!
Daz hete in wirt deheiner dā vor vil selten getān. |
1658 | Des vröuten sich die geste. Dō daz geschaffen was,
die hźrren riten dannen. Sich leiten an da gras
über al die knehte. Sie heten guot gemach.
Ich węne, in an dirre verte nie sō sanfte geschach.
|
1659 | Diu edele marcgrāvinne was für die burc gegān
mit ir vil schnen tohter. Dō sach man bī ir stān
die minneclīchen vrouwen und manege schne meit.
Die truogen vil der bouge und ouch hźrlīchiu kleit. |
1660 | Daz edel gesteine lūhte verre dan
ūz ir vil rīchen węte. Si wāren wolgetān.
Dō kōmen ouch die geste und erbeizten sā zehant.
Hey, waz man grōzer zühte an den Burgonden vant! |
1661 | Sehs und drīzec megde und manec ander wīp,
den was wol ze wunsche geschaffen gar der līp,
die giengen in engegene mit manegem küenem man.
Dā wart ein schne grüezen von edelen vrouwen getān. |
1662 | Diu edele marcgrāvinne kuste die künege alle drī.
Alsam tet ir muoter. Dā stuont ouch Hagene bī.
Ir vater hiez in küssen. Dō blicte si in an.
Er dūhte si sō vorhtlīch, daz siz vil gerne hete lān. |
1663 | Dō muoste si daz leisten, daz ir der wirt gebōt.
Gemischet wart ir varwe, bleich unde rōt.
Si kuste ouch Dancwarten, dar nāch den spileman.
Durch sīnes lībes ellen wart im daz grüezen getān. |
1664 | Diu junge marcgrāvinne, diu nam bī der hant
Gīselhźr, den recken von Burgonden lant.
alsam tet ouch ir muoter Gunthźr den küenen man.
Si giengen mit den helden vil harte vrlīche dan. |
1665 | Der wirt gie bī Gźrnōte in einen wīten sal.
Ritter und vrouwen gesāzen dā ze tal.
Dō hiez man balde schenken den gesten guoten wīn.
Jāne dorften nimmźr helde baz gehandelet sīn. |
1666 | Mit lieben ougen blicken wart gesehen an
diu Rüedegźres tohter. Diu was sō wolgetān,
jā trūte si in den sinnen vil manec ritter guot.
Daz kunde ouch si verdienen. Si was hōhe gemuot. |
1667 | Si dāhten, swes si wolden, des enmohte aber niht geschehen.
Hin und her wider wart dā vil gesehen
an megede und an vrouwen, der saz dā genuoc.
Der edel videlęre dem wirte holden willen truoc. |
1668 | Nāch gewonheite sō schieden si sich dā.
Ritter und vrouwen, die giengen anderswā.
Dō rihte man die tische in dem sale wīt.
Den unkunden gesten diente man hźrlīche sīt. |
1669 | Durch der geste liebe hin ze tische gie
diu edele marcgrāvinne. Ir tohter si dō lie
belīben bī den kinden, dā si von rehte saz.
Die geste ir niht ensāhen. Si müete węrlīche daz. |
1670 | Dō si getrunken heten und gezzen über al,
dō wīste man die schnen wider in den sal.
Gemelīcher sprüche wart dā niht verdeit.
Der redete vil dō Volkźr, ein degen küen und gemeit. |
1671 | Dō sprach offenlīchen der edel spilman:
Rīcher marcgrāve, got hāt an iu getān
vil genędeclīchen, wand er iu hāt gegeben
ein wīp sō rehte schne, dar zuo ein wunneclīchez leben. |
1672 | Ob ich ein fürste węre, sprach der spilman,
und solde ich tragen krōne, ze wībe wolde ich hān
die iuwern schnen tohter. Des wünschet mir der muot.
Diu ist minneclīch ze sehen, dar zuo edel und guot. |
1673 | Dō sprach der marcgrāve: Wie möhte daz gesīn,
daz immer künec gerte der lieben tohter mīn?
Wir sīn hie ellende, beide ich und mīn wīp.
Waz hilfet grōziu schne an der juncvrouwen līp? |
1674 | Des antwurte Gźrnōt, der wolgezogen man:
Und solde ich triutinne nāch mīnem willen hān,
sō wolde ich sölches wībes immer wesen vrō.
Des antwurte Hagene vil harte güetlīchen dō: |
1675 | Nū sol mī hźrre Gīselhźr doch nemen ein wīp!
Ez ist sō hōher māge der marcgrāvinne līp,
daz wir gerne dienten, ich unde sīne man,
und solde si under krōne dā zen Burgonden gān. |
1676 | Diu rede Rüedegźren dūhte harte guot,
und ouch Gotelinde. Jā vröute sich in der muot.
Dō truogen an die helde, daz si ze wībe nam
Gīselhźr der edele, als ez wol künege gezam. |
1677 | Swaz sich sol gefüegen, wer möhte daz understān?
Man bat die juncvrouwen hin ze hove gān.
Dō swuor man im ze gebene daz wunneclīche wīp.
Dō lobte ouch er ze minnen den ir vil minneclīchen līp. |
1678 | Man beschiet der juncvrouwen bürge unde lant.
Des sicherte dā mit eiden des edelen küneges hant
und ouch der hźrre Gźrnōt, daz würde daz getān.
Dō sprach der marcgrāve: Sīt ich der bürge niene hān, |
1679 | sō sol ich iu mit triuwen immer wesen holt.
Ich gibe ze mīner tohter silber unde golt,
sō hundert soumęre meiste mügen tragen,
daz ich des heldes māgen nāch źren müge wol behagen. |
1680 | Dō hiez man si beide stān an einen rinc
nāch gewonheite. Vil manec jungelinc
in vrlīchem muote in zegegen stuont.
Si gedāhten in ir sinnen, sō noch die tumben gerne tuont. |
1681 | Dō man begunde vrāgen die minneclīchen meit,
ob si den recken wolde, ein teil was ez ir leit,
und dāhte doch ze nemene den wętlīchen man.
Si schamte sich der vrāge, sō manec maget hāt getān. |
1682 | Ir riet ir vater Rüedegźr, daz si spreche Jā!
und daz si in gerne nęme. Vil schiere dō was dā
mit sīnen wīzen handen, der si umbeslōz,
Gīselhźr der edele. Swie lützel si sīn doch genōz! |
1683 | Dō sprach der marcgrāve: Ir edele künege rīch,
als ir nū wider rītet, daz ist gewonlīch,
heim hin zen Burgonden, sō gip ich iu mīn kint,
daz ir si mit iu füeret. Daz gelobten si sint. |
1684 | Swaz man dō schalles hōrte, den muosen si dō lān.
Man hiez die juncvrouwen zer kemenāten gān,
und ouch die geste slāfen und ruowen an den tac.
Dō bereite man die spīse. Der wirt ir güetlīche pflac. |
1685 | Dō si enbizzen wāren, si wolden dannen varn
gegen der Hiunen landen. Daz heiz ich wol bewarn,
sprach der wirt vil edele, Ir sult ouch hie bestān,
wand ich sō lieber geste selten hie iht gewunnen hān. |
1686 | Des antwurte Dancwart: Jāne mac es niht gesīn!
wā nemt ir die spīse, daz brōt und ouch den wīn,
daz ir sō manegen recken noch hīnte müeset hān?
Dō daz der wirt gehōrte, er sprach: Ir sult die rede lān. |
1687 | Mīne vil lieben hźrren, ir sult mir niht versagen.
Jā gebe ich iu die spīse ze vierzehen tagen,
mit allem iuwerem gesinde, daz mit iu her ist komen!
Mir hāt der künec Etzel noch vil wźnec iht genomen. |
1688 | Swie sźre si sich werten, si muosen dā bestān
unz an den vierden morgen. Dō wart dā getān
von des wirtes milte, daz verre wart geseit.
Er gap den sīnen gesten beidiu ross und kleit. |
1689 | Ez enkunde niht wern langer, si muosen dannen varn.
Rüedegźr der küene vil wźnec iht gesparn
kunde vor sīner milte. Swes iemen gerte nemen,
daz versagete er niemen. Ez muose in allen gezemen. |
1690 | Ir edel ingesinde brāhte für daz tor
gesatelt vil der mre. Dō kom zuo zin dā vor
vil der vremden recken. Si truogen schilde enhant,
wande si wolden rīten in daz Etzelen lant. |
1691 | Der wirt dō sīne gābe bōt über al,
ź daz die edelen geste kmen für den sal.
Er kunde milteclīche mit grōzen źren leben.
Die sīne tohter schne, die hete er Gīselhźr gegeben. |
1692 | Dō gap er Gunthźre, dem helde lobelīch,
daz wol truoc mit źren der edel fürste rīch,
swie selten er gābe enpfienge, ein wāfenlīch gewant.
Dar nāch neic dō Gunthźr des edelen Rüedegźres hant. |
1693 | Dō gap er Gźrnōte ein wāfen guot genuoc,
daz er sīt in sturme vil hźrlīchen truoc.
Der gābe im vil wol gunde des marcgrāfen wīp.
Dā von der guote Rüedegźr sīt muose verliesen den līp. |
1694 | Gotelint bōt Hagenen, als ir vil wol gezam,
ir minneclīchen gābe, sīt si der künec nam,
daz er ouch ān ir stiure zuo der hōchgezīt
von ir varn niht solde, doch widerredete er ez sīt. |
1695 | Alles, des ich ie gesach, sprach dō Hagene,
sōne gerte ich niht mźre hinnen ze tragene
niuwan jenes schildes dort an jener want.
Den wolde ich gerne füeren in daz Etzelen lant. |
1696 | Dō diu marcgrāvinne Hagenen rede vernam,
ez mante si ir leides. Weinen si gezam.
Dō gedāhte si vil tiure an Nuodunges tōt.
Den hete erslagen Witege. Dā von sō hete si jāmers nōt. |
1697 | Si sprach zuo dem degene: Den schilt wil ich iu geben.
Daz wolde got von himele, daz er noch solde leben,
der in dā truoc enhende! Der lac in sturme tōt.
Den muoz ich immer weinen. Des gāt mir armem wībe nōt. |
1698 | Diu edele marcgrāvinne von dem sedele gie.
Mit ir vil wīzen handen si den schilt gevie.
Diu vrouwe truoc in Hagenen. Er nam in an die hant.
Diu gābe was mit źren an den recken gewant. |
1699 | Ein hulft von liehtem pfelle ob sīner varwe lac,
bezzern schilt deheinen belūhte nie der tac,
von edelem gesteine. Swer sīn hete gegert
ze koufen, an der koste was er wol tūsent marke wert. |
1700 | Den schilt hiez dō Hagene tragen vor im dan.
Dō begunde Dancwart hin ze hove gān.
Dem gap vil rīchiu kleider des marcgrāven kint.
Diu truoc er zen Hiunen vil harte hźrlīche sint. |
1701 | Allez, daz der gābe von in wart genomen,
in ir deheines hende węre ir niht bekomen,
wan durch des wirtes liebe, der ez in sō schōne bōt.
Sīt wurdens im sō vīent, daz si in muosen slahen tōt. |
1702 | Volkźr der snelle mit sīner videlen dan
gie gezogenlīche für Gotelinde stān.
Er videlte süeze dne und sanc ir sīniu liet.
Dā mit nam er urloup, dō er von Bechelāren schiet. |
1703 | Ir hiez diu marcgrāvinne eine lade tragen.
Von vriuntlīcher gābe müget ir hren sagen:
dar ūz nam si zwelf bouge unde spiens im an die hant:
Die sult ir hinnen füeren in daz Etzelen lant |
1704 | unde sult durch mīnen willen si ze hove tragen,
swenne ir wider wendet, daz man mir müge sagen,
wie ir mir habt gedienet dā zer hōchgezīt!
Des diu vrouwe gerte, vil wol leiste er daz sīt. |
1705 | Dō sprach der wirt zen gesten: Ir sult deste sanfter varn.
Ich wil iuch selbe leiten und heizen wol bewarn,
daz iu ūf der strāze niemen müge geschaden.
Dō wurden sīne soume harte schiere geladen. |
1706 | Der wirt wart wol bereitet, mit fünf hundert man
mit rossen und mit kleidern. Die fuorte er mit im dan
vil harte hźrlīchen zuo der hōchgezīt.
Der einer mit dem lebene kom nie ze Bechelāren sīt. |
1707 | Mit kusse minneclīche der wirt dō dannen schiet.
Alsō tet ouch Gīselhźr, als im sīn tugent riet.
Mit umbeslozzen armen si trūten schniu wīp.
Daz muose sīt beweinen vil maneger juncvrouwen līp. |
1708 | Dō wurden allenthalben diu venster ūf getān.
Der wirt mit sīnen mannen zen rossen wolde gān.
Ich węn, ir herze in sagete diu krefteclīchen leit.
Dā weinte manec vrouwe und manec wętlīchiu meit. |
1709 | Nāch ir lieben vriunden genuoge heten sźr,
die si ze Bechelāren gesāhen nimmer mźr.
Doch riten si mit vröuden nider über sant,
ze tal bī Tuonouwe, ūz in daz hiunische lant. |
1710 | Dō sprach zen Burgonden der ritter vil gemeit,
Rüedegźr der edele: Jāne suln niht verdeit
wesen unser męre, daz wir zen Hiunen komen!
Im hāt der künec Etzel nie sō liebes niht vernomen. |
1711 | Ze tal durch Ôsterrīche der bote balde reit.
Den liuten allenthalben wart daz wol geseit,
daz die helde kōmen von Wormez über Rīn.
Des küneges ingesinde kunde ez niht lieber gesīn. |
1712 | Die boten für strichen mit den męren,
daz die Nibelunge zen Hiunen węren:
Dū solt si wol enpfāhen, Kriemhilt, vrouwe mīn.
Dir koment nāch vil grōzen źren die vil lieben bruoder dīn. |
1713 | Kriemhilt, diu vrouwe, in ein venster stuont.
Si warte nāch den māgen, sō noch vriunde nāch vriunden tuont.
Von ir vater lande sach si manegen man.
Der künec vriesch ouch diu męre. Vor liebe er lachen began. |
1714 | Nū wol mich mīner vröuden! sprach dō Kriemhilt,
Hie bringent mīne māge vil manegen niuwen schilt
und halsperge wīz. Swer nemen welle golt,
der gedenke mīner leide, und wil im immer wesen holt. |
wie Kriemhilt Hagenen enphie { 28 } Wie Kriemhild Hagen empfing. |
1715 | Dō die Burgonden kōmen in Etzelen lant,
dō gevriesch ez von Berne der alte Hildebrant.
Er sagte ez sīnem hźrren. Ez was im harte leit.
Er bat in wol enpfāhen die riter küene und gemeit. |
1716 | Wolfhart der snelle hiez bringen diu marc.
Dō reit mit Dieterīche vil manec degen starc,
dā er si grüezen wolde, zuo zin an daz velt.
Dā hetens ūf gebunden vil manec hźrlīch gezelt. |
1717 | Dō si von Tronege Hagene verrest rīten sach,
zuo den sīnen hźrren gezogenlīch er sprach:
Nū sult ir snelle recken von den sedeln stān,
und gāt in hin engegene, die iuch dā wellent enpfān! |
1718 | Dort kumt her ein gesinde, daz ist mir wol bekant.
Ez sint vil snelle degene von Amelunge lant,
die füert der von Berne. Die sint vil hōchgemuot.
Ir sult ez niht versmāhen, swaz man iu dieneste getuot. |
1719 | Dō stuonden von den rossen, daz was michel reht,
neben Dieterīche manec ritter und kneht.
Si giengen zuo den gesten, dā man die helde vant.
Si gruozten minneclīchen die von Burgonden lant, |
1720 | dō si der hźrre Dieterīch gegen im komen sach.
Hie müget ir gerne hren, waz dō der degen sprach
zuo den Uoten kinden: ir reise was im leit.
Er wānde, ez wiste Rüedegźr, daz erz in hete geseit. |
1721 | Sīt willekomen, ir hźrren, Gunthźr und Gīselhźr,
Gźrnōt und Hagene! Sam sī hźr Volkźr
und Dancwart der vil snelle! Ist iu daz niht bekant,
Kriemhilt noch sźre weinet den helt von Nibelunge lant! |
1722 | Si mac wol lange weinen, sprach dō Hagene,
Er līt vor manegem jāre gar ze tōde erslagene.
Den künec von den Hiunen, den sol si holden haben.
Sīvrit kumt niht widere. Er ist vor maneger zīt begraben. |
1723 | Die Sīvrides wunden lāzen wir nū stān!
sol leben diu vrouwe Kriemhilt, noch mac schade ergān.
Sō redete von Berne der hźrre Dieterīch:
Trōst der Nibelunge, dā vor behüete dū dich! |
1724 | Wie sol ich mich behüeten? sprach der künec hźr,
Etzel uns boten sande, wes sol ich vrāgen mźr,
daz wir zuo zim solden rīten her in daz lant.
Ouch hāt uns manegiu męre mīn swester Kriemhilt gesant. |
1725 | Ich kan iu wol gerāten, sprach aber Hagene,
nū bittet iu diu męre baz ze sagene
den hźrren Dieterīchen und sīne helde guot,
daz si iuch lāzen wizzen der vroun Kriemhilde muot. |
1726 | Dō giengen sundersprāchen die drīe künege rīch,
Gunthźr und Gźrnōt, und ouch hźr Dieterīch:
Nū sage uns, von Berne vil edel ritter guot,
wie dir sī gewizzen umb der küneginne muot! |
1727 | Dō sprach der voget von Berne: Waz sol ich mźre sagen?
Ich hre alle morgen weinen und klagen
mit jęmerlīchen siten daz Etzelen wīp
dem rīchen got von himele des starken Sīvrides līp. |
1728 | Ez ist źt unerwendet, sprach der küene man,
Volkźr der videlęre, daz wir vernomen hān.
Wir suln ze hove rīten, und suln lāzen sehen,
waz uns vil snellen degenen dā zen Hiunen müge geschehen. |
1729 | Die küenen Burgonden hin ze hove riten.
Si kōmen hźrlīche nāch des landes siten.
Dō wunderte dā zen Hiunen vil manegen küenen man
umb Hagenen von Tronege, wie der węre getān, |
1730 | durch daz man sagete męre, des was im genuoc,
daz er von Niderlande Sīvriden sluoc,
sterkest aller recken, den Kriemhilde man.
Des wart michel vrāge ze hove nāch Hagenen getān. |
1731 | Der helt was wol gewahsen, daz ist al wār.
Grōz was er zen brüsten, gemischet was sīn hār
mit einer grīsen varwe. Diu bein wāren im lanc
und eislīch sīn gesihene. Er hete hźrlīchen ganc. |
1732 | Dō hiez man herbergen die Burgonden man.
Gunthźres ingesinde, daz wart gesundert dan.
Daz riet diu küneginne, diu im vil hazzes truoc.
Dā von man sīt die knehte in der herberge sluoc. |
1733 | Dancwart, Hagenen bruoder, der was marschalc.
Der künec im sīn gesinde vlīzeclīch bevalch,
daz er ir vil wol pflęge, und in gębe genuoc.
Der helt von Burgonden in allen guoten willen truoc. |
1734 | Kriemhilt diu schne mit ir gesinde gie,
dā si die Nibelunge mit valschem muot enpfie.
Si kuste Gīselhźren und nam in bī der hant.
Daz sach von Tronege Hagene. Den helm er vaste gebant. |
1735 | Nāch sus getānem gruoze, sprach dō Hagene,
mügen sich verdenken snelle degene.
Man gruozet sunderlingen die künege und ir man.
Wir haben niht guoter reise zuo dirre hōchgezīt getān. |
1736 | Si sprach: Sīt willekomen, swer iuch gerne siht!
Durch iuwer selbes vriuntschaft sō grüeze ich iuwer niht.
Saget, waz ir mir bringet von Wormez über Rīn,
dar umb ir mir sō grōze soldet willekomen sīn. |
1737 | Hete ich gewest diu męre, sprach dō Hagene,
daz iu gābe solden bringen degene,
ich węre sol sō rīche, hete ich mich baz verdāht,
daz ich iu mīne gābe her ze lande hete brāht. |
1738 | Nū sult ir mich der męre mźre wizzen lān:
hort der Nibelunge, war habt ir den getān?
Der was doch mīn eigen. Daz ist wol bekant.
Den soldet ir mir füeren in daz Etzelen lant. |
1739 | Entriuwen, mīn vrou Kriemhilt, des ist vil manec tac,
daz ich hort der Nibelunge niene gepflac.
Den hiezen mīne hźrren senken in den Rīn.
Dā muoz er węrlīche unz an daz jungeste sīn! |
1740 | Dō sprach diu küneginne: Ich hāns ouch gedāht.
Ir habt mirs noch vil wźnec her ze lande brāht,
swie er mīn eigen węre unde ich sīn wīlen pflac.
Des hān ich alle zīte vil manegen trūrigen tac. |
1741 | Jā bringe ich iu den tiuvel! sprach aber Hagene.
Ich hān an mīnem schilde sō vil ze tragene
und an der mīnen brünne. Mīn helm, der ist sō lieht.
Daz swert an mīner hende, des enbringe ich iu nieht! |
1742 | Dō sprach diu küneginne zen recken über al:
Man sol deheiniu wāfen tragen in den sal.
Ir helde, ir sult mirs ūf geben. Ich wil si behalten lān.
Entriuwen, sprach dō Hagene, ez wirdet nimmźr getān. |
1743 | Jāne ger ich niht der źren, fürsten wine milt,
daz ir zen herbergen trüeget mīnen schilt
unde ander mīn gewęfen! Ir sīt ein künegīn.
Daz enlźrte mich niht mīn vater. Ich wil selbe kameręre sīn. |
1744 | Ouwź mīner leide! sprach dō vrou Kriemhilt.
War umbe wil mīn bruoder und Hagene sīnen schilt
niht lāzen behalten? Si sint gewarnōt.
Und wesse ich, wer daz tęte, der müese kiesen den tōt. |
1745 | Des antwurte ir mit zorne der fürste Dieterīch:
Ich bin ez, der hāt gewarnet die edelen künege rīch
und Hagenen den küenen, den Burgonden man.
Nū zuo, vālandinne, dūne solt michs niht geniezen lān! |
1746 | Desw schamte sich vil sźre daz Etzelen wīp.
Si vorhte bitterlīchen den Dieterīches līp.
Dō gie si von im balde, daz si niene sprach,
wan daz si swinde blicke an ir vīande sach. |
1747 | Behenden sich dō viengen zwźne degene.
Daz eine was hźr Dieterīch, daz ander Hagene.
Dō sprach gezogenlīche der recke vil gemeit:
Daz iuwer komen zen Hiunen, daz ist mir węrlīche leit, |
1748 | durch daz diu küneginne daz gesprochen hāt.
Dō sprach von Tronege Hagene: Es wirt wol alles rāt.
Sus redeten mit ein ander die zwźne küene man,
daz der künec Etzel dar umbe vrāgen began: |
1749 | Diu męre weste ich gerne, sprach der künec rīch,
wer der recke węre, den hort hźr Dieterīch
sō vriuntlīch enpfāhet. Er treit vil hōhen muot.
Swere sīn vater węre, er mac wol sīn ein helt guot. |
1750 | Des antwurte dem künege ein Kriemhilde man:
Er ist geborn von Tronege. Sīn vater hiez Aldrīān.
Swie blīde er hie gebāre, er ist ein grimmer man.
Ich lāze iuch daz wol schouwen, daz ich gelogen niene hān. |
1751 | Wie sol ich daz erkennen, daz er sō grimmec ist?
Dannoch er niene wesse vil manegen argen list,
den sīt diu küneginne an ir māgen begie,
daz si mit dem lebene deheinen von den Hiunen lie. |
1752 | Wol erkande ich Aldrīānen, der was mīn man.
Lop unde michel źre er hie bī mir gewan.
Ich machete in ze ritter und gap im mīn golt.
Helche diu getriuwe was im inneclīchen holt. |
1753 | Dā von ich wol erkenne allez Hagenen sint.
Ez wurden mīne gīsel zwei wętlīchiu kint,
er unde von Spānje Walthźr, die wuohsen hie ze man.
Hagenen sande ich wider heim, Walthźr mit Hildegunt entran. |
1754 | Er gedāhte langer męre, diu wāren ź geschehen.
Sīnen vriunt von Tronege, den hete er rehte ersehen,
der im in sīner jugende vil starkiu dienes bōt.
Sīt vrumte er im in alter vil manegen lieben vriunt tōt. |
Wie Kriemhilt Hagenen verweiz und wie er niht gźn ir ūf stuont { 29 } Wie Kriemhild Hagen einen Verweis erteilte und wie er sich nicht vor ihr erhob. |
1755 | Dō schieden sich die zwźne recken lobelīch,
Hagene von Tronege und ouch hźr Dieterīch.
Dō blicte über ahsel der Gunthźres man
nāch einem hergesellen, den er vil schiere gewan. |
1756 | Dō sach er Volkźr bī Gīselhźre stān.
Den spęhen videlęre bat er mit im gān,
wand er vil wol erkande sīnen grimmen muot.
Er was an allen dingen ein ritter küene und guot. |
1757 | Noch liezen si die hźrren ūf dem hove stān.
Niuwan si zwźne aleine sach man dannen gān
über den hof vil verre für einen palas wīt.
Die ūz erwelten degene vorhten niemens nīt. |
1758 | Si gesāzen vor dem hūse gegen einem sal,
der was Kriemhilde, ūf eine banc ze tal.
Dō lūhte in von ir lībe ir hźrlīch gewant.
Genuoge, die si sāhen, si heten gerne bekant. |
1759 | Alsam tier diu wilden wurden gekapfet an
die übermüeten helde von den Hiunen man.
Si ersach ouch durch ein venster daz Etzelen wīp.
Des wart aber betrüebet der schnen Kriemhilden līp. |
1760 | Ez mante si ir leide. Weinen si began.
Des hete michel wunder die Etzelen man,
waz ir sō schiere betrüebet hete den muot.
Si sprach: Daz hāt Hagene, ir helde küene unde guot. |
1761 | Si sprāchen zuo der vrouwen: Wie ist daz geschehen?
Wand wir iuch niulīche haben vrō gesehen.
Nie niemen wart sō küene, der ez iu hāt getān,
heizet ir ez uns rechen, ez sol im an sīn leben gān! |
1762 | Daz wolde ich immer dienen, swer ręche mīniu leit.
Alles des er gerte, des węre ich im bereit.
Ich biute mich iu ze füezen, sprach des küneges wīp,
rechet mich an Hagene, daz er verliese den līp! |
1763 | Dō garten sich vil balde sehzec küener man
durch Kriemhilde willen. Si wolden hine gān
und wolden slahen Hagenen, den vil küenen man,
und ouch den videlęre. Daz wart mit rāte getān. |
1764 | Dō diu küneginne ir schar sō kleine sach,
in einem grimmem muote si zuo den helden sprach:
Des ir dā habt gedingen, des sult ir abe gān.
Jāne durfet ir sō ringe nimmźr Hagenen bestān! |
1765 | Swie starc und swie küene von Tronege Hagene sī,
noch ist er verre sterker, der im dā sitzet bī,
Volkźr der videlęre. Der ist ein übel man.
Jāne sult ir die helde niht sō līhte bestān! |
1766 | Dō si daz gehōrten, dō garte sich ir mźr.
vier hundert sneller recken. Diu küneginne hźr
was des gente, daz si in tęte leit.
Dā von wart sīt degenen vil michel sorge bereit. |
1767 | Dō si vil wol gewāfent daz ir gesinde sach,
zuo den snellen recken diu küneginne sprach:
Nū bītet eine wīle. Jā sult ir stille stān!
Ich wil under krōne zuo mīnen vīanden gān. |
1768 | Unde hret itewīze, daz mir hāt getān
Hagene von Tronege, der Gunthźres man.
Ich weiz in sō übermüeten, daz er mir lougent niht.
Sō ist ouch mir unmęre, swaz im dar umbe geschiht. |
1769 | Dō sach der videlęre, ein küene spilman,
die edelen küneginne ab einer stiege gān,
nider von einem hūse. Als er daz gesach,
Volkźr der vil küene zuo sīnem hergesellen sprach: |
1770 | Nū schouwet, vriunt Hagene, wā si dort her gāt.
diu uns āne triuwe inz lant geladet hāt!
Ine gesach mit küneges wībe nie sō manegen man,
die swert enhende trüegen und alsō strīteclīchen gān. |
1771 | Wizzet ir, vriunt Hagene, ob si iu sīn gehaz?
Sō wil ich iu rāten, ir hüetet deste baz
des lībes und der źren. Jā dunket ez mich guot!
Als ich mich versinne, si sint zornec gemuot. |
1772 | Und sint ouch sūmelīche zen brüsten alsō wīt,
swer sīn selbes hüete, der tuo daz enzīt.
Ich węn, si die liehten brünne nū dar under tragen.
Wen si dā mit meinen, daz enkan ich niemen gesagen. |
1773 | Dō sprach in zornes muote Hagene, der küene man:
Ich weiz wol, daz ez allez ist ūf mich getān,
daz si diu liehten wāfen tragent an der hant.
Vor den möhte ich noch gerīten in der Burgonde lant. |
1774 | Nū sagt mir, vriunt Volkźr, ob ir mir welt gestān,
ob wellent mit mir strīten die Kriemhilde man.
Daz lāzet ir mich hren, als liep als ich iu sī.
Ich won iu immer mźre mit triuwen dienstlīchen bī. |
1775 | Ich hilf iu sicherlīchen, sprach der spilman,
ob ich uns engegene sęhe den künec selbe gān
mit allen sīnen recken. Die wīle ich leben muoz,
sō entwiche ich iu durch vorhte nimmźr einen fuoz. |
1776 | Nū lōn iu got von himele, vil edel Volkźr!
Ob si mit mir strīten, wes bedarf ich danne mźr?
Sīt ir mir helfen wellet, als ich hān vernomen,
sō suln dise recken vil gewerlīchen komen. |
1777 | Nū stź wir von dem sedele, sprach der spilman.
Si ist ein küneginne, und lāt si für gān.
Bietet ir die źre. Si ist ein edel wīp.
Dā mit ist ouch getiuret unser ieweders līp. |
1778 | Nein, durch mīne liebe! sprach aber Hagene,
Sō wolden sich versinnen dise degene,
daz ichz durch vorhte tęte, und solde ich hin gān.
Ich enwil durch ir deheinen nimmźr von dem sedele stān. |
1779 | Jā zimet ez uns beiden ze wāre lāzen daz.
Zwiu solde ich den źren, der mir ist gehaz?
Daz engetuon ich nimmźr, die wīle ich hān den līp.
Ouch enruoche ich, waz mich genīdet des künec Etzelen wīp. |
1780 | Der übermüete Hagene leite über sīniu bein
ein vil liehtez wāfen, ūz des knopfe schein
ein vil liehter jaspes, grüener danne ein gras.
Wol erkande ez Kriemhilt, daz ez Sīvrides was. |
1781 | Dō si daz swert erkande, dō gie ir trūrens nōt.
Sīn gehilze, daz was guldīn, diu scheide ein porte rōt.
Ez mante si ir leide. Weinen si began.
Ich węne, ez hete dar umbe der küene Hagene getān. |
1782 | Volkźr der snelle zōch nāher ūf der banc
einen videlbogen starken, vil michel und lanc,
gelīch einem swerte, vil scharpf unde breit.
Dō sāzen unervorhte die zwźne degene gemeit. |
1783 | Nū dūhten sich sō hźre die zwźne küene man,
daz si niht wolden von dem sedel stān
durch niemens vorhte. Des gie in an den fuoz
diu edele küneginne und bōt in vīentlīchen gruoz. |
1784 | Si sprach: Hźr Hagene, wer hāt nāch iu gesant,
daz ir getorstet rīten her in diz lant,
unde ir daz wol erkandet, waz ir mir habet getān?
Hetet ir guote sinne, ir soldet ez billīche lān. |
1785 | Nāch mir sande niemen, sprach dō Hagene,
man ladete her ze lande drīe degene,
die heizent mīne hźrren, und bin ich ir man.
In deheiner hovereise bin ich selten hinder in bestān. |
1786 | Si sprach: Nū sagt mir mźre, zwiu tātet ir daz,
daz ir daz habt verdienet, daz ich iu bin gehaz?
Ir sluoget Sīvriden, den mīnen lieben man.
Des ich unz an mīn ende immer genuoc ze weinen hān. |
1787 | Er sprach: Waz sol des mźre? Der rede ist nū genuoc.
Ich binz aber, Hagene, der Sīvriden sluoc,
den helt ze sīnen handen. Wie sźre er des engalt,
daz diu schne Kriemhilt die vroun Prünhilden schalt! |
1788 | Ez ist źt āne lougen, küneginne rīch,
ich hān es alles schulde, des schaden schedelīch.
Nū reche ez, swer der welle, ez sī wīp oder man!
Ich enwolde danne liegen, ich hān iu leides vil getān. |
1789 | Si sprach: Nū hrt, ir recken, wā er mir lougent niht
aller mīner leide! Swaz im dā von geschiht,
daz ist mir vil unmęre, ir Etzelen man.
Die übermüeten degene, ein ander sāhen si an. |
1790 | Swer den strīt dā hüebe, sō węre daz geschehen.
daz man den zwein gesellen der źren müese jehen,
wan siz in stürmen heten vil dicke wol getān.
Des sich jene vermāzen, durch vorhte muosen si daz lān. |
1791 | Dō sprach ein der recken: Wes seht ir mich an?
Daz ich ź dā lobte, des wil abe gān,
daz ich durch niemens gābe verliesen wil den līp.
Jā wil uns verleiten des künec Etzelen wīp! |
1792 | Dō sprach dā bī ein ander: Des selben hān ich muot.
Der mir gębe türne von rōtem golde guot,
disen videlęre wolde ich niht bestān,
durch sīne swinden blicke, die ich an im gesehen hān. |
1793 | Ouch erkenne ich Hagenen von sīnen jungen tagen.
Des mac man von dem recken līhte mir gesagen:
in zwein und zweinzec stürmen hān ich in gesehen,
dā vil maneger vrouwen ist herzeleit geschehen. |
1794 | Er und der von Spānje tāten manegen stich,
dō si hie bī Etzelen vāhten manec wīc
ze źren dem künege. Des ist vil geschehen.
Dar umb muoz man Hagenen der źren billīche jehen. |
1795 | Dannoch was der recke sīner jār ein kint.
Daz dō die tumben wāren, wie grīse die nū sint!
Nū ist er komen ze witzen und ist ein grimmec man.
Ouch treit er Balmungen, daz er vil übele gewan. |
1796 | Dā mit was gescheiden, daz niemen dāne streit.
Dō wart der küneginne herzenlīchen leit.
Die helde kźrten dannen. Jā vorhten si den tōt
von dem videlęre. Des gie in sicherlīchen nōt. |
1797 | Dō sprach der videlęre: Wir haben daz wol ersehen,
daz wir hie vīande vinden, als wir ź hōrten jehen.
Wir suln zuo den künegen hin ze hove gān,
sōne tar unser hźrren mit strīte niemen bestān. |
1798 | Wie dicke ein man durch vorhte manegiu dinc verlāt,
swā sō vriunt bī vriunde vriuntlīchen stāt!
Und hāt er guote sinne, daz ers niene tuot,
schade vil maneges wirt von sinnen wol behuot. |
1799 | Nū wil ich iu volgen, sprach dō Hagene.
Si giengen, dā si funden die zieren degene
in grōzem antpfange an dem hove stān.
Volkźr der vil küene vil lūte sprechen began |
1800 | zuo den sīnen hźrren: Wie lange welt ir stān,
daz ir iuch lāzet dringen? Ir sult ze hove gān,
und hret an dem künege, wie er sī gemuot!
Dō sach man sich gesellen die helden küene und guot. |
1801 | Der fürste von Berne nam an die hant
Gunthźren den vil rīchen von Burgonden lant.
Irnvrit, der nam Gźrnōten, den vil küenen man.
Dō sach man Rüedegźren ze hove mit Gīselhźren gān. |
1802 | Swie iemen sich gesellete und ouch ze hove gie,
Volkźr und Hagene, die geschieden sich nie,
niuwan in einem sturme an ir endes zīt.
Daz muosen edel vrouwen beweinen grzlīchen sīt. |
1803 | Dō sach man mit den künegen hin ze hove gān
ir edelen ingesindes tūsent küener man,
dar über sehzec recken, die wāren mit in komen.
Die hete in sīnem lande der küene Hagene genomen. |
1804 | Hāwart und ouch Îrinc, die zwźne ūz erwelten man,
die sach man gesellīchen bī den künegen gān.
Dancwart und Wolfhart, ein tiuwerlīcher degen,
die sach man wol ir tugende vor den anderen pflegen. |
1805 | Dō der vogt von Rīne in den palas gie,
Etzel der vil rīche daz langer niht enlie,
er spranc von sīnem sedele, als er in komen sach.
Der gruoz sō rehte schōne von den künegen im geschach. |
1806 | Sīt willekomen, hźr Gunthźr, und ouch hźr Gźrnōt
und iuwer bruoder Gīselhźr! Mīn dienest ich iu enbōt
mit triuwen vlīzeclīchen ze Wormez über Rīn,
und allez daz gesinde sol mir willekomen sīn. |
1807 | Nū sīt uns grōze willekomen, ir zwźne degene,
Volkźr der vil küene und ouch Hagene,
mir und mīner vrouwen, her in ditze lant!
Si hāt iu boten manege hin ze Rīne gesant. |
1808 | Dō sprach von Tronege Hagene: Des hān ich vil vernomen.
Węre ich durch mīne hźrren zen Hiunen her niht komen,
sō węre ich iu zen źren geriten in daz lant.
Dō nam der wirt vil edele die lieben geste bī der hant. |
1809 | Er brāhte si zem sedele, dā er selbe saz.
Dō schancte man den gesten, mit vlīze tet man daz,
in wīten goldes schālen met, mōraz unde wīn,
unde bat die ellenden grōze willekomen sīn. |
1810 | Dō sprach der künec Etzel: Des wil ich iu verjehen:
mir enkunde in dirre werlde lieber niht geschehen
denne ouch an iu, helden, daz ir mir sīt bekomen.
Des ist der küneginne vil michel trūren benomen. |
1811 | Mich nimt des michel wunder, waz ich iu habe getān,
sō manegen gast vil edel, den ich gewunnen hān,
daz ir nie geruochtet komen in mīniu lant.
Daz ich iuch nū gesehen hān, daz ist zen vröuden mir gewant. |
1812 | Des antwurte Rüedegźr, ein ritter hōchgemuot:
Ir muget si sehen gerne. Ir triuwe, diu ist guot,
Der mīner vrouwen māge sō schōne kunnen pflegen.
Si bringent iu ze hūse vil manegen wętlīchen degen. |
1813 | An sunewenden ābent die hźrren wāren komen
in Etzelen hof des rīchen. Vil selten ist vernomen
von alsō hōhem gruoze, als er die helde enpfie.
Nū was ouch ezzens zīt, der Rüedegźr mit in ze tische gie. |
1814 | Ein wirt bī sīnen gesten schōner nie gesaz.
Man gap in volleclīchen trinken unde maz.
Alles, des si gerten, des was man in bereit.
Man hete von den helden vil michel wunder geseit. |
wie si der schiltwaht phlâgen { 30 } Wie Volker und Hagen Schildwacht standen. |
1815 | Der tac, der hete nū ende, und nāhete in diu naht.
Die wegemüeden recken, ir sorge si an vaht,
wanne si solden ruowen und an ir bette gān.
Daz beredete Hagene. Ez wart in schiere kunt getān. |
1816 | Gunthźr sprach ze dem wirte: Got lāz iuch wol geleben!
Wir wellen varn slāfen. Ir sult uns urloup geben.
Swenne ir daz gebietet, sō kom wir morgen vruo.
Er schiet von sīnen gesten vil harte vrlīchen dō. |
1817 | Dringen allenthalben die geste man dō sach.
Volkźr der küene zuo den Hiunen sprach:
Wie getürret ir den recken für die füeze gān?
Unde welt irs iuch niht mīden, sō wirt iu leide getān. |
1818 | Sō slahe ich etelīchem sō swęren gīgen slac,
hāt er getriuwer iemen, der ez beweinen mac.
Wan wīchet ir uns recken? Jā dunket ez mich guot!
Ez heizent allez degene unde sint gelīche niht gemuot. |
1819 | Dō der videlęre sō zorneclīchen sprach,
Hagene der küene hinder sich dō sach.
Er sprach: Iu rātet rehte der küene spilman,
ir Kriemhilde helde, ir sult zen herbergen gān. |
1820 | Des ir dā habt willen, ich węn, ez iemen tuo.
Welt ir ihtes beginnen, sō kumet uns morgen vruo
unde lāt uns ellende hīnt haben gemach.
Jā węne ez von helden mit sölchem willen ie geschach! |
1821 | Dō brāhte man die geste in einen wīten sal.
Den funden si berihtet den recken über al
mit vil rīchen betten, lanc und breit.
In riet diu vrouwe Kriemhilt diu aller grzesten leit. |
1822 | Vil manegen kulter spęhe von Arraz man dā sach
der vil liehten pfellel, und manec bettedach
von arābischen sīden, die besten mohten sīn.
Dar ūfe lāgen līsten, die gāben hźrlīchen schīn. |
1823 | Diu decklachen hermīn vil manegiu man dā sach,
und von swarzem zoble, dar under si ir gemach
des nahtes schaffen solden unz an den liehten tac.
Ein künec mit sīnem gesinde nie sō hźrlīch gelac. |
1824 | Ouwź der nahtselde! sprach Gīselhźr daz kint,
und ouwź mīner vriunde, die mit uns komen sint!
swie źt ez uns mīn swester sō güetlīche erbōt,
ich fürhte, daz wir müezen von ir schulden ligen tōt. |
1825 | Nū lāzet iuwer sorgen! sprach Hagene der degen,
Ich wil noch hīnte selbe der schiltwahte pflegen.
Ich trūwe uns wol behüeten, unz komet der tac.
Des sīt gar ān angest. Sō genese, swer der mac. |
1826 | Dō nigen si im alle unde sagten im des danc.
Sie giengen zuo den betten. Diu wīle was niht lanc,
daz sich geleget heten die wętlīchen man.
Hagene, der küene helt, sich wāfen began. |
1827 | Dō sprach der videlęre, Volkźr der degen:
Versmāhet ez iu niht, Hagene, sō wolde ich mit iu pflegen
der schiltwahte hīnte unz morgen vruo.
Der helt vil minneclīche dankete Volkźre dō. |
1828 | Nū lōn iu got von himele, vil lieber Volkźr!
Zallen mīnen sorgen sōne gerte ich niemens mźr
niuwan iuch aleine, swā ich hete nōt.
Ich sol ez wol verdienen, mich enwende es der tōt. |
1829 | Dō garten si sich beide in liehtez ir gewant.
Dō nam ir ietwedere den schilt an sīne hant,
und giengen ūz dem hūse für die tür stān.
Dō pflāgen si der geste. Daz was mit triuwen getān. |
1830 | Volkźr der snelle, zuo des sales want
sīnen schilt den guoten leite er von der hant.
Dō gie er hin widere. Die videl er genam.
Dō diente er sīnen vriunden, als ez dem helde gezam. |
1831 | Under die tür des hūses saz er für den stein.
Küener videlęre, der wart nie dehein.
Dō im der seiten dnen sō süezeclīch erklanc,
die stolzen ellenden sagtens Volkźren danc. |
1832 | Dō klungen sīne seiten, daz allez daz hūs erdōz.
Sīn ellen zuo der fuoge, diu beidiu wāren grōz.
Ie süezer und süezer er videlen began.
Dō entswebte er an den betten vil manegen sorgenden man. |
1833 | Dō si entslafen wāren, und er daz ervant,
dō nam der degen widere den schilt an die hant
und gie zuo dem gademe für den türn stān,
und huote der ellenden vor den Kriemhilde man. |
1834 | Des nahtes wol enmitten, ine weiz ez ź geschach,
daz Volkźr der küene einen helm schīnen sach
verre ūz einer vinster. Die Kriemhilde man,
die wolden an den gesten gerne schaden hān getān. |
1835 | Dō sprach der videlęre: Vriunt Hagene,
uns zimt disiu sorge ensamt ze tragene.
Ich sihe gewāfente liute bī dem hūse stān.
Als ich mich versinne, ich węne, si wellent uns bestān. |
1836 | Sō swīget! sprach dō Hagene, Lāt si uns her nāher baz,
ź si unser werden innen. Sō wirt hie helmvaz
verrucket mit den swerten von unser zweier hant.
Si werdent Kriemhilde hin wider übele gesant. |
1837 | Ein der Hiunen recken vil schiere daz gesach,
daz diu tür was behüetet. Wie balde er dō sprach:
Des wir dā heten willen, jāne mac es niht ergān!
Ich sihe den videlęre an der schiltwahte stān. |
1838 | Der treit ūf sīnem houbete einen helm glanz,
lūter und herte, starc unde ganz.
Ouch lohent im die ringe, sam daz fiuwer tuot.
Bī im stāt ouch Hagene. Des sint die geste wol behuot. |
1839 | Zehant si kźrten widere. Dō Volkźr daz ersach,
wider sīnen gesellen er zorneclīchen sprach:
Nū lāt mich zuo den recken vor dem hūse gān!
Ich wil vrāgen męre der vroun Kriemhilde man. |
1840 | Nein, durch mīne liebe! sprach dō Hagene.
Kumt ir von dem hūse, die snellen degene
bringent iuch mit swerten vil līhte in sölche nōt,
daz ich iu müese helfen, und węre ez aller mīner māge tōt. |
1841 | Sō wir danne beide kmen in den strīt,
ir zwźne oder viere in einer kurzen zīt
sprüngen zuo dem hūse unde tęten uns diu leit
an den slāfenden recken, diu nimmźr würden verkleit. |
1842 | Dō sprach aber Volkźr: Sō lāt daz geschehen,
daz wir si bringen innen, daz ich si habe gesehen,
daz des iht haben lougen die Kriemhilde man,
daz si ungetriuwelīche vil gerne heten getān! |
1843 | Zehant dō rief in Volkźr hin engegene:
Wie gāt ir sus gewāfent, ir snellen degene?
Welt ir schāchen rīten, ir Kriemhilde man,
dar sult ir mich ze helfe unde mīne hergesellen hān. |
1844 | Des antwurte im niemen. Zornec was sīn muot.
Pfī, ir zagen bse! sprach der helt guot,
Wolt ir slāfende uns ermordet hān?
Daz ist sō guoten helden noch vil selten her getān. |
1845 | Dō wart der küneginne vil rehte geseit,
daz ir boten niht erwurben. Von schulden was ir leit.
Dō fuogete si ez anders. Vil grimmec was ir muot.
Des muosen sīt verderben die helde küene unde guot. |
wie die hêrren ze kirchen giengen { 31 } Wie die Herren zur Kirche gingen. |
1846 | Mir kuolent sō die ringe, sō sprach Volkźr,
Jā węne diu naht uns welle nū niht wern mźr!
Ich kius ez von dem lufte, ez ist schiere tac.
Dō wacten si dō manegen, der noch slāfende lac. |
1847 | Dō erschein der liehte morgen den gesten in den sal.
Hagene begunde wecken die ritter über all,
ob si zuo dem münster zer messe wolden gān.
Nāch siten kristenlīche man vil liuten began. |
1848 | Si sungen ungelīche, daz dā vil wol schein,
kristen unde heide, die wāren niht enein.
Dō wolden zuo der kirchen die Gunthźres man.
Si wāren von den betten al gelīche gestān. |
1849 | Dō nęten sich die recken in alsō guot gewant,
daz nie helde męre in deheines küneges lant
ie bezzer kleider brāhten. Daz was Hagenen leit.
Er sprach: Jā sult ir helde hie tragen anderiu kleit! |
1850 | Jā sint iu doch genuogen diu męre wol bekant!
Nū traget für die rōsen diu wafen an der hant,
für schapel wol gesteinet die liehten helme guot,
sīt daz wir wol erkennen der argen Kriemhilden muot. |
1851 | Wir müezen hiute strīten, daz wil ich iu sagen.
Ir sult für sīden hemde die halsperge tragen
und für die rīchen mentel die guoten schilde wīt.
ob iemen mit iu zürne, daz ir vil werlīche sīt. |
1852 | Mīne vil lieben hźrren, dar zuo māge und man,
ir sult vil willeclīchen zuo der kirchen gān.
unde klaget got dem rīchen iuwer sorge und iuwer nōt,
und wizzet sicherlīchen, daz uns nāhet der tōt. |
1853 | Ir ensult ouch niht vergezzen, swaz ir habet getān,
unde sult vil vlīzeclīche dā gein gote stān.
Des wil ich iuch warnen, recken vil hźr,
ez enwelle got von himele, ir vernemet messe nimmźr mźr. |
1854 | Sus giengen zuo dem münster die fürsten und ir man.
Ûf dem vrōnen vrīthove, dā hiez si stille stān
Hagene der küene, daz si sich schieden niht.
Er sprach: Jā weiz ez noch niemen, waz von den Hiunen uns geschiht! |
1855 | Leget, mīne vriunde, die schilde für den fuoz,
unde geltet, ob iu iemen welle bieten swachen gruoz,
mit tiefen verschwunden! Daz ist Hagenen rāt,
daz ir sō werdet funden, daz ez iu lobelīchen stāt, |
1856 | Volkźr und Hagene, die zwźne giengen dan
für daz wīte münster. Daz wart durch daz getān,
daz si daz wolden wīzen, daz des küneges wīp
müese mit in dringen. Jā was vil grimmec ir līp. |
1857 | Dō kom der wirt des landes und ouch sīn schne wīp.
Mit rīchem gewande gezieret was ir līp,
und ouch vil sneller recken, die man sach mit ir varn.
Dō kōs man hōhe stouben von der Kriemhilde scharn. |
1858 | Dō der künec rīche sus gewāfent sach
die künege und ir gesinde, wie balde er dō sprach:
Wie sihe ich vriunde mīne under helme gān?
Mir ist leit, ūf mīne triuwe, und hāt in iemen iht getān, |
1859 | ich solz in büezen gerne, swie si dunket guot.
Hāt iemen in beswęret daz herze und ouch den muot,
des bringe ich si wol innen, daz ez mir ist vil leit.
Swaz si mir gebietent, des bin ich in alles bereit. |
1860 | Des antwurte Hagene: Uns hāt niemen niht getān.
Ez ist site mīner hźrren, daz si gewāfent gān
zallen hōchgezīten ze vollen drīen tagen.
Swaz man uns hie getęte, wir soldenz Etzelen sagen. |
1861 | Vil wol hōrte Kriemhilt, waz dō Hagene sprach.
Wie rehte vīentlīche si im under sach!
Sine wolde doch niht melden den site von ir lant,
swie lange si den hete dā zen Burgonden bekant. |
1862 | Swie grimme und swie starc si in vīent węre,
hete im iemen gesaget diu rehten męre,
er hete wol understanden, daz doch sīt dā geschach.
Durch ir vil starke übermuot ir deheiner im es verjach. |
1863 | Dō gie vil grōziu menege mit der küneginne dan.
Dōne wolden dise zwźne doch niht hōher stān
zweier hande breite. Daz was den Hiunen leit.
Jā muosen si sich dringen mit den helden gemeit. |
1864 | Etzelen kameręre, diene dūhte daz niht guot.
Jā heten si den recken erzürnet dō den muot,
wan daz sine torsten vor dem künege hźr.
Dā was vil michel dringen und doch niht anders mźr. |
1865 | Dō man dā gote gediente, und daz si wolden dan,
vil balde kom zen rossen vil manec Hiunen man.
Dō was bī Kriemhilde manec schniu meit.
Wol siben tūsent degene bī der küneginne reit. |
1866 | Kriemhilt mit ir vrouwen in diu venster gesaz
zuo Etzel dem rīchen. Vil liep was im daz.
Si wolden schouwen rīten die helde vil gemeit.
Hey, waz vremder recken vor in ūf dem hove reit! |
1867 | Dō was ouch der marschalc mit den knehten komen,
Dancwart der vil küene. Der hete zuo zim genomen
sīnes hźrren ingesinde von Burgonden lant.
Diu ross man wol gesatelt den küenen Nibelungen vant. |
1868 | Dō si zen rossen kōmen, die künege unde ouch ir man,
Volkźr der starke rāten daz began,
si solden būhurdieren nāch ir landes siten.
Des wart von den helden sīt vil hźrlīch geriten. |
1869 | Der helt hete in gerāten, des si doch niht verdrōz.
Der būhurt und daz schallen, diu wurden beide grōz.
Ûfe den hof vil wīten kom vil manec man.
Etzel unde Kriemhilt daz selbe schouwen began. |
1870 | Ûf den būhurt kōmen sehs hundert degene
der Dieterīches recken den gesten zegegene.
Si wolden kurzewīle mit den Burgonden hān.
Hete ers in gegunnen, si hetenz gerne getān. |
1871 | Hey, waz guoter recken in dā nāch reit!
Dem hźrren Dieterīche, dem wart daz geseit.
Mit Gunthźres mannen daz spil er in verbōt.
Er vorhte sīner manne. Des gie im sicherlīchen nōt. |
1872 | Dō dise von Berne gescheiden wāren dan,
dō kōmen von Bechelāren die Rüedegźres man,
fünf hundert under schilde, für den sal geriten.
Liep węre dem marcgrāven, daz siz heten vermiten. |
1873 | Dō reit er wīslīchen zuo zin durch die schar
unde sagete sīnen degenen, si węren des gewar,
daz in unmuote węren die Gunthźres man.
Ob si den būhurt liezen, ez węre im liebe getān. |
1874 | Dō si von in geschieden die helde vil gemeit,
dā kōmen die von Düringen, als uns daz ist geseit,
und der von Tenemarken wol tūsent küener man.
Von stichen sach man vliegen vil der trunzūne dan. |
1875 | Irnvrit unde Hāwart in den būhurt riten.
Ir heten die von Rīne vil stolzlīch erbiten.
Si buten manege tjoste den von Düringen lant.
Des wart von stichen dürkel vil manec hźrlīcher rant. |
1876 | Dō kom der hźrre Bldelīn mit drīn tūsent dar.
Etzel und Kriemhilt nāmen sīn vil wol war,
wande vor in beiden diu ritterschaft geschach.
Diu küneginne ez gerne durch leit der Burgonden sach. |
1877 | Schrūtān unde Gibeche ūf den būhurt riten,
Rāmunc und Hornboge, nāch hiunischen siten.
Si hielten gegen den helden von Burgonden lant.
Die schefte dręten hōhe über des küneges sales want. |
1878 | Swes iemen dā pflęge, sō was ez niuwan schal.
Man hōrte von schilde stzen palas unde sal
harte lūte erdiezen von Gunthźres man.
Den lop daz sīn gesinde mit grōzen źren gewan. |
1879 | Dō was ir kurzewīle sō michel und grōz,
daz durch die kovertiure der blanke sweiz dō vlōz
von den guoten rossen, diu die helde riten.
Si versuochtenz an die Hiunen mit vil hōchvertegen siten. |
1880 | Dō sprach der küene recke, Volkźr der spilman:
Ich węn, uns dise recken türren niht bestān.
Ich hōrte ie sagen męre, si węren uns gehaz.
Nūne kundez sich gefüegen ze wāre niender baz. |
1881 | Zen herbergen füeren, sprach aber Volkźr,
sol man uns die mre, und rīten danne mźr
gegen ābende, sō des wirdet zīt.
Waz, ob diu küneginne den lop den Burgonden gīt? |
1882 | Dō sāhens einen ritter sō weigerlīchen hie,
daz al der Hiunen getet deheiner nie.
Jā mohte er in den zīten wol haben herzen trūt:
er fuor sō wol gekleidet sam eines edelen ritters brūt. |
1883 | Dō sprach aber Volkźr: Wie möhte ich daz verlān?
Jener trūt der vrouwen muoz ein gebiuze hān.
Ez kunde niemen gescheiden, ez gāt im an den līp.
Jāne ruoche ich, ob ez zürne des künec Etzelen wīp! |
1884 | Nein, durch mīne liebe, sprach der künec sān,
ez wīzent uns die liute. Und ob wir si bestān,
ir lāt ez heben die Hiunen, daz füeget sich noch baz.
Dannoch der künec Etzel bī der küneginne saz. |
1885 | Ich wil den būhurt mźren, sprach dō Hagene,
Lāt die vrouwen schouwen und die degene,
wie wir kunnen rīten! Daz ist guot getān.
Man gīt doch lop deheinen des künec Gunthźres man. |
1886 | Volkźr der vil snelle den būhurt wider reit.
Daz wart sīt maneger vrouwen vil grzlīche leit:
er stach dem rīchen Hiunen daz sper durch sīnen līp.
Daz sach man sīt beweinen beide maget und wīp. |
1887 | Vil harte hurteclīche Hagene unde sīne man
mit sehzec sīner degene rīten er began
nāch dem videlęre, dā daz spil geschach.
Etzel unde Kriemhilt ez bescheidenlīchen sach. |
1888 | Dōne wolden die drī künege den ir spileman
bī den vīanden niht āne huote lān.
Dā wart von tūsent helden vil kreftelīch geriten.
Si tāten, daz si wolden, in vil hōchverteclīchen siten. |
1889 | Dā der rīche Hiune ze tōde wart erslagen,
man hōrte sīne māge wuofen und klagen.
Dō ruofte al daz gesinde: Wer hāt ez getān?
Daz hāt der videlęre, Volkźr, der küene spileman! |
1890 | Nāch swerten und nāch schilden riefen dā zehant
des marcgrāven māge von der Hiunen lant.
Si wolden Volkźren ze tōde erslagen hān.
Der wirt ūz einem venster vil harte gāhen began. |
1891 | Dō huop sich von den liuten allenthalben schal.
Die künege unde ir gesinde erbeizten für den sal.
Diu ross ze rucke stiezen die Burgonden man.
Dō kom der künec Etzel. Der hźrre ez scheiden began. |
1892 | Ein des Hiunen māge, den er bī im vant,
ein vil starkez wāfen brach er im ūz der hant.
Dō sluoc ers alle widere, wand im was vil zorn.
Wie hete ich mīnen dienest an disen helden verlorn? |
1893 | Ob ir hie bī mir slüeget disen spilman,
sprach der künec Etzel, daz węre missetān.
Ich sach vil wol sīn rīten, dō er den Hiunen stach,
daz ez von einem strūche ān sīne schulde geschach. |
1894 | Ir müezet mīne geste vride lāzen hān!
Dō wart er ir geleite. Diu ross, diu zōch man dan
zuo den herbergen. Si heten manegen kneht,
die in mit vlīze wāren zallem dieneste gereht. |
1895 | Der wirt mit sīnen vriunden in den palas gie.
Zorn er mźr deheinen dā niht werden lie.
Dō rihte man die tische. Daz wazzer man in truoc.
Dā hete die von Rīne der starken vīande genuoc. |
1896 | Ê die hźrren gesāzen, des was harte lanc.
Diu Kriemhilde sorge si ze sźre twanc.
Si sprach: Fürste von Berne, ich suoche es dīnen rāt,
helfe unde genāde. Mīn dinc mir angestlīchen stāt. |
1897 | Des antwurte ir Hildebrant, der recke lobelīch:
Swer sleht die Nibelunge, der tuot ez āne mich,
durch deheines schatzes liebe. Ez mac im werden leit.
Si sint noch unbetwungen, die snellen ritter gemeit. |
1898 | Dō sprach in sīnen zühten dar zuo hźr Dieterich:
Die bete lā belīben, küneginne rīch!
Mir habent dīne māge der leide niht getān,
daz ich die degen küene mit strīte welle bestān. |
1899 | Diu bete dich lützel źret, vil edeles fürsten wīp,
daz dū dīnen māgen rętest an den līp.
Si kōmen ūf genāde her in iz lant.
Sīvrit ist ungerochen von der Dieterīches hant. |
1900 | Dō si der untriuwe an dem Bernęre niene vant,
dō lobte si alsō balde in Bldelīnes hant
eine rīche marke, die Nuodunc ź besaz.
Sīt dō sluoc in Dancwart, daz er der gābe gar vergaz. |
1901 | Si sprach: Dū solt mir helfen, hźrre Bldelīn.
Jā sint in disem hūse die vīande mīn!
Die sluogen Sīvriden, den mīnen lieben man.
Swer mir daz hilfen rechen, dem bin ich immer undertān. |
1902 | Des antwurte ir Bldelīn: Vrouwe, nū wizzet daz:
jāne getar ich in vor Etzelen gerāten keinen haz,
wande er die dīne māge, vrouwe, vil gerne siht.
Tęte ich in iht ze leide, der künec vertrüege mir sīn niht. |
1903 | Neinā, hźrre Bldelīn: ich bin dir immer holt!
Jā gip ich dir ze miete silber unde golt
unde eine maget schne, daz Nuodunges wīp!
Sō maht dū gerne triuten den ir vil minneclīchen līp. |
1904 | Daz lant zuo den bürgen wil ich dir allez geben.
Sō maht dū, ritter edel, mit vröuden immer leben,
gewinnestū die marke, dā Nuodunc inne saz.
Swaz ich dir gelobe hiute, mit triuwen leist ich dir daz. |
1905 | Dō der hźrre Bldelīn die miete dā vernam,
und daz im durch ir schne diu vrouwe wol gezam,
mit strīte wānde er dienen daz minneclīche wīp.
Dar umbe muose der recke dō verliesen den līp. |
1906 | Er sprach zer künneginne: Gāt wider in den sal!
Ê es iemen werde inne, sō heb ich einen schal.
Ez muoz erarnen Hagene, daz er iu hāt getān.
Ich antwurte iu gebunden des künec Gunthźres man. |
1907 | Nū wāfent iuch, sprach Bldelīn, alle mīne man!
Wir suln den vīanden in die herberge gān.
Des wil mich niht erlāzen daz Etzelen wīp.
Dar umbe suln wir helde alle wāgen den līp. |
1908 | Dō diu küneginne Bldelīnen lie
in des strītes willen, ze tische si dō gie
mit Etzel dem künege unde ouch mit sīnen man.
Si hete swinde ręte an die geste getān. |
1909 | Dō der strīt niht anders kunde sīn erhaben,
Kriemhilt ir leit daz alte in ir herzen was begraben,
dō hiez si tragen zen tischen den Etzelen sun.
Wie kunde ein wīp durch rāche immer vreislīcher getuon? |
1910 | Dar giengen an der stunde die Etzelen man.
Si truogen Ortlieben, den jungen künec, dan
zuo der fürsten tische, dā ouch Hagene saz.
Des muose daz kint ersterben durch sīnen mortlīchen haz. |
1911 | Dō er künec rīche sīnen sun ersach,
zuo sīnen konemāgen er güetlīche sprach:
Nū seht ir, vriunt die mīne, daz ist mīn einec sun
und ouch iuwer swester. Daz mac iu allen wesen vrum. |
1912 | Gevęhet er nāch dem künne, ez wirt ein küene man,
rīch und vil edel, starc unde wolgetān.
Leb ich deheine wīle, ich gip im zwelf lant.
Sō mac iu wol gedienen des edelen Ortliebes hant. |
1913 | Dar umbe bit ich gerne iuch, liebe vriunde mīn:
swenne ir ze lande rītet wider an den Rīn,
sō sult ir mit iu füeren iuwerer swester sun,
und sult ouch an dem kinde vil genędeclīchen tuon. |
1914 | Unde ziehet in zen źren, unz er werde ze man!
Hāt iu in dem lande iemen iht getān,
daz hilfet er iu rechen, gewehset im sīn līp.
Die rede hōrte ouch Kriemhilt, des künec Etzelen wīp. |
1915 | Im solden wol getrūwen dise degene,
gewüehse er zeinem manne, sō sprach Hagene,
doch ist der künec junge sō veiclīch getān.
Man sol mich sehen selten ze hove nāch Ortliebe gān. |
1916 | Der künec an Hagenen blicte. Diu rede was im leit.
Swie niht dar umbe redete der fürste vil gemeit,
ez betruobete im sīn herze unde beswārete im den muot.
Dōne was der Hagenen wille niht ze kurzewīle guot. |
1917 | Ez tet den fürsten allen mit dem künege wź,
daz Hagene von sīnem kinde hete gesprochen ź.
Daz siz vertragen solden, daz was in ungemach.
Sine wessen niht der męre, waz von dem recken sīt geschach. |
wie Bldel mit Dancwart an der herberge streit { 32 } Wie Blödel erschlagen wurde. |
1918 | Bldelīnes recken, die wāren alle gar.
Mit tūsent halspergen huoben si sich dar,
dā Dancwart mit den knehten ob dem tische saz.
Dā huop sich under helden der aller grzeste haz. |
1919 | Alsō der hźrre Bldelīn für die tische gie,
Dancwart der marschalc in vlīzeclīche enpfie:
Willekomen her ze hūse, mīn hźr Bldelīn!
Jā wundert mich der męre: waz sol disiu rede sīn? |
1920 | Jāne dürfet ir mich niht grüezen! so sprach Bldelīn,
Wan diz komen daz mīne, daz muoz dīn ende sīn,
durch Hagenen, dīnen bruoder, der Sīvriden sluoc.
Des engiltest dū hie zen Hiunen, und ander degene genuoc. |
1921 | Neinā, hźrre Bldelīn! so sprach dō Dancwart,
Sō möhte uns wol balde riuwen disiu hovevart.
Ich was ein wźnec kindelīn, dō Sīvrit verlōs den līp.
Ine weiz niht, waz mir wīzet des künec Etzelen wīp. |
1922 | Jāne weiz ich dir der męre niht ze sagene,
ez tāten dīne māge, Gunthźr unde Hagene!
Nū wert iuch, vil ellenden! Ir künnet niht genesen.
Ir müezet mit dem tōde pfant daz Kriemhilde wesen. |
1923 | Sōne welt ir niht erwinden, sō sprach Dancwart,
Sō riuwet mich mīn vlźhen, daz węre baz gespart.
Der snelle degen küene von dem tische spranc.
Er zōch ein scharpfez wāfen, daz was michel unde lanc. |
1924 | Dō sluoc er Bldelīne einen swinden swertes slac,
daz im daz houbet schiere vor den füezen gelac.
Daz sī dīn morgengābe, sprach Dancwart der degen,
zuo Nuodunges brūte, der dū mit minnen woldest pflegen! |
1925 | Man mac si morgen mehelen einem anderm man.
Wil er die brūtmiete, dem wirt alsam getān.
Ein vil getriuwer Hiune hete im daz geseit,
daz im diu küneginne riet sō grōziu leit. |
1926 | Dō sāhen Bldelīnes man, ir hźrre lac erslagen.
Dōne wolden si den gesten niht langer daz vertragen.
Mit ūf erburten swerten si sprungen für diu kint
in grimmigem muote. Daz gerou vil manegen sint. |
1927 | Vil lūte rief dō Dancwart daz gesinde allez an:
Ir seht wol, edelen knehte, wie ez wil umbe gān.
Nū wert iuch, vil ellenden! Deiswār, des gāt uns nōt,
swie uns diu edele Kriemhilt sō rehte güetlīch enbōt. |
1928 | Die niht swert enheten, die reichten für die banc,
unde huoben von den füezen vil manegen schamel lanc.
Der Burgonden knehte in wolden niht vertragen.
Dā wart von swęren stüelen durch helme biulen vil geslagen. |
1929 | Wie grimme sich dō werten diu ellenden kint!
Si triben ūz dem hūse die gewāfenten sint,
doch beleip ir tōt dar inne fünf hundert oder baz.
Dō was daz ingesinde von bluote rōt unde naz. |
1930 | Disiu starken męre wurden dan geseit
den Etzelen recken. Ez was in grimme leit,
daz erslagen węre Bldel und sīne man.
Daz hete Hagenen bruoder mit den knehten getān. |
1931 | Ê ez diu küneginne erfünde, die Hiunen, durch ir haz,
der garte sich zwei tūsent oder dannoch baz.
Si giengen zuo den knehten, daz muose źt alsō wesen,
unde liezen des gesindes niender einen genesen. |
1932 | Die ungetriuwen brāhten für daz hūs ein michel her.
Die ellenden knehte, die stuonden wol ze wer.
Waz half ir baldez ellen? Si muosen ligen tōt.
Dar nāch in kurzen stunden huop sich ein vreislīchiu nōt. |
1933 | Hie müget ir hren wunder bī ungefuoge sagen:
niun tūsent knehte, die lāgen tōt erslagen.
Dar über ritter zwelve der Dancwartes man.
Man sach in alterseine noch bī den vīanden stān. |
1934 | Der schal der was geswiftet, der dōz der was gelegen.
Dō blicte über ahzel Dancwart der degen.
Er sprach: Ouwź der vriunde, die ich verlorn hān!
Nū muoz ich leider eine bī mīnen vīanden stān. |
1935 | Diu swert genōte vielen ūf sīn eines līp.
Daz muose sīt beweinen vil maneges heldes wīp.
Den schilt, den ructe er hōher, den vezzel nider baz.
Dō vrumte er vil der ringe mit bluote vliezende naz. |
1936 | Sō wź mir dirre leide! sprach Aldrīānes kint,
Nū wīchet, Hiunen recken! Ir lāt mich an den wint,
daz der luft erküele mich sturmes müeden man!
Dō sach man den recken vil harte hźrlīche gān. |
1937 | Alsō der strītes müede ūz dem hūse spranc,
waz iteniuwer swerte ūf sīnem helm erklanc!
Die niht gesehen heten, waz wunders tet sīn hant,
die sprungen hin engegene dem von Burgonden lant. |
1938 | Nū wolde got, sprach Dancwart, möhte ich den boten hān,
der mīnen bruoder Hagenen kunde wizzen lān,
daz ich vor disen recken stān in sölcher nōt!
Der hülfe mir von hinnen, oder er gelęge bī mir tōt. |
1939 | Dō sprāchen Hiunen recken: Der bote muostū sīn,
sō wir dich tragen tōten für den bruoder dīn.
Sō siht im źrste leide der Gunthźres man.
Dū hāst dem künege Etzel sō grōzen schaden hie getān. |
1940 | Er sprach: Nū lāt daz dröuwen, unde wīchet hōher baz.
Jā getuon ich etelīchem noch die ringe naz!
Ich wil diu męre selbe hin ze hove sagen,
unde wil ouch mīnen hźrren mīnen grōzen kumber klagen. |
1941 | Er leidete sich sō sźre den Etzelen man,
daz si in mit den swerten torsten niht bestān.
Dō schuzzen si der gźre sō vil in sīnen rant,
daz er in durch die swęre muose lāzen von der hant. |
1942 | Dō wānden si in betwingen, dō er niht schildes truoc.
Hey, waz er tiefer wunden durch die schilde sluoc!
Des muose vor im strūchen vil manec küener man.
Dar umbe lop vil grōzen der starke Dancwart gewan. |
1943 | Ze beiden sīnen sīten sprungen si im zuo.
Jā kom ir ieslīcher in den strīt ze vruo.
Dō gie er vor den vīanden, als ein eberswīn
ze walde tuot vor hunden. Wie möhte er küener gesīn? |
1944 | Sīn vart wart erniuwet von heizem bluote naz.
Jāne kunde ein einec recke gestrīten nimmźr baz
sīnen vīanden, danne er hete getān.
Man sach den Hagenen bruoder ze hove hźrlīchen gān. |
1945 | Truhsęzen unde schenken, die hōrten swerte klanc.
Vil maneger dō daz trinken von der hende swanc
unde eteslīche spīse, die man ze hove truoc.
Dō kom im vor der stiegen der starken vīande genuoc. |
1946 | Wie nū, ir truhsęzen? sprach der müede degen,
Jā soldet ir der geste vil güetlīche pflegen,
unde soldet ir den hźrren guote spīse tragen
unde liezet mich den mīnen hźrren diu męre rehte sagen! |
1947 | Swelcher im durch sīn ellen für die stiege spranc,
der sluoc er eteslīchem sō grimmen swertes swanc,
daz si durch die vorhte ūf hōher muosen stān.
Ez hete sīn starkez ellen vil michel wunder getān. |
wie Dancwart diu mære ze hove sînen hêrren brâhte { 33 } Wie Dankwart seinen Königen die Nachricht brachte. |
1948 | Alsō der küene Dancwart under die tür getrat,
daz Etzelen gesinde er hōher wīchen bat.
Mit bluote was berunnen allez sīn gewant.
Ein vil starkez wāfen, daz truoc er blōz an sīner hant. |
1949 | Vil lūte rief dō Dancwart zuo dem degene:
Ir sitzet al ze lange, bruoder Hagene!
Iu unde got von himele klag ich unser nōt:
ritter unde knehte sint in den herbergen tōt. |
1950 | Er rief im hin engegene: Wer hāt daz getān?
Daz hete der hźrre Bldelīn unde sīne man.
Ouch hāt ers sźre engolten, daz wil ich iu sagen:
ich hān mit mīnen handen im sīn houbet abe geslagen. |
1951 | Daz ist ein schade kleine, sprach aber Hagene,
dā man saget męre von einem degene,
ob er von recken henden verliuset sīnen līp.
In suln deste ringer klagen wętlīchiu wīp. |
1952 | Nū saget mir, bruoder Dancwart, wie sīt ir sō rōt?
Ich węne, ir von wunden līdet grōze nōt.
Ist er iender ime lande, der ez iu hāt getān,
in enner der übel tiuvel, ez muoz im an sīn leben gān. |
1953 | Dū sihest mich wol gesunden. Mīn wāt ist bluotes naz.
Von anderer manne wunden ist mir geschehen daz,
der ich alsō manegen hiute hān erslagen,
ob ich es sweren solde, ine kundez nimmźr gesagen. |
1954 | Er sprach: Bruoder Dancwart, sō hüetet uns der tür,
unde lāt der Hiunen einen komen niht der für!
Ich wil reden mit den recken, als uns des twinget nōt.
Unser ingesinde līt vor in unverdienet tōt. |
1955 | Sol ich sīn kameręre, sprach der küene man,
alsō rīchen künegen ich gedienen kan,
sō pflige ich der stiegen nāch den źren mīn.
Den Kriemhilde degenen kunde leider niht gesīn. |
1956 | Mich nimt des michel wunder, sprach aber Hagene,
waz nū hinne rūnen die Hiunen degene.
Si węn līhte des enbęren, der an der tür dā stāt,
und diu hovemęre gesaget den Burgonden hāt. |
1957 | Ich hān vernomen lange von Kriemhilde sagen,
daz si ir herzeleide wolde niht vertragen.
Nū trinken wir die minne unde gelten sküneges wīn!
Der junge vogt der Hiunen, der muoz der źrste sīn. |
1958 | Dō sluoc daz kint Ortlieben Hagene der helt guot,
daz im gegen der hende ame swerte vlōz dez bluot,
und daz dem künege daz houbet spranc in die schōz.
Dō huop sich under degenen ein mort vil grimmec unde grōz. |
1959 | Dar nāch sluoc er dem magezogen einen swinden slac
mit beiden sīnen henden, der des kindes pflac,
daz im daz houbet schiere vor dem tische nider lac.
Ez was ein jęmerlīchez lōn, daz er dem magezogen wac. |
1960 | Er sach vor Etzelen tische einen spilman.
Hagene in sīnem zorne gāhen dar began.
Er sluoc im ūf der videlen ab die zeswen hant.
Daz habe dir ze boteschefte in der Burgonden lant! |
1961 | Sō wź mir mīner hende! sprach Werbel der spilman.
Hźr Hagene von Tronege, waz hete ich iu getān?
Ich kom ūf grōze triuwe in iuwerer hźrren lant.
Wie klinge ich nū die dne, sīt ich verlorn hān die hant? |
1962 | Hagene geahtete ringe, gevidelte er nimmźr mźr.
Dō vrumte er in dem hūse diu mortgrimmen sźr
an den Etzelen recken, der er sō vil ersluoc.
Dō brāhte er in dem hūse liutes ze tōde genuoc. |
1963 | Volkźr der vil snelle von dem tische spranc.
Sīn videlboge im lūte an sīner hende erklanc.
Dō videlte ungefuoge Gunthźres spilman.
Hey, waz er im ze vīande der küenen Hiunen gewan! |
1964 | Ouch sprungen von den tischen die drīe künege hźr.
Si woldenz gerne scheiden, ź daz schaden geschęhe mźr.
sine mohtenz mit ir sinnen dō niht understān,
dō Volkźr unde Hagene sō sźre wüeten began. |
1965 | Dō sach der vogt von Rīne ungescheiden den strīt.
Dō sluoc der fürste selbe vil manege wunden wīt
durch die liehten ringe den vīanden sīn.
Er was ein helt zen handen. Daz tet er grzlīche schīn. |
1966 | Dō kom ouch zuo dem strīte der starke Gźrnōt.
Jā vrumte er der Hiunen vil manegen helt tōt
mit einem scharpfen swerte, daz gap im Rüedegźr.
Den Etzelen recken tet er diu grzlīchen sźr. |
1967 | Der junge sun vroun Uoten zuo dem strīte spranc.
Sīn wāfen hźrlīchen durch die helme erklanc
den Etzelen recken ūzer Hiunen lant.
Dā tet vil michel wunder des küenen Gīselhźres hant. |
1968 | Swie vrum si alle węren, die künege und alle ir man,
doch sach man vor in allen Gīselhźren stān
gegen den vīanden. Er was ein helt guot.
Er vrumte dā mit wunden vil manegen vallen in daz bluot. |
1969 | Ouch werten sich vil sźre die Etzelen man.
Dō sach man die geste houwende gan
mit den vil liehten swerten durch des küneges sal.
Dō hōrte man allenthalben von wuofe grōzen schal. |
1970 | Dō wolden die dar ūze zir vriunden sīn dar in.
Die nāmen an den türen vil kleinen gewin.
Dō węren die dar inne vil gerne für den sal.
Dancwart liez ir deheinen die stiegen ūf unde ouch ze tal. |
1971 | Des huop sich vor den türen vil starker gedranc
unde ouch von den swerten grōzer helme klanc
Des kom der küene Dancwart in eine grōze nōt.
Daz besorgete sīn bruoder, als im sīn triuwe daz gebōt. |
1972 | Vil lūte rief dō Hagene Volkźren an:
Seht ir dort, geselle, mīnen bruoder stān
vor hiunischen recken under starken slegen?
Vriunt, nert mir den bruoder, ź wir verliesen den degen! |
1973 | Daz tuon ich sicherlīchen, sprach der spilman.
Er begunde videlende durch den palas gān.
Ein hertez swert im ofte an sīner hende erklanc.
Die recken von dem Rīne im sageten grzlīchen danc. |
1974 | Volkźr der küene zuo Dancwarten sprach:
Ir habt erliten hiute vil grōzen ungemach.
Mich bat iuwer bruoder, durch helfe zuo ziu gān.
Welt ir nū sī dar ūze, sō wil ich innerthalben stān. |
1975 | Dancwart der snelle stuont ūzerthalp der tür.
Er werte in ir stiege, swaz ir kom dar für.
Des hōrte man wāfen hellen den helden an der hant.
Sam tet ouch innerthalben Volkźr von Burgonden lant. |
1976 | Der küene videlęre rief über die menege:
Der sal ist wol beslozzen, mīn vriunt hźr Hagene.
Jā ist alsō verschranket diu Etzelen tür
von zweier helde handen, dā gānt wol tūsent rigel für! |
1977 | Dō von Tronege Hagene die tür sach sō behuot,
den schilt warf dō ze rucke der męre helt guot.
Dō begunde er źrste rechen, daz im was getān.
Dō heten sine vīande zem lebene deheiner slahte wān. |
1978 | Dō der vogt von Berne rehte daz ersach,
daz Hagene der starke sō manegen helm brach,
der künec der Amelunge spranc ūf eine banc.
Er sprach: Hie schenket Hagene daz aller wirsiste tranc. |
1979 | Der wirt hete grōze sorge, als im dō daz gezam,
waz man im lieber vriunde vor sīnen ougen nam,
wande er vor sīnen vīanden vil kūme dā genas.
Er saz vil angestlīchen. Was half in, daz er künec was? |
1980 | Kriemhilt diu rīche rief Dieterīchen an:
Nū hilf mir, ritter edele, mit dem leben dan,
durch aller fürsten tugende, ūzer Amelunge lant!
Wand erreichet mich Hagene, ich hān den tōt an der hant. |
1981 | Wie sol ich iu nū gehelfen? sprach hźr Dieterīch,
edeliu küneginne, nū sorge ich umbe mich.
Ez sint sō sźre erzürnet die Gunthźres man,
daz ich an disen zīten gevriden niemen kan. |
1982 | Neinā, hźrre Dieterīch, vil edel ritter guot,
lāzā hiute schīnen den tugentlīchen muot,
daz dū mir helfest hinnen, oder ich belībe tōt!
Der sorge gie Kriemhilde vil harte grzlīche nōt. |
1983 | Daz wil ich versuochen, ob ich iu gehelfen kan,
wande ich in manegen zīten nie gesehen hān
sō bitterlīch erzürnet sō manegen ritter guot.
Jā sach er durch die helme von swerten springen daz bluot. |
1984 | Mit kraft begunde ruofen der degen ūz erkorn,
daz sīn stimme erlūte alsam ein wisentes horn,
und daz diu burc vil wīte von sīner kraft erdōz.
Diu sterke Dieterīches was unmęzlīche grōz. |
1985 | Dō gehōrte Gunthźr ruofen disen man.
In dem herten sturme losen er began.
Er sprach: Dieterīches stimme ist in mīn ōre komen.
Ich węne, im unser degene im haben etwen hie benomen. |
1986 | Ich sihe in ūf dem tische. Er winket mit der hant.
Ir vriunt unde māge von Burgonden lant,
gehabt ūf des strītes. Lāt hren unde sehen,
waz hie dem degene von mīnen mannen sī geschehen. |
1987 | Dō der künec Gunthźr bat unde ouch gebōt,
si habten ūf mit swerten in des strītes nōt.
Daz was gewalt vil grōzer, daz dā niemen sluoc.
Jā vrāgete er den von Berne der męre schiere genuoc. |
1988 | Er sprach: Vil edel Dieterīch, waz ist iu hie getān
von den mīnen vriunden? Willen ich des hān,
buoze unde suone, der bin ich iu bereit.
Swaz iu iemen tęte, daz węre mir inneclīchen leit. |
1989 | Dō sprach der hźrre Dieterīch: Mir ist niht getān.
Lāt mich ūz dem hūse mit iuwerem vride gān
von disem herten strīte mit dem gesinde mīn!
Daz wil ich sicherlīchen immer dienende sīn. |
1990 | Wie vlźhet ir sō schiere? sprach dō Wolfhart,
Jā hāt der videlęre die tür nie sō verspart,
wir entsliezen sō wīte, daz wir dar für gān!
Nū swīget! sprach hźr Dieterīch, Ir habet den tiuvel getān! |
1991 | Dō sprach der künec Gunthźr: Erlouben ich iu wil,
füeret ūze dem hūse lützel oder vil,
āne mīne vīande. Die suln hie bestān.
Si hānt mir zen Hiunen sō rehte leide getān. |
1992 | Dō er daz gehōrte, under arme er beslōz
die edelen küneginne. Der sorge, diu was grōz.
Dō fuorte er anderthalben Etzelen mit im dan,
ouch gie mit Dieterīche sehs hundert wętlīcher man. |
1993 | Dō sprach der marcgrāve, der edel Rüedegźr:
Sol aber ūzem hūse iemen komen mźr,
die iu doch gerne dienen, daz lāzet uns vernemen!
Sō sol ouch vride stęter den guoten vriunden gezemen. |
1994 | Des antwurte Gīselhźr von Burgonden lant:
Vride unde suone sī iu von uns bekant,
sīt ir sīt triuwen stęte, ir unde iuwer man.
Ir sult unangestlīchen mit iuwern vriunden hinnen gān. |
1995 | Dō Rüedegźr der hźrre gerūmete den sal,
fünf hundert oder mźre im volgeten über al
der von Bechelāren, vriunde unde sīner man.
Von dem künege Rüedegźr schaden grōzen sīt gewan. |
1996 | Dō sach ein Hiunen recke Etzelen gān
bī Dieterīche nāhen. Genozzen wolde er sīn hān.
Dem gap der videlęre einen sölchen slac,
daz im vor Etzelen füezen daz houbet schiere gelac. |
1997 | Dō der wirt des landes kom für daz hūs gegān,
dō kźrte er sich hin widere unde sach Volkźren an:
Ouwź mir dirre geste! ditze ist ein grimmigiu nōt,
daz alle mīne recken suln vor in ligen tōt. |
1998 | Âch wź der hōchgezīte! sprach der künec hźr.
Dā vihtet einer inne, der heizet Volkźr.
als ein eber wilde, unde ist ein spilman.
Ich danke es mīnem heile, daz ich dem tiuvel entran. |
1999 | Sīne leiche lūtent übele, sīne züge, die sint rōt.
Jā vellent sīne dne vil manegen helt tōt!
Ine weiz niht, waz uns wīze der selbe spilman,
wand ich gast nie deheinen sō rehte leiden gewan. |
2000 | Si heten die si wolden lāzen für den sal.
Dō huop sich innerthalben ein grzlīcher schal.
Die geste sźre rāchen daz in ź geschach.
Volkźr der vil küene, hey, waz er helme zerbrach! |
2001 | Sich kźrte gegen dem schalle Gunthźr, der künec hźr:
Hrt ir die dne, Hagene, die dort Volkźr
videlt mit den Hiunen, swer zuo den türn gāt?
Ez ist ein rōter anstrich, den er ze dem videlbogen hāt. |
2002 | Mich riuwet āne māze, sō sprach Hagene,
daz ich ie gesaz in dem hūse vor dem degene.
Ich was sin geselle unde ouch er der mīn,
und kome wir immer wider heim, daz suln wir noch mit triuwen sīn. |
2003 | Nū schouwe, künec hźre, Volkźr ist dir holt!
Er dienet vlīzeclīche dīn silber und dīn golt.
Sīn videlboge im snīdet durch den herten stāl.
Er brichet ūf den helmen diu liehte schīnenden māl. |
2004 | Ine gesach nie videlęre sō hźrlīchen stān,
als der degen Volkźr hiute hāt getān.
Die sīnen leiche hellent durch helme und rant.
Jā sol er rīten guotiu ross unde tragen hźrlīch gewant! |
2005 | Swaz der Hiunen māge in dem sal was gewesen,
der enwas nū deheinere dar inne mź genesen.
Des was der schal geswiftet, daz niemen mit in streit.
Diu swert von handen legeten die küenen recken gemeit. |
wie si die tôten abe wurfen { 34 } Wie sie die Toten hinabwarfen. |
2006 | Die hźrren nāch ir müede sāzen dō ze tal.
Volkźr unde Hagene giengen für den sal.
Sich leinten über schilde die übermüeten man.
Dō wart dā rede vil spęhe von in beiden getān. |
2007 | Dō sprach von Burgonden Gīselhźr der degen:
Jāne müget ir, liebe vriunde, ruowe niht gepflegen!
Ir sult die tōten liute ūz dem hūse tragen.
Wir werden noch bestanden, ich wilz iu węrlīche sagen. |
2008 | Sine suln uns under füezen hie niht langer ligen.
Ê daz uns die Hiunen mit sturme an gesigen,
wir gehouwen noch die wunden, diu mir sanfte tuot.
Des hān ich, sprach dō Gīselhźr, einen stętigen muot. |
2009 | Sō wol mich sölches hźrren! sprach dō Hagene,
Der rāt enzęme niemen wan einem degene,
den uns mīn junger hźrre hiute hāt getān.
Des müget ir Burgonden alle vil vrlīche stān. |
2010 | Dō volgeten si dem rāte und truogen für die tür
siben tūsent tōten wurfen si dar für
vor des sales stiegen. Dā vielen si ze tal.
Dō huop sich von ir māgen ein vil klagelīcher schal. |
2011 | Ez was ir etelīcher sō męzlīchen wunt,
der sīn sanfter pflęge, er würde noch gesunt,
der vor dem hōhen valle muose ligen tōt.
daz klageten dō ir vriunde. Des gie in węrlīche nōt. |
2012 | Dō sprach der videlęre, Volkźr, ein helt gemeit:
Nū kiuse ich des die wārheit, als mir ist geseit:
die Hiunen, die sint bse. Si klagent sam diu wīp.
Nū solden si beruochen der vil sźre wunden līp. |
2013 | Dō wānde ein marcgrāve, er riete ez durch guot:
er sach einen sīnen māc gevallen in daz bluot.
Er beslōz in mit den armen unde wolde in tragen dan.
Den schōz ob im ze tōde der vil küene spileman. |
2014 | Dō daz die ander sāhen, diu vluht, diu huop sich dan.
Si begunden alle vluochen dem selbem spileman.
Einen gźr er ūf gezucte, vil scharpf unde vil hart,
der von einem Hiunen zuo zim dar ūf geschozzen wart. |
2015 | Den schōz er kreftelīchen durch die burc dan,
über daz volc vil verre: den Etzelen man
gap er herberge hōher von dem sal.
Sīn vil starkez ellen die liute vorhten über al. |
2016 | Dō stuonden vor dem hūse vil manec tūsent man.
Volkźr unde Hagene reden dō began
mit Etzel dem künege allen iren muot.
Des kōmen sīt in sorge die helde küene und guot. |
2017 | Ez zęme, sō sprach Hagene, vil wol volkes trōst,
daz die hźrren vehten zaller vorderōst,
alsō der mīnen hźrren hie ieslīcher tuot.
Die houwent durch die helme, nāch swerten vliuzet daz bluot. |
2018 | Etzel was sō küene, er vazzete sīnen schilt.
Nū vart gewerlīche, sprach vrou Kriemhilt,
unde bietet ir den recken daz golt über rant,
wande erreichet iuch dort Hagene, ir habt den tōt an der hant! |
2019 | Der künec, der was sō küene, er wolde erwinden niht,
daz von sō rīchem fürsten vil selten nū geschiht.
Man muose in bī dem vezzel ziehen wider dan.
Hagene der grimme in aber hnen began: |
2020 | Ez was ein verriu sippe, sprach Hagene der degen,
die Etzel und Sīvrit ze samne hete gepflegen.
Er minnete Kriemhilden, ź si ie gesęhe dich.
Künec vil bse, war umbe rętest an mich? |
2021 | Dise rede hōrte des edelen küneges wīp
Des wart in ungemüete der Kriemhilde līp,
daz er si getorste schelten vor Etzelen man.
Dar umbe si aber rāten an die geste began. |
2022 | Si sprach: Der mir von Tronege Hagenen slüege
unde mir sīn houbet her für mich trüege,
dem fulte ich rōtes goldes den Etzelen rant.
Dar zuo gębe ich im ze miete vil guote bürge unde lant. |
2023 | Nūne weiz ich, wes si bītent, sprach der spilman,
ine gesach nie helde sō zagelīchen stān,
dā man hōrte bieten also hōhen solt.
Jāne sol in Etzel dar umbe nimmźr werden holt! |
2024 | Die hie sō lasterlīchen ezzent des fürsten brōt
under im nū geswīchent in dere grzesten nōt,
der sihe ich hie vil manegen vil zagelīche stān,
unde wellent doch sīn vil küene. Si müezens immer schande hān! |
wie Îrinc erslagen wart { 35 } Wie Iring erschlagen wurde. |
2025 | Dō rief von Tenemarke der marcgrāve Îrinc:
Ich hān ūf źre lāzen nū lange mīniu dinc
unde hān in volkes stürmen des besten vil getān.
Nū brinc mir mīn gewęfen! Jā wil ich Hagenen bestān! |
2026 | Daz wil ich widerrāten, sprach dō Hagene.
Sō heiz ūf hōher wīchen der Hiunen degene!
Gespringent iuwer zwźne oder drī in den sal,
die sende ich vil ungesunde die stiegen wider hin ze tal. |
2027 | Dar umbe ichz niht lāze, sprach aber Îrinc,
ich hān ouch ź versuochet sam sorclīchiu dinc.
Jā wil ich mit dem swerte dich einen bestān!
Waz hilfet übermüeten, daz dū mit rede hāst getān? |
2028 | Dō wart gewāfent balde der degen Îrinc
unde Irnvrit von Düringen, ein küener jungelinc,
und Hāwart der vil starke, wol mit tūsent man.
Swes Îrinc begunde, si woldens alles im gestān. |
2029 | Dō sach der videlęre eine vil grōze schar,
die mit Îringe gewāfent kōmen dar.
Si truogen ūf gebunden vil manegen helm guot.
Dō wart der küene Volkźr ein teil vil zornec gemuot. |
2030 | Seht ir, vriunt Hagene, dort Îringen gān,
der iuch mit dem swerte lobte eine bestān?
Wie zement helde lügene? Ich wil unprīsen daz.
Ez gānt mit im gewāfent wol tūsent recken oder baz. |
2031 | Nū heizet mich niht liegen! sprach Hāwartes man.
Ich wilz gerne leisten, swaz ich gelobt hān.
Durch deheine vorhte wil ich es ab gān,
swie griulīch sī nū Hagene, ich wil in eine bestān. |
2032 | Ze füezen bōt sich Îrinc māgen und man,
daz si in eine liezen den recken bestān.
Daz tāten si ungerne, wand in was wol bekant
der übermüete Hagene ūzer Burgonden lant. |
2033 | Dō bat er si sō lange, daz ez sīt geschach,
dō daz ingesinde den willen sīn ersach,
daz er warp nāch źren. Dō liezen si in gān.
Dō wart von in beiden ein grimmez strīten getān. |
2034 | Îrinc von Tenemarke vil hōhe truoc den gźr.
Sich dacte mit dem schilde der triuwer degen hźr.
Dō lief er ūf ze Hagenen vaste für den sal.
Dō huop sich von den degenen ein vil grzlīcher schal. |
2035 | Dō schuzzen si die gźre mit krefte von der hant
durch die vesten schilde ūf liehtez ir gewant,
daz die gźrstangen vil hōhe dręten dan.
Dō griffen zuo den swerten die zwźne grimme küene man. |
2036 | Des küenen Hagenen ellen, daz was starke grōz.
Dō sluoc ouch ūf in Îrinc, daz al daz hūs erdōz.
Palas und türne erhullen nāch ir slegen.
Dōne kunde niht verenden des sīnen willen der degen. |
2037 | Îrinc, der lie Hagenen unverwundet stān.
Zuo dem videlęre gāhen er began.
Er wānde, er möhte in twingen mit sīnen herten slegen.
Dō kunde sich wol beschermen Volkźr der degen. |
2038 | Dō sluoc der videlęre, daz über des schildes rant
dręte daz gespenge von Volkźres hant.
Den liez er dō belīben, ez was ein übel man.
Dō lief er Gunthźren von den Burgonden an. |
2039 | Dō was ir ietweder ze strīte starc genuoc.
Swaz Gunthźr und Îrinc ūf ein ander sluoc,
daz brāhte niht von wunden daz vliezende bluot.
Daz behuote ir gewęfen, daz was starc unde guot. |
2040 | Gunthźren er lie belīben und lief Gźrnōten an.
Daz fiuwer ūz den ringen er houwen im began.
Dō hete von Burgonden der starke Gźrnōt
den küenen Îringen erslagen nęhelīchen tōt. |
2041 | Dō spranc er von dem fürsten. Snel er was genuoc.
Der Burgonden viere der helt vil balde sluoc,
des edelen ingesindes von Wormez über Rīn,
dōne kunde Gīselhźr nimmźr zorneger gesīn. |
2042 | Got weiz, hźr Îrinc, sprach Gīselhźr daz kint,
ir müezet mir die gelten, die vor iu tōt sint
gelegen hie ze stunde! Dō lief er in an.
Er sluoc den Tenlender, daz er muose dā bestān. |
2043 | Er schōz vor sīnen handen nider in daz bluot,
daz si alle wolden węnen, daz der helt guot
ze strīte nimmźr mźre geslüege einen slac.
Îrinc doch āne wunden hie vor Gīselhźren lac. |
2044 | Von des swertes dōze unde von des helmes klanc
wāren sīne witze worden harte kranc,
daz sich der degen küene des lebens niht versan.
Daz hete mit sīnen kreften der starke Gīselhźr getān. |
2045 | Dō im begunde entwīchen von dem houbte der dōz,
den er ź dā dolte von dem slage grōz,
er dāhte: Ich bin noch lebende und niender wunt.
Nū ist mir aller źrst daz ellen Gīselhźres kunt. |
2046 | Dō hōrte er beidenthalben die vīande stān.
Wisten si diu męre, im węre noch mźr getān.
Ouch hete er Gīselhźren dā bī im vernomen.
Er dāhte, wie er solde von den vīanden komen. |
2047 | Wie rehte tobelīche er ūz dem bluote spranc.
Sīner snelheite er mohte sagen danc.
Dō lief er ūz dem hūse, dā er aber Hagenen vant,
und sluoc im slege grimme mit sīner ellenthafter hant. |
2048 | Dō dāhte Hagene: Dū muost des tōdes wesen.
Dich envride der übel tiuvel, dūne kanst niht genesen!
Doch wunte Îrinc Hagenen durch sīnen helmhuot.
Daz tet der helt mit Wasken, daz was ein wāfen alsō guot. |
2049 | Dō der hźrre Hagene der wunden enpfant,
dō erwagte im ungefuoge daz swert an sīner hant.
Al dā muose im entwīchen der Hāwartes man
hin nider von der stiegen. Hagene im volgen began. |
2050 | Îrinc der vil küene den schilt über swanc,
unde węre diu selbe stiege drīer stiegen lanc,
die wīle liez in Hagene nie slahen einen slac.
Hey, waz rōter vanken ob sīnem houbte gelac! |
2051 | Wider zuo den sīnen kom Îrinc wol gesunt.
dō wurden disiu męre Kriemhilde rehte kunt,
waz er von Tronege Hagenen mit sīnem strīte hete getān.
Des im diu küneginne vil hōhe danken began. |
2052 | Nū lōn dir got, Îrinc, vil męre helt guot!
Dū hāst mir wol getrstet daz herze unde ouch den muot.
Nū sihe ich rōt von bluote Hagenen sīn gewant.
Kriemhilt nam im selbe den schilt vor liebe von der hant. |
2053 | Ir muget im māzen danken, sō sprach Hagene,
wolde erz noch versuochen, daz zęme degene.
Kme er danne hinnen, so węre er küene man.
Diu wunde vrumt iuch kleine, die ich von im enpfangen hān. |
2054 | Daz ir von mīner wunden die ringe sehet rōt,
daz hāt mich erreizet ūf maneges mannes tōt.
Ich bin aller źrst erzürnet, als ein unverzaget man.
mir hāt der degen Îrinc schaden kleinen noch getān. |
2055 | Dō stuont gegen dem winde Îrinc von Tenelant.
Er kuolte sich in ringen. Den helm er ab gebant.
Dō sprāchen al die liute, sīn ellen węre guot.
Des hete der marcgrāve einen rīchen hōhen muot. |
2056 | Aber sprach dō Îrinc: Mīne vriunde, wizzet daz,
daz ir mich wāfent schiere. Ich wilz versuochen baz,
ob ich noch müge betwingen den übermüeten man.
Sīn schilt was verhouwen. Einen bezzeren er gewan. |
2057 | Vil schiere wart der recke dō gewāfent baz.
Einen gźr vil starken nam er durch den haz,
dā mit er aber wolde Hagenen dort bestān.
Dō warte im vīentlīche der mortgrimmege man. |
2058 | Sīn mohte niht erbīten Hagene der degen.
Er lief im hin engegene mit schüzzen unde mit slegen
die stiegen ūz an ein ende. Sīn zorn der was grōz.
Îrinc sīner sterke dō vil wźnec genōz. |
2059 | Si sluogen durch die schilde, daz ez lougen began
von fiuwer rōten winden. Der Hāwartes man
wart von Hagenen swerte krefteclīchen wunt
durch schilt und durch die brünne. Des er wart nimmźr mźr gesunt. |
2060 | Dō der degen Îrinc der wunden enpfant,
den schilt er baz dō ructe über diu helmbant.
Des schaden in dūhte der volle, den er dā gewan.
Sīt tet im aber mźre des künec Gunthźres man. |
2061 | Hagene vor sīnen füezen einen gźr ligen vant.
Er schōz ūf Îringen, den helt von Tenelant,
daz im von dem houbte diu stange ragete dan.
Im hete der recke Hagene den grimmen ende getān. |
2062 | Îrinc muoste entwīchen zuo den von Tenelant.
Ê daz man dō dem degene den helm ab gebant,
man brach den gźr von houbte. Dō nāhete im der tōt.
Daz weinten sīne māge. Des gie in węrlīche nōt. |
2063 | Dō kom diu küneginne über in gegān.
Den starken Îringen klagen si began.
Si weinte sīne wunden. Ez was ir grimme leit.
Dō sprach vor sīnen māgen der recke küene und gemeit: |
2064 | Lāt die klage belīben, vil hźrlīch wīp!
Waz hilfet iuwer weinen? Jā muoz ich mīnen līp
verliesen von den wunden, die ich enpfangen hān!
Der tōt wil mich niht langer iu und Etzelen dienen lān. |
2065 | Er sprach zuo den Düringen und ze den von Tenelant:
Die gābe sol enpfāhen iuwer deheines hant
von der küneginne, ir liehtez golt vil rōt.
unde bestāt ir Hagenen, ir müezet kiesen den tōt. |
2066 | Sīn varwe was erblichen. Des tōdes zeichen truoc
Îrinc der vil küene. Ez was in leit genuoc.
Genesen niht enkunde der Hāwartes man.
Dō muoste ez an ein strīten von den von Tenemarke gān. |
2067 | Irnvrit unde Hāwart sprungen für daz gadem
wol mit tūsent helden. Vil ungefüegen kradem
hōrte man allenthalben, kreftec unde grōz.
Hey, waz man scharpfer gźre zuo den Burgonden schōz! |
2068 | Irnvrit der küene liefe an den spilman,
des er den schaden grōzen von sīner hant gewan.
Der edel videlęre den lantgrāven sluoc
durch einen helm vesten. Jā was er grimme genuoc. |
2069 | Dō sluoc der hźrre Irnvrit den küenen spilman,
daz im muosen bresten diu ringes gespan,
und daz sich beschutte diu brünne fiuwer rōt.
Doch viel der lantgrāve vor dem videlęre tōt. |
2070 | Hāwart unde Hagene ze samne wāren komen.
Er möhte wunder kiesen, ders hete war genomen.
Diu swert genōte vielen den helden an der hant.
Hāwart muoste ersterben von dem ūzer Burgonden lant. |
2071 | Dō die Tenen unde die Düringen ir hźrren sāhen tōt,
dō huop sich vor dem hūse ein vreislīchiu nōt,
ź si die tür gewunnen mit ellenthafter hant.
Des wart dā verhouwen vil manec helm und rant. |
2072 | Wīchet!, sprach dō Volkźr, unde lāt si her īn gān.
Ez ist sus unverendet, des si dā habent wān.
Si müezen drinne ersterben in vil kurzer zīt.
Si erarnent mit dem tōde, daz in diu küneginne gīt. |
2073 | Dō die übermüeten kōmen in den sal,
vil manegem wart daz houbt geneiget sō ze tal,
daz er muose ersterben von ir swinden slegen.
Wol streit der küene Gźrnōt. Sam tet ouch Gīselhźr der degen. |
2074 | Tūsent unde viere kōmen in daz hūs.
Von swerten sach man blicken vil manegen swinden sūs.
Sīt wurden doch die recken alle drinne erslagen.
Man mohte michel wunder von den Burgonden sagen. |
2075 | Dar nāch wart ein stille, dō der schal verdōz.
Daz bluot allenthalben durch die löcher vlōz
und dā zen rigelsteinen von den tōten man.
Daz heten die von Rīne mit grōzem ellen getān. |
2076 | Dō sāzen aber ruowen die von Burgonden lant.
Diu wāfen mit den schilden leitens ūz der hant.
Dō stuont noch vor den türen der küene spilman.
Er warte, ob iemen wolde noch zuo zin mit strīte gān. |
2077 | Der künec klagete sźre. Sam tet ouch sīn wīp.
Megede und vrouwen, die quelten dā den līp.
Ich węne des, daz hete der tōt ūf si gesworn.
Des wart noch vil der recken von den gesten dā verlorn. |
wie diu künegīn den sal vereiten liez { 36 } Wie die Königin den Saal anzünden ließ. |
2078 | Nū bindet ab die helme! sprach Hagene der degen.
Ich unde mīn geselle, wir suln iuwer pflegen.
Unde wellent ez noch versuochen zuo zuns die Etzelen man,
sō warne ich mīne hźrren, sō ich aller schiereste kan. |
2079 | Dō entwāfente daz houbet vil manec ritter guot.
Si sāzen ūf die wunden, die vor in in daz bluot
wāren zuo dem tōde von ir handen komen.
Dā wart der edelen geste vil übele goum genomen. |
2080 | Noch vor dem ābende, dō schuof der künec daz
unde ouch diu küneginne, daz ez versuochten baz
die hiunischen recken. Der sach man vor in stān
noch wol zweinzec tūsent. Si muosen dā ze strīte gān. |
2081 | Sich huop ein sturm herte zuo den gesten sān.
Dancwart, Hagenen bruoder, der vil snelle man,
spranc von sīnen hźrren zen vīanden für die tür.
Man wānde, er węre erstorben. Er kom gesunder wol dar für. |
2082 | Der herte strīt, der werte, unz ez diu naht benam.
Dō werten sich die geste, als guoten helden zam,
den Etzelen mannen den sumerlangen tac.
Hey, waz noch küener degene vor in veige gelac! |
2083 | Zeinen sunewenden daz grōze mort geschach,
daz diu vrouwe Kriemhilt ir herzeleit errach
an ir nęhesten māgen unde anderem manegem man,
dā von der künec Etzel vröude nimmźr mźr gewan. |
2084 | In was des tages zerunnen. Dō gie in sorgen nōt.
Si gedāhten, daz in bezzer węre ein kurzer tōt,
denne lange dā ze quelne ūf ungefüegiu leit.
Eines vrides si dō gerten, die stolzen ritter gemeit. |
2085 | Si bāten, daz man bręhte den künec zuo in dar.
Die bluot varwen helde unde ouch harnasch var
trāten ūz dem hūse, die drīe künege hźr.
Sine wessen, wem ze klagene diu ir vil grzlīchen sźr. |
2086 | Etzel unde Kriemhilt, die kōmen beide dar.
Daz lant, das was ir eigen, des mźrte sich ir schar.
Er sprach zuo den gesten: Nū saget, waz welt ir mīn?
Ir węnet vride gewinnen. Daz kunde müelīch gesīn |
2087 | ūf schaden alsō grōzen, als ir mir habt getān.
Ir sult es niht geniezen, unde sol ich mīn leben hān.
Daz kint, daz ir mir sluoget, und vil der māge mīn!
Vride unde suone sol iu vil gar versaget sīn. |
2088 | Des antwurte Gunthźr: Des twanc uns grōziu nōt.
Allez mīn gesinde lac vof dīnen helden tōt
an der herberge. Wie hete ich daz versolt?
Ich kom zuo dir ūf triuwe: ich wānde, daz mir węrest holt. |
2089 | Dō sprach von Burgonden Gīselhźr daz kint:
Ir Etzelen helde, die noch hie lebende sint,
waz wīzet ir mir recken? Waz hān ich iu getān?
Wand ich vriuntlīche in diz lant geriten hān. |
2090 | Si sprāchen: Dīner güete ist al diu burc vol
mit jāmer zuo dem lande. Jā gunden wir dir wol,
daz dū nie komen węrest von Wormez über Rīn!
Daz lant habt ir verweiset, dū und die bruoder dīn. |
2091 | Dō sprach in zornes muote Gunthźr der degen:
Welt ir diz starke hazzen ze einer suone legen
mit uns ellenden recken, deist beidenthalben guot.
Ez ist gar āne schulde, swaz uns Etzel getuot. |
2092 | Dō sprach der wirt zen gesten: Mīn und iuwer leit,
diu sint vil ungelīche. Diu michel arbeit,
des schaden zuo den schanden, die ich hie hān genomen,
des sol iuwer deheiner nimmźr lebende hinnen komen. |
2093 | Dō sprach zuo dem künege der starke Gźrnōt:
Sō sol iu got gebieten, daz ir vrümeclīchen tuot.
Slaht uns ellenden, und lāt uns zuo ziu gān
hin nider an die wīte! Daz ist iu źre getān. |
2094 | Swaz us geschehen künne, daz lāt kürzlīche ergān.
Ir habt sō vil gesunder, und türrens uns bestān,
daz si uns stürme müede lāzent niht genesen.
Wie lange suln wir recken in disen arbeiten wesen? |
2095 | Die Etzelen recken, die hetenz nāch getān,
daz si si wolden lāzen für den palas gān.
Daz gehōrte Kriemhilt. Ez was ir harte leit.
Des wart den ellenden der vride ze gāhes verseit. |
2096 | Neinā, Hiunen recken! Des ir dā habt muot,
ich rāt an rehten triuwen, daz ir des niht entuot,
daz ir die mortręzen lāzet für den sal.
Sō müesen iuwer māge līden den tōtlīchen val. |
2097 | Ob ir nū niemen lebte, wan diu Uoten kint,
mīne edele bruoder, unde koment si an den wint,
erkuolent in die ringe, sō sīt ir alle verlorn.
Ez enwurden küener degene nie zer werlde geborn. |
2098 | Dō sprach der junge Gīselhźr: Vil schniu swester mīn,
des trūte ich vil übele, daz dū mich über Rīn
ladetes her ze lande in dise grōze nōt.
Wie hān ich an den Hiunen hie verdienet den tōt? |
2099 | Ich was dir ie getriuwe, nie getet ich dir leit.
Ûf sölchen gedingen ich her ze lande reit,
daz dū mir holt węrest, vil liebiu swester mīn.
Bedenke an uns genāde, ez mac niht anders nū gesīn! |
2100 | Ine mac iu niht genāden. Ungenāde ich hān.
Mir hāt von Tronege Hagene sō grōziu leit getān.
Ez ist vil unversüenet, die wīle ich hān den līp.
Ir müezet es alle engelten, sprach dez Etzelen wīp. |
2101 | Welt ir mir Hagenen einen her ze gīsel geben,
sōne wil ich niht versprechen, ich welle iuch lāzen leben,
wande ir sīt mīne bruoder unde einer muoter kint.
Sō rede ich ez nāch der suone mit disen helden, die hie sint. |
2102 | Nūne welle got von himele! sprach dō Gźrnōt,
Ob unser tūsent węren, wir lęgen alle tōt,
der sippen dīner māge, ź wir dir einen man
gęben hie ze gīsel. Ez wirt źt nimmźr getān. |
2103 | Wir müesen doch ersterben, sprach dō Gīselhźr.
Uns scheidet niemen von ritterlīcher wer.
Swer gerne mit uns vehte, wir sīn źt aber hie,
wande ich deheinen mīnen vriunt an den triuwen nie verlie. |
2104 | Dō sprach der küene Dancwart, im zęme niht ze dagene,
Jāne stāt niht eine mīn bruoder Hagene!
Die hie den vride versprechent, ez mac in werden leit.
Des bringe ich iuch wol innen, daz si iu węrlīch geseit. |
2105 | Dō sprach diu küneginne: Ir helde vil gemeit,
nū gāt der stiege nāher, unde rechet mīniu leit.
Daz wil ich immer dienen, als ich von rehte sol.
Der Hagenen übermüete, der gelōn ich im wol. |
2106 | Lāt einen ūz dem hūse niht komen über al!
Si hiez vieren enden zünde an den sal.
Sō werdent wol errochen elliu mīniu leit.
Die Etzelen degene wurden schiere bereit. |
2107 | Die noch hie ūze stuonden, die tribens in den sal
mit slegen unde mit schüzzen. Des wart vil grōz der schal.
Doch wolden nie gescheiden die fürsten und ir man.
Sine kunden vor ir triuwen ein ander niht verlān. |
2108 | Den sal, den hiez dō zünden daz Etzelen wīp.
Dō quelte man den recken mit fiuwer dā den līp.
Daz hūs von einem winde vil balde allez bran.
Ich węne, daz volc enheinez grōzer angest nie gewan. |
2109 | Genuoge ruoften drinne: Ouwź dirre nōt!
Wir möhten michel gerner sīn in sturme tōt.
Ez möhte got erbarmen, wie sīn wir alle verlorn.
Nū richet ungefüege an uns diu küneginne ir zorn. |
2110 | Ir einer sprach dar inne: Wir müezen ligen tōt.
Waz hilfet uns daz grüezen, daz uns der künec enbōt?
Mir tuot von starker hitze der durst sō rehte wź.
Des węn mīn leben schiere in disen sorgen zergź. |
2111 | Dō sprach von Tronege Hagene: Ir edel ritter guot,
swen twinge durstes nōt, der trinke hie daz bluot.
Daz ist in sölcher hitze bezzer danne wīn.
Ez enmac an disen zīten źt nū niht bezzer gesīn. |
2112 | Dō gie der recken einer, dā er einen tōten vant.
Er kniete im zuo den wunden. Den helm er ab gebant.
Dō begunde er trinken daz vliezende bluot.
Swie ungewon ers węre, ez dūhte in grzlīche guot. |
2113 | Nū lōn iu got, hźr Hagene! sprach der müede man,
Daz ich von iuwer lźre sō wol getrunken hān.
Mir ist noch vil selten geschenket bezzer wīn.
Lebe ich deheine wīle, ich sol iu immer węge sīn. |
2114 | Dō die ander daz gehōrten, daz ez in dūhte guot,
dō wart ir michel mźre, die trunken ouch daz bluot.
Dā von gewan vil krefte ir eteslīches līp.
Des engalt an lieben vriunden sīt vil manec wętlīch wīp. |
2115 | Daz fiuwer viel genōte ūf si in den sal.
Dō leiten siz mit schilden von in hin ze tal.
Der rouch und ouch die hitze in tāten beidiu wź.
Ich węne, der jāmer immer mźr an helden ergź. |
2116 | Dō sprach von Tronege Hagene: Stāt zuo des sales want.
Lāt niht die brende vallen ūf iuwer helmbant.
Tret si mit den füezen nider in daz bluot!
Ez ist ein übel hōchzīt, die uns diu küneginne tuot. |
2117 | In sus getānen leiden der naht in doch zeran.
Noch stuont vor dem hūse der küene spileman
unde Hagene sīn geselle, geleinet über rant.
Si warten schaden mźre von den ūz Etzelen lant. |
2118 | Dō sprach der videlęre: Nū gź wir in den sal!
Sō węnent des die Hiunen, daz wir sīn über al
tōt von dirre quāle, diu an uns ist getān.
Se sehent uns noch begegene in strīte ir etelīchen stān. |
2119 | Dō sprach von Burgonden Gīselhźr daz kint:
Ich węn, ez tagen welle. Sich hebt ein küeler wint.
Nū lāz uns got von himele ein lieber zīt geleben!
Uns hāt mīn swester Kriemhilt ein arge hōchzīt gegeben. |
2120 | Dō sprach aber einer: Ich kiuse nū den tac.
Sīt daz ez uns nū bezzer wesen niht enmac,
sō wāfent ir iuch, helde! Gedenket an den līp!
Jā kumt uns aber schiere des künec Etzelen wīp! |
2121 | Der wirt, der wolde węnen, die geste węren tōt
von ir arbeite und von des fiuwers nōt.
Dō lebte ir noch dar inne sehs hundert küener man,
daz nie künec deheiner bezzer degene gewan. |
2122 | Der ellenden huote hete wol ersehen,
daz noch die geste lebten, swie vil in was geschehen
ze schaden und ze leide, den hźrren unde ir man.
Man sach si in dem gademe noch vil wol gesunde stān. |
2123 | Man sagete Kriemhilde, ir węre vil genesen.
Dō sprach diu küneginne: Daz kunde nimmźr wesen,
daz ir deheiner lebte von des fiuwers nōt.
Ich wil des baz getrūwen, daz si alle ligen tot. |
2124 | Noch genęsen gerne die fürsten und ir man,
ob noch iemen wolde genāde an in begān.
Diene kunden si niht vinden an den von Hiunen lant.
Dā rāchen si ir sterben mit vil werlīcher hant. |
2125 | Des tages wider morgen grüezen man in bōt
mit hertem urliuge. Des kōmen helde in nōt.
Dō wart zuo zin geschozzen vil manec herter gźr.
Sich werten ritterlīchen die recken küene unde hźr. |
2126 | Dem Etzelen gesinde erweget was der muot,
daz si wolden daz Kriemhilde guot.
Dar zuo si wolden leisten, daz in der künec gebōt.
Des muose maneger schiere von in kiesen den tōt. |
2127 | Von geheize unde von gābe man mohte wunder sagen.
Sie hiez golt daz rōte dar īn mit schilde tragen.
Si gap ez, swere sīn ruochte und ez wolde enpfān.
Jāne wart nie grōzer solden mźr ūf vīande getān. |
2128 | Ein michel kraft der recken dar zuo gewāfent gie.
Dō sprach der küene Volkźr: Wir sīn źt aber hie.
Ine gesach nie ūf vehten helde gerner komen,
die daz golt des küneges uns ze vāre hānt genomen. |
2129 | Dō riefen dā genuoge: Nāher, helde, baz,
daz wir dā suln verdienen, und tuon bezīte daz!
Hie belībe niemen, wand der doch sterben sol.
Dō sach man schiere ir schilde stecken gźre schüzze vol. |
2130 | Waz mac ich sagen mźre? Wol zwelf hundert man,
die versuochtenz vil sźre wider und dan.
Dō kuolten mit den wunden die geste wol ir muot.
Ez mohte niemen gescheiden. Des sach man vliezen daz bluot |
2131 | von verchtiefen wunden, der wart dā vil geslagen.
Ieslīchen nāch sīnen vriunden hōrte man sźre klagen.
Die biderben sturben alle dem rīchen künege hźr.
Des heten holde māge nāch in grzlīchiu sźr. |
wie der marcgrâve Rüedegêr erslagen wart { 37 } Wie Rüdiger erschlagen wurde. |
2132 | Ez heten die ellende wider morgen guot getān.
Wine der Gotelinde kom ze hove gegān.
Dō sach er beidenthalben diu grzlīchen sźr.
Daz weinte inneclīchen der vil guote Rüedegźr. |
2133 | Sō wź mir, sprach der recke, daz ich ie den līp gewan.
Daz disen grōzen jāmer kan niemen understān!
Swie gerne ichz vriden wolde, der künec entuot es niht,
wande er der sīnen leide ie mźr und mźr gesiht. |
2134 | Dō sande an Dieterīchen der guote Rüedegźr,
ob siz noch kunden wenden an den künegen hźr.
Dō enbōt im der von Berne: Wer möhte ez understān?
Ez enwil der künec Etzel niemen scheiden lān. |
2135 | Dō sach ein Hiunen recke Rüedegźren stān
mit weinenden ougen, unde hete es vil getān.
Der sprach zer küneginne: Nū seht ir, wie er stāt,
der doch gewalt den meisten hie bī Etzelen hāt, |
2136 | und dem allez dienet, liut unde lant!
Wie sō vil der bürge an Rüedegźr gewant,
der er von dem künege vil manege haben mac?
Er gesluoc in disen stürmen nie lobelīchen slac. |
2137 | Mich dunket, er enruoche, wie ez hie umbe gāt,
sīt źt er den vollen nāch sīnem willen hāt.
Man giht im, er sī küener danne iemen müge sīn.
Daz ist in disen sorge worden bōslīche schīn. |
2138 | Mit trūrigem muote der vil getriuwe man,
den er daz reden hōrte, der helt, der blicte in an.
Er dāhte: Dū solt ez erarnen. Dū gihest, ich sī verzaget.
Dū hāst disiu męre ze hove ze lūte gesaget. |
2139 | Die fūst begunde er twingen. Dō lief er in an
unde sluoc sō kreftlīche den hiunischen man,
daz er im vor den füezen lac vil schiere tōt.
Dō was aber gemźret des künec Etzelen nōt. |
2140 | Hin, dū zage męre!, sprach dō Rüedegźr.
Ich hān doch genuoge leit unde sźr.
Daz ich hie niht envihte, zwiu wīzest dū mir daz?
Jā węre ich den gesten von grōzen schulden gehaz, |
2141 | unde allez, daz ich möhte, hete ich in getān,
niuwan daz ich die recken her gefüeret hān.
Jā was ich ir geleite in mīnes hźrren lant!
Des ensol mit in niht strīten mīn vil ellendes hant. |
2142 | Dō sprach ze dem marcgrāven Etzel, der künec hźr:
Wie habt ir uns geholfen, vil edel Rüedegźr?
Wand wir sō vil der veigen hie ze lande hān,
wir bedorften ir niht mźre. Ir habt vil übele getān. |
2143 | Dō sprach der ritter edele: Dā beswęrete er mir den muot,
unde hāt mir geitewīzet źre unde guot,
des ich von dīnen handen hān sō vil genomen.
Daz ist dem lugenęre ein teil unstetelīche komen. |
2144 | Dō kom diu küneginne, unde hete ez ouch gesehen,
daz von des heldes zorne dem Hiunen was geschehen.
Si klagete ez ungefuoge. Ir ougen wurden naz.
Si sprach ze Rüedegźre: Wie habe wir verdienet daz, |
2145 | daz ir mir und dem künege mźret unser leit?
Nū habt ir uns, edel Rüedegźr, allez her geseit,
ir woldet durch uns wāgen die źre und ouch daz leben.
Ich hōrte iu vil der recken den prīs vil grzlīchen geben. |
2146 | Ich man iuch der genāden, und ir mir habt gesworn,
dō ir mir ze Etzelen rietet, ritter ūz erkorn,
daz ir mir woldet dienen an unser eines tōt.
Des wart mir armem wībe nie sō grzlīche nōt. |
2147 | Daz ist āne lougen, ich swuor iu, edel wīp,
daz ich durch iuch wāgete źre unde ouch den līp.
Daz ich die sźle verliese, des enhān ich niht gesworn.
Zuo dirre hōchgezīte bat ich die fürsten wol geborn. |
2148 | Si sprach: Gedenke, Rüedegźr, der grōzen triuwe dīn,
der stęte und ouch der eide, daz dū den schaden mīn,
immer woldest rechen und elliu mīniu leit.
Dō sprach der marcgrāve: Ich hān iu selten verseit. |
2149 | Etzel der vil rīche vlźgen ouch began.
Dō buten si sich ze füezen beide für den man.
Den edelen marcgrāven unmuotes man dō sach.
Der vil getriuwe recke harte jęmerlīchen sprach: |
2150 | Ouwź mir gotes armem, daz ich ie ditze gelebet hān!
Aller mīner źren, der muoz ich abe stān,
triuwen unde zühte, der got an mir gebōt.
Ouwź got von himele, daz mich es niht wendet der tōt! |
2151 | Swelchez ich nū lāze und daz ander begān,
sō hān ich bōslīche unde vil übele getān.
Lāze aber ich si beide, mich schiltet elliu diet.
Nū geruoche mich bewīsen, der mir ze lebene geriet. |
2152 | Dō bāten si in genōte, der künec und ouch sīn wīp.
Des muosen sider recken verliesen den līp
vor Rüedegźres hende, dā ouch der helt erstarp.
Ir müget daz hie wol hren, daz er vil jęmerlīchen warp. |
2153 | Er wiste schaden gewinnen und ungefüegiu leit.
Er hete dem künege vil gerne verseit
und ouch der küneginne. Vil sźre vorhte er daz,
ob er ir einen slüege, daz im diu werlt würde gehaz. |
2154 | Dō sprach zuo dem künege der vil küene man:
Hźr künec, nū nemt hin widere al daz ich von iu hān!
Daz lant mit den bürgen, der sol mir niht bestān.
Ich wil ūf mīnen füezen in daz ellende gān. |
2155 | Dō sprach der künec Etzel: Wer hülfe danne mir?
Daz lant zuo den liuten, daz gip ich allez dir,
daz dū mich rechest, Rüedegźr, an den vīanden mīn.
Dū solt ein künec gewaltec beneben Etzelen sīn. |
2156 | Dō sprach aber Rüedegźr: Wie sol ichz ane vān?
Heim zuo mīnem hūse ich si geladen hān.
Trinken und spīse ich in güetlīchen bōt
und gap in mīne gābe. Wie sol ich rāten in den tōt? |
2157 | Die liute węnent līhte, daz ich sī verzaget.
Deheinen mīnen dienest hān ich in versaget,
den vil edelen fürsten und den iren man.
Ouch riuwet mich diu vriuntschaft, die ich mit in geworben hān. |
2158 | Gīselhźr dem degene gap ich die tohter mīn.
Sine kunde in dirre werlde niht baz verwendet sīn
ūf zuht unde ūf źre, ūf triuwe unde ouch ūf guot.
Inde gesach nie künec sō jungen sō tugentlīch gemuot. |
2159 | Dō sprach aber Kriemhilt: Vil edel Rüedegźr,
nū lā dich erbarmen unser beider sźr,
mīn unde ouch des küneges. Gedenke wol dar an,
daz nie wirt deheiner sō leide geste gewan! |
2160 | Dō sprach der marcgrāve wider daz edel wīp:
Ez muoz hiute gelten der Rüedegźres līp,
swaz ir und ouch mīn hźrre mir liebes habt getān.
Dar umbe muoz ich ersterben. Daz mac niht langer gestān. |
2161 | Ich weiz wol, daz noch hiute mīne bürge unde mīniu lant
iu müezen ledec werden von ir etelīches hant.
Ich bevilhe iu ūf genāde mīn wīp unde mīniu kint
und ouch die vil ellenden, die dā ze Bechelāren sint. |
2162 | Nū lōn dir got, Rüedegźr! sprach der künec dō.
Er und diu küneginne, si wurden beide vrō.
Uns suln dīne liute vil wol bevolhen wesen.
Wol trūwe ich mīnem heile: Dū maht selbe genesen. |
2163 | Nū liez er an die wāge sźle und līp.
Dō begunde weinen daz Etzelen wīp.
Er sprach: Ich muoz iu leisten, als ich gelobt hān.
Ouwź der mīnen vriunde, die ich vil ungerne bestān! |
2164 | Man sach in von dem künege vil trūreclīchen gān.
Dō vant er sīne recken vil nāhen vor im stān.
Er sprach: Ir sult iuch wāfen, alle mīne man.
Die küenen Burgonden, die muoz ich leider bestān. |
2165 | Si hiezen balde springen, dā man ir gewęfen vant.
Ez der helm węre oder des schildes rant,
von ir ingesinde wart ez dar getragen.
Sīt hōrten leidiu męre die stolzen ellenden sagen. |
2166 | Gewāfent wart dō Rüedegźr mit fünf hundert man.
Dar über zwelf recken ze helfe er dō gewan,
die wolden prīs erwerben in des sturmes nōt.
Sine wessen niht des, daz in sō nāhete der tōt. |
2167 | Dō sach man Rüedegźren under helme gān.
Ez truogen swert diu scharpfen die Rüedegźres man,
dar zuo vor ir handen die liehten schilde breit.
Daz sach der videlęre. Ez was im grzlīche leit. |
2168 | Dō sach der junge Gīselhźr sīnen sweher gān
mit ūf gebundem helme. Wie möhte er dō verstān,
waz er dā meinte, niuwan allez guot?
Des wart der künec edele sō rehte vrlīch gemuot. |
2169 | Nū wol mich sölcher vriunde! sprach Gīselhźr der degen,
die wir han gewunnen ūf disen wegen.
Wir suln mīnes wībes vil wol geniezen hie.
Mir ist liep, ūf mīne triuwe, daz ie diu hīrāt ergie. |
2170 | Ine weiz, wes ir iuch trstet, sprach dō der spilman.
Wā gesāhet ir ie durch suone sō manegen helt gān
mit ūf gebunden helmen, die trüegen swert enhant?
An uns wil dienen Rüedegźr sīne bürge und sīniu lant. |
2171 | Bedaz der videlęre die rede vol gesprach,
Rüedegźren den edelen man vor dem hūse sach.
Sīnen schilt den guoten satzte er für den fuoz.
Dō muose er sīnen vriunden versagen dienest und gruoz. |
2172 | Der edel marcgrāve rief in den sal:
Ir küenen Nibelunge, nū wert iuch über al!
Ir soldet mīn geniezen, nū engeltet ir mīn.
Ê dō wāren wir vriunde. Der triuwen wil ich ledec sīn. |
2173 | Dō erschracten dirre męre die nōthaften man,
wande ir deheiner vröuden dā von niht gewan,
daz mit in wolde strīten, dem si dā wāren holt.
Si heten von ir vīanden michel arbeit gedolt. |
2174 | Nūne welle got von himele, sprach Gunthźr der degen,
daz ir iuch genāden sult an uns bewegen
und der vil grōzen triuwe, der wir doch heten muot!
Ich wil iu des getrūwen, daz ir ez nimmźr getuot. |
2175 | Jāne mac ich es niht gelāzen! sprach dō der küene man,
Ich muoz mit iu strīten, wand ich ez gelobt hān.
Nū wert iuch, küenen helde, sō liep iu sī der līp!
Mich enwolde es niht erlāzen des künec Etzelen wīp. |
2176 | Ir widersaget uns nū ze spāte, sprach dō der künec hźr.
Nū müeze iu got vergelten, vil edel Rüedegźr,
triuwe unde minne, die ir uns habt getān,
ob ir ez an dem ende woldet güetlīcher lān. |
2177 | Wir soldenz immer dienen, daz ir uns habt gegeben,
ich unde mīne māge, ob ir uns liezet leben.
Der hźrlīchen gābe, dō ir uns brāhtet her
in Etzelen lant mit triuwen, des denket, edel Rüedegźr! |
2178 | Wie wol ich iu des gunde, sprach Rüedegźr der degen,
Daz ich iu mīne gābe mit vollen solde geben
alsō willeclīchen, als ich des hete wān!
Sōne würde mir dar umbe nimmźr schelten getān. |
2179 | Erwindet, edel Rüedegźr, sprach dō Gźrnōt,
wand ez wirt deheiner gesten nie erbōt
sō rehte minneclīchen, sō ir uns habt getān.
Des sult ir wol geniezen, ob wir bī lebene bestān! |
2180 | Daz wolde got, sprach Rüedegźr, vil edel Gźrnōt,
daz ir ze Rīne węret, unde ich węre tōt
mit etelīchen źren, sīt ich iuch sol bestān!
Ez enwart noch nie an helden wirs von vriunden getān. |
2181 | Nū lōn iu got, hźr Rüedegźr, sprach aber Gźrnōt,
der vil rīchen gābe! Mich riuwet iuwer tōt,
sol an iu verderben sō tugentlīcher muot.
Hie trage ich iuwer wāfen, daz ir mir gābet, helt guot. |
2182 | Daz ist mir nie geswichen in aller dirre nōt.
Under sīner ecken līt manec ritter tōt.
Ez ist lūter unde stęte, hźrlīch und guot.
Ich węne, sō rīcher gābe ein recke nimmźr mźr getuot. |
2183 | Unde welt ir niht erwinden, ir enwelt zuo zuns gān,
slaht ir mir iht der vriunde, die ich noch hinne hān,
mit iuwer selbes swerte nim ich iu den līp!
Sō riuwet ir mich, Rüedegźr, unde iuwer hźrlīch wīp. |
2184 | Daz wolde got, hźr Gźrnōt! Unde möhte daz ergān,
daz aller iuwer wille węre hie getān.
und daz genesen węre iuwerer vriunde līp!
Jā sol iu wol getrūwen beide mīn tohter under mīn wīp! |
2185 | Dō sprach von Burgonden der schnen Uoten kint:
Wie tuot ir sō, hźr Rüedegźr? Die mit mir komen sint,
die sint iu alle węge. Ir grīfet übel zuo.
Die iuwern schnen tohter welt ir verwitwen ze vruo. |
2186 | Swenne ir und iuwer recken mit strīte mich bestāt,
wie rehte unvriuntlīche ir daz schīnen lāt,
daz ich iu wol getrūwe für alle ander man,
dā von ich zeinem wībe iuwer tohter mir gewan! |
2187 | Gedenket iuwer triuwe, vil edel künec hźr,
gesende iuch got von hinnen, sō sprach Rüedegźr.
Lāt die juncvrouwen niht engelten mīn.
Durch iuwer selbes tugende, sō ruochet ir genędec sīn! |
2188 | Daz tęte ich billīchen, sprach Gīselhźr daz kint.
Die hōhen mīne māge, die noch hier inne sint,
suln die vor iu ersterben, sō muoz gescheiden sīn
diu vil stęte vriuntschaft zuo dir und ouch der tohter dīn. |
2189 | Nū müeze uns got genāden! sprach der küene man.
Dō huoben si die schilde, alsō si wolden dan
strīten zuo den gesten in Kriemhilde sal.
Dō rief vil lūte Hagene von der stiegen her ze tal: |
2190 | Belībet eine wīle, vil edel Rüedegźr!
Alsō sprach dō Hagene, Wir wolden reden mźr,
ich und mīne hźrren, als uns des twinget nōt.
Waz mac gehelfen Etzelen unser ellenden tōt? |
2191 | Ich stān in grōzen sorgen, sprach aber Hagene,
den schilt, den mir gap vrou Gotelint ze tragene,
den habent mir die Hiunen zerhouwen vor der hant.
Ich fuorte in vriuntlīche in daz Etzelen lant. |
2192 | Daz des got von himele geruochen wolde,
daz ich schilt sō guoten noch tragen solde,
sō den dū hāst vor hende, vil edel Rüedegźr!
Sō bedorfte ich in den stürmen deheiner halsperge mźr. |
2193 | Vil gerne ich dir węre guot mit mīnem schilde,
torste ich dirn bieten vor Kriemhilde.
Doch nim dū in hin, Hagene, und trag in an der hant.
Hey, soldestū in füeren heim in der Burgonden lant! |
2194 | Dō er im sō willeclīchen den schilt ze gebene bōt,
dō wart genuoger ougen von heizen trehen rōt.
Ez was diu leste gābe, die sīt immer mźr
gebōt deheinem degene von Bechelāren Rüedegźr. |
2195 | Swie grimme Hagene węre und swie herte gemuot,
jā erbarmte im diu gābe, die der helt guot
bī sīnen lesten zīten sō nāhen hete getān.
Vil manec ritter edele mit im trūren began. |
2196 | Nū lōn iu got von himele, vil edel Rüedegźr!
Ez wirt iuwer gelīchen deheiner nimmźr mźr,
der ellenden recken sō hźrlīche gebe.
Got sol daz gebieten, daz iuwer tugent immer lebe. |
2197 | Sō wź mir dirre męre! sprach aber Hagene,
Wir heten ander swęre sō vil ze tragene,
suln wir mit vriunden strīten, daz sī got gekleit.
Dō sprach der marcgrāve: Daz ist mir inneclīchen leit. |
2198 | Nū lōn iu got der gābe, vil edel Rüedegźr!
Swie halt gein iu gebāren dise recken hźr,
daz nimmźr iuch gerüeret in strīte hie mīn hant,
ob ir si alle slüeget, die von Burgonden lant. |
2199 | Des neic im mit zühten der guote Rüedegźr.
Si weinten allenthalben, daz disiu herzen sźr
niemen gescheiden kunde. Daz was ein michel nōt.
Vater maneger tugende lac an Rüedegźren tōt. |
2200 | Dō sprach von dem hūse Volkźr der spilman:
Sīt mīn geselle Hagene den vride hāt getān,
den sult ouch ir stęte haben von mīner hant.
Daz habt ir wol verdienet, dō wir kōmen in daz lant. |
2201 | Vil edel marcgrāve, ir sult mīn bote sīn:
dise rōten bouge gap mir diu marcgrāvīn,
daz ich si tragen solde hie zer hōchgezīt.
Die müget ir selbe schouwen, daz ir mīn geziuc des sīt. |
2202 | Daz wolde got von himele, sprach dō Rüedegźr,
daz iu diu marcgrāvinne noch solde geben mźr!
Diu męre sag ich gerne der triutinne mīn,
gesihe ich si gesunde. Des müget ir āne zwīvel sīn. |
2203 | Als er im daz gelobte, den schilt huop Rüedegźr.
Des muotes er ertobete. Dōne beit er dā niht mźr.
Dō lief er zuo den gesten einem degen gelīch.
Manegen slac vil swinden sluoc der marcgrāve rīch. |
2204 | Die zwźne stuonden hōher, Volkźr und Hagene,
wand ez im ź gelobten die küene degene.
Noch vant er alsō küenen bī den türen stān,
daz Rüedegźr des strītes mit grōzen sorgen began. |
2205 | Durch mortrāchen willen sō liezen in dar īn
Gunthźr und Gźrnōt. Si heten helde sin.
Dō stuont ūf hōher Gīselhźr. Ze wāre ez was im leit.
Er versach sich noch des lebenes, dar umb er Rüedegźren meit. |
2206 | Dō sprungen zuo den vīanden des marcgrāven man.
Man sach si nāch ir hźrren vil degenlīche gān.
Diu snīdenden wāfen si truogen an der hant.
Des brast dā vil der helme und manec hźrlīcher rant. |
2207 | Dō sluogen die vil müeden manegen herten slac
den von Bechelāren, der eben und tiefe wac,
durch die liehten ringe vaste unz ūf daz verch.
Si tāten in dem sturme diu vil hźrlīchen werc. |
2208 | Daz edel ingesinde was nū komen gar dar īn.
Volkźr und Hagene, die sprungen balde hin.
Sine gāben vride niemen wan dem einem man.
Von ir beider handen daz bluot durch helme nider ran. |
2209 | Wie rehte grimmeclīchen vil manec swert dar inne erklanc!
Vil der schilde spangen ūz den slegen spranc.
Des reis ir schiltgesteine verhouwen in daz bluot.
Si vāhten alsō grimme, daz man ez nimmźr mźr getuot. |
2210 | Der vogt von Bechelāren gie wider und dan,
alsō der mit ellen in sturme werben kan.
Dem tet des tages Rüedegźr harte wol gelīch,
daz er ein recke węre vil küene und ouch vil lobelīch. |
2211 | Hie stuonden dise recken, Gunthźr unde Gźrnōt.
Si sluogen in dem sturme vil manegen helt tōt.
Gīselhźr und Dancwart, die zwźn ez ringe wac.
Des vrumten si vil manegen unz ūf ir jungesten tac. |
2212 | Vil wol zeigete Rüedegźr, daz er was starc genuoc,
küene unde wol gewāfent. Hey, waz er helde sluoc!
Daz sach ein Burgonde. Zornes gie im nōt.
Dā von begunde nāhen des edelen Rüedegźres tōt. |
2213 | Gźrnōt der starke, den helt ruofte er an.
Er sprach zem marcgrāven: Ir welt mir mīner man
niht genesen lāzen, vil edel Rüedegźr.
Daz müet mich āne māze. Ich enkans niht angesehen mźr. |
2214 | Nū mac iu iuwer gābe wol ze schaden komen,
sīt ir mir mīner vriunde habt sō vil genomen.
Nū wendet iuch her umbe, vil edel küene man!
Iuwer gābe wirt verdienet, sō ich aller beste kan. |
2215 | Ê daz der marcgrāve zuo zim vol kom dar,
des muosen liehte ringe werden missevar.
Dō sprungen zuo ein ander die źre gernde man.
Ir ietwederer schermen für starke wunden began. |
2216 | Ir swert sō scherpfe wāren, ez enkunde niht gewegen.
Dō sluoc Gźrnōten Rüedegźr der degen
durch helm vlinsherten, daz nider vlōz daz bluot.
Daz vergalt im schiere der ritter küene und guot. |
2217 | Die Rüedegźres gābe an hende er hōhe wac.
Swie wunt er zem tōde węre, er sluoc im einen slac
durch den schilt vil guoten unz ūf diu helmgespan.
Dā von sō muose ersterben der schnen Gotelinde man. |
2218 | Jāne wart nie wirs gelōnet sō rīcher gābe mźr.
Dō vielen beide erslagene, Gźrnōt und Rüedegźr,
gelīche in dem sturme von ir beider hant.
Aller źrst erzurnde Hagene, dō er den grōzen schaden vant. |
2219 | Dō sprach der helt von Tronege: Ez ist uns übel komen.
Wir haben an in beiden sō grōzen schaden genomen,
den nimmer überwindent ir liute und ouch ir lant.
Die Rüedegźres helde sint unser ellenden pfant. |
2220 | Ouwź mīnes bruoder, der tōt ist hie gevrumt!
Waz mir der leiden męre zallen zīten kumt!
Ouch muoz mich immer riuwen der edel Rüedegźr.
Der schade ist beidenthalben, und diu vil grzlīchen sźr. |
2221 | Dō Gīselhźr der hźrre sach sīnen sweher tōt,
die dō dar inne wāren, die muosen līden nōt.
Der tōt der suochte sźre, dā sīn gesinde was.
Der von Bechelāren dō langer einer niht genas. |
2222 | Dō Gunthźr unde Gīselhźr, und ouch Hagene,
Dancwart unde Volkźr, die guoten degene,
die giengen, dā si funden ligen die zwźne man,
dō wart dā von den helden mit jāmer weinen getān. |
2223 | Der tōt uns sźre roubet, sprach Gīselhźr daz kint.
Nū lāzet iuwer weinen, und gź wir an den wint,
daz uns die ringe erküelen, uns strītmüeden man.
Jā węn uns got von himele niht lenger hie ze lebene gan! |
2224 | Den sitzen, disen leinen, sach man manegen degen.
Si wāren aber müezec. Dā wāren tōt gelegen
die Rüedegźres helde. Vergangen was der dōz.
Sō lange werte diu stille, daz sīn Etzelen verdrōz. |
2225 | Ouwź dirre dieneste! sprach des küneges wīp,
Diene sint sō stęte, daz vīande līp
müge des engelten von Rüedegźres hant.
er wil si wider bringen in der Burgonden lant. |
2226 | Waz hilfet, künec Etzel, daz wir geteilet hān
mit im, swaz er wolde? Der helt hāt missetān.
Der uns dā solde rechen, der wil der suone pflegen.
Des antwurte Volkźr, der vil zierlīche degen: |
2227 | Der rede enist niht sō, leider, vil edel küneges wīp.
Getorste ich heizen liegen alsus edelen līp,
sō het ir tiuvellīchen an Rüedegźren gelogen.
Er und die sīnen degene sint an der suone gar betrogen. |
2228 | Er tet sō volleclīche, daz im der künec gebōt,
daz er unde sīn gesinde ist hie gelegen tōt.
Nū sehet alumbe, Kriemhilt, wem ir gebieten welt.
Iu hāt unz ūf den ende gedienet Rüedegźr der helt. |
2229 | Welt ir des niht gelouben, man solz sehen lān.
Durch ir herzen leide, sō wart dō daz getān:
man truoc den helt verhouwen, dā in der künec sach.
Den Etzelen degenen sō rehte leide nie geschach. |
2230 | Dō si den marcgrāven sāhen tōten tragen,
ez enkunde dehein schrībęre gebrieven noch gesagen
die manege ungebęre von wībe unde ouch von man,
diu sich von herzen jāmer aldā zeigen began. |
2231 | Der Etzelen jāmer wart alsō grōz,
als eines lewen stimme der rīche künec erdōz
mit herezeleiden wuofe. Alsam tet ouch sīn wīp.
Si klageten ungefuoge des guoten Rüedegźres līp. |
wie hêrn Dietrîches man alle erslagen wurden { 38 } Wie Dietrichs Recken alle erschlagen wurden. |
2232 | Dō hōrte man allenthalben jāmer alsō grōz,
daz palas und türne von dem wuofe erdōz.
Dō hōrte ez ouch von Berne ein Dieterīches man.
Durch disiu starken męre wie balde er gāhen began! |
2233 | Dō sprach er zuo dem fürsten: Hrt, mīn hźr Dieterīch,
swaz ich noch her gelebt hān, sō rehte unmügelīch
gehōrte ich klage nie mźre, als ich nū hān vernomen.
Ich węn, der künec Etzel ist selbe zuo dem schaden komen. |
2234 | Wie möhtens anders alle haben sölchen muot?
Der künec oder Kriemhilt: ir einez, daz ist tōt
von den küenen gesten durch ir nīt gelegen.
Ez weinet ungefuoge vil manec zierlīcher degen. |
2235 | Dō sprach der helt von Berne: Mīne vil lieben man,
nū gāhet niht ze sźre! Swaz hie hānt getān
die ellenden recken, des gāt in michel nōt,
unde lāt si des geniezen, daz ich in mīnen vride enbōt! |
2236 | Dō sprach der küene Wolfhart: Ich wil dar gān
unde wil vrāgen der męre, waz si hānt getān
und wilz iu sagen danne, vil lieber hźrre mīn,
als ich ez dort ervinde, waz diu klage müge sīn. |
2237 | Dō sprach der hźrre Dieterīch: Swā man zornes sich versiht,
ob ungefüege vrāge danne dā geschiht,
daz betrüebet līhte den guoten recken ir vil hōhen muot.
Jāne wil ich niht, Wolfhart, daz ir die vrāge gein in tuot! |
2238 | Dō bat er Helpfrīchen vil balde dar gān
und hiez in daz ervinden an Etzelen man,
oder an den gesten selben, waz węre dā geschehen.
Dōne hete man von liuten sō grōzen jāmer nie gesehen. |
2239 | Der bote begunde vrāgen: Waz ist hie getān?
Dō sprach einer drunder: Dā ist vil gar zergān,
swaz wir vröuden heten in der Hiunen lant.
Hie līt erslagen Rüedegźr von der Burgonden hant. |
2240 | Die mit im dar īn kōmen, der ist einer niht genesen.
Dōne kunde Helpfrīche nimmźr leider wesen.
Jāne gesagete er męre sō rehte ungerne nie.
Der bote zuo Dieterīche vil sźre weinende gie. |
2241 | Waz habt ir uns erfunden? sprach dō Dieterīch,
Wie weinet ir sō sźre, degen Helpfrīch?
Dō sprach der edele recke: Ich mac wol balde klagen.
Den guoten Rüedegźren hānt die Burgonde erslagen. |
2242 | Dō sprach der helt von Berne: Daz ensol niht wellen got!
Daz węre ein starkiu rāche unde ouch des tiuvels spot.
Wā mit hete Rüedegźr an in daz versolt?
Jā ist mir daz wol künde, er ist den ellenden holt! |
2243 | Des antwurte Wolfhart: Unde heten siz getān,
sō solt ez in allen an ir leben gān.
Ob wirz in vertrüegen, des węre wir geschant.
Jā hāt uns vil gedienet des guoten Rüedegźres hant! |
2244 | Der vogt der Amelunge hiez ez ervinden baz.
Vil harte senelīche er in ein venster saz.
Dō bat er Hildebranden zuo den gesten gān,
daz er an in erfünde, waz dā węre getān. |
2245 | Der sturmküene recke, meister Hildebrant,
weder schilt noch wāfen truoc er an der hant.
Er wolde in sīnen zühten zuo den gesten gān.
Von sīner swester kinde wart im ein strāfen getān. |
2246 | Dō sprach der grimme Wolfhart: Welt ir dar blōzer gān,
sō mac ez an ein schelten nimmźr wol gestān.
Sō müezet ir lasterlīchen tuon die widervart.
Kumt ir dar gewāfent, daz etelīcher wol bewart. |
2247 | Dō garte sich der wīse durch des tumben rāt.
Ê daz ers innen würde, dō wāren in ir wāt
alle Dieterīches recken und truogen swert enhant.
Dem helde was leide. Vil gerne hete erz erwant. |
2248 | Er vrāgte, war si wolden. Wir wellen mir iu dar.
Waz, ob von Tronege Hagene deste wirs getar
gein iu mit spotte sprechen, des er wol kan pflegen?
Dō er daz gehōrte, dā von gestatte es in der degen. |
2249 | Dō sach der küene Volkźr wol gewāfent gān
die recken von Berne, die Dieterīches man,
begürtet mit den swerten. Si truogen schilt enhant.
Er sagete ez sīnem hźrren ūzer Burgonden lant. |
2250 | Dō sprach der videlęre: Ich sihe dort her gān
sō rehte vīentlīche, die Dieterīches man,
gewāfent under helme. Si wellent uns bestān.
Ich węn, ez an daz übele welle uns ellenden gān. |
2251 | In den selben zīten kom ouch Hildebrant.
Dō satzte er für die füeze sīnes schildes rant.
Er begunde vrāgen die Gunthźres man:
Ouwź, ir guoten helde, waz hete iu Rüedegźr getān? |
2252 | Mich hāt mīn hźrre Dieterīch her zuo ziu gesant.
Ob erslagen hete iuwer deheines hant
den edelen marcgrāven, als uns daz ist geseit,
wir enkunden überwinden niht diu grzlīchen leit. |
2253 | Dō sprach von Tronege Hagene: Daz męre ist ungelogen,
wie wol ich iu des gunde, hete iuch der bote betrogen,
durch Rüedegźres liebe, daz noch lebte sīn līp,
den immer mugen weinen beide man und ouch diu wīp. |
2254 | Dō si daz rehte erhōrten, daz er węre tōt,
dō klageten in die recken. Ir triuwe in daz gebōt.
Den Dieterīches recken sach man trehene gān
über berte unde über kinne. In was vil leide getān. |
2255 | Der herzoge von Berne, Sigestap, dō sprach:
Nū hāt gar ein ende genomen der gemach,
den uns ie gefüegete Rüedegźr nāch unser leide tagen.
Vröude ellender diete līt an Rüedegźr erslagen. |
2256 | Dō sprach von Amelungen der degen Wolfwīn:
Und ob ich hiute sęhe tōt den vater mīn,
mir enwurde nimmźr leider danne umbe sīnen līp.
Ouwź, wer sol nū trsten des edelen marcgrāven wīp? |
2257 | Dō sprach in zornes muote der degen Wolfhart:
Wer wīset nū die recken sō manege herevart,
alsō der marcgrāve vil dicke hāt getān?
Ouwź, vil edel Rüedegźr, daz wir dich sus verlorn hān! |
2258 | Wolfprant und Helpfrīch und ouch Helmnōt
mit allen ir vriunden klagten sīnen tōt.
Vor sūfte mohte vrāgen niht mźre Hildebrant.
Er sprach: Nū tuot, ir degene, dar nāch mīn hźrre hāt gesant: |
2259 | Gebt uns Rüedegźren alsō tōten ūz dem sal,
an dem gar mit jāmer līt unser vröuden val!
Lāt uns an im dienen, daz er ie hāt begān
an uns vil grōze triuwe und an manegem andern man. |
2260 | Wir sīn ouch ellende, als Rüedegźr der degen.
Wes lāzet ir uns bīten? Lāt in uns after wegen
tragen, daz wir nāch tōde lōnen noch dem man.
Wir hetenz billīche bī sīnem lebene getān. |
2261 | Dō sprach der künec Gunthźr: Nie dienest wart sō guot,
sō den ein vriunt vriunde nāch dem tōde tuot.
Daz heiz ich stęte triuwe, der die kan begān.
Ir lōnet im nāch schulden. Er hāt iu liebes vil getān. |
2262 | Wie lange suln wir vlźgen? sprach Wolfhart der degen.
Sīt unser trōst der beste von iu ist tōt gelegen,
und wir sīn leider mźre mügen niht gehaben,
lāt in uns hinnen tragen, daz wir den recken begraben! |
2263 | Des antwurte Volkźr: Niemen in iu gīt.
Nemt in in dem hūse, dā der degen līt
mit starc verchwunden, gevallen in daz bluot!
Sō ist ez ein voller dienest, den ir Rüedegźren tuot. |
2264 | Dō sprach der küene Wolfhart: Got weiz, hźr spilman,
ir endürfet uns niht reizen. Ir habt uns leit getān.
Getorste ich vor mīnem hźrren, sō kmen irs in nōt.
Des müezen wirz lāzen, wand er uns strīten hie verbōt. |
2265 | Dō sprach der videlęre: Der vorhte ist gar ze vil,
swaz man im verbiutet, der ez allez lāzen wil.
Daz kan ich niht geheizen rehten heldes muot.
Diu rede dūhte Hagenen von sīnem hergesellen guot. |
2266 | Des enlāt iuch niht belangen! sprach aber Wolfhart.
Ich entrihte iu sō die seiten, swenne ir die widervart
rītet gein dem Rīne, daz ir ez wol muget sagen.
Iuwer übermüeten mac ich mit źren niht vertragen! |
2267 | Dō sprach der videlęre: Swenne ir die seiten mīn
verirret guoter dne, der iuwer helmes schīn,
der muoz vil trüebe werden von der mīnen hant,
swie halt ich gerīte in der Burgonden lant. |
2268 | Dō wolde er zuo zim springen, wande daz in niht enlie
Hildebrant. Sīn heim in vaste zim gevie:
Ich węne, dū woldest toben durch den tumben zorn.
Mīnes hźrren hulde hetes dū immer mźr verlorn. |
2269 | Lāt abe den lewen, meister! Er ist sō grimme gemuot.
Kumt aber er mir zen handen, sprach Volkźr, der degen guot,
hete er die werlt alle mit sīner hant erslagen,
ich slahe in, daz erz widerspel nimmźr mźr darf gesagen. |
2270 | Des wart vil harte erzürnet der Bernęre muot.
Den schilt gezucte Wolfhart, ein sneller degen guot.
Alsam ein lew wilder lief er vor in dan.
Im wart ein gāhez volgen von sīnen vriunden getān. |
2271 | Swie wīter sprünge er pflęge für des sales want,
doch ergāhte in vor der stiege der alte Hildebrant.
Er enwolde in vor im lāzen niht komen in den strīt.
Si funden, daz si suochten, an den ellenden sīt. |
2272 | Dō gespranc zuo Hagenen meister Hildebrant.
Diu swert man hōrte erklingen an ir beider hant.
Si wāren sźre erzürnet, daz mohte man kiesen sint.
Von ir zweier swerten gie fiuwer rōter wint. |
2273 | Die wurden dō gescheiden in des sturmes nōt.
Daz tāten die von Berne, als in ir kraft gebōt.
Zehant dō wante Hildebrant von Hagenen wider dan.
Dō lief der starke Wolfhart den küenen Volkźren an. |
2274 | Er sluoc den videlęre ūf den helm guot,
daz des swertes ecke unz an die spangen wuot.
Daz vergalt mit ellen der küene spilman.
Dō sluoc er Wolfharten, daz er stieben began. |
2275 | Des fiuwers ūz den ringen hiuwen si genuoc.
Haz ir iegelīcher dem andern dā truoc.
Die schiet dō von Berne der degen Wolfwīn.
Ob ez ein helt niht węre, des enkunde niht gesīn. |
2276 | Gunthźr der recke mit vil willeger hant
enpfie die helde męre von Amelunge lant.
Gīselhźr der hźrre, diu liehten helmvaz,
der vrumte er dā vil manegez von bluote rōt unde naz. |
2277 | Dancwart, Hagenen bruoder, was ein grimmec man.
Swaz er dā vor hete in strīte ie getān
den Etzelen recken, daz was gar ein wint.
Nū vaht vil tobelīche des küenen Aldrīānes kint. |
2278 | Ritschart unde Gźrbart, Helpfrīch unde Wīchart,
die heten in manegen stürmen vil selten sich gespart.
Des brāhten si wol innen die Gunthźres man.
Dō sach man Wolfpranden in strīte hźrlīche gān. |
2279 | Dō vaht, alsam er wuote, der alte Hildebrant.
Vil der guoten recken vor Wolfhartes hant
mit tōde muosen vallen von swerten in daz bluot.
Sus rāchen Rüedegźren die recken küene unde guot. |
2280 | Dō vaht der hźrre Sigestap, als im sīn ellen riet.
Hey, waz er in dem strīte guoter helme verschriet
den sīnen vīanden, Dieterīches swester sun!
Er enkunde in dem sturme nimmźr bezzers niht getuon. |
2281 | Volkźr der starke, dō er daz ersach,
daz Sigestap der küene den bluotegen bach
hiu ūzer herten ringen, daz was dem helde zorn.
Er spranc im hin engegene. Dō hete Sigestap verlorn |
2282 | von dem videlęre vil schiere dā daz sīn leben.
Er begunde im sīner künste alsölchen teil dā geben,
daz er von sīnem swerte muose ligen tōt.
Daz rach der alte Hildebrant, als im sīn ellen daz gebōt. |
2283 | Ouwź liebes hźrren, sprach meister Hildebrant,
der hie līt erstorben von Volkźres hant!
Nū sol der videlęre langer niht genesen!
Hildebrant der küene, wie kunde er grimmer gewesen? |
2284 | Dō sluoc er Volkźren, daz im diu helmbant
stuben allenthalben zuo des sales want
von helme und ouch von schilde, dem küenen spileman.
Dā von der starke Volkźr dō den ende dā gewan. |
2285 | Dō drungen zuo dem strīte die Dieterīches man.
Si sluogen, daz die ringe vil verre dręten dan,
und daz man ort der swerte vil hōhe vliegen sach.
Si holten ūz den helmen den heize vliezenden bach. |
2286 | Dō sach von Tronege Hagene Volkźren tōt.
Daz was zer hōchgezīte sīn aller meistiu nōt,
die er dā hete gewunnen an māgen und ouch an man.
Ouwź, we harte Hagene den helt dō rechen began! |
2287 | Nūne sol es niht geniezen der alte Hildebrant!
Mīn helfe līt erslagen von des heldes hant,
der beste hergeselle, den ich ie gewan.
Den schilt er ructe hōher. Dō gie er houwende dan. |
2288 | Helpfrīch der küene Dancwarten sluoc.
Gunthźre unde Gīselhźre, den was ez leit genuoc,
dō si in vallen sāhen in der starken nōt.
Er hete mit sīnen handen vil wol vergolten sīnen tōt. |
2289 | Die wīle gie dō Wolfhart beide wider unde dan,
allez houwende die Gunthźres man.
Er was die dritten kźre komen durch den sal.
Dā viel von sīnen handen vil manec recke ze tal. |
2290 | Dō rief der hźrre Gīselhźr Wolfharten an:
Ouwź, daz ich sō grimmen vīant ie gewan!
Edel ritter küene, nū wendet gegen īn!
Ich wilz helfen enden. Ez enmac niht lenger gesīn. |
2291 | Zuo Gīselhźre kźrte Wolfhart in den strīt.
Dō sluoc ietwederer vil manege wunden wīt.
Sō rehte krefteclīchen er zuo dem künegte dranc,
daz imez bluot under füezen al über daz houbet spranc. |
2292 | Mit swinden slegen grimme, der schnen Uoten kint,
enpfie er Wolfharten, den küenen helt, sint.
Swie starc der degen węre, er enkunde niht genesen.
Ez endorfte künec sō junger nimmźr küener gewesen. |
2293 | Dō sluoc der Wolfharten durch eine brünne guot,
daz im von der wunden nider vlōz daz bluot.
Er wunte zuo dem tōde den Dieterīches man.
Ez enhete ān einen recken ze wāre niemen getān. |
2294 | Alsō der küene Wolfhart der wunden dō enpfant,
den schilt, den liez er vallen. Hōher an der hant
huop er ein starkez wāfen, daz was starc genuoc.
Durch helm und durch ringe der helt dō Gīselhźren sluoc. |
2295 | Si heten beide ein ander den grimmen tōt getān.
Dōne lebte ouch niht mźre der Dieterīches man.
Hildebrant der alte Wolfharten vallen sach.
Im węne vor sīnem tōde sō rehte leide nie geschach. |
2296 | Dō wāren gar erstorben die Gunthźres man
und ouch die Dieterīches. Hildebrant was gegān,
dā Wolfhart was gevallen nider in daz bluot.
Er besloz mit armen den recken küene und guot. |
2297 | Er wolde in ūzem hūse mit im tragen dan.
Er was ein teil ze swęre. Er muose in ligen lān.
Dō blicte ouch ūz dem bluote der rźwende man.
Er sach wol, daz im gerne sīn neve hete geholfen dan. |
2298 | Dō sprach der tōtwunde: Vil lieber heim mīn,
ir müget an disen zīten mir niht vrum gesīn.
Nū hüetet iuch vor Hagenen, jā dunket ez mich guot!
Er treit in sīnem herzen einen grimmigen muot. |
2299 | Unde ob mich māge nāch tōde wellen klagen,
den nęhesten und den besten, den sult ir von mir sagen,
daz si nāch mir niht weinen. Daz ist āne nōt.
Vor eines küneges handen lige ich hie hźrlīchen tōt. |
2300 | Ich hān ouch sō vergolten hier inne mīnen līp,
daz ez wol mugen beweinen der guoten ritter wīp.
Ob iuch des iemen vrāge, sō müget ir balde sagen,
vor mīn eines handen ligent wol hundert erslagen. |
2301 | Dō gedāhte ouch Hagene an den spileman,
dem der küene Hildebrant sīn leben an gewan.
Dō sprach er zuo dem degene: Ir geltet mīniu leit.
Ir habt uns hinne erbunnen vil maneges recken gemeit. |
2302 | Er sluoc ūf Hildebranden, daz man wol vernam
Balmungen diezen, den er Sīvride nam,
Hagene der küene, dā er den helt ersluoc.
Dō werte sich der alte. Jā was er küene genuoc. |
2303 | Der recke Dieterīches sluoc ein wāfen breit
ūf den helt von Tronege, daz ouch vil sźre sneit.
Dōne kunde er niht verwunden den Gunthźres man.
Dō sluoc aber in Hagene durch eine brünne wol getān. |
2304 | Dō der alte Hildebrant der wunden enpfant,
dō vorhte er schaden mźre von der Hagenen hant.
Den schilt warf über rucke der Dieterīches man.
Mit der starken wunden der helt dō Hagenen entran. |
2305 | Dā was niemen lebende aller der degene
niuwan die einen zwźne, Gunthźr und Hagene.
Mit bluote gie berunnen der alte Hildebrant.
Er brāhte leidiu męre, dā der Dieterīchen vant. |
2306 | Dō sach er trūreclīche sitzen hie den man.
Der leide michel mźre der fürste dō gewan.
Er sach ouch Hildebranden in sīner brünne rōt.
Dō vrāgete er der męre, als im diu sorge gebōt: |
2307 | Nū sagt mir, meister Hildebrant, wie sīt ir sō naz
von dem verchbluote, oder wer tet iu daz?
Ich węne, ir mit den gesten zem hūse habt gestriten.
Ich verbōt ez iu sō sźre. Ir het ez billīche vermiten. |
2308 | Dō sagte er sīnem hźrren: Ez tet Hagene.
Der sluoc mir dise wunden in dem gademe,
dō ich von dem recken wolde wenden dan.
Mit dem mīnem lebene ich dem tiuvel vil kūme entran. |
2309 | Dō sprach der Bernęre: Vil rehte ist iu geschehen,
dō ir mich vriuntschefe den recken hōrtet jehen,
daz ir den vride brāhtet, den ich in hete gegeben.
Hete ich es niht immer schande, ir soldet verliesen daz leben. |
2310 | Nū zürnet niht sō sźre, mīn hźr Dieterīch,
an mir und mīnen vriunden der schade ist al ze rīch.
Wir wolden Rüedegźren getragen haben dan.
Des enwolden uns niht gunnen des künec Gunthźres man. |
2311 | Sō wź mir dirre leide! Ist Rüedegźr doch tōt!
Daz muoz mir sīn ein jāmer vor aller mīner nōt.
Gotelint diu edele ist mīner basen kint.
Âch wź der armen weisen, die dā ze Bechelāren sint! |
2312 | Triuwen unde leides mant mich sīn tōt.
Er begunde starke weinen. Des gie dem helde nōt.
Ouwź getriuwer helfe, die ich verlorn hān!
Jāne überwinde ich nimmźr des künec Etzelen man! |
2313 | Müget ir mir, meister Hildebrant, diu męre rehte sagen,
wer der recke węre, der in dā habe erslagen?
Er sprach: Daz tet mit kreften der starke Gźrnōt.
Vor Rüedegźres henden ist ouch der helt gelegen tōt. |
2314 | Er sprach ze Hildebrande: Nū sagt mīnen man,
daz si sich balde wāfen, wand ich wil dar gān,
unde heizet mir gewinnen mīn liehtez wīcgewant.
Ich wil selbe vrāgen die helde ūzer Burgonden lant. |
2315 | Dō sprach meister Hildebrant: Wer sol zuo ziu gān?
Swaz ir habt der lebenden, die seht ir hie bī iu stān.
Daz bin ich alterseine. Die andern, die sint tōt.
Dō erschracte er dirre męre. Des gie im węrlīche nōt, |
2316 | Wand er leit sō grōzez zer werlde nie gewan.
Er sprach: Unde sint erstorben alle mīne man,
sō hāt mīn got vergezzen, ich armer Dieterīch.
Ich was ein künec hźre, vil gewaltec und rīch. |
2317 | Wie kunde ez sich gefüegen, sprach hźr Dieterīch,
daz si all sint erstorben, die helde lobelīch,
von den strītmüeden, die doch heten nōt?
Wande durch mīn ungelücke, in węre vremde noch der tōt. |
2318 | Sīt daz es mīn unsęlde niht langer wolde entwesen,
sō sagt mir: ist der geste noch iemen genesen?
Dō sprach meister Hildebrant: Daz, weiz got, niemen mźr
niuwan Hagene aleine unde Gunthźr, der künec hźr. |
2319 | Ouwź, lieber Wolfhart, sol ich dich hān verlorn,
sō mac mich balde riuwen, daz ich ie wart geborn,
Sigestap und Wolfwīn, und ouch Wolfprant!
Wer sol mir danne helfen in der Amelunge lant? |
2320 | Helpfrīch der vil küene, und ist mir der erslagen,
Gźrbart und Wīchart, wie solde ich die verklagen?
Daz ist an mīnen vröuden mir der leste tac.
Ouwź, daz vor leide niemen sterbene mac. |
wie Gunthźr unde Hagene unde Kriemhilt wurden erslagen { 39 } Wie Gunther, Hagen und Kriemhild erschlagen wurden. |
2321 | Dō suochte der hźrre Dieterīch selbe sīn gewant.
Im half, daz er sich wāfente, meister Hildebrant.
Dō klagete alsō sźre der kreftige man,
daz daz hūs erdiezen von sīner stimme began. |
2322 | Dō gewan er wider rehten heldes muot.
In grimme wart gewāfent dō der helt guot.
Einen schilt vil vesten nam er an die hant.
Si giengen dannen balde, er unde meister Hildebrant. |
2323 | Dō sprach von Tronege Hagene: Ich sihe dort her gān
hźrren Dieterīchen. Der wil uns bestān
nāch sīnem starkem leide, daz im ist hie geschehen.
Man sol daz hiute kiesen, wem man des besten müge jehen. |
2324 | Jāne dunket sich von Berne der hźrre Dieterīch
nie sō starc des lībes und ouch sō griuwelīch,
und wil erz an uns rechen, daz im ist getān
also redete Hagene, Ich tar in rehte wol bestān! |
2325 | Dise rede hōrte Dieterīch und ouch Hildebrant.
Er kom, dā er die recken beide stźnde vant
ūzen vor dem hūse, geleinet an den sal.
Sīnen schilt den guoten, den satzte Dieterīch ze tal. |
2326 | In leideclīchen sorgen sprach dō Dieterīch:
Wie habt ir sō geworben, Gunthźr, künec rīch,
wider mich ellenden? Waz hete ich iu getān?
Alles mīnes trōstes, des bin ich hie eine bestān. |
2327 | Iuch endūhte niht der volle an der grōzen nōt,
dō ir uns Rüedegźren den helt sluoget tōt.
Nū habet ir mir erbunnen aller mīner man.
Jāne hete ich iu helden sölcher leide niht getān! |
2328 | Gedenket an iuch selben unde an iuwer leit,
tōt der iuwern vriunde und ouch diu arbeit,
ob ez iu guoten recken beswęret iht den muot.
Ouwź, wie rehte unsanfte mir tōt der Rüedegźres tuot! |
2329 | Ez geschach ze dirre werlde nie leider manne mźr.
Ir gedāchtet übele an mīn und an iuwer sźr.
Swaz ich vriunde hete, die sint von iu erslagen.
Jāne kan ich nimmźr mźre die mīnen māge verklagen! |
2330 | Jāne sīn wir niht sō schuldec! sprach dō Hagene,
Ez giengen zuo disem hūse iuwer degene
gewāfent wol ze vlīze, mit einer schar sō breit.
Mich dunket, daz diu męre iu niht rehte sīn geseit! |
2331 | Waz sol ich gelouben mźre? Mir seite ez Hildebrant,
dō mīne recken gerten von Amelunge lant,
daz ir in Rüedegźren gębet ūz dem sal,
dō but ir niuwan spotten den küenen helden her ze tal. |
2332 | Dō sprach der künec von Rīne: Si jāhen wolden tragen
Rüedegźren hinnen. Den hiez ich in versagen,
Etzelen ze leide und niht den dīnen man,
unz daz dō Wolfhart dar umbe schelten began. |
2333 | Dō sprach der helt von Berne: Ez muoste źt alsō sīn.
Gunthźr, künec edele, durch die zuht dīn,
ergetze mich der leide, die mir von dir sint geschehen,
und süene ez, ritter küene, daz ich des künne dir gejehen! |
2334 | Ergip dich mir ze gīsel, dū und ouch dīn man,
sō wil ich behüeten, sō ich aller beste kan,
daz dir zen Hiunen niemen niht entuot.
Dūne solt an mir niht vinden niuwan triuwen und guot. |
2335 | Daz enwelle got von himele, sprach dō Hagene,
daz sich dir ergęben zwźne degene,
die noch werlīche gewāfent gegen dir stānt
und noch sō ledeclīche vor ir vīanden gānt! |
2336 | Ir ensult ez niht versprechen, sō redete Dieterīch,
Gunthźr unde Hagene. Ir habt beide mich
sō sźre beswęret, daz herze und ouch den muot,
welt ir mich ergetzen, daz ir ez vil billīche tuot. |
2337 | Ich gibe iu mīne triuwe und sicherlīche hant,
daz ich mit iu rīte heim in iuwer lant.
Ich leite iuch nāch den źren, oder ich gelige tōt,
und wil durch iuch vergezzen der mīnen grzlīchen nōt. |
2338 | Nūne muotet sīn niht mźre! sprach aber Hagene,
Von uns zimt daz męre niht wol ze sagene,
daz sich iu ergęben zwźne alsō küene man.
Nū siht man bī iu niemen wan eine Hildebranden stān. |
2339 | Dō sprach meister Hildebrant: Got weiz, hźr Hagene,
der iu den vride biutet mit iu ze tragene,
ez kumt noch an die stunde, daz ir möhtet nemen
die suone mīnes hźrren möht ir iu lāzen gezemen. |
2340 | Jā nęme ich die suone, sprach aber Hagene,
ź ich sō lasterlīche ūze einem gademe
vlühe, meister Hildebrant, als ir hie habt getān!
Ich węne, daz ir kundet baz gein vīanden stān! |
2341 | Des antwurte Hildebrant: Zwiu verwīzet ir mir daz?
Nū, wer was, der ūf einem schilde vor dem Waskensteine saz,
dō im von Spānje Walthźr sō vil der vriunde sluoc?
Ouch habt ir noch ze zeigen an iu selben genuoc! |
2342 | Dō sprach der hźrre Dieterīch: Ez enzimt niht helde līp,
daz si suln schelten sam diu alten wīp.
Ich verbiut iu, Hildebrant, daz ir niht sprechet mźr.
Mich ellenden recken twingent grzlīchiu sźr. |
2343 | Lāt hren, sprach Dieterīch, recke Hagene,
waz ir beide spręchet, snellen degene,
dō ir mich gewāfent zuo ziu sāhet gān.
Ir jāhet, daz ir eine mit strīte woldet mich bestān. |
2344 | Jāne lougent iu des niemen, sprach Hagene der degen,
Ine wellez hie versuochen mit den starken slegen,
ez ensī daz mir zebreste daz Nibelunges swert!
Mir ist zorn, daz unser beider ist ze gīsel hie gegert! |
2345 | Dō Dieterīch gehōrte den grimmen Hagenen muot,
den schilt vil balde zucte der snelle degen guot.
Wie balde gein im Hagene von der stiege spranc!
Nibelunges swert daz guote vil lūte ūf Dieterīche erklanc. |
2346 | Dō wesse wol hźr Dieterīch, daz der küene man
vil grimmes muotes węre. Schermen im began
der hźrre von Berne vor angestlīchen slegen.
Wol erkande er Hagenen, den vil zierlīchen degen. |
2347 | Ouch vorhte er Balmungen, ein wāfen starc genuoc.
Under wīlen Dieterīch mit listen wider sluoc,
unz daz er Hagenen mit strīte doch betwanc.
er sluoc im eine wunden, diu was tief unde lanc. |
2348 | Dō dāhte der hźrre Dieterīch: Dū bist in nten erwigen.
Ich hāns lützel źre, soltū tōt vor mir geligen.
Ich wilz sus versuochen, ob ich ertwingen kan
dich mir ze einem gīsel. Daz wart mit sorgen getān. |
2349 | Den schilt, den liez er vallen. Sīn sterke, diu was grōz.
Hagenen von Tronege mit armen er beslōz.
Des wart dō betwungen von im der küene man.
Gunthźr der edele dar umbe trūren began. |
2350 | Hagenen bant Dieterīch und fuorte in, dā er vant
die edelen küneginne, und gap ir bī der hant
den küenesten recken, der ie swert getruoc.
Nāch ir vil starkem leide dō wart si vrlīch genuoc. |
2351 | Vor liebe neic dem degene daz Etzelen wīp
Immer sī dir sęlic dīn herze und ouch der līp!
Dū hāst mich wol ergetzet aller mīner nōt.
Daz sol ich immer dienen, mich ensūme danne der tōt. |
2352 | Dō sprach der hźrre Dieterīch: Ir sult in lān genesen,
edeliu küneginne, und mac daz noch gewesen,
wie wol er iuch ergetzet, daz er iu hāt getān.
Er ensol des niht engelten, daz ir in seht gebunden stān. |
2353 | Dō hiez si Hagenen füeren an sīn ungemach,
dā er lac beslozzen, und dā niemen sach.
Gunthźr, der künec edele, rüefen dō began:
War kom der helt von Berne? Der hāt mir leide getān! |
2354 | Dō gie im hin engegene der hźrre Dieterīch.
Daz Gunthźres ellen, daz was vil lobelīch.
Dōne beit ouch er niht mźre. Er lief her für den sal.
Von ir beider swerten huop sich ein grzlīcher schal. |
2355 | Swie vil der hźrre Dieterīch lange was gelobt,
Gunthźr was sō sźre erzürnet und ertobt,
wand er nāch starkem leide sīn herzevīent was.
Man sagt ez noch ze wunder, daz dō hźr Dieterīch genas. |
2356 | Ir ellen und ir sterke beider wāren grōz.
Palas und türne von den slegen dōz,
dō si mit swerten hiuwen ūf die helme guot.
Ez hete der künec Gunthźr einen hźrlīchen muot. |
2357 | Sīt twanc in der von Berne, sam Hagenen ź geschach.
Daz bluot man durch die ringe dem helde vliezen sach
von einem scharpfen swerte, daz truoc Dieterīch.
Dō hete gewert hźr Gunthźr nāch müede lobelīche sich. |
2358 | Der hźrre wart gebunden von Dieterīches hant,
swie künege niene solden līden sölchiu bant.
Er dāhte, ob er si lieze, den künec unde sīnen man,
alle, die si fünden, die müesen tōt von in bestān. |
2359 | Dieterīch von Berne, der nam in bī der hant.
Dō fuorte er in gebunden, dā er Kriemhilde vant.
Dō was mit sīnem leide ir sorgen vil erwant.
Si sprach: Willekom, Gunthźr ūzer Burgonden lant! |
2360 | Er sprach: Ich solde iu nīgen, vil liebiu swester mīn,
ob iuwer grüezen möhte genędeclīcher sīn.
Ich weiz iuch, küneginne, sō zornec gemuot,
daz ir mich unde Hagenen vil swache grüezen getuot. |
2361 | Dō sprach der helt von Berne: Vil edeles küneges wīp,
ez enwart gīsel mźre sō guoter ritter līp,
als ich, vrouwe hźre, iu an in gegeben hān.
Nū sult ir die ellenden mīn vil wol geniezen lān. |
2362 | Si jach, si tęte ez gerne. Dō gie hźr Dieterīch
mit weinenden ougen von den helden lobelīch.
Sīt rach sich grimmeclīchen daz Etzelen wīp:
Den ūz erwelten degenen nam si beiden den līp. |
2363 | Si lie si ligen besunder durch ir ungemach,
daz ir sīt deweder den andern nie gesach,
unz si ir bruoder houbet hin für Hagenen truoc.
der Kriemhilde rāche wart an in beiden genuoc. |
2364 | Dō gie diu küneginne, dā si Hagenen sach.
Wie rehte vīentlīche si zuo dem helde sprach:
Welt ir mir geben wider, daz ir mir habt genomen,
sō müget ir wol lebende heim zen Burgonden komen. |
2365 | Dō sprach der grimme Hagene: Diu rede ist gar verlorn,
vil edeliu küneginne. Jā hān ich des gesworn,
daz ich den hort iht zeige! Die wīle daz si leben,
deheinder mīner hźrren, sō sol ich in niemene geben. |
2366 | Ich bringez an ein ende, sō sprach daz edel wīp.
Dō hiez si ir bruoder nemen sīnen vil schnen līp.
Man sluoc im ab daz houbet. Bī dem hāre si ez truoc
für den helt von Tronege. Dō wart im leide genuoc. |
2367 | Alsō der ungemuote sīnes hźrren houbet sach,
wider Kriemhilde dō der recke sprach:
Dū hāst ez nāch dīnem willen vil gar zeinem ende brāht,
und ist ouch iu ergangen, als ich mir hete gedāht. |
2368 | Nū ist von Burgonden der edel künec tōt,
Gīselhźr der junge unde ouch hźr Gźrnōt.
Den schatz, den weiz nū niemen wan got, āne mīn.
Der sol dich, vālandinne, immer verborgen sīn! |
2369 | Si sprach: Sō habt ir übele geltes mich gewert.
Sō wil ich doch behalten daz Sīvrides swert.
Daz truoc mīn holder vriedel, dō ich in jungest sach,
and dem mir herzeleide von iuwern schulden geschach. |
2370 | Si zōch ez von der scheiden. Daz kunde er niht erwern.
Dō dāhte si den recken des lībes wol behern.
Si huop im ūf daz houbet. Mit dem swerte siz ab sluoc.
Daz sach der künec Etzel. Dō was im leide genuoc. |
2371 | Wāfen! sprach der fürste, Wie ist nū tōt gelegen
von eines wībes handen der aller beste degen,
der ie kom ze sturme oder ie schilt getruoc!
Swie vīent ich im węre, ez ist mir leide genuoc. |
2372 | Dō sprach der alte Hildebrant: Jā geniuzet si des niht,
daz si in slahen torste! Swaz mir dā von geschiht,
swie er mich selbe bręhte in angestlīche nōt,
iedoch sō wil ich rechen des küenen Tronegęres tōt. |
2373 | Hildebrant mit zorne zuo Kriemhilde spranc.
Er sluoc der küneginne einen swęren swertswanc.
Jā tet ir diu sorge von Hildebrande wź.
Waz mohte si gehelfen, daz si grzlīchen schrź? |
2374 | Dō was gelegen aller dā der veigen līp.
Ze stücken was gehouwen dō daz edele wīp.
Dieterīch und Etzel weinen dō began.
Si klagten inneclīche beide māge und man. |
2375 | Diu vil michel źre was gelegen tōt.
Die liute heten alle jāmer unde nōt.
Mit leide was verendet des küneges hōchgezīt,
als ie diu liebe leide zaller jungeste gīt. |
2376 | Ine kan iu niht bescheiden, waz sider dā geschach,
wan: ritter und vrouwen weinen man dā sach,
dar zuo die edelen knehte, ir lieben vriunde tōt.
Dā hāt daz męre ein ende. Diz ist der Nibelunge NÔT. |