Das Nibelungenlied

(Normalisiert)

First recited ca. 1190-1200 in Passau, Germany at the confluence of the Inn with the Danube.  Cf. Adventure 21, strophe 1292, and Hermann Reichert’s sprachlicher Kommentar (in his Nibelungenlied-Werk) on this strophe.

Nach der St. Galler Handschrift (Fassung “B”)
herausgegeben von Hermann Reichert, 2005, 2017

Inhalt
Buoch I
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 1. Âventüre  von den Nibelungen
Wie Griemhild träumte.
 2. Âventüre  von Sîvride
Von Siegfried und wie er erzogen wurde.
 3. Âventüre  wie Sîvrit ze Wormze kom
Wie Siegfried nach Worms kam.
 4. Âventüre  wie er mit den Sahsen streit
Wie Siegfried mit den Sachsen stritt.
 5. Âventüre  wie Sîvrit Kriemhilt êrste gesach
Wie Siegfried Griemhild zuerst sah.
 6. Âventüre  wie Gunthźr gên Islande nâch Prünhilt vuor
Wie Gunther nach Isenland fuhr, um Brunhild zu gewinnen.
 7. Âventüre  wie Gunthźr Prünhilde gewan
Wie Gunther Brunhild gewann.
 8. Âventüre  wie Sîvrit nâch den Nibelungen vuor
Wie Siegfried zu den Nibelungen fuhr.
 9. Âventüre  wie Sîvrit gesant wart
Wie Siegfried nach Worms gesandt wurde.
 10. Âventüre  wie Prünhilt ze Wormze enpfangen wart
Wie Brunhild zu Worms empfangen wurde.
 11. Âventüre  wie Sîvrit heim ze lande mit sînem wîbe kom
Wie Siegfried mit seinem Weib heimkehrte.
 12. Âventüre  wie Gunthźr Sîvriden zuo der hôhgezît bat
Wie Gunther Siegfried zu einem Hofgelage einlud.
 13. Âventüre  wie si ze der hôhgezît vuoren
Wie sie zum Hofgelage fuhren.
 14. Âventüre  wie die küneginne ein ander schulten
Wie die Königinnen aneinander gerieten.
 15. Âventüre  wie Sîvrit verrâten wart
Wie Siegfried verraten wurde.
 16. Âventüre  wie Sîvrit erslagen wart
Wie Siegfried erschlagen wurde.
 17. Âventüre  wie Sîvrit beklaget und begraben wart
Wie Siegfried beklagt und begraben wurde.
 18. Âventüre  wie Sigemunt wider ze lande vuor
Wie Siegmund wieder heimkehrte.
 19. Âventüre  wie der Nibelunge hort ze Wormez kom
Wie der Nibelungenschatz nach Worms kam.
Buoch II
 20. Âventüre  wie künec Ezel ze Burgonden nâch Kriemhilde sande
Wie König Etzel bei den Burgundern um Griemhild anhielt.
 21. Âventüre  wie Kriemhilt gên den Hiunen vuor
Wie Griemhild zu den Hunnen reiste.
 22. Âventüre  wie si zen Hiunen wart enphangen
Wie Griemhild bei den Hunnen empfangen wurde.
 23. Âventüre  wie Kriemhilt ir leit gedâht ze rechen
Wie Griemhild sich vornam, ihr Leid zu rächen.
 24. Âventüre  wie Werbel und Swemmel die botschaft wurben
Wie Werbel und Schwemmel die Botschaft überbrachten.
 25. Âventüre  wie die künege zuo den Hiunen vuoren
Wie die Könige zu den Hunnen fuhren.
 26. Âventüre  wie Gelfrât erslagen wart von Dankwarte
Wie Dankwart Gelfrat erschlug.
 27. Âventüre  wie si ze Bechelâren kômen
Wie der Markgraf die Könige empfing.
 28. Âventüre  wie Kriemhilt Hagenen enphie
Wie Kriemhild Hagen empfing.
 29. Âventüre  wie Hagene und Volkêr vor Kriemhilde sal sâzen
Wie er nicht vor ihr aufstand.
 30. Âventüre  wie si der schiltwaht phlâgen
Wie Volker und Hagen Schildwacht standen.
 31. Âventüre  wie die hêrren ze kirchen giengen
Wie die Herren zur Kirche gingen.
 32. Âventüre  wie Blœdel mit Dancwart an der herberge streit
Wie Blödel erschlagen wurde.
 33. Âventüre  wie Dancwart diu mære ze hove sînen hêrren brâhte
Wie Dankwart seinen Königen die Nachricht brachte.
 34. Âventüre  wie si die tôten abe wurfen
Wie sie die Toten hinabwarfen.
 35. Âventüre  wie Îrinc erslagen wart
Wie Iring erschlagen wurde.
 36. Âventüre  wie diu künegīn den sal vereiten liez
Wie die Königin den Saal anzünden ließ.
 37. Âventüre  wie der marcgrâve Rüedegêr erslagen wart
Wie Rüdiger erschlagen wurde.
 38. Âventüre  wie hêrn Dietrîches man alle erslagen wurden
Wie Dietrichs Recken alle erschlagen wurden.
 39. Âventüre  wie Gunthźr unde Hagene unde Kriemhilt wurden erslagen
Wie Gunther, Hagen und Kriemhild erschlagen wurden.
BUOCH I

von den Nibelungen
{ 1 }
Wie Griemhild träumte.
0
(C)
Uns ist in alten męren   wunders vil geseit
von helden lobebęren,   von grōzer arbeit,
von vröuden, hōchgezīten,   von weinen und von klagen,
von küener recken strīten   müget ir nu wunder hœren sagen.
1Es wuohs in Burgonden   ein vil edel magedīn,
daz in allen landen   niht schœners möchte sīn,
Kriemhilt geheizen.   Si wart ein schœne wīp.
dar umbe muosen degene   vil verliesen den līp.
1½
(C)
Der minneclīchen meide   triuten wol gezam
ir muoten küene recken,   niemen was ir gram.
Āne māzen schœne   sō was ir edel līp:
der juncvrouwen tugende   zierten anderiu wīp.
2Ir pflāgen drie künege   edel und rīch,
Gunthźr unde Gźrnōt,   die recken lobelīch,
und Gīselhźr der junge,   ein ūz erwelter degen.
Diu vrouwe was ir swester,   die fürsten hetens in ir pflegen.
3Die hźrren wāren milte,   von arde hōhe erborn,
mit kraft unmāzen küene,   die recken ūz erkorn.
Dā zen Burgonden,   sō was ir lant genant.
Si vrumten starkiu wunder   sīt in Etzelen lant.
4Ze Wormeze bī dem Rīne   si wonten mit ir kraft.
In diente von ir landen   vil stolziu ritterschaft
mit lobelīchen źren   unz an ir endes zīt.
Si ersturben sīt jęmerlīche   von zweier edelen vrouwen nīt.
5Ein rīchiu küneginne,   vrou Uote ir muoter hiez.
ir vater, der heiz Dancrāt,   der in diu erbe liez
sīt nāch sīnem lebene,   ein ellens rīcher man,
der ouch in sīner jugende   grōzer źren vil gewan.
6Die drie künege wāren,   als ich gesaget hān,
von vil hōhem ellen.   In wāren undertān
ouch die besten recken,   von den man hāt gesaget,
starc und vil küene,   in scharpfen strīten unverzaget.
7Daz was von Tronege Hagene   und ouch der bruoder sīn,
Dancwart der vil snelle,   von Metzen Ortwīn,
die zwźne marcgrāven   Gźre und Eckewart,
Volkźr von Alzeye,   mit ganzem ellen wol bewart.
8Rūmolt der kuchenmeister,   ein tiuwerlīcher degen,
Sindolt und Hūnolt,   dise hźrren muosen pflegen
des hoves und der źren,   der drīer künege man.
Si heten noch manegen recken, des ich genennen niene kan.
9Dancwart, der was marschalc,   dō was der neve sīn
truhsęze des küneges,   von Metzen Ortwīn.
Sindolt, der was schenke,   ein ūz erwelter degen.
Hūnolt was kameręre.   Si kunden hōher źren pflegen.
10Von des hoves krefte   und von ir wīten kraft,
von ir vil hōhen werdekeit   und von ir ritterschaft,
der die hźrren pflāgen   mit vröuden al ir leben,
des enkunde iu ze wāre   niemen gar ein ende geben.
11In disen hōhen źren   troumte Kriemhilde,
wie si zuge einen valken,   starc, schœn und wilde,
den ir zwźne aren erkrummen,   daz si das muoste sehen,
ir enkunde in dirre werlde   leider nimmźr geschehen.
12Den troum si dō sagete   ir muoter Uoten.
Sine kunde es niht bescheiden   baz der guoten:
„Der valke, den dū ziuhest,   daz ist ein edel man.
In enwelle got behüeten,   dū muost in schiere verloren hān.“
13„Waz saget ir mir von manne,   vil liebiu muoter mīn?
Āne recken minne,   sō wil ich immer sīn.
Sus schœn ich wil belīben   unz an mīnen tōt,
daz ich von mannes minne   sol gewinnen nimmźr nōt.“
14„Nū versprich ez niht ze sźre“,   sprach aber ir muoter dō.
„Soltū immer herzenlīche   zer werlde werden vrō,
daz geschiht von mannes minne.   Dū wirst ein schœne wīp,
ob dir noch got gefüeget   eins rehte guoten ritters līp.“
15„Die rede lāt belīben“,   sprach si, „vrouwe mīn,
ez ist an manegen wīben   vil dicke worden schīn,
wie liebe mit leide   ze jungest lōnen kan.
Ich sol si mīden beide,   sōne kan mir nimmźr missegān.“
16Kriemhilt in ir muote   sich minne gar bewac.
Sīt lebte diu vil guote   vil manegen lieben tac,
daz sine wesse niemen,   den minnen wolde ir līp.
Sīt wart si mit źren   eins vil küenen recken wīp.
17Der was der selbe valke,   den si in ir troume sach,
den ir beschiet ir muoter.   Wie sźre si daz rach
an ir nęhsten māgen,   die in sluogen sint!
Durch sīn eines sterben   starp vil maneger muoter kint.

von Sîvride
{ 2 }
Von Siegfried und wie er erzogen wurde.
18Dō wuohs in Niderlanden   eins vil edelen küneges kint,
des vater, der hiez Sigemunt,   sīn muoter Sigelint,
in einer rīchen bürge,   wīten wol bekant,
nidene bī dem Rīne.   Diu was ze Santen genant.
19Sīvrit was geheizen   der snelle degen guot.
Er versuochte vil der rīche   durch ellenthaften muot.
Durch sīnes lībes sterke   er reit in manegiu lant.
Hey, waz er sneller degene   sīt zen Burgonden vant!
20In sīnen besten zīten,   bī sīnen jungen tagen,
man mohte michel wunder   von Sīvride sagen,
waz źren an im wüehse,   und wie schœne was sīn līp.
Sīt heten in ze minne   diu vil wętlīchen wīp.
21Man zōch in mit dem vlīze,   als im daz wol gezam.
Von sīn selbes muote   waz tugende er an sich nam!
Des wurden sīt gezieret   sīnes vater lant,
daz man in ze allen dingen   sō rehte hźrlichen vant.
22Er was nū sō gewahsen,   daz er ze hove reit.
Die liute in sāhen gerne.   Manec vrouwe und manec meit
im wunschten, daz sīn wille   in immer trüege dar.
Holt wurden im genuoge.   Des wart der hźrre wol gewar.
23Vil selten āne huote   man rīten lie daz kint.
In hiez mit kleidern zieren   Sigemunt und Sigelint.
Sīn pflāgen ouch die wīsen,   den źre was bekant.
Des mochte er wol gewinnen   beide liute unde lant.
24Nū was er in der sterke,   daz er wol wāfen truoc.
Swes er dar zuo bedorfte,   des lac an im genuoc.
Er begunde mit sinnen   werben schœniu wīp.
Die trūten wol mit źren   des küenen Sīvrides līp.
25Dō hiez sīn vater Sigemunt   künden sīnen man,
er wolde hōchgezīte   mit lieben vriunden hān.
Diu męre man dō fuorte   in ander künege lant.
Den vremden und den kunden   gap er ross und guot gewant.
26Swā man vant deheinen,   der ritter solde sīn
von art der sīnen māge,   diu edelen kindelīn
diu ladete man zuo dem lande   durch die hōchgezīt.
Mit dem jungen künege   swert genāmen si sīt.
27Von der hōchgezīte   man mohte wunder sagen.
Sigemunt unde Sigelint,   die mohten wol bejagen
mit guote michel źre.   Des teilte vil ir hant.
Des sach man vil der werden   nū zin rīten in daz lant.
28Vier hundert swertdegene,   die solden tragen kleit
mit samt Sīvride.   Vil manec schœniu meit
von werke was unmüezec,   wan si im wāren holt.
Vil der edelen steine   die vrouwen leiten in daz golt,
29die si mit porten wolden   würken ūf ir wāt
den jungen stolzen recken.   Des newas niht rāt.
Der wirt der hiez dō sidelen   vil manegen küenen man
ze einen sunewenden,   dā sīn sun Sīvrit wol ritters namen gewan.
30Dō gie ze einem münster   vil manec rīcher kneht
und manec edel ritter.   Die wīsen heten reht,
daz si den tumben dienten,   als in was ź getān.
Si heten kurzewīle   und ouch vil maneger vröuden wān.
31Got man dō zen źren   eine messe sanc.
Dō huop sich von den liuten   vil michel der gedranc,
dā si ze ritter wurden   nāch ritterlīcher ź
mit alsō grōzen źren,   daz wętlīch immer mźr ergź.
32Si liefen, dā si funden   gesatelt manec marc
in hove Sigemndes.   Der būhurt wart sō starc,
daz man erdiezen hōrte   palas und sal.
Die hōchgemuoten degene,   die heten grœzlīchen schal.
33Von wīsen und von tumben   man hōrte manegan stōz,
daz der schefte brechen   gein den lüften dōz.
Trunzūne sach man vliegen   für den palas dan
von maneges recken hende.   Daz wart mit vlīze getān.
34Der wirt der bat ez lāzen.   Dō zōch man diu marc.
Man sach ouch dā zebrochen   vil manege buckel starc,
vil der edelen steine   gevellet ūf daz gras
ab liehten schildes spangen.   Von hürten daz geschehen was.
35Dō giengens wirtes geste,   dā man in sitzen riet.
Vil der edelen spīse   si von ir müede schiet,
und wīn der aller beste,   des man in vil getruoc.
Den vremden und den kunden   bōt man źren genuoc.
36Swie vil si kurzewīle   pflāgen al den tac,
vil der varender diete   ruowe sich bewac.
Si dienten nāch der gābe,   die man dā rīche vant.
Des wart mit lobe gezieret   allez Sigemundes lant.
37Der hźrre, der hiez līhen   Sīvrit den jungen man
lant und bürge,   als er hete ź getān.
Sīnen swertgenōzen,   den gap dō vil sī hant.
Dō liebte in diu reise,   daz si kōmen in daz lant.
38Diu hōchgezīt, diu werte   unz an den sibenden tac.
Sigelint diu rīche   nāch alten siten pflac
durch ir suns liebe   teilen rōtez golt.
Si kundez wol gedienen,   daz im die liute wāren holt.
39Vil lützel man der varnder   armen dā vant.
Ross und kleider,   daz stoup in von der hant,
sam si ze lebene heten   niht mźr deheinen tac.
Ich węn, ie ingesinde   sō grōzer milte gepflac.
40Mit lobelīchen źren   schiet sich diu hōchgezīt.
Von den rīchen hźrren   hōrte man wol sīt,
daz si den jungen wolden   ze eime hźrren hān.
Des engerte niht hźr Sīvrit,   der vil wętlīche man.
41Sīt daz noch beide lebten,   Sigemunt und Sigelint,
niht wolde tragen krōne   ir beider liebez kint.
Doch wolder wesen hźrre   für allen den gewalt,
des in den landen vorhte   der degen küen und balt.

wie Sîvrit ze Wormze kom
{ 3 }
Wie Siegfried nach Worms kam.
42Den hźrren müeten selten   deheiniu herzen leit.
Er hōrte sagen męre,   wie ein schœniu meit
węre in Burgonden,   ze wunsche wolgetān,
von der er sīt vil vröuden   und ouch arbeit gewan.
43Diu ir unmāzen schœne   was vil wīten kunt,
und ir hōchgemüete   zuo der selben stunt
an der juncvrouwen   sō manec helt ervant.
Ez ladete vil der geste   in daz Gunthźres lant.
44Swaz man der werbenden   nāch ir minne sach,
Kriemhilt in ir sinne   ir selber nie verjach,
daz si deheinen wolde   ze eime trūte hān.
Er was ir noch vil vremde,   dem si wart sider undertān.
45Dō gedāhte ūf hōhe minne   daz Sigelinde kint.
Ez was ir aller werben   wider in ein wint.
Er mohte wol verdienen   schœner vrouwen līp.
Sīt wart diu edele Kriemhilt   des küenen Sīvrides wīp.
46Im rieten sīne māge   und genuoge sīne man,
sīt er ūf stęte minne   wolde tragen wān,
daz er dan eine würbe,   diu im möhte zemen.
Dō sprach der küene Sīvrit:   „Sō wil ich Kriemhilden nemen,
47Die schœnen juncvrouwen   von Burgonden lant,
durch ir unmāzen schœne.   Das ist mir wol bekannt,
nie keiser wart sō rīche,   der wolde haben wīp,
im zęme wol ze minnen   der rīchen küneginne līp.“
48Disiu selben męre   gehōrte Sigemunt.
Ez reiten sīne liute,   dā von wart im kunt
der wille sīnes kindes   was im harte leit,
daz er werben wolde   die vil hźrlīchen meit.
49Ez gevriesch ouch Sigelint,   des edelen küneges wīp.
Si hete grōze sorge   um ir kindes līp,
wan si wol erkande   Gunthźren und sīne man.
Den gewerp man dem degene   sźre leiden began.
50Dō sprach der küene Sīvrit,   „Vil lieber vater mīn,
ān edeler vrouwen minne   wolde ich immer sīn,
ich enwürbe, dar mīn herze   vil grōze liebe hāt,
swaz iemen reden kunde,   des ist deheiner slahte rāt.“
51„Und wiltū niht erwinden“,   sprach der künec dō,
„sō bin ich dīns willen   węrlīchen vrō
und wil dir ez helfen enden,   sō ich aller beste kan.
Doch hāt der künec Gunthźr   vil manegen hōchverten man.
52Ob ez ander niemen węre   wan Hagene der degen,
der kan mit übermüete   der hōchverte pflegen,
daz ich des sźre fürhte,   es müge uns werden leit,
ob wir werben wellen   die vil hźrlichen meit.“
53„Waz mac uns daz gewerren?“,   sprach dō Sīvrit,
„Swaz ich vriuntlīche   niht ab in erbit,
daz mac sus erwerben   mit ellen dā mīn hant.
Ich trūwe an in ertwingen   beide liute und lant.“
54Dō sprach der fürste Sigemunt:   „Dīn rede, diu ist mir leit.
Wan würden disiu męre   ze Rīne geseit,
dūne dorftest nimmźr   gerīten in daz lant,
Gunthźr und Gźrnōt,   die sint mir lange bekant.
55Mit gewalte niemen   erwerben mac die maget“,
sō sprach der künec Sigemunt,   „daz ist mir wol gesaget.
Wilt aber dū mit recken   rīten in daz lant,
ob wir iht haben vriunde,  die werdent schiere besant.“
56„Des enist mir niht ze muote“,   sprach aber Sīvrit,
„daz mir sulen recken   ze Rīne volgen mit
durch deheine hervart,   daz węre mir vil leit,
dā mit ich solde ertwingen   die vil wętlīchen meit.
57Si mac wol sus erweben   dā mīn eines hant.
Ich wil selbe zwelfte   in Gunthźres lant.
Dar sult ir mir helfen,   vater Sigemunt.“
Dō gap man sīnen degenen   ze kleidern grā und bunt.
58Dō vernam ouch disiu męre   sīn muoter Sigelint.
Si begunde trūren   um ir liebez kint.
Daz vorhte si verliesen   von Gunthźres man.
Diu edele küneginne   vil sźre weinen began.
59Sīvrit der hźrre   gie, dā er si sach.
Wider sīne muoter   er gūetlīche sprach:
„Vrouwe, ir sult niht weinen   durch den willen mīn.
Jā wil ich ān sorge   vor allen wīganden sīn.
60Und helfet mir der reise   in Burgonden lant,
daz ich und mīne recken   haben sölch gewant,
daz alsō stolze helde   mit źren mügen tragen.
Des will ich iu genāde   mit triuwen węrlīchen sagen.“
61„Sīt dū niht wil erwinden“,   sprach vrou Sigelint,
„sō hilf ich dir der reise,   mīn einigez kint,
mit der besten węte,   die ritter ie getruoc,
dir und dīnen gesellen.  Ir sult ir füeren genuoc.“
62Dō neic der küneginne   Sīvrit, der junge man.
Er sprach:  „Ich wil zer verte   niemen mźr hān
niuwan zwelf recken.   Den sol man prüeven wāt.
I wil daz sehen gerne,   wiez um Kriemhilde stāt.“
63Dō sāzen schœne vrouwen   naht und tac,
daz lützel ir deheiniu   ruowe gepflac,
unze man geworhte   die Sīvrides wāt.
Er wolde sīner reise   haben deheiner slahte rāt.
64Sīn vater hiez im zieren   sīn ritterlīch gewant,
dā mit er wolde rūmen   daz Sigemundes lant,
und ir vil liehten brünne,   die wurden ouch bereit,
und ir vesten helme,   ir schilde schœn und breit.
65Dō nāhete in ir reise   zen Burgonden dan.
Um si begunde sorgen   wīp und man,
ob si immer komen solden   heim wider in daz lant.
Die helde in heizen soumen   beide wāfen und gewant.
66Ir ross, diu wāren schœne,   ir gereite goldes rōt.
lebte iemen übermüeter,   des enwas niht nōt,
denne węre Sīvrit   und die sīne man.
Urloubes er dō gerte   zuo den Burgonden dan.
67In werten trūreclīchen   der künec und sīn wīp.
Er trōste minneclīchen   dō ir beider līp.
Er sprach:  „Ir sult niht weinen   durch den willen mīn.
immer āne sorge   sult ir mīnes lībes sīn.“
68Ez was leit den recken.   Ez weinte ouch manec meit.
Ich węn, in hete ir herze   rehte daz geseit,
daz in sō vil der vriunde   dā von gelęge tōt.
Von schulden di dō klageten.   Des gie in węrlīche nōt.
69An dem sibenden morgen   ze Wormez ūf den sant
riten die vil küenen.   Allez ir gewant
was von rōtem golde,   ir gereite wol getān.
Ir ross in giengen ebene,   des küenen Sīvrides man.
70Ir schilde wāren niuwe,   lieht unde breit,
und vil schœn ir helme,   dā ze hove reit
Sīvrit der vil küene   in Gunthźres lant.
Man gesach an helden   nie sō hźrlīch gewant.
71Diu ort ir swerten giengen   nider ūf den sporn.
Ez fuorten scharpfe gźren   die ritter ūz erkorn.
Sīvrit, der fuorte ir einen   wol zweier spannen breit,
der zuo sīnen ecken   vil harte vreislīchen sneit.
72Die golt varwen zoume   fuortens an der hant,
sīdlīniu fürbüege.  Sus kōmens in daz lant.
Daz volc si allenthalben   kapfen an began.
Dō liefen in engegene   vil der Gunthźres man.
73Die hōchgemuoten recken,   ritter und kneht,
die giengen zuo den hźrren,   daz was michel reht,
und enpfiengen dise geste   in ir hźrren lant
und nāmen in die mœre   mit den schilden von der hant.
74Diu ross si wolden dannen   ziehen an gemach.
Sīvrit der vil küene,   wie snelle er dō sprach:
„Lāt uns stān die mœre,   mir und mīnen man.
Wir wellen schiere hinnen.   Des ich vil guoten willen hān.
75Swem sīn kunt diu męre,   der sol mich niht verdagen:
wā ich den künec vinde,   daz sol man mir sagen,
Gunthźren den vil rīchen   ūz Burgonden lant.“
Dō sagte ez im ir einer,   dem ez rehte was bekant:
76„Welt ir den hźrren vinden,   daz mac vil wol geschehen.
In jenem sale wīten,   dā hān ich in gesehen
bī den sīnen helden.   Da sult ir hine gān.
Dā muget ir bī im vinden   vil manegen hźrlīchen man.“
77Nū wāren dem künege   diu męre geseit,
daz dā komen węren ritter vil gemeit,
die füorten wīze brünne   und hźrlīch gewant.
Sine erkande niemen   in der Burgonden lant.
78Den künec des hete wunder,   von wannen kœmen dar
Die hźrlīchen recken   in węte lieht gevar,
und mit sō guoten schilden,   niuwe und breit.
daz im daz sagte niemen,   daz was Gunthźre leit.
79Des antwurte dem künege   von Metzen Ortwīn,
rīch und küene   mohte er wol sīn:
„Sīt wir ir niht erkennen,   nū sult ir heizen gān
nāch mīnem œheim Hagenen.   Den sult ir si sehen lān.
80Dem sint kunt diu rīche   und ouch diu vremden lant.
Sint im die hźrren kunde,   daz tuot er uns bekant.“
Der künec bat in bringen   und die sīnen man.
Man sach in hźrlīche   mit recken hin ze hove gān.
81Waz sīn der künec wolde,   des vrāgte Hagene.
„Ez sint in mīnem hūse   unkunde degene,
die niemen hie bekennet.  Habt ir si ie gesehen,
des sult ir mir, hźr Hagene,   der rehten wārheite jehen.“
82„Daz tuon ich“, sprach Hagene.   Zeinem venster er dā gie.
Sin ouge er dō wenken   zuo den gesten lie.
Wol behagte im ir geverte   und ouch ir gewant.
Si wāren im vil vremde   in der Burgonden lant.
83Er sprach, von swannen kœmen   die recken an den Rīn,
ez möhten selbe fürsten   oder fürsten boten sīn.
Ir ross, diu węren schœne,   ir kleider harte guot.
Von swannen daz si füeren,   si węren hōchgemuot.
84Alsō sprach dō Hagene:   „Ich wil des wol verjehen,
swie ich Sīvriden   nie mźr habe gesehen,
sō wil ich wol gelouben,   swie ez dar umbe stāt,
daz ez sī der recke,   der dort sō hźrlīch gāt.
85Er bringet niuwe męre   her in ditze lant.
Die küenen Nibelunge   sluoc des heldes hant,
Schilbunc und Nibelungen,   diu rīchen küneges kint.
Er vrumte starkiu wunder   mit sīner grōzen krefte sint.
86Dā der helt aleine   ān alle helfe reit,
er vant vor einem berge,   daz ist mir wol geseit,
bī Nibelunges horde   vil manegen küenen man.
Die wāren im ź vremde,   unz er ir kunde dā gewan.
87Hort der Nibelunges,   der was gar getragen
ūz einem holem berge.   Nū hœret wunder sagen,
wie in wolden teilen   der Nibelunge man.
Daz sach der degen Sīvrit.  Den helt ez wunderen began.
88Er kom zuo zin sō nāhen,   daz er die helde sach,
und ouch in die degene.   Ir einer drunder sprach:
„Hie kumt der starke Sīvrit,   der helt von Niderlant.“
Vil seltsęniu męre   er an den Nibelungen vant.
89Den recken wol enpfiengen   Schilbunc und Nibelunc.
Mit gemeinem rāte   die edelen fürsten junc
den schatz in bāten teilen   den wętlīchen man,
und gerten des mit vlīze.   Der hźrre loben inz began.
90Er sach sō vil gesteines,   sō wir hœren sagen,
hundert kanzwegene   ez möhten niht getragen,
noch mź des rōten goldes   von Nibelunge lant.
Daz solde in allez teilen des   küenen Sīvrides hant.
91Dō gāben si im ze miete   daz Nibelunges swert.
Sie wāren mit dem dienste   vil übele gewert,
den in dā leisten solde   Sīvrit, der helt guot.
Er enkundez niht verenden,   sie wāren zornec gemuot.
92Si heten dā ir vriunde   zwelf küene man,
daz starke risen wāren.   Waz kundez si vervān?
Die sluoc sīt mit zorne   diu Sīvrides hant,
und recken siben hundert   twanc er von Nibelunge lant
93mit dem guoten swerte,   daz hiez Balmunc.
Durch die starken vorhte   vil manec recke junc
die sie zem swerte heten   und an den küenen man
daz lant zuo den bürgen   si im tāten undertān.
94Dar zuo die rīchen künege,   die sluoc er beide tōt.
Er kom von Albrīche   sīt in grōze nōt.
Der wānde sīne hźrren   rechen dā zehant,
unz er die grōzen sterke   sīt an Sīvride vant.
95Dōne kunde im niht gestrīten   daz starke getwerc.
Alsam die lewen wilde   si liefen an den berc,
dā er die tarnkappen   sīt Albrīche an gewan.
Dō was des hordes hźrre   Sīvrit, der vreislīche man.
96Die dā torsten vehten,   die lāgen alle erslagen.
Den schatz, den hiez er balde   füeren und tragen,
dā in dā vor dā nāmen   die Nibelunge man.
Albrīch der vil starke   dō die kamern gewan.
97Er muose im sweren eide,   er diente im sō sīn kneht.
Aller hande dinge   was er im gereht.“
Sō sprach von Tronege Hagene:   „Daz hāt er getān.
Alsō grōzer krefte   nie mźr recke gewan.
98Noch weiz ich an im mźre,   daz mir ist bekant:
einen linttrachen,   den sluoc des heldes hant.
Er badete sich in dem bluote.   Sīn hūt wart hurnīn.
Des snīdet in kein wāfen.   Daz ist dicke worden schīn.
99Wir suln den hźrren enpfāhen   deste baz,
daz wir iht verdienen   des jungen recken haz.
Sīn līp, der ist sō küene,   man sol in holden hān.
Er hāt mit sīner krefte   sō manegiu wunder getān.“
100Dō sprach der künec rīche:   „Du maht wol haben wār.
Nū sich, wie degenlīche   er stāt in strītes vār,
er und die sīnen degene,   der vil küene man.
Wir sulen im engegene   hin nider zuo dem recken gān.“
101„Daz muget ir“, sprach dō Hagene,   „wol mit źren tuon.
Er ist von edelem künne,   eines rīchen küneges sun.
Er stāt in der gebęre,   mich dunket, wizze Krist,
ez ensīn niht kleiniu męre,   dar umb er her geriten ist.“
102Dō sprac der künec des landes:   „Nū sī uns willekomen!
Er ist edel und küene,   daz hān ich wol vernomen,
des sol ouch er geniezen   in Burgonden lant.“
Dō gie der hźrre Gunthźr,   dā der Sīvriden vant.
103Der wirt und sīne recken   enpfiengen sō den gast,
daz in an ir zühten   vil wźnec iht gebrast.
Des begunde in nīgen   der wętlīche man,
daz si in heten grüezen   sō rehte schōne getān.
104„Mich wunderrt dirre męre“,   sprach der künec zehant,
„von wannen ir, edel Sīvrit,   sīt komen in ditze lant,
oder waz ir wellent werben   ze Wormez an den Rīn.“
Dō sprach der gast zem künege:   „Daz so iuch unverdaget sīn.
105Mir wart gesaget męre   in mīnes vater lant,
daz hie bī iu węren,   daz hete ich gerne erkant,
die küensten recken,   des hān ich vil vernomen,
die ie künec gewünne.   Dar umbe bin ich her bekomen.
106Ouch hœre ich iu selben   der degenheite jehen,
daz man künec deheinen   küener habe gesehen.
Des redent vil die liute   über elliu disiu lant.
Nū wil ich niht erwinden,   unz ez mir werde bekant.
107Ich bin ouch ein recke   und solde krōne tragen.
Ich wil daz gerne füegen,   daz si von mir sagen,
daz ich habe von rehte   liuhte und lant.
Dar umbe sol mīn źre   und ouch mīn houbet wesen pfant.
108Nū ir sīt sō küene,   als mir ist geseit,
sōne ruoche ich, ist daz iemen   liep oder leit,
ich wil an iu ertwingen,   swaz ir müget hān.
Land unde bürge,   daz sol mir werden undertān.
109Den künec hete wunder   und sīne man alsam
umbe disiu męre,   diu er hie vernam,
daz er des hete willen,   er nęme im sīniu lant.
Daz hōrten sīne degene.   Dō wart in zürnen bekant.
110„Wie hete ich daz verdienet“,   sprach Gunthźr der degen,
„des mīn vater lange   mit źren hāt gepflegen,
daz wir daz solden verliesen   von iemannes kraft?
Wir liezen übele schīnen,   daz wir ouch pflegen ritterschaft.“
111„Ine wil es niht erwinden“,   sprach aber der küene man,
„ez enmüge von dīnen ellen   dīn lant den vride hān,
ich wil es alles walden.  Und ouch diu erbe mīn,
erwirbest dūz mit sterke,   diu sulen dir undertęnec sīn.
112Dīn erbe und ouch daz mīne   sulen gelīche ligen.
Sweder unser einer   am andern mac gesigen,
dem sol ez allez dienen,   diu liute und ouch diu lant.“
Daz widerredete Hagene   und Gźrnōt zehant.
113„Wir hān des niht gedingen“,   sprach dō Gźrnōt,
„daz wir iht lande ertwingen,   daz iemen drumbe tōt
gelige vor heldes handen.   Wir haben rīchiu lant,
diu dienent uns von rehte.  Ze niemen sint si baz bewant.“
114Mit grimmigem muote   dā stuonden vriunde sīn.
Dō was ouch dar under   von Metzen Ortwīn.
Der sprach: „Disiu suone,   diu is mir harte leit.
Iu hāt der starke Sīvrit   unverdienet widerseit.
115Ob ir und iuwer bruoder   hete niht die wer,
und ob er danne fuorte   ein ganzez küneges her,
ich trūte wol erstrīten,   daz der küene man
diz starkez übermüeten   von wāren schulden müese lān.“
116Daz zurnde harte sźre   der helt von Niderlant.
Er sprach: „Sich sol vermezzen   niht wider mich dīn hant.
Ich bin ein künec rīche,   sō bistū küneges man.
Jāne dorfen mich dīn zwelve   mit strīte nimmźr bestān!“
117Nāch swerten rief dō sźre   von Metzen Ortwīn.
Er mohte Hagenen swester sun   von Tronege vil wol sīn.
Daz der sō lange dagete,   daz was dem künege leit.
Dō understuondez Gźrnōt,   der ritter küen und gemeit.
118Er sprach ze Ortwīne:   „Lāt iuwer zürnen stān!
Uns enhāt der hźrre Sīvrit   sölches niht getān,
wir enmugenz noch wol scheiden   mit zühten, deist mīn rāt,
und haben in ze vriunde.   Daz uns noch lobelīcher stāt.“
119Dō sprach der starke Hagene:   „Uns mac wol wesen leit,
allen dīnen degenen,   daz er ie gereit
durch strīten her ze Rīne.   Er solde ez haben lān.
Im heten mīne hźrren   sölcher leide niht getān.“
120Des antwurte Sīvrit,   der kreftige man:
„Müet iuch daz, hźr Hagene,   daz ich gesprochen hān.
sō sol ich lāzen kiesen,   daz die hende mīn
wellent vil gewaltec   hie zen Burgonden sīn.“
121„Daz sol ich eine wenden“,   sprach aber Gźrnōt.
Allen sīnen degenen   reden er verbōt
iht mit übermüete,   des im węre leit.
Dō gedāhte ouch Sīvrit   an die hźrlīchen meit.
122„Wie zęme uns mit iu strīten?“   sprach aber Gźrnōt.
„Swaz helde nū dar under   müese ligen tōt,
wir hetens lützel źre,   und ir vil kleinen vrum.“
Des antwurte im dō Sīvrit,   des künec Sigemundes sun:
123„War umbe bītet Hagene   und ouch Ortwīn,
daz er niht gāhet strīten   mit den vriunden sīn,
der er hie sō manegen   zen Burgonden hāt?“
Si muosen rede vermīden.   Daz was Gźrmōtes rāt.
124„Ir sult uns wesen willekomen“,   sō sprach daz Uoten kint,
„mit iuwern gesellen,   die mit iu komen sint!
Wir sulen iu gerne dienen,   ich und die māge mīn.“
Dō hiez man den gesten   schenken den Gunthźres wīn.
125Dō sprach der wirt des landes:   „Alles, daz wir hān,
geruochet irs nāch źren,   daz sī iu undertān,
und sī mit iu geteilet   līp und guot.“
Dō wart der hźrre Sīvrit   ein lützel sanfter gemuot.
126Dō hiez man in gehalten   allez ir gewant.
Man suochte herberge,   die besten die man vant,
Sīvrides knehten.   Man schuof in guot gemach.
Den gast man sīt vil gerne   dā zen Burgonden sach.
127Man bōt im michel źre   dar nāch ze manegen tagen,
tūsent stunden mźre   dann ich iu kan gesagen.
Daz hete versolt sīn ellen.   Ir sult gelouben daz,
in sach vil lützel iemen,   der im węre gehaz.
128Sich vlizzen kurzewīle   die künege und ouch ir man,
sō was er ie der beste.   Swes man dā began,
des enkunde im gevolgen niemen,   sō michel was sīn kraft,
sō si den stein wurfen   oder schuzzen den schaft.
129Swā sō bī den vrouwen   durch ir höveschheit
kurzewīle pflāgen   die ritter vil gemeit,
dā sach man ie vil gerne   den helt von Niderlant.
Er hete ūf hōhe minne   sīne sinne gewant.
130Swes man ie begunde,   des was sīn līp bereit.
Er truoc in sīnem sinne   ein minnelīche meit,
und ouch in ein diu vrouwe,   die er noch nie gesach,
diu im in heinlīche   vil dicke güetlīchen sprach.
131Swenne ūf dem hove wolden   spilen dā diu kint,
ritter und knehte,   daz sach vil dicke sint
Kriemhilt durch diu venster,   diu küneginne hźr.
Deheiner kurzewīle   bedorfte si in den zīten mźr.
132Wesse er, daz in sęhe,   die er in hezen truoc,
dā hete er kurzewīle   immer von genuoc.
Sęhen si sīniu ougen,   daz Sigelinde kint,
daz in durch herzenliebe   trūte manec vrouwe sint.
133Swenne er bī den helden   ūf dem hove stuont,
alsō noch die liute   durch kurzewīle tuont,
sō stuont sō minneclīche   daz Sigelinde kint,
daz in durch herzenliebe   trūte manec vrouwe sint.
134Er gedāhte ouch manege zīte:   „wie sol daz geschehen,
daz ich die maget edele   mit ougen mügen sehen,
die ich von herzen minne,   und lange hān getān?
Diu ist mir noch vil vremde.   Des muoz ich trūric stān.“
135Sō ie die künege rīche   riten in ir lant,
sō muosen ouch die recken   mit in al zehant.
Dā mite muose ouch Sīvrit.   Daz was der vrouwen leit.
Er leite ouch von ir minne   dicke michel arbeit.
136Sus wonte er bī den hźrren,   daz ist al wār,
in Gunthźres lande   volleclīch ein jār,
daz er die minneclīchen   die zīte niene gesach.
Dā von im sīt vil liebe   und ouch vil leide geschach.

wie er mit den Sahsen streit
{ 4 }
Wie Siegfried mit den Sachsen stritt.
137Nū nāhten vremdiu męre   in Gunthźres lant
von boten, die in verre   wurden dar gesant
von unkunden recken,   die in truogen haz.
Dō sie die rede vernāmen, leit was in węrlīche daz.
138Die wil ich iu nennen:   ez was Liudegźr
ūzer Sahsen lande,   ein rīcher fürste hźr,
und ouch von Tenemarke   der künec Liudegast.
Die brāhten in ir reise   vil manegen hźrlīchen gast.
139Ir boten komen wāren   in Gunthźres lant,
die sīne widerwinnen   beten dar gesant.
Dō vrāgete man der męre   die unkunden man.
Man hiez die boten balde   ze hove für den künec gān.
140Der gruozte si vil schōne.   Er sprach: „Sīt willekomen!
Wer iuch her habe gesendet,   des enhān ich niht vernomen.
Daz sult ir lāzen hœren“,   sprach der künec guot.
Do vorhten si vil sźre   den grimmen Gunthźres muot.
141„Welt ir, künec, erlouben,   daz wir iu męre sagen,
diu wir iu dā bringen,   sōne sul wir niht verdagen,
wir nenne iu die hźrren,   die uns her habent gesant.
Liudegast und Liudegźr,   die wellent suochen her enlant.
142Ir habt ir zorn verdienet.   Jā hōrten wir wol daz,
daz iu die hźrren beide   tragent grōzen haz!
Sie wellent herverten   ze Wormez an den Rīn.
In hilfet vil der degene,   daz wizzet ūf die triuwe mīn.
143Inre zwelf wochen   diu reise muoz geschehen.
Habt ir iht guoter vriunde,   daz lāzen balde sehen,
die iu vriden helfen  die bürge und iuwer lant.
Hie wirt von in verhouwen   vil manec helm und rant.
144Oder welt ir mit in dingen,   sō enbietet ez in dar.
Sōne rītent iu sō nāhen   niht die manegen schar
der iuwer starken vīande   ūf herzenlīchiu leit,
dā von verderben müezen   vil guote ritter gemeit.“
145„Nū bītet eine wīle“,   sprach der künec guot,
„unz ich mich baz versinne.   Ich künd iu mīnen muot.
Hān ich getriuwer iemen,   diene sol ich niht verdagen.
Disiu starken męre   sol ich mīnen vriunden klagen.“
146Gunthźre dem vil rīchen   wart leide genuoc.
Die rede er tougenlīchen   in sīnem herzen truoc.
Er hiez gewinnen Hagenen   und ander sīne man
und bat ouch harte balde   ze hove nāch Gźrnōte gān.
147Dō kōmen die besten,   swaz man der dā vant.
Er sprach: „Man wil uns suochen   her in unser lant
mit starken herverten.   Daz lāt iu wesen leit!“
Des antwurte Gźrnōt,   ein ritter küen und gemeit:
148„Daz wer źt wir mit swerten“,   sō sprach Gźrnōt,
„dā sterbent wan die feigen.   Die lāzen ligen tōt.
Dar umb ich niht vergezzen   mac der źren mīn.
Die unsern vīande   suln uns willekomen sīn!“
149Dō sprach von Tronege Hagene:   „Daz endunket mich niht guot.
Liudegast und Liudegźr,   die tragent übermuot.
Wir mugen uns niht besenden   in sō kurzen tagen“,
sō sprach der küene recke.   „Wan müge ir ez Sīvride sagen?“
150Die boten herbergen   hiez man in die stat.
Swie vīent man in węre,   vil schōne ir pflegen bat
Gunthźr der rīche,   daz was wol getān,
unz er ervant an vriunden,   wer im dā wolde gestān.
151Dem künege in sīnen sorgen   was iedoch vil leit.
Dō sach in trūrende   ein ritter vil gemeit.
der niht mohte wizzen,   waz im was geschehen.
Dō bat er im der męre   den künec Gunthźr verjehen.
152„Mich nimt des michel wunder“,   sprach dō Sīvrit,
„wie habt ir sō verkźret   die vrœlīchen sit,
der ir mit uns nū lange   habt al her gepflegen?“
Des anwurte im dō Gunthźr,   der vil zierlīche degen:
153„Jāne mac ich allen liuten   die swęre niht gesagen,
die ich muoz tougenlīche   in mīnem herzen tragen!
Man sol stęten vriunden   klagen herzen nōt.“
Diu Sīvrides varwe   wart dō bleich und rōt.
154Er sprach zuo dem künege:   „Ine hān iu niht verseit.
Ich sol iu helfen wenden   elliu iuwer leit.
Welt ir vriunde suochen,   der sol ich einer sīn,
und trūwez wol volbringen   mit źren an daz ende mīn.“
155„Nū lōn iu got hźr Sīvrit,   diu rede dunket mich guot.
Und ob mir nimmźr helfe   iuwer ellen getuot,
ich vröu mich doch der męre,   daz ir mir sīt sō holt.
Leb ich deheine wīle,   ez wirdet umb iuch wol versolt.
156Ich wil iuch lāzen hœren,   war umb ich trūrec stān.
Von boten mīner vīande   ich daz vernomen hān,
daz si mich wellen suochen   mit herverten hie.
Daz getāten uns noch degene   her zuo disen landen nie.“
157„Daz lāt iuch ahten ringe“,   sprach dō Sīvrit,
„und senftet iuwerem muote.   Tuot, des ich iuch bit!
Lāt mich iu erwerben   źre unde vrumen
und bittet iuwer degene,   daz si iu ouch ze helfe kumen.
158Swenne iuwer starken vīande   zir helfe möhten hān
drīzec tūsent degene,   sō wolde ich si bestān,
und hete ich niuwan tūsent.   Des lāt iuch an mich.“
Dō sprach der künec Gunthźr:   „Daz dien ich immer umbe dich.“
159„Sō heizet mir gewinnen   tūsent iuwer man,
sīt daz ich der mīnen   bī mir niht enhān
niuwan zwelf recken.   Sō wer ich iuwer lant.
Iu sol mit triuwen dienen   immer Sīvrides hant.
160Des sol uns helfen Hagene   und ouch Ortwīn,
Dancwart und Sindolt,   die lieben recken dīn.
Ouch sol dā mit rīten   Volkźr, der küene man,
der sol den vanen füeren.   Baz ichs niemen engan.
161Und lāt die boten rīten   heim in ir hźrren lant.
Daz si uns sehen schiere,   daz tuo man in bekant,
sō daz unser bürge   müezen vride hān.“
Dō hiez der künec besenden   beide māge und man.
162Die boten Liudegźres   ze hove giengen dō.
Daz si ze lande solden,   des wāren si vil vrō.
Dō bōt in rīche gābe   Gunthźr, der künec guot,
und schuof in sīn geleite.   Des stuont in hōhe der muot.
163„Nu sagt“, sprach dō Gunthźr,   „den starken vīanden mīn,
si mugen mit ir reise   wol dā heime sīn.
Wellen aber si mich suochen   her in mīniu lant,
mir enzerinne mīner vriunde,   in wirt arbeit erkant.“
164Den boten rīche gābe   man dō für truoc.
Der hete in ze gebene   Gunthźr genuoc.
Diene torsten versprechen   die Liudegźres man,
dō si urloup genāmen.   Si schieden vrœlīche dan.
165Dō die boten wāren   ze Tenemarke komen,
und der künec Liudegast   hete daz vernomen,
wie si von Rīne kœmen,   als im daz wart geseit,
ir starkez übermüeten, daz was im węrlīchen leit.
166Si sagten, daz sie heten   vil manegen küenen man.
Ouch sāhen si dar under   einen recken stān,
der was geheizen Sīvrit,   ein helt ūz Niderlant.
Ez leidete Liudegaste,   als er daz męre rehte erevant.
167Dō die von Tenemarke   ditze hōrten sagen,
dō īlten si der vriunde   deste mźr bejagen,
unz daz hźr Liudegast   sīner küenen man
zweinzec tūsent degene   zuo sīner reise gewan.
168Dō besande ouch sich von Sahsen   der künec Liudegźr,
unze si vierzec tūsent   heten unde mźr.
mit den si wolden rīten   in Burgonden lant.
Dō hete ouch sich hie heime   der künec Gunthźr besant
169mit den sīnen māgen   und sīner bruoder man,
die si wolden füeren   durch urliuge dan,
und ouch die Hagenen recken.   Des gie den helden nōt.
dar umbe muosen degene   sider kiesen den tōt.
170Si vlizzen sich der reise,   dō si wolden dan.
Den vanen muose leiten   Volkźr, der küene man,
alsō si wolden rīten   von Wormez über Rīn.
Hagene von Tronege,   der muose scharmeister sīn.
171Dā mite reit ouch Sindolt   und Hūnolt,
die wol gedienen kunden   daz Gunthźres golt.
Dancwart, Hagenen bruoder,   und ouch Ortwīn,
die mohten wol mit źren   in der herverte sīn.
172„Hźr künec, nū sī hie heime“,   sprach dō Sīvrit,
„sīt daz iuwer recken   mir wellent volgen mit,
belībet bī den vrouwen   und traget hōhen muot!
Ich trūwe iu wol behüeten   beidiu źre unde guot.
173Die iuch dā wolden suochen   ze Wormez an den Rīn,
daz wil ich wol behüeten,   si mügen dā heime sīn.
Wir sulen in gerīten   sō nāhen in ir lant,
daz in ir übermüeten   werde in sorgen erwant.“
174Von Rīne si durch Hessen   mit ir helden riten
gegen Sahsen lande.   Dā war sīt gestriten.
Mit roube und ouch mit brande   wuosten si daz lant,
daz ez den fürsten beiden   wart mit arbeit bekant.
175Si kōmen ūf die marke.   Die knehte zogten dan.
Sīvrit der vil starke   vrāgen des began:
„Wer sol des gesindes   uns nū hüeten hie?“
Jāne wart den Sahsen   geriten schedelīcher nie.
176Si spāchen: „Lāt die tumben   hüeten ūf den wegen
den küenen Dancwarten.   Der ist ein sneller degen.
Wir verliesen deste minre   von Liudegźres man.
Lāt in und Ortwīnen   hie die nāchhuote hān!“
177„Sō wil ich selbe rīten“,   sprach Sīvrit der degen,
„und wil der warte   gegen den vīanden pflegen,
unz ich rehte ervinde,   wā die recken sint.“
Dō wart gewāfent schiere   der schœnen Sigelinden kint.
178Daz volc bevalch er Hagenen,   dō er wolde dan,
und Gźrnōte,   dem vil küenen man.
Dō reit er eine dannen   in der Sahsen lant.
Des wart von im verhouwen   des tages manec helmbant.
179Dō sach er her daz grōze,   daz ūf dem velde lac,
daz wider sīner helfe   mit unfuoge wac.
Des was wol vierzec tūsent   oder dannoch baz.
Sīvrit in hōhem muote   sach vil vrœlīche daz.
180Dō hete ouch sich ein recke   gein den vīanden dar
erhaben ūf die warte,   der was ze vlīze gar.
Den sach der hźrre Sīvrit,   und in der küene man.
Ieweder dō des andern   mit nīde hüeten began.
181Ich sag iu, wer der węre,   der der warte pflac:
ein liehter schilt von golde   im vor der hende lac.
Ez was der künec Liudegast,   der huote sīner schar.
Dirre gast vil edele   sprancte vil hźrlīchen dar.
182Nū hete ouch in hźr Liudegast   vīentlīch erkorn.
Ir ross si nāmen beide   zen sīten mit den sporn.
Si neigten ūf die schilde   die schefte mit ir kraft.
Des wart der künec rīche   mit grōzen sorgen behaft.
183Diu ross nāch stiche truogen   diu rīchen küneges kint
beide für ein ander,   sam si węte ein wint.
Mit zoumen wart gewendet   vil ritterlīche dan.
Mit swerten ez versuochten   die zwźne grimmige man.
184Dō sluoc der hźrre Sīvrit,   daz al daz velt erdōz.
Dō stoup ūz dem helme   sam von brenden grōz
die fiuwer rōten vanken   von des heldes hant.
Ir ietweder den sīnen   an dem andern vant.
185Ouch sluoc im hźr Liudegast   vil manegen grimmen slac.
Ir ietweders ellen   ūf schilden vaste lac.
Dō heten dar gehüetet   wol drīzec sīner man.
Ź daz im die kœmen,   den sic doch Sīvrit gewan
186mit drīen starken wunden,   die er dem künege sluoc
durch eine wīze brünne,   diu was guot genuoc.
Daz swert an sīnen ecken   brāhte ūz wunden bluot.
Des muose der künec Liudegast   haben trūrigen muot.
187Er bat sich leben lāzen   und bōt im sīniu lant
und sagte im, daz er węre   Liudegast genant.
Dō kōmen sīne recken.   Die heten wol gesehen.
waz dā von in beiden   ūf der warte was geschehen.
188Er wolde in füeren dannen.   Dō wart er an gerant
von drīzec sīnen mannen.   Dō werte des heldes hant
sīnen rīchen gīsel   mit ungefüegen slegen.
Sīt tet schaden mźre   der vil zierlīche degen.
189Die drīzec er ze tōde   vil werlīche sluoc.
Er liez ir leben einen.   Balde er reit genuoc
und sagte hin diu męre,   waz hie was geschehen.
Ouch mohte mans die wārheit   an sīnem rōten helme sehen.
190Den von Tenemarke   was vil grimme leit,
ir hźrre was gevangen.   Dō in daz wart geseit,
man sagte ez sīnem bruoder.   Toben er began
von ungefüegem zorne,   wand im was leide getān.
191Liudegast der recke   was gefüeret dan
von Sīvrides gewalte   zuo Gunthźres man.
Er bevalch in Hagenen.   Dō in daz wart geseit,
daz ez der künec węre,   dō was in męzlīche leit.
192Man hiez den Burgonden   ir vanen binden an.
„Wol ūf!“ sprach Sīvrit,   „Hie wirt mźr getān,
ź sich der tac verende.   Sol ich haben den līp,
daz müet in Sahsen lande   vil manec wętlīchez wīp.
193Ir helde von dem Rīne,   ir sult mīn nemen war.
Ich kan iuch wol geleiten   in Liudegźres schar.
Sō seht ir helme houwen   von guoter helde hant.
Ź daz wir wider wenden,   in wirdet sorge bekant.“
194Zen rossen gāhte Gźrnōt   und sīne man.
Den vanen zucte balde   der starke spileman,
Volkźr der hźrre.   Dō reit er vor der schar.
Dō was ouch daz gesinde   ze strīte hźrlīchen gar.
195Si fuorten doch niht mźre   niuwan tūsent man,
dar über zwelf recken.   Stieben dō began
die molten von den strāzen.   Si riten über lant.
Dā sach man von in schīnen   vil manegen hźrlīchen rant.
196Dō wāren ouch die Sahsen   mit ir scharn komen,
mit swerten wol gewahsen,   daz hān ich sīt vernomen.
Diu swert, diu sniten sźre   den helden an der hant.
Dō wolden si den gesten   weren bürge und lant.
197Der hźrren scharmeister   daz volc dō fuorte dan.
Dō was ouch komen Sīvrit   mit den sīnen man,
die er mit im brāhte   ūzer Niderlant.
Des tages war in sturme   vil manec bluotigiu hant.
198Sindolt und Hūnolt   und ouch Gźrnōt,
die sluogen in dem strīte   vil manegen helt tōt,
ź si daz rehte erfunden,   wie küene was ir līp.
Daz muose sīt beweinen   vil manec edel wīp.
199Volkźr und Hagene   und ouch Ortwīn,
die laschten ime strīte   vil maneges helmes schīn
mit vliezendem bluote,   die sturmküene man.
Dā wart von Dancwarte   vil michel wunder getān.
200Die von Tenemarke   versuochten wol ir hant.
Dō hōrte man von hurte   erdiezen manegen rant
und ouch von scharpfen swerten,   der man dā vil gesluoc.
Die strītküenen Sahsen   tāten schaden dā genuoc.
201Dō die von Burgonden   drungen in den strīt,
von in wart erhouwen   vil manec wunde wīt.
Dō sach man über setele   vliezen daz bluot.
Sus wurben nāch den źren   die ritter küene unde guot.
202Man hōrte dā lūte erhellen   den helden an der hant
diu vil scharpfen wāfen,   dō die von Niderlant
drungen nāch ir hźrren   in die herten schar.
Si kōmen degenlīche   mit samt Sīvride dar.
203Volgen der von Rīne   niemen man im sach.
Man mohte kiesen vliezen   den bluotigen bach
durch die liehten helme   von Sīvrides hant,
unz er Liudergźren   vor sīnen hergesellen vant.
204Drī widerkźre   hete er nū genomen
durch daz her anz ende.   Nū was Hagene komen,
der half im wol ervollen   in sturme sīnen muot.
Des tage muose ersterben   vor in manec ritter guot.
205Dō der starke Liudegźr   Sīvriden vant,
und daz er alsō hōhe   truoc an sīner hant
den guoten Balmungen   und ir sō manegen sluoc,
des wart der hźrre zornec   und grimmic genuoc.
206Dō wart ein michel dringen   und grōzer swerte klanc,
dā ir ingesinde   zuo zein ander dranc.
Dō versuochten sich die recken   beide deste baz.
Die schar begunden wīchen.   Sich huop dā grœzlīcher haz.
207Dem vogte von den Sahsen   was daz wol geseit,
sīn bruoder was gevangen.   Das was im harte leit.
Wol wesser, daz ez tęte   daz Sigelinde kint.
Man zźch ez Gźrnōte.   Vil wol ervant erz sint.
208Die slege Liudegźres,   die wāren alsō starc,
daz Sīvride under satele   strūchte daz marc.
Dō sich daz ross erholte,   der küene Sīvrit,
der gewan in dem sturme   einen vreislīchen sit.
209Des half um wol Hagene   und ouch Gźrnōt,
Dancwart und Volkźr.   Des lac ir vil dā tōt.
Sindolt und Hūnolt   und Ortwīn der degen,
die kunden in dem strīte   zem tōde manegen nider legen.
210In sturme ungescheiden   wāren die fürsten hźr.
Dō sach man über helme   vliegen manegen gźr
durch die liehten schilde   von der helde hant.
Man sach dā var nāch bluote   vil manegen hźrlīchen rant.
211In dem starken sturme   erbeizte manec man
nider von den rossen.   Ein ander liefen an
Sīvrit der vil küene   und ouch Liudegźr.
Man sach dā schefte vliegen   und manegen scharpfen gźr.
212Dō vlouc daz schiltgespenge   von Sīvrides hant.
Den sich gedāhte erwerben   der helt von Niderlant
an den küenen Sahsen,   der man vil wunder sach.
Hey, waz dā liehter ringe   der küene Dancwart zerbrach!
213Dō hete der hźrre Liudegźr   ūf einem schilde erkant
gemālet eine krōne   vor Sīvrides hant.
Wol wesse er, daz ez węre   der kreftige man.
Der helt zuo sīnen vriunden   dō lūte rüefen began:
214„Geloubet iuch des sturmes,   alle mīne man!
Sun den Sigemundes   ich hie gesehen hān.
Sīvriden den starken   hān ich hie bekant.
In hāt der übele tiuvel   her zen Sahsen gesant.“
215Die vanen hiez er lāzen   in dem sturme nider.
Vrides er dō gerte.   Des werte man in sider,
doch muose er werden gīsel   in Gunthźres lant.
Daz hete an im betwungen   des küenen Sīvrides hant.
216Mit gemeinem rāte   sō liezen si den strīt.
Dürkel vil der helme   und ouch der schilde wīt.
si leiten von den handen.   Swaz sō man der vant,
die truogen bluotes varwe   von der Burgonden hant.
217Sie viengen swen si wolden,   des heten si gewalt.
Gźrnōt und Hagene,   die recken vil balt,
die wunden hiezen bāren.   Si fuorten mit in dan
gevangen zuo dem Rīne   fünf hundert werlīcher man.
218Die sigelōsen recken   ze Tenemarke riten.
Dōne heten ouch die Sahsen   sō hōhe niht gestriten,
daz man in lobes jęhe.   Daz was den helden leit.
Dō wurden ouch die veigen   von vriunden sźre gekleit.
219Sie hiezen daz gewęfen   wider soumen an den Rīn.
Ez hete wol geworben   mit den helden sīn
Sīvrit der recke.   Der hete ez guot getān,
des im jehen muosen   alle Gunthźres man.
220Gegen Wormez sande   der hźrre Gźrnōt.
Heim zuo sīnem lande   den vriunden er enbōt,
wie gelungen węre   im und sīnen man.
Ez heten die vil küenen   wol nāch źren getān.
221Die garzūne liefen.   Von den wart ez geseit.
Dā vröuten sich vor liebe,   die ź dā heten leit,
dirre lieben męre,   die in dā wāren komen.
Dā wart von edelen vrouwen   michel vrāgen vernomen,
222wie gelungen węre   des rīchen küneges man.
Man hiez der boten einen   für Kriemhilde gān.
Daz geschach vil tougen.   Jāne torste si über lūt,
wan si hete dar under   ir vil liebez herzen trūt.
223Dō sie den boten komende   zir kemenāten sach.
Kriemhilt die schœne   vil güetlīchen sprach:
„Nū sag an liebiu męre!   Jā gip ich dir mīn golt!
Tuost dūz āne liegen,   ich wil dir immer wesen holt.
224Wie schiet ūz dem strīte   mī bruoder Gźrnōt
und ander mīne vriunden?   Ist uns iht maneger tōt?
Oder wer tet dā daz beste?   Daz solt dū mir sagen.“
Dō sprach der bote schiere:   „Wir heten niender keinen zagen.
225Ze ernste und ze strīte   reit niemen alsō wol,
vil edeliu küneginne,   sīt ichz iu sagen sol,
sō der gast vil edele   ūzer Niderlant.
Dā worhte michel wunder   des küenen Sīvrides hant.
226Swaz die recken alle   in strīte hānt getān,
Dancwart und Hagene   und ander sküneges man,
swaz si striten nāch źren,   daz is gar ein wint
unz eine an Sīvriden,   des künec Sigemundes kint.
227Si vrumten in dem sturme   der helde vil erslagen,
doch möhte iu daz wunder   niemen wol gesagen,
waz dā worhte Sīvrit.   Swenne er ze strīte reit,
den vrouwen an ir māgen   tet er diu grœzlīchen leit.
228Ouch muoste dā belīben   maneger vrouwen trūt.
Sīne slege man hōrte   ūf helmen alsō lūt,
daz si von wunden brāhten   daz vliezende bluot.
Er ist an allen tugenden   ein ritter küen unde guot.
229Swaz dā hāt begangen   von Metzen Ortwīn!
Swaz er ir mohte erlangen   mit dem swerte sīn,
die muosen wunt belīben   oder meistec tōt.
Dā tet iuwer bruoder   die aller grœzisten nōt,
230diu immer in den stürmen   kunde sīn geschehen.
Man muoz der wārheite   den ūz erwelten jehen:
die stolzen Burgonden   habent sō gevarn,
daz si vor allen schanden   ir źre kunnen wol bewarn.
231Man sach dā vor ir handen   vil manegen satel blōz,
dā von liehten swerten   daz velt sō lūte erdōz.
Die recken von dem Rīne,   die habent sō geriten,
daz ez ir vīanden   węre bezzer vermiten.
232Die küenen Tronegęre,   die vrumten grōziu leit,
dō mit volkes kreften   daz her ze samne reit.
Dā vrumte manegen tōten   des küenen Hagenen hant.
Des vil ze sagene węre   her ze Burgonden lant.
233Sindolt und Hūnolt,   die Gźrnōtes man,
und Rūmolt der küene,   die hānt sō vil getān.
daz ez Liudegźre   mac immer wesen leit,
daz er den dīnen māgen   ze Rīne hete widerseit.
234Strīt den aller hœhsten,   der iender dā geschach,
ze jungest und zem źrsten,   den ieman gesach,
den tet vil willeclīche   diu Sīvrides hant.
Er bringet rīche gīsel   in daz Gunthźres lant.
235Die twanc mit sīnen ellen   der wętlīche man,
des ouch der künec Liudegast   muoz den schaden hān,
und ouch von Sahsen lande   sīn bruoder Liudegźr.
Nū hœret mīniu męre,   edeliu küneginne hźr.
236Si hāt gevangen beide   diu Sīvrides hant.
Nie sō manegen gīsel   man brāhte in ditze lant,
sō von sīn schulden   nū kumt an den Rīn.“
Ir kunden disiu męre   nimmźr liebe sīn.
237„Man bringet der gesunden   fünf hundert oder baz,
und der verchwunden,   vrouwe, wizzet daz,
wol ahzec rōte bāre   her in unser lant.
Die meistec hāt verhouwen   des starken Sīvrides hant.
238Die durch übermüeten   widersagten an den Rīn,
die müezen nū gevangen   die Gunthźres sīn.
Die bringet man mit vröuden   her in ditze lant.“
Dō erblüete ir liehtiu varwe,   dō si diu męre rehte ervant.
239Ir schœnez antlüze,   daz wart rōsen rōt,
dō mit liebe was gescheiden   ūz der grōzen nōt
der wętlīche recke,   Sīvrit, der junge man.
Si vröute ouch sich ir vriunde.   Daz was von schulden getān.
240Dō sprach diu minneclīche:   „Dū hāst mir wol geseit.
Dū solt haben dar umbe   ze miete rīchiu kleit
und zehen marc von golde.   Die heiz ich dir tragen.“
Des mac man sölchiu męre   rīchen vrouwen gerne sagen.
241Man gap im sīne miete,   daz golt und ouch diu kleit.
Dō gie an diu venster   vil manec schœniu meit.
Si warten ūf die strāzen.   Rīten man dō vant
vil der hōchgemuoten   in der Burgonden lant.
242Dā kōmen die gesunden,   die wunden tāten sam.
Si mohten grüezen hœren   von vriunden āne scham.
Der wirt gein sīnen gesten   vil vrœlīche reit.
Mit vröuden was verendet   daz sīn vil grœzlīche leit.
243Dō enpfie er wol die sīne,   die vremden tet er sam,
wan dem rīchen künege   anders niht gezam
wan danken güetlīche   den, die im wāren komen,
daz si den sic nāch źren   in sturme heten genomen.
244Gunthźr bat im męre   von sīnen vriunden sagen,
wer im an der reise   ze tōde węre erslagen.
Dō hete er verloren niemen   niuwan sehzec man.
Verklagen man die muose,   sō sī nāch helden was getān.
245Die gesunden brāhten   zerhouwen manegen rant,
von helme vil verschrōten,   in Gunthźres lant.
Daz volc erbeizte nidere   für des küneges sal
ze liebem antpfange.   Man hōrte vrœlīchen schal.
246Dō hiez man herbergen   die recken in die stat.
Der künec sīner geste   vil schōne pflegen bat.
Er hiez der wunden hüeten,   und schaffen guot gemach.
Wol man sīe tugende   an sīnen vīanden sach.
247Er sprach ze Liudegaste:   „Nū sīt mir willekomen!
Ich hān von iuwern schulden   vil grōzen schaden genomen.
Der wirt mir nū vergolten,   ob ich gelücke hān.
Got lōne mīnen vriunden,   si hānt liebe getān.“
248„Ir muget in gerne danken“,   sprach dō Liudegźr,
„alsō hōher gīsel   gewan nie künec mźr.
Umbe schœne huote   wir geben michel guot,
daz ir genędeclīche   an iuwern vīanden tuot.“
249„Ich wil iuch beide lāzen“,   sprach er, „ledec gān.
Daz mīne vīande   hie bī mir bestān,
des wil ich haben bürgen,   daz si mīniu lant
iht rūmen āne hulde.“   Des bōt Liudegźr die hant.
250Man brāhte si ze ruowe   und schuof in ir gemach.
Den wunden man gebettet   vil güetlīchen sach.
Man schancte den gesunden   met und guoten wīn,
dō kunde daz gesinde   nimmźr vrœlīcher sīn.
251Ir zerhouwen schilde   behalten man dō truoc.
Vil bluotiger setele,   der was dā genuoc.
Die hiez man verbergen,   daz weinten niht diu wīp.
Dā kom hermüede   maneges guoten ritters līp.
252Der künec pflac sīner geste   vil grœzlīche wol.
Der vremden und der kunden   diu lant wāren vol.
Er bat der sźre wunden   vil güetlīche pflegen.
Dō was ir übermüeten   vil harte ringe gelegen.
253Die erzenīe kunden,   den bōt man rīchen solt,
silber āne wāge,   dar zuo daz liehte golt,
daz si die helde nerten   nāch der strītes nōt.
Dar zuo der künec den gesten   gābe grœzlīchen bōt.
254Die wider heim ze hūse   heten reise muot,
die bat man noch belīben, alsō man vriunden tuot.
Der künec dō gie ze rāte,   wie er lōnte sīnen man.
Si heten sīnen willen   nāch grōzen źren getān.
255Dō sprach der hźrre Gźrnōt:   „Man sol si rīten lān.
Über sehs wochen   sī in daz kunt getān,
daz si komen widere   ze einer hōchgezīt.
Sō ist ir maneger geheilet,   der nū vil sźre wunder līt.“
256Dō gerte ouch urloubes   Sīvrit von Niderlant.
Dō der künec Gunthźr   den willen sīn ervant,
er bat in minneclīche   noch bī im bestān.
Niuwan durch sīne swester schœne,   sōne węre ez nimmźr getān.
257Dar zuo was er ze rīche,   daz er iht nęme solt.
Er hete daz wol verdienet.   Der künec was im holt,
sam wāren sīne māge,   die heten daz gesehen,
waz von sīnen kreften   in dem strīte was geschehen.
258Durch der schœnen willen   gedāhte er noch bestān,
ob er si gesehen möhte.   Sīt wart ez getān.
Wol nāch sīnem willen   wart im diu maget bekant.
Sīt reit er vrœlīche   in daz Sigemundes lant.
259Der wirt hiez ze allen zīten   ritterschefte pflegen.
Daz tet dō willeclīchen   vil manec junger degen.
Die wīle hiez er sidelen   vor Wormez ūf den sant
den, die im komen solden   zuo der Burgonden lant.
260In den selben zīten,   dō si nū solden komen,
dō hete diu schœne Kriemhilt   diu męre wol vernomen,
er wolde hōchgezīte   durch liebe vriunde hān.
Dō wart vil michel vlīzen   von schœnen vrouwen getān
261mit węte und mit gebende,   daz si dā solden tragen.
Uote diu vil rīche   diu męre hōrte sagen
von den stolzen recken,   die dā solden komen.
Dō wart ūz der valde   vil rīcher kleider genomen.
262Durch ir kinde liebe   hiez si bereiten kleit.
Dā mite wart gezieret   vil manec vrouwe und manec meit,
und vil der junge recken   ūz Burgonden lant.
Ouch hiez si vil den vremden   prüeven hźrlīch gewant.

wie Sîvrit Kriemhilt êrste gesach
{ 5 }
Wie Siegfried Griemhild zuerst sah.
263Man sach si tegelīchen   nū rīten an den Rīn,
die zer hōchgezīte   gerne wolden sīn.
Die durch des küneges liebe   kōmen in daz lant,
den bōt man sümelīchen   ross und hźrlīch gewant.
264In was ir gesidele   allen wol bereit,
den hœhsten und den besten,   als uns daz ist geseit,
zwein und drīzec fürsten,   dā zer hōchgezīt.
Dā zierten sich engegene   die schœnen vrouwen wider strīt.
265Ez was dā vil unmüezec   Gīselhźr daz kint.
Die geste mit den kunden,   vil güetelīch sint
die enpfienc er und Gźrnōt,   und ouch ir beider man.
Jā gruozten sie die degene,   als ez nāch źren was getān.
266Vil golt rōter setele   si fuorten in daz lant.
Zierlīche schilde   und hźrlīch gewant
brāhten si ze Rīne   zuo der hōchgezīt.
Manegen ungesunden   sach man vrœlīchen sīt.
267Die in den betten lāgen   und heten wunden nōt,
die muosen des vergezzen,   wie herte was der tōt.
Die siechen ungesunden   muosen si verklagen.
Si vröuten sich der męre   gein der hōchgezīte tagen,
268wie si leben wolden   dā zer wirtschaft.
Wunne āne māze   mit vröuden überkraft
heten al die liute,   swaz man ir dā vant.
Des huop sich michel vröude   über al daz Gunthźres lant.
269An einem pfingxtmorgen   sach man füre gān
gekleidet wunneclīche   vil manegen küenen man,
fünf tūsent oder mźre,   dā zer hōchgezīt.
Sich huop diu kurzewīle   an manegem ende wider strīt.
270Der wirt der hete die sinne,   im was daz wol erkant,
wie rehte herzenlīche   der helt von Niderlant
sīne swestern trūte,   swie er si niene gesach,
der man sō grōzer schœne   vor all juncvrouwen jach.
271Dō sprach zuo dem künege   der degen Ortwīn:
„Welt ir mit vollen źren   zer hōchgezīte sīn,
sō sult ir lāzen schouwen   diu wunneclīchen kint,
die mit sō grōzen źren   hie zen Burgonden sint.
272Waz węre mannes wunne,   des vröute sich sīn līp,
ez entęten schœne megede   und hźrlīchiu wīp?
Lāzet iuwer swester   für iuwere geste gān!“
Der rāt, der was ze liebe   manegem helde getān.
273„Des wil ich gerne volgen“,   sprach der künec dō.
Alle, die ez erfunden,   die wārens harte vrō.
Er enbōt ez vrowen Uoten   und ir tohter wolgetān,
daz si mit ir megeden   hin ze hove solden gān.
274Dō wart ūz den schrīnen   gesuochet guot gewant.
Swaz man in der valde   der edelen węte vant,
die bouge mit den porten,   des was in vil bereit.
Sich zierte vlīzeclīche   vil manec wętlīchiu meit.
275Vil manec recke tumber   des tages hete muot,
daz er an ze sehene   den vrouwen węre guot,
daz er dā für niht nęme   eins rīchen küneges lant.
Si sāhen die vil gerne,   die si nie heten bekant.
276Dō hiez der künec rīche   mit sīner swester gān,
die ir dienen solden,   wol hundert sīner man,
ir und sīner māge.  Die truogen swert enhant.
Daz was daz hovegesinde   von der Burgonden lant.
277Uoten die vil rīchen,   die sach man mir ir komen.
Diu hete schœne vrouwen   geselleclīch genomen
wol hundert oder mźre.   Die truogen rīchiu kleit.
Ouch gie dā nāch ir tohter   vil manec wętlīchiu meit.
278Von einer kemenāten   sach man si alle gān.
Dō wart vil michel dringen   von helden dar getān,
die des gedingen heten,   ob kunde daz geschehen,
daz si die maget edele   solden vrœlīche sehen.
279Nū gie diu minneclīche,   alsō der morgen rōt
tuot ūz den trüeben wolken.   Dā schiet von maneger nōt,
der si dā truoc in herzen,   und lange hete getān.
Er sach die minneclīchen   nū vil hźrlīchen stān.
280Jā lūhte ir von ir węte   vil manec edel stein.
Ir rōsen rōtiu varwe   vil minneclīchen schein.
Ob iemen wünschen solde,   der kunde niht gejehen,
daz er ze dirre werlde   hete iht schœners gesehen.
281Sam der liehte māne   vor den sternen stāt,
der schīn sō lūterlīche   ab den wolken gāt,
dem stuont si nū gelīche   vor maneger vrouwen guot.
Des wart dā wol gehœhet   den zieren helden der muot.
282Die rīchen kameręre   sach man vor ir gān.
Die hōchgemuoten degene,   diene wolden daz niht lān,
sine drungen, dā si sāhen   die minneclīchen meit.
Sīvride dem hźrren   wart beide liep und leit.
283Er dāhte in sīnem muote:   „Wie kunde daz ergān,
daz ich dich minnen solde?   Daz ist ein tumber wān.
Sol aber ich dich vremeden,   sō węre ich sanfter tōt.“
Er wart von den gedanken   vil dicke bleich und rōt.
284Dō stuont sō minneclīche   daz Sigemundes kint,
sam er entworfen węre   an ein permint
von guotes meisters listen.   Alsō man im jach,
daz man helt deheinen   nie sō schœnen gesach.
285Die mit den vrouwen giengen,   die hiezen von den wegen
wīchen allenthalben.   Daz leiste manec degen.
Diu hōhe tragenden herzen   vröuten manegen līp.
Man sach in hōhen zūhten   manec hźrlīchez wīp.
286Dō sprach von Burgonden   der hźrre Gźrnōt:
„Der iu sīnen dienest   sō güetlīchen bōt,
Gunthźr, vil lieber bruoder,   dem sult ir tuon alsam
vor allen disen recken.   Des rātes ich nimmźr mich gescham,
287ir heizet Sīvride   zuo mīner swester kumen.
Daz in diu maget grüeze,   des habe wir immer vrumen.
Diu nie gegrüezte recken,   diu sol in grüezen pflegen.
Dā mit wir haben gewunnen   den vil zierlīchen degen.“
288Dō giengens wirtes māge,   dā man den helt vant.
Si sprāchen zuo dem recken   ūzer Niderlant:
„Iu hāt der künec erloubet,   ir sult ze hove gān.
Sīn swester sol iuch grüezen,   daz ist zen źren iu getān.“
289Der hźrre in sīnem muote   was des vil gemeit.
Dō truoc er ime herzen   liep āne leit,
daz er sehen solde   der schœnen Uoten kint.
Mit minneclīchen tugenden   si gruozte Sīvride sint.
290Dō si den hōchgemuoten   vor ir stźnde sach,
dō erzunde sich sīn varwe.   Diu schœne maget sprach:
„Sīt willekomen, hźr Sīvrit,   ein edel ritter guot!“
Dō wart im von dem gruoze   vil wol gehœhet der muot.
291Er neic ir vlīzeclīche.   Bī der hende si in vie.
Wie rehte minneclīche   er bī der vrouwen gie!
Mit lieben ougen blicken   ein ander sāhen an
der hźrre und ouch diu vrouwe.   Daz wart vil tougenlīch getān.
292Wart iht dā vriuntlīche   getwungen wīziu hant
von herzenlieber minne,   daz ist mir niht bekant.
Doch enkan ich niht gelouben,   daz es wurde lān.
Si hete im holden willen   kunt vil schiere getān
293Bī der summer zīte   und gein des meien tagen
dorfte er in sīnem herzen   nimmźr mźr getragen
sō vil der hōhen vröude,   denn er dā gewan,
dō im diu gie enhende,   die er ze trūte wolde hān.
294Dō gedāhte manec recke:   „Hey, węre mir sam geschehen,
daz ich ir gienge nebene,   sam ich in hān gesehen,
oder bī ze ligene!   Daz lieze ich āne haz.“
Ez engediente noch nie recke   nāch einer küneginne baz.
295Von swelcher künege lande   die geste kōmen dar,
die nāmen al gelīche   niuwan ir zweier war.
Ir wart erloubet küssen   den wętlīchen man.
Im wart in al der werlde   nie sō liebe getān.
296Der künec von Tenemarke,   der sprach sā ze stunt:
„Dises vil hōhen gruozes   līt maneger ungesunt,
des ich vil wol enpfinde,   von Sīvrides hant.
Got enlāz in nimmźr mźre   kommen in mīniu küneges lant!“
297Man hiez dō allenthalben   wīchen von den wegen
der schœnen Kriemhilde.   Manegen küenen degen
sach man gezogenlīche   zer kirchen mit ir gān.
Sīt wart von ir gescheiden   der vil wętlīche man.
298Dō gie si zuo dem münster.   Ir volgete manec wīp.
Dō was ouch sō gezieret   der küneginne līp,
daz dā hōher wünsche   vil maneger wart verlorn.
Si was dā ze ougenweide   vil manegem recken erkorn.
299Vil kūme erbeite Sīvrit,   daz man dā gesanc.
Er mohte sīnen sęlden   des immer sagen danc,
daz im diu was sō węge,   die er in herzen truoc.
Ouch was er der schœnen   holt von schulden genuoc.
300Dō si kom ūz dem münster,   sam er hete ź getān,
man bat den degen küenen   wider zuo zir gān.
Alrźst begunde im danken   diu minneclīche meit,
daz er vor manegem helde   sō rehte hźrlīchen streit.
301„Nū lōn iu got, hźr Sīvrit“,   sprach daz vil schœne kint,
„daz ir daz habt verdienet,   daz iu die recken sint
sō holt mit richten triuwen,   als ich si hœre jehen!“
Dō begunde er minneclīche   an vroun Kriemhilden sehen.
302„Ich sol in immer dienen“,   alsō sprach der degen,
„und enwil mīn houbet   nimmźr ź gelegen,
ich enwerbe nāch ir willen,   sol ich mīn leben hān
daz ist nāch iuwern hulden,   mīn vrou Kriemhilt, getān.“
303Inre tagen zwelven   der tage al ieslīch
sach man bī dem degene   die maget lobelīch,
sō si ze hove solde   vor ir vriunden gān.
Der dienst wart dem recken   durch grōze liebe getān.
304Vröude und wunne,   vil grœzlīchen schal,
sach man aller tegelīch   vor Gunthźres sal,
dar ūz und ouch dar inne,   von manegem küenen man.
Ortwīn und Hagene   vil grōzer wunder began.
305Swes iemen pflegen wolde,   des wāren si bereit
mit volleclīcher māze,   die helde vil gemeit.
Des wurden von den gesten   die recken wol bekant.
Dā von sō was gezieret   allez Gunthźres lant.
306Die dā wunde lāgen,   die sach man für gān.
Si wolden kurzewīle   mit dem gesinde hān,
schirmen mit den schilden   und schiezen manegen schaft.
Des hulfen in genuoge.   Si heten grœzlīche kraft.
307In der hōchgezīte, der wirt, der hiez ir pflegen
mit der besten spīse.   Er hete sich bewegen
aller slahte schande,   die ie künec gewan.
Man sach in vriuntlīche   zuo den sīnen gesten gān.
308Er sprach:  „Ir guoten recken,   ź daz ir scheidet hin,
sō nemt ir mīne gābe!   Alsō stāt mīn sin,
daz ichz immer diene,   versmāhet iu niht mīn guot.
Daz wil ich mit iu teilen,   des hān ich willigen muot.“
309Die von Tenemarke,   die sprāchen sā zehant:
„Ê daz wir wider rīten,   heim in unser lant,
wir gern stęter suone.   Des ist uns recken nōt.
Wir hān von iuwern degenen   manegen lieben vriunt tōt.“
310Liudegast geheilet   sīner wunden was.
Der vogt von den Sahsen   nāch strīte wol genas.
Etelīche tōten   si liezen dar enlant.
Dō gie der künec Gunthźr,   dā er Sīvriden vant.
311Er sprach zuo dem recken:   „Nū rātet, wie ich tuo.
Die unsern widerwinnen,   die wellent rīten vruo
und gerent stęter suone   an mich und mīne man.
Nū rātā degen Sīvrit,   waz dich des dunke guot getān!
312Waz mir die hźrren bieten,   daz wil ich dir sagen:
swaz fünf hunder mœre   goldes möhten getragen,
daz gęben si mir gerne,   wolde ich si ledec lān.“
Dō sprach der starke Sīvrit:   „Daz węre vil übele getān.
313Ir sult si ledeclīchen   hinnen lāzen varn,
und daz die recken edele   mźre wol bewarn
vīentlīchez rīten   her in iuwer lant,
des lāt iu geben sicherheit   hie der beider hźrren hant.“
314„Des rātes wil ich volgen.“   Dā mit si giengen dan.
Den sīnen vīanden   wart daz kunt getān,
ir goldes gerte niemen,   daz si dā buten ź.
Dā heime ir lieben vriunden   was nāch den hermüeden wź.
315Manege schilde volle   man dar schatzes truoc.
Er teilte es āne wāge   den vriunden sīn genuoc,
bī fünf hundert marken   und etslīchen baz.
Gźrnōt der vil küene,   der riet Gunthźre daz.
316Urloup si alle nāmen,   alsō si wolden dan.
Dō sach man die geste   für Kriemhilde gān,
und ouch dā vrouwe Uote,   diu küneginne, saz.
Ez enwart nie degene   noch mźre geurloubet baz.
317Die herberge wurden lęre,   dō si von dannen riten.
Noch bestuont dā heime   mit hźrlīchen siten
der künec mit sīnen māgen,   vil manec edel man.
Die sach man tegelīche   zuo vrouwen Kriemhilde gān.
318Urloup dō nemen wolde   Sīvrit, der helt guot.
Er trūwete niht erwerben,   des er dā hete muot.
Der künec daz sagen hōrte, daz er wolde dan.
Gīselhźr der junge   in von der reise gar gewan.
319„War woldet ir nū rīten,   vil edel Sīvrit?
Belībet bī den recken   (tuot, des ich iuch bit),
bī Gunthźre dem künege   und ouch bī sīnen man!
Hie ist vil schœner vrouwen,   die sol man iuch gerne sehen lān.“
320Dō sprach der starke Sīvrit:   „Diu ross, diu lāzet stān!
Ich wolde hinne rīten,   des wil ich ab gān.
Und traget ouch hin die schilde.   Jā wolde ich in mīn lant!
Des hāt mich hźr Gīselhźr   mit grōzen triuwen erwant.“
321Sus beleip der küene   durch vriunde liebe dā.
Jā węre er in den landen   niender anderswā
gewesen alsō sanfte.   Dā von daz geschach,
daz er nū tegelīche   die schœnen Kriemhilden sach.
322Durch ir unmāzen schœne   der hźrre dā beleip.
Mit maneger kurzewīle   man nū die zīt vertreip,
wan daz in twanc ir minne.   Diu gap im dicke nōt.
Dar umbe sīt der küene   lac vil jęmerlīche tōt.
323Iteniuwe męre   sich huoben über Rīn.
Man sagte, daz dā węre   manec schœne magedīn.
Der gedāhte im eine erwerben   Gunthźr, der künec guot.
Dā von begunde dem recken   vil sźre hōhen der muot.

wie Gunthźr gên Islande nâch Prünhilt vuor
{ 6 }
Wie Gunther nach Isenland fuhr, um Brunhild zu gewinnen.
324Ez was ein küneginne   gesezzen über sź,
ir gelīche enheine   man wesse niender mź,
diu was unmāzen schœne.   Vil michel was ir kraft.
Sie schōz mit snellen degenen   umb minne den schaft.
325Den stein, den warf si verre,   dar nāch si wīten spranc.
swer ir minne gerte,   der muose āne wanc
driu spil an gewinnen   der vrouwen wol geborn.
Gebrast im an dem einem,   er hete daz houbet sīn verlorn.
326Des hete diu juncvrouwe   unmāzen vil getān.
Daz gehōrte bī dem Rīne   ein ritter wolgetān,
der wante sīne sinne   an daz schœne wīp.
Dar umbe muosen helde   sīt verliesen den līp
327Dō sprach der vogt von Rīne:   „Ich wil nider an den sź,
hin ze Prünhilde,   swie ez mir ergź.
Ich wil durch ir minne   wāgen mīnen līp.
Den wil ich verliesen,   sine werde mīn wīp.“
328„Daz wil ich widerrāten“,   sprach dō Sīvrit.
„Jā hāt diu küneginne   sō vreislīche sit,
swet umb ir minne wirbet,   daz ez im hōhe stāt.
Des muget ir der reise   haben węrlīchen rāt!“
329„Sō wil ich iu daz rāten“,   sprach dō Hagene,
„ir bittet Sīvride   mit iu ze tragene
die vil starken swęre.   Daz ist nū mīn rāt,
sīt im daz ist sō kündec,   wie ez umbe Prünhilde stāt.“
330Er sprach:  „Wil dū mir helfen,   edel Sīvrit,
werben die minneclīchen?   Tuostū, des ich dich bit,
Und wirt mir zeime trūte   daz minneclīche wīp,
ich wil durch dīnen willen   wāgen źre und līp!“
331Des anwurte Sīvrit,   der Sigemundes sun:
„Gīstū mir dīne swester,   sō wil ich ez tuon,
die schœnen Kriemhilde,   ein kūneginne hźr.
Sō ger ich deheines lōnes   nāch mīnen arbeiten mźr.“
332„Daz lob ich“, sprach dō Gunthźr,   „Sīvrit, an dīne hant.
und kumt diu schœne Prünhilt   her in ditze lant,
sō wil ich dir ze wībe   mīne swester geben.
Sō mahtū mit der schœnen   immer vrœlīche leben.“
333Des swuoren si dō eide,   die recken vil hźr.
Des wart ir arbeiten   verre deste mźr,
ź daz si die vrouwen   brāhten an den Rīn.
Des muosen die vil küenen   sīt in grōzen sorgen sīn.
334Sīvrit, der muose füeren   die kappen mit im dan,
die der helt vil küene   mit sorgen gewan
ab einem getwerge,   daz hiez Albrīch.
Sich bereiten zuo der verte   die recken küen und rīch.
335Alsō der starke Sīvrit   die tarnkappen truoc,
sō hete er dar inne   krefte genuoc:
wol zwelf manne sterke   zuo sīn selbes līp.
Er warp mit grōzen listen   daz vil hźrlīche wip.
336Ouch was diu selbe tarnhūt   alsō getān,
daz dar inne worhte   ein ieslīcher man,
swaz er selbe wolde,   daz in doch niemen sach.
Sus gewan er Prünhilde.   Dā von im leide geschach.
337„Nū sag mir, degen Sīvrit,   ź daz mī vart ergź,
daz wir mit vollen źren   komen an den sź,
sulen wir iht recken füeren   in Prünhilde lant?
Drīzec tūsent degene,   die werdent schiere besant.“
338„Swie vil wir volkes füeren“,   sprach aber Sīvrit,
„ez pfliget diu küneginne   sō vreislīcher sit,
die müesen doch ersterben   von ir übermuot.
Ich sol iuch baz bewīsen,   degen küene und guot.
339Wir suln in recken wīse   ze tal varn den Rīn.
Die wil ich dir benennen,   die daz sulen sīn:
selbe vierde degene   varn wir an den sź.
Sō erwerben wir die vrouwen,   swie ez uns dar nāch ergź.
340Der gesellen bin ich einer,   daz ander soltū wesen.
Der dritte, daz sī Hagene.   Wir mugen wol genesen.
Der vierde, daz sī Dancwart,   der vil küene man.
Uns endurfen ander tūsent   mit strīte nimmźr bestān.“
341„Diu męre wesse ich gerne“,   sprach der künec dō,
„ź daz wir hinnen füeren,   des węre ich harte vrō,
waz wir kleider solden   vor Prünhilde tragen,
diu uns dā wol gezęmen.   Daz sult ihr Gunthźre sagen.“
342„Wāt die aller besten,   die ieman bevant,
die treit man zallen zīten   in Prünhilde lant.
Des sulen wir rīchiu kleider   vor der vrouwen tragen,
daz wirs iht haben schande,   sō man diu męre hœre sagen.“
343Dō sprach der degen guoter:   „Sō wil ich selbe gān
zuo mīner lieben muoter,   ob ich erbitten kan,
daz uns ir schœnen meide   helfen prüeven kleit,
diu wir tragen mit źren   für die hźrlīchen meit.“
344Dō sprach von Tronege Hagene   mit hźrlīchen siten:
„Waz welt ir iuwer muoter   sölcher dienste bitten?
Lāt iuwer swester hœren,   wes ir habet muot,
sō wirdet iu ir dienest   zuo dirre hovereise guot.“
345Dō enbōt er sīner swester,   daz er si wolde sehen,
und ouch der degen Sīvrit.   Ê daz was geschehen,
dō hete sich diu schœne   ze wunsche wol gekleit.
Daz komen der vil küenen,   daz was ir męzlīche leit.
346Nū was ouch ir gesinde   gezieret, als im zam.
Die fürsten kōmen beide.   Dō si daz vernam,
dō stuont si von dem sedele.   Mit zühten si dō gie,
dā si den gast vil edele   und ouch ir bruoder enpfie.
347„Willekomen sī mīn bruoder   und der geselle sīn!
Diu męre ich wiste gerne“, sō sprach daz magedīn,
„waz ir hźrren woldet,   sīt ir ze hove gāt.
Daz lāzet ir mich hœren,   wie ez iu edelen recken stāt.“
348Dō sprach der künec Gunthźr:   „Vrouwe, ich wilz iu sagen:
wir müezen michel sorgen   bī hōhem muote tragen.
Wir wellen höveschen rīten   verre in vremdiu lant.
wir solden zuo der reise   haben zierlīch gewant.“
349„Nū sitzet, lieber bruoder“,   sprach daz küneges kint,
„und lāt mich rehte hœren,   wer die vrouwen sint,
der ir dā gert mit minnen   in ander künege lant.“
Die ūz erwelten beide   nam diu vrouwe bī der hant.
350Dō gie si mit in beiden,   dā si ź dā saz,
ūf matratze diu vil rīchen,   ich wil wol wizzen daz,
geworht von guoten bilden,   mit golde wol erhaben.
Si mohten bī den vrouwen   guote kurzewīle haben.
351Vriuntlīche blicke   und güetlīchez sehen,
des mohte dā in beiden   harte vil geschehen.
Er truoc si ime herzen.   Si was im sō der līp.
Sīt wart diu schœne Kriemhilt   des starken Sīvrides wīp.
352Dō sprach der künec rīche:   „Vil liebiu swester mīn,
āne dīne helfe   kunde ez niht gesīn,
wir wellen kurzewīlen   in Prünhilde lant.
Dā bedorften wir ze habene   vor vrouwen hźrlīch gewant.“
353Dō sprach diu juncvrouwe:   „Vil lieber bruoder mīn,
swaz der mīnen helfe   dar an kan gesīn,
des bring ich iuch wol innen,   daz ich iu bin bereit.
Versagte iu ander iemen,   daz węre Kriemhilde leit.
354Ir sult mich, ritter edele,   niht sorgende bitten.
Ir sult mir gebieten   mit hźrlīchen siten.
Swaz iu von mir gevalle,   des bin ich iu bereit
und tuon ez willeclīche“,   sprach diu wunneclīche meit.
355„Wir wellen, liebiu swester,   tragen guot gewant.
Daz sol helfen prüeven   iuwer edeliu hant.
Des volziehen iuwer megede,   daz ez uns rehte stāt,
wand wir der verte   hān deheiner slahte rāt.“
356Dō sprach diu juncvrouwe:   „Nū merket, waz ich sage:
Ich hān selbe sīden.   Nū schaffet, daz man trage
gesteine uns ūf den schilden,   sō würken wir diu kleit.“
Des willen was dō Gunthźr   und ouch Sīvrit bereit.
357„Wer sint die gesellen,   sprach diu künegīn,
die mit iu gekleidet   ze hove sulen sīn?“
Er sprach:  „Ich selbe vierde.   Zwźne mīne man,
Dancwart und Hagene,   suln ze hove mit mir gān.
358Ir sult vil rehte merken,   waz ich iu, vrouwe, sage:
daz ich selbe vierde   ze vier tagen trage
ie drīer hande kleider   und alsō guot gewant,
daz wir āne schande   rūmen Prünhilde lant.“
359Mit guotem urloube   die hźrren schieden dan.
Dō hiez ir juncvrouwen   drīzec meide gān
ūz ir kemenāten   Kriemhilt diu künegīn,
die zuo sölchem werke   heten grœzlīchen sin.
360Die arābischen sīden,   wīz alsō der snź,
und von Zazamanc der guoten,   grüen alsam der klź,
dar īn si leiten steine.   Des wurden guotiu kleit.
Selbe sneit si Kriemhilt,   diu vil hźrlīche meit.
361Von vremder vische hiuten   bezoc, wol getān
ze sehene vremden liuten,   swaz man der gewan,
die dacten si mit sīden,   sō si si solden tragen.
Nū hœret michel wunder   von der liehten węte sagen:
362Von Marroc ūz dem lande   und ouch von Lybiān
die aller besten sīden,   die ie mźr gewan
deheines küneges künne,   der heten si genuoc.
Wol lie daz schīnen Kriemhilt,   daz si in holden willen truoc.
363Sīt si der hōhen verte   heten nū gegert,
hermīne vedern,   die dūhten si unwert.
Pfellel dar ob lāgen   swarz alsam ein kol,
daz noch snellen helden   stüende in hōchgezīten wol.
364Ûz arābischem golde   vil gesteines schein.
Der vrouwen unmuoze,   diu newas niht klein.
Inre siben wochen   bereiten si diu kleit.
Dō was ouch ir gewęfen   den guoten recken bereit.
365Dō si bereitet wāren,   dō was in ūf den Rīn
gemachet vlīzeclīchen   ein starkez schiffelīn,
daz si tragen solde   vol nider an den sź.
Den edelen juncvrouwen   was von arbeiten wź.
366Dō sagte man den recken,   in węren nū bereit,
diu si dā füeren solden,   ir zierlīchen kleit,
alsō si dā gerten.   Daz was nū getān.
Dōne wolden si niht langer   bī dem Rīne bestān.
367Nāch den hergesellen   wart ein bote gesant,
ob si wolden schouwen   niuwez ir gewant,
ob ez den helden węre   ze kurz und ouch ze lanc.
Ez was in rehter māze.   Des sagten si den vrouwen danc.
368Für alle die si kōmen,   die muosen in des jehen,
daz si zer werlde heten   bezzers niht gesehen.
Des mohten si si gerne   dā ze hove tragen.
Von bezzer recken węte   kunde niemen niht gesagen.
369Vil grœzlīche danken   wart dō niht verdeit.
Dō gerten urloubes   die helde vil gemeit.
In ritterlīchen zühten   die hźrren tāten daz.
Des wurden liehtiu ougen   von weinen trüeb und naz.
370Si sprach:  „Vil lieber bruoder,   ir möhtet noch bestān
und würbet ander vrouwen.   Daz hieze ich wol getān,
dā iu sō sźre enwāge   stüende niht der līp.
Ir muget hie nāher vinden   ein alsō hōch geborn wīp.“
371Ich węn, in sagte ir herze,   daz in dā von geschach.
Si weinten all gelīche,   swaz iemen gesprach.
Ir golt in vor den brüsten   wart von trehen sal.
Die vielen in genōte   von den ougen hin ze tal.
372Si sprach:  „Hźrre Sīvrit,   lāt iu bevolhen sīn
ūf triuwe und ūf genāde   den lieben bruoder mīn,
daz im iht gewerre   in Prünhilde lant!“
Daz lobte der vil küene   in vroun Kriemhilde hant.
373Dō sprach der degen rīche:   „Ob mir mīn leben bestāt,
sō sult ir aller sorgen,   vrouwe, haben rāt.
Ich bring in iu gesunden   her wider an den Rīn.
Daz wizzet sicherlīchen.“   Im neic daz schœne magedīn.
374Ir golt varwen schilde   man truoc in ūf den sant
und brāhte in zuo zin   allez ir gewant.
Ir ross hiez man in ziehen.   Si wolden rīten dan.
Dā wart von schœnen vrouwen   vil michel weinen getān.
375Dō stuonden in den venstern   diu minneclīchen kint.
Ir schif mit dem segele,   daz ruorte ein hōher wint.
Die stolzen hergesellen,   die sāzen ūf den Rīn.
Dō sprach der künec Gunthźr:   „Wer sol nū schiffmeister sīn?“
376„Daz will ich“, sprach Sīvrit,   „ich kan iuch ūf der vluot
hinnen wol gefüeren.   Daz wizzet, helde guot.
Die rehten wazzerstrāzen,   die sint mir wol bekant.“
Si schieden vrœlīchen   ūz der Burgonden lant.
377Sīvrit dō balde   eine schalten gewan.
Von stade begunde schieben   der kreftige man.
Gunthźr der küene   ein ruoder selber nam.
Dō huoben sich von lande   die snellen ritter lobesam.
378Si fuorten rīche spīse, dar zuo vil guoten wīn,
den besten, den man kunde   vinden umben Rīn.
Ir ross, diu stuonden schōne,   si heten guot gemach.
Ir schif, daz gie vil ebene.   Vil lützel leides in geschach.
379Ir vil starken segelseil,   diu wurden in gestraht.
Si fuoren zweinzec mīle,   ź daz ez wurde naht,
mit einem guotem winde   nider gegen dem sź.
Ir starkez arbeiten   tet sīt den hōchgemuoten wź.
380An dem zwelften morgen,   sō wir hœren sagen,
heten si die winde   verre dan getragen
gegen Îsensteine   in Prünhilde lant.
Daz was ir deheinem   niuwan Sīvride erkant.
381Dō der künec Gunthźr   sō vil der bürge sach,
und ouch die wīten marke,   wie balde er dō sprach:
„Sagt mir, vriunt Sīvrit,   ist iu daz bekant,
wes sint dise bürge   und ouch daz hźrlīche lant?“
382Des antwurte Sīvrit:   „Ez is mir wol bekant.
Ez ist Prünhilde   liute und lant,
und Îsenstein diu veste,   als ir mich hōrtet jehen.
Dā muget ir noch hiute   vil schœner vrouwen gesehen.
383Und wil iu helden rāten,   ir habt einen muot,
ir jeht gelīche,   jā dunket ez mich guot:
swenne wir noch hiute   für Prünhilde gān,
sō müezen wir mit sorgen   vor der künegīnne stān.
384Sō wir die minneclīchen   bī ir gesinde sehen,
sō sult ir, helde męre,   wan einer rede jehen:
Gunthźr sī mīn hźrre,   und ich sī sīn man.
Des er dā hāt gedingen,   daz wirt allez getān.“
385Des wāren si bereite,   swaz er si loben hiez.
Durch ir übermüete   ir deheiner ez niht liez.
Si jāhen, swes er wolde.   Dā von in wol geschach,
dō der künec Gunthźr   die schœnen Prünhilde sach.
386„Jāne lobe ichz niht sō verre   durch die liebe dīn,
sō durch dīne swester,   daz schœne magedeīn!
Diu ist mir sam mīn sźle   und sō mīn selbes līp.
Ich wil daz gerne dienen,   daz si werde mīn wīp.“

wie Gunthźr Prünhilde gewan
{ 7 }
Wie Gunther Brunhild gewann.
387In der selben zīte   dō was ir schif gegān
der bürge alsō nāhen.   Dō sach der künec stān
oben in den venstern   vil manege schœne meit.
Daz er ir niht erkande,   daz was Gunthźre leit.
388Er vragte Sīvride,   den gesellen sīn:
„Ist iu daz iht künde   umb disiu magedīn,
die dort her nider schouwent   gein uns ūf die vluot,
swie ir hźrre heize?   Si sint vil hōhe gemuot.“
389Dō sprach der hźrre Sīvrit:   „Nū sult ir tougen spehen
under den juncvrouwen   und sult mir danne jehen,
welche ir nemen woldet,   hetet irs gewalt.“
„Daz tuon ich“, so sprach Gunthźr,   ein ritter küen und balt:
390„Sō sihe ich ir eine   in jenem venster stān
in snźwīzer węte.   Diu ist sō wolgetān,
die welent mīniu ougen   durch ir schœnen līp.
Ob ich gewalt des hete,   si müese werden mīn wīp.“
391„Dir hāt erwelt vil rehte   dīner ougen schīn.
Ez ist diu edel Prünhilt,   daz schœne magedīn,
nāch der dīn herze ringet,   der sin und ouch der muot.“
Elliu ir gebęrde,   diu dūhte Gunthźren guot.
392Dō hiez diu küneginne   ūz den venstern gān
ir hźrlīche megde.   Sine solden dā niht stān
den vremden an ze sehene.   Des wāren si bereit.
Waz dō die vrouwen tāten,   daz ist uns sider ouch geseit.
393Gegen den unkunden   strichen si ir līp,
des ie site heten   diu wętlīchen wīp.
An diu engen venster   kōmen si gegān,
dā si die helde sāhen.   Daz wart durch schouwen getān.
394Ir wāren niuwan viere,   die kōmen in daz lant.
Sīvrit der küene   ein ross zōch ūf den sant.
Dā sāhen durch venster diu wętlīchen wīp.
Des dūhte sich getiuwert   des künec Gunthźres līp.
395Er habte im dā bī zoume   daz zierlīche marc
guot und schœne,   vil michel und vil starc,
unz der künec Gunthźr   in den satel gesaz.
Alsō diente im Sīvrit,   des er doch sīt vil gar vergaz.
396Dō zōch er ouch daz sīne   von dem schiffe dan.
Er hete sölchen dienest   vil selten ź getān,
daz er bī stegereife   gestüende helde mźr.
Daz sāhen durch diu venster   die vrouwen schœn und hźr.
397Reht in einer māze,   den helden vil gemeit
von snź blanker varwe   ir ross und ouch ir kleit
wāren vil gelīche.   Ir schilde wol getān,
die lūhten von den handen   den vil wętlīchen man.
398Ir setel wol gesteinet,   ir fürbüege smal,
si riten hźrlīche   für Prünhilde sal.
Dar an hiengen schellen   von liehtem golde rōt.
Si kōmen zuo dem lande,   als ez ir ellen gebōt,
399mit spern niuwe sliffen,   mit swerten wol getān,
diu ūf die sporn giengen   den wętlīchen man.
Die fuorten die vil küenen,   scharpf und breit.
Daz sach allez Prünhilt, diu vil hźrlīche meit.
400Mit in kōmen dō Dancwart   und ouch Hagene.
Wir hœren sagen męre,   wie die degene
von raben swarzer varwe   truogen rīchiu kleit.
Ir schilde wāren schœne,   michel guot und breit.
401Von Indiā dem lande   man sach si steine tragen.
Die kōs man an ir węte   vil hźrlīche wagen.
Sie liezen āne huote   ir schiffel bī der vluot.
Sus riten zuo der bürge   die helde küene und guot.
402Sehs und ahzec türne   si sāhen drinne stān,
drī palas wīte,   und einen sal wol getān
von edelem marmelsteine,   grüene alsam ein gras.
Dar inne selbe Prünhilt   mir ir ingesinde was.
403Diu burc was entslozzen,   vil wīte ūf getān.
Dō liefen in engegene   die Prünhilde man
und enpfiengen dise geste   in ir vrouwen lant.
Ir ross hiez man behalten,   und ir schilde von der hant.
404Dō sprach ein kameręre:   „Ir sult uns geben diu swert
und ouch die liehten brünne!“   „Des sīt ir ungewert“,
sprach von Tronege Hagene,   „wir wellens selbe tragen.“
Dō begunde im Sīvrit   dā von diu rehten męre sagen:
405„Man pfliget in dirre bürge,   daz wil ich iu sagen,
daz neheine geste   hie wāfen sulen tragen.
Nū lāt si tragen hinnen,   daz ist wol getān.“
Des volgete vil ungerne   Hagene, Gunthźres man.
406Man hiez den gesten schenken   und schuof in gemach.
Vil manegen snellen recken   man dā ze hove sach
in fürstlīcher węte   allenthalben gān.
Dō wart vil michel schouwen   an die küenen getān.
407Dō wart vrouwen Prünhilde   gesaget mit męren,
daz unkunde recken   dā komen węren
in hźrlīcher węte   gevlozzen ūf dem vluot.
Dā von begunde vrāgen   diu maget schœne und guot:
408„Ir sult mich lāzen hœren“,   sprach diu künegīn,
„wer die vil unkunden   recken mugen sīn,
die in mīner bürge   sō hźrlīche stān,
und durch welches liebe   die helde her gevarn hān.“
409Dō sprach ein ir gesinde:   „Vrouwe, ich mac wol jehen,
daz ich ir deheinen   nie mźr habe gesehen,
wand gelīche Sīvride   einer dar under stāt.
Den sult ir wol enpfāhen,   daz ist mit triuwen mīn rāt.
410Der ander der gesellen,   der ist sō lobelīch,
ob er gewalt des hete,   wol węre er ein künec rīch
ob wīten fürsten landen,   und möhte er diu gehān.
Man siht in bī den andern   sō rehte hźrlīche stān.
411Der dritte der gesellen,   der ist sō griulīch,
und doch mit schœnem lībe,   küneginne rīch,
von swinden sīnen blicken,   der er sō vil getuot.
Er ist in sīnen sinnen,   ich węne, grimme gemuot.
412Der jungeste dar under,   der ist sō lobelīch.
Magetlīcher zūhte   sihe ich den degen rīch
mit guotem gelęze   sō minneclīche stān.
Wir möhtenz alle fürhten,   hete im hie iemen ihr getān.
413Swie blīde er pflege der zühte,   und swie schœne sī sīn līp,
er möhte wol erweinen   vil wętlīchiu wīp,
swenne er begunde zürnen.   Sīn līp ist sō gestalt,
er ist in allen tugenden   ein degen küene und balt.“
414Dō sprach diu küneginne:   „Nū brinc mir gewant!
Und ist der starke Sīvrit   komen in diz lant
durch willen mīner minne,   ez gāt im an den līp.
Ich fürhte in niht sō sźre,   daz ich werde sīn wīp.“
415Prünhilt diu schœne   wart schiere wol gekleit.
Dō gienc mit ir dannen   vil manec schœniu meit,
wol hundert oder mźre.   Gezieret was ir līp.
Ez wolden sehen die geste   diu vil wętlīchen wīp.
416Dā mit giengen degen   dā ūz Îslant,
die Prünhilde recken.   Die truogen swert enhant,
fünf hundert oder mźre.   Daz was den gesten leit.
Dō stuonden von dem sedele   die helde küene und gemeit.
417Dō diu küneginne   Sivriden sach,
nū muget ir gerne hœren,   wie diu maget sprach:
„Sīt willekomen, Sīvrit,   her in diz lant!
Waz meinet iuwer reise?   Gerne hete ich daz bekant.“
418„Vil michel iuwer genāde,   mīn vrou Prünhilt,
daz ir mich geruochet grüezen,   fürsten tohter milt,
vor disem edelen recken,   der hie vor mir stāt,
wand er ist mīn hźrre.   Der źren hete ich gerne rāt.
419Er ist geborn von Rīne.   Waz sol ich dir sagen mźr?
Durch die dīne liebe   sīn wir gevarn her.
Der wil dich gerne minnen,   swaz im dā von geschiht.
Nū bedenk es dich bezīte,   mīn hźrre erlāzet dich es niht.
420Er ist geheizen Gunthźr   und ist ein künec hźr.
Erwürbe er dīne minne,   er engerte nihtes mźr.
Jā gebōt mir her ze varne   der recke wolgetān!
Möhte ich es im geweigert hān,   ich hete ez gerne verlān.“
421Si sprach:  „Ist er dīn hźrre,   und bistū sīn man,
diu spil, diu ich im teile,   getar er diu bestān,
behabt er des meisterschaft,   sō wirde ich sīn wīp.
Und ist daz ich gewinne,   ez gāt iu allen an den līp.“
422Dō sprach von Tronege Hagene:   „Vrouwe, lāt uns sehen
iuweriu spil diu starken.  É daz iu müeste jehen
Gunthźr mīn hźrre,   dā müeste ez herte sīn.
Er trūwet wol erwerben   ein alsō schœne magedīn.“
423„Den stein sol er werfen   und springen dar nāch,
den gźre mit mir schiezen.   Lāt iu sīn niht ze gāch!
Ir muget wol hie verliesen   die źre und ouch den līp.
Des bedenket iuch vil ebene.“   sprach daz minneclīche wīp.
424Sīvrit der vil küene   zuo dem künege trat.
Allen sīnen willen   er in reden bat
gegen der küneginne.   Er solde ān angest sīn:
„Ich sol iuch wol behüeten   vor ir mit den listen mīn.“
425Dō sprach der künec Gunthźr:   „Küneginne hźr,
nū teilet, swaz ir gebietet.   Und węre es dannoch mźr,
daz bestüende ich allez   durch iuwern schœnen līp.
Mīn houbet wil ich verliesen,   ir enwerdet mīn wīp.“
426Dō diu küneginne   sīne rede vernam,
des spils bat si gāhen,   als ir dō gezam.
Si hiez ir gewinnen   ze strīte guot gewant,
eine brünne rōtes goldes   und einen guoten schildes rant.
427Ein wāfenhemde sīden,   daz leite an diu meit,
daz in deheinem strīte   wāfen nie versneit,
von pfellel ūzer Lybiā.   Ez was vil wol getān.
Von porten lieht gewürhte   sach man schīnen dar an.
428Die zīt wart disen recken   mit gelpfe vil gedröut.
Dancwart und Hagene,   die wāren ungevröut.
Wie ez dem künege ergienge,   des sorgete in der muot.
Si dāhten:  „Unser reise,   diu ist uns recken niht ze guot.“
429Die wīle was ouch Sīvrit,   der wętlīche man,
ź ez iemen erfünde,   in daz schif gegān,
dā er sīne tarnkappen   verborgen ligen vant.
Dar in slouf er vil schiere.   Dō was er niemen bekant.
430Er īlte hin widere.   Dō vant er recken vil,
dā diu küneginne   teilte ir hōhen spil.
Dar gie er tougenlīche.   Von listen daz geschach,
alle die dā wāren,   daz in dā niemen ensach.
431Der rinc, der was bezeiget.   Daz spil solde geschehen
vor manegem küenen recken,   die daz solden sehen.
Mźr danne siben hundert,   die sach man wāfen tragen,
swem an dem spil gelünge,   daz ez die helde solden sagen.
432Dō was komen Prünhilt.   Gewāfent man die vant,
sam ob si solde strīten   umb elliu küneges lant.
Jā truoc si ob den sīden   vil manegen goldes zein.
Ir minneclīche varwe   dar under vil hźrlīche schein.
433Dō kom ir gesinde.   Die truogen dar zehant
von al rōtem golde   einen schildes rant
mit stahele herte spangen,   vil michel und breit,
dar under spilen wolde   diu minneclīchiu meit.
434Der vrouwen schiltvezzel   ein edel porte was.
Dar ūfe lāgen steine   grüene sam ein gras.
Der lūhte maneger hande   mit schīne wider daz golt:
er müeste wesen vil küene,   dem diu vrouwe würde holt.
435Der schilt was under buckeln,   als uns daz ist gesaget,
wol drīer spannen dicke.   Den solde tragen die maget.
Von stahel und ouch von golde   rīch er was genuoc,
den ir kameręre   selbe vierde kūme truoc.
436Alsō der starke Hagene   den schilt dar tragen sach,
mit grimmigem muote   der helt von Tronege sprach:
„Wā nū, künec Gunthźr,   wie verliese wir den līp?
Der ir dā gert ze minnen, diu ist des tiuvels wīp!“
437Vernemt noch von ir węte.   Der hete si genuoc:
von Azagouc der sīden   einen wāfenroc si truoc,
edel und rīche.   Ab des varwe schein
von der küneginne   vil manec hźrlīcher stein.
438Dō truoc man der vrouwen,   vil swęre und grōz,
einen gźr vil scharpfen,   den si alle zīte schōz,
starc und ungefüege,   michel und breit,
der ze sīnen ecken   vil harte vreislīchen sneit.
439Von des gźres swęre   hœret wunder sagen:
wol vierdehalbiu messe   was dar zuo geslagen.
Den truogen kūme drīe   Prünhilde man.
Gunthźr der edele   vil harte sorgen began.
440Er dāhte in sīnem muote:   „Waz sol diz wesen?
Der tiuvel ūz der helle,   wie kunde er dā vor genesen?
Węre ich ze Burgonden   mit dem lebene mīn,
si müeste hie lange   vrī vor mīner minne sīn.“
441Dō sprach Hagenen bruoder,   der küene Dancwart:
„Mich riuwet inneclīchen   disiu hovevart.
Nū hiezen wir ie recken,   wie verliese wir den līp,
suln uns in disen landen   nū überwinden diu wīp?
442Mich müet daz harte sźre,   daz ich kom in diz lant.
und hete mīn bruoder Hagene   sīn wāfen an der hant,
und ouch ich daz mīne,   sō möhten sanfte gān
mir ir übermüete   alle Prünhilde man.
443Daz wizzet sicherlīchen,   si soldenz wol bewarn,
und hete ich tūsent eide   ze einem vride geswarn,
ź daz ich sterben sęhe   den lieben hźrren mīn,
jā müese den līp verliesen   daz vil schœne magedīn!“
444„Wir solden ungevangen   wol rūmen diz lant“,
sprach dō sīn bruoder Hagene,   „und heten wir daz gewant,
des wir ze der nōt bedurfen,   und ouch diu swertr vil guot,
sō würde wol gesenftet   der starken vrouwen übermuot.“
445Wol hōrte diu maget edele,   daz der degen sprach.
Mit smielendem munde   si über ahsel sach:
„Nū er dunke sich sō küene,   sō traget in ir gewant.
Ir vil scharpfen wāfen   gebet den recken an die hant!“
446Dō si diu swert gewunnen,   alsō diu maget gebōt,
der vil küene Dancwart   vor vröuden wart vil rōt.
„Nū spilen, swes si wellen!“   sprach der vil snelle man,
„Gunthźr ist unbetwungen,   sīt daz wir unsere wāfen hān.“
447Diu Prünhilde sterke   vil grœzlīche schein.
Man truoc ir zuo dem ringe   einen swęren stein,
grōz und ungefüege,   vil michel und wel.
In truogen kūme zwelve   helde küene und snel.
448Den warf si zallen zīten,   dō si den gźr verschōz.
Der Burgondęre sorge   wurden harte grōz.
„Wāfen“, dō sprach Hagene,   „was hāt der künec ze trūt?
Jā sol si in der helle   sīn des übelen tiuvels brūt!“
449An vil wīzen armen   si die ermel want.
Si begunde vazzen   den schilt an der hant.
Den gźr si hōch zucte.   Dō gienc ez an den strīt.
Gunthźr und Sīvrit,   die vorhten Prünhilde nīt.
450Und węre im Sīvrit   niht ze helfe komen,
sō hete si dem künege   sīnen līp benomen.
Er gie dar tougenlīche   und ruorte im sīne hant.
Gunthźr sīne liste   vil sorclīchen ervant.
451„Waz hāt mich gerüeret?“   dahte der küene man.
Dō sach er allenthalben   und vant dā niemen stān.
Er sprach:  „Ich binz, Sīvrit,   der liebe vriunt dīn.
Vor der küneginne   soltū gar ān angest sīn.
452Den schilt gip mir von hende   und lāze mich den tragen,
und merke rehte,   waz dū mich hœres sagen.
Nū habe dū die gebęre,   diu werc wil ich begān.“
Dō er in rehte erkande,   ez was im liebe getān.
453„Nū hil dū mīne liste,   diene soltū niemen sagen.
Sō mac diu küneginne   vil lützel iht bejagen
an dir deheines ruomes,   des si doch willen hāt.
Nū sihtū, wie diu vrouwe   vor dir unsorclīchen stāt.“
454Dō schōz vil krefteclīche   diu hźrlīchiu meit
ūf einen schilt niuwen,   michel und breit,
den truoc an sīner hende   daz Sigelinde kint.
Daz fiuwer spranc von stahele,   als ez węte der wint.
455Des starken gźres snīde   al durch den schilt gebrach,
daz man diu fiuwer lougen   ūz den ringen sach.
Des schuzzes beide strūchten,   die kreftigen man.
Wan diu tarnkappe,   si węren tōte dā bestān.
456Sīvride dem vil küenen   von munde brast daz bluot.
Vil balde spranc er widere.   Dō nam der helt guot
den gźr, den si geschozzen   hete dem helde durch den rant.
Den vrumte ir dō hin widere   des starken Sīvrides hant.
457Er dahte:  „Ich wil niht schiezen   daz schœne magedīn.“
Er kźrte des gźres snīde   hinder den rucke sīn.
Mit der gźrstangen   er schōz ūf ir gewant,
daz ez erklanc vil lūte   von sīner ellenthaften hant.
458Daz fiuwer stoup ūz ringen,   alsam ez tribe der wint.
Den schuz, den schōz mit ellen   daz Sigemundes kint.
Sine mohte mir ir kreften   des schuzzes niht gestān.
Ez enhete der künec Gunthźr   triuwen nimmźr getān.
459Prünhilt diu schœne,   vil balde si ūf gespranc:
„Gunthźr, ritter edele,   des schuzzes habe danc!“
Si wānde, er hete ez   mit sīner kraft getān.
Ir was dar nāch geslichen   ein verre kreftiger man.
460Dō gie si hin vil balde.   Vil zornec was ir muot.
Den stein huop vil hōhe   diu edel maget guot.
Si swanc in krefteclīche   vil verre von der hant.
Dō spranc si nāch dem wurfe.   Jā erklanc ir allez ir gewant.
461Der stein, der was gevallen   wol zwelf klāfter dan.
Den wurf, den brach mit sprunge   diu maget wolgetān.
Dar gie der hźrre Sīvrit,   dā der stein gelac.
Gunthźr in dō wegte,   der helt in werfene pflac.
462Sīvrit, der was küene,   vil kreftec und vil lanc.
Den Stein, den warf er verrer,   dar zuo er wīter spranc.
Von sīnen schœnen listen   er hete kreft genuoc,
daz er mit dem sprunge   den künec Gunthźre doch truoc.
463Der sprunc, der was ergangen,   der stein der was gelegen.
Dō sach man ander niemen   wan Gunthźr den degen.
Prünhilt die schœne,   diu wart in zorne rōt.
Sīvrit hete geverret   des künec Gunthźres tōt.
464Zuo zir insgesinde   ein teil si lūte sprach,
dō si Gunthźren zent des ringes   wol gesunden sach:
„Vil balde kumt her nāher,   ir māge und mīne man.
Ir sult dem künege Gunthźr   alle wesen undertān!“
465Dō leiten die vil küenen   diu wāfen von der hant.
Si buten sich ze füezen   ūz Burgonden lant
Gunthźr dem rīchen,   vil manec küene man.
Si wānden, daz er hete   diu spil mit sīner kraft getān.
466Er gruozte si minneclīche.   Jā was er tugende rīch.
Dō nam in bī der hende   diu maget lobelīch.
Si erloubte im, daz er dā solde   haben gewalt.
Des vröute sich dō Hagene,   der degen küene und balt.
467Si bat den ritter edele   mit ir dannen gān
in den palas wīten.   Alsō daz wart getān,
dō erbōt man ez den recken   mit dienste baz.
Dancwart und Hagene,   die muosenz lāzen āne haz.
468Sīvrit der snelle   wīse was genuoc.
Sīne tarnkappe   er abe behalten truoc.
Dō gie er hine wider,   dā manec vrouwe saz.
Er sprach zuo dem künege,   und tet vil wīslīche daz:
469„Wes beitet ir, mīn hźrre?   Wan beginnet ir der spil,
der iu diu küneginne   teilet alsō vil?
Und lāt uns balde schouwen,   wie diu sīn getān!“
Sam ers niht enwesse,   gebārte der listege man.
470Dō sprach diu küneginne:   „Wie ist daz geschehen,
daz ir habt, hźr Sīvrit,   der spil niht gesehen,
diu hie hāt errungen   diu Gunthźres hant?“
Des antwurte in Hagene   ūzer Burgonden lant.
471Er sprach:  „Dā het ir uns, vrouwe,   betrüebet den muot.
Dō was bī dem schiffe   Sīvrit, der helt guot,
dō der vogt von Rīne   diu spil iu an gewan.
Des ist ez im unkunde“,   sprach der Gunthźres man.
472„So wol mich dirre męrre“,   sprach Sīvrit der degen,
„daz iuwer hōchvart   ist alsō hie gelegen,
daz iemen lebet, der iuwer   meister müge sīn!
Nū sult ir, maget edele,   uns hinnen volgen an den Rīn.“
473Dō sprach diu wolgetāne:   „Des enmac niht ergān.
Ez müezen ź bevinden   māge und mīne man.
Jāne mac ich alsō līhte   gerūmen mīniu lant,
die mīne besten vriunde   werden ź besant!“
474Dō hiez si boten rīten   allenthalben dan.
Si besande ir vriunde,   māge und man.
Die bat si ze Îsensteine   komen unerwant,
und hiez in allen geben   rīch und hźrlīch gewant.
475Si riten tegelīche   spāte und vruo
der Prünhilde bürge   scharhaft zuo.
„Jārā jā!“ spach Hagene,   „Was haben wir getān?
Wir erbeiten hie vil übele   der schœnen Prünhilde man,
476sō si nū mit ir krefte   koment in daz lant.
Der küneginne wille   ist uns unbekant.
Waz, ob si alsō zürnet,   daz wir sīn verlorn?
Sō ist uns diu maget edele   ze grōzen sorgen geborn.“
477Dō sprach der starke Sīvrit:   „Daz sol ich understān.
Des ir dā habt sorge,   des lāz ich niht ergān.
Ich sol iu helfe bringen   her in diz lant,
vil erwelten recken,   die iu noch nie wurden bekant.
478Ir sult nāch mir niht vrāgen.   Ich wil hinnen varn.
Got müeze iuwer źre   die zīt wol bewarn.
Ich kum schiere wider   und bringe tūsent man
der aller besten degene,   der ich ie künde gewan.“
479„Sōne sīt źt niht ze lange“,   sprach der künec dō,
„wir sīn iuwerer helfe   vil billīchen vrō.“
Er sprach:  „Ich kum wider   in vil kurzen tagen.
Daz ir mich habt gesendet,   daz sult ir Prünhilde sagen.“

wie Sîvrit nâch den Nibelungen vuor
{ 8 }
Wie Siegfried zu den Nibelungen fuhr.
480Dannen gie dō Sīvrit   zer porten ūf den sant
in sīner tarnkappen,   dā er ein schiffel vant.
Dar an sō stuont vil tougen   daz Sigemundes kint.
Er fuorte ez balde dannen,   alsam ez węte der wint.
481Den schiffmeister sach niemen.   Daz schiffel sźre vlōz
von Sīvrides kreften,   die wāren alsō groz.
Si wānde, daz ez fuorte   ein sunder starker wint.
Nein, ez fuorte Sīvrit,   der schœnen Sigelinden kint.
482Bī des tages zīten   und in der einen naht
kom er ze einem lande   mit grœzlīcher maht,
wol hundert langer raste   und dannoch baz.
Die hiezen Nibelunge,   dā er den grōzen schatz besaz.
483Der helt, der fuor aleine   ūf einen wert vil breit.
Daz schif gebant vil balde   der ritter vil gemeit.
Er gie zuo einem berge,   dar ūf ein burc stuont,
und suochte herberge,   sō die wegemüeden tuont.
484Dō kom er für die porten.   Verslozzen im diu stuont.
Jā huoten si ir źren,   sō noch die liute tuont.
Anz tor begunde bōzen   der unkunde man.
Daz was wol behüetet.   Dō vant er innerthalben stān
485einen ungefüegen,   der der bürge pflac,
bī dem zallen zīten   sīn gewęfen lac.
Der sprach:  „Wer ist, der bōzet   sō vaste an daz tor?“
Dō wandelte sīne stimme   der hźrre Sīvrit dā vor.
486Er sprach:  „Ich bin ein recke,   nū entsliuz ūf daz tor!
Ich erzürne ir etslīchen   noch hiute dā vor,
der gerne sanfte lęge   und hete sīn gemach.“
Daz müete den portenęre,   dō daz hźr Sīvrit gesprach.
487Nū hete der rise küene   sīn gewęfen an getān,
sīnen helm ūf sīn houbet.   Der vil starke man
den schilt vil balde zucte,   daz tor er ūf dō swief.
Wie rehte grimmeclīchen   er an Sīvriden lief!
488Wie er getorste wecken   sō manegen küenen man!
Dā wurden slege swinde   von sīner hant getān.
Dō begunde im schermen   der hźrlīche gast.
Dō schuof der portenęre,   daz sīn gespenge zebrast
489von deiner īsenstangen.   Des gie dem helde nōt.
Ein teil begunde fürhten   Sīvrit den tōt,
dō der portenęre   sō krefteclīche sluoc.
Dar umbe was im węge   sīn hźrre Sīfrit genuoc.
490Si striten alsō sźre,   daz al diu burc erschal.
Dō hōrte man daz diezen   in Nibelunges sal.
Er twanc den portenęre,   daz er in sīt gebant.
Diu męre wurden kunde   in al Nibelunge lant.
491Dō hōrte daz grimme strīten   verre durch den berc
Albrīch der vil küene,   ein wildez getwerc.
Er wāfende sich balde.   Dō lief er, dā er vant
disen gast vil edelen,   dā er den risen gebant.
492Albrīch was vil grimme,   starc was er genuoc.
Helm und ringe   er an dem lībe truoc,
und eine geisel swęre   von golde an sīner hant.
Dō lief er harte snelle,   dā er Sīvriden vant.
493Siben knoufe swęre,   die hiengen vor dar an,
dā mit er umb der hende   den schilt dem küenen man
sluoc sō bitterlīchen,   daz im des vil zerbrast.
Des lībes kom in sorge   dō der wętlīche gast.
494Den scherm er von der hende   gar zebrochen swanc.
Dō stiez er in die scheiden   ein wāfen, daz was lanc.
Den sīnen kameręre   wolde er niht slahen tōt.
Er schōnte sīner zühte,   als im diu tugent daz gebōt.
495Mit starken sīnen handen   lief er Albrīchen an.
Dō vienc er bī dem barte   den altgrīsen man.
Er zogte in ungefuoge,   daz er lūte schrź.
Zuht des jungen heldes,   diu tet Albrīche wź.
496Lūte rief der küene:   „Lāt mich genesen!
Und möhte ich iemens eigen   ān einen recken wesen,
dem swüere ich des eide,   ich węre im undertān,
ich diente iu ź ich stürbe“,   sprach der listige man.
497Er bant ouch Albrīchen   alsam den risen ź.
Die Sīvrides krefte   tāten im vil wź.
Daz getwerc begunde vrāgen:   „Wie sīt ir genant?“
Er sprach:  „Ich heize Sīvrit.   Ich wānde, ich węre iu wol bekant.“
498„Sō wol mich dirre męre!“   sprach Albrīch daz getwerc,
„Nū hān ich wol erfunden   diu degenlīchen werc,
daz ir von wāren schulden   müget landes hźrre wesen.
Ich tuon swaz ir gebietet,   daz ir mich lāzet genesen.“
499Dō sprach der hźrre Sīvrit:   „Ir sult balde gān,
und bringet mir der recken,   der besten die wir hān,
tūsent Nibelunge,   daz mich die hie gesehen.“
War umbe er dō des gerte,   des hōrte in niemen verjehen.
500Dem risen und Albrīche   lōsete er diu bant.
Dō lief Albrīch balde,   dā er die recken vant.
Er wacte sorgende   der Nibelunge man.
Er sprach:  „Wol ūf, ir helde,   ir sult ze Sīvride gān!“
501Si sprungen von den betten   und wāren vil bereit.
Tūsent ritter snelle   wurden wol gekleit.
Si giengen, dā si funden   Sīvriden stān.
Dā wart ein schōne grüezen   ein teil mit werken getān.
502Vil kerzen was enzündet,   man schancte im lūtertranc.
Daz si schiere kōmen,   er sagte es in allen danc.
Er sprach:  „Ir sult von hinnen   mit mir über vluot.“
Des vant er vil bereite   die helde küen und guot.
503Wol drīzec hundert recken,   die wāren schiere komen.
Ûz den wurden der besten   tūsent dō genomen.
Den brāhte man ir helme   und ander ir gewant,
wand er si füeren wolde   in daz Prünhilde lant.
504Er sprach:  „Ir guote ritter,   daz wil ich iu sagen:
ir sult vil rīchiu kleider   dā ze hove tragen,
wand uns dā sehen müezen   vil minneclīchiu wīp.
Dar umbe sult ir zieren   mit guoter węte den līp.“
505An einem morgen vruo   huoben si sich dan.
Waz sneller geverten   Sīvrit dō gewan!
Si fuorten ross diu guoten   und hźrlīch gewant.
Si kōmen ritterlīche   in daz Prünhilde lant.
506Dō stuonden in den zinnen   diu minneclīchen kint.
Dō sprach diu küneginne:   „Weiz iemen, wer die sint,
die ich dort sihe vliezen   sō verre ūf dem sź?
Si füerent segele rīche,   die sint noch wīzer danne der snź.“
507Dō sprach der künec von Rīne:   „Ez sint mīne man.
Die hete ich an der verte   hie nāhen bī verlān.
Die hān ich besendet.   Die sint nū, vrouwe, komen.“
Der hźrlīchen geste   wart vil grōze war genomen.
508Dō sach man Sīvride   vor in einem schiffe stān
in hźrlīcher węte, unde ander manegen man.
Dō sprach diu küneginne:   „Hźr künec, ir sult mir sagen:
sol ich die geste enpfāhen,   oder sol ich grüezen si verdagen?“
509Er sprach:  „Ir sult engegen in   für den palas gān,
ob wir si gerne sehen,   daz si daz wol verstān.“
Dō tet die küneginne,   als ir der künec geriet.
Sīvride mit dem gruoze   si von den andern schiet.
510Man schuof in herberge   und behielt in ir gewant.
Dō was sō vil der geste   komen in daz lant,
daz si sich allenthalben   drungen in den scharn.
Dō wolden die vil küenen   heim ze lande varn.
511Dō sprach diu küneginne:   „Ich wolde im wesen holt,
der geteilen kunde   mīn silber und mīn golt
mīn und des küneges gesten,   des ich sō vil hān.“
Des antwurte Dancwart,   des künec Gīselhźres man:
512„Vil edeliu küneginne,   lāt mich der slüzzel pflegen
ich trūwe ez sō geteilen“,   sprach der küene dagen,
„swaz ich erwerbe schande,   die lāt mīn eines sīn!“
Daz er milte węre,   daz tet der degen schīn.
513Dō sich Hagenen bruoder   der slüzzel underwant,
sō manege gābe rīche   gap des heldes hant:
swer einer marke gerte,   dem wart sō vil gegeben,
daz die armen alle   muosen vrœlīche leben.
514Wol bī hundert pfunden   gap er āne zal.
Genuoge in rīcher węte   giengen vor dem sal,
die nie dā vor getruogen   sō hźrlīchiu kleit.
daz gevriesch diu künegīn.   Ez was ir węrlīche leit.
515Dō sprach diu vrouwe hźre:   „Hźr künec, ich hete es rāt,
daz iuwer kameręre   mir wil der mīnen wāt
lāzen niht belīben.   Er swendet mir mīn golt.
Der ez noch understüende,   dem wolde ich immer wesen holt.
516Er gīt sō rīche gābe,   jā węnet des der degen,
ich habe gesant nāch tōde!   Ich wils noch lenger pflegen.
Ouch trūwe ichz wol verswenden,   daz mir mīn vater lie.
Sō milten kameręre   gewan noch küneginne nie.“
517Dō sprach von Tronege Hagene:   „Vrouwe, iu sī geseit,
ez hāt der künec von Rīne   golt und kleit
alsō vil ze gebene,   daz wir des haben rāt,
daz wir von hinnen füeren   iht der Prünhilde wāt.“
518„Nein, durch mīne liebe“,   sprach diu künegīn,
„lāzet mich erfüllen   zweinzec leitschrīn
von golde und von sīden,   daz geben sol mīn hant,
sō wir kōmen über   in daz Gunthźres lant.“
519Mit edelem gesteine   ladete man diu schrīn.
Ir selber kameręre   dā mite muosen sīn.
Sine wolde es niht getrūwen   dem Gunthźres man.
Gunthźr und Hagene   dar umb lachen began.
520Dō sprach diu küneginne:   „Wem lāz ich mīniu lant?
Diu sol ź bestiften   mīn und iuwer hant!“
Dō sprach der künec edele:   „Nū heizet her gān
der iu dar zuo gevalle,   den sul wir voget wesen lān.“
521Ein ihr hōhesten māc   diu vrouwe bī ir sach.
Er was ir muoter bruoder.   Zuo dem diu vrouwe sprach:
„Nū lāt iu sī bevolhen   mīne bürge und ouch diu lant.“
Si rihten sich zer verte.   Man sach si rīten ūf den sant.
522Si fuorte mit ir dannen   sehs und ahzec wīp,
dar zuo wol hundert megde.   Vil schœne was in der līp.
Sine sūmte sich niht langer,   si wolden gāhen dan.
Die si dā heime liezen,   hey, waz der weinen began!
523In tugentlīchen zühten   si rūmte ir eigen lant.
Si kuste ir vriunt die nāhen,   die si bī ir vant.
Mit guotem urloube   sie kōmen ūf den sź.
Zuo ir vater lande   kom diu vrouwe nimmźr mź.
524Dō hōrte man ūf der verte   maneger hande spil.
Aller kurzewīle   heten si dō vil.
Dō kom in zuo ir reise   ein rehter wazzerwint.
Si fuoren von dem lande   mit vil grōzen vröuden sint.
525Dōne wolde si den hźrren   niht minnen ūf der vart.
Ez wart ir kurzewīle   unz in ir hūs gespart,
ze Wormez zuo der bürge,   zeiner hōchgezīt,
dā si vil vröuden rīche   kōmen mit ir helden sīt.

wie Sîvrit gesant wart
{ 9 }
Wie Siegfried nach Worms gesandt wurde.
526Dō si gevarn wāren   wol niuwen tage,
dō sprach von Tronege Hagene:   „Nū hœrt, waz ich iu sage:
wir sūmen uns mit den męren   ze Wormez an den Rīn.
Iuwer boten solden   nū ze Burgonden sīn.“
527Dō sprach der künec Gunthźr:   „Ir habet mir wār geseit.
Uns węre ze der selben verte   niemen sō bereit
als ir, mīn vriunt, hźr Hagene.   Nū rītet in mīn lant!
Die mīne hovereise   tuot in niemen baz bekant.“
528Des antwurte Hagene:   „Ich bin niht bote guot.
Lāt mich pflegen der kamere,   belīben ūf der vluot.
Jā wil ich bī den vrouwen   behüeten ir gewant,
unz wir si bringen   in der Burgonde lant.
529Nū bittet Sīvride   füeren die boteschaft!
Der kan si wol gewerben   mit ellenhafter kraft.
Versage er iu die reise,   ir sult mit guoten siten
durch iuwer swester willen   der bete in vriuntlīchen bitten.“
530Er sande nāch dem recken.   Der kom, dō man in vant.
Er sprach:  „Sīt wir heim nāhen   in mīniu lant,
sō solde ich boten senden   der lieben swester mīn
und ouch mīner muoter,   daz wir nāhen an den Rīn.
531Des ger ich an iuch, Sīvrit.   Nū leistet mīnen muot,
daz ich ez immer diene“,   sprach der degen guot.
Dō widerredete ez Sīvrit,   der vil küene man,
unz daz in Gunthźr   sźre vlźgen began.
532Er sprach:  „Ir sult rīten   durch den willen mīn
und ouch durch Kriemhilde,   daz schœne magedīn,
daz ez mit mir verdiene   diu hźrlīche meit.“
Dō daz gehōrte Sīvrit,   dō was der recke vil bereit.
533„Nū enbietet, swaz ir wellet,   des wirt niht verdaget.
Ich wil ez gerne werben   durch die vil schœnen maget.
Zewiu solde ich verzīhen,   die ich in herzen hān?
Swaz ir gebietet,   daz ist allez getān.“
534„Sō saget mīner muoter,   Uoten der künegīn,
daz wir an dirre verte   in hōhem muote sī.
Lāt wizzen mīne bruoder,   wie wir geworben hān!
Ir sult ouch unser vriunde   disiu męre hœren lān.
535Die mīnen schœnen swester,   die sult ir niht verdagen.
Den mīn und Prünhilde dienest,   den sult ir der megde sagen,
und ouch dem gesinde   und allen mīnen man,
dar nāch ie ranc mīn herze,   wie wol ich daz verendet hān.
536Und sagt Ortwīne,   dem liebem neven mīn,
daz er heize sidelen   ze Wormez ad den Rīn,
und ander mīne māge   sol man wizzen lān:
ich wil mit Prünhilde   grōze hōchzīte hān.
537Und sage mīner swester,   sō si daz habe vernomen,
daz ich mit mīnen gesten   sī ze lande komen,
daz si mit vlīze enpfāhe   die lieben triutinne mīn.
Daz wil ich immer diende   umb Kriemhilde sīn.“
538Sīvrit der hźrre   balde urloup genam
von vroun Prünhilde,   als im wol gezam,
und zallem ir gesinde.   Dō reit er an den Rīn.
Ez kunde in dirre werlde   ein bote bezzer niht gesīn.
539Mit vier und zweinzec recken   ze Wormez er dō reit.
Des küneges kom er āne.   Dō daz wart geseit,
allez daz gesinde   müete jāmers nōt.
Si vorhten, daz ir hźrre   dort belīben węre tōt.
540Dō erbeizten si von rossen.   Vil hōhe stuont ir muot.
Vil schiere kom in Gīselhźr,   der junge künec guot,
unde Gźrnōt, sīn bruoder.   Wie balde er dō sprach,
dō er den künec Gunthźr   niht bī Sīvride sach:
541„Sīt willekomen, Sīvrit!   Ir sult mich wizzen lān,
wā ir mīnen bruoder,   den künec, habt verlān.
Diu Prünhilde sterke   in węn uns hāt benomen,
sō węre ir hōhiu minne   uns ze grōzem schaden komen.“
542„Die angest lāt belīben!   Iu und den māgen sīn,
iu enbiutet sīnen dienest   der liebe hergeselle mīn.
Den liez ich wol gesunden.   Er hāt mich iu gesant,
daz ich sīn bote węre   mit męren her in iuwer lant.
543Ir sult daz ahten schiere,   swie sō daz geschehe,
daz ich die küneginne   und iuwer swester sehe.
Die sol ich lāzen hœren,   waz in enboten hāt
Gunthźr und Prünhilt.   Ir dinc in hōhe stāt.“
544Dō sprach der junge Gīselhźr:   „Dā sult ir zuo zir gān.
Dā habt ir mīner swester   vil liebe an getān.
Si treit ouch michel sorge   umb den bruoder mīn.
Diu maget siht iuch gerne,   des wil ich iuwer bürge sīn.“
545Dō sprach der hźrre Sīvrit:   „Swaz ich ir dienen kan,
daz sol vil willeclīchen   mit triuwen sīn getān.
Wer saget nū den vrouwen,   daz ich dar wil gān?“
Des wart dō bote Gīselhźr,   der vil wętlīche man.
546Gīselhźr der snelle   zuo sīner muoter sprach
und ouch ze sīner swester,   dā er si beide sach:
„Uns ist komen Sīvrit,   der helt ūz Niderlant.
In hāt mīn bruoder Gunthźr   her ze Rīne gesant.
547Er bringet uns diu męre,   wie ez umb den künec stź.
Nū sult ir im erlouben,   daz er ze hove gź.
Er sagt diu rehten męre   her von Îslant.“
Noch was den edelen vrouwen   michel sorge bekant.
548Si sprungen nāch ir węte.   Dō leiten si sich an.
Si bāten Sīvride   hin ze hove gān.
Daz tet er willeclīchen,   wand er si gerne sach.
Kriemhilt diu edele   zuo im güetlīchen sprach:
549„Sīt willekom, hźr Sīvrit,   ritter lobelīch!
Wā ist mīn bruoder Gunthźr,   der edel künec rīch?
Von Prünhilde krefte,   ich węn, wir in hān verlorn.
Ouwź mich armer megde,   daz ich ze der werlt ie wart geborn!“
550Dō sprach der ritter küene:   „Nū gebt mir botenbrōt!
Ir vil schœne vrouwen,   ir weinet āne nōt.
Ich liez in wol gesunden,   daz tuon ich iu bekant.
Si habent mich iu beide   mit den męren her gesant.
551Iu enbiutet holden dienest   er und diu wine sīn
mit vriuntlīcher liebe,   vil edeliu künegīn.
Nū lāzet iuwer weinen.   Si wellent schiere komen.“
Si hete in manegen zīten   sō liebez męre niht vernomen.
552Mit snź wīzen gźren   ir ougen wolgetān
wischete si nāch trehen.   Danken si began
dem boten dirre męre,   diu ir wāren komen.
Dō was ir michel trūren   und ir weinen benomen.
553Si bat den boten sitzen.   Des was er vil bereit.
Dō sprach diu minneclīche:   „Mir węre niht ze leit,
ob ich dem boten miete   solde geben mīn golt.
Dar zuo sīt ir ze rīche:   ich wil iu immer wesen holt.“
554„Ob ich nū eine hete“,   sprach er, „drīzec lant,
sō enpfienge ich doch gerne   gābe ūz iuwerer hant.“
Dō sprach diu tugentrīche:   „Nū sol ez sīn getān!“
Si hiez den kameręre   nāch der botenmiete gān.
555Vier und zweinzec bouge   mit gesteine guot,
die gap si im ze miete:   sō stuont des heldes muot,
er wolde es niht behalten.   Er gap ez sā zehant
ir nęhestem ingesinde,   die er ze kemenāten vant.
556Ir muoter bōt ir dienest   in vil güetlīchen an.
„Ich sol iu sagen męre“,   sprach der küene man,
„wes iuch bittet Gunthźr,   sō er kumt an den Rīn.
Ob ir daz, vrouwe, leistet,   er welle iu immer węge sīn.
557Die sīnen rīchen geste,   des hōrte ich in gern,
daz ir die wol enpfāhet,   und sult in des gewern,
daz ir gegen im rītet   für Wormez an den sant.
Des sīt ir von dem künege   mit rehten triuwen gemant.“
558Dō sprach diu minneclīche:   „Des bin ich vil bereit.
Swaz ich im kan gedienen,   daz ist im unverseit.
Mit vriuntlīchen triuwen,   sō sol ez sī getān.“
Dō mźrte sich ir varwe,   die si vor liebe gewan.
559Ez enwart nie bote enpfangen   deheines fürsten baz.
Getorste si in küssen,   diu vrouwe tęte daz.
Wie rehte minneclīche   er von den vrouwen schiet!
Dō tāten Burgonde,   als in Sīvrit geriet.
560Sindolt und Hūnolt   und Rūmolt der degen,
vil grōzer unmuoze   muosen si dō pflegen,
rihten daz gesidele   vor Wormez ūf den sant.
Des küneges schaffęre   man mit arbeiten vant.
561Ortwīn und Gźre,   diene wolden daz niht lān,
si sanden nāch den vriunden   allenthalben dan.
Si kundeten in die hōchzīt, diu dā solde sīn.
Dā zierten sich engegene   diu vil schœnen magedīn.
562Der palas und die wende,   daz was über al
gezieret gegen den gesten.   Der Gunthźres sal,
der wart vil wol bezimbert   durch manegen vremden man.
Disiu vil starke hōchzīt,   diu huop sich vil vrœlīchen an.
563Dō riten allenthalben   die wege durch daz lant
der drīer künege māge.   Die hete man besant,
daz si den solden warten,   die in dā wolden komen.
Dā war ūzer valde   vil rīcher węte genomen.
564Dō sagete man diu męre,   daz man rīten sach
die Prünhilde vriunde.   Dō huop sich ungemach
von des volkes krefte   in Burgonden lant.
Hey, waz man küener degene   dā ze beiden sīten vant!
565Dō sprach diu schœne Kriemhilt:   „Ir miniu magedīn,
die an dem antpfange   mit mir wellen sīn,
die suochen ūz den kisten   diu aller besten kleit!
Sō wirt uns von den gesten   lop und źre geseit.“
566Dō kōmen ouch die recken.   Die hiezen tragen dar
die hźrlīchen setele   von rōtem golde gar,
die vrouwen solden rīten   ze Wormez an den Rīn.
Bezzer pfertgereite,   diu kunden niender sīn.
567Hey, waz dā liehtes goldes   von den mœren schein!
In lūhte von den zoumen   vil manec edel stein.
Die guldīnen schemel   ob liehtem pfelle guot,
die brāhte man den vrouwen.   Si wāren vrœlīch gemuot.
568Ûfe dem hove wāren   diu vrouwenpfert bereit
den edelen juncvrouwen   als ich iu hān geseit.
Diu smalen fürbüege   sach man die mœre tragen
von den besten sīden,   dā von iu iemen kunde gesagen.
569Sehs und ahzec vrouwen   sach man dā für gān,
die gebende truogen.   Zuo Kriemhilde dan
kōmen die vil schōne   und truogen liehtiu kleit.
Dā kom ouch gezieret   manec wętlīchiu meit.
570Fünfzec und viere   von Burgonde lant.
Ez wāren ouch die hœhsten,   die man dā iender vant.
Die sach man dā valvahse   under liehten porten gān.
Des ź der künec gerte,   daz wart mit vlīze getān.
571Si truogen rīchen pfellel,   die besten, die man vant,
vor den vremden recken,   sō manec guot gewant,
daz ir genuoge schœne   ze rehte wol geazm.
Er węre in swachem muote,   der ir deheiner węre gram.
572Von zobel und von harme   vil man dā kleider vant.
Dā wart vil wol gezieret   manec arm und hant
mit bougen ob den sīden,   die si dā solden tragen.
Iu enkunde daz vlīzen   ze ende niemen gesagen.
573Vil manegen gürtel spęhen,   rīch und lanc,
über liehtiu kleider   vil manec hant dō swanc
ūf edel rocke ferrans   von pfelle ūz Arābī.
Den edelen juncvrouwen   was vil hōher vröuden bī.
574Ez wart in fürgespenge   manec schœniu meit
genęt vil minneclīche.   Ez möhte ir wesen leit,
der ir vil liehtiu varwe   niht lūhte gegen der wāt.
Sō schœnes ingesindes   nū niht küneges künne hāt.
575Dō die vil minneclīchen   nū truogen ir gewant,
die si dā füeren solden,   die kōmen dar zehant.
Der hōchmüeten recken   was ein vil michel kraft.
Man truoc ouch dar mit schilden   vil manec eschīnen schaft.

wie Prünhilt ze Wormze enpfangen wart
{ 10 }
Wie Brunhild zu Worms empfangen wurde.
576Anderthalb des Rīnes   sach man mit manegen scharn
den künec mit sīnen gesten   zuo dem stade varn.
Ouch sach man dā bī zoume   leiten manege meit.
Die si enpfāhen solden,   die wāren alle bereit.
577Dō die von Îslande   zen schiffen kōmen dan,
und ouch von Nibelungen   die Sīvrides man,
sie gāheten zuo dem lande.   Unmüezec wart ir hant,
dā man des küneges vriunde   des stades anderthalben vant.
578Nū hœret ouch disiu męre   von der künegīn,
Uoten der rīchen,   wie si diu magedīn
vrumte von der bürge.   Dar si dō selbe reit.
Dā gewan ein ander kunde   vil manec ritter und meit.
579Der herzoge Gźre   Kriemhilt zoumte dan,
niwār für daz bürgetor.   Sīvrit, der küene man,
der muoste ir fürbaz dienen.   Si was ein schœne kint.
Des wart im wol gelōnet   von der juncvrouwen sint.
580Ortwīn der küene   bī vrou Uoten reit
vil geselleclīchen   manec ritter und meit.
Ze sō grōzem antpfange,   des wir wol mügen jehen,
wart nie sō vil der vrouwen   bī ein ander gesehen.
581Vil manec būhurt rīcher   wart dā getriben
von helden lobelīchen,   niht wol daz węre belīben,
vor Kriemhilt der vil schœnen   zuo den schiffen dan.
Dō huop man von den mœren   manege vrouwen wolgetān.
582Der künec was komen über,   und manec werder gast.
Hey, waz starker schefte   vor den vrouwen brast!
Man hōrte dā hurteclīchen   von schilden manegen stōz.
Hey, waz rīcher buckelen   vor gedrange lūte erdōz!
583Die vil minneclīchen   stuonden an der habe.
Gunthźr mit sīnen gesten   gie von den schiffen abe.
Er fuorte Prünhilden   selbe an sīner hant.
Dā lūhte wider ein ander   vil lieht stein und gewant.
584Mit vil grōzen zühten   vrou Kriemhilt dō gie,
dō si vroun Prünhilden   von ir gesinde enpfie.
Man sach dā schapel rucken   mit liehten henden dan,
dā si sich kusten beide.   Daz wart durch zuht getān.
585Dō sprach gezogenlīche   Kriemhilt daz magedīn:
„Ir sult zuo disen landen   uns willekomen sīn,
mir und mīner muoter,   und allen die wir hān
der getriuwen vriunde!“   Dō wart nīgen getān.
586Die vrouwen sich beviengen   mit armen dicke hie.
Sō minneclīch enpfāhen   gehōrte man noch nie,
sō die vrouwen beide   der briute tāten kunt.
Vrou Uote und ir tohter,   die kusten dicke ir süezen munt.
587Dō vrou Prünhilt   vol kom ūf den sant,
dō wart vil minneclīchen   genomen bī der hant
von wętlīchen recken   manec wīp wolgetān.
Man sach die schœnen megede   vor vroun Prünhilde stān.
588Ê daz ir gruoz ergienge,   daz was ein lange stunt.
Jā wart dā geküsset   manec rōse varwer munt.
Noch stuonden bī ein ander   die küneges töhter rīch.
Daz liebte an ze sehene   vil manegem recken lobelīch.
589Dō spehten mit den ougen,   die ź hōrten jehen,
daz si alsō schœnes   niht mźr heten gesehen
sō die vrouwen beide.   Des jach man āne lüge.
Ouch kōs man an ir lībe   dā deheiner slahte trüge.
590Die vrouwen spehen kunden   und minneclīchen līp,
die lobten durch ir schœne   daz Gunthźres wīp.
Dō sprāchen dā die wīsen,   die heten ez baz gesehen,
man möhte Kriemhilden   vor vroun Prünhilden jehen.
591Wider ein ander giengen   maget und wīp
Man sach dā wol gezieret   vil manegen schœnen līp.
Dā stuonden sīden hütten   und manec rīch gezelt.
Der was gar erfüllet   vor Wormez daz velt.
592Vor des küneges māgen   wart dringen dā getān.
Dō hiez man Prünhilde   und Kriemhilde gān.
und mit in alle die vrouwen,   dā man schate vant.
Dar brāhten si die degene   ūzer Burgonden lant.
593Nū wāren ouch die geste   ze rosse alle komen.
Vil manec rīchiu tjost   durch schilt wart genomen.
Daz velt begunde stiuben,   sam ob al daz lant
mit louge węre erbrunnen.   Dā wurden helde wol bekant.
594Des dā die recken pflāgen,   daz sach dā manec meit.
Mich dunket, daz hźr Sīvrit   mit sīnen degen reit
vil manege widerkźre   für die hütten dan.
Er fuorte der Nibelunge   tūsent wętlīcher man.
595Dō kom von Tronege Hagene,   als im der wirt geriet.
Den būhurt minneclīche   dō der helt geschiet,
daz si ungestoubet liezen   diu vil schœnen kint.
Des wart dō von den gesten   gevolget güetlīche sint.
596Dō sprach der hźrre Gźrnōt:   „Diu ross lāzet stān,
unz ez beginne kuolen.   Sō sul wir ane vān
dienen schœnen wīben   für den palas wīt:
sō der künec welle rīten,   daz ir vil bereite sīt!“
597Dō der būhurt was zergangen   über al daz velt,
dō giengen kurzewīlen   under manec gezelt
die ritter zuo den vrouwen   ūf hōher vröuden wān.
Dā vertriben si die stunde,   unz si wolden rīten dan.
598Vor ābendes nāhen,   dō diu sunne nider gie
und ez begunde kuolen,   niht langer man daz lie,
sich huop gegen der bürge   manec man und wīp.
Mit ougen wart getriutet   vil maneger schœnen vrouwen līp.
599Dā wart von guoten helden   vil kleider ab geriten
von den hōchgemuoten   nāch des landes siten,
unze für den palas   der künec nider stuont.
Dā wart gedienet den vrouwen,   sō helde hōchgemuote tuont.
600Dō wurden ouch gescheiden   die rīchen künegīn.
Vrou Uote und ir tohter,   die giengen beide hin
mit ir ingesinde   in ein vil wītez gadem.
Dō hōrte man allenthalben   ze vröuden grōzen kradem.
601Gerihtet wart daz gesidele.   Der künec wolde gān
ze tische mit den gesten.   Dō sach man bī im stān
die schœnen Prünhilde.   Krōne si dō truoc
in des küneges lande.   Jā was si rīch genuoc.
602Vil manec hergesidele   mit guoten tavelen bereit
von spīse wart gesetzet,   als uns ist geseit.
Des si dā haben solden,   wie wźnec des gebrast!
Dō sach man bī dem künege   vil manegen hźrlīchen gast.
603Des wirtes kameręre   in becken von golde rōt
daz wazzer für truogen.   Des węre lützel nōt,
ob iu daz iemen sagte,   daz man diente baz
ze fürsten hōchgezīte.   Ich wolde niht gelouben daz.
604Ê daz der vogt von Rīne   wazzer dō genam,
dō tet der hźrre Sīvrit,   als im dō gezam.
Er mante in sīner triuwe,   wes er im verjach,
ź daz er Prünhilt   dā heime in Îslande sach.
605Er sprach:  „Ir sult gedenken,   des mir swuor iuwer hant,
swenne vrou Prünhilt   kœme in diz lant,
ir gębet mir iuwer swester.   Wā sint die eide komen?
Ich hān an iuwer reise   michel arbeit genomen!“
606Dō sprach der künec zem gaste:   „Ir haben mich rehte ermant.
Jāne sol niht meineide   werden des mīn hant!
Ich wil ez iu füegen,   sō ich aller beste kan.“
Dō hiez man Kriemhilde   ze hove für den künec gān.
607Mit ir vil schœnen megden   si kōmen für den sal.
Dō spranc von einer stiege   Gīselhźr ze tal.
„Nū heizet wider wenden   disiu magedīn!
Niuwan mīn swester eine   sol bī dem künege sīn.“
608Dō brāhte man Kriemhilde,   dā man den künec vant.
Dō stuonden ritter edele   von maneges fürsten lant
in dem sal wīten.   Man hiez si stille stān.
Dō was diu vrou Prünhilt   wol hin unz an den tisch gegān.
609Dō sprach der künec Gunthźr:   „Swester vil gemeit,
durch dīne selbe tugende   lœse mīnen eit.
Ich swuor dir einen recken,   und wirdet der dīn man,
sō hāstū mīnen willen   mit vil grōzen triuwen getān.“
610Dō sprach diu maget vil edele:   „Vil lieber bruoder mīn,
ir sult mich niht vlźgen.   Jā wil ich immer sīn
swie ir mir gebietet!   Daz sol sīn getān.
Ich wil in loben gerne,   den ir mir, hźrre, gebet ze man.“
611Von lieber ougen blicke   wart Sīvrit varwe rōt.
Ze dienste sich der recke   vroun Kriemhilde bōt.
Man hiez si zuo ein ander   an einen rinc dō gān.
Man vrāgte, ob si gerne nęme   den vil wętlīchen man.
612In magetlīchen zühten   schamte si sich ein teil.
Iedoch was gelücke   und Sīvrit vil geil,
daz si in niht versprechen   wolde al dā zehant.
Ouch lobte si ze wībe   der edel künec von Niderlant.
613Dō er si gelobte   und ouch in diu meit,
güetlīch umbefāhen   was dā vil bereit
von Sīvrides armen   daz minneclīche kint.
Von helden wart geküsset   diu schœne Kriemhilt sint.
614Sich teilte daz gesinde.   Alsō daz geschach,
an daz gegensidele   man Sīvride sach
mit Kriemhilde sitzen.   Dar diente manec man.
Man sach die Nibelunge   mit samt Sīvride gān.
615Der künec was gesezzen   und Prünhilt diu meit.
Dō sach si Kriemhilde,   dōne wart ir nie sō leit,
bī Sīvride sitzen.   Weinen si began.
Ir vielen heize trehene   über liehtiu wange dan.
616Dō sprach der wirt des landes:   „Vil liebiu vrouwe mīn,
war umbe lāt ir trüeben   vil liehter ougen schīn?
Ir muget iuch vröun balde.   Iu ist undertān
Mīn lant und mīne bürge   und manec wętlīcher man.“
617„Ich mac wol balde weinen,“   sprach diu schœniu meit.
„Umb dīne swester   ist mir von herzen leit.
Die sihe ich nāhen sitzen   dem eigenholden dīn.
Daz muoz ich immer weinen,   sol si alsō verderbet sīn.“
618Dō sprach der künec Gunthźr:   „Ir müget wol stille dagen.
Ich wil iu zandern zīten   disiu męre sagen,
war umb ich mīne swester   Sīvride hān gegeben.
Jā mac si mit dem recken   immer vrœlīchen leben!“
619Si sprach:  „Mich jāmert immer   ir schœne und ouch ir zuht.
Wesse ich, war ich möhte,   ich hete gerne vluht,
daz ich iu nimmźr wolde   geligen nāhen bī,
ir ensaget mir wā von Kriemhilt   diu Sīvrides wine sī.“
620Dō sprach der künec edele:   „Ich tuon ez iu wol bekant.
Er hāt als wol bürge   als ich, und wītiu lant.
Daz wizzet sicherlīche:   er ist ein künec rīch.
Dar umb gan ich im ze minnen   die schœnen maget lobelīch.“
621Swaz ir der künec sagete,   si hete trüeben muot.
Dō gāhte von den tischen   vil manec ritter guot.
Ir būhurt wart sō herte,   daz al diu burc erdōz.
Den wirt bī sīnen gesten   vil harte sźre verdrōz.
622Er dāhte, er lęge sanfter   der schœnen vrouwen bī.
Dō was er des gedingen   niht gar in herzen vrī,
im müese von ir schulden   liebes vil geschehen.
Er begunde vriuntlīchen   an vroun Prünhilde sehen.
623Ir ritterschaft die geste   bat man abe lān.
Der künec mit sīnem wībe   ze bette wolde gān.
Vor des sales stiegen   gesamenten si sich sīt,
Kriemhilt und Prünhilt.   Noch was ez ān ir beider nīt.
624Dō kom ir ingesinde,   diene sūmten sich des niht.
Ir rīchen kameręre   brāhten in diu lieht.
Sich teilten dō die recken,   der zweier künege man.
Dō sach man vil der degene   danne mit Sīvirde gān.
625Die hźrren kōmen beide,   dā si solden ligen.
Dō gedāhte ietslīcher   mit minnen an gesigen
den minneclīchen vrouwen.   Daz senftete in den muot.
Sīvride kurzewīle,   diu wart vil grœzlīche guot.
626Dō der hźrre Sīvrit   bī Kriemhilde lac,
und er sō minneclīche   der juncvrouwen pflac
mit sīnen edelen minnen,   si wart im sō līp.
Er nęme für si eine   niht tūsent anderiu wīp.
627Ich sag iu niht mźre,   wie er der vrouwen pflac.
Nū hœret disiu męre,   wie Gunthźr gelac
bī vroun Prünhilde,   der ziere degen.
Er hete dicke sanfter   bī andern wīben gelegen.
628Daz volc was im entwichen,   vrouwen und man.
Dō wart diu kemenāte   vil balde zuo getān.
Er wānde, er solde triuten   ir vil minneclīchen līp.
Jā was ez noch unnāhen,   ź si wurde sīn wīp.
629In sabenwīzen hemede   si an daz bette gie.
Dō dāhte der ritter edele:   „Nū hān iz allez hie,
des ich ie dā gerte   in allen mīnen tagen.“
Si muoste im von ir schœne   von grōzen schulden wol behagen.
630Diu lieht begunde bergen   des edelen küneges hant.
Dō gie der degen küene,   dā er die vrouwen vant.
Er leite sich ir nāhen.   Sīn vröude, diu was grōz.
Die vil minneclīchen   der helt mit armen umbeslōz.
631Minneclīch triuten,   des kunde er vil begān,
ob in diu edele vrouwe   hete lāzen daz getān.
Dō zurnde si sō sźre,   daz in gemüete daz.
Er wānde vinden vriunde,   dō vant er vīentlīcen haz.
632Si sprach:  „Ritter edele,   ir sult ez lāzen stān,
des ir dā haben gedingen.   Jāne mac es niht ergān!
Ich wil noch maget belīben,   ir sult wol merken daz,
unz ich diu męre ervinde.“   Dō wart ir Gunthźr gehaz.
633Dō ranc er nāch ir minne   und zerfuorte ir diu kleit.
Dō greif nāch einem gürtel   diu hźrlīchiu meit.
Daz was ein starker porte,   den si umb ir sīten truoc.
Dō tet si dem künege   grōzer leide genuoc.
634Die füeze und ouch die hende   si im ze samne bant.
Si truoc in zeinem nagel   und hienc in an die want.
Dō er si slāfes irrete,   die minne si im verbōt.
Jā hete er von ir krefte   vil nāch gewunnen den tōt.
635Dō begunde er vlźgen,   der meister wānde sīn:
„Nū lœset mīn gebende,   vil edeliu künegīn!
Ine trūwe iu doch, schœniu vrouwe,   nimmźr an gesigen,
und sol ouch harte selten   iu sō nāhe mźr geligen!“
636Sine ruochte, wie im węre,   wand si vil sanfte lac.
Dort muoste er allez hangen   die naht unz an den tac,
unz der liehte morgen   durch diu venster schein.
Ob er ie kraft gewunne,   diu was an sīnem lībe klein.
637„Nū sagt mir, hźr Gunthźr,   ist iu daz iht leit,
ob iuch gebunden fünden,“   sprach diu schœne meit,
„die iuwern kameręre   von einer vrouwen hant?“
Dō sprach der ritter edele:   „Da würde iu übele bewant!
638Ouch hete ich es wźnec źre“,   sprach der snelle man.
„Durch iuwer selber tugende   nū lāt mich zuo iu gān.
Sīt daz iu mīne minne   sint alsō starke leit,
ich sol mit mīnen henden   nimmźr rüeren iuwer kleit.“
639Dō lōsete si in balde.   Und dō so in ūf verlie,
wider daz bette   er zuo der vrouwen gie.
Er leite sich sō verre,   daz er ir schœne wāt
dar nāch vil selten ruorte.   Des wolde ouch si dō haben rāt.
640Dō kom ouch ir gesinde,   die brāhten in niuwiu kleit.
Der was in an den morgen   harte vil bereit.
Swie wol man dā gebārte,   trūrec was genuoc
der hźrre von dem lande,   swie er des tages krōne truoc.
641Nāch siten, der si pflāgen,   und man durch reht begie,
Gunthźr und Prünhilt   niht langer daz enlie,
sie giengen zuo dem münster,   dā man die messe sanc.
Dar kom ouch hźr Sīvrit.   Sich huop dā grœzlīch gedranc.
642Nāch küneclīchen źren   was in dar bereit,
swaz si dā haben solden,   ir krōne und ouch ir kleit.
Dō wurden si gewīhet.   Dō daz was getān,
dō sach man si alle viere   under krōne vrœlīchen stān.
643Vil junger degen swert dā nāmen,   sehs hundert oder baz,
den künegen al ze den źren.   Ir sult wol wizzen daz.
Sich huop vil michel vröude   in der Burgonde lant.
Man hōrte dā schefte hellen   an der swertdegene hant.
644Dō sāzen in den venstern   diu schœnen magedīn.
Si sāhen vor in liuhten   vil maneges schildes schīn.
Dō hete sich gescheiden   der künec von sīnen man.
Swes iemen ander pflęge,   man sach den künec trūrende gān.
645Im und Sīvride   ungelīch stuont der muot.
Wol wesse, waz im węre,   der edel ritter guot.
Dō gienc er zuo dem künege.   vrāgen er began:
„Wie ist iu hīnt gelungen?   Daz sult ir mich nū wizzen lān!“
646Dō sprach der wirt ze dem gaste:   „Ich hān laster und schaden,
wand ich hān den übelen tiuvel   heim ze hūse geladen.
Dō ich si wānde minnen,   vil sźre si mich bant.
Si truoc mich zeinem nagele   und hie mich hōhe an die want.
647Dā hie ich angestlīche   die naht unz an den tac,
ź daz si mich enbünde.   Wie sanfte si dō lac!
Daz sol dir vriuntlīche   ūf genāde sīn gekleit.“
Dō sprach der starke Sīvrit:   „Ez ist mir węrlīche leit.
648Des bringe ich dich wol innen.   Und lęzestū ez āne nīt,
ich schaffe, daz si hīntz   sō nāhe bī dir gelīt,
daz si dich ir minne   gesūmet nimmźr mźr.“
Der rede was dō Gunthźr   nāch sīnen arbeiten hźr.
649Dō sprach der hźrre Sīvrit:   „Dū maht wol genesen.
Ich węne, uns ungelīche   hīnat sī gewesen.
Mir ist dīn swester Kriemhilt   lieber danne der līp.
Ez muoz diu vrouwe Prünhilt   noch hīnat werden dīn wīp.“
650Er sprach:  „Ich kum noch hīnte   ze der kemenāten dīn
alsō tougenlīchen   in der tarnkappen mīn,
daz sich mīner liste   mac niemen wol verstān.
Sō lā die kameręre   ūz zuo ir herberge gān.
651Sō lesche ich den kinden   diu lieht an der hant.
Daz ich sī dar inne,   dā bī sī dir bekant,
daz ich dir gerne diene.   Sō twinge ich dir dīn wīp,
daz dū si hīnte minnest,   oder ich verliuse mīnen līp.“
652„Âne daz dū iht triutest“,   sprach der künec dō,
„die mīne lieben vrouwen,   anders bin ich es vrō.
Sō tuo ir swaz dū wellest,   und nęmest ir den līp.
Daz solde ich wol verkiesen.   Si ist ein vreislīchez wīp!“
653„Daz nim ich“, sō sprach Sīvrit,   „ūf die triuwe mīn,
daz ich ir niht enminne.   Die schœne swester dīn,
diu ist mir vor allen,   die ich noch ie gesach.“
Vil wol geloubte der künec Gunthźr,   daz Sīvrit gesprach.
654Dā was von kurzewīle   vröude und nōt.
Būhurt und schallen   allez man verbōt,
dā die vrouwen solden   gegen dem sale gān.
Dō hiezen die kameręre   die liute von dem wege stān.
655Von rossen und von liuten   gerūmet wart der hof.
Der vrouwen ietslīche,   die fuorte ein bischof,
dō si vor den künegen   ze tische solden gān.
In volgete an daz gesidele   vil manec wętlīcher man.
656Der künec in guotem wāne   dō vrœlīchen saz.
Daz im gelobte Sīvrit,   wol dāhte er ane daz.
Der eine tac in dūhte   wol drīzec tage lanc:
an sīner vrouwen minne   stuont aller sīn gedanc.
657Er erbeite kūme,   daz man von tische gie.
Die schœnen Prünhilde   man dō komen lie,
und ouch vroun Kriemhilde,   beide an ir gemach.
Hey, waz man sneller degene   vor den künegen sach!
658Sīvrit der hźrre   vil minneclīchen saz
bī sīnem wībe   mit vröuden āne haz.
Si trūte sīne hende   mit ir vil wīzer hant,
unze er ir vor den ougen,   sine wesse wenne, verswant.
659Dō si mit im spilte   und sis niht mźr ensach,
zuo sīnem gesinde   diu küneginne sprach:
„Mich hāt des michel wunder,   wā der künec sī bekomen.
Wer hāt im die sīnen hende   ūz den mīnen genomen?“
660Die rede si lie belīben.   Dō was er hin gegān,
dā er vil kameręre   mit den liehten vant stān.
Diu begunde er leschen   den kinden an der hant.
Daz er węre Sīvrit, daz was Gunthźr bekant.
661Wol wesse er, waz er wolde.   Dō hiez er dannen gān
megede und vrouwen.   Dō daz was getān,
der rīche künec selbe   dō beslōz die tür.
Vil starker rigel zwźne   warf er snelle dar für.
662Diu lieht verbarc er schiere   under die bettewāt.
Eines spils begunde,   des was dō niht rāt,
Sīvrit der vil starke   und ouch diu vil schœniu meit,
daz was dem künege Gunthźr   beidiu liep und leit.
663Sīvrit, der leite sich nāhen   der juncvrouwen bī.
Si sprach:  „Nū lāt ez, Gunthźr,   als liep als ich iu sī,
daz ir iht arbeite   līdet alsam ź!“
Sīt getet diu vrouwe   dem küenen Sīvride wź.
664Dō hal er sīne stimme,   daz er niht ensprach.
Gunthźr wol hōrte,   swie er sīn niht ensach,
daz heinlīcher dinge   von in dā niht geschach.
Si hete an dem bette   vil harte kleinen gemach.
665Er gebārte, sam ez węre   Gunthźr, der künec rīch.
Er umbslōz mit armen   die maget lōbelīch.
Si warf in ūz dem bette   dā bī ūf eine banc,
daz im sīn houbet lūte   ūf einem schamel erklanc.
666Wider ūf mit kreften   spranc der küene man.
Er wolde ez baz versuochen.   Dō er des began,
daz er si wolde twingen,   dār umbe wart im vil wź.
Sölch wer von deheiner vrouwen,   diu węne immer mźr ergź.
667Dō er niht wolde erwinden,   diu maget ūf dō spranc.
„Ir ensult mir niht zerfüeren   mīn hemde sō blanc!
Ir sīt vil ungefüege!   Daz sol iu werden leit,
des bringe ich iuch wol innen!“   sprach diu wętlīchiu meit.
668Si beslōz mit armen   den tiuwerlīchen degen.
Dō wolde si in gebunden   alsam den künec legen,
daz si an dem bette   möhte haben gemach.
Daz er ir die wāt zerfuorte,   diu vrouwe ez grœzlīchen rach.
669Waz half sīn grōziu sterke   und ouch sīn grōziu kraft?
Si erzeigete dem degene   ir lībes meisterschaft.
Si truoc in mit gewalte,   daz muose źt alsō sīn,
und dructe in gefuoge   zwischen die want und ein schrīn.
670„Ouwź“, dāhte der recke,   „sol ich nū mīnen līp
von einer maget verliesen,   sō mugen elliu wīp
her nāch immer mźre   tragen gelpfen muot
gegen ir manne,   diu ez sus nimmźr getuot!“
671Der künec ez wol hōrte.   Er angestete umb den man.
Sīvrit zurnte sźre.   Schamen er sich began.
Mit ungefüeger krefte   satzte er sich wider.
Er versuochtez angestlīche   an vroun Prünhilde sider.
672Den künec ez dūhte lange,   ź er si betwanc.
Si dructe im sīne hende,   daz ūz den nagelen spranc
daz bluot im von ir krefte.   Daz was dem helde leit.
Sīt brāhte er an ein lougen   die vil hźrlīchen meit
673ir ungefüeges willen, des si ź dā jach.
Der künec ez allez hōrte,   swie er niht ensprach.
Er dructe si an daz bette,   daz si vil lūte schrź.
Ir tāten sīne krefte   harte grœzlīchen wź.
674Dō greif si hinz ir sīten,   dā si den porten vant,
und wolde in hān gebunden.   Dō werte ez sō sīn hant,
daz ir diu lit erkrachten   und ouch al der līp.
Des wart der strīt gescheiden.   Dō war si Gunthźres wīp.
675Si sprach:  „Künec edele,   dū solt mich leben lān.
Ez wirt vil wol versüenet,   swaz ich dir hān getān.
Ich engewer mich nimmźr mźre   der edelen minne dīn.
Ich hān daz wol erfunden,   daz dū kanst vrouwen meister sīn.“
676Sīvrit stuont dannen.   Ligen lie er die meit,
sam er von im ziehen wolde   vil gar sīniu kleit.
Er zōch ir ab ir hende   ein guldīn vingerlīn,
daz si des nie wart innen,   diu edele künegīn.
677Dar zuo nam er ir gürtel,   daz was ein porte guot.
Ine weiz, ob er daz tęte   durch sīnen hōhen muot.
Er gap ez sīnem wībe,   daz wart im sider leit.
Dō lāgen bī ein ander   Gunthźr und diu schœniu meit.
678Er pflac ir minneclīchen,   als im daz gezam.
Dō muoste si verkiesen   ir zorn und ouch ir scham.
Von sīner heinlīche   si wart ein lützel bleich.
Hey, waz ir von der minne   ir grōzen krefte entweich!
679Dōne was ouch sie niht sterker   dann ein ander wīp.
Er trūte minneclīche   den ir vil schœnen līp.
Ob siz versuochte mźre,   waz kunde daz vervān?
Daz hete ir allez Gunthźr   mit sīnen minnen getān.
680Wie rehte minneclīche   si dō bī im lac
mit vriuntlīcher liebe   unz an den liehten tac!
Nū was der hźrre Sīvrit   wider ūz gegān,
dā er wol wart enpfangen   von einer vrouwen wolgetān.
681Er understuont ir vrāge,   der si hete gedāht.
Er hal si sīt vil lange,   daz er ir hete brāht,
unz daz si under krōne   in sīnem lande gie.
Swaz er ir geben solde,   wie lützel erz belīben lie!
682Der wirt wart an dem morgen   verrer baz gemuot,
danne er dā vor węre.   Des wart diu vröude guot
in allem sīnem lande   von manegem edelem man.
Die er ze hūse ladete,   den wart vil dieneste getān.
683Diu hōchzīt dō werte   unz an den vierzehenden tac,
daz in al der wīle   nie der schal gelac
von aller hende vröuden,   der iemen solde pflegen.
Dō wart des küneges koste   vil harte hōhe gewegen.
684Des edelen wirtes māge,   als ez der künec gebōt,
die gāben durch sīn źre   kleider und golt vil rōt,
ross und dar zuo silber   vil manegem vremdem man.
Die dā gābe gerten,   die schieden vrœlīchen dan.
685Sīvrit, der hźrre   ūzer Niderlant
mit tūsent sīnen mannen,   allez ir gewant,
daz si ze Rīne brāhten,   wart allez hin gegeben.
und ouch diu ross mit setelen.   Si kunden hźrlīche leben.
686Ê daz man die rīche gābe   alle dā verswanc,
die wider ze lande wolden,   die dūhte des ze lanc.
Ez enwart nie geste   mźre baz gepflegen.
Sō endete sich diu hōchzīt.   Daz wolde Gunthźr der degen.

wie Sîvrit heim ze lande mit sînem wîbe kom
{ 11 }
Wie Siegfried mit seinem Weib heimkehrte.
687Dō die geste wāren   alle dan gevarn,
dō sprach ze sīnem gesinde   Sigemundes barn:
„Wir suln uns ouch bereiten   heim in mīniu lant!“
Liep was ez sīnem wībe,   dō ez diu vrouwe rehte ervant.
688Si sprach zuo zir manne:   „Wenne sul wir varn?
Daz ich sō harte gāhe,   daz heiz ich wol bewarn.
Mir suln ź mīne bruoder   teilen mit diu lant.“
Leit was ez Sīvride,   dō erz an Kriemhilde ervant.
689Die fürsten zuo zim giengen   und sprāchen alle drī:
„Nū wizzet daz, hźr Sīvrit,   daz iu immer sī
mit triuwen unser dienest   bereit, rehte unz an den tōt.“
Dō neic er den degenen,   dō man imz sō güetlīch erbōt.
690„Wir suln ouch mit iu teilen,“   sprach Gīselhźr daz kint,
„lant und bürge,   die unser eigen sint,
und swaz der wīten rīche,   ist uns undertān.
Der sult ir teil vil guoten   mit samt Kriemhilde hān.“
691Sun der Sigemundes   zuo den fürsten sprach,
dō er der hźrren willen   gehōrte und sach:
„Got lāz iu iuwer erbe   immer sęlec sīn,
und ouch die liute dar inne!   Jā getuot diu liebe wine mīn
692des teiles wol ze rāte,   den ir ir woldet geben!
Dā si sol tragen krōne, und sol ich daz geleben,
si muoz werden rīcher   danne iemen lebendiger sī.
Swaz ir sus gebietet,   des bin ich iu dienestlīchen bī.“
693Dō sprach diu vrouwe Kriemhilt:   „Habt ir der erbe rāt,
umb Burgonde degene   sō līhte ez niht enstāt.
Si müge ein künec gerne   füeren in sīn lant.
Jā sol si mit mir teilen   mīner lieben bruoder hant!“
694Dō sprach der hźrre Gźrnōt:   „Nū nim dir, swen dū wil.
Die gerne mit dir rītent,   der vindestū hie vil.
Von drīzec hundert recken   wir geben dir tūsent man.
Die sīn dīn heimgesinde.“   Kriemhilt dō senden began
695nāch Hagenen von Tronege   und ouch nāch Ortwīn,
ob die und ouch ir māge   Kriemhilde wolden sīn.
Dō gewan dar umbe Hagene   ein zornlīchez leben.
Er sprach:  „Jāne mac uns Gunthźr   ze werlde niemen gegeben!
696Ander iuwer gesinde   die lāt iu volgen mite,
wand ir doch wol bekennet   der Tronegęre site:
wir müezen bī den künegen   hier enhove bestān.
Wir suln in langer dienen,   den wir al her gevolget hān!“
697Daz liezen si belīben.   Dō bereiten si sich dan.
Ir edel ingesinde   vrou Kriemhilt zuo zir gewan
zwō und drīzec meide   und fünf hundert man.
Eckewart der grāve,   der volgete Sīvride dan.
698Urloup si alle nāmen,   beidiu ritter und kneht,
megede und vrouwen.   Daz was michel reht.
Gescheiden küssende   wurden si zehant.
Si rūmten vrœlīchen   des künec Gunthźres lant.
699Dō beleiten si ir māge   vil verre ūf den wegen.
Man hiez in allenthalben   ir nahtselde legen,
swā si si gerne nāmen,   al durch der künege lant.
Dō wurden boten balde   Sigemunde dan gesant,
700daz er daz wizzen solde   und ouch Sigelint,
daz sīn sun komen wolde   und ouch vroun Uoten kint,
Kriemhilt diu vil schœne,   von Wormez über Rīn.
Dōne kunden in diu męre   nimmźr lieber gesīn.
701„Sō wol mich“, sprach dō Sigemunt,   „daz ich gelebet hān,
daz Kriemhilt diu vil schœne   sol hie gekrōnet gān!
Des müezen wol getiuwert   sīn al diu erbe mīn.
Mīn sun, der edel Sīvrit,   sol hie selbe künec sīn!“
702Dō gap diu edele Sigelint   vil manegen samīt rōt.
Silber und golt vil swęre,   daz was ir botenbrōt.
Si vröute sich der męre,   diu si dō vernam.
Sich kleidete ir ingesinde   mit vlīze, als in dō wol gezam.
703Man sagete, wer dā kœme   mit im in daz lant.
Dō hiezen si gesidele   rihten sā zehant,
dar zuo er gekrōnet   vor vriunden solde gān.
Dō riten im engegene   des künec Sigemundes man.
704Ist iemen baz enpfangen,   daz ist mir unbekant,
danne die helde męre   in Sigemundes lant.
Sigelint die schœne   Kriemhilt engegene reit
mit maneger vrouwen schœnen,   ir volgeten ritter gemeit,
705in einer tageweide,   dā man die geste sach.
Die kunden und die vremden   liten ungemach,
unz daz si kōmen   zeiner bürge wīt,
diu was geheizen Santen,   dā si krōne truogen sīt.
706Mit lachendem munde   Sigelint und Sigemunt
kusten Kriemhilt   durch liebe ze maneger stunt,
und ouch Sīvrit.   In was ir leit benomen.
Allez ir gesinde   was in grōze willekomen.
707Man bat die geste bringen   für Sigemundes sal.
Die schœnen juncvrouwen,   die huop man dā ze tal
nider von den mœren.   Dā was vil manec man,
dō man den schœnen vrouwen   mit vlīze dienen began.
708Swie grōz ir hōchzīt   bī dem Rīne was bekant,
noch gap man den helden   hie vil bezzer gewant,
denne si ie getruogen   noch bī allen ir tagen.
Man mohte michel wunder   von ir rīchheite sagen.
709Dō si in ir hōhen źren   sāzen und heten genuoc,
waz golt varwer gźren   ir ingesinde truoc!
Perlen und edel gesteine   verwieret wol dar īn:
sus pflac ir vlīzeclīchen   Sigelint diu edel künegīn.
710Dō sprach vor sīnen vriunden   der hźrre Sigemunt:
„Den Sīvrides māgen   tuon ich allen kunt,
er sol vor disen recken   die mīne krōne tragen!“
Diu męre hōrten gerne   die von Niderlande sagen.
711Er bevalch im sīn gerihte,   krōne und ouch daz lant.
Sīt was er aller meister,   die er ze rehte vant,
und dar er rihten solde.   Daz wart also getān,
daz man sźre vorhte   der schœnen Kriemhilden man.
712In disen grōzen źren   lebete er, daz ist wār,
und rihte under krōne   unz an daz zehende jār,
daz diu vil schœne vrouwe   einen sun gewan.
Daz was des küneges māgen   nāch ir willen ergān.
713Den īlte man dō toufen   und gap im einen namen,
Gunthźr, nāch sīnem œheim.   Des endorfte er sich niht schamen.
Geriet er nāch den māgen,   daz węre im wol ergān.
Dō zōch man in mit vlīze.   Daz was von schulden getān.
714In den selben zīten   starp vrou Sigelint.
Dō hete den gewalt mit alle   der edelen Uoten kint,
der sō rīchen vrouwen   ob landen wol gezam.
Daz klagten dō genuoge,   dō si der tōt von in genam.
715Nū hete ouch dort bī Rīne,   sō wir hœren sagen,
bī Gunthźr dem rīchen   einen sun getragen
Prünhilt diu schœne   in Burgonden lant.
durch des heldes liebe   wart er Sīvrit genant.
716Wie rehte vlīzeclīchen   sīn man hüeten hiez!
Gunthźr der edele   im magezogen liez,
die ez wol kunden ziehen   ze einem biderbem man.
Hey, waz im ungelücke   sīt der vriunde an gewan!
717Męre zallen zīten   der wart vil geseit,
wie rehte lobelīchen   die recken vil gemeit
lebten zallen stunden   in Sīgemundes lant.
alsam tet ouch Gunthźr   mit sīnen māgen ūz erkant.
718Daz lant zen Nibelungen   Sīvride diente hie,
rīcher sīner māge   wart noch deheiner nie,
und ouch Nibelunges recken   und ir beider guot.
Des truoc der vil küene   deste hœhern muot.
719Hort den aller meisten,   den helt ie gewan,
āne die es ź pflāgen,   hete nū der küene man,
den er vor einem berge   mit sīner hende erstreit.
Dar umbe sluoc er ze tōde   vil manegen ritter gemeit.
720Er hete den wunsch der źren.   Und węre des niht geschehen,
sō müese man von schulden   dem edelen recken jehen,
daz er węre ein der beste,   der ūf ors ie gesaz.
Man vorhte sīne sterke,   und tet vil billīche daz.

wie Gunthźr Sîvriden zuo der hôhgezît bat
{ 12 }
Wie Gunther Siegfried zu einem Hofgelage einlud.
721Nū gedāhte ouch alle zīte   daz Gunthźres wīp:
„Wie treit źt alsō hōhe   vrou Kriemhilt den līp?
Nū ist doch unser eigen   Sīvrit ir man.
Er hāt uns nū vil lange   lützel dienste getān.“
722Diz truoc si in ir herzen,   und wart ouch wol verdeit.
Daz si ir vremede wāren,   daz was ir harte leit.
Daz man ir sō selten diente   von Sīvrides lant,
wā von daz węre,   daz hete si gerne bekant.
723Si versuochtez an dem künege,   ob ez möhte geschehen,
daz si Kriemhilde   solde noch gesehen.
Sie reitez heinlīche,   des si dā hete muot.
Dō dūhte den hźrren   diu rede męzlīchen guot.
724„Wie möhte wir si bringen“,   sprach der künec rīch,
„her zuo disem lande?   Daz węre unmügelīch.
Si sitzent uns ze verre.   Ine getar sis niht gebitten.“
Des antwurte im vrou Prünhilt   in einen listigen siten:
725„Swie hōhe rīche węre   deheines küneges man,
swaz im gebüte sīn hźrre,   daz solde er doch niht lān.“
Des ersmielte Gunthźr,   dō si daz gesprach.
Er enjach es im niht ze dienste,   swie dicke er Sīvride sach.
726Si sprach:  „Vil lieber hźrre,   durch den willen mīn,
sō hilf mir, daz Sīvrit   und ouch diu swester dīn
kumen zuo disem lande,   daz wir si hie gesehen!
Sōne kunde mir ze wāre   nimmźr lieber geschehen.
727Dīner swester zühte   und ir wol gezogener muot,
swenne ich dar an gedenke,   wie sanfte mir daz tuot,
wie wir ensamt sāzen,   dō ich źrste wart dīn wīp!
Si mac mir źren minnen   des küenen Sīvrides līp.“
728Si gerte es alsō lange,   unz daz der künec sprach:
„Nū wizzet, daz ich geste   sō gerne nie gesach.
Ir müget mich sanfte vlźgen.   Ich wil die boten mīn
nāch in beiden senden,   daz si uns komen an den Rīn.“
729Dō sprach diu küneginne:   „Sō sult ir mir sagen,
wenne ir si welt besenden,   oder in welchen tagen
unser lieben vriunde   suln komen in daz lant.
Die ir dar wellet senden,   die lāt mir werden bekant.“
730„Daz tuon ich“, sprach der fürste.   „drīzec mīner man
wil ich dar lāzen rīten.“   Die hiez er für sich gān.
Bī den enbōt er męre   in daz Sīvrides lant.
Ze liebe gap in Prünhilt   vil harte hźrlīch gewant.
731Dō sprach der künec Gunthźr:   „Ir recken sult von mir sagen,
al daz ich dar enbiete,   sult ir niht verdagen,
dem starken Sīvride   und ouch der swester mīn,
daz in endarf ze der werlde   niemen holder gesīn.
732Unde bittet, daz si beide   zuo uns komen an den Rīn.
Daz welle ich und mīn vrouwe   immer dienende sīn.
Vor disen sunewenden   sol er und sīne man
sehen hie vil manegen,   der im vil grōzer źren gan.
733Dem künege Sigemunde   saget den dienest mīn,
daz ich und die mīne   im immer węge sīn,
und saget ouch mīner swester,   daz si niht lāze daz,
sine rīte zuo zir vriunden!   Ir zam nie hōchgezīten baz.“
734Prünhilt und Uote   und swaz man dā vrouwen vant,
die enbuten alle ir dienest   in Sīvrides lant
den minneclīchen vrouwen   und manegem küenem man.
Mit küneges vriunde rāte   die boten huoben sich dan.
735Si fuoren reislīche.   Ir pfert und ir gewant,
daz was in komen allen.   Dō rūmten si daz lant.
In zogete wol ir verte,   dar si dā wolden varn.
Der künec hiez mit geleite   die boten vlīzeclīche bewarn.
736Si kōmen in drīn wochen   geriten in daz lant
ze Nibelunges bürge,   dar wāren si gesant.
Ze Norwęge in der marke,   dā funden si den degen.
Diu ross den boten wāren   vil müede von den langen wegen.
737Sīvride und Kriemhilt   wart beiden dō geseit,
daz ritter dar komen węren,   die truogen sölchiu kleit,
sam man zen Burgonden   dō der site pflac.
Si spranc von einem bette,   dar an si ruowende lac.
738Dō bat si zeinem venster   eine maget gān.
Diu sach den küenen Gźren   an dem hove stān,
in und die gesellen,   die wāren dar gesant.
Gegen ir herzeleide   wie liebiu męre si bevant!
739Si sprach zuo dem künege:   „Nu seht ir, wā si stānt,
die mit dem starken Gźren   ūf dem hove gānt,
die uns mīn bruoder Gunthźr   sendet nider den Rīn.“
Dō sprach der starke Sīvrit:   „Die suln uns willekomen sīn!“
740Allez daz gesinde   lief, dā man si sach.
Ir ietslīch besunder   vil güetlīche sprach
daz beste daz si kunden   ze den boten dō.
Sigemunt der hźrre,   der was ir kunfte harte vrō.
741Dō wart geherberget   Gźre und sīne man.
Diu ross hiez man behalten.   Die boten giengen dan,
dā der hźrre Sīvrit   bī Kriemhilde saz.
In was ze hove erloubet,   dā von sō tāten si daz.
742Der wirt mit sīnem wībe   stuont ūf sā zehant.
Wol wart enpfangen Gźre   von Burgonden lant
mit sīnen hergesellen,   die Gunthźres man.
Gźren den vil rīchen   bat man an den sedel gān.
743„Erloubet uns die botschaft,   ź daz wir sitzen gān.
Uns wegemüede geste,   lāt uns die wīle stān!
Wir süln iu sagen męre,   waz iu enboten hāt
Gunthźr und Prünhilt,   ir dinc vil hōhenlīche stāt,
744und ouch waz vrou Uote,   iuwer muoter, her enbōt,
Gīselhźr der junge   und ouch hźr Gźrnōt,
und iuwer besten māge.   Die habent uns her gesant.
Die enbietent iu ir dienest   ūzer Gunthźres lant.“
745„Nū lōn in got“, sprach Sīvrit,   „ich getrūwe in harte wol
triuwen und guotes,   alsō man vriunden sol.
Alsam tuot ouch ir swester.   Ir sult uns męre sagen,
ob unser lieben vriunde   dā heime iht hōhes muotes tragen.
746Sīt daz wir von in schieden,   hāt in iemen iht getān,
den mīnen konemāgen,   daz sult ir mich wizzen lān.
Daz wil ich in immer   mit triuwen helfen tragen,
unze daz ir vīande   den mīnen dienest müezen klagen.“
747Dō sprach der marcgrāve Gźre,   ein recke vil guot:
„Si sint in allen tugenden   sō rehte hōch gemuot.
Si ladent iuch ze Rīne   zeiner hōchgezīt.
Si sęhen iuch vil gerne,   daz ir des āne zwīvel sīt.
748Unde bittent mīne vrouwen,   si sul mit iu dar komen.
Swenne daz der winter   ein ende habe genomen,
vor disen sunewenden,   sō wolden si iuch sehen.“
Dō sprach der starke Sīvrit:   „Daz kunde müelīch geschehen.“
749Dō sprach aber Gźre   von Burgonden lant:
„Iuwer muoter Uote   hāt iuch gemant,
Gźrnōt und Gīselhźr,   ir sult in niht versagen.
Daz ir in sīt sō verre,   daz hœre ich tegelīche klagen.
750Prünhilt, mīn vrouwe,   und alle ir magedīn,
die vröunt sich der męre.   Und ob ez müge sīn,
daz si iuch noch gesęhen,   daz gębe in hōhen muot.“
Dō dūhten disiu męre   die schœnen Kriemhilde guot.
751Gźre was ir sippe.   Der wirt in sitzen hiez.
Den gesten hiez er schenken,   niht langer man daz liez.
Dō was ouch komen Sigemunt,   dā er die boten sach.
Der hźrre vriuntlīche   zuo den Burgonden sprach:
752„Sīt willekomen, ir recken,   ir Gunthźres man!
Sīt daz Kriemhilt   ze wībe gewan
Sīvrit der mīn sun,   man solde iuch dicker sehen
hie in disem lande,   wolt ir uns vriuntschefte jehen.“
753Si sprāchen, swenne er wolde,   si solden gerne komen.
In wart ir michel müede   mit vröuden vil benomen.
die boten bat man sitzen.   Spīse man in truoc.
Dō hiez dō geben Sīvrit   nāch sīnen vriunden genuoc.
754Si muosen dā belīben   bevollen niun tage.
Des heten endeclīchen   die snellen ritter klage,
daz si niht wider solden   rīten in ir lant.
Dō hete der künec Sīvrit   nāch sīnen vriunden gesant.
755Er vrāgte, waz si rieten,   ob si an den Rīn:
„Ez hāt nāch mir gesendet   Gunthźr, der vriunt mīn,
er und sīne māge,   durch eine hōchgezīt.
Nū kœme ich im vil gerne,   wand daz sīn lant ze verre līt.
756Und bittent Kriemhilde,   daz si mit mir var.
Nū rātet, liebe vriunde,   wie sol ich komen dar?
Und solde ich herverten   durch si in drīzec lant,
dā müese in dienen gerne   hin diu Sīvrides hant!“
757Dō sprāchen sīne recken:   „Habt ir der reise muot
hin zer hōchgezīte,   wir rāten, waz ir tuot:
ir sult mit tūsent recken   rīten an den Rīn.
Sō müget ir wol mit źren   dā zen Burgonden sīn.“
758Dō sprach von Niderlande   der hźrre Sigemunt:
„Welt ir zer hōchgezīte,   wan tuot ir mir daz kunt?
Ob ez iu niht versmāhet,   sō rīt ich mit iu dar.
Ich füere hundert degene.   Dā mite mźre ich iuwer schar.“
759„Und welt ir mit uns rīten,   vil lieber vater mīn“,
sprach der küene Sīvrit,   „vil vrō sol ich des sīn.
Inner tagen zwelven   sō rūm ich mīniu lant.“
Alle die es dō gerten,   den gap man ross und ouch gewant.
760Dō der künec edele   der reise hete muot,
dō hiez man wider rīten   die snellen boten guot.
Den sīnen konemāgen   enbōt er an den Rīn,
er wolde harte gerne   dā zir hōchgezīten sīn.
761Sīvrit und Kriemhilt,   alsō wir hœren sagen,
sō vil den boten gāben,   daz ez niht mohten tragen
ir mœre heim ze lande.   Er was ein rīcher man.
Ir starken soumęre,   die treip man vrœlīche dan.
762Ir volc kleidete Sīvrit   und ouch Sigemunt.
Eckewart der grāve,   der hiez an der stunt
vrouwen kleider suochen,   diu besten diu man vant
oder iender kunde erwerben   über al Sīvrides lant.
763Die setele zuo den schilden   bereiten man began.
Rittern und vrouwen,   die mit in solden dan,
den gap man swaz si wolden,   daz in niht gebrast.
Dō brāhte er sīnen vriunden   vil manegen hźrlīchen gast.
764Den boten zogete sźre   ze lande ūf den wegen.
Dō kom zen Burgonden   Gźre der degen.
Er wart vil wol enpfangen.   Dō erbeizten si ze tal
von rossen und von mœren   für den Gīselhźres sal.
765Die tumben und die wīsen   giengen, sō man tuot,
vrāgen umbe męre.   Dō sprach der ritter guot:
„Swenne ich si sage dem künege,   dā hœret si zehant!“
Er gie mit den gesellen,   dā er Gunthźren vant.
766Der künec von grōzer liebe   von dem sedele spranc.
Daz si sō balde kōmen,   des sagte in dō danc
Prünhilt diu schœne.   Gunthźr zem boten sprach:
„Wie gehabt sich Sīvrit   von dem mir liebes vil geschach?“
767Dō sprach der küene Gźre:   „Dā wart er vröuden rōt,
er und iuwer swester.   Nie vriunde baz enbōt
sō getriuwiu męre   deheiner slahte man,
als iu der hźrre Sīvrit   und ouch sīn vater hāt getān.“
768Dō sprach ze dem marcgrāven   des edelen küneges wīp:
„Nū sagt mir, kumet uns Kriemhilt?   Hāt noch ir schœner līp
behalten iht der zühte,   der si wol kunde pflegen?“
„Si kumt iu sicherlīchen,“   sō sprach dō Gźre der degen.
769Uote bat dō drāte   die boten für sich gān.
Dō mohte man an ir vrāge   harte wol verstān,
daz si daz hōrte gerne,   was Kriemhilt noch gesunt.
Er sagete, wie er si fünde,   und daz si kœme in kurzer stunt.
770Ouch wart von in diu gābe   ze hove niht verdeit,
die in gap hźr Sīvrit,   golt und ouch diu kleit.
Daz brāhte man ze sehene   der drīer künege man.
Der ir vil grōzen milte   wart in danken getān.
771„Er mac“, sprach dō Hagene,   „von im sanfte geben.
Er enkunde ez niht verswenden,   und solde er immer leben.
Hort der Nibelunge   beslozzen hāt sīn hant.
Hey, solde er kumen immer   in der Burgonden lant!“
772Allez daz gesinde   vröute sich dar zuo,
daz si komen solden.   Spāte und vruo
jā wāren vil unmüezec   der drīer künege man.
Vil manec hergesidele   man dō rihten began.
773Hūnolt der küene   und Sindolt der degen,
die heten vil unmuoze,   die zīt si muosen pflegen
truhsęzen und schenken   ze rihten manege banc.
Des half in ouch hźr Ortwīn.   Des sagete in Gunthźr danc.
774Rūmolt der kuchenmeister,   wie wol er rihte sīt
die sīnen undertānen!   Vil manegen kezzel wīt,
heven und pfannen,   hey, waz man der dā vant!
Dō beriete man den spīse,   die dā kōmen in daz lant.

wie si ze der hôhgezît vuoren
{ 13 }
Wie sie zum Hofgelage fuhren.
775Alle ir unmuoze   die lāze wir nū sīn,
unde sagen, wie vrouwe Kriemhilt   und ouch ir magedīn
gegen Rīne fuoren   von Nibelunge lant.
Nie getruogen mœre   sō manec rīche gewant.
776Vil der soumschrīne  man schicte zuo den wegen.
Dō reit mit sīnen vriunden   Sīvrit der degen,
und ouch diu küneginne,   dar si heten vröuden wān.
Sīt wart ez in allen   ze grōzem leide getān.
777Dā heime si dō liezen   Sīvrides kindelīn
und sun Kriemhilde.   Daz muose źt also sīn.
Von ir hovereise   im erstuont michel sźr.
Sīn vater und sīn muoter   gesach daz kindel nimmźr mźr.
778Dō reit ouch mit in dannen   der hźrre Sigemunt.
Solde er rehte wizzen,   wie ez nāch der stunt
zer hōchgezīte ergienge,   er hete ir niht gesehen.
Im kunde ze lieben vriunden   nimmźr leider geschehen.
779Die boten man für sande,   die diu męre sageten dar.
Dō reit ouch in engegen   mit wunneclīcher schar
vil der Uoten vriunde   und der Gunthźres man.
Der wirt gegen sīnen gesten   vil sźre sich vlīzen began.
780Er gie zuo Prünhilt,   dā er die sitzen vant.
„Wie enpfie źt iuch mīn swester,   dō ir kōmet in mīn lant?
Alsam sult ir enpfāhen   daz Sīvrides wīp!“
„Daz tuon ich von schulden.   Gerne holt ist ir mīn līp.“
781Dō sprach der künec rīche:   „Si kument morgen vruo.
Welt ir si enpfāhen,   dā grīfet balde zuo,
daz wir ir in der bürge   niht erbīten hie.
Mir kōmen in allen wīlen   sō rehte liebe geste nie.“
782Ir megde und ir vrouwen   hiez si dō sā zehant
suochen guotiu kleidet,   die besten die man vant,
die ir ingesinde   vor gesten solden tragen.
Daz tāten si doch gerne.   Daz mac man līhte gesagen.
783Ouch īlten in dō dienen   die Gunthźres man.
Alle sīne recken   der wirt zuo sich gewan.
Dō reit diu küneginne   vil hźrlīche dan.
Dā wart vil michel grüezen   die liebe geste getān.
784Mit wie getānen vröuden   man die geste enpfie!
Si dūhte, daz vrou Kriemhilt   vroun Prünhilde nie
sō rehte wol enpfienge   in Burgonde lant.
Die si ź niht gesāhen,   den wart vil hōher muot erkant.
785Nū was ouch komen Sīvrit   mit den sīnen man.
Man sach die helde wenden   wider unde dan
des veldes allenthalben   mit ungefüegen scharn.
Dringen und stouben   kunde dā niemen bewarn.
786Dō der wirt des landes   Sīvride sach
und ouch Sigemunde,   wie minneclīch er dō sprach:
„Nū sīt mir grōze willekomen   und al den vriunden mīn!
Der iuwer hovereise   sul wir hōchgemuote sīn.“
787„Nū lōn iu got“, sprach Sigemunt,   der źre gernde man,
„sīt daz iuch mīn sun Sīvrit   ze vriunde gewan,
dō rieten mīne sinne,   daz ich iuch solde sehen.“
Dō sprach der künec Gunthźr:   „Mir ist liebe dar an geschehen.“
788Sīvrit wart enpfangen,   als im dā wol gezam,
Mit vil grōzen źren,   was im dā niemen gram.
Des half mit grōzen zühten   Gīselhźr und Gźrnōt.
Ich węne, man ez gesten   noch nie sō güetlīch erbōt.
789Dō nāhten zuo ein ander   der zweier künege wīp.
Dā wart vil setel lęre.   Manec schœner vrouwen līp
wart von helde handen   erhaben ūf daz gras.
Die vrouwen gerne dienten,   waz der unmüezegen was!
790Dō giengen zuo ein ander   diu minneclīchen wīp.
Des was in grōzen vröuden   vil maneges ritters līp,
daz ir beider grüezen   sō schōne wart getān.
Dō sach man vil der recken   bī ir juncvrouwen stān.
791Daz hźrlīche gesinde,   daz vie sich bī der hant.
In zühte grōze nīgen,   des man vil dā vant,
und küssen minneclīchen   von vrouwen wolgetān.
Daz was liep ze sehene   Gunthźres und Sīvrides man.
792Sine biten dā niht langer.   Si riten zuo der stat.
Der wirt daz sīnen gesten   wol erzeigen bat,
daz man si gerne sęhe   in Burgonden lant.
Vil manegen puneiz rīchen   man vor den juncvrouwen vant.
793Ûzer Tronege Hagene   und ouch Ortwīn,
daz si gewaldec węren,   daz tāten si wol schīn.
Swaz si gebieten wolden,   daz torste man niht lān.
Von in wart michel dienest   den lieben gesten getān.
794Vil schilde hōrte man hellen   dā ze dem bürgetor
von stichen und von stœzen.   Lange habte der vor
der wirt mit sīnen gesten,   ź si kōmen drīn.
Jā gienc in diu stunde   mit grōzer kurzewīle hin.
795Für den palas rīchen   mit vröuden sie dō riten.
Manegen pfellel spęhen,   guot und wol gesniten,
sach man über setel   den vrouwen wolgetān
allenthalben hangen.   Dō kōmen Gunthźres man.
796Die geste hiez man füeren   balde an ir gemach.
Under wīlen blicken   man Prünhilde sach
an vroun Kriemhilde,   diu schœne was genuoc.
Ir varwe gegen dem golde   den glanz vil hźrlīchen truoc.
797Allenthalben schallen   ze Wormez in der stat
hōrte manz gesinde.   Gunthźr dō bat
Dancwarten, sīnen marschalc,   daz er ir solde pflegen.
Dō begunde er daz gesinde   harte güetlīche legen.
798Dar ūze und ouch dar inne   spīsen man si lie.
Jā wart vremder geste   baz gepflegen nie.
Alles des si gerten,   des was man in bereit.
Der künec der was sō rīche,   daz dā niemen niht wart verseit.
799Man diente in vriuntlīche   und ān allen haz.
Der wirt dō ze tische   mit sīnen gesten saz.
Man bat Sīvride sitzen,   als er hete ź getān.
Dō gie mit im ze sedele   vil manec wętlīcher man.
800Wol zwelf hundert recken   an dem ringe sīn
dā ze tische sāzen.   Prünhilt diu künegīn
gedāhte, daz eigenholde   niht rīcher kunde wesen.
Si was im noch sō węge,   daz si in gerne lie genesen.
801An einem ābende,   dā der künec saz,
vil der rīchen kleider   wart von wīne naz,
dā die schenken solden   zuo den tischen gān.
Dā wart vil voller dienest   mit grōzem vlīze getān.
802Sō man ze hōchzīten   lange hāt gepflegen,
vrouwen und megde,   die hiez man schōne legen.
Von swannen si dar kōmen,   der wirt in willen truoc.
Mit güetlīchen źren   man gap in allen genuoc.
803Dō diu naht hete ende   und der tac erschein,
ūz den soumschrīnen   vil manec edel stein
erlūhte in guoter węte,   die ruorte vrouwen hant.
Dō wart dar für gesuochet   vil manec hźrlīch gewant.
804Ê daz vol ertagete,   dō kōmen für den sal
vil ritter unde knehte.   Dō huop sich aber der schal
vor einer vrüemesse,   die man dem künege sanc.
Dā riten junge helde,   dazs in der künec sagete danc.
805Vil krefteclīche lūte   manec pūsūn erdōz.
Von trumben und von floyten   wart der schal sō grōz,
daz Wormez diu vil wīte   dar nāch lūte erschal.
Die hōchgemuoten helde   ze rossen kōmen über al.
806Dō huop sich in dem lande   vil harte hōhe ein spil
von manegem guotem recken.   Der sach man dā vil,
den ir tumbiu herze   gāben hōhen huot.
Dā sach man under schilde   vil manegen zieren ritter guot.
807In diu venster sāzen   diu hźrlīchiu wīp
und vil der schœnen megede.   Gezieret was ir līp.
Si sāhen kurzewīle   von manegen küenem man.
Der wirt mit sīnen vriunden   selbe rīten began.
808Sus vertriben si die wīle,   diu dūhte niht lanc.
Man hōrte dā zem tuome   maneger glocken klanc.
Dō kōmen in die mœre.   Die vrouwen riten dan.
Den edelen küneginnen,   den volgete manec küene man.
809Si stuonden vor dem münster   nider ūf daz gras.
Prünhilt ir gesten   dannoch vil węge was.
Sie giengen under krōne   in daz münster wīt.
Diu liebe wart sīt gescheiden.   Daz vrumte grœzlīcher nīt.
810Dō si gehōrten messe,   si fuoren wider dan
mit vil manegen źren.   Man sach si sider gān
ze tische vrœlīche.   Ir vröude nie gelac
dā zer hōchgezīte,   unz an den einleften tac.

wie die küneginne ein ander schulten
{ 14 }
Wie die Königinnen aneinander gerieten.
811Vor einer vesperzīte   huop sich grōz ungemach,
daz von manegem recken   ūf dem hove geschach.
Si pflāgen ritterschefte   durch kurzewīle wān.
Dō liefen dar durch schouwen   vil manec wīp unde man.
812Ze samene dō gesāzen   die küneginne rīch.
Si gedāhten zweier recken,   die wāren lobelīch.
Dō sprach diu schœne Kriemhilt:   „Ich hān einen man,
daz elliu disiu rīche   ze sīnen handen solden stān!“
813Dō sprach diu vrou Prünhilt:   „Wie kunde daz gesīn?
Ob ander niemen lebte   wan sīn unde dīn,
sō möhten im diu rīche   wol wesen undertān.
Die wīle lebt Gunthźr,   sō kunde ez nimmźr ergān!“
814Dō sprach aber Kriemhilt:   „Nū sihestū, wie er stāt,
wie rehte hźrlīche   er vor den recken gāt,
alsam der liehte māne   vor den sternen tuot!
Des muoz ich von schulden   tragen vrœlīchen muot.“
815Dō sprach diu vrou Prünhilt:   „Swie wętlīch sī dīn man,
swie edele und swie schœne,   sō muost dū vor im lān
Gunthźr den recken,   den edelen bruoder dīn.
Der muoz vor allen künegen,   daz wizzest węrlīche, sīn.“
816Dō sprach vrou Kriemhilt:   „Sō tiuwer ist wol mīn man,
daz ich in āne schulde   niht gelobet hān.
An vil manegen dingen   sō ist sīn źre grōz.
Geloubestū des, Prünhilt,   er ist wol Gunthźres genōz.“
817„Jāne solt dū mir ez, Kriemhilt,   ze arge niht verstān,
wand ich āne schulde   die rede niht hān getān!
Ich hōrte si jehen beide,   dō ich si aller źrste sach,
und dā des küneges wille   an mīnem lībe geschach,
818und dā er mīne minne   sō ritterlīch gewan,
dā jach des selbe Sīvrit,   er węre sküneges man.
Des hān ich in für eigen,   sīt ich es in hōrte jehen.“
Dō sprach diu schœne Kriemhilt:   „So węre mir übele geschehen.
819Wie heten sō geworben   die edelen bruoder mīn,
daz ich eigen mannes   wine solde sīn?
Des wil ich dich, Prünhilt,   vil vriuntlīche bitten,
daz dū die rede lāzest   durch mich mit güetlīchen siten.“
820„Jāne mac ir niht gelāzen!“   sprach des küneges wīp.
„Zwiu solde ich verkiesen   sō maneges ritters līp,
der uns mit dem degene   dienestlīch ist undertān?“
Kriemhilt diu vil schœne   vil sźre zürnen began.
821„Dū muost in verkiesen,   daz er dir immer bī
wone deheiner dienste.   Er ist tiuwerer danne sī
Gunthźr, der mīn bruoder,   der vil edel man.
Dū solt mich des erlāzen,   daz ich von dir vernomen hān!
822Unde nimet mich immer wunder,   sīt er dīn eigen ist,
und daz über uns beide   sō gewaltec bist,
daz er dir sō lange   den zins versezzen hāt.
Der dīner übermüete   solde ich von rehte haben rāt!“
823„Du ziuhest dich ze hōhe“,   sprach des küneges wīp.
„Nū wil ich sehen gerne,   ob man den dīnen līp
habe ze sölchen źren,   sō man den mīnen tuot!“
Die vrouwen wurden beide   vil sźre zornec gemuot.
824Dō sprach diu vrouwe Kriemhilt:   „Daz muoz źt nū geschehen.
Sīt dū mīnes mannes   für eigen hāst verjehen,
nū müezen hiute kiesen   der beider künege man,
ob ich vor küneges wībe   zem münster türre gān.
825Dū muost dā hiute schouwen,   daz ich bin edel vrī,
und daz mīn man ist tiuwerer   danne der dīne sī.
Dā mit wil ich selbe   niht bescholten sīn.
Dū solt noch hīnte kiesen,   wie diu eigene diu dīn
826ze hove gź vor recken   in Burgonden lant.
Ich wil selbe tiuwerer wesen,   danne iemen habe bekant
deheine küneginne,   diu krōne ie her getruoc!“
Dō huop sich under den vrouwen   des grōzen nīdes genuoc.
827Dō sprach aber Prünhilt:   „Wiltū niht eigen sīn,
sō muostū dich scheiden   mit den vrouwen dīn
von mīnem ingesinde,   dā wir zem münster gān.“
Des antwurte Kriemhilt:   „Entriuwen, daz sol sīn getān!“
828„Nū kleidet iuch, mīne meide“,   sprach Sīvrides wīp.
„Ez muoz āne schande   belīben hie mīn līp.
Ir sult wol lāzen schouwen,   und habt ir rīche wāt.
Si mac sīn gerne lougen,   des Prünhilt verjehen hāt.“
829Man mohte in līhte rāten.   Si suochten rīchiu kleit.
Dā wart vil wold gezieret   manec vrouwe unde meit.
Dō gie mit ir gesinde   des edelen küneges wīp,
dō wart ouch wol gezieret   der schœnen Kriemhilden līp,
830mit drīn und vierzec meiden,   die brāhte si an den Rīn.
Die truogen liehte pfelle   geworht in Arābī,
sus kōmen zuo dem münster   die meide wolgetān.
Ir warten vor dem hūse   alle Sīvrides man.
831Die liute nam des wunder,   wā von daz geschach,
daz man die küneginne   alsō gescheiden sach,
daz si bī ein ander   niht giengen alsam ź.
Dā von wart manegem degene   sīt vil sorclīchen wź.
832Hie stuont vor dem münster   daz Gunthźres wīp.
Dō hete kurzewīle   vil maneges ritters līp
mit den schœnen vrouwen,   der si dā nāmen war.
Dō kom diu vrou Kriemhilt   mit maneger hźrlīchen schar.
833Swaz kleider ie getruogen   edeler ritter kint,
wider ir gesinde   daz was gar ein wint.
Si was sō rīch des guotes,   daz drīzec künege wīp
ez möhten niht erziugen,   daz tęte Kriemhilde līp.
834Ob iemen wünschen solde,   der kunde niht gesagen,
daz man sō rīchiu kleider   gesęhe ie mźre tragen,
alsō dā ze stunden truogen   ir meide wolgetān.
Wan ze leide Prünhilde,   ez hete Kriemhilt verlān.
835Ze samne si dō kōmen   vor dem münster wīt.
Ez tet diu hūsvrouwe   durch einen grōzen nīt,
si hiez vil übellīche   Kriemhilde stille stān:
„Jā sol vor küneges wībe   nimmźr eigen diu gegān!“
836Dō sprach diu schœne Kriemhilt,   zornec was ir muot:
„Kundestū noch geswīgen,   daz węre dir guot.
Dū hāst geschendet selbe   den dīnen schœnen līp.
Wie möhte mannes kebse   werden immer küneges wīp?“
837„Wen hāstū hie verkebset?“   sprach dō des küneges wīp.
„Daz tuon ich“, sprach Kriemhilt,   „den dīnen schœnen līp.
Den minnete źrste Sīvrit,   der mīn vil lieber man.
Jāne was ez niht mīn bruoder,   der dir den magetuom an gewan!
838War kōmen dīne sinne?   Ez was ein arger list.
Zwiu lieze dū in minnen,   sīt er dīn eigen ist?
Ich hœre dich“, sprach Kriemhilt,   „ān alle schulde klagen.“
„Entriuwen“, sprach dō Prünhilt,   „daz wil ich Gunthźre sagen!“
839„Waz mac mir daz gewerren?   Dīn übermuot dich hat betrogen.
Dū hāst mich ze dieneste   mit rede dich an gezogen.
Daz wizze in rehten triuwen,   ez ist mir immer leit.
Getriuwer heinlīche   sol ich dir wesen unbereit!“
840Prünhilt dō weinte.   Kriemhilt niht langer lie,
vor des küneges wībe   inz münster si dō gie
mit ir ingesinde.   Dā huop sich grōzer haz.
Des wurden ir liehtiu ougen   vil starke trüebe und naz.
841Swie vil man gote gediente   oder iemen dā gesanc,
des dūhte Prünhilde   diu wīle gar ze lanc,
wand ir was vil trüebe   der līp und ouch der muot.
Des muose sīt engelten   manec helt küen und guot.
842Prünhilt gie mit ir vrouwen   für daz münster stān.
Si gedāhte:  „Mich muos Kriemhilt   mźre hœren lān,
des mich so lūte zihet   daz wortręze wīp.
Hāt er sich es gerüemet,   ez gāt an Sīvrides līp.“
843Nū kom diu edele Kriemhilt   mit manegem küenem man.
Dō sprach diu vrouwe Prünhilt:   „Ir sult noch stille stān.
Ir jahet mīn ze kebesen.   Daz sult ir mich lāzen sehen.
Mir ist von iuwern sprüchen,   daz wizzet, leide geschehen.“
844Dō sprach diu vrouwe Kriemhilt:   „Ir möhtet mich lāzen gān.
Ich erziuge ez mit dem golde,   daz ich an der hende hān.
Daz brāhte mir mīn vriedel,   dō er źrste bī mir lac.“
Nie gelebte Prünhilt   deheinen leidern tac.
845Si sprach:  „Diz golt vil edele,   daz wart mir verstoln
und ist mich harte lange   vil übele vor verholn.
Ich kum es an ein ende,   wer mir ez hāt genomen.“
Die vrouwen wāren beide   in grōz ungemüete komen.
846Dō sprach aber Kriemhilt:   „Ine wils niht wesen diep.
Dū möhtes wol gedaget hān,   und węre dir źre liep.
Ich erziuge ez mit dem gürtel,   den ich hie umbe hān,
daz ich niht liuge.   Jā wart mīn Sīvrit dīn man!“
847Von Ninnivź der sīden   si den porten truoc
mit edelem gesteine.   Jā was er guot genuoc.
Dō den gesach vrou Prünhilt,   weinen si began.
Daz muose vreischen Gunthźr   und alle Burgonden man.
848Dō sprach diu küneginne:   „Heizet here gān
den fürsten vonme Rīne!   Ich wil in hœren lān,
wie mich hāt gehœnet   sīner swester līp.
Si sagt hie offenlīche,   ich sī Sīvrides wīp!“
849Der künec kom mit recken.   Weinen er dō sach
die sīne triutinne.   Wie güetlīch er sprach:
„Sagt mir, liebiu vrouwe,   wer hāt iu iht getān?“
Si sprach zuo dem künege:   „Ich muoz unvrœlīche stān.
850Von allen mīnen źren   mich diu swester dīn
gerne wolde scheiden.   Dir sol geklaget sīn,
si giht, mich habe gekebset   Sīvrit, ir man.“
Dō sprach der künec Gunthźr:   „Sō hete si übele getān.“
851„Si treit hie mīnen gürtel,   den ich hān verlorn,
und mīn golt, daz rōte.   Daz ich ie wart geborn,
daz riuwet mich vil sźre,   dūne beredest, künec, mich
der vil grōzen schande.   Daz diene ich, künec, immer umbe dich.“
852Dō sprach der künec Gunthźr:   „Er sol her für gān.
Und hāt er sichs gerüemet,   daz sol er hœren lān,
oder sīn muoz lougen   der helt von Niderlant.“
Den Kriemhilde vriedel,   den hiez man bringen sā zehant.
853Dō der hźrre Sīvrit   die ungemüeten sach,
er enwesse niht der męre.   Wie balde er dō sprach:
„Waz weinent dise vrouwen?   Daz hete ich gerne erkant,
oder von welchen schulden   mich der künec habe besant.“
854Dō sprach der künec Gunthźr:   „Jā ist mir harte leit!
Mir hāt mīn vrouwe Prünhilt   ein męre hie geseit,
dū habes dich des gerüemet,   daz dū ir schœnen līp
aller źrst habes geminnet.   Daz sagt Kriemhilt, dīn wīp.“
855Dō sprach der starke Sīvrit:   „Und hāt si daz geseit,
ź daz ich erwinde,   ez sol ir werden leit.
Und wil dir daz enpfüeren   vor allen dīnen man
mit mīnen hōhen eiden,   daz ich es niht gesaget hān.“
856Dō sprach der künec von Rīne:   „daz soltū lāzen sehen!
Den eit, den dū dā biutest,   und mac der hie geschehen,
aller valschen dinge,   der wil ich dich ledec lān.“
Dō hiez man zuo dem ringe   die stolzen Burgonden stān.
857Sīvrit der vil küene   zem eide bōt die hant.
Dō sprach der künec rīche:   „Mir ist sō wol bekant
iuwer grōz unschulde,   ich wil iu ledec lān,
des iuch mīn swester zīhet,   daz ir des niene habt getān!“
858Dō sprach aber Sīvrit:   „Geniuzet es mīn wīp,
daz si hāt betrüebet   den Prünhilde līp,
daz ist mir sicherlīchen   āne māze leit!“
Dō sāhen zuo zein ander   die guoten ritter gemeit.
859„Man sol vrouwen ziehen“,   sprach Sīvrit der degen,
„daz si üppeclīche sprüche   lāzen under wegen.
Verbiut ez dīnem wībe,   der mīnen tuon ich sam.
Ir grōzen ungefuoge   ich mich węrlīche scham.“
860Mit rede was gescheiden   manec schœne wīp.
Dō trūrete alsō sźre   der Prünhilde līp,
daz ez barmen muose   den Gunthźres man.
Dō kom von Tronege Hagene   zuo sīner vrouwen gegān.
861Er vrāgete, waz ir węre.   Weinende er si vant.
Dō sagte si im diu męre.   Er lobte ir sā zehant,
daz ez erarnen müese   der Kriemhilde man,
oder er wolde nimmźr   dar umbe vrœlīch gestān.
862Zuo der rede kom dō   Ortwīn und Gźrnōt,
dā die helde rieten   den Sīvrides tōt.
Dar zuo kom ouch Gīselhźr,   der edelen Uoten kint.
Dō er ir rede gehōrte,   er sprach getriuwelīche sint:
863„Ir vil guoten recken,   war umbe tuot ir daz?
Jāne gediente Sīvrit   nie alsölchen haz,
daz er dar umbe solde   verliesen sīnen līp!
Jā ist es harte līhte,   dar umbe zürnent diu wīp!“
864„Suln wir gouche ziehen?“   sprach aber Hagene.
„Des habent vil lützel źre   sō guote degene,
daz er sich hāt gerüemet   der lieben vrouwen mīn.
Dar umbe wil ich sterben,   ez engź im an das leben sīn.“
865Dō sprach der künec selbe:   „Er enhāt uns niht getān
niuwan guot und źre.   Man sol in leben lān.
Waz touc, ob ich dem recken   nū węre gehaz?
Er was ie getriuwe,   und tet vil willeclīche daz.“
866Dō sprach von Metzen   der degen Ortwīn:
„Jāne mac in niht gehelfen   diu grōze sterke sīn!
Erloubet mir ez mīn hźrre,   ich getuo im leit.“
Dō heten im die helde   āne schulde widerseit.
867Sīn gevolgete niemen,   niuwan daz Hagene
geriet in allen zīten   Gunthźr dem degene,
ob Sīvrit niht enlebte,   sō würde im undertān
vil der künege lande.   Der helt des trūren began.
868Dō liezen siz belīben.   Spiln man dō sach.
Hey, waz man starker schefte   vor dem münster brach
vor Sīvrides wībe   al zuo dem sale dan!
Dō wāren in unmuote   alle Gunthźres man.
869Der künec sprach:  „Lāt belīben   den mortlīchen zorn!
Er ist uns ze sęlden   und ze źren geborn.
Ouch ist sō grimme starc   der wundern küene man,
ob er sīn inne werde,   sō torste in niemen bestān.“
870„Nein er“, sprach dō Hagene,   „ir müget wol stille dagen.
Ich getrūwez heinlīche   alsō wol an getragen.
Daz Prünhilde weinen   sol im wesen leit.
Jā sol im von Hagenen   immer wesen widerseit!“
871Dō sprach der künec Gunthźr:   „Wie mac daz ergān?“
Des antwurte Hagene:   „Ich wilz iuch hœren lān:
wir heizen boten   zuo zuns in diz lant
widersagen offenlīche,   die hie niemen sīn bekant.
872Sō jeht ir vor den gesten,   daz ir und iuwer man
wellet herverten.   Alsō daz ist getān,
sō lobt er iu dar dienen.   Des verliuset er den līp.
Sō ervar ich uns diu męre   ab des küenen recken wīp.“
873Der künec gevolgete übele   Hagenen, sīnem man.
Die starken untriuwe   begunden tragen an,
ź iemen daz erfünde,   die ritter ūz erkorn.
Von zweier vrouwen bāgen   wart vil manec helt verlorn.

wie Sîvrit verrâten wart
{ 15 }
Wie Siegfried verraten wurde.
874An dem vierdem morgen   zwźn und drīzec man
sach man ze hove rīten.   Daz wart dō kunt getān
Gunthźr dem vil rīchen,   im węre widerseit.
Von lüge erwuohsen vroun Kriemhilde   diu aller grœzesten leit.
875Urloup si nāmen,   daz si für solden gān,
und jāhen, daz siz węren,   Liudegźres man,
den ź hete betwungen   diu Sīvrides hant
und in ze gīsel brāhte   in daz Gunthźres lant.
876Die boten er dō gruozte   und hiez si sitzen gān.
Ir einer sprach dar under:   „Hźrre, lāt uns stān,
unze wir sagen męre,   die iu enboten sint.
Jā habt ir ze vīande,   daz wizzet, maneger muoter kint!
877Iu widersaget Liudegast   und Liudegźr,
den ir dā wīlen tātet   diu grœzlīchen sźr.
Die wellent zuo ziu rīten   mit her in diz lant.“
Der künec begunde zürnen,   dō er diu męre bevant.
878Dō hiez man die meinręten   zen herbergen varn.
Wie möhte sich hźr Sīvrit   dō dā vor bewarn,
er oder ander iemen?   Daz si dā truogen an,
daz wart sīt in selben   ze grōzem leide getān.
879Der künec mit sīnen vriunden   rūnende gie.
Hagene von Tronege   in nie geruowen lie.
Noch heten ez gescheiden   genuoge sküneges man,
dōne wolde źt Hagene   nie des tages ab gegān.
880Eines tages si Sīvrit   rūnende vant.
Dō begunde vrāgen   der helt von Niderlant:
„Wie gāt sō trūreclīche   der künec und sīne man?
Daz hilf ich im immer rechen,   hāt im iemen iht getān.“
881Dō sprach der hźrre Gunthźr:   „Mir ist von schulden leit.
Liudegast und Liudegźr,   die habent mir widerseit.
Si wellent offenlīchen   rīten in mīn lant!“
Dō sprach der degen küene:   „Daz sol diu Sīvrides hant
882nāch allen iuwern źren   mit vlīze understān.
Ich getuon noch den degenen,   als ich hān ź getān.
Ich gelege in wüeste   ir bürge und ouch ir lant,
ź daz ich erwinde.   Des sī mīn houbet iuwer pfant.
883Ir und iuwer recken   sult hie heime bestān,
und lāt mich zuo zin rīten   mit den, die ich hān.
Daz ich iu gerne diene,   daz lāz ich iuch sehen.
Von mir sol iuweren vīanden,   daz wizzet, leide geschehen!“
884„Sō wol mich dirre męre!“   sprach der künec dō,
als ob er ernstlīche   der helfe węre vrō.
Mit valsche neic im tiefe   der ungetriuwe man.
Dō sprach der hźrre Sīvrit:   „Ir sult vil kleine sorge hān.“
885Dō schicten si die reise   mit den knehten dan.
Sīvride und den sīnen   ze sehen was ez getān.
Dō hiez er sich bereiten   die von Niderlant.
Die Sīvrides recken   suochten strīteclīche gewant.
886Dō sprach der starke Sīvrit:   „Min vater Sigemunt,
ir sult hie belīben.   Wir komen in kurzer stunt,
gīt uns got gelücke,   her wider an den Rīn.
Ir sult bī dem künege   hie vil vrœlīche sīn.“
887Diu zeichen si an bunden,   alsō si wolden dan.
Dā wāren genuoge   die Gunthźres man,
diene wessen niht der męre,   dā von ez was geschehen.
Man mohte grōz gesinde   dō bī Sīvride sehen.
888Ir helme und ouch ir brünne   si bunden ūf diu marc.
Sich bereite vome lande   vil manec ritter starc.
Dō gie von Tronege Hagene,   dā er Kriemhilde vant,
und bat im geben urloup.   Si wolden rūmen daz lant.
889„Nū wol mich“, sprach dō Kriemhilt,   „daz ich ie gewan den man,
der mīnen lieben vriunden   wol tar vor gestān,
alsō mīn hźrre Sīvrit   tuot den vriunden mīn!
Des wil ich hōhes muotes“,   sprach diu küneginne, „sīn.
890Vil lieber vriunt Hagene,   gedenket ane daz,
daz ich iu gerne diene   und noch nie wart gehaz.
Des lāzet mich geniezen   an mīnen liebem man!
Er ensol des niht engelten,   habe ich Prünhilde iht getān.
891Daz hāt mich sīt gerouwen“,   sprach daz edel wīp,
„ouch hāt er dar umbe   zerblouwen mīnen līp,
daz ich ez ie geredete,   daz beswęret ir den muot.
Daz hāt vil wol errochen   der helt küene und guot.“
892Er sprach:  „Ir werdet versüenet   noch wol nāch disen tagen,
Kriemhilt, mīn liebiu vrouwe.   Jā sult ir mir sagen,
wie ich iu müge gedienen   an Sīvride, iuwerm man!
Daz tuon ich gerne, vrouwe,   wand ich es niemen baz engan.“
893„Ich węre ān alle sorge“,   sprach daz edel wīp,
„daz im iemen nęme   in sturme sīnen līp.
Ob er niht wolde volgen   sīner übermuot,
sō węre immer sicher   der degen küene und guot.“
894„Vrouwe“, sprach dō Hagene,   „und habt ir des wān,
daz man in müge versnīden,   ir sult mich wizzen lān,
mit wie getānen listen   ich daz sol understān.
Ich wil im ze huote   immer rīten und gān.“
895Si sprach:  „Dū bist mīn māc   und ich bin der dīn.
Ich bevilhe dir mit triuwen   den lieben wine mīn,
daz dū mir wol behüetest   den mīn holden man.“
Si sagte im kundiu męre,   diu bezzer węren verlān.
896Si sprach:  „Mīn man ist küene   und dar zuo starc genuoc.
Dō er den linttrachen   an dem berge sluoc,
jā badete sich in dem bluote   der recke vil gemeit.
Dā von in sīt in stürmen   nie dehein wāfen versneit.
897Iedoch bin ich in sorgen,   swenne er in strīte stāt,
und vil der gźrschüzze   von helden hande gāt,
daz ich dā verliese   den mīnen lieben man.
Hey, waz ich grōzer sorge   dicke umbe Sīvriden hān!
898Ich melde ez ūf genāde,   vil lieber vriunt, dir,
daz dū dīne triuwe   behaltest ane mir.
Dā man dā mac verhouwen   den mīnen lieben man,
daz lāz ich dich hœren.   Deist ūf genāde getān.
899Dō von des trachen wunden   vlōz daz heize bluot,
und sich dar inne badete   der küene ritter guot,
dō viel im zwischen die herte   ein linden blat vil breit.
Dā mac man in versnīden.   Des ist mir sorgen vil bereit.“
900Dō sprach von Tronege Hagene:   „Ûf daz sīn gewant
nęt ir im ein kleinez zeichen.   Dā ist mir bī bekant,
wā ich in müge behüeten,   sō wir in sturme stān.“
Si wānden helt dō vristen:   ez was ūf sīnen tōt getān.
901Si sprach:  „Mit kleinen sīden   nę ich ūf sīn gewant
ein tougenlīchez kriuze.   Dā sol, helt, dīn hant
den mīnen man behüeten,   sō ez an die herte gāt.
swenne er in den stürmen   vor sīnen vīanden stāt.“
902„Daz tuon ich“, sprach dō Hagene,   „vil liebiu vrouwe mīn.“
Dō wānde ouch des diu vrouwe,   ez solde im vrume sīn.
Dō was dā mit verrāten   der Kriemhilde man.
Urloup nam dō Hagene.   Dō gie er vrœlīche dan.
903Des küneges insgesinde   was allez samt gemuot.
Ich węne, immer recke   mźr deheiner tuot
sō grōzer meinręte,   sō dā von im ergie,
dō sich an sīne triuwe   Kriemhilt, diu küneginne, lie.
904Des andern morgens   mit tūsent sīner man
reit der hźrre Sīvrit   vil vrœlīchen dan.
Er wānde, er solde rechen   der sīner vriunde leit.
Hagene im reit sō nahen,   daz er geschouwete diu kleit.
905Als er gesach daz bilde,   dō schicte er tougen dan,
die sageten ander męre,   zwźne sīner man,
mit vride solde belīben   daz Gunthźres lant,
und si hete Liudegźr   zuo dem künege gesant.
906Wie ungerne Sīvrit   dō hin wider reit,
er enhete etewaz errochen   sīner vriunde leit,
wand in vil kūme erwanten   die Gunthźres man.
Dō reit er zuo dem künege.   Der wirt im danken began:
907„Nū lōn iu got des willen,   vriunt Sīvrit,
daz ir sō willeclīche   tuot, des ich iuch bit!
Daz sol ich immer dienen,   als ich von rehte sol.
Vor allen mīnen vriunden   sō getrūwe ich iu wol.
908Nū wir der herverte   ledec worden sīn,
sō wil ich jagen rīten   bern und swīn
hin zem Waskenwalde,   als ich vil dicke hān getān.“
Daz hete gerāten Hagene,   der vil ungetriuwe man.
909„Allen mīnen gesten   sol man daz sagen,
daz wir vil vruo rīten,   die wellen mir mir jagen,
daz si sich bereiten.   Die aber hie bestān
höveschen mit den vrouwen,   daz sī mir liebe getān.“
910Dō sprach der hźrre Sīvrit   mit hźrlīchem site:
„Swenne ir jagen rītet,   dā wil ich gerne mite.
Sō sult ir mir līhen   einen suocheman
und etelīchen bracken.   Sō wil ich rīten in den tan.“
911„Welt ir niht nemen einen?“   sprach der künec zehant,
„Ich līh iu, welt ir, viere,   den vil wol ist bekant
der walt unde ouch die stīge,   dā diu tier hine gānt,
die iuch niht fürwīse   zen herbergen rīten lānt.“
912Dō reit zuo sīnem wībe   der recke vil gemeit.
Schiere hete Hagene   dem künege geseit,
wie er gewinnen wolde   den tiuwerlīchen degen.
sus getāner untriuwe   solde nimmźr man gepflegen.

wie Sîvrit erslagen wart
{ 16 }
Wie Siegfried erschlagen wurde.
913Gunthźr und Hagene,   die recken vil balt,
lobten mit untriuwen   ein pirsen in den walt.
Mit ir scharpfen gźren   si wolden jagen swīn,
bern und wisende.   Waz möhte küeners gesīn?
914Dā mit reit ouch Sīvrit   in hźrlīchen site.
Maneger hande spīse   fuorte man in mite.
Zeinem kalten brunnen   verlōs er sīt den līp,
daz hete gerāten Prünhilt,   des künec Gunthźres wīp.
915Dō gie der degen küene,   dā er Kriemhilde vant.
Dō was nū ūfgesoumet   sīn edel pirsgewant,
sīn und sīner gesellen.   Si wolden über Rīn.
Dōne dorfte Kriemhilde   nimmźr leider gesīn.
916Die sīne triutinne   kuste er an den munt:
„Got lāze mich dich, vrouwe,   gesehen noch gesunt,
und mich diu dīnen ougen!   Mit holden māgen dīn
soltū kurzewīlen.   Ine mac hie heime niht gesīn.“
917Dō gedāhte si an diu męre,   sine torste ir niht gesagen,
diu si dā Hagenen sagete.   Dō begunde klagen
diu edel küneginne,   daz si ie gewan den līp.
Dō weinete āne māze   des hźrren Sīvrides wīp.
918Si sprach zuo dem recken:   „Lāt iuwer jagen sīn!
Mir troumte hīnat,   wie zwei wildiu swīn
jageten über heide,   dā wurden bluomen rōt.
Daz ich sō sźre weine,   des gāt mir węrlīche nōt.
919Ich fürhte harte sźre   etelīchen rāt,
ob man der deheinem   missedienet hāt,
die uns gefüegen künnen   vīentlīchen haz.
Belībet, lieber hźrre!   Mit rehten triuwen rāt ich daz.“
920Er sprach:  „Min triutinne,   ich kum in kurzen tagen.
Ine weiz hie niht der liute,   die mir iht hazzes tragen.
Alle dīne māge   sint mir gemeine holt.
Ouch hān ich an den degenen   hie niht anders versolt.“
921„Neinā, hźrre Sīvrit!   Jā fürht ich dīnen val!
Mir troumte hīnte leide,   wie ob dir ze tal
vielen zwźne berge.   Ine gesach dich nimmźr mź.
Wil dū von mir scheiden,   daz tuot mir an dem herzen wź.“
922We umbvie mit handen   daz tugentrīche wīp.
Mit minneclīchen küssen   trūte er ir schœnen līp.
Mit urloube er dannen   schiet in kurzer stunt.
Sine gesach in leider   dar nāch nimmźr mźr gesunt.
923Dō riten si von dannen   in einen tiefen walt
durch kurzewīle willen.   Vil manec ritter balt
volgeten Gunthźre   und sīnen man.
Gźrnōt und Gīselhźr,   die wāren dā heime bestān.
924Geladen vil der rosse   kom vor in über den Rīn,
die den jagetgesellen   truogen brōt und wīn,
daz vleisch mit den vischen   und manegen andern rāt,
den ein künec sō rīche   vil harte billīchen hāt.
925Sie hiezen herbergen   für den grüenen walt
gegen des wildes abloufe,   die stolzen jeger balt,
dā si dā jagen solden,   ūf einen wert vil breit.
Dā was ouch komen Sīvrit.   Daz wart dem künege geseit.
926Von den jagetgesellen   wurden dō gar bestān
die warte in allen enden.   Dō sprach der küene man,
Sīvrit der vil starke:   „Wer sol uns in den walt
wīsen nāch dem wilde,   ir helde küene und balt?“
927„Welle wir uns scheiden“,   sprach dō Hagene,
„ź daz wir beginnen   hie ze jagene?
Dā bī wir mügen bekennen,   ich und die hźrren mīn,
wer die besten jegere   an dirre waltreise sīn.
928Liute und gehünde   suln wir teilen gar.
Sō kźr ietslīcher,   swar er gerne var.
Swer danne jage daz beste,   des sol er haben danc.“
Dō wart der jeger bīten   bī ein ander niht ze lanc.
929Dō sprach der hźrre Sīvrit:   „Ich hān der hunde rāt,
niuwan einen bracken,   der sō genozzen hāt,
daz er die verte erkenne   der tiere durch den tan.
Wir komen wol ze jegede“, sprach der Kriemhilde man.
930Dō nam ein alter jegere   einen guoten spürhunt.
Er brāhte den hźrren   in einer kurzer stunt,
dā si vil tiere funden.   Swaz der von legere stuont,
die erjagten die gesellen,   also noch guote jeger tuont.
931Swaz ir der bracke ersprancte,   die sluoc mit sīner hant
Sīvrit der vil küene,   der helt von Niderlant.
Sīn ross lief sō sźre,   daz ir im niht entran.
Den lop vor in allen   er an dem jegde gewan.
932Er was in allen dingen   biderbe genuoc.
Tier was daz źrste,   daz er ze tōde sluoc,
ein vil starkez halp[swuol],   mit der sīnen hant.
Dar nāch er vil schiere   einen ungefüegen lewen vant.
933Dō den der bracke ersprancte,   den schōz der mit dem bogen.
Eine starke strāle   hete er dar īn gezogen
Der lew lief nāch dem schuzze   wan drīer sprünge lanc.
Die sīnen jagetgesellen,   die sagten Sīvride danc,
934Dar nāch sluoc er schiere   einen wisent und einen elch,
starker uower viere   und einen grimmen schelch.
Sīn ross in truoc sō balde,   daz ir im niht entran.
Hirze oder hinden   kunde im wźnec engān.
935Einen eber grōzen,   den vant der spürhunt.
Als er begunde vliehen,   dō kom an der stunt
des selben gejeides meister.   Er bestuont in ūf der slā.
Daz swīn vil zorneclīchen   lief an den helt sā.
936Dō sluoc in mit dem swerte   der Kriemhilde man.
Ez enhete ein ander jeger   sō sanfte niht getān.
Dō er in hete ervellet,   man vie den spürhunt.
Dō wart jaget daz rīche   wol den Burgonden kunt.
937Dō sprāchen sīne jegere:   „Mügez mit fuoge wesen,
sō lāt uns, hźr Sīvrit,   der tiere ein teil genesen.
Ir tuot uns hiute lęre   den berc und ouch den walt!“
Des begunde smielen   der degen küene unde balt.
938Dō hōrtens allenthalben   ludem und dōz.
Von liute und ouch von hunden   was der schal sō grōz,
daz in dā von antwurte   der berc und ouch der tan.
Vier und zweinzec ruore   die jeger heten verlān.
939Dō muosen vil der tiere   verliesen dā daz leben.
Dō wānden si daz füegen,   daz man in solde geben
den prīs von dem gejeide.   Des kunde niht geschehen,
dō der starke Sīvrit   wart zer fiuwerstat gesehen.
940Daz jaget was ergangen,   und ouch niht gar.
Die zer fiuwerstete wolden,   die brāhten mit in dar
vil maneger tiere hiute   und wildes genuoc.
Hey, waz man des zer kuchen   des küneges ingesinde truoc!

941Dō hiez der künec künden   den jegern ūz erkorn,
daz er wolde enbīzen.   Dō wart vil lūte ein horn
zeiner stunt geblāsen,   dā mit in wart erkant,
daz man den fürsten edele   dā zen herbergen vant.
942Dō sprach ein Sīvrides jegere:   „Hźrre, ich hān vernomen
von eines hornes duzze,   daz wir nū suln komen
zuo den herbergen.   Antwurten ich des wil.“
Dō wart nāch den gesellen   gevrāget blāsende vil.
943Dō sprach der hźrre Sīvrit:   „Nū rūme ouch wir den tan!“
Sīn ross truoc in ebene.   Si īlten mit im dan.
Si ersprancten mit ir schalle   ein tier vil griuwelīch.
Daz was ein ber wilde.   Dō sprach der degen hinder sich:
944„Ich wil uns hergesellen   guoter kurzewīle wern.
Ir sult den bracken lāzen,   jā sich ich einen bern!
Der sol mit uns hinnen   zen herbergen varn.
Er envliehe danne vil sźre,   er enkan sich es nimmźr bewarn.“
945Der bracke wart verlāzen,   der bere sprancte von dan.
Dō wolde in errīten   der Kriemhilde man.
Er kom in ein gewelle,   dōne kunde es niwet wesen.
Daz starke tier dō wānde   vor dem jegere genesen.
946Dō spranc von sīnem rosse   der stolze ritter guot.
Er begunde nāch loufen.   Daz tier was unbehuot.
Ez enkunde im niht entrinnen,   dō vienc er ez zehant.
Ân aller slahte wunden   der helt ez schiere gebant.
947Kratzen und bīzen   kunde ez niht den man.
Er bant ez zuome satele.   Ûf saz der snelle sān.
Er brāhte ez an die fiuwerstat   durch sīnen hōhen muot
zeiner kurzewīle,   der recke küene und guot.
948Wie rehte hźrlīche   er zen herbergen reit!
Sīn gźr was vil michel,   starc unde breit.
Im hienc ein zier wāfen   hin nider an den sporn.
Von vil rōtem golde   fuorte der hźrre ein schœne horn.
949Von bezzerm pirsgewęte   gehōrte ich nie gesagen.
Einen roc von swarzem pfellel,   den sach man in tragen,
und eine hūt von zobele,   diu rīche was genuoc.
Hey, waz er rīcher porten   an sīnem kochęre truoc!
950Von einem pantel   was dar über gezogen
eine hūt, durch die süeze.   Ouch fuorte er einen bogen,
den man mit antwerke   muose ziehen dan,
der in spannen solde,   er enhete ez selbe getān.
951Von einer ludemes hūte   was allez sīn gewant.
Von houbet unz an daz ende   geströut man dar ūfe vant.
Ûz der liehten riuhe   vil manec goldes zein
ze beiden sīnen sīten   dem küenem jegermeister schein.
952Dō fuorte er Balmungen,   ein ziere wāfen breit.
Daz was alsō scherpfe,   daz ez nie vermeit,
swā man ez sluoc ūf helme.   Sīn ecke wāren guot.
Der hźrlīche jeger   was hōhe gemuot.
953Sīt daz ich diu męre   gar bescheiden sol:
im was sīn edel kocher   vil guoter strāle vol
von guldīnen tüllen,   diu sahs wol hende breit.
Ez muose vil balde sterben,   swaz er dā mit versneit.
954Dō reit der ritter edele   vil weidenlīche dan.
In sāhen dort komen her   die Gunthźres man.
Si liefen im engegen   und enpfiengen im daz marc.
Dō fuorte er bī dem satel   einen bern grōz und starc.
955Als er gestuont von rosse,   do lōste er im diu bant
von fuoze und ouch von munde.   Dō erlūte dā zehant
vil grōze daz gehünde,   swaz des den bern sach.
Daz tier ze walde wolde.   Die liute heten ungemach.
956Der ber von dem schalle   durch die kuchen geriet.
Hey, waz er kuchenknehte   von dem fiuwer schiet!
Vil kezzel wart gerüeret,   zefüeret manec brant.
Hey, waz man guoter spīse   in der aschen ligen vant!
957Dō sprungen von dem sedele   die hźrren und ir man.
Der ber begunde zürnen.   Der künec, der hiez dō lān
allez daz gehünde,   daz an den seilen lac.
Und węre ez wol verendet,   si heten vrœlīchen tac.
958Mit bogen und mit spiezen   niht langer man daz lie,
dō liefen dar die snellen,   dā der ber gie.
Dā was sō vil der hunde,   daz dā niemen schōz.
Von des liutes schalle   daz gebirge allez erdōz.
959Der ber begunde vliehen   von den hunden dan.
Im kunde niht gevolgen   wan Kriemhilde man.
Der erlief in mit dem swerte.   Ze tōde er in dō sluoc.
Hin wider zuo dem fiuwere   den bern man dō sider truoc.
960Dō sprāchen, die daz sāhen,   er węre ein kreftec man.
Die stolzen jagetgesellen   hiez man zen tischen gān.
Ûf einem schœnem anger   saz ir dā genuoc.
Hey, waz man rīcher spīse   den edelen jegeren dō truoc!
961Die schenken kōmen seine,   die tragen solden wīn.
Ez enkunde baz gedienet   den helden nimmźr sīn:
heten si dar under   niht sō valschen muot,
sō węren wol die recken   vor allen schanden behuot.
962Dō sprach der hźrre Sīvrit:   „Wunder mich des hāt,
sīt man uns von den kuchen   gīt sō manegen rāt,
war umb uns die schenken   bringen niht den wīn.
Man enpflęge baz der jegere,   ich enwil niht jagetgeselle sīn.
963Ich hete wol gedienet,   daz man mīn baz nęme war!“
Der künec von sīnem tische   sprach in valsche dar:
„Man sol iu gerne büezen,   swes wir gebresten hān.
Daz ist von Hagenen schulden.   Er wil uns gerne erdürsten lān.“
964Dō sprach von Tronege Hagene:   „Vil lieber hźrre mīn,
ich wānde, daz daz pirsen   hiute solde sīn
dā zem Spehtsharte.   Den wīn, den sande ich dar.
Sīn wir hiute ungetrunken,   wie wol ich mźre daz bewar.“
965Dō sprach der hźrre Sīvrit:   „Ir līp, der habe undanc!
Man solde mir siben soume   met und lūtertranc
haben her gefüeret.   Dō des niht mohte sīn,
dō solde man uns gesidelt   haben nāher an den Rīn!“
966Dō sprach von Tronege Hagene:   „Ir edel ritter balt,
ich weiz hie bī nāhen   einen brunnen kalt.
Daz ir niht enzürnet,   dā suln wir hine gān.“
Der rāt wart manegem degene   ze grōzen sorgen getān.
967Sīvrit den recken   twanc des durstes nōt.
Den tisch er deste zīter   rucken dan gebōt.
Er wolde für die berge   zuo dem brunnen gān.
Dō was der rāt mit meine   von den recken getān.
968Diu tier hiez man ūf wegen   füeren in daz lant,
diu dā hete verhouwen   diu Sīvrides hant.
Man jac im grōzer źren,   swer ez ie gesach.
Hagene sīne triuwe   vil sźre an Sīvriden brach.
969Dō si wolden dannen   zuo den linden breit,
dō sprach von Tronege Hagene:   „Mir ist des vil geseit,
daz niht gevolgen künne   der Kriemhilde man,
swenne er wolde gāhen.   Hey, wolde er uns daz sehen lān!“
970Dō sprach von Niderlande   der küene Sīvrit:
„Daz muget ir wol versuochen.   Welt ir mir loufen mit
ze wette zuo dem brunnen?   Sō daz ist getān,
dem sol man jehen dannen,   den man sihet gewunnen hān.“
971„Nū welle ouch wirz versuochen“,   sprach Hagene der degen.
Dō sprach der snelle Sīvrit:   „Sō wil ich mich legen
für die iuwern füeze   nider an daz gras.“
Dō er daz gehōrte,   wie liep ez Gunthźre was!
972Dō sprach der degen küene:   „Noch wil ich iu mźre sagen:
allez mīn gewęte   wil ich mit mir tragen,
den gźr zuo dem schilde   und al mīn pirsgewant.“
Den kocher zuo dem swerte   vil schiere er umb gebant.
973Dō zugen si diu kleider   von dem lībe dan.
In zwein wīzen hemden   sach man si beide stān.
Sam zwei wildiu pantel   si liefen durch den klź.
Dō sach man bī dem brunnen   den küenen Sīvriden ź.
974Den prīs an allen dingen   truoc er vor manegem man.
Daz swert, daz lōste er schiere,   den kocher leite er dan,
den starken gźr er leinte   an der linden ast.
Bī des brunnen vluzze   stuont der hźrlīche gast.
975Die Sīvrides tugende   wāren harte grōz.
Den schilt er leite nider,   al dā der brunne vlōz.
Swie harte in dō durste,   der helt niene tranc,
ź daz der künec getrunke.   Des sagte der im bœsen danc.
976Der brunne, der was küele,   lūter und guot.
Gunthźr sich dō neigete   nider zuo dem vluot.
Als er hete getrunken,   dō rihte er sich von dan.
Alsam hete ouch gerne   der küene Sīvrit getān.
977Dō engalt er sīner zühte.   Den bogen und daz swert,
daz truoc allez Hagene   von im dannenwert.
Dō spranc er hin wider,   dā er den gźr dā vant.
Er sach nāch einem bilde   an des küenen gewant.
978Dā der hźrre Sīvrit   ob dem brunnen tranc,
er schōz in durch daz kriuze,   daz von der wunden spranc
daz bluot im von dem herzen   vaste an Hagenen wāt,
Sō grōze missewende   ein helt nimmźr mźr begāt.
979Den gźr im gein dem herzen   er dō stecken lie.
Alsō grimmeclīchen   ze vlühten Hagene nie
gelief noch in der werlde   vor deheinen man.
Dō sich der hźrre Sīvrit   der grōzen wunden versan,
980der hźrre tobelīchen   von dem brunnen spranc.
Im ragete von dem herzen   ein gźrstange lanc.
Der fürste wānde vinden   bogen oder swert,
sō müese wesen Hagene   nāch sīnem dienste gewert.
981Dō der sźre wunde   des swertes niht envant,
dōne hete źt er niht mźre   wand des schildes rant.
Er zucte in von dem brunnen,   dō lief er Hagenen an.
Dōne kunde im niht entrinnen   des künec Gunthźres man.
982Swie wunt er was zem tōde,   sō krefteclīch er sluoc,
daz ūz dem schilde   dręte genuoc
des edelen gesteines.   Der schilt vil gar zerbrast.
Sich hete gerne errochen   der vil hźrlīche gast.
983Dō was gestrūchet Hagene   vor sīner hant ze tal.
Von des slages krefte   der wert vil lūte erhal.
Hete er daz swert enhande,   sō węrez Hagenen tōt,
sō sźre zurnte der wunde.   Des gie im węrlīcen nōt.
984Erblichen was sīn varwe,   er enkunde niht gestān.
Sīnes lībes sterke   muose gar zergān.
wand er des tōdes zeichen   in liehter varwe truoc.
Sīt wart er beweinet   von schœnen vrouwen genuoc.
985Dō viel in die bluomen   der Kriemhilde man.
Daz bluot von sīner wunden   sach man vil vaste gān.
Dō begund er schelten,   des gie im grōziu nōt,
die ūf in gerāten   heten den ungetriuwen tōt.
986Dō sprach der verchwunde:   „Jā, ir vil bœsen zagen!
Waz helfent mīniu dienest,   daz ir mich habt erslagen?
Ich was ie getriuwe.   Des ich engolten hān.
Ir habt an iuwern māgen   leider übele getān.
987Die sint dā von bescholten,   swaz ir wirt geborn
her nāch disen zīten.   Ir habet iuweren zorn
gerochen alsō sźre   an dem lībe mīn,
mit laster ir gescheiden   sult von guoten recken sīn!“
988Die ritter alle liefen,   dā er erslagen lac.
Ez was ir genuogen   ein vröudelōser tac.
Die iht triuwe heten,   von den wart der gekleit.
Daz hete wol verdienet   der ritter küen und gemeit.
989Der künec von Burgonden   klagte sīnen tōt.
Dō sprach der verchwunde:   „Ez ist āne nōt,
daz der nāch schaden weinet,   der in hāt getān.
Der dienet michel schelten.   Ez węre bezzer verlān.“
990Dō sprach der grimme Hagene:   „Jāne weiz ich, waz er kleit.
Allez hāt nū ende,   unser sorge und unser leit.
Wir vinden ir vil wźnec,   die getürren uns bestān.
Wol mich, deich sīner hźrschaft   ze rāte hān getān!“
991„Ir müget iuch līhte rüemen“,   sprach dō Sīvrit,
„hete ich an iu erkennet   den mortlīchen sit,
ich hete wol behalten   vor iu mīnen līp.
Mich riuwet niht sō sźre   sō vrou Kriemhilt, mīn wīp.
992Nū müeze got erbarmen,   deich ie gewan den sun,
dem man daz itewīzen   sol nāch den zīten tuon,
daz sīne māge iemen   mortlīche hān erslagen.
Möhte ich“, sō sprach Sīvrit,   „daz solde ich billīche klagen.“
993Dō sprach jęmerlīche   der verchwunde man:
„Welt ir, künec edele,   triuwen iht begān
in der werlt iemen,   lāt iu bevolhen sīn
ūf iuwer genāde   die holden triutinne mīn,
994und lāt si des geniezen,   daz si iuwer swester sī.
Durch aller fürsten tugende,   wont ir mir triuwen bī!
Mir müezen warten lange   mīn vater und mīne man.
Ez enwart nie vrouwen leider   an liebem manne getān.“
995Die bluomen allenthalben   von bluote wurden naz.
Dō ranc er mit dem tōde.   Unlange tet er daz,
wand des tōdes wāfen   ie ze sźre sneit.
Dōne mohte niht reden mźre   der recke küen und gemeit.
996Dō die hźrren sāhen,   daz der helt was tōt,
si leiten in ūf einen schilt,   der was von golde rōt,
und wurden des ze rāte,   wie daz solde ergān,
daz man ez verhęle,   daz ez hete Hagene getān.
997Dō sprāchen genuoge:   „Uns ist übel geschehen.
Ir sult ez heln alle   und sult gelīche jehen,
dā er rite eine jagen,   der Kriemhilde man,
in slüegen schāchęre,   dā er füere durch den tan.“
998Dō sprach von Tronege Hagene:   „Ich bringe in in daz lant.
Mir ist vil unmęre,   und wirt ez ir bekant,
diu sō hāt betrüebet   den Prünhilde muot.
Ez ahtet mich vil ringe,   swaz si weinens getuot.“

wie Sîvrit beklaget und begraben wart
{ 17 }
Wie Siegfried beklagt und begraben wurde.
999Dō erbiten si der nahte   und fuoren über Rīn.
Von helden kunde nimmźr   wirs gejaget sīn.
Ein tier, daz si sluogen,   daz weinten edeliu kint.
Jā muosen sīn engelten   vil guote wīgande sint.
1000Von grōzer übermüete   müget ir hœren sagen
und von eislīcher rāche.   Dō hiez Hagene tragen
Sīvrit alsō tōten   von Nibelunge lant
Für eine kemenāten,   dā man Kriemhilde vant.
1001Er hiez in tougenlīchen   legen an die tür,
daz si in dā solde vinden,   sō si gienge dā für
zer mettīne,   ź daz ez würde tac.
Der diu vrouwe Kriemhilt   vil selten deheine verlac.
1002Man lūte dā zem münster   nāch gewoneheit.
Vrou Kriemhilt diu schœne   wacte manege meit.
Ein lieht bat si ir bringen   und ouch ir gewant.
Dō kom ein kameręre,   dā er Sīvriden vant.
1003Er sach in bluotes rōten.   Sīn wāt was elliu naz.
Daz ez sīn hźrre węre,   niene wesse er daz.
Hin zer kemenāten   daz lieht truoc er an der hant.
Von dem vil leidem męre   die vrou Kriemhilt ervant.
1004Dō si mit ir vrouwen   zem münster wolde gān,
dō sprach der kameręre:   „Ir sult stille stān!
Ez līt vor disem gademe   ein ritter tōt erslagen.“
Dō begunde Kriemhilt   vil harte unmęzlīche klagen.
1005Ê daz si rehte erfünde,   daz ez węre ir man,
an die Hagenen vrāge   denken si began,
wie er in solde vristen.   Dō wart ir źrste leit.
Von ir was allen vröuden   von sīnem tōde widerseit.
1006Dō seic si zuo der erden,   daz si niht ensprach.
Die schœnen vröudelōsen   ligen man dō sach.
Kriemhilde jāmer   wart unmāzen grōz.
Dō erschrź si nāch unkrefte,   daz al diu kemenāte erdōz.
1007Dō sprach daz gesinde:   „Waz, ob ez ist ein gast?“
Daz bluot ir ūz dem munde   von herzen jāmer brast.
Dō sprach si:  „Ez ist Sīvrit,   der mīn vil lieber man.
Ez hāt gerāten Prünhilt,   daz ez hāt Hagene getān.“
1008Diu vrouwe hiez sich wīsen,   dā si den helt vant.
Si huop sīn houbet schœne   mit ir vil wīzen hant.
Swie rōt ez węre von bluote,   si hete in schiere erkant.
Dō lac vil jęmerlīche   der helt von Nibelunge lant.
1009Dō rief vil trūreclīche   diu vrouwe milt:
„Ouwź mich mīnes leides!   Nū ist dir dīn schilt
mit swerten niht verhouwen.   Dū līst ermorderōt.
Wesse ich, wer ez hete getān,   ich riete im immer sīnen tōt.“
1010Allez ir gesinde   klagete und schrź
mit ir lieben vrouwen,   wande in was harte wź,
umb ir vil edelen hźrren,   den si dā heten verlorn.
Dā hete gerochen Hagene   harte Prünhilde zorn.
1011Dō sprach diu jāmerhafte:   „Ir kameręre, ir sult hin gān,
und wecket harte balde   die Sīvrides man.
Ir sult ouch Sigemunde   mīnen jāmer sagen,
ob er mir helfen welle   den küenen Sīvride klagen.“
1012Dō lief ein bote balde,   dā er si ligen vant,
die Sīvrides helde   von Nibelunge lant.
Mit den vil leiden męren   ir vröude er in benam.
Sine woldens niht gelouben,   unz man daz weinen vernam.
1013Der bote kom ouch schiere,   dā der künec lac,
Sigemunt, der hźrre,   der slāfes niht enpflac.
Ich węne, sīn herze im sagte,   daz im was geschehen.
Er enmohte sīnen lieben sun   nimmźr lebendec gesehen.
1014„Wachet, hźrre Sigemunt!   Mich bat nāch iu gān
Kriemhilt, mīn vrouwe.   Der ist ein leit getān,
daz ir vor allen leiden   an ir herze gāt.
Daz sult ir klagen helfen,   wand ez iuch sźre bestāt.“
1015Ûf rihte sich dō Sigemunt:   Er sprach:  „Waz sint diu leit
der schœnen Kriemhilde,   diu dū mir hāst geseit?“
Der bote sprach mit weinen:   „Ine kan iu niht verdagen.
Jā ist von Niderlande   der küene Sīvrit erslagen!“
1016Dō sprach der hźrre Sigemunt:   „Lāt iuwer schimpfen sīn
und alsō bœsiu męre   durch willen mīn,
daz ir ez saget iemen,   daz er sī erslagen,
wand ine kunde in nimmźr   vor mīnem tōde verklagen.“
1017„Welt ir mir niht gelouben,   daz ir mich hœret sagen,
sō muget ir selbe hœren   Kriemhilde klagen
und allez ir gesinde   den Sīvrides tōt.“
Vil sźre schracte dō Sigemunt.   Des gie im węrlīche nōt.
1018Mit hundert sīnen mannen   er von dem bette spranc.
Si zucten zuo den henden   diu scharpfen wāfen lanc.
Si liefen zuo dem wuofe   vil jęmerlīche dan.
Dō kōmen tūsent recken,   des küenen Sīvrides man.
1019Dō si sō jęmerlīche   die vrouwen hōrten klagen,
dō wānden sümelīche,   si solden kleider tragen.
Jāne mohten si der sinne   vor leide niht gehaben.
In wart vil michel swęre   in ir herzen begraben.
1020Dō kom der küene Sigemunt,   dā er Kriemhilde vant.
Er sprach:  „Ouwź der reise   her in ditze lant!
Wer hāt mich mīnes kindes   und iuch des iuweren man
bī alsō guoten vriunden   sus mortlīche āne getān?
1021„Hey, solde ich den bekennen!“   sprach daz vil edel wīp,
„holt würde im nimmźr   mīn herze und ouch mīn līp.
Ich geriete im alsō leide,   daz die vriunde sīn
von den mīnen schulden   müesen weinende sīn.“
1022Sigemunt, der hźrre,   den fürsten umbeslōz.
Dō wart von sīnen vriunden   der jāmer alsō grōz,
daz von dem starkem wuofe   palas unde sal
und ouch diu stat ze Wormze   von ir weinen erschal.
1023Dōne kunde niemen getrœsten   daz Sīvrides wīp.
man zōch ūz den kleidern   den sīnen līp.
Man wuosch im sīne wunden   und leite in ūf den rź.
Dō was den sīnen liuten   von grōzem jāmer starke wź.
1024Dō sprāchen sīne recken   von Nibelunge lant:
„In sol immer rechen   mit willen unser hant.
Er ist in dirre bürge,   der ez hāt getān!“
Dō īlten nāch den wāfen   alle Sīvrides man.
1025Die ūz erwelten degene   mit schilden kōmen dar,
einlef hundert recken,   die hete an sīner schar
Sigemunt der hźrre.   Sīnes sunes tōt,
den wolde er gerne rechen.   Des gie im węrlīchen nōt.
1026Sine wessen, wen si solden   mit strīte dō bestān,
sine tęten ez danne   Gunthźr und sīne man,
mit den der hźrre Sīvrit   an daz gejeide reit.
Kriemhilt sach si gewāfent.   Daz was ir grœzlīche leit.
1027Swie michel węre ir jāmer   und swie starc ir nōt,
dō vorhte si harte   der Nibelunge tōt
von ir bruoder mannen,   daz si ez understuont.
Si warnte si als güetlīche,   sō vriunde liebe vriunde tuont.
1028Dō sprach diu jāmers rīche:   „Mīn hźrre Sigemunt,
wes welt ir beginnen?   Iu ist niht rehte kunt:
jā hāt der künec Gunthźr   sō manegen küenen man!
Ir welt iuch alle verliesen,   sult ir die recken bestān.“
1029Mit ūf erbunden schilden   in was ze strīte nōt.
Diu edel küneginne   bat und gebōt,
daz siz mīden solden,   die recken vil gemeit.
Dō siz niht lāzen wolden,   es was ir węrlīchen leit.
1030Si sprach:  „Hźrre Sigemunt,   ir sult ez lāzen understān,
unz ez sich baz gefüege.   Sō wil ich mīnen man
immer mit iu rechen.   Der mir in hāt benomen,
wirde ich des bewīset,   ich sol im schedelīche komen.
1031Ez ist der übermüeten   hie bī Rīne vil,
dā von ich iu des strītes   rāten niht enwil.
Si habent wider einen   ie wol drīzec man.
Nū lāz in got gelingen,   als umb uns gedienet hān!
1032Ir sult hie belīben,   und dolt mit mir mīniu leit.
Als ez tagen beginne,   ir helde vil gemeit,
sō helfet mir besarken   den mīnen lieben man!“
Dō sprāchen die degene:   „Daz sol werden getān.“
1033Iu enkunde niemen   daz wunder vol sagen
von rittern und von vrouwen,   wie man die hōrte klagen,
sō daz man des wuofes   wart in der stat gewar.
Die edelen burgęre,   die kōmen gāhende dar.
1034Si klageten mit den gesten,   wand in was harte leit,
daz Sīvrides schulde   in niemen hete geseit,
durch waz der edel recke   verlür den sīnen līp.
Dō weinten mit den vrouwen   der guoten burgęre wīp.
1035Smide hiez man gāhen   würken einen sarc
von silber und von golde,   vil michel und vil starc.
Man hiez in vaste spengen   mit stahel, daz was guot.
Dō was allen liuten   harte trūrec der muot.
1036Diu naht was zergangen.   Man sagte, ez wolde tagen.
Dō hiez diu edel vrouwe   zuo dem münster tragen
Sīvriden, den hźrren,   den vil lieben man.
Swaz er dā vriunde hete,   die sach man weinende gān.
1037Dō si in zem münster brāhten,   vil der glocken klanc.
Dō hōrte man allenthalben   vil manetes pfaffen sanc.
Dō kom der künec Gunthźr   mit den sīnen man
und ouch der grimme Hagene   zuo dem wuofe gegān.
1038Er sprach:  „Vil liebiu swester,   ouwź der leide dīn,
daz wir niht āne   des grōzen schaden sīn!
Wir müezen klagen immer   den Sīvrides līp.“
„Daz tuot ir āne schulde“,   sprach daz jāmerhafte wīp.
1039Węre iu dar umbe leide,   sōne węre es niht geschehen.
Ir hetet mīn vergezzen,   des mac ich nū wol jehen,
dā ich dā wart gescheiden   und mīn lieber man.
Daz wolde got“, sprach Kriemhilt,   „und węre ez mir selber getān.“
1040Si buten vaste ir lougen.   Kriemhilt begunde jehen:
„Swelcher sich unschuldige,   der lāze daz gesehen!
Der sol zuo der bāre   vor den liuten gān.
Dā bī mac man die wārheit   harte schiere verstān.“
1041Daz ist ein michel wunder,   vil dicke ez noch geschiht:
swā man den mortmeilen   bī dem tōten siht,
sō bluotent im die wunden.   Als ouch dā geschach.
Dā von man die schulde   dā ze Hagene gesach.
1042Die wunden vluzzen sźre,   alsam si tāten ź.
Die ź dā sźre klageten,   des wart nū michel mź.
Dō sprach der künec Gunthźr:   „Ich wilz iuch wizzen lān:
in sluogen schāchęre.   Hagene hāt es niht getān.“
1043„Mir sint die schāchęre“,   sprach si, „vil wol bekant.
Nū lāze ez got errechen   noch sīner vriunde hant.
Gunthźr und Hagene,   jā habt ir ez getān!“
Die Sīvrides degene   heten gegen strīte wān.
1044Dō sprach aber Kriemhilt:   „Habt mit mir die nōt!“
Dō kōmen dise beide,   dā si in funden tōt,
Gźrnōt, ir bruoder,   und Gīselhźr daz kint.
In triuwen si in klageten   mit den anderen sint.
1045Si weinten inneclīchen   den Kriemhilde man.
Man solde messe singen.   Zuo dem münster dan
giengen allenthalben   wīp, man und kint.
Die sīn doch līhte enbāren,   die weinten Sīvriden sint.
1046Gźrnōt und Gīselhźr,   die sprachen:  „Swester mīn,
nū trœste dich nāch tōde,   als ez doch muoz sīn.
Wir wellen dichs ergetzen,   die wīle wir geleben!“
Dōne kunde ir trōst deheinen   zer werlde niemen gegeben.
1047Sīn sarc, der was bereitet   wol umbe einen mitten tac.
Man huop in von der bāre,   dā er ūfe lac.
In enwolde noch diu vrouwe   lāzen niht begraben.
Des muosen al die liute   michel arbeite haben.
1048In einen rīchen pfellel   man den tōten want.
Ich węne, man dā iemen   āne wienen vant.
Dō klagete herzenlīche   Uote, ein edel wīp,
und allez ir gesinde   den sīnen wętlīchen līp.
1049Dō man daz gehōrte,   daz man zem münster sanc,
und man in gesarket hete,   dō huop sich grōz gedranc.
Durch willen sīner sźle   waz opfers man dō truoc!
Er hete bī den vīanden   doch guoter vriunde genuoc.
1050Kriemhilt diu arme   zen kameręren sprach:
„Si suln durch mīne liebe   līden ungemach,
die im iht guotes günnen   und mir wesen holt.
Durch Sīvrides sźle   sol man teilen sīn golt.“
1051Dehein kint was dā sō kleine,   daz iht witze mohte haben,
daz muose gān zem opfer,   ź er würde begraben.
Baz danne hundert messe   man dā des tages sanc.
Von Sīvrides vriunden   war dā grōzer gedranc.
1052Dō man dā hete gesungen,   daz volc huop sich von dan.
Dō sprach diu vrouwe Kriemhilt:   „Ir ensult eine lān
hīnte mich bewachen   den ūz erwelten degen.
Ez ist an sīnem lībe   al mīn vröude gelegen.
1053Drī tage und drī nahte   wil ich in lāzen stān,
unz ich mich geniete   mīnes vil lieben man.
Waz, ob daz got gebiutet,   daz mich nimt ouch der tōt?
Sō węre wol verendet   mīn armer Kriemhilde nōt.“
1054Zen herbergen giengen   die liute von der stat.
Pfaffen und münche   si belīben bat
und allez sīn gesinde,   daz ez des heldes pflac.
Si heten naht vil arge   und vil müelīchen tac.
1055Âne ezzen und āne trinken   beleip dā manec man.
Die ez dā nemen wolden,   den wart daz kunt getān,
daz mans in den vollen gębe.   Daz schuof hźr Sigemunt.
Dō was den Nibelungen   vil arbeite kunt.
1056Die drīe tagezīte,   sō wir hœren sagen,
die dā kunden singen,   daz si muosen tragen
vil der arbeite.   Waz man in opfers truoc!
Die vil arme wāren,   die wurden rīche genuoc.
1057Swaz man vant der armen,   die es niht mohten hān,
die hiez man zem opfer   mit dem golde gān
ūz sīn selbes kamern.   Dō er niht solde leben,
umb sīne sźle   wart manec tusent marc gegeben.
1058Urbor ūf der erden   teilten si in diu lant,
swā sō man diu klōster   und guote liute vant.
Silbers und węte   gap man den armen genuoc.
Si tet dem wol gelīche,   daz si im holden willen truoc.
1059An dem drittem morgen,   ze der rehten messezīt,
sō was bī dem münster   der kirchhof alsō wīt
von den lantliuten   weinens alsō vol.
Si dienten im nāch tōde,   alsō man lieben vriunden sol.
1060In den tagen vieren,   man hāt gesaget daz,
ze drīzec tūsent marken   oder dannoch baz
wart durch sīne sźle   den armen dā gegeben.
Dō was gelegen ringe   sīn grōziu schœne und ouch sīn leben.
1061Dō got dā wart gedienet,   daz man vol sanc,
mit ungefüegem leide   vil des volkes ranc.
Man hiez in ūz dem münster   zuo dem grabe tragen.
Die sīn ungerne enbāren,   die sach man weinen und klagen.
1062Vil lūte schrīende   daz liut gie mit im dan.
Vrō enwas dā niemen,   weder wīp noch man.
Ê daz man in begrüebe,   man sanc und las.
Hey, waz guoter pfaffen   ze sīner bivilde was!
1063Ê daz zem grabe kœme   daz Sīvrides wīp,
dō ranc sō mit jāmer   ir getriuwer līp,
daz man si mit dem brunnen   vil dicke dā vergōz.
Ez was ir ungemüete   vil harte unmęzlīchen grōz.
1064Ez was ein michel wunder,   daz si ie genas.
Mit klage ir helfende   manec vrouwe was.
Dō sprach diu küneginne:   „Ir Sīvrides man,
ir sult durch iuwer triuwe   an mir genāde begān.
1065Lāt mir nāch mīnem leide   daz kleine liep geschehen,
daz ich sīn schœne houbet   noch eines müeze sehen!“
Dō bat sis alsō lange   mit jāmers sinnen starc,
daz man zebrechen muose   dō den hźrlīchen sarc.
1066Dō brāhte man die vrouwen,   dā si in ligen vant.
Si huop sīn schœne houbet   mit ir vil wīzen hant.
Dō kuste si alsō tōten   den edel ritter guot.
Diu ir vil liehten ougen   vor leide weinte bluot.
1067Ein jāmergez scheiden   wart dō dā getān.
Dō truoc man si von dannen.   Sine kunde niht gegān.
Dō vant man sinnelōse   daz hźrlīche wīp.
Vor leide möhe ersterben   der ir vil wunneclīcher līp.
1068Dō man den edelen hźrren   hete nū begraben,
leit āne māze   sach man die alle haben,
die mit im komen wāren   von Nibelunge lant.
Vil selten vrœlīchen   man dō Sigemunden vant.
1069Dā was der etelīcher,   der drīer tage lanc
vor dem grōzen leide   niht az noch entranc.
Dō mohten si dem lībe   sō gar geswīchen niht.
Si nerten sich nāch sorgen,   sō noch genuogen geschiht.

wie Sigemunt wider ze lande vuor
{ 18 }
Wie Siegmund wieder heimkehrte.
1070Der sweher Kriemhilde   gie, dā er si vant.
Er sprach zer küneginne:   „Wir suln in unser lant.
Wir węn unmęre geste   bī dem Rīne sīn.
Kriemhilt, vil liebiu vrouwe,   nū vart ir zuo den landen mīn!
1071Sīt daz uns untriuwe   āne hāt getān
hie in disen landen   des iuwern edelen man,
des sult ir niht engelten.   Ich wil iu węge sīn
durch mīnes suns liebe.   Des sult ir āne zwīvel sīn.
1072Ir sult haben, vrouwe,   allen den gewalt,
den iu ź tęte kunde   Sīvrit, der degen balt.
Daz lant und ouch diu krōne,   daz sī iu undertān.
iu suln gerne dienen   alle Sīvrides man.“
1073Dō sagete man den knehten,   si solden rīten dan.
Dō wart ein michel gāhen   nāch rossen getān.
Bī ir starken vīanden   was in ze wesen leit.
Den vrouwen und den megden   hiez man suochen diu kleit.
1074Dō der künec Sigemunt   wolde sīn geriten,
dō begunden Kriemhilt   die ir māge bitten,
daz si bī ir muoter   solde dā bestān.
Dō sprach diu vrouwe hźre:   „Daz kunde nimmźr ergān.
1075Wie möhte ich den immer   mit ougen an gesehen,
von dem mir armem wībe   sō leide ist geschehen?“
Dō sprach der junge Gīselhźr:   „Vil liebiu swester mīn,
dū solt durch dīne triuwe   hie bī dīner muoter sīn.
1076Die dich dā haben beswęret   unde betrüebet den muot,
der bedraftū niht ze dienste.   Nū zer mīn eines guot!“
Si sprach zuo dem recken:   „Jāne mac es niht geschehen.
Vor leide muoz ich sterben,   swenne ich Hagenen müese sehen.“
1077„Des tuon ich dir ze rāte,   vil liebiu swester mīn.
Dū solt bī dīnem bruoder   Gīselhźre sīn.
Jā wil ich dich ergetzen   dīnes mannes tōt!“
Dō sprach diu gotes arme:   „Des węre Kriemhilde nōt!“
1078Dō ez ir der junge Gīselhźr   sō güetlīch erbōt,
dō begunde vlźgen   Uote und Gźrnōt
und ir getriuwe māge.   Si bāten si dā bestān.
si hete lützel künnes   under Sīvrides man.
1079„Si sint iu alle vremde“,   sō sprach Gźrnōt.
„Ez enlebet sō starker niemen,   er nemüeze ligen tōt.
Daz bedenket, liebiu swester,   und trœstet iuwern muot.
Belībet bī den vriunden!   Daz wirt iu węrlīchen guot.“
1080Si lobte Gīselhźren,   si wolde dā bestān.
Diu ross gezogen wāren   den Sigemundes man,
als si wolden rīten   zer Nibelunge lant.
Dō was ouch ūf gesoumet   al der recken gewant.
1081Dō gie der hźrre Sigemunt   zuo Kriemhilde stān.
Er sprach zuo der vrouwen:   „Die Sīvrides man
nū warten bī den rossen.   Nū sul wir rīten hin,
wand ich vil ungerne   bī den Burgonden bin.“
1082Dō sprach diu vrouwe Kriemhilt:   „Mir rāten die vriunde mīn,
swaz ich hān getriuwen,   ich sul hie bī in sīn.
Ich habe niemen māge   in Nibelunge lant.“
Vil leit was ez Sigemunde,   dō erz an Kriemhilde ervant.
1083Dō sprach der künec Sigemunt:   „Lāt iuz niemen sagen!
Vor allen mīnen māgen   sult ir die krōne tragen
alsō gewalteclīche,   als ir ź habt getān.
Ir ensult des niht engelten,   daz wir den helt verloren hān.
1084Und vart ouch mit uns wider   durch iuwer kindelīn,
daz ensult ir niht, vrouwe,   weize lāzen sīn.
Swenn iuwer sun gewahset,   der trœstet iu den muot.
Die wīle sol iu dienen   manec helt küene und guot!“
1085Si sprach:  „Hźrre Sigemunt,   jāne mac ich rīten niht.
Ich muoz hie belīben,   swaz halt mir geschiht,
bī den mīnen māgen,   die mir helfen klagen.“
Dō begunden disiu męre   den guoten recken missehagen.
1086Si sprāchen al gelīche:   „Sō möhte wir wol jehen,
daz uns aller źrste   węre leit geschehen,
woldet ir belīben   bī unsern vīanden hie.
Sō geriten hovereise   noch helde sorclīcher nie.“
1087„Ir sult āne sorge   got bevolhen varn.
Man gīt iu guot geleite,   ich heiz iuch wol bewarn,
zuo Sigemundes lande.   Mīn liebez kindelīn,
daz sol ūf genāde   iu recken wol bevolhen sīn!“
1088Dō si wol vernāmen,   daz si niht wolde dan,
dō weinten al gelīche   die Sigemundes man.
Wie rehte jęmerlīchen   schiet dō Sigemunt
von vroun Kriemhilde!   Dō was im ungmüete kunt.
1089„Sō wź der hōchgezīte!“   sprach dō der künec hźr.
„Ez geschiht von kurzewīle   hinfür nimmźr mźr
künege noch sīnen māgen,   daz uns ist geschehen.
Man sol uns nimmźr mźre   hie zen Burgonden sehen!“
1090Dō sprāchen offenlīche   die Sigemundes man:
„Ez möhte noch diu reise   in diz lant ergān,
sō wir den rehte ervinden,   der uns den hźrren sluoc.
Si habent von sīnen māgen   starker vīande genuoc!“
1091Er kuste Kriemhilden.   Wie jęmerlīchen er sprach,
dō si belīben wolde,   und er daz rehte ersach:
„Nū rīten vröuden āne   heim in unser lant.
Alle mīne sorge   sint mir źrste nū bekant.“
1092Si riten ān geleite   von Wormez niden Rīn.
Si mohten wol des muotes   vil sicherlīchen sīn,
ob si in vīentschefte   würden an gerant,
daz sich weren wolde   der küenen Nibelunge hant.
1093Sine gerten urloubes   dā ze keinem man.
Dō sach man Gźrnōt   und Gīselhźren gān
zuo zim minneclīchen.   Im was sīn schade leit.
des brāhten in wol inne   die helde küene und gemeit.
1094Dō sprach gezogenlīchen   der fürste Gźrnōt:
„Got weiz daz wol von himele,   an Sīvrides tōt
gewan ich nie die schulde,   daz ich daz hōrte sagen,
wer im hie vīent węre!   Ich sol in billīche klagen.“
1095Dō gap in guot geleite   Gīselhźr daz kint.
Er brāhte sorgende   ūz dem lande sint
den künec mit sīnen recken   heim ze Niderlant.
Wie lützel man der māge   dar inne vrœlīchen vant!
1096Wie si nū gefüeren,   des kan ich niht gesagen.
Man hōrte hie zallen zīten   Kriemhilde klagen,
daz ir niemen trōste   daz herze und ouch den muot,
ez entęte Gīselhźr.   Der was getriuwe unde guot.
1097Prünhilt diu schœne   mit übermüete saz.
Swaz geweinte Kriemhilt,   unmęre was ir daz.
Sine wart ir guoter triuwe   nimmźr mźr bereit.
Sīt getet ir ouch vrou Kriemhilt   diu vil herzenlīchen leit.

wie der Nibelunge hort ze Wormez kom
{ 19 }
Wie der Nibelungenschatz nach Worms kam.
1098Dō diu edel Kriemhilt   alsō verwitwet wart,
bī ir ime lande   der grāve Eckewart
beleip mit sīnen mannen.   Der dienete ir zallen tagen.
Der half ouch sīner vrouwen   sīnen hźrren dicke klagen.
1099Ze Wormez bī dem münster   ein gezimber man ir slōz,
wīt und vil michel,   rīch und grōz,
dā si mit ir gesinde   sīt āne vröude saz.
Si was zer kirchen gerne,   und tet vil güetlīchen daz.
1100Dā man begruop ir vriedel,   wie selten si daz lie,
mit trūregem muote   si alle zīt dar gie!
Si bat got den guoten   sīner sźle pflegen.
Vil dicke wart beweinet   mit grōzen triuwen der degen.
1101Uote und ir gesinde   trōsten si zaller stunt.
Dō was ir daz herze   sō grœzlīche wunt,
ez kunde niht vervāhen,   swaz man ir trōstes bōt.
Si hete nāch liebem vriunde   die aller grœsten nōt,
1102die nāch liebem manne   ie mźr wīp gewan.
Man mohte ir michel tugende   kiesen wol dar an,
si klagete unz an ir ende,   die wīle werte si der līp.
Sīt rach sich wol mit ellen   des küenen Sīvrides wīp.
1103Sus saz si nāch ir leide,   daz ist alle wār,
nāch ir mannes tōde   wol vierdehalbez jār,
daz si ze Gunthźr   nie dehein wort gesprach
und ouch ir vīant Hagenen   in der zīte nie gesach.
1104Dō sprach der helt von Tronege:   „Möht ir daz tragen an,
daz ir iuwer swester   ze vriunde möhtet hān,
sō kœme ze disen landen   daz Nibelunges golt.
Des möhte ir vil gewinnen,   würde uns diu küneginne holt.“
1105Er sprach:  „Wir suln ez versuochen.   Mīne bruoder sint ir bī.
Die sul wirz bitten werben,   daz si unser vriunt sī,
ob wir in ir an gewinnen,   daz si daz gerne sehe.“
„Ine trūwe es niht“, sprach Hagene,   „daz daz immer geschehe.“
1106Dō hiez er Ortwīnen   hin ze hove gān
und den marcgrāven Gźren.   Dō daz was getān,
man brāhte ouch Gźrnōten   und Gīselhźr daz kint.
Si versuochtenz vriuntlīche   an vroun Kriemhilde sint.
1107Dō sprach von Burgonden   der küene Gźrnōt:
„Vrouwe, ir klaget ze lange   den Sīvrides tōt.
Iu wil der künec rihten,   daz er sīn niht hāt erslagen.
Man hœret iuch zallen zīten   sō rehte grœzlīchen klagen!“
1108Si sprach:  „Des zīhet in niemen.   In sluoc diu Hagenen hant.
Wā man in verhouwen solde,   dō er daz an mir ervant,
wie möhte ich des getrūwen,   daz er im węre gehaz?
Ich hete wol behuotet“,   sprach diu küneginne, „daz,
1109daz ich niht vermeldet   hete sīnen līp.
Sō lieze ich nū mīn weinen,   ich vil armez wīp.
Holt wirde ich in nimmźr,   die ez dā hānt getān.“
Dō begunde vlźhen Gīselhźr,   der vil wętlīche man.
1110„Ich wil den künec grüezen!“   Dō si im des verjach,
mit sīnen besten vriunden   man in vor ir sach.
Dōne torste Hagene   für si niht gegān.
Wol wesse er sīne schulde.   Er hete ir leide getān.
1111Dō si verkiesen wolde   ūf Gunthźren den haz,
ob er si küssen solde,   ez zęme im deste baz,
węre ir von sīnem rāte   leide niht getān.
Sō möhte er unzwīfellīchen   zuo Kriemhilde gān.
1112Ez enwart nie suone   mit sō vil trehen mź
gefüeget under vriunden.   Ir tet ir schade wź.
Si verkōs ūf alle,   wan ūf den einen man.
In hete erslagen niemen,   ez hete Hagene getān.
1113Dar nāch vil unlange   truogen si daz an,
daz diu vrouwe Kriemhilt   den grōzen hort gewan
von Nibelungen lande   und fuorte in an den Rīn.
Er was ir morgengābe.   Er solde ir billīche sīn.
1114Dar nāch fuor Gīselhźr   und Gźrnōt.
Ir ahzec hundert mannen   Kriemhilt dō gebōt,
daz si in holen solden,   dā er verborgen lac,
dā sīn der degen Albrīch   mit sīnen besten vriunde pflac.
1115Dō man die von dem Rīne   nāch dem schatze komen sach,
Albrīch der vil küene   zuo sīnen vriunden sprach:
„Wir engetürren ir des hordes   vor gehaben niht,
sīt sīn ze morgengābe   diu edel küneginne giht.
1116Doch würdez nimmźr“,   sprach Albrīch, „getān,
niuwan daz wir übele   dā verlorn hān
mit samt Sīvrit   die guoten tarnhūt,
wand die truoc alle zīte   der schœnen Kriemhild trūt.
1117Nū ist es Sīvride   leider übel komen,
daz uns die tarnkappen   hāt der helt benomen,
und daz im muose dienen   allez ditze lant.“
Dō gie der kameręre,   dā er die slüzzel vant.
1118Ez stuonden vor dem berge   die Kriemhilde man
und ouch ein teil ir māge.   Den schatz, den hiez man dan
tragen zuo dem schiffe   an diu schiffelīn.
Den fuorte man ūf den ünden   unz ze Berge an den Rīn.
1119Nū müget ir von dem horde   wunder hœren sagen:
swaz zwelf kanzwegene   meiste mohten tragen
in vier tagen und nahten   von dem berge dan,
ouch muose ir ietzlīcher   des tages drī stunt gān.
1120Ez enwas niht anders   wan steine und golt.
Und ob man al die werlde   hete dā von versolt,
sīn newęre niht minner   einer marke wert.
Jāne hete es āne schulde   niht gar Hagene gegert.
1121Der wunsch, der lac dar under:   von golde ein rüetelīn.
Der daz hete erkunnet,   der möhte meister sīn
wol in aller werlde   über einen ietslīchen man.
Der Albrīches māge   kom vil mit Gźrnōte dan.
1122Dō si den hort behielten   in Gunthźres lant,
und sich es diu küneginne   aller źrst underwant,
in kamer und in türnen   sīn wart vil getragen.
Man gehōrte nie daz wunder   von guote mźre gesagen.
1123Und węre sī tūsent stunde   noch alse vil gewesen,
und solde der hźrre Sīvrit   gesunder sīn gewesen,
bī im węre Kriemhilt   hende blōz bestān.
getriuwer wībes künne   ein helt nie mźr gewan.
1124Dō si den hort nū hete,   dō brāhte si in daz lant
vil unkunder recken.   Jā gap der vrouwen hant,
daz man sō grōzer milte   mźre nie gesach.
Si pflac vil guoter tugende,   des man der küneginne jach.
1125Den armen und den rīchen   begunde si nū geben,
daz dā reite Hagene,   ob si solde leben
noch deheine wīle,   daz si sō manegen man
in ir dienst gewünne,   daz ez in leide müese ergān.
1126Dō sprach der künec Gunthźr:   „Ir ist līp und guot.
Zwiu sol ich daz wenden,   swaz si dā mit getuot?
Jā derwarp ich daz vil kūme,   daz si mir wart sō holt!
Nū enruochen, war si teile   ir silber und ir golt.“
1127Hagene sprach ze dem künege:   „Ez solde ein vrumer man
deheinem einem wībe   niht des hordes lān.
Si bringet ez mit gābe   noch ūf den tac,
dāz vil wol geriuwen   die küenen Burgonden mac.“
1128Dō sprach der künec Gunthźr:   „Ich swuor ir einen eit,
daz ich ir getęte   nimmźr mźre leit,
und wil es fürbaz hüeten.   Si ist diu swester mīn.“
Dō sprach aber Hagene:   „Lāt mich den schuldigen sīn!“
1129Ir sümelīche eide   wāren unbehuot.
Dō nāmen si der witwen   daz kreftige guot.
Hagene sich der slüzzel   aller underwant.
Daz zurnde ir bruoder Gźrnōt,   dō er daz rehte bevant.
1130Dō sprach der hźrre Gīselhźr:   „Hagene hāt getān
vil leides mīner swester.   Ich solde ez understān.
Węre er niht mīn mac,   ez gienge im an den līp!“
Iteniuwez weinen   tet dō Sīvrides wīp.
1131Dō sprach der hźrre Gźrnōt:   „Ê daz wir immer sīn
gemüejet mit dem golde,   wir soldenz in den Rīn
allez heizen senken.   Daz węre wol getān.“
Si gie vil klegelīche   für ir bruoder Gunthźre stān.
1132Si sprach:  „Vil lieber bruoder,   dū solt gedenken mīn.
Beidiu lībes und guotes   soltū mīn voget sīn!“
Dō sprach er zuo der vrouwen:   „Daz sol sīn getān,
als wir nū komen widere.   Wir haben rītens wān.“
1133Der künec und sīne māge   rūmten dō daz lant,
die aller besten dar under,   die man iender vant,
niuwan Hagene aleine.   Der beleip dā durch haz,
den er truoc Kriemhilde,   und tet vlīzeclīche daz.
1134Ê daz der künec rīche   węre wider komen,
die wīle hete Hagene   den schatz vil genomen.
Er schutte in dā ze Lōche   allen in den Rīn.
Er wānde, er solde in niezen.   Des enkunde niht gesīn.
1135Die fürsten kōmen widere,   mit in vil manec man.
Kriemhilt ir schaden grōzen   klagen began
mit meiden und mit vrouwen.   In was harte leit.
Gerne węre ir Gīselhźr   aller triuwen bereit.
1136Dō sprāchen si gemeine:   „Er hāt übele getān!“
Er entweich der fürsten zorne   alsō lange dan,
unz er gewan ir hulde.   Si liezen in genesen.
Dōne kunde im Kriemhilt   nimmźr vīender sīn gewesen.
1137Ê daz von Tronege Hagene   den schatz alsō verbarc,
dō heten siz gevestent   mit eiden alsō starc,
daz er verholn węre,   unz ir einer möhte leben.
Sine kunden ins selben   noch niemen ander gegeben.
1138Mit iteniuwen leiden   beswęret was ir muot,
umb ir mannes ende,   und dō si ir daz guot
alsō gar genāmen.   Dōne gestuont ir klage
des lībes nimmźr mźre   unz an ir jungesten tage.
1139Nāch Sīvrides tōde,   daz ist al wār,
si wonte in manegem sźre   driuzehen jār,
daz si des recken tōdes   vergezzen kunde niht.
Si was im getriuwe,   des ir diu meiste menige giht.
BUOCH II

wie künec Ezel ze Burgonden nâch Kriemhilde sande
{ 20 }
Wie König Etzel bei den Burgundern um Griemhild anhielt.
1140Daz was in einen zīten,   dō vrou Helche erstarp,
und daz der künec Etzel   umb ein ander vrouwen warp.
Dō rieten sīne vriunde   in der Burgonden lant
zeiner stolzen witewen,   diu was vrou Kriemhilt genant.
1141Sīt daz erstorben węre   der schœnen Helchen līp,
si sprāchen:  „Welt ir immer   gewinnen edel wīp,
die hōhesten und die besten,   die künec ie gewan,
sō nemt die selben vrouwen.   Der starke Sīvrit was ir man.“
1142Dō sprach der künec rīche:   „Wie möhte daz ergān,
sīt ich bin ein heiden   und der toufe niene hān?
Sō ist diu vrouwe kristen.   Dā von sō lobt sis niht.
Ez müese sīn ein wunder,   ob ez immer geschiht.“
1143Dō sprāchen aber die snellen:   „Waz, ob siz līhte tuot
durch iuwern namen den hōhen   und iuwer michel guot?
Sō sol man daz versuochen   an daz edel wīp.
Ir müget vil gerne minnen   den ir vil wętlīchen līp!“
1144Dō sprach der künec edele:   „Wem ist nū bekant
under iu bī Rīne   die liute und ouch daz lant?“
Dō sprach von Bechlāren   der guote Rüedeger:
„Ich hān erkant von kinde   die edelen künege hźr,
1145Gunthźr und Gźrnōt,   die edelen ritter guot.
Der dritte heizet Gīselhźr.   Ir ietslīcher tuot,
swaz er der besten źren   und tugende mac begān.
Ouch hānt ir alten māge   noch her daz selbe getān.“
1146Dō sprach aber Etzel:   „Vriunt, dū solt mir sagen,
ob si in mīnem lande   krōne solde tragen.
und ist ir līp sō schœne,   als mir ist geseit,
den mīnen besten vriunden   solde ez nimmźr werden leit.“
1147„Si gelīchen sich wol mit schœne   der lieben vrouwen mīn,
Helchen der vil rīchen.   Jāne kunde niht gesīn
in dirre werlde schœner   deheines küneges wīp.
Den si lobt ze vriunde,   der mac wol trœsten sīnen līp.“
1148Er sprach:  „Sō wirbez, Rüedegźr,   als liep als ich dir sī.
Und sol ich Kriemhilde   immer geligen bī,
Des wil ich dir lōnen,   sō ich aller beste kan.
Sō hāstū mīnen willen   sō rehte verre getān.
1149Ûzer mīner kameren   sō heiz ich dir geben,
daz dū und dīne gesellen   müge vrœlīche leben,
von rossen und von kleidern   allez, daz dū wil.
Des heiz ich iu bereiten   zuo der boteschefte vil.“
1150Des antwurte Rüedegźr,   der marcgrāve rīch:
„Gerte ich dīnes guotes,   daz węre unlobelīch.
Ich wil dīn bote gerne   wesen an den Rīn
mit mīn selbes guote,   daz ich hān von der hende dīn.“
1151Dō sprach der künec rīche:   „Nū, wenne welt ir varn
nāch der minneclīchen?   Got sol iuch bewarn
der reise an allen źren,   und ouch die vrouwen mīn.
Des helfe mir gelücke,   daz si uns genędec müeze sīn!“
1152Dō sprach aber Rüedegźr:   „Ê wir rūmen daz lant,
wie müezen ź bereiten   wāfen und gewant,
alsō daz wirs źre   vor fürsten mugen hān.
Ich wil ze Rīne füeren   fünf hunderrt wętlīcher man.
1153Swā man zen Burgonden   mich und die mīne sehe,
daz ir ietslīcher   danne dir des jehe,
daz nie künec deheiner   alsō manegen man
sō verre baz gesande,   danne dū ze Rīne hāst getān.
1154Und ob dūz, künec rīche,   niht wil dar umb lān,
si was in edelen minnen   Sīvride undertān,
dem Sigemundes kinde.   Den hastū hie gesehen.
Man mohte im rehter źren   mit maneger wārheit jehen.“
1155Dō sprach der künec edele:   „Was si des recken wīp,
sō was wol alsō tiure   des edelen fürsten līp,
daz ich niht versmāhen   die küneginne sol.
Durch ir grōzen schœne   sō gevallet si mir wol.“
1156Dō sprach der marcgrāve:   „Sō wil iu daz sagen,
daz wir uns heben hinnen   in vier und zweinzec tagen.
Ich enbiute ez Gotelinde,   der lieben vrouwen mīn,
daz ich nāch Kriemhilde   selbe bote welle sīn.“
1157Hin ze Bechlāren   sande Rüedegźr.
Dō wart diu marcgrāvinne   trūrec und hźr.
Er enbot ir, daz er solde   dem künege werben wīp.
Si gedāhte minneclīche   an der schœnen Helchen līp.
1158Dō diu marcgrāvinne   die boteschaft vernam,
ein teil was ir leide.   Weinens si gezam,
ob si gewinnen solde   vrouwen alsam ź.
Sō si gedāhte an Helchen,   daz tet ir inneclīche wź.
1159Rüedegźr von Ungern   in siben tagen reit.
Des was der künec Etzel   vrō und gemeit.
Dā zer stat ze Wiene   bereite man im wāt.
Dōne mohte er sīner reise   dō niht langer haben rāt.
1160Dā ze Bechlāren   im warte Gotelint.
Diu junge marcgrāvinne,   daz Rüedegźres kint,
sach ir vater gerne   und die sīne man.
Dā wart ein liebez bīten   von schœnen kinden getān.
1161Ê daz der edel Rüedegźr   ze Bechelāren reit
ūz der stat ze Wiene,   dō wāren in ir kleit
rehte volleclīchen   ūf den soumen komen.
Die fuoren in der māze,   daz in wart wźnec iht genomen.
1162Dō si ze Bechelāren   kōmen in die stat,
die sīnen reisgesellen   herbergen dō bat
der wirt vil minneclīche   und schuof in guot gemach.
Gotelint diu rīche   den wirt vil gerne komen sach.
1163Alsam tet sīn liebiu tohter,   diu junge marcgrāvīn.
Der nekunde nimmźr   sīn komen lieber sīn.
Die helde ūz Hiunen landen,   wie gerne si si sach!
Mit lachendem muote   diu edele juncvrouwe sprach:
1164„Nū sī uns grōze willekommen   mīn vater und sīne man!“
Dō wart ein schœne danken   mit vlīze dā getān
der jungen marcgrāvinne   von manegem ritter guot.
Vil wol wesse Gotelint   des hźrren Rüedegźres muot.
1165Dō si des nahtes nāhen   bī Rüedegźren lac,
wie güetlīche vrāgen   diu marcgrāvinne pflac,
war in gesendet hete   der künec von Hiunen lant!
Er sprach:  „Min vrouwe Gotelint,   ich tuon dir ez gerne bekant.
1166Dā sol ich mīnem hźrren   werben ein ander wīp,
sīt daz ist verdorben   der schœnen Helchen līp.
Ich wil nāch Kriemhilde   rīten an den Rīn.
Diu sol hie zen Hiunen   gewaltec sīn.“
1167„Daz wolde got“, sprach Gotelint,   „und möhte daz geschehen,
sīt daz wir ir hœren   sō maneger źren jehen,
si ergatzte uns mīner vrouwen   līhte in alten tagen.
Ouch möhten wir si gerne   zen Hiunen krōne lāzen tragen.“
1168Dō sprach der marcgrāve:   „Triutinne mīn,
die mit mir sulen rīten   hinnen an den Rīn,
den sult ir minneclīche   bieten iuwer guot.
Sō helde varent rīche,   sō sint si hōhe gemuot.“
1169Si sprach:  „Ez ist deheiner,   der ez gerne von mir nimt,
ine gebe ir ietslīchem,   swaz im wol gezimt,
ź daz ir hinnen scheidet   und ouch iuwer man.“
Dō sprach der marcgrāve:   „Daz ist mir liebe getān.“
1170Hey, waz man rīcher pfellel   von ir kamer truoc!
Der wart den edelen recken   ze teile dō genuoc,
erfüllet vlīzeclīchen   von hals uns ūf den sporn.
Die im dar zuo gevielen,   die hete im Rüedegźr ūz erkorn.
1171An dem sibendem morgen   von Bechelāren reit
der wirt min sīnen recken.   Wāfen und kleit
fuorten si den vollen   durch der Beyer lant.
Si wurden ūf der strāzen   durch rouben selten an gerant.
1172Inner tagen zwelven   si kōmen an den Rīn.
Dōne kunden disiu męre   niht verholn sīn.
Man sagete ez dem künege   und ouch sīnen man,
ez kœmen vremde geste.   Der wirt dō vrāgen began,
1173ob iemen si bekande,   man solde ez im sagen.
Man sach ir soumęre   sō rehte swęre trāgen.
Daz si vil rīche wāren,   daz wart dā bekant.
Man schuof in herberge.   In der wīten stat zehant.
1174Dō die vil unkunden   wāren īn bekomen,
dō wart der selben hźrren   vaste war genomen.
Si wunderte, wannen füeren   die recken an den Rīn.
der wirte nāch Hagenen sande,   ob si im kündec möhten sīn.
1175Dō sprach der helt von Tronege:   „Ine hān ir niht gesehen.
Als wir si nū geschouwen,   ich kan iu wol verjehen,
von swannen si riten   her in ditze lant.
Si sulen sīn vil vremde,   ine habe si schiere bekant.“
1176Den gesten herberge   wāren nū genomen.
In vil rīchiu kleider   was der bote komen
und sīne hergesellen.   Ze hove si dō riten.
Si fuorten guotiu kleider   vil harte spęhe gesniten.
1177Dō sprach der snelle Hagene:   „Als ich mich kan verstān,
wande ich den hźrren lange   niht gesehen hān,
si varent wol dem gelīche,   sam ez sī Rüedegźr,
von hiunischen landen   der recke küene und hźr.“
1178„Wie sol ich daz gelouben“,   sprach der künec zehant,
„daz der von Bechelāren   sī komen in diz lant?“
Als der künec Gunthźr   die rede vol gesprach,
Hagene der küene   den guoten Rüedegźren sach.
1179Er und sīne vriunde   liefen alle dan.
Dō sach man von den rossen   fünf hundert ritter stān.
Dō wurden wol enpfangen   die von Hiunen lant.
Boten nie getruogen   alsō hźrlīch gewant.
1180Dō sprach harte lūte   von Tronege Hagene:
„Nū sīn gote willekomen   dise degene,
der voget von Bechelāren   und alle sīne man!“
Der antpfanc wart wol mit źren   den snellen Hiunen getān.
1181Des küneges nęhsten māge, die giengen, dā man si sach.
Ortwīn von Metze   ze Rüedegźren sprach:
„Wir haben in aller wīle   mźre nie gesehen
geste hie sō gerne.   Des wil ich węrlīche jehen.“
1182Des gruozes si dō dankten   den recken über al.
Mit den hergesinden   si giengen in den sal,
dā si den künec funden   bī manegem hźrlīchem man.
Der hźrre stuont von sedele.   Daz was durch grōze zuht getān.
1183Wie rehte zühteclīchen   er zuo den boten gie!
Gunthźr und Gźrnōt   vil vlīzeclīch enpfie
den gast mit sīnen mannen,   als im wol gezam.
Den guoten Rüedegźren   er bī der hende genam.
1184Er brāhte in zuo dem sedele,   dā er selbe saz.
Den gesten hiez man schenken,   vil gerne tet man daz,
met den vil guoten   und den besten wīn,
den man kunde vinden   in dem lande al umb den Rīn.
1185Gīselhźr und Gźre,   die wāren beide komen.
Dancwart und Volkźr,   die heten ouch vernomen
umb dise geste.   Si wāren vrō gemuot.
Si enpfiengen vor dem künege   die ritter edel und guot.
1186Dō sprach ze sīnem hźrren   von Tronege Hagene:
„Ez solden immer dienen   dise degene,
daz uns der marcgrāve   ze liebe hāt getān.
Des solde lōn enpfāhen   der schœnen Gotelinde man.“
1187Dō sprach der künec Gunthźr:   „Ine kan daz niht verdagen,
wie sich gehaben beide,   daz sult ir mir sagen,
Etzel und Helche   ūzer Hiunen lant.“
Dō sprach der marcgrāve:   „Ich tuon ez iu gerne bekant.“
1188Dō stuont er von dem sedele   mit allen sīnen man.
Er sprach zuo dem künege:   „Und mac daz sīn getān,
daz ir mir, fürste, erloubet,   sōne wil ich niht verdagen.
Diu męre, diu ich bringe,   sol ich iu vrœlīche sagen.“
1189Er sprach:  „Swaz man uns męre   bī iu enboten hāt,
die erloube ich iu ze sagene   āne vriunde rāt.
Ir sult si lāzen hœren   mich und mīne man,
wand ich iu aller źren   hie ze werbene gān.“
1190Dō sprach der bote biderbe:   „Iu enbiutet an den Rīn
getriuwelīchen dienest   der grōze voget mīn,
dar zuo al den vriunden,   die ir müget hān.
Ouch ist disiu boteschaft   mit grōzen triuwen getān.
1191Iu bat der künec edele   klagen sīne nōt:
sīn volc ist āne vröude.   Mīn vrouwe, diu ist tōt,
Helche die vil rīche,   mīnes hźrren wīp.
An der nū ist verweiset   vil maneger juncvrouwen līp,
1192Kint der edelen fürsten,   diu si gezogen hāt.
Dā von ez ime lande   vil jęmerlīche stāt.
Diu enhānt nū leider niemen,   der ir mit triuwen pflege.
Des węn ouch sich vil seine   des küneges sorge gelege.“
1193„Nū lōn im got“, sprach Gunthźr,   „daz er den dienest sīn
sō willeclīch enbiutet   mir und den vriunden mīn!
Den sīnen gruoz ich gerne   hie vernomen hān.
Daz sulen gerne dienen   beide māge und mīne man.“
1194Dō sprach von Burgonden   der recke Gźrnōt:
„Die werlt mac immer riuwen   der schœnen Helchen tōt
durch ir vil manege tugende,   der si kunde pflegen.“
Der rede gestuont im Hagene,   dar zuo vil manec ander degen.
1195Dō sprach aber Rüedegźr,   der edel bote hźr:
„Sīt ir mir, künec, erloubet,   ich sol iu sagen mźr,
waz iu mīn lieber hźrre   her enboten hāt,
sīt im sīn dinc nāch Helchen   sō rehte kumberlīchen stāt:
1196Man sagte mīnem hźrren,   Kriemhilt sī āne man,
hźr Sīvrit sī erstorben.   Und ist daz sō getān,
welt ir ir des günnen,   sō sol si krōne tragen
vor Etzelen recken.   Daz hiez ir mīn hźrre sagen.“
1197Dō sprach der künec rīche,   wol gezogen was sīn muot:
„Si hœret mīnen willen,   ob siz gerne tuot.
Den wil ich iu künden   in disen drīen tagen.
Ê ich ez an ir erfünde,   zwiu solde ich Etzelen versagen?“
1198Die wīle man den gesten   hiez schaffen guot gemach.
In wart dā sō gedienet,   daz Rüedeger des jach,
daz er dā vriunde hete   under Gunthźres man.
Hagene im diente gerne.   Er hete im ź alsam getān.
1199Alsus beleip dō Rüedegźr   unz an den dritten tac.
Der künec nāch rāte sande,   vil wīslīch er pflac,
ob ez sīne māge   dūhte guot getān,
daz Kriemhilt nemen solde   den künec Etzelen ze man.
1200Si rieten al gemeine,   niuwan Hagene.
Der sprach ze Gunthźr   dem degene:
„Habt ir rehte sinne,   sō wirt ez wol behuot,
ob sis volgen wolde,   daz ir ez nimmźr getuot.“
1201„War umbe“, sprach dō Gunthźr,   „solde ichs volgen niht?
Swaz der küneginne   liebes geschiht,
des sol ich ir wol günnen.   Si ist diu swester mīn.
Wir soldenz selbe werben,   ob ez ir źre möhte sīn.“
1202Dō sprach aber Hagene:   „Lāt die rede stān!
Het ir Etzelen künde,   als ich sīn künde hān,
sol si in danne minnen,   als ich iuch hœre jehen,
sō ist iu aller źrste   von schulden sorgen geschehen.“
1203„War umb?“ sprach dō Gunthźr,   „Ich behuote vil wol daz,
daz ich im kome sō nāhen,   daz ich deheinen haz
von im dulden müese,   und węre si sī wīp.“
Dō sprach aber Hagene:   „Ez gerętet nimmźr mīn līp.“
1204Man hiez nāch Gźrnōten   und nāch Gīselhźren gān,
ob die hźrren beide   dūhte guot getān,
daz Kriemhilt solde minnen   den rīchen künec hźr.
Noch widerreite ez Hagene   und nieman mźr.
1205Dō sprach von Burgonden   Gīselhźr der degen:
„Nū müget ir, vriunt Hagene,   noch der triuwen pflegen.
Ergetzet si der leide,   und ir ir habt getān!
An swiu ir wol gelünge,   daz soldet ir ungevźhet lān.
1206Jā habt ir mīner swester   getān sō manegiu leit“,
sō sprach aber Gīselhźr,   der recke vil gemeit,
„daz si des hete schulde,   ob si iu węre gram.
Nie man deheiner vrouwen   noch mźre vröuden benam.“
1207„Daz ich daz wol bekenne,   daz tuon ich iu kunt.
Sol si nemen Etzel,   gelebt si an die stunt,
si getuot uns noch vil leide,   swie siz getraget an.
Jā wirt ir dienende   vil manec wętlīcher man!“
1208Des antwurte Hagenen   der küene Gźrnōt:
„Ez mac alsō belīben   unz an ir beider tōt,
daz wir gerīten nimmźr   in Etzelen lant.
Wir suln ir sīn getriuwe.   Daz ist ze den źren uns gewant.“
1209Dō sprach aber Hagene:   „Mir mac niemen widersagen.
Und sol diu edele Kriemhilt   Helchen krōne tragen,
si getuot uns noch vil leide,   swie si gefüege daz.
Ir sult ez lān belīben.   Daz zimt iu recken michel baz.“
1210Mit zorn sprach dō Gīselhźr,   der schœnen Uoten sun:
„Wir suln doch niht alle   meinlīchen tuon.
Swaz źren ir geschehe,   vrō solden wir des sīn.
Swaz ir geredet, Hagene,   ich diene ir durch die triuwe mīn!“
1211Dō daz gehōrte Hagene,   dō wart er ungemuot.
Gźrnōt und Gīselhźr,   die stolzen ritter guot,
und Gunthźr der rīche   ze jungest reiten daz,
ob ez lobte Kriemhilt,   si woldenz lāzen āne haz.
1212Dō sprach der fürste Gźre:   „Ich wilz der vrouwen sagen,
daz si ir den künec Etzel   lāze wol behagen.
Dem ist sō manec recke   mit grōzen vorhten undertān.
Er mac si wol ergetzen,   swaz ir leides ist getān.“
1213Dō gie der snelle recke,   dā er Kriemhilde sach.
Si enpfie in güetlīche.   Wie balde er dō sprach:
„Ir müget mich gerne grüezen   und geben botenbrōt.
Iuch wil gelücke scheiden   vil schiere ūz aller iuwer nōt.
1214Ez hāt durch iuwer minne,   vrouwe, her gesant
ein der aller beste,   der ie küneges lant
gewan mit vollen źren   oder krōne solde tragen.
Ez werbent ritter edele.   Daz hiez iu iuwer bruoder sagen.“
1215Dō sprach diu jāmers rīche:   „Iu sol verbieten got
und allen mīnen vriunden,   daz si deheinen spot
an mir armer üeben.   Waz solde ich einem man,
der ie herzeliebe   von guotem wībe gewan?
1216Si widerreite ez sźre.   Dō kom aber sint
Gźrnōt, ir bruoder,   und Gīselhźr daz kint
dā bāten minneclīche   trœsten si ir muot:
ob si den künec genęme,   ez węre ir węrlīchen guot.
1217Überwinden kunde   niemen dō daz wīp,
daz si minnen wolde   deheines mannes līp.
Dō bāten si die degene:   „Nū lāzet doch geschehen,
ob ir anders niht getuot,   daz ir den boten ruochet sehen!.“
1218„Daz eine wil ich niht versprechen“,   sprach daz vil edel wīp,
„Ich ensęhe gerne   den Rüedegźres līp
durch sīne manege tugende.   Węre er her niht gesant,
swerz ander boten węre,   dem węre ich immer unbekant.“
1219Si sprach:  „Ir sult in morgen   heizen her gān
zuo mīner kemenāte.   Ich wil in hœren lān
vil gar den mīnen willen   sol ich im selbe sagen.“
Ir wart eriteniuwet   daz ir vil grœzlīchez klagen.
1220Dō gerte ouch niht anders   der edel Rüedegźr,
wan daz er gesęhe   die küneginne hźr.
Er weste sich sō wīsen,   ob ez immer solde ergān,
daz si sich den recken   überreden müese lān.
1221Des andern morgens vruo,   dō man die messe sanc,
die edelen boten kōmen,   dō wart dā grōz gedranc,
die mite Rüdegźre   ze hove wolden gān.
Der sach man dā gekleidet   vil manegen hźrlīchen man.
1222Kriemhilt diu hźre   und vil trūrec gemuot,
sie warte Rüedegźr,   dem edelen boten guot.
Der vant si in der węte,   die si alle tage truoc.
Dā bī truoc ir gesinde   rīcher kleider genuoc.
1223Si gienc im engegene   zuo der tür dan
und enpfie vil güetlīche   den edelen man.
Niuwan selbe zwelfter   er dar zuo ir gie.
Man bōt im grōzen dienest.   Ir enkōmen hōher boten nie.
1224Man hiez den hźrren sitzen   und sīne man.
Die zwźne marcgrāven,   die sach man vor ir stān,
Eckewart und Gźre,   die edelen recken guot.
Durch die hūsvrouwen   si sāhen niemen wol gemuot.
1225Si sāhen vor ir sitzen   vil manec schœne wīp.
Dō pflac niuwan jāmers   der Kriemhilde līp.
Ir wāt was vor den brüsten   von heizen trehen naz.
Der edel marcgrāve   sach wol an Kriemhilde daz.
1226Dō sprach der bote hźre:   „Vil edeles küneges kint,
mir und mīnen gesellen,   die mit mir komen sint,
sult ir daz erlouben,   daz wir vor iu stān
und iu sagen męre,   war nāch wir her geriten hān.“
1227„Nū sī iu erloubet“,   sprach diu künegīn.
„Swaz ir reden wellet.   Also stāt mīn sin,
daz ich ez gerne hœre.   Ir sīt ein bote guot.“
Die andern dō wol hōrten   ir unwilligen muot.
1228Dō sprach von Bechelāren   der fürste Rüedegźr.
„Mit triuwen grōze liebe   Etzel, ein künec hźr,
hāt iu enboten, vrouwe,   her in ditze lant.
Er hāt nāch iuwer minne   vil guote recken her gesant.
1229Er enbiutet iu inneclīchen   minne āne leit.
Stęter vriuntschefte,   der sī er iu bereit,
als er ź tet vroun Helchen,   diu im ze herzen lac.
Jā hāt er nāch ir tugenden   vil dicke unvrœlīchen tac!“
1230Dō sprach diu küneginne:   „Marcgrāve Rüedegźr,
węre iemen, der bekande   mīniu starken sźr,
der bęte mich niht triuten   noch deheinen man.
Jā verlōs ich ein den besten,   den ie vrouwe gewan!“
1231„Waz mac ergetzen leides“,   sprach der vil küene man,
„Wan vriuntlīche liebe?   Swer die kan begān,
und der dan einen kiuset,   der im ze rehte kumt,
vor herzelīcher leide   niht sō grœzlīche vrumt.
1232Und geruochet ir ze minnen   den edelen hźrren mīn,
zwelf vil rīcher krōne   sult ir gewaltec sīn.
Dar zuo gīt iu mīn hźrre   wol drīzec fürsten lant,
diu elliu hāt betwungen   sīn vil ellenhaftiu hant.
1233Ir sult ouch werden vrouwe   über manegen werden man,
die mīner vrouwen Helchen   wāren undertān,
und über manege vrouwen,   der si hete gewalt,
von hōher fürsten künne“,   sprach der küene degen balt.
1234„Dar zuo gīt iu mīn hźrre,   heizet er iu sagen,
ob ir geruochet krōne   bī dem künege tragen,
gewalt den aller hœhesten,   den Helche ie gewan.
Den sult ir gewalteclīche   haben vor Etzelen man.“
1235Dō sprach diu küneginne:   „Wie möhte mīnen līp
immer des gelusten,   deich würde heldes wīp?
Mir hāt der tōt an einem   sō rehte leit getān,
des ich unz an mīn ende   muoz unvrœlīche stān.“
1236Dō sprāchen aber die Hiunen:   „Küneginne rīch,
iuwer leben wirt bī Etzel   sō rehte lobelīch,
daz iuch immer wunnet,   ist daz ez ergāt,
wand der künec rīche   vil manegen zieren degen hāt.
1237Helchen juncvrouwen   und iuwer magedīn,
solden die bī ein ander   ein gesinde sīn,
dā bī möhten recken   werden wol gemuot.
Lāt ez iu, vrouwe, rāten:   ez wirt iu węrlīchen guot!“
1238Si sprach in ir zühten:   „Nū lāt die rede stān
unze morgen vruo!   Sō sult ir her gān.
Ich wil iu antwurten,   des ir dā habt muot.“
Des muosen dō gevolgen   die recken küen und guot.
1239Dō si zen herbergen   alle kōmen dan,
dō hiez diu edel vrouwe   nāch Gīselhźren gān
und ouch nāch ir muoter.   Den beiden sagte si daz,
daz si gezęme weinen   und niht anderes baz.
1240Dō sprach ir bruoder Gīselhźr:   „Swester, mir ist geseit,
und wilz ouch wol gelouben,   daz elliu dīniu leit
der künec Etzel swende,   und nimestūn zeinem man.
Swaz iemen ander rāte,   sō dunkt ez mich wol getān.
1241Er mac dich wol ergetzen“,   sprach aber Gīselhźr,
„vome Rotten zuo dem Rīne,   von der Elbe unz an daz mer
sō ist künec deheiner   sō gewaltec niht.
Dū maht dich vröuwen balde,   sō er dī ze konen giht.“
1242Si sprach:  „Mīn vil lieber bruoder,   zwie rętestū mir daz?
Klagen und weinen   mir immer zęme baz.
Wie solde ich vor recken   dā ze hove gān?
Wart mīn līp ie schōne,   des bin ich āne getān.“
1243Dō sprach diu vrouwe Uote   ir lieben tohter zuo:
„Swaz dīne bruoder rāten,   liebez kint, daz tuo!
Volge dīnen vriunden,   sō mac dir wol geschehen.
Ich hān dich doch sō lange   mit grōzem jāmer gesehen.“
1244Dō bat si got vil dicke   füegen ir den rāt,
daz si ze gebene hete   golt, silber und wāt
sam ź bī ir manne,   dō er noch was gesunt.
Si gelebte doch nimmźr mźre   sīt sō vrœlīche stunt.
1245Si gedāhte in ir sinnen:   „Und sol ich mīnen līp
geben einem heiden?   Ich bin ein kristen wīp.
Des muoz ich zer werlde   immer schaden hān.
Gębe er mir elliu rīche,   ez ist von mir vil ungetān.“
1246Dā mit siz lie belīben.   Die naht unz an den tac
diu vrouwe an ir bette   mit vil gedanken lac.
Diu ir vil liehtiu ougen   getruckenten nie,
unz daz si aber den morgen   hin ze mettīne gie.
1247Ze rehter messezīte   die künege wāren komen.
Si heten aber ir swester   under hende genomen.
Jā rieten si ir ze minnen   den künec von Hiunen lant.
Die vrouwen ir deheiner   lützel vrœlīche vant.
1248Dō hiez man dar gewinnen   die Etzelen man,
die nū mit urloube   węren gerne dan,
geworben oder gescheiden,   swie ez dō möhte sīn.
Ze hove kom dō Rüedegźr.   Die helde reiten under in,
1249daz man rehte erfüere   des edelen fürsten muot,
und tęten daz bezīte.   Daz dūhte si alle guot:
ir wege węren verre   wider in ir lant.
Man brāhte Rüedegźren,   dā er Kriemhilde vant.
1250Vil minneclīche bitten   der recke dō began
die edelen küneginne,   si solde in hœren lān,
waz si enbieten wolde   in Etzelen lant.
Er węn an ir niht anders   niuwan lougenen vant,
1251daz si nimmźr minnen wolde   mźr deheinen man.
Dō sprach der marcgrāve:   „Daz węre missetān.
Zwiu woldet ir verderben   einen als schœnen līp?
Ir müget noch mit źren   werden guotes mannes wīp!“
1252Niht half, daz si gebāten,   unz Rüedegźr
si gesprach in heinlīche,   die küneginne hźr,
er wolde si ergetzen,   swaz ir ie geschach.
Ein teil begunde ir senften   dō ir grōzer ungemach.
1253Er sprach zer küneginne:   „Lāt iuwer weinen sīn!
Ob ir ze Hiunen hetet   niemen danne mīn,
getriuwer mīner māge   und ouch der mīner man,
er müese es sźre engelten,   und hete iu iemen iht getān.“
1254Dā von wart wol geringet   dō der vrouwen muot.
Si sprach:  „Sō swert mir eide,   swaz mir iemen getuot,
daz ir sīt der nęhste,   der büeze mīniu leit!“
Dō sprach der marcgrāve:   „Vrouwe, des bin ich bereit.“
1255Mit allen sīnen mannen   swuor ir dō Rüedegźr
mit triuwen immer dienen,   und daz die recken hźr
ir immźr niht versageten   ūz Etzelen lant.
Des si źre haben solde,   des sichert ir Rüedegźres hant.
1256Dō gedāhte diu getriuwe:   „Sīt ich vriunde hān
alsō vil gewunnen,   sō sol ich reden lān
diu liute swaz si wellen,   ich jāmerhaftez wīp.
Waz, ob noch wirt errochen   des mīnen lieben mannes līp?“
1257Si gedāhte:  „Sīt daz Etzel   der recken hāt sō vil,
sol ich den gebieten,   sō tuon ich swaz ich wil.
Er ist ouch wol sō rīche,   daz ich ze geben hān.
Mich hāt der leidege Hagene   mīnes guotes āne getān.“
1258Si sprach ze Rüedegźre:   „Hete ich daz vernomen,
daz er niht węre ein heiden,   sō wolde ich gerne komen,
swar er hete willen,   und nęme in zeinem man.“
Dō sprach der marcgrāve:   „Die rede sult ir, vrouwe, lān.
1259Er hāt so vil der recken   in kristenlīcher ź,
daz iu bī dem künege   nimmźr wirdet wź.
Waz, ob ir daz verdienet,   daz er toufet sīnen līp?
Des müget ir gerne werden   des künec Etzelen wīp.“
1260Dō sprach aber ir bruoder:   „Nū lob ez, swester mīn.
Iuwer ungemüete, daz sult ir lāzen sīn!“
Si bātens alsō lange,   unz doch ir trūrec līp
lobte vor den helden,   si würde Etzelen wīp.
1261Si sprach:  „Ich wil iu volgen,   ich armiu künegīn,
daz ich var zuo den Hiunen,   sō daz nū mac gesīn,
swenne ich hān die vriunde,   die mich füeren in sīn lant.“
Des bōt dō vor den helden   diu schœne Kriemhilt ir hant.
1262Dō sprach der marcgrāve:   „Habt ir zwźne man,
dar zuo hān ich ir mźre.   Ez wirdet wol getān,
daz wir iuch wol nāch źren   bringen über Rīn.
Ir sult niht, vrouwe, langer   hie zen Burgonden sīn.
1263Ich hān fünf hundert manne   und ouch der māge mīn,
die suln iu hie dienen   und dā heime sīn,
vrouwe, swie ir gebietet.   Ich tuon iu selbe alsam,
swenne ir mich mant der męre,   daz ich mich es nimmźr gescham.
1264Nū heizet iu bereiten   iuwer pfertkleit.
Die Rüedegźres ręte   iu nimmźr werden leit.
Und saget ez iuwern magedīn,   die ir dā füeren welt.
Jā kumt uns ūf der strāze   vil manec ūz erwelter helt!“
1265Si heten noch gesmīde,   daz man dā vor reit
bī Sīvrides zīten,   daz si vil manege meit
mit źren möhte füeren,   swenne si wolde dan.
Hey, waz man guoter setele   den schœnen vrouwen gewan!
1266Ob si ź ie getruogen   deheiniu rīchen kleit,
der wart zuo zir verte   vil manegez nū bereit,
wand in von dem künege   sō vil gesaget wart.
Si sluzzen ūf die kisten,   die ź stuonden wol bespart.
1267Si wāren vil unmüezec   wol fünftehalben tac.
Si suochten ūz der valden,   des vil dar inne lac.
Kriemhilt dō ir kamer   al entsliezen began:
si wolde machen rīche   all Rüedegźres man.
1268Si hete noch des goldes   von Nibelunge lant,
si wānde, ez zen Hiunen   teilen solde ir hant,
daz ez wol hundert mœre   niender kunden tragen.
Diu męre hōrte Hagene   dō von Kriemhilde sagen.
1269Er sprach:  „Sīt mir vrou Kriemhilt   nimmźr wirdet holt,
sō muoz ouch hie belīben   daz Sīvrides golt.
Zwiu solde ich mīnen vīanden   lān sō michel guot?
Ich weiz wol, waz Kriemhilt   mit disem schatze getuot.
1270Ob si in bręhte hinnen,   ich wil gelouben daz,
er würde doch zerteilet   ūf den mīnen haz.
Sine habent ouch niht der rosse,   diu in solden tragen.
In wil behalten Hagene.   Daz sol man Kriemhilde sagen!“
1271Dō si gehōrte diu męre,   dō was ir grimme leit.
Ez wart ouch den künegen   allen drīn geseit.
Si woldenz gerne wenden.   Dō des niht geschach,
Rüedegźr der edele   harte vrœlīche sprach:
1272„Rīchiu küneginne:   „Zwiu klaget ir daz golt?
Iu ist der künec Etzel   sō grœzlīchen holt.
Gesehent iuch sīniu ougen,   er gīt iu alsō vil,
daz ir ez verswendet nimmźr.   Des ich iu, vrouwe, sweren wil.“
1273Dō sprach diu küneginne:   „Vil edel Rüedegźr,
ez gewan küneges tohter   nie rīchheite mźr,
danne der mich Hagene   āne hāt getān.“
Dō kom ir bruoder Gźrnōt   hin zir kemenāten gegān.
1274Mit gewalt des küneges   den slüzzel stiez er an die tür.
Golt daz Kriemhilde   reichte man dar für
ze drīzec tūsent marken   oder dannoch baz.
Er hiez ez nemen die geste.   Liep was Gunthźre daz.
1275Dō sprach von Bechelāren   der Gotelinde man:
„Ob ez mīn vrouwe Kriemhilt   allez möhte hān,
swaz sī ie wart gefüeret   von Nibelunge lant,
sīn solde lützel rüeren   mīn oder der küneginne hant.
1276Nū heizet ez behalten,   wand ich es niene wil.
Jā fuorte ich von lande.   Des mīnen alsō vil,
daz wirs ūf der strāze   haben guoten rāt,
und unser koste hinnen   harte hźrlīchen stāt!“
1277Dā vor in aller wīle   gefüllet zwelf schrīn
des aller besten goldes,   daz iender möhte sīn,
heten die ir megde.   Daz fuorte man von dan,
und gezierde vil der vrouwen,   das si zir verte solde hān.
1278Gewalt des grimmen Hagenen   dūhte si ze starc.
Si hete ir opfergoldes   noch wol tūsent marc.
Si teilte ez sīner sźle,   ir vil liebem man.
Daz dūhte Rüedegźren   mit grōzen triuwen getān.
1279Dō sprach diu klagende vrouwe:   „Wā sint die vriunde mīn,
die durch mīne liebe   wellent ellende sīn?
Die suln mit mir rīten   in der Hiunen lant.
Die nemen schatz den mīnen,   und koufen ross und ouch gewant!“
1280Dō sprach zer küneginne   der marcgrāve Eckewart:
„Sīt daz ich alźrste   iuwer gesinde wart,
sō hān ich iu mit triuwen   gedienet“, sprach der degen,
„und wil unz an mīn ende   des selben immer bī iu pflegen.
1281Ich wil ouch mit mir füeren   fünf hundert mīner man,
der ich iu ze dienste   mit rehten triuwen gan.
Wir sīn vil ungescheiden,   ez entuo dann der tōt.“
Der rede neic im Kriemhilt.   Des gie ir węrlīche nōt.
1282Dō zōch man dan die mœre.   Si wolden varn dan.
Dā wart vil michel weinen   von vriunden getān.
Uote diu vil rīche   und manec schœne meit,
die zeigeten, daz in węre   nāch vroun Kriemhilde leit.
1283Hundert rīcher megede   fuorte si mit ir dan.
Die wurden sō gekleidet,   als in wol gezam.
Dō vielen in die trehene   von liehten ougen nider.
Si gelebte vil der vröuden   ouch bī Etzelen sider.
1284Dō kom der hźrre Gīselhźr   und ouch Gźrnōt
mit ir gesinde,   als in ir zuht gebōt.
Dō wolden si beleiten   ir liebe swester dan.
Dō fuorten si ir recken   wol tūsent wętlīcher man.
1285Dō kom der snelle Gźre   und ouch Ortwīn.
Rūmolt der kuchenmeister   dā mite muose sīn.
Si schuofen die nahtselde   unz an Tuonouwe stat.
Dō reit niht fürbaz Gunthźr,   wan ein lützel für die stat.
1286Ê si von Rīne füeren,   si heten für gesant
ir boten harte snelle   in der Hiunen lant,
die dem künege sageten,   daz im Rüedegźr
ze wībe hete erworben   die edelen küneginne hźr.

wie Kriemhilt gên den Hiunen vuor
{ 21 }
Wie Griemhild zu den Hunnen reiste.
1287Die boten lāzen rīten!   Wir suln iu tuon bekant,
wie diu küneginne   füere durch diu lant,
oder wā von ir schieden   Gīselhźr und Gźrnōt.
Si heten ir gedienent,   als in ir triuwe daz gebōt.
1288Unz an die Tuonouwe   ze Vergen si dō riten.
Si begunden urloubes   die küneginne bitten,
wan si wider wolden   rīten an den Rīn.
Dōne mohte ez āne weinen   von guoten vriunden niht gesīn.
1289Gīselhźr der snelle   sprach zer swester sīn:
„Swenne daz dū, vrouwe,   bedurfen wellest mīn,
ob dir iht gewerre,   daz tuo dū mir bekant!
Sō rīt ich dir ze dieneste   in daz Etzelen lant.“
1290Die ir māge wāren,   kuste si an den munt.
Vil minneclīche scheiden   sach man an der stunt
von Rüedegźres,   des marcgrāven, man.
Dō fuorte diu küneginne   vil manege meit wolgetān,
1291hundert und viere,   die truogen rīchiu kleit
von gemālet rīchen pfellel.   Vil der schilde breit
fuorte man bī den vrouwen   nāhen ūf den wegen.
Dō kźrte von ir dannen   vil manec hźrlīcher degen.
1292Si zogeten dannen balde   nider durch Beyerlant.
Dō sagte man diu męre,   dā węren für gerant
vil unkunder geste,   dā noch ein klōster stāt,
und dā daz In mit vluzze   in die Tuonouwe gāt.
1293In der stat ze Pazzouwe   saz ein bischof.
Die herberge wurden lęre,   und ouch des fürsten hof.
Si īlten gegen den gesten   ūf in Beyerlant,
dā der bischof Pilgrīn   die schœnen Kriemhilden vant.
1294Den recken von dem lande   was dō niht ze leit,
dō si ir volgen sāhen   sō manege schœne meit.
Dā trūte man mit ougen   der edelen ritter kint.
Guote herberge   gap man den gesten sint.
1295Der bischof mit sīner nifteln   ze Pazzouwe reit.
Dō daz den burgęren   von der stat wart geseit,
daz dar kœme Kriemhilt,   des fürsten swester kint,
diu wart wol enpfangen   von den koufliuten sint.
1296Daz si belīben solden,   der bischof hete es wān.
Dō sprach der hźrre Eckewart:   „Ez ist ungetān.
Wir müezen varn nider   in Rüedegźres lant.
Uns wartet vil der degene,   wan ez ist in allen wol bekant.“
1297Diu męre nū wol wesse   diu schœne Gotelint.
Si bereite sich mit vlīze   unde ir vil edel kint.
Ir hete enboten Rüedegźr,   daz in daz dūhte guot,
daz si der küneginne   dā mite trōste den muot,
1298daz si ir rite engegene   mit den sīnen man
ūf zuo der Ense.   Dō daz wart getān,
dō sach man allenthalben   die wege unmüezec stān.
Si begunden gegen den gesten   beidiu rīten und gān.
1299Nū was diu küneginne   ze Everdingen komen.
Genuoge ūz Beyerlande,   solden si hān genomen
den roub ūf der strazen   nāch ir gewonheit,
sō heten si den gesten   dā getān vil līhte leit.
1300Daz was wol understanden   von dem marcgrāven hźr.
Er fuorte tūsent ritter   und dannoch mźr.
Dō was ouch komen Gotelint,   Rüedegźres wīp.
Mit ir kom hźrlīche   vil maneges edelen recken līp.
1301Dō si über die Trouwen kōmen   bī Ense ūf das velt,
dō sach man ūf gespannen   hütte und gezelt,
dā die geste solden   die nahtselde hān.
Diu koste was den gesten   dā von Rüedegźr getān.
1302Gotelint diu schœne   die herberge lie
hinder ir belīben.   Ûf den wegen gie
mit klingenden zoumen   manec pfert wolgetān.
Der antpfanc wart vil schōne.   Liep was ez Rüedegźr getān.
1303Die in ze beiden sīten   kōmen ūf den wegen,
die riten lobelīche.   Der was vil manec degen.
Si pflāgen ritterschefte.   Daz sach vil manec meit.
Ouch was der ritter dienest   niht der küneginne leit.
1304Dō zuo den gesten kōmen   die Rüedegźres man,
vil der trunzūne   sach man ze berge gān
von der recken hende   mit ritterlīchen siten.
Dā wart wol ze prīse   vor den vrouwen dō geriten.
1305Daz liezen si belīben.   Dō gruozte manec man
vil güetlīche ein ander.   Dō fuorten si von dan
die schœnen Gotelinden,   dā si Kriemhilde sach.
Die vrouwen dienen kunden,   die heten kleinen gemach.
1306Der voget von Bechelāren   ze sīnem wībe reit.
Der edelen marcgrāvinne   was daz niht ze leit,
daz er sō wol gesunder   was von Rīne komen.
ir was ein teil ir swęre   mit grōzen vröuden benomen.
1307Dō si in hete enpfangen,   er hiez si ūf daz gras
erbeizen mit den vrouwen,   swaz ir dā mit ir was.
Dā wart vil unmüezec   manec edel man.
Dā wart vrouwen dienest   mit grōzem vlīze getān.
1308Dō sach diu vrouwe Kriemhilt   die marcgrāvinne stān
mit ir gesinde.   Sine lie niht nāher gān.
Daz pfert mit dem zoume   zucken si began
und bat sich snelleclīchen   heben von dem satel dan.
1309Den bischof sach man wīsen   sīner swester kint,
in und Eckewarten,   zuo Gotelinde sint.
Dā wart vil michel wīchen   an der selben stunt.
Dō kuste diu ellende   an Gotelinden munt.
1310Dō sprach vil minneclīchen   daz Rüedegźres wīp:
„Nū wol mich, liebiu vrouwe,   daz ich iuweren schœnen līp
hān in disen landen   mit mīnen ougen gesehen!
Mir enkunde an disen zīten   nimmźr lieber geschehen.“
1311„Nū lōn iu got“, sprach Kriemhilt,   „vil edeliu Gotelint!
Sol ich gesunt belīben   und Botelunges kint,
ez mac iu komen ze liebe,   daz ir mich habt gesehen.“
In beiden was unkunde,   daz sider muose geschehen.
1312Mit zühten zuo zein ander   gie vil manec meit.
Dō wāren in die recken   mit dieneste vil bereit.
Si sāzen nāch dem gruoze   nider ūf den klź.
Si gewunnen maneger künde,   die in vil vremede wāren ź.
1313Man hiez den vrouwen schenken.   Ez was wol mitter tac.
Daz edel ingesinde   dā niht lenger lac.
Si riten, dā si funden   manege hütten breit.
Dā was den edelen gesten   vil michel dienest bereit.
1314Die naht si heten ruowe   unz an den morgen vruo.
Die von Bechelāren   bereiten sich dar zuo,
wie si behalten solden   vil manegen vremden gast.
Wol hete gehandelt Rüedegźr,   daz in dā wźnec iht gebrast.
1315Diu venster an den mūren   sach man offen stān.
Diu burc ze Bechelāren,   diu was ūf getān.
Dō riten dar īn die geste,   die man vil gerne sach.
Den hiez der wirt vil edele   schaffen guoten gemach.
1316Diu Rüedegźres tohter   mit ir gesinde gie,
dā si die küneginne   vil minneclīch enpfie.
Dā was ouch ir muoter,   des marcgrāven wīp.
Mit liebe wart gegrüezet   vil maneger juncvrouwen līp.
1317Si viengen sich behanden   und giengen dan
in einen palas wīten,   der was vil wol getān,
dā diu Tuonouwe   under hin vlōz.
Si sāzen gegen dem lufte   unde heten kurzewīle grōz.
1318Wes si dā mźre pflāgen,   des enkan ich niht gesagen.
Daz in sō übele zogete,   daz hōrte man dō klagen
die Kriemhilde recken,   wan ez was in leit.
Hey, waz dō guoter degene   mit ir von Bechelāren reit!
1319Vil minneclīchen dienest   Rüedegźr in bōt.
Dō gap diu küneginne   zwelf armbouge rōt
der Gotelinde tohter,   und alsō guot gewant,
daz si niht bezzers brāhte   in diz lant.
1320Swie ir genomen węre   der Nibelunge golt,
alle die si gesāhen,   die machete si ir holt
noch mit dem kleinem guote,   daz si dā mohte hān.
Des wirtes ingesinde,   dem wart grōziu gābe getān.
1321Dā widerbōt dō źre   diu vrouwe Gotelint
den gesten von dem Rīne   sō güetlīche sint,
daz man der vremden   harte wźnec vant,
si trüegen ir gesteine   oder ir vil hźrlīch gewant.
1322Dō si enbizzen wāren,   und daz si solden dan,
von der hūsvrouwen   wart geboten an
getriuwelīcher dienest   daz Etzelen wīp.
Dā wart vil getriutet   der juncvrouwen līp.
1323Si sprach zer küneginne:   „Swenne iuch nū dunket guot,
ich weiz wol, daz ez gerne   mīn lieber vater tuot,
daz er mich zuo ziu sendet   in der Hiunen lant.“
Daz si ir getriuwe węre,   vil wol daz Kriemhilt ervant.
1324Diu ross bereitet wāren   und für Bechelāren komen.
Dō hete diu edel küneginne   urloup nū genomen
von Rüedergźres wībe   und der tohter sīn.
Dō schiet ouch sich mit gruoze   vil manec schœnez magedīn.
1325Ein ander si vil selten   gesāhen nāch den tagen.
Ûzer Medelicke   ūf handen wart getragen
vil manec goltvaz rīche.   Dar inne brāhte man wīn
den gesten zuo der strāze.   Si muosen willekomen sīn.
1326Ein wirt was dā gesezzen,   Astolt was der genant.
Der wīste si die strāze   in daz Ôsterlant,
gegen Mūtāren   die Tuonouwe nider.
Dā wart vil wol gedienet   der küneginne sider.
1327Der bischof minneclīche   von sīner nifteln schiet.
Daz si sich wol gehabte,   wie vaste er ir daz riet,
und daz si ir źre koufte,   als Helche hete getān.
Hey, waz si grōzer źren   sīt dā zen Hiunen gewan!
1328Zuo der Treisem brāhte   man die geste dan.
Ir pflāgen vlīzeclīche   die Rüedegźres man,
unze daz Hiunen   riten über lant.
Dō wart der küneginne   vil michel źre bekant.
1329Bī der Treisem hete   der künec von Hiunen lant
eine burc vil rīche,   diu was vil wol bekant,
geheizen Zeizenmūre.   Vrou Helche saz dā ź
und pflac sō grōzer tugende,   daz węrlīch nimmźr mźr ergź,
1330Ez entęte danne Kriemhilt,   diu alsō kunde geben.
Si mohte nāch ir leide   daz liep vil wol geleben,
daz ir ouch jāhen źre   die Etzelen man,
der si sīt grōzen vollen   bī den helden gewan.
1331Diu Etzelen hźrschaft   was sō wīt erkant,
daz man zallen zīten   in sīnem hove vant
die küenesten recken,   von den ie wart vernomen
under kristen und under heiden.   Die wāren mit im alle komen.
1332Bī im was zallen zīten,   daz wętlīch mźr ergź,
kristenlīcher orden   und ouch der heiden ź.
In swie getānem leben   sich ietslīcher truoc,
daz schuof des küneges milte,   daz man in allen gap genuoc.

wie si zen Hiunen wart enphangen
{ 22 }
Wie Griemhild bei den Hunnen empfangen wurde.
1333Si was ze Zeizenmūre   unz an den vierden tac.
Diu molte ūf der strāze   die wīle nie gelac,
sine stübe alsam ez brünne   allenthalben dan.
Dā riten durch Ôsterrīche   des künec Etzelen man.
1334Dō was ouch dem künege   vil rehte nū geseit,
des im von den gedanken   swunden sīniu leit,
wie hźrlīchen Kriemhilt   dā kœme durch diu lant.
Der künec begunde gāhen,   dā er die wolgetānen vant.
1335Von vil maneger sprāche   sach man ūfe den wegen
vor Etzelen rīten   manegen küenen degen,
von kristen und von heiden   vil manege wīte schar,
dā si die vrouwen funden.   Si kōmen hźrlīche dar.
1336Von Riuzen und von Kriechen   reit dā vil manec man.
Den Pœlān und den Walāchen   sach man swinde gān
ir ross diu vil guoten,   dā si mit krefte riten.
Swaz si site heten,   der wart vil wźnec vermiten.
1337Von dem lande ze Kiewen   reit dā vil manec degen,
und die wilden Petschenęre.   Dā wart vil gepflegen
mit dem bogen schiezen   zen vogelen, die dā vlugen.
Die pfīle si vil sźre   zuo den wenden vaste zugen.
1338Ein stat bī Tuonouwe   līt in Ôsterlant,
diu ist geheizen Tulne.   Dā wart ir bekant
vil manec site vremede,   den si ź nie gesach.
Si enpfiengen dā genuoge,   den sīt leit von ir geschach.
1339Vor Etzelen, dem künege,   ein ingesinde reit,
vrō und vil rīche,   hövesch und gemeit:
wol vier und zweinzec fürste,   tiuwer und hźr.
Daz si ir vrouwen sęhen,   dā von engerten si niht mźr.
1340Der herzoge Rāmunc   ūzer Walāchen lant,
mit siben hundert mannen   kom er für si gerant.
Sam vliegende vogele   sach man si varn.
Dō kom der fürste Gibeche   mit vil hźrlīchen scharn.
1341Hornboge der snelle   wol mit tūsent man
kźrte von dem künege   gegen sīner vrouwen dan.
vil lūte wart geschallet   nāch des landes siten.
Von der Hiunen māgen   wart ouch dā sźre geriten.
1342Dō kom von Tenemarken   der küene Hāwart
und Îrinc der vil snelle,   vor valsche wol bewart,
und Irnvrit von Düringen,   ein wętlīcher man.
Si enpfiengen Kriemhilde,   daz sis źre muosen hān,
1343mit zwelf hundert mannen,   die fuortens in ir schar.
Dō kom der hźrre Blœdelīn   mit drīn tūsent dar,
der Etzelen bruoder   ūzer Hiunen lant.
Der kom vil hźrlīche,   dā er die küneginne vant.
1344Dō kom der künec Etzel   und ouch hźr Dieterīch
mit allen sīnen gesellen.   Dā was vil lobelīch
manec ritter edele,   biderbe und guot.
Des wart dō vroun Kriemhilde   vil wol gehœhet der muot.
1345Dō sprach zer küneginne   der hźrre Rüedegźr:
„Vrouwe, ich wil enpfāhen   hie den künec hźr.
Swen ich iuch heize küssen,   daz sol sīn getān.
Jāne muget ir niht gelīche   grüezen alle Etzelen man!“
1346Dō huop man von dem mœre   die küneginne hźr
Etzel der vil rīche   enbeite dō niht mźr,
er stuont von sīnem rosse   mit manegem küenem man.
Man sach in vrœlīche   gegen Kriemhilde gān.
1347Zwźne fürsten rīche,   als uns daz ist geseit,
bī der vrouwen gānde,   truogen ir diu kleit,
dā ir der künec Etzel   hin engegen gie,
dā si den fürsten edele   mit kusse güetlīch enpfie.
1348Ûf ructe si ir gebende.   Ir varwe wolgetān,
diu lūhte ir ūz dem golde.   Dā was vil manec man,
die jāhen, daz vrou Helche   niht schœner kunde sīn.
Dā bī sō stuont vil nāhen   des küneges bruoder Blœdelīn.
1349Den hiez si küssen Rüedegźr,   der marcgrāve rīch,
und den künec Gibechen.   Dā stuont ouch Dieterīch.
Der recken kuste zwelve   daz Etzelen wīp.
Dō enpfie si sus mit gruoze   vil maneges ritters līp.
1350Al die wīle und Etzel   bī Kriemhilde stuont,
dō tāten dō die tumben,   als noch die liute tuont.
Vil manegen puneiz rīchen   sach man dā geriten.
Daz tāten kristen helde   und ouch die heiden nāch ir siten.
1351Wie rehte ritterlīche   die Dieterīches man
die schefte liezen vliegen   mit trunzūnen dan,
hōhe über die schilde   guoter ritter hant!
Von den tiuschen gesten   wart dürkel manec schildes rant.
1352Dā wart von schefte brechen   vil michel dōz vernomen.
Dō wāren von dem lande   die recken alle komen
und ouch des küneges geste,   vil manec edel man.
Dō gie der künec rīche   mit vroun Kriemhilde dan.
1353Si sāhen bī in stźnde   ein vil hźrlīch gezelt.
Von hütten was erfüllet   alumbe daz velt,
dā si solden ruowen   nāch ir arbeit.
Von helden wart gewīset   dar under manec schœniu meit.
1354Mit der küneginne,   dā si sīt gesaz
ūf rīch stuolgewęte.   Der marcgrāve daz
hete wol geschaffen,   daz man ez vant vil guot,
daz gesidele Kriemhilde.   Des vröute sich Etzelen muot.
1355Waz dō redete Etzel,   daz ist mir unbekant.
In der sīnen zeswen   lac ir wīziu hant.
Si gesāzen minneclīche,   dā Rüedegźr der degen
den künec niht wolde lāzen   Kriemhilde heinlīche pflegen.
1356Dō hiez man lān belīben   den būhurt über al.
Mit źren wart verendet   dā der grōze schal.
Dō giengen zuo den hütten   die Etzelen man.
Man gap in herberge   vil wīte allenthalben dan.
1357Der tac der hete nū ende.   Si schuofen ir gemach,
unz man den liehten morgen   aber schīnen sach.
Dō was zuo den rossen   komen manec man.
Hey, waz man kurzewīle   dem künege ze źren began!
1358Der künec ez nāch den źren   die Hiunen schaffen bat.
Dō riten si von Tulne   ze Wiene zuo der stat.
Dā funden si gezieret   vil maneger vrouwen līp.
Si enpfiengen wol mit źren   des künec Etzelen wīp.
1359Mit harte grōzem vollen   sō was in bereit,
swaz si haben solden.   Vil manec helt gemeit
sich vröute gegen dem schalle.   Herbergen man began.
Des küneges hōchgezīte,   diu huop sich vrœlīchen an.
1360Sine mohten niht geherbergen   alle in der stat.
Die niht geste wāren,   Rüedegźr die bat,
daz si herberge   nęmen in daz lant.
Ich węne, man alle zīte   bī Kriemhilde vant
1361den hźrren Dieterīchen   und andern manegen degen.
Si heten sich der ruowe   mit arbeit bewegen,
durch daz si den gesten   trōsten wol den muot.
Hźr Rüedegźr und sīne vriunde   heten kurzewīle guot.
1362Diu hōchzīt was gevallen   an einen pfinxtac,
dā der künec Etzel   bī Kriemhilde lac
in der stat ze Wiene.   Si węn sō manegen man
bī ir źrsten manne   nie ze dienste gewan.
1363Si kunte sich mit gābe   dem, der si nie gesach.
Vil maneger dar under   zuo den gesten sprach:
„Wir wānden, daz vrou Kriemhilt   guotes niht möhte hān.
Nū ist hie mit ir gābe   vil manec wunder getān!“
1364Diu hōchzīt, diu werte   sibenzehen tage.
Ich węne, man von deheinem   künege mźre sage,
des hōchzīt grōzer węre.   Daz ist uns gar verdeit.
Alle die dā wāren,   die truogen iteniuwe kleit.
1365Sie węn in Niderlande   dā vor niene gesaz
mit sō manegem recken.   Dā bī sō geloube ich daz,
was Sīvrit rīch des guotes,   daz er nie gewan
sō manegen recken edele,   sō si sach vor Etzelen stān.
1366Ouch gap nie deheiner   zuo sī selbes hōchgezīt
sō manegen rīchen mantel   tief und wīt
noch sō guoter kleider,   der si mohten vil hān,
sō si durch Kriemhilde   heten alle getān.
1367Ir vriunde und ouch die geste,   die heten einen muot,
daz si dā niht ensparten   deheiner slahte guot.
Swes iemen an si gerte,   daz gāben si bereit.
Des gestuont dā vil der degene   von milte blōz āne kleit.
1368Wie si ze Rīne sęze,   si gedāhte ane daz,
bī ir edelen manne,   ir ougen wurden naz.
Si hete es vaste hęle,   deiz iemen kunde sehen.
Ir was nāch manegem leide   sō vil der źren geschehen.
1369Swaz iemen tet mit milte,   daz was gar ein wint,
unz an Dieterīchen.   Swaz Botelunges kint
im gegeben hete,   daz was nū gar verswant.
Ouch begie dā michel wunder   des milten Rüedegźres hant.
1370Ûzer Ungerlande   der fürste Blœdelīn,
der hiez dā lęre machen   vil manec leitschrīn
von silber und von golde,   daz wart dā hin gegeben.
Man gesach des küneges helde   sō rehte vrœlīche leben.
1371Werbel und Swemmelīn,   des küneges spilman,
ich węne, ir ieslīcher   zer hōchgezīt gewan
wol ze tūsent marken   oder dannoch baz,
dā diu schœne Kriemhilt   bī Etzel under krōne saz.
1372An dem ahzentem morgen   von Wiene si dō riten.
Dā wart in ritterschefte   schilde vil versniten
von spern, die dā fuorten   die recken an der hant.
Sus kom der künec Etzel   unz in daz hiunische lant.
1373Ze Heimburc der alten   si wāren über naht.
Dōne kunde niemen wizzen   sol des volkes aht,
mit wie getāner krefte   si riten über lant.
Hey, waz man schœner vrouwen   in sīner heinmüete vant!
1374Ze Mīsenburc der rīchen,   dā schiffen si sich an.
Daz wazzer wart verdecket   von ross und ouch von man,
alsam ez erde węre,   swaz man sīn vliezen sach.
Die wegemüeden vrousen,   die heten senfte und ouch gemach.
1375Ze samene was geslozzen   manec schif vil guot,
daz im niht enschadete   die ünde noch diu vluot.
Dar über was gespannen   manec guot gezelt,
sam ob si noch heten   beidiu lant und velt.
1376Dō kōmen disiu męre   ze Etzelnburc von dan.
Dō vröuten sich dar inne   wīp unde man.
Daz Etzelen ingesinde,   des ź diu vrouwe pflac,
gelebten sīt bī Kriemhilde   vil manegen vrœlīchen tac.
1377Dō stuonden dā wartende   vil manec edel meit,
die von Helchen tōde   hete manegiu leit.
Siben künege töhter,   Kriemhilt noch dā vant,
von den was gezieret   wol allez Etzelen lant.
1378Diu juncvrouwe Herrāt   noch des gesindes pflac,
diu Helchen swester tohter,   an der vil tugende lac,
diu gemahele Dieterīches,   eins edelen küneges kint,
diu tohter Nentwīnes.   Diu hete vil der źren sint.
1379Gegen der geste künfte   vröute sich ir muot.
Ouch was dar zuo bereitet   vil krefigez guot.
Wer kunde iu daz bescheiden,   wie sīt der künec saz?
Si gelebten dā zen Hiunen   nie mit der küneginne baz.
1380Dō der künec mit sīnem wībe   von dem stade reit,
wer ieslīchiu węre,   daz wart dō wol geseit.
Die edelen Kriemhilde,   si gruoztens deste baz.
Hey, wie gewalteclīche   si sīt an Helchen stat gesaz!
1381Getriuwelīcher dienste   wart ir vil bekant.
Dō teilte diu küneginne   golt und gewant,
silber und gesteine.   Swaz die des über Rīn
mit ir zen Hiunen brāhte,   daz muose gar zergeben sīn.
1382Ouch wurden ir mit dieneste   sider undertān
alle des küneges māge   und alle sīne man,
daz diu vrouwe Helche   sō gewalteclīch gebōt,
sō si nū muosen dienen   unz an den Kriemhilde tōt.
1383Dō stuont mit sölchen źren   der hof und ouch daz lant,
daz man dā zallen zīten   die kurzewīle vant,
swar nāch ieslīchem   daz herze truoc den muot,
durch des küneges liebe   und die küneginne guot.

wie Kriemhilt ir leit gedâht ze rechen
{ 23 }
Wie Griemhild sich vornam, ihr Leid zu rächen.
1384Mit vil grōzen źren,   daz ist al war,
wonten si mit ein ander   unz an daz sibende jār.
die zīt diu küneginne   eines suns was genesen.
Des kunde der künec Etzel   nimmźr vrœlīcher wesen.
1385Sine wolde niht erwinden,   sine würbe sint,
daz getoufet würde   daz Etzelen kint
nāch kristenlīchem rehte.   Ez wart Ortliep genant.
Des wart vil michel vröude   über elliu Etzelen lant.
1386Swaz ie guoter tugende   an vroun Helchen lac,
der vleiz sich nū vrou Kriemhilt   dar nāch vil manegen tac.
Die site si lźrte Herrāt,   diu ellende meit.
Diu hete tougenlīche   nāch Helchen grōziu leit.
1387Den vremden und den kunden   was si vil wol bekant.
Die jāhen, daz nie vrouwe   besęze ein küneges lant
bezzer unde milter.   Daz heten si für wār.
Daz lop si truoc zen Hiunen   unz an daz drīzehende jār.
1388Nū hete si wol erkunnen,   daz ir niemen widerstuont,
alsō noch fürsten wībe   küneges recken tuont,
und daz si alle zīte   zwelf künege vor ir sach.
Si gedāhte ouch maneger leide,   der ir dā heime geschach.
1389Si gedāhte ouch maneger źren   von Nibelunge lant,
der si dā was gewaltec,   und die ir Hagenen hant
mit Sīvrides tōde   hete gar benomen,
ob im daz noch immer   von ir ze leide möhte komen:
1390„Daz geschęhe, ob ich in möhte   bringen in daz lant!“
Ir troumte, daz ir gienge   vil dicke an der hant
Gīselhźr, ir bruoder.   Si kuste in zaller stunt
vil ofte in senftem slāfe.   Sīt wart in arbeiten kunt.
1391Ich węne, der übel valant   Kriemhilde daz geriet,
daz si sich mit vriuntschefte   von Gīselhźre schiet,
den si durch suone kuste   in Burgonden lant.
Dō begunde ir aber salwen   von heizen trehen ir gewant.
1388Ez lac ir an dem herzen   spāte und vruo,
wie man si āne schulde   bręhte dar zuo,
daz si müese minnen   einen heidnischen man.
Die nōt, die hete ir Hagene   und Gunthźr getān.
1393Des willen in ir herzen   kom si vil selten abe.
Si gedāhte:  „Ich bin sō rīche   und hān sō grōze habe,
daz ich mīnen vīanden   gefüege noch ein leit.
Des węre źt ich von Tronege   Hagenen gerne bereit.
1394Nāch den getriuwen jāmert   dicke daz herze mīn.
Die mir dā leide tāten,   möhte ich bī den sīn,
sō würde wol errochen   mīnes vriundes līp,
des ich kūme erbeite“,   sprach daz Etzelen wīp.
1395Ze liebe si dō heten   alle sküneges man,
die Kriemhilde recken.   Daz was vil wol getān.
Der kamern, der pflac Eckewart.   Dā von er vriunt gewan.
Den Kriemhilde willen   kunde niemen understān.
1396Sie dāhte zallen zīten:   „Ich wil den künec bitten“,
daz er ir des gunde   mit güetlīchen siten,
daz man ir vriunde bręhte   in der Hiunen lant.
Den argen willen niemen   an der küneginne ervant.
1397Dō si eines nahtes   bī dem künege lac,
mit armen umbvangen   hete er si, als er pflac
die edelen vrouwen triuten,   si was im alsō sīn līp,
dō gedāhte ir vīande   daz vil hźrlīche wīp.
1398Si sprach zuo dem künege:   „Vil lieber hźrre mīn,
ich wolde iuch bitten gerne,   möhte ez mit hulden sīn,
daz ir mich liezet sehen,   ob ich daz hete versolt,
ob ir den mīnen vriunden   węret inneclīchen holt.“
1399Dō sprach der künec rīche,   getriuwe was sīn muot:
„Ich bringe iuch des wol innen,   swā liep und guot
den recken widerfüere,   des müese ich vröude hān,
wande ich von wībes minne   nie bezzer vriunde gewan.“
1400Dō sprach diu küneginne:   „Iu ist daz wol geseit,
ich hān vil hōher māge.   Dar umbe ist mir sō leit,
daz mich die sō selten   ruochent hie gesehen.
Ich hœre mīn die liute   niuwan für ellende jehen.“
1401Dō sprach der künec Etzel:   „Vil liebiu vrouwe mīn,
dūhte ez si niht ze verre,   sō lüede ich über Rīn,
swelche ir dā gerne sęhet,   her in mīniu lant.“
Des vröute sich diu vrouwe,   dō si den willen sīn ervant.
1402Si sprach:  „Welt ir mir triuwe   leisten, hźrre mīn,
sō sult ir boten senden   ze Wormez über Rīn.
Sō enbiut ich mīnen vriunden,   des ich dā habe muot.
Sō kumt uns her ze lande   vil manec edel ritter guot.“
1403Er sprach:  „Swenne ir gebietet,   sō lāzet ez geschehen!
Iren kundet iuwer vriunde   sō gerne niht gesehen,
als ich si gesęhe,   der edelen Uoten kint.
Mich müet daz harte sźre,   daz si uns sō lange vremde sint.
1404Ob ez dir wol gevalle,   vil liebiu vrouwe mīn,
sō wolde ich gerne senden   nāch den vriunden dīn
die mīnen videlęre   in Burgonden lant.“
Die guoten videlęre   hiez er bringen sā zehant.
1405Si īlten harte balde,   dā der künec saz
bī der küneginne.   Er sagete in beiden daz,
si solden boten werden   in Burgonden lant.
Dō hiez er in bereiten   harte hźrlīch gewant.
1406Vier und zweinzec recken   bereite man diu kleit.
Ouch wart in von dem künege   diu boteschaft geseit,
wie si dar laden solden   Gunthźr und sīne man.
Kriemhilt diu vrouwe   si sunder sprechen began.
1407Dō sprach der künec riche:   „Ich sage iu, wie ir tuot:
Ich enbiute mīnen vriunden   liep unde allez guot,
daz si geruochen rīten   her in mīniu lant.
Ich hān sō lieber geste   harte wźnec noch bekant.
1408Unde ob si mīnes willen   wellen iht begān,
die Kriemhilde māge,   daz si des niht enlān,
sine kœmen an disem sumere   zuo mīner hōchgezīt,
wand vil der mīnen wunne   an mīnen konemāgen līt.“
1409Dō sprach der videlęre,   der stolze Swemmelīn:
„Wenne sol iuwer hōchzīt   in disen landen sīn,
daz wir daz iuren vriunden   kunnen dort gesagen?“
Dō sprach der künec Etzel:   „Ze nęhesten sunewenden tagen!“
1410„Wir tuon, swaz ir gebietet“,   sprach dō Werbelīn.
In ir kemenāten   bat si diu künegīn
bringen tougenlīche,   dā si die boten sprach.
Dā von vil manegem degene   sīt wźnec liebes geschach.
1411Si sprach zen boten beiden:   „Nū dienet michel guot,
daz ir mīnen willen   vil güetlīchen tuot,
und saget, swa ich enbiete,   heim in unser lant!
Ich mache iuch guotes rīche   und gip iu hźrlīch gewant.
1412Unde swaz ir mīner vriunde   immer müget gesehen
ze Wormez bī dem Rīne,   den sult ir niht verjehen,
daz ir noch nie gesęhet   betrüebet mīnen muot,
und saget mīnen dienest   den helden küene unde guot.
1413Bittet, daz si leisten,   daz in Rüedegźr enbōt,
und mich dā mite scheiden   von aller mīner nōt!
Die Hiunen wellent węnen,   deich āne vriunde sī.
Ob ich ein ritter węre,   ich kœme in etwenne bī.
1414Unde sagt ouch Gźrnōt,   dem edelen bruoder mīn,
daz im zer werlde holder   niemen müge sīn.
Bittet, daz er mir bringe   in diz lant
unser besten vriunde,   deiz uns zen źren sī gewant.
1415Sō sagt ouch Gīselhźr,   daz er wol gedenke dar an,
daz ich von sīnen schulden   nie leides niht gewan.
Des sęhen in vil gerne   hie diu ougen mīn.
Ich hete in hie vil gerne   durch die grōzen triuwe sīn.
1416Saget ouch mīner muoter   die źre, die ich hān,
und ob von Tronege Hagene   welle dort bestān,
wer si danne solde   wīsen durch diu lant?
Dem sint die wege von kinde   her zen Hiunen wol bekant.“
1417Die boten niene westen,   wā von das was getān,
da si von Tronege Hagenen   niht solden lān
belīben bī dem Rīne.   Ez wart in sider leit.
Mit im was manegem degene   ze grimmem tōde widerseit.
1418Brieve unde botschaft   was in nū gegeben.
Si fuoren guotes rīche   und mohten schōne leben.
Urloup gap in Etzel   und ouch sīn schœne wīp.
In was von guoter węte   wol gezieret der līp.

wie Werbel und Swemmel die botschaft wurben
{ 24 }
Wie Werbel und Schwemmel die Botschaft überbrachten.
1419Dō Etzel zuo dem Rīne   sīne boten sande,
dō vlugen disiu męre   von lande ze lande.
Mit boten harte snellen   er bat und ouch gebōt
zuo sīner hōchgezīte.   Des holte maneger dā den tōt.
1420Die boten dannen fuoren   ūzer Hiunen lant
zuo den Burgonden.   Dar wāren si gesant
nāch drīn edelen künegen   und ouch nāch ir man,
si solden komen Etzele.   Des man dō gāhen began.
1421Hin ze Bechelāren   kōmen si geriten.
Dā diente man in gerne.   Daz enwart dā niht vermiten.
Rüedegźr sīnen dienest   enbōt und Gotelint
bī in hin ze Rīne,   und ouch ir beider liebez kint.
1422Sine liezens āne gābe   von in niht scheiden dan,
daz deste baz gefüeren   die Etzelen man.
Uoten und ir kinden   enbōt dō Rüedegźr,
sine heten in sō węge   deheinen marcgrāven mźr.
1423Si enbuten ouch Prünhilde   dienest und guot,
stęteclīche triuwe   und willigen muot.
Dō si die rede vernāmen,   die boten wolden varn.
Si bat diu marcgrāvinne   got von himele bewarn.
1424Ê daz die boten kōmen   wol durch Beyerlant,
Werbel der vil snelle   den guoten bischof vant.
Waz der dō sīnen vriunden   hin ze Rīne enbōt,
daz ist mir niht gewizzen,   niuwan sīn golt alsō rōt
1425gap er den boten ze minne.   Rīten er si lie.
Dō sprach der bischof Pilgrīn:   „Unde solde ich si sehen hie,
mir węre wol ze muote,   die swester süne mīn,
wand ich mac vil selten   zuo zin komen an den Rīn.“
1426Welche wege si füeren   ze Rīne durch diu lant,
des kan ich niht bescheiden.   Ir silber und gewant,
daz nam in niemen:   man vorhte ir hźrren zorn.
Jā was gewaltec   der edele künec wol geborn.
1427Inner tagen zwelven   kōmens an den Rīn,
ze Wormez zuo dem lande,   Werbel und Swemmelīn.
Dō sagte man diu męre   den künegen und ir man,
dā kōmen boten vremde.   Gunthźr dō vrāgen began.
1428Dō sprach der vogt von Rīne:   „Wer tuot uns daz bekant,
von wannen dise vremden,   riten in daz lant?“
Daz enwesse niemen,   unze daz si sach
Hagene von Tronege   dō ze Gunthźren sprach:
1429„Uns koment niuwiu męre,   des wil ich iu verjehen.
Die Etzelen videlęre,   die hān ich hie gesehen.
Si hāt iuwer swester   gesenden an den Rīn.
Si süln uns durch ir hźrren   grōze willekomen sīn!“
1430Si riten al bereite   für den palas dan.
Ez gefuoren nie hźrlīcher   fürsten spileman.
Des küneges ingesinde   enpfienc si sā zehant.
Man gap in schœn herberge,   und hiez behalten ir gewant.
1431Ir reisekleider wāren   rīch und sō wol getān,
jā mohten si mit źren   für den künec gān.
Der enwolden si niht mźre   dā ze hove tragen.
Ob ir iemen ruochte,   die boten hiezen ez dā sagen.
1432In der selben māze   man ouch liute vant,
die ez vil gerne nāmen.   Den wart ez gesant.
Dō leiten an die geste   verre bezzer wāt,
als ez boten küneges   ze tragen hźrlīche stāt.
1433Dō gie mit urloube   dā der künec saz
daz Etzelen gesinde.   Gerne sach man daz.
Hagene zühteclīche   gegen den boten spranc
und enpfie si minneclīche.   Des sageten im die knappen danc.
1434Durch diu kunden męre   vrāgen er began,
wie sich Etzel gehabte   und sīne man.
Dō sprach der videlęre:   „Daz lant gestuont nie baz,
noch sō vrō die liute.   Nū wizzet endeclīche daz.“
1435Si giengen zuo dem wirte.   Der palas, der was vol.
Dō enpfie man die geste,   sō man von rehte sol
güetlīchen grüezen   in ander künege lant.
Werbel vil der recken   dā bī Gunthźren vant.
1436Der künec gezogenlīche   grüezen si began:
„Sīt willekomen ir beide,   ir Hiunen spilman,
und iuwer hergesellen!   Hāt iuch her gesant
Etzel der vil rīche   zuo der Burgonden lant?“
1437Si nigen dem künege.   Dō sprach Werbelīn:
„Dir enbiutet holden dienest   der liebe hźrre mīn
und Kriemhilt, dīn swester,   her in ditze lant.
Si habent uns iu recken   ūf guote triuwe gesant.“
1438Dō sprach der künec rīche:   „Der męre bin ich vrō.
Wie gehabt sich Etzel“,   sō vrāgte der degen dō,
„und Kriemhilt, mīn swester,   ūzer Hiunen lant?“
Dō sprach der videlęre:   „Diu męre tuon ich iu bekant,
1439daz sich noch nie gehabten   deheine liute baz,
danne si sich gehabent   beide, wizzet daz,
und allez ir gedigene,   die māge und ouch ir man.
Si vröuten sich der verte,   dō wir schieden von dan.“
1440„Genāde sīner dieneste,   die er mir enboten hāt,
und mīner swester,   sīt ez alsō stāt,
daz si lebent mit vröuden,   der künec und sīne man,
wand ich doch der męre   gevrāget sorgende hān!“
1441Die zwźne junge künege,   die wāren ouch nū komen.
Si heten disiu męre   alrźrst dō vernomen.
Durch sīner swester liebe   die boten gerne sach
Gīselhźr der junge   zuo zin minneclīchen sprach:
1442„Ir boten soldet uns grōze   willekome sīn!
Ob ir dicker woldet   her rīten an den Rīn,
ir fündet hie die vriunde,   die ir gerne möhtet sehen.
Iu solde hie ze lande   vil wźnec leides geschehen.“
1443„Wir trūwen iu aller źren“,   sprach dō Swemmelīn,
„ine kunde iu niht bediuten   mit den sinnen mīn,
wie rehte minneclīchen   iu Etzel enboten hāt
und iuwer edel swester,   der dinc in hōhen źren stāt.
1444Genāde und triuwe   mant iuch des küneges wīp,
und daz ir ie was węge   iuwer herze und iuwer līp,
und ze vorderste dem künege   sīn wir her gesant,
daz ir geruochet rīten in daz Etzelen lant.
1445Daz wir iuch des bęten,   vil vaste uns daz gebōt
Etzel der rīche   iu allen daz enbōt:
ob ir iuch iuwer swester   niht sehen woldet lān,
sō wolde er doch gerne wizzen,   waz er iu hete getān,
1446daz ir in alsō vremdet   und ouch sīniu lant.
Ob iu diu küneginne   węre nie bekant,
sō möhte er doch verdienen,   daz ir in ruochet sehen!
Swenne daz ergienge,   sō węre im liebe geschehen.“
1447Dō sprach der künec Gunthźr:   „Über dise siben naht,
sō künd ich diu męre,   wes ich mich hān bedāht
mir den mīnen vriunden.   Die wīle sult ir gān
in iuwer herberge   und sult vil guote ruowe hān.“
1448Dō sprach aber Werbelīn:   „Und möhte daz geschehen,
daz wir mīne vrouwen   kunden ź gesehen,
Uoten die vil rīchen,   ź wir schüefen uns gemach?“
Gīselhźr der edele   dō vil zühteclīchen sprach:
1449„Daz sol iu niemen wenden,   welt ir für si gān.
Ir habt mīner muoter   willen gar getān,
wand si sihet iuch gerne   durch die swester mīn,
vroun Kriemhilden.   Ir sult ir willekomen sīn!“
1450Gīselhźr si brāhte,   dā er die vrouwen vant.
Die boten sach si gerne   von der Hiunen lant.
Si gruozte si minneclīche   durch ir tugende muot.
Dō sagten ir diu męre   die boten hövesch unde guot.
1451„Jā enbiutet iu mīn vrouwe“,   sō sprach Swemmelīn,
„dienest unde triuwe!   Möhte daz gesīn,
daz si iuch dicke sęhe,   ir sult gelouben daz,
sō węre ir in der werlde   mit deheinen vröuden baz.“
1452Dō sprach diu küneginne:   „Des enmac niht gesīn.
Swie gerne ich dicke sęhe   die lieben tohter mīn,
sō ist mir leider ze verre   des edelen küneges wīp.
Nū sī immer sęlec   ir und Etzelen līp!
1453Ir sult mich lāzen wizzen,   ź ir ez gerūmet hie,
wenne ir wider wellet.   Ine gesach sō gerne nie
boten in langen zīten,   denne ich iuch hān gesehen.“
Die knappen ir dō lobten,   daz si daz liezen geschehen.
1454Zen herbergen fuoren   die von Hiunen lant.
Dō hete der künec rīche   nāch vriunden sīn gesant.
Gunthźr der edele   vrāgte sīne man,
wie in diu rede geviele.   Vil maneger dō sprechen began.
1455Daz er wol möhte rīten   in Etzelen lant,
daz rieten im die besten,   die er dā under vant,
āne Hagenen eine.   Dem was ez grimme leit.
Er sprach zem künege tougen:   „Ir habt iu selben widerseit.
1456Nū ist iu doch gewizzen,   waz wir haben getān!
Wir mügen immer sorge   zuo Kriemhilde hān,
wand ich sluoc ze tōde   ir man mit mīner hant.
Wie getorste wir rīten   in daz Etzelen lant?“
1457Dō sprach der künec rīche:   „Mīn swester lie den zorn
mit kusse minneclīche.   Si hāt ūf uns verkorn,
daz wir ir ie getāten,   ź si von hinnen reit,
ez ensī źt Hagene,   danne iu einem widerseit.“
1458„Nū lāt iuch niht betriegen“,   sprach Hagene, „swes si jehen,
die boten von den Hiunen.   Welt ir Kriemhilde sehen,
Ir müget dā verliesen   die źre und ouch den līp.
Jā ist vil lancręche   des künec Etzelen wīp!“
1459Dō sprach zuo dem rāte   der fürste Gźrnōt:
„Sīt ir von schulden   fürhtet dā den tōt
in hiunischen rīchen,   solde wirz dar umbe lān,
Wir ensęhen unser swester,   daz węre vil übele getān.“
1460Dō sprach der fürste Gīselhźr   zuo dem degene:
„Sīt ir iuch schuldec wizzet,   vriunt Hagene,
sō sult ir hie belīben   und iuch wol bewarn,
und lāzet, die getürren,   zuo mīner swester mit uns varn.“
1461Dō begunde zürnen   von Tronege der degen:
„Ine wil, daz ir iemen   füeret ūf den wegen,
der getürre rīten   mit iu ze hove baz.
Sīt ir niht welt erwinden,   ich sol iu wol erzeigen daz.“
1462Dō sprach der kuchenmeister,   Rūmolt der degen:
„Der vremden und der kunden   möhtet ir wol heizen pflegen
nāch iuwer selbes willen,   wand ir habet vollen rāt.
Ich węne niht, daz Hagene   iuch noch vergīselt hāt.
1463Welt ir niht volgen Hagene,   iu rętet Rūmolt,
wand ich iu bin mit triuwen   vil dienestlīchen holt,
daz ir sult hie belīben   durch den willen mīn,
unde lāt den künec Etzel   dort bī Kriemhilde sīn.
1464Wie kunde iu in der werlde   immer sanfter wesen?
Ir müget vor iuwern vīanden   harte wol genesen.
Ir sult mit guoten kleidern   zieren wol den līp.
Trinket wīn den besten   und minnet wętlīchiu wīp!
1465Dar zuo gīt man iu spīse,   die besten, die ź gewan
in der werlt künec deheiner.   Ob des niht möhte ergān,
ir soldet noch belīben   durch iuwer schœne wīp,
ź ir sō kintlīche   soldet wāgen den līp.
1466Des rāt ich belīben.   Rīch sint iuwer lant.
Man mac iu baz erlœsen   hie heime diu pfant
danne dā zen Hiunen.   Wer weiz, wie ez dā gestāt?
Ir sult belīben, hźrren!   Daz ist der Rūmoldes rāt.“
1467„Wir wellen niht belīben“,   sprach dō Gźrnōt,
„Sīt daz uns mīn swester   sō minneclīch enbōt
und Etzel der rīche.   Zwiu solde wir daz lān?
Der dar niht gerne welle,   der mac hie heime bestān.“
1468Des antwurte Hagene:   „Lāt iuch unbilden niht
mīne rede dar umbe.   Swie halt iu geschiht,
ich rāt iu an den triuwen:   welt ir iuch bewarn,
sō sult ir zuo den Hiunen   vil gewerlīche varn.
1469Sīt ir niht welt erwinden,   sō besendet iuwer man,
die besten, die ir vindet   oder iender müget hān.
Sō wel ich ūz in allen   tūsent ritter guot.
Sōne mac iu niht gewerren   der argen Kriemhilde muot.“
1470„Des wil ich gerne volgen“,   sprach der künec zehant.
Dō hiez er boten rīten   wīten in sīniu lant.
Dō brāhte man der helde   driu tūsent oder mźr.
Sine wānden niht ze erwerben   alsō grœzlīchiu sźr.
1471Si riten vrœlīche   in Gunthźres lant.
Man hiez in allen geben   ross und ouch gewant,
die dā varn solden   von Burgonden dan.
Der künec mit guotem willen   der vil manegen gewan.
1472Dō hiez von Tronege Hagene   Dancwart, den bruoder sīn,
ir beider recken ahzec   füeren an den Rīn.
Die kōmen ritterlīche.   Harnasch und gewant
fuorten die vil snellen   in daz Gunthźres lant.
1473Dō kom der küene Volkźr,   ein edel spilman,
zuo der hovereise   mit drīzec sīner man.
Die heten sölch gewęte,   ez möhte ein künec tragen.
Daz er zen Hiunen wolde,   daz hiez er Gunthźre sagen.
1474Wer der Volkźr węre,   daz wil ich iuch wizzen lān:
er was ein edel hźrre.   Im was ouch undertān
vil der guoten recken   in Burgonden lant.
Durch daz er videlen kunde,   dō was er der spilman genant.
1475Hagene welte tūsent.   Die hete er wol bekant,
und swaz in starken strīten   gevrümt hete ir hant,
oder swaz si ie begiengen,   des hete er vil gesehen.
Den kunde ander niemen   niuwan vrümekeite jehen.
1476Die boten Kriemhilde   vil sźre dā verdrōz,
wande ir vorhte zir hźrren,   diu was harte grōz.
Si gerten tegelīche   urloubes von dan.
Des enkunde in niht Hagene.   Daz was durch liste getān.
1477Er sprach zuo sīnem hźrren:   „Wir süln daz bewarn,
daz wir si lāzen rīten,   ź daz wir selbe varn
dar nāch in siben tagen   in Etzelen lant.
Treit uns iemen argen willen,   deist uns deste baz bekant.
1478Sōne mac ouch sich vrou Kriemhilt   bereiten niht dar zuo,
daz uns durch ir rāte   iemen schaden tuo.
Hāt aber si den willen,   ez mac ir leide ergān.
Wir füeren mit uns hinnen   sō manegen ūz erwelten man.“
1479Schilde und setele   und allez ir gewant,
daz si füeren wolden   in Etzelen lant,
daz was bereitet nū gar   vil manegem küenem man.
Die boten Kriemhilde   hiez man für Gunthźren gān.
1480Dō die boten kōmen,   dō sprach Gźrnōt:
„Der künec wil gevolgen,   des uns Etzel her enbōt.
Wir wellen komen gerne   ze sīner hōchgezīt
und sehen unser swester,   daz ir des āne zwīvel sīt.
1481Dō sprach der künec Gunthźr:   „Künnet ir uns gesagen,
wenne sī diu hōchzīt,   oder in welchen tagen
wir dar komen solden?“   Dō sprach Swemmelīn:
„Zen nęhsten sunewenden   sol si węrlīche sīn.“
1482Der künec in erloubte,   des was noch niht geschehen,
ob si wolden gerne   vroun Prünhilde sehen,
daz si für si solden   mit sīnem willen gān.
Daz understuont dō Volkźr.   Das was ir liebe getān.
1483„Jāne ist mīn vrouwe Prünhilt   nū niht sō wol gemuot,
daz ir si müget schouwen!“   sprach der ritter guot.
„Bītet unz morgen,   sō lāt mans iuch sehen.“
Dō si si wānden schouwen,   dōne kunde es niht geschehen.
1484Dō hiez der fürste rīche,   er was den boten holt,
durch sīne selbes tugende   tragen dar sīn golt
ūfe den breiten schilden,   der mohte er vile hān.
Ouch wart in rīchiu gābe   von sīnen vriunden getān.
1485Gīselhźr und Gźrnōt,   Gźre und Ortwīn,
daz si ouch milte wāren,   daz tāten si wol schīn.
Alsō rīche gābe   buten si die boten an,
daz si si vor ir hźrren   niht getorsten enpfān.
1486Dō sprach zuo dem künege   der bote Werbelīn:
„Hźr künec, lāt iuwer gābe   hie ze lande sīn!
Wir mügen ir doch niht füeren.   Mīn hźrre ez uns verbōt,
daz wir iht gābe nęmen.   Ouch ist es harte lützel nōt.“
1487Dō wart der vogt von Rīne   dā von vil ungemuot,
daz si versprechen wolden   sō rīches küneges guot.
Doch muosen si enpfāhen   sīn golt und sīn gewant,
daz si mit in fuorten   sīt in Etzelen lant.
1488Si wolden sehen Uoten,   ź si schieden dan.
Gīselhźr der snelle,   der brāhte die spileman
für sīne muoter Uoten.   Diu vrouwe enbōt von dan,
swaz si źren hete,   daz węre ir liebe getān.
1489Dō hiez diu küneginne   ir porten und ir golt
geben durch Kriemhilde,   wand der was si holt,
und durch den künec Etzel,   den selben spileman.
Si mohtenz gerne enpfāhen:   ez was mit triuwen getān.
1490Urloup genomen heten   die boten nū von dan
von wīben und von mannen.   Vrœlīch si dō dan
fuoren īn ze Swāben.   Dar hiez si Gźrnōt
sīne helde leiten,   daz ez in niemen missebōt.
1491Dō sich die von in schieden,   die ir solden pflegen,
hźrschaft diu Etzelen   vridete ūf allen wegen.
Des ennam in niemen   ross noch ir gewant.
Si īlten harte balde   in daz Etzelen lant.
1492Swā si der vriunde iht wessen,   daz tāten si den kunt,
daz die Burgonden   in vil kurzer stunt
kœmen her von Rīne   in der Hiunen lant.
Dem bischofe Pilgrīne   wart ouch daz męre bekant.
1493Dā si für Bechelāren   die strāze nider riten,
man sagete ez Rüedeger,   daz enwart niht vermiten,
und Gotelinde,   des marcgrāven wīp.
Daz si si sehen solde,   des wart vil vrœlīch ir līp.
1494Gāhen mit den męren   sach man die spilman.
Etzelen si funden   in der stat ze Gran.
Dienest über dienest,   der man im vil enbōt,
sageten si dem künege.   Vor liebe wart er vröuden rōt.
1495Dō diu küneginne   diu męre rehte ervant,
daz ir bruoder solden   komen in daz lant,
dō was ir wol ze muote.   Si lōnte den spileman
mit vil grōzer gābe.   Daz was ir źre getān.
1496Si sprach:  „Nū sagt beide,   Werbel und Swemmelīn,
welche mīne māge   zer hōchzīt wellen sīn,
der besten, die wir ladeten   her in ditze lant.
Nū sagt, waz redete Hagene,   dō er diu męre bevant?“
1497Er sprach:  „Der kom zer sprāche   an einem morgen vruo.
Lützel guoter sprüche   redete er dar zuo,
dō si die reise lobten   her in Hiunen lant.
Daz was dem grimmem Hagenen   gar zem tōde genant.
1498Ez kument iuwer bruoder,   die künege alle drī,
in hźrlīchem muote.   Swer mźr dā mite sī,
der męre ich endeclīchen   wizzen niene kan.
Ez lobte mit in rīten   Volkźr, der küene spileman.“
1499„Des enbęre ich harte līhte“,   sprach des küneges wīp,
„deich immer sęhe   den Volkźres līp.
Hagenen bin ich węge.   Der ist ein helt vil guot.
Daz wir in sehen müezen,   des stāt mir hōhe der muot.“
1500Dō gie diu küneginne,   dā si den künec sach.
Wie rehte minneclīche   Kriemhilt dō sprach:
„Wie gevallent iu diu męre,   lieber hźrre mīn?
Des ie mīn wille gerte,   daz sol nū verendet sīn.“
1501„Dīn wille, deist mīn vröude“, sprach der künec dō.
„Ine wart mīn selbes māge   nie sō rehte vrō,
ob si immer komen solden   her in mīniu lant.
Durch liebe dīner vriunde   sō ist mīn sorge verswant.“
1502Des küneges ambetliute,   die hiezen über al
mit gesidele rihten   palas und sal
gegen den lieben geste,   die in dā solden komen.
Sīt wart von in dem künege   vil michel wunne benomen.

wie die künege zuo den Hiunen vuoren
{ 25 }
Wie die Könige zu den Hunnen fuhren.
1503Nū lāze wir belīben,   wie sie gefuoren hie.
Hōchgemuote recken,   die gefuoren nie
sō rehte hźrlīche   in deheines küneges lant.
Si hete swaz si wolden,   beidiu wāfen und gewant.
1504Der vogt von dem Rīne   kleidete sīne man,
sehzec und tūsent,   als ich vernomen hān,
und niuwen tūsent knehte   gegen der hōchgezīt.
Die si dā heime liezen,   die beweinetenz sīt.
1505Dō truoc man diu gereite   ze Wormez über den hof.
Dō sprach dā von Spīre   ein alter bischof
zuo der schœnen Uoten:   „Unser vriunde wellent varn
gegen der hōchgezīte.   Got müeze ir źre dā bewarn!“
1506Dō sprach zuo zir kinden   diu edel Uote:
„Ir soldet hie belīben,   helde guote!
Mir ist getroumet hīnte   von angestlīcher nōt,
wie allez diz gefügele   in disem lande węre tōt.“
1507„Swer sich an troume wendet“,   sprach dō Hagene,
„der enweiz der rehten męre   niht ze sagene,
wenn ez im ze źren   volleclīchen stź.
Ich wil, daz mīn hźrre   ze hove nāch urloube gź.
1508Wir suln gerne rīten   in Etzelen lant.
Dā mac wol dienen küenen künegen   guoter helde hant,
dā wir dā schouwen müezen   Kriemhilde hōchgezīt.“
Hagene riet die reise,   iedoch gerou ez in sīt.
1509Er hete ez widerrāten,   wand daz Gźrnōt
mit ungefüegen worten   im alsō missebōt:
er man in Sīvrides,   vroun Kriemhilden man.
Er sprach:  „Dā von wil Hagene   die grōzen hovereise lān.“
1510Dō sprach von Tronege Hagene:   „Durch vorhte ich niene tuo.
Swenne ir gebietet, helde,   sō sult ir grīfen zuo.
Jā rīt mit iu gerne   in Etzelen lant!“
Sīt wart von im verhouwen   vil manec helm unde rant.
1511Diu schif bereitet wāren.   Dā was vil manec man.
Swaz si kleider heten,   diu truoc man dar an.
Si wāren unmüezec.   Vor ābendes zīt
si huoben sich von hūse   vil harte vrœlīche sīt.
1512Gezelt und hütten   spien man an daz gras
anderthalp des Rīnes.   Dō daz geschehen was,
der künec bat noch belīben   daz sīn vil schœne wīp.
Si trūte noch des nahtes   den sīnen wętlīchen līp.
1513Pusūnen, floytiern,   huop sich des morgens vruo,
dar si varn solden.   Dā bereiten si sich zuo.
Swer liep hete in arme,   der trūte vriundes līp.
Des schiet sīt vil mit leide   des künec Etzelen wīp.
1514Diu kint der schœnen Uoten,   die heten einen man,
küene und getriuwe.   Dō si wolden dan,
dō sagte er dem künege   tougen sīnen muot.
Er sprach:  „Des muoz ich trūren,   daz ir die hovereise tuot.“
1515Er was geheizen Rūmolt   und was ein helt zer hant.
Er sprach:  „Wem welt ir lāzen   liute und ouch diu lant?
Daz niemen kan erwenden   iu recken iuwern muot!
Diu Kriemhilden męre   nie gedūhten mich guot.“
1516„Daz lant sī dir bevolhen   und mīn kindelīn,
und diene wol den vrouwen!   Daz ist der wille mīn.
Swen dū sehest weinen,   dem trœste sīnen līp.
Jāne getuot uns nimmźr leide   des künec Etzelen wīp!“
1517Diu ross bereitet wāren   den künegen und ir man.
Mit minneclīchem küssen   schiet vil maneger dan,
dem in hōhem muote   lebte dā der līp.
Daz muose sīt beweinen   vil manec wętlīchez wīp.
1518Dō man die snellen recken   zen rossen sach gān,
dō kōs man vil der vrouwen   trūreclīchen stān.
Daz ir vil langez scheiden   sagte in vil wol ir muot:
ūf grōzen schaden ze komene   daz herze niemen sanfte tuot.
1519Die snellen Burgonden   sich ūz huoben.
Dō wart in dem lande   ein michel uoben.
beidenthalp der berge   weinte wīp und man.
Swie dort ir volc getęte,   si fuoren vrœlīche dan.
1520Die Nibelunges helde   kōmen mit in dan
in tūsent halspergen.   Ze hūs si heten lān
vil manege schœne vrouwen.   Die gesāhen si nimmźr mź.
Die Sīvrides wunden   tāten Kriemhilde wź.
1521Dō schicketen si ir reise   gegen dem Möune dan,
ūf durch Ôstervranken,   die Gunthźres man.
Dar leite si dō Hagene,   dem was ez wol bekant.
Ir marschalc was Dancwart,   der helt von Burgonden lant.
1522Dō si von Ôstervranken   gegen Salvelde riten,
dō mohte man si kiesen   an hźrlīchen siten,
die fürsten und ir māge,   die helde lobesam.
An dem zwelften morgen   der künec an die Tuonouwe kam.
1523Dō reit von Tronege Hagene   zaller vorderōst.
Er was den Nibelungen   ein helflīcher trōst.
Dō erbeizte der degen küene   nider ūf den sant.
Sīn ross er harte balde   zuo zeinem boume gebant.
1524Daz wazzer was engozzen,   diu schif verborgen.
Ez ergie den Nibelungen   ze grōzen sorgen,
wie si kœmen übere:   der wāc was in ze breit.
Dō erbeizte zuo der erden   vil manec ritter gemeit.
1525„Leide“, sprach dō Hagene,   „Mac dir wol hie geschehen,
voget von dem Rīne.   Nū maht dū selbe sehen,
das wazzer ist engozzen.   Vil starc ist im sīn vluot.
Jā węne wir verliesen   noch hiute hie manegen helt guot!“
1526„Waz wīzet ir mir, Hagene?“   sprach der künec hźr.
„Durch iuwer selbes tugende,   untrœstet uns niht mźr.
Den furt sult ir uns suochen   hin über an daz lant,
daz wir von hinnen bringen   beidiu ross und ouch gewant.“
1527„Jāne ist mir“, sprach Hagene,   „mīn leben niht sō leit,
daz ich mich welle ertrenken   in disen ünde breit!
Ê sol von mīnen handen   ersterben manec man
in Etzelen landen,   des ich vil guoten willen hān.
1528Belībet bī dem wazzer,   ir stolzen ritter guot!
Ich wil die vergen suochen   selbe bī der vluot,
die uns bringen übere   in Gelpfrātes lant.“
Dō nam der starke Hagene   sīnen guoten schildes rant.
1529Er was vil wol gewāfent.   Den schilt er dannen truoc,
sīnen helm ūf gebunden,   lieht was er genuoc.
Dō truoc er ob der brünne   ein wāfen alsō breit,
daz ze beiden ecken   harte vreislīchen sneit.
1530Dō suochte er nāch den vergen   wider und dan.
Er hōrte wazzer giezen,   losen er began,
in einem schœnem brunnen.   Daz tāten wīsiu wīp.
Die wolden sich dā küelen   und badeten ir līp.
1531Hagene wart innen.   Er sleich in tougen nāch.
Dō si daz versunnen,   dō wart in dannen gāch.
Daz si im entrunnen,   des wāren si vil hźr.
Er nam in ir gewęte,   der helt enschadete in niht mźr.
1532Dō sprach daz eine merewīp,   Hadeburc was si genant:
„Edel ritter Hagene,   wir tuon iu hie bekant,
swenne ir uns, degen küene,   gebet wider unser wāt,
wie iu ze den Hiunen   disiu hovereise ergāt.“
1533Si swebten sam die vogele   vor im ūf der vluot.
Des dūhten in ir sinne   starc und guot.
swaz si im sagen wolden,   er geloubtez deste baz.
Des er dō hinz in gerte,   vil wol bescheideten si im daz.
1534Si sprach:  „Ir müget wol rīten   in Etzelen lant.
Des setze ich iu ze bürgen   mīne triuwe hie ze hant,
daz helde nie gefuoren   in deheiniu rīche baz
nāch alsō grōzen źren.   Nū geloubet węrlīche daz!“
1535Der rede was dō Hagene   in sīnem herzen hźr.
Dō gap er in ir kleider   und sūmte sich niht mźr.
Dō si dō an geleiten   ir wunderlīch gewant,
dō sagten si im rehte   die reise in Etzelen lant.
1536Dō sprach daz ander merewīp,   diu hiez Sigelint:
„Ich wil dich warnen, Hagene,   daz Aldrīānes kint:
durch der węte liebe   hāt mīn muome dir gelogen.
Kümestū hin zen Hiunen,   sō bistū sźre betrogen.
1537Jā soltū kźren widere!   Daz ist dir an der zīt,
wand ir helde küene   alsō geladet sīt,
daz ir sterben müezet   in Etzelen lant.
Swelche dar gerītent,   die habent den tōt an der hant.“
1538Dō sprach aber Hagene:   „Ir trieget āne nōt.
Wie möhtez sich gefüegen,   daz wir alle tōt
solden dā belīben   durch iemens haz?“
Si begunden im diu męre   sagen küntlīcher baz.
1539Dō sprach aber diu eine:   „Ez muoz alsō wesen,
daz iuwer deheiner   kan dā niht genesen,
niuwan des küneges kappelān.   Daz ist uns wol bekant.
Der kümet gesunt widere   in daz Gunthźres lant.“
1540Dō sprach in grimmem muote   der küene Hagene:
„Daz węre mīnen hźrren   müelīch ze sagene,
daz wir alle zen Hiunen   solden verliesen den līp.
Noch zeige uns überz wazzer,   daz aller wīseste wīp!“
1541Si sprach:  „Sīt dū der verte   niht welles haben rāt:
swā obene bī dem wazzer   ein herberge stāt,
dā inne ist ein verge,   und niender anderswā.“
Der męre der er vrāgte,   der geloubete er sich dā.
1542Dem ungemuotem recken   sprach diu eine nāch:
„Nū bītet noch, hźr Hagene,   jā ist iu gar ze gāch!
Vernemet noch diu męre,   wie ir kumet über sant:
dirre marke hźrre,   der ist Else genant.
1543Sīn bruoder ist geheizen   der degen Gelpfrāt,
ein hźrre in Beyerlande.   Wie müelīch ez iu stāt,
welt ir durch sīne marke!   Ir sult iuch wol bewarn
und sult ouch mit dem vergen   vil bescheidenlīche varn.
1544Der ist sō grimmes muotes,   er lāt iuch niht genesen,
ir enwelt bī dem helde   mit guoten sinnen wesen.
Welt ir, daz er iuch füere,   sō gebet im den solt.
Er hüetet dises landes   und ist Gelpfrāte holt.
1545Unde kom er niht bezīte,   sō ruofet über vluot,
und jeht, ir heizet Amelrīch.   Der was ein helt guot,
der durch vīentschefte   rūmte ditze lant.
Sō kumt iu der verge,   swenne im der nam wirt genant.“
1546Der übermüete Hagene   der vrouwen dō neic.
Er enredete niht mźre, wan daz er vaste sweic.
Dō gie er bī dem wazzer   für sich an den sant.
Dā er anderthalben   ein herberge vant.
1547Er begunde vaste ruofen   hin über den vluot:
„Nū hol mich hie, verge“,   sprach der degen guot,
„sō gip ich dir ze miete   einen bouc von golde rōt.
Jā ist mir dirre verte,   daz wizzest, węrlīche nōt!“
1548Der verge was sō rīche,   daz im niht dienen zam.
Dā von er lōn vil selten   von iemen dā genam.
Ouch wāren sīne knehte   vil harte hōchgemuot.
Noch stuont allez Hagene   eine disehalp der vluot.
1549Dō ruofte er mit der krefte,   daz al der wāc erdōz,
wan des heldes sterke   was michel und grōz:
„Nū hol mich, Amelrīchen!   Ich bin der Elsen man,
der durch starke vīentschaft   von disem lande entran.“
1550Vil hōhe an dem swerte   einen bouc er im bōt,
lieht und schœne   was er, von golde rōt,
daz man in über fuorte   in Gelpfrātes lant.
Der übermüete verge   nam selbe daz ruoder an die hant.
1551Ouch was der selbe verge   müelīch gesīt.
Diu guof nāch grōzem guote   vil bœse ende gīt.
Dō wolde er verdienen   daz Hagenen golt sō rōt.
Des leit er von dem degene   den swertgrimmigen tōt.
1552Der verge īlte genōte   hin über an den sant.
Den er dā nennen hōrte,   dō er des niht envant,
dō zurnde er ernslīchen,   als er Hagenen sach.
Vil harte grimmeclīche   er zuo dem degen sprach:
1553„Ir müget wol sīn geheizen   benamen Amelrīch.
Des ich mich hie verwęne,   dem sīt ir ungelīch.
Von vater und von muoter   was er der bruoder mīn.
Nū ir mich betrogen habt,   ir müezet disehalp sīn.“
1554„Nein, durch got den rīchen!“   sprach dō Hagene,
„Ich bin ein recke vremde   und sorge ūf degene.
Nū nemet hin vriuntlīche   hiute mīnen solt,
daz ir mich über füeret.   Ich bin iu węrlīchen holt.“
1555Dō sprach aber der verge:   „Des mac niht gesīn.
Ez habent vīande   die lieben hźrren mīn.
Dar umbe ich niemen vremden   füere in diz lant.
Sō liebe dir sī ze lebene,   sō trit vil balde ūz an den sant!“
1556„Nūne tuot es niht!“ sprach Hagene,   „wan trūrec ist mīn muot.
Nemet von mir ze minne   diz golt vil guot,
und füeret uns über:  tūsent ross   und alsō manegen man.“
Dō sprach der grimme verge:   „Ez wirdet nimmźr getān.“
1557Er huop ein starkez ruoder,   michel und breit.
Er sluoc ūf Hagenen,   des wart er ungemeit,
daz er in dem schiffe   strūchte an sīniu knie.
Sō rehte grimmer verge,   der kom dem Tronegęre nie.
1558Dō wolde er baz erzürnen   den übermüeten gast.
Er sluoc im eine schalten,   daz diu gar zerbrast,
Hagenen über daz houbet.   Er was ein starker man.
Dā von der Elsen verge   grōzen schaden dā gewan.
1559Mit grimmegem muote   greif Hagene zehant
vil balde ze sīner scheiden,   dā er ein wāfen vant.
Er sluoc im ab daz houbet   und warf ez an den grunt.
Diu męre wurden schiere   den stolzen Burgonden kunt.
1560In den selben stunden,   dō er den schiffman sluoc,
daz schif, daz vlōz enouwe.   Daz was im leit genuoc.
Ê erz gerihte widere,   müeden er began.
Dō zōch vil krefteclīche   des künec Gunthźres man.
1561Mit zügen harte swinden   kźrte ez der gast,
unz im daz starke ruoder   in der hende brast.
Er wolde zuo den recken   ūz an einen sant,
dā was deheinez mźre.   Hey, wie schiere erz dā gebant
1562mit einem schiltvezzel!   Daz was ein porte smal.
Gegen einem walde   kźrte er hin ze tal.
Dō vant er sīnen hźrren   an dem stade stān.
Dō gie im hin engegen   vil manec wętlīcher man.
1563Mit gruoze in wol enpfiengen   die snellen ritter guot.
Dō sāhens in dem schiffe   riechen daz bluot
von einer starken wunden,   die er dem vergen sluoc.
Dō wart von den degenen   gevrāget Hagene genuoc.
1564Dō der künec Gunthźr   daz heize bluot ersach
sweben in dem schiffe,   wie balde er dō sprach:
„Wan sagt ir mir, Hagene,   war ist der verge komen?
Iuwer starkez ellen,   ich węn, im daz leben hāt benomen.“
1565Dō sprach er lougenlīche:   „Dā ich daz schif dā vant
bī den wilden wīden,   dā lōste ez mīn hant.
Ich hān deheinen vergen   hiute hie gesehen.
Ez ist ouch niemen leide   von mīnen schulden hie geschehen.“
1566Dō sprach von Burgonden   der hźrre Gźrnōt:
„Hiute muoz ich sorgen   ūf lieber vriunde tōt.
Sīt wir der schiffliute   bereite niene hān,
wie wir kumen über,   des muoz ich trūrende stān.“
1567Vil lūte rief dō Hagene:   „Leit nider ūf das gras,
ir knehte, diu gereite!   Ich gedenke, daz ich was
der aller beste verge,   den man bī dem Rīne vant.
Jā getrūwe ich iuch wol bringen   hin über in Gelpfrātes lant!“
1568Daz si dester balder   kœmen über vluot,
diu ross si an sluogen.   Daz swimmen, daz wart guot,
wand in diu starc ünde   deheines dā benam.
Etelīchez ouwete verre,   als es müeden began.
1569Dō truogen si zem schiffe   ir golt und ouch ir wāt,
sīt daz si der verte   niht mohten haben rāt.
Hagene was dā meister.   Des fuorte er ūf den sant
vil manegen rīchen recken   in daz unkunde lant.
1570Zem źrsten brāhte er über   wol tūsent ritter hźr,
dar nāch sīne recken.   Dannoch was ir mźr.
Niun tūsent knehte   fuorte er an daz lant.
Des tages was unmüezec   des Tronegęres hant.
1571Dō er si wol gesunde   brāhte über den vluot,
dō gedāhte vremder męre   der snelle degen guot,
diu im ź dā sageten   diu wilden merewīp.
Des hete des küneges kappelān   nāch verlorn sīnen līp.
1572Bī dem kappelsoume   er den pfaffen vant:
ob dem heilectuome   er leinte an sīner hant.
Des mohte er niht geniezen,   dō in Hagene sach.
Der gotes arme priester   muose līden ungemach.
1573Er swanc in ūz dem schiffe.   Dar zuo wart im gāch.
Dō riefen ir genuoge:   „Nū vāhā, hźrre, vāch!“
Gīselhźr der junge,   zürnen erz began.
Er enwolde ez doch niht lāzen   ir deheinen understān.
1574Dō sprach von Burgonden   der hźrre Gźrnōt:
„Waz hilfet iuch nū, Hagene,   des kappelānes tōt?
Tęte ez ander iemen,   daz solde iu wesen leit.
Umbe welche schulde   habt ir dem priester widerseit?“
1575Der pfaffe swam genōte.   Er wolde sīn genesen,
ob im iemen hülfe.   Des mohte dā niht wesen,
wan der starke Hagene   vil zornec was gemuot.
Er stiez in zuo dem grunde.   Daz dūhte niemene guot.
1576Dō der arme pfaffe   der helfe niene sach,
dō kźrte er wider übere.   Des leit er ungemach.
Swie er niht swimmen kunde,   im half diu gotes hant,
daz er wol kom gesunder   him wider ūz an daz lant.
1577Dō stuont der arme priester   unde schutte sīne wāt.
Dā bī sach wol Hagene,   daz sīn niht węre rāt,
daz im für wār sageten   diu wilden merewīp.
Er dāhte:  „Dise degene   müezen verliezen den līp.“
1578Dō si daz schif entluoden   und gar getruogen dan,
swaz dar ūf heten   der drīer künege man,
Hagene sluoc ez ze stücken   und warf ez an den vluot.
Des hete michel wunder   die recken küene unde guot.
1579„Zwiu tuot ir daz, bruoder?“   Sō sprach Dancwart,
„Wie sul wir über,   sō wir die widervart
rīten von den Hiunen   ze lande an den Rīn?“
Sīt dō sagete in Hagene,   daz des kunde niht gesīn.
1580Dō sprach der helt von Tronege:   „Ich tuon ez ūf den wān,
ob wir an dirre reise   deheinen zagen hān,
der uns entrinnen welle   durch zagelīche nōt,
der muoz an disem wāge   doch līden schamelīche tōt.“
1581Si fuorten mit in einen   ūz Burgonden lant,
einen helt ze sīnen handen,   der was Volkźr genant.
Der redete spęhelīche   allen sīnen muot.
Swaz ie begie hźr Hagene,   daz dūhte den videlęre guot.
1582Ir ross bereitet wāren,   die soumęre wol geladen.
Si heten an der verte   noch deheinen schaden
genomen, der si müete,   wan des küneges kappelān:
der muose ūfe sīnen füezen   hin wider zuo dem Rīne gān.

wie Gelfrât erslagen wart von Dankwarte
{ 26 }
Wie Dankwart Gelfrat erschlug.
1583Dō si nū wāren komen   alle ūfe den sant,
der künec begunde vrāgen:   „Wer sol uns durch daz lant
die rehten wege wīsen,   daz wir niht irre varn?“
Dō sprach der starke Volkźr:   „Daz sol ich eine bewarn.“
1584„Nū enthaltet iuch“, sprach Hagene,   „ritter unde kneht.
Man sol vriunden volgen,   jā dunket ez mich reht!
Vil ungefüegiu męre,   diu tuon ich iu bekant:
wir enkumen nimmźr   wider in Burgonden lant.
1585Daz sageten mir zwei merewīp   hiute morgen vruo,
daz wir niht komen widere.   Nū rāt ich, waz man tuo:
daz ir iuch wāfent, helde.   Ir sult iuch wol bewarn,
wir hān hie starke vīande,   daz wir gewerlīche varn.
1586Ich wānde an lügen vinden   diu wilden merewīp.
Si jāhen, daz gesunder   unser deheines līp
wider ze lande kœme,   niuwan der kappelān.
Dar umb ich in wolde   sō gerne hiute ertrenket hān.“
1587Dō vlugen disiu męre   von schare ze schar.
Des wurden snelle helde   vor leide missevar,
dō si begunden sorgen   ūf den herten tōt
an dirre hovereise.   Des gie in węrlīche nōt.
1588Dā ze Mœringen   si wāren über komen,
dā dem Elsen vergen   der līp was benomen.
Dō sprach aber Hagene:   „Sīt daz ich vīande hān
verdienet ūf der strāze,   wir werden sicherlīch bestān.
1589Ich sluoc den selben vergen   hiute morgen vruo.
Si wizzen wol diu męre.   Nū grīfet, helde, zuo,
ob Gelpfrāt und Else   hiute hie bestź
unser ingesinde,   daz ez in schedelīch ergź.
1590Ich erkenne si sō küene,   ez wirdet niht verlān.
Diu ross, diu sult ir lāzen   deste sanfter gān,
daz des iemen węne,   wir vliehen ūf den wegen.“
„Des rātes wil ich volgen“,   sō sprach Gīselhźr der degen.
1591„Wer sol daz ingesinde   wīsen über lant?“
Si sprāchen:  „Daz tuo Volkźr,   dem ist ez hie wol bekant,
stīge und strāze,   der küene spileman.“
Ê daz mans vollen gerte,   man sach gewāfent stān
1592den snellen videlęre.   Den helm er ūfgebant.
In hźrlīcher varwe   was sīn wīcgewant.
Er bant ouch ze sīnem schafte   ein zeichen, daz was rōt.
Sīt kom er mit den künegen   in eine grœzlīche nōt.
1593Dō was tōt des vergen   Gelpfrāte komen
mit gewissem męre.   Dō hete ez ouch vernomen
Else der vil starke.   Ez was in beiden leit.
Si sanden nāch ir helden.   Die wāren schiere bereit.
1594In vil kurzen zīten,   ich wilz iuch hœren lān,
sach man zuo in rīten,   die schaden heten getān
in starken urliugen,   vil ungefüegiu her.
Der kōmen Gelpfrāte   wol siben hundert oder mźr.
1595Dō si ir grimmen vīanden   begunden rīten nāch,
jā beiten si ir hźrren.   Den was ein teil ze gāch
nāch den küenen gesten:   si wolden anden ir zorn.
Des wart der hźrren vriunde   sider mźr verlorn.
1596Dō hete von Tronege Hagene   wol gefüeget daz,
wie möhte sīner māge   ein helt gehüeten baz,
er pflac der nāchhuote   mit den sīnen man
und Dancwart, sīn bruoder.   Daz was vil wīslīch getān.
1597In was des tages zerunnen,   des enheten si niht mźr.
Er vorhte an sīnen vriunden   leit unde sźr.
Si riten under schilden   durch der Beyer lant.
Dā nāch in kurzer wīle   die helde wurden an gerant.
1598Beidenthalp der strāze   und hinden vaste nāch
si hōrten hüeve klaffen.   Dem liute was ze gāch.
Dō sprach der küene Dancwart:   „Man wil uns hie bestān.
Nū bindet ūf die helme!   Daz dunket mich rętlīch getān.“
1599Si hielten ab ir verte,   als ez muoste sīn.
Si sāhen in der vinster   der liehten schilde schīn.
Dōne wolde Hagene   niht langer si verdagen:
„Wer jaget uns ūf der strāze?“   Daz muose im Gelpfrāt dō sagen.
1600Dō sprach der marcgrāve   ūz Beyerlant:
„Wir suochen unser vīande,   unde haben her nāch gerant.
Ine weiz niht, wer mir hiute   mīnen vergen sluoc.
Der was ein helt zen handen.   Des ist mir leide genuoc.“
1601Dō sprach von Tronege Hagene:   „Was der verge dīn?
Der wolde uns niht füeren.   Des ist diu schulde mīn.
Dō sluoc ich den recken.   Deiswār, des gie mir nōt.
Ich hete von sīnen handen   vil nāch gewunnen den tōt.
1602Ich bōt im ze miete   golt und gewant,
daz er uns über fuorte,   helt, in dīn lant.
Dō zurnde er sō sźre,   daz er mich dō sluoc
mit einer starken schalten.   Des was ich grimme genuoc.
1603Dō kom ich zem swerte   und werte im sīnen zorn
mit einer starken wunden.   Des wart der helt verlorn.
Daz bringe ich iu ze suone,   swie iuch dunket guot.“
Dō gie ez an ein strīten.   Si wāren herte gemuot.
1604„Ich wesse wol“, sprach Gelpfrāt,   „dō hie für gereit
Gunthźr und sīn gesinde,   daz uns tęte leit
Hagene von Tronege.   Nū sol er niht genesen.
Für des vergen ende   der helt muoz hie bürge wesen.“
1605Si neigeten über schilde   ze stichen nū diu sper,
Gelpfrāt und Hagene.   In was zein ander ger.
Else und Dancwart   vil hźrlīche riten.
Si versuochten, wer si wāren.   Dā wart vil grimme gestriten.
1606Wie möhten sich versuochen   immer helde baz?
Von eine starken tjoste   hinder daz ross gesaz
Hagene der küene   von Gelpfrātes hant.
Im brast daz fürbüege.   Dō wart im strīten bekant.
1607Von ir ingesinde   der krach der schefte schal.
Dō erholte ouch sich dō Hagene,   der ź was ze tal
komen von dem stiche   nider an daz gras.
Er węne unsanftes muotes   wider Gelpfrāte was.
1608Wer in diu ross behielte,   daz ist mir unbekant.
Si wāren zuo der erden   komen ūf den sant.
Hagene und Gelpfrāt   ein ander liefen an.
Des hulfen ir gesellen,   daz in wart strīten kunt getān.
1609Swie bitterlīche Hagene   ze Gelpfrāte spranc,
der edel marcgrāve   des schildes hin im swanc
ein michel stücke,   deiz fiuwer dręte dan.
Des was vil nāch erstorben   der küene Gunthźres man.
1610Dō begunde er rüefen   Dancwarten an:
„Hilf mir, lieber bruoder!   Jā hāt mich bestān
ein helt zen sīnen handen,   der enlāt mich niht genesen!“
Dō sprach der küene Dancwart:   „Des sol ich scheidęre wesen.“
1611Der helt dō spranc dar nāher   und sluoc im einen slac
mit einem scharpfen wāfen,   dā von er tōt gelac.
Else wolde gerne   rechen dō den man.
Er und sīn gesinde   schieden schedelīche dan:
1612Im was erslagen der bruoder,   selbe wart er wunt.
Wol ahzec sīner degene   belīben dā ze stunt
mit dem grimmen tōde.   Der hźrre muose dan
vlühteclīchen   von den Gunthźres man.
1613Dō die von Beyerlande   wichen ūz dem wege,
dō hōrte man nāch hellen   die vreislīchen slege.
Dō jageten die von Tronege   ir vīanden nāch.
Die sīn niht engelten wānden,   den was allen ze gāch.
1614Dō sprach an der vlühte   Dancwart der degen:
„Wir suln wider wenden   balde ūf disen wegen,
und lāze wir si rīten.   Si sint von bluote naz.
Gāhe wir zen vriunden!   Ich rāte węrlīchen daz.“
1615Dō si hin wider kōmen,   dā der schade was geschehen,
dō sprach von Tronege Hagene:   „Helde, ir sult besehen,
wes uns hie gebreste,   oder wen wir hān verlorn
hie in disem strīte   durch den Gelpfrātes zorn.“
1616Si heten verlorn viere.   Die muosen si verklagen.
Die wāren wol vergolten:   dā wider was erslagen
der von Beyerlande   hundert oder baz.
Des wāren den von Tronege   ir schilde trüebe und bluotes naz.
1617Ein teil schein ūz den wolken   des liehten mānen brehen.
Dō sprach aber Hagene:   „Niemen sol verjehen
den mīnen lieben hźrren,   waz wir hie hān getān.
Lāt si unze morgen   āne sorge bestān.“
1618Dō si nū nāch in kōmen,   die dort striten ź,
dō tet dem ingesinde   diu müede harte wź.
„Wie lange sul wir rīten?“   sprach manec man.
Dō sprach der küene Dancwart:   „Wir mugen niht herberge hān.
1619Ir müezet alle rīten,   unz ez werde tac.“
Volkźr der snelle,   der des gesindes pflac,
bat den marschalc vrāgen:   „Wā sul wir hīnte sīn,
dā gerasten unser mœre   und ouch die lieben hźrren mīn?“
1620Dō sprach der küene Dancwart:   „Ine kans iu niht gesagen.
Wir enmugen niht geruowen,   ź ez beginne tagen.
Swā wirz danne vinden,   dā legen uns an ein gras!“
Dō si diu męre hōrten,   wie leit in sūmelīchen was!
1621Si belīben unvermeldet   des heizen bluotes rōt.
unz daz diu sunne   ir liehtez schīnen bōt
dem morgen über berge,   daz ez der künec sach,
daz si gestriten heten.   Der helt vil zorneclīchen sprach:
1622„Wie nū, vriunt Hagene,   iu węn versmāhet daz,
daz ich bī iu węre,   dā iu die ringe naz
sus wurden von dem bluote!   Wer hāt daz getān?“
Er sprach:  „Daz tet Else.   Der hete uns nehten bestān.
1623Durch den sīnen vergen   wir wurden an gerant.
Dā sluoc Gelpfrāten   mīnes bruoder Dancwarten hant.
Sīt entran uns Else.   Des twanc in michel nōt.
In hundert und uns viere   belīben in dem strīte tōt.“
1624Wir kunnen niht bescheiden,   wā si sich leiten nider.
Alle die lantliute,   die gevrieschen sider,
daz ze hove fuoren   der edelen Uoten kint.
Si wurden wol enpfangen   dā ze Pazzouwe sint.
1625Der edelen künege œheim,   der bischof Pilgrīn
dem wart vil wol ze muote,   dō die neven sīn
mit alsō vil recken   kōmen zuo zim in daz lant.
Daz er in willec węre,   daz wart in schiere bekant.
1626Si wurden wol enpfangen   von vriunden ūf den wegen.
Dā ze Pazzouwe   man kunde ir niht gepflegen,
si muosen überz wazzer,   dā si funden velt.
Dā wurden ūf gespannen   hütten unde gezelt.
1627Si muosen dā belīben   allen einen tac
und ouch die naht.  Mit vollen   wie schōne man ir pflac!
Dar nāch si muosen rīten   in Rüedegźres lant.
Dem wurden ouch diu męre   dar nāch vil schiere bekant.
1628Dō die wegemüeden   ruowe genāmen,
unde si dem lande   nāher kāmen,
dō fundens ūf der marke   slāfende einen man,
dem von Tronege Hagene   ein starkez wāfen an gewan.
1629Jā was geheizen Eckewart   der starke ritter guot.
Er gewan der umb   einen trūrigen muot,
dā er verlōs daz wāfen   von der helde vart.
Die marke Rüedegźres,   die fundens übele bewart.
1630„Ouwź mir dirre schande!“   sprach dō Eckewart,
„Jā riuwet mich vil sźre   der Burgonden vart!
Sīt ich Sīvride verlōs,   sīt was mīn vröude vergān.
Ouwź, hźrre Rüedegźr,   wie hān ich wider dich getān!“
1631Dō hōrte vil wol Hagene   des edelen recken nōt.
Et gap im wider sīn wāfen   und sehs bouge rōt,
„Die habe dir, helt, ze minnen,   daz dū mīn vriunt sīst.
Dū bist ein degen küene,   swie eine dū ūfe der marke list.“
1632„Got lōn iu iuwerer bouge!“   sprach dō Eckewart,
„Doch riuwet mich vil sźre   zen Hiunen iuwer vart.
Ir sluoget Sīvriden.   Man ist iu hie gehaz.
Daz ir iuch wol behüetet,   an triuwen rāt iu daz.“
1633„Nū müeze uns got behüeten“,   sprach dō Hagene.
„Jāne hānt niht mźre sorge   dise degene
wan umb die herberge,   die künege und ouch ir man,
wā wir in disem lande   noch hīnte nahtselde hān.
1634Diu ross sint uns verdorben   ūf den herten wegen,
und der spīse zerunnen“,   sprach Hagene der degen.
„Wir vinden ez niender veile.   Uns węre wirtes nōt,
der uns noch hīnte gębe   durch sīne tugende sīn brōt.“
1635Dō sprach aber Eckewart:   „Ich zeig iu einen wirt,
daz ir ze hūse selten   sō wol bekomen birt
in deheinem lande,   als iu hie mac geschehen,
ob ir vil snelle degene   wellet Rüedegźren sehen.
1636Der sitzet ūf der strāze   und ist der beste wirt,
der ie kom ze hūse.   Sīn herze tugende birt,
alsō der süeze meie   daz gras mit bluomen tuot.
Swenne er sol helden dienen,   sō ist er vrœlīch genuot.“
1637Dō sprach der künec Gunthźr:   „Welt ir mīn bote sīn,
ob uns welle enthalten   durch den willen mīn
mīn lieber vriunt Rüedegźr,   mīne māge und unser man?
daz wil ich immer dienen,   sō ich aller beste kan.“
1638„Der bote bin ich gerne“,   sprach dō Eckewart.
Mit vil guotem willen   huop er sich an die vart
und sagete dō Rüedegźre,   als er hete vernomen.
Im was in manegen zīten   niht sō lieber męre komen.
1639Man sach ze Bechelāren   īlen einen degen.
Selbe erkande in Rüedegźr.   Er sprach:  „Ûf disen wegen
dort her gāhet Eckewart,   ein Kriemhilde man.“
Er wānde, daz die vīande   im hete leide getān.
1640Dō gie er für die porten,   dā er den boten vant.
Daz swert er ab gurte   und leitez von der hant.
Diu męre, diu er brāhte,   wurden niht verdaget
den wirt und sīne vriunde.   Ez wart in schiere gesaget.
1641Er sprach zem marcgrāven:   „Mich hāt zuo ziu gesant
Gunthźr, der hźrre   von Burgonden lant,
und Gīselhźr, sīn bruoder,   und ouch Gźrnōt.
Der recken ieslīcher   iu sīnen dienest her enbōt.
1642Daz selbe hāt ouch Hagene   und Volkźr
mit triuwen vlīzeclīche.   Noch sage ich iu mźr,
daz iu des küneges marschalc   bī mir daz enbōt,
daz den guoten knehten   węre iuwer herberge nōt.“
1643Mit lachendem munde   antwurte Rüedegźr:
„Nū wol mich dirre męre,   daz die künege hźr,
daz si geruochent mīner dieneste!   Der wirt in niht verseit.
Koment si mir ze hūse,   des bin ich vrō und gemeit.“
1644„Dancwart, der marschalc,   der hiez iuch wizzen lān,
wen ir ze hūse   mit in soldet hān:
sehzec sneller recken,   und tūsent ritter guot,
und niun tūsent knehte.“   Dō wart er vrœlīch gemuot.
1645„Nū wol mich dirre geste!“   sprach dō Rüedegźr,
„daz mir koment ze hūse   dise recken hźr,
den ich noch vil selten   iht gedienet hān.
Nū rītet in engegene,   beide māge und man!“
1646Dō īlten zuo den rossen   ritter und kneht.
Swaz in gebōt ir hźrre,   daz dūhte si alle reht.
Dō liezen si in der dienste   zogen deste baz.
Noch enweste es niht vrou Gotelint,   diu in ir kemenāten saz.

wie si ze Bechelâren kômen
{ 27 }
Wie der Markgraf die Könige empfing.
1647Dō gie der marcgrāve,   dā der die vrouwen vant,
sīn wīp mit sīner tohter,   und sagete in zehant
diu vil lieben męre,   diu er hete vernomen,
daz in ir vrouwen bruoder   dar ze hūse solden komen.
1648„Vil liebiu triutinne“,   sprach dō Rüedegźr,
„Ir sult vil wol enpfāhen   die edelen künege hźr,
sō si mit ir gesinde   her ze hove gān.
Ir sult ouch schōne grüezen   Hagenen, Gunthźres man.
1649Mit in kumt ouch einer,   der heizet Dancwart,
der ander heizet Volkźr,   an zühten wol bewart.
Die sehse sult ir küssen   und diu tohter mīn,
unde sult ouch bī den recken   in zühten güetlīche sīn.“
1650Daz lobten dō die vrouwen   und wāren sīn bereit.
Si suochten ūz den kisten   diu hźrlīchen kleit,
dar inne si engegene   den recken wolden gān.
Dā wart vil michel vlīzen   von schœnen wīben getān.
1651Gevelschet vrouwen varwe   vil lützel man dā vant.
Si truogen ūf ir houbete   von golde liehtiu bant,
daz wāren schapel rīche,   daz in ir schœne hār
zefuorten niht die winde.   Daz ist an den triuwen wār.
1652In sölchen unmuozen   sul wir die vrouwen lān.
Hie wart vil michel gāhen   über velt getān
von Rüedegźres vriunden,   dā man die fürste vant.
Si wurden wol enpfangen in des marcgrāven lant.
1653Dō si der marcgrāve   zuo zim komen sach,
Rüedegźr der snelle   vil vrœlīche sprach:
„Sīt willekomen, ir hźrren   und ouch iuwer man,
hie in mīnem lande!   Vil gerne ich iuch gesehen hān!“
1654Dō nigen im die recken   mit triuwen āne haz.
Daz er in willec węre,   vil wol erzeigete er daz.
Besunder gruozte er Hagenen,   den hete er ź bekant,
alsam tet er Volkźrn   ūzer Burgonden lant.
1655Er enpfie ouch Dancwarten.   Dō sprach der küene degen:
„Sīt ir uns welt beruochen,   nū wer sol danne pflegen
des unsern ingesindes,   daz wir haben brāht?“
Dō sprach der marcgrāve:   „Ir sult haben guote naht
1656und allez iuwer gesinde.   Swaz ir in daz lant
habt mit iu gefüeret,   ross und ouch gewant,
dem schaffe ich sölche huote,   daz sīn niht wirt verlorn,
daz iu ze schaden bringe   gegen einigem sporn.
1657Spannet ūf, ir knehte,   die hütten an daz velt!
Swaz ir hie verlieset,   des wil ich wesen gelt.
Ziehet ab die zoume,   diu ross lāzet gān!“
Daz hete in wirt deheiner   dā vor vil selten getān.
1658Des vröuten sich die geste.   Dō daz geschaffen was,
die hźrren riten dannen.   Sich leiten an da gras
über al die knehte.   Sie heten guot gemach.
Ich węne, in an dirre verte   nie sō sanfte geschach.
1659Diu edele marcgrāvinne   was für die burc gegān
mit ir vil schœnen tohter.   Dō sach man bī ir stān
die minneclīchen vrouwen   und manege schœne meit.
Die truogen vil der bouge   und ouch hźrlīchiu kleit.
1660Daz edel gesteine   lūhte verre dan
ūz ir vil rīchen węte.   Si wāren wolgetān.
Dō kōmen ouch die geste   und erbeizten sā zehant.
Hey, waz man grōzer zühte   an den Burgonden vant!
1661Sehs und drīzec megde   und manec ander wīp,
den was wol ze wunsche   geschaffen gar der līp,
die giengen in engegene   mit manegem küenem man.
Dā wart ein schœne grüezen   von edelen vrouwen getān.
1662Diu edele marcgrāvinne   kuste die künege alle drī.
Alsam tet ir muoter.   Dā stuont ouch Hagene bī.
Ir vater hiez in küssen.   Dō blicte si in an.
Er dūhte si sō vorhtlīch,   daz siz vil gerne hete lān.
1663Dō muoste si daz leisten,   daz ir der wirt gebōt.
Gemischet wart ir varwe,   bleich unde rōt.
Si kuste ouch Dancwarten,   dar nāch den spileman.
Durch sīnes lībes ellen   wart im daz grüezen getān.
1664Diu junge marcgrāvinne,   diu nam bī der hant
Gīselhźr, den recken   von Burgonden lant.
alsam tet ouch ir muoter   Gunthźr den küenen man.
Si giengen mit den helden   vil harte vrœlīche dan.
1665Der wirt gie bī Gźrnōte   in einen wīten sal.
Ritter und vrouwen   gesāzen dā ze tal.
Dō hiez man balde schenken   den gesten guoten wīn.
Jāne dorften nimmźr helde   baz gehandelet sīn.
1666Mit lieben ougen blicken   wart gesehen an
diu Rüedegźres tohter.   Diu was sō wolgetān,
jā trūte si in den sinnen   vil manec ritter guot.
Daz kunde ouch si verdienen.   Si was hōhe gemuot.
1667Si dāhten, swes si wolden,   des enmohte aber niht geschehen.
Hin und her wider   wart dā vil gesehen
an megede und an vrouwen,   der saz dā genuoc.
Der edel videlęre   dem wirte holden willen truoc.
1668Nāch gewonheite   sō schieden si sich dā.
Ritter und vrouwen,   die giengen anderswā.
Dō rihte man die tische   in dem sale wīt.
Den unkunden gesten   diente man hźrlīche sīt.
1669Durch der geste liebe   hin ze tische gie
diu edele marcgrāvinne.   Ir tohter si dō lie
belīben bī den kinden,   dā si von rehte saz.
Die geste ir niht ensāhen.   Si müete węrlīche daz.
1670Dō si getrunken heten   und gezzen über al,
dō wīste man die schœnen   wider in den sal.
Gemelīcher sprüche   wart dā niht verdeit.
Der redete vil dō Volkźr,   ein degen küen und gemeit.
1671Dō sprach offenlīchen   der edel spilman:
„Rīcher marcgrāve,   got hāt an iu getān
vil genędeclīchen,   wand er iu hāt gegeben
ein wīp sō rehte schœne,   dar zuo ein wunneclīchez leben.
1672Ob ich ein fürste węre“,   sprach der spilman,
“und solde ich tragen krōne,   ze wībe wolde ich hān
die iuwern schœnen tohter.   Des wünschet mir der muot.
Diu ist minneclīch ze sehen,   dar zuo edel und guot.“
1673Dō sprach der marcgrāve:   „Wie möhte daz gesīn,
daz immer künec gerte   der lieben tohter mīn?
Wir sīn hie ellende,   beide ich und mīn wīp.
Waz hilfet grōziu schœne   an der juncvrouwen līp?“
1674Des antwurte Gźrnōt,   der wolgezogen man:
„Und solde ich triutinne   nāch mīnem willen hān,
sō wolde ich sölches wībes   immer wesen vrō.“
Des antwurte Hagene   vil harte güetlīchen dō:
1675„Nū sol mī hźrre Gīselhźr   doch nemen ein wīp!
Ez ist sō hōher māge   der marcgrāvinne līp,
daz wir gerne dienten,   ich unde sīne man,
und solde si under krōne   dā zen Burgonden gān.“
1676Diu rede Rüedegźren   dūhte harte guot,
und ouch Gotelinde.   Jā vröute sich in der muot.
Dō truogen an die helde,   daz si ze wībe nam
Gīselhźr der edele,   als ez wol künege gezam.
1677Swaz sich sol gefüegen,   wer möhte daz understān?
Man bat die juncvrouwen   hin ze hove gān.
Dō swuor man im ze gebene   daz wunneclīche wīp.
Dō lobte ouch er ze minnen   den ir vil minneclīchen līp.
1678Man beschiet der juncvrouwen   bürge unde lant.
Des sicherte dā mit eiden   des edelen küneges hant
und ouch der hźrre Gźrnōt,   daz würde daz getān.
Dō sprach der marcgrāve:   „Sīt ich der bürge niene hān,
1679sō sol ich iu mit triuwen   immer wesen holt.
Ich gibe ze mīner tohter   silber unde golt,
sō hundert soumęre   meiste mügen tragen,
daz ich des heldes māgen   nāch źren müge wol behagen.“
1680Dō hiez man si beide   stān an einen rinc
nāch gewonheite.   Vil manec jungelinc
in vrœlīchem muote   in zegegen stuont.
Si gedāhten in ir sinnen,   sō noch die tumben gerne tuont.
1681Dō man begunde vrāgen   die minneclīchen meit,
ob si den recken wolde,   ein teil was ez ir leit,
und dāhte doch ze nemene   den wętlīchen man.
Si schamte sich der vrāge,   sō manec maget hāt getān.
1682Ir riet ir vater Rüedegźr,   daz si spreche „Jā!“
und daz si in gerne nęme.   Vil schiere dō was dā
mit sīnen wīzen handen,   der si umbeslōz,
Gīselhźr der edele.   Swie lützel si sīn doch genōz!
1683Dō sprach der marcgrāve:   „Ir edele künege rīch,
als ir nū wider rītet,   daz ist gewonlīch,
heim hin zen Burgonden,   sō gip ich iu mīn kint,
daz ir si mit iu füeret.“   Daz gelobten si sint.
1684Swaz man dō schalles hōrte,   den muosen si dō lān.
Man hiez die juncvrouwen   zer kemenāten gān,
und ouch die geste slāfen   und ruowen an den tac.
Dō bereite man die spīse.   Der wirt ir güetlīche pflac.
1685Dō si enbizzen wāren,   si wolden dannen varn
gegen der Hiunen landen.   „Daz heiz ich wol bewarn“,
sprach der wirt vil edele,   „Ir sult ouch hie bestān,
wand ich sō lieber geste   selten hie iht gewunnen hān.“
1686Des antwurte Dancwart:   „Jāne mac es niht gesīn!
wā nemt ir die spīse,   daz brōt und ouch den wīn,
daz ir sō manegen recken   noch hīnte müeset hān?“
Dō daz der wirt gehōrte,   er sprach:  „Ir sult die rede lān.
1687Mīne vil lieben hźrren,   ir sult mir niht versagen.
Jā gebe ich iu die spīse   ze vierzehen tagen,
mit allem iuwerem gesinde,   daz mit iu her ist komen!
Mir hāt der künec Etzel   noch vil wźnec iht genomen.“
1688Swie sźre si sich werten,   si muosen dā bestān
unz an den vierden morgen.   Dō wart dā getān
von des wirtes milte,   daz verre wart geseit.
Er gap den sīnen gesten   beidiu ross und kleit.
1689Ez enkunde niht wern langer,   si muosen dannen varn.
Rüedegźr der küene   vil wźnec iht gesparn
kunde vor sīner milte.   Swes iemen gerte nemen,
daz versagete er niemen.   Ez muose in allen gezemen.
1690Ir edel ingesinde   brāhte für daz tor
gesatelt vil der mœre.   Dō kom zuo zin dā vor
vil der vremden recken.   Si truogen schilde enhant,
wande si wolden rīten   in daz Etzelen lant.
1691Der wirt dō sīne gābe   bōt über al,
ź daz die edelen geste   kœmen für den sal.
Er kunde milteclīche   mit grōzen źren leben.
Die sīne tohter schœne,   die hete er Gīselhźr gegeben.
1692Dō gap er Gunthźre,   dem helde lobelīch,
daz wol truoc mit źren   der edel fürste rīch,
swie selten er gābe enpfienge,   ein wāfenlīch gewant.
Dar nāch neic dō Gunthźr   des edelen Rüedegźres hant.
1693Dō gap er Gźrnōte   ein wāfen guot genuoc,
daz er sīt in sturme   vil hźrlīchen truoc.
Der gābe im vil wol gunde   des marcgrāfen wīp.
Dā von der guote Rüedegźr   sīt muose verliesen den līp.
1694Gotelint bōt Hagenen,   als ir vil wol gezam,
ir minneclīchen gābe,   sīt si der künec nam,
daz er ouch ān ir stiure   zuo der hōchgezīt
von ir varn niht solde,   doch widerredete er ez sīt.
1695„Alles, des ich ie gesach“,   sprach dō Hagene,
„sōne gerte ich niht mźre   hinnen ze tragene
niuwan jenes schildes   dort an jener want.
Den wolde ich gerne füeren   in daz Etzelen lant.“
1696Dō diu marcgrāvinne   Hagenen rede vernam,
ez mante si ir leides.   Weinen si gezam.
Dō gedāhte si vil tiure   an Nuodunges tōt.
Den hete erslagen Witege.   Dā von sō hete si jāmers nōt.
1697Si sprach zuo dem degene:   „Den schilt wil ich iu geben.
Daz wolde got von himele,   daz er noch solde leben,
der in dā truoc enhende!   Der lac in sturme tōt.
Den muoz ich immer weinen.   Des gāt mir armem wībe nōt.“
1698Diu edele marcgrāvinne   von dem sedele gie.
Mit ir vil wīzen handen   si den schilt gevie.
Diu vrouwe truoc in Hagenen.   Er nam in an die hant.
Diu gābe was mit źren   an den recken gewant.
1699Ein hulft von liehtem pfelle   ob sīner varwe lac,
bezzern schilt deheinen   belūhte nie der tac,
von edelem gesteine.   Swer sīn hete gegert
ze koufen, an der koste   was er wol tūsent marke wert.
1700Den schilt hiez dō Hagene   tragen vor im dan.
Dō begunde Dancwart   hin ze hove gān.
Dem gap vil rīchiu kleider   des marcgrāven kint.
Diu truoc er zen Hiunen   vil harte hźrlīche sint.
1701Allez, daz der gābe   von in wart genomen,
in ir deheines hende   węre ir niht bekomen,
wan durch des wirtes liebe,   der ez in sō schōne bōt.
Sīt wurdens im sō vīent,   daz si in muosen slahen tōt.
1702Volkźr der snelle   mit sīner videlen dan
gie gezogenlīche   für Gotelinde stān.
Er videlte süeze dœne   und sanc ir sīniu liet.
Dā mit nam er urloup,   dō er von Bechelāren schiet.
1703Ir hiez diu marcgrāvinne   eine lade tragen.
Von vriuntlīcher gābe   müget ir hœren sagen:
dar ūz nam si zwelf bouge   unde spiens im an die hant:
„Die sult ir hinnen füeren   in daz Etzelen lant
1704unde sult durch mīnen willen   si ze hove tragen,
swenne ir wider wendet,   daz man mir müge sagen,
wie ir mir habt gedienet   dā zer hōchgezīt!“
Des diu vrouwe gerte,   vil wol leiste er daz sīt.
1705Dō sprach der wirt zen gesten:   „Ir sult deste sanfter varn.
Ich wil iuch selbe leiten   und heizen wol bewarn,
daz iu ūf der strāze   niemen müge geschaden.“
Dō wurden sīne soume   harte schiere geladen.
1706Der wirt wart wol bereitet,   mit fünf hundert man
mit rossen und mit kleidern.   Die fuorte er mit im dan
vil harte hźrlīchen   zuo der hōchgezīt.
Der einer mit dem lebene   kom nie ze Bechelāren sīt.
1707Mit kusse minneclīche   der wirt dō dannen schiet.
Alsō tet ouch Gīselhźr,   als im sīn tugent riet.
Mit umbeslozzen armen   si trūten schœniu wīp.
Daz muose sīt beweinen   vil maneger juncvrouwen līp.
1708Dō wurden allenthalben   diu venster ūf getān.
Der wirt mit sīnen mannen   zen rossen wolde gān.
Ich węn, ir herze in sagete   diu krefteclīchen leit.
Dā weinte manec vrouwe   und manec wętlīchiu meit.
1709Nāch ir lieben vriunden   genuoge heten sźr,
die si ze Bechelāren   gesāhen nimmer mźr.
Doch riten si mit vröuden   nider über sant,
ze tal bī Tuonouwe,   ūz in daz hiunische lant.
1710Dō sprach zen Burgonden   der ritter vil gemeit,
Rüedegźr der edele:   „Jāne suln niht verdeit
wesen unser męre,   daz wir zen Hiunen komen!
Im hāt der künec Etzel   nie sō liebes niht vernomen.“
1711Ze tal durch Ôsterrīche   der bote balde reit.
Den liuten allenthalben   wart daz wol geseit,
daz die helde kōmen   von Wormez über Rīn.
Des küneges ingesinde   kunde ez niht lieber gesīn.
1712Die boten für strichen   mit den męren,
daz die Nibelunge   zen Hiunen węren:
„Dū solt si wol enpfāhen,   Kriemhilt, vrouwe mīn.
Dir koment nāch vil grōzen źren   die vil lieben bruoder dīn.“
1713Kriemhilt, diu vrouwe,   in ein venster stuont.
Si warte nāch den māgen,   sō noch vriunde nāch vriunden tuont.
Von ir vater lande   sach si manegen man.
Der künec vriesch ouch diu męre.   Vor liebe er lachen began.
1714„Nū wol mich mīner vröuden!“   sprach dō Kriemhilt,
„Hie bringent mīne māge   vil manegen niuwen schilt
und halsperge wīz.   Swer nemen welle golt,
der gedenke mīner leide,   und wil im immer wesen holt.“

wie Kriemhilt Hagenen enphie
{ 28 }
Wie Kriemhild Hagen empfing.
1715Dō die Burgonden   kōmen in Etzelen lant,
dō gevriesch ez von Berne   der alte Hildebrant.
Er sagte ez sīnem hźrren.   Ez was im harte leit.
Er bat in wol enpfāhen   die riter küene und gemeit.
1716Wolfhart der snelle   hiez bringen diu marc.
Dō reit mit Dieterīche   vil manec degen starc,
dā er si grüezen wolde,   zuo zin an daz velt.
Dā hetens ūf gebunden   vil manec hźrlīch gezelt.
1717Dō si von Tronege Hagene   verrest rīten sach,
zuo den sīnen hźrren   gezogenlīch er sprach:
„Nū sult ir snelle recken   von den sedeln stān,
und gāt in hin engegene,   die iuch dā wellent enpfān!
1718Dort kumt her ein gesinde,   daz ist mir wol bekant.
Ez sint vil snelle degene   von Amelunge lant,
die füert der von Berne.   Die sint vil hōchgemuot.
Ir sult ez niht versmāhen,   swaz man iu dieneste getuot.“
1719Dō stuonden von den rossen,   daz was michel reht,
neben Dieterīche   manec ritter und kneht.
Si giengen zuo den gesten,   dā man die helde vant.
Si gruozten minneclīchen   die von Burgonden lant,
1720dō si der hźrre Dieterīch gegen im komen sach.
Hie müget ir gerne hœren,   waz dō der degen sprach
zuo den Uoten kinden:   ir reise was im leit.
Er wānde, ez wiste Rüedegźr,   daz erz in hete geseit.
1721„Sīt willekomen, ir hźrren,   Gunthźr und Gīselhźr,
Gźrnōt und Hagene!   Sam sī hźr Volkźr
und Dancwart der vil snelle!   Ist iu daz niht bekant,
Kriemhilt noch sźre weinet   den helt von Nibelunge lant!“
1722„Si mac wol lange weinen“,   sprach dō Hagene,
„Er līt vor manegem jāre   gar ze tōde erslagene.
Den künec von den Hiunen,   den sol si holden haben.
Sīvrit kumt niht widere.   Er ist vor maneger zīt begraben.“
1723„Die Sīvrides wunden   lāzen wir nū stān!
sol leben diu vrouwe Kriemhilt,   noch mac schade ergān.“
Sō redete von Berne   der hźrre Dieterīch:
„Trōst der Nibelunge,   dā vor behüete dū dich!“
1724„Wie sol ich mich behüeten?“   sprach der künec hźr,
„Etzel uns boten sande,   wes sol ich vrāgen mźr,
daz wir zuo zim solden   rīten her in daz lant.
Ouch hāt uns manegiu męre   mīn swester Kriemhilt gesant.“
1725„Ich kan iu wol gerāten“, sprach aber Hagene,
„nū bittet iu diu męre   baz ze sagene
den hźrren Dieterīchen   und sīne helde guot,
daz si iuch lāzen wizzen   der vroun Kriemhilde muot.“
1726Dō giengen sundersprāchen   die drīe künege rīch,
Gunthźr und Gźrnōt,   und ouch hźr Dieterīch:
„Nū sage uns, von Berne   vil edel ritter guot,
wie dir sī gewizzen   umb der küneginne muot!“
1727Dō sprach der voget von Berne:   „Waz sol ich mźre sagen?
Ich hœre alle morgen   weinen und klagen
mit jęmerlīchen siten   daz Etzelen wīp
dem rīchen got von himele   des starken Sīvrides līp.“
1728„Ez ist źt unerwendet“,   sprach der küene man,
Volkźr der videlęre,   „daz wir vernomen hān.
Wir suln ze hove rīten,   und suln lāzen sehen,
waz uns vil snellen degenen   dā zen Hiunen müge geschehen.“
1729Die küenen Burgonden   hin ze hove riten.
Si kōmen hźrlīche   nāch des landes siten.
Dō wunderte dā zen Hiunen   vil manegen küenen man
umb Hagenen von Tronege,   wie der węre getān,
1730durch daz man sagete męre,   des was im genuoc,
daz er von Niderlande   Sīvriden sluoc,
sterkest aller recken,   den Kriemhilde man.
Des wart michel vrāge   ze hove nāch Hagenen getān.
1731Der helt was wol gewahsen,   daz ist al wār.
Grōz was er zen brüsten,   gemischet was sīn hār
mit einer grīsen varwe.   Diu bein wāren im lanc
und eislīch sīn gesihene.   Er hete hźrlīchen ganc.
1732Dō hiez man herbergen   die Burgonden man.
Gunthźres ingesinde,   daz wart gesundert dan.
Daz riet diu küneginne,   diu im vil hazzes truoc.
Dā von man sīt die knehte   in der herberge sluoc.
1733Dancwart, Hagenen bruoder,   der was marschalc.
Der künec im sīn gesinde   vlīzeclīch bevalch,
daz er ir vil wol pflęge,   und in gębe genuoc.
Der helt von Burgonden   in allen guoten willen truoc.
1734Kriemhilt diu schœne   mit ir gesinde gie,
dā si die Nibelunge   mit valschem muot enpfie.
Si kuste Gīselhźren   und nam in bī der hant.
Daz sach von Tronege Hagene.   Den helm er vaste gebant.
1735„Nāch sus getānem gruoze“,   sprach dō Hagene,
„mügen sich verdenken   snelle degene.
Man gruozet sunderlingen   die künege und ir man.
Wir haben niht guoter reise   zuo dirre hōchgezīt getān.“
1736Si sprach:  „Sīt willekomen,   swer iuch gerne siht!
Durch iuwer selbes vriuntschaft   sō grüeze ich iuwer niht.
Saget, waz ir mir bringet   von Wormez über Rīn,
dar umb ir mir sō grōze   soldet willekomen sīn.“
1737„Hete ich gewest diu męre“,   sprach dō Hagene,
„daz iu gābe solden bringen degene,
ich węre sol sō rīche,   hete ich mich baz verdāht,
daz ich iu mīne gābe   her ze lande hete brāht.“
1738„Nū sult ir mich der męre   mźre wizzen lān:
hort der Nibelunge,   war habt ir den getān?
Der was doch mīn eigen.   Daz ist wol bekant.
Den soldet ir mir füeren   in daz Etzelen lant.“
1739„Entriuwen, mīn vrou Kriemhilt,   des ist vil manec tac,
daz ich hort der Nibelunge   niene gepflac.
Den hiezen mīne hźrren   senken in den Rīn.
Dā muoz er węrlīche   unz an daz jungeste sīn!“
1740Dō sprach diu küneginne:   „Ich hāns ouch gedāht.
Ir habt mirs noch vil wźnec   her ze lande brāht,
swie er mīn eigen węre   unde ich sīn wīlen pflac.
Des hān ich alle zīte   vil manegen trūrigen tac.“
1741„Jā bringe ich iu den tiuvel!“   sprach aber Hagene.
„Ich hān an mīnem schilde   sō vil ze tragene
und an der mīnen brünne.   Mīn helm, der ist sō lieht.
Daz swert an mīner hende,   des enbringe ich iu nieht!“
1742Dō sprach diu küneginne   zen recken über al:
„Man sol deheiniu wāfen   tragen in den sal.
Ir helde, ir sult mirs ūf geben.   Ich wil si behalten lān.“
„Entriuwen“, sprach dō Hagene,   „ez wirdet nimmźr getān.
1743Jāne ger ich niht der źren,   fürsten wine milt,
daz ir zen herbergen   trüeget mīnen schilt
unde ander mīn gewęfen!   Ir sīt ein künegīn.
Daz enlźrte mich niht mīn vater.   Ich wil selbe kameręre sīn.“
1744„Ouwź mīner leide!“   sprach dō vrou Kriemhilt.
„War umbe wil mīn bruoder   und Hagene sīnen schilt
niht lāzen behalten?   Si sint gewarnōt.
Und wesse ich, wer daz tęte,   der müese kiesen den tōt.“
1745Des antwurte ir mit zorne   der fürste Dieterīch:
„Ich bin ez, der hāt gewarnet   die edelen künege rīch
und Hagenen den küenen,   den Burgonden man.
Nū zuo, vālandinne,   dūne solt michs niht geniezen lān!“
1746Desw schamte sich vil sźre   daz Etzelen wīp.
Si vorhte bitterlīchen   den Dieterīches līp.
Dō gie si von im balde,   daz si niene sprach,
wan daz si swinde blicke   an ir vīande sach.
1747Behenden sich dō viengen   zwźne degene.
Daz eine was hźr Dieterīch,   daz ander Hagene.
Dō sprach gezogenlīche   der recke vil gemeit:
„Daz iuwer komen zen Hiunen,   daz ist mir węrlīche leit,
1748durch daz diu küneginne   daz gesprochen hāt.“
Dō sprach von Tronege Hagene:   „Es wirt wol alles rāt.“
Sus redeten mit ein ander   die zwźne küene man,
daz der künec Etzel   dar umbe vrāgen began:
1749„Diu męre weste ich gerne“,   sprach der künec rīch,
„wer der recke węre,   den hort hźr Dieterīch
sō vriuntlīch enpfāhet.  Er treit vil hōhen muot.
Swere sīn vater węre,   er mac wol sīn ein helt guot.“
1750Des antwurte dem künege   ein Kriemhilde man:
„Er ist geborn von Tronege.   Sīn vater hiez Aldrīān.
Swie blīde er hie gebāre,   er ist ein grimmer man.
Ich lāze iuch daz wol schouwen,   daz ich gelogen niene hān.“
1751„Wie sol ich daz erkennen,   daz er sō grimmec ist?“
Dannoch er niene wesse   vil manegen argen list,
den sīt diu küneginne   an ir māgen begie,
daz si mit dem lebene   deheinen von den Hiunen lie.
1752„Wol erkande ich Aldrīānen,   der was mīn man.
Lop unde michel źre   er hie bī mir gewan.
Ich machete in ze ritter   und gap im mīn golt.
Helche diu getriuwe   was im inneclīchen holt.
1753Dā von ich wol erkenne   allez Hagenen sint.
Ez wurden mīne gīsel   zwei wętlīchiu kint,
er unde von Spānje Walthźr,   die wuohsen hie ze man.
Hagenen sande ich wider heim,   Walthźr mit Hildegunt entran.“
1754Er gedāhte langer męre,   diu wāren ź geschehen.
Sīnen vriunt von Tronege,   den hete er rehte ersehen,
der im in sīner jugende   vil starkiu dienes bōt.
Sīt vrumte er im in alter   vil manegen lieben vriunt tōt.

Wie Kriemhilt Hagenen verweiz und wie er niht gźn ir ūf stuont
{ 29 }
Wie Kriemhild Hagen einen Verweis erteilte und
wie er sich nicht vor ihr erhob.
1755Dō schieden sich die zwźne   recken lobelīch,
Hagene von Tronege   und ouch hźr Dieterīch.
Dō blicte über ahsel   der Gunthźres man
nāch einem hergesellen,   den er vil schiere gewan.
1756Dō sach er Volkźr   bī Gīselhźre stān.
Den spęhen videlęre   bat er mit im gān,
wand er vil wol erkande   sīnen grimmen muot.
Er was an allen dingen   ein ritter küene und guot.
1757Noch liezen si die hźrren   ūf dem hove stān.
Niuwan si zwźne aleine   sach man dannen gān
über den hof vil verre   für einen palas wīt.
Die ūz erwelten degene   vorhten niemens nīt.
1758Si gesāzen vor dem hūse   gegen einem sal,
der was Kriemhilde,   ūf eine banc ze tal.
Dō lūhte in von ir lībe   ir hźrlīch gewant.
Genuoge, die si sāhen,   si heten gerne bekant.
1759Alsam tier diu wilden   wurden gekapfet an
die übermüeten helde   von den Hiunen man.
Si ersach ouch durch ein venster   daz Etzelen wīp.
Des wart aber betrüebet   der schœnen Kriemhilden līp.
1760Ez mante si ir leide.   Weinen si began.
Des hete michel wunder   die Etzelen man,
waz ir sō schiere   betrüebet hete den muot.
Si sprach:  „Daz hāt Hagene,   ir helde küene unde guot.“
1761Si sprāchen zuo der vrouwen:   „Wie ist daz geschehen?
Wand wir iuch niulīche   haben vrō gesehen.
Nie niemen wart sō küene,   der ez iu hāt getān,
heizet ir ez uns rechen,   ez sol im an sīn leben gān!“
1762„Daz wolde ich immer dienen,   swer ręche mīniu leit.
Alles des er gerte,   des węre ich im bereit.
Ich biute mich iu ze füezen“,   sprach des küneges wīp,
„rechet mich an Hagene,   daz er verliese den līp!“
1763Dō garten sich vil balde   sehzec küener man
durch Kriemhilde willen.   Si wolden hine gān
und wolden slahen Hagenen,   den vil küenen man,
und ouch den videlęre.   Daz wart mit rāte getān.
1764Dō diu küneginne   ir schar sō kleine sach,
in einem grimmem muote   si zuo den helden sprach:
„Des ir dā habt gedingen,   des sult ir abe gān.
Jāne durfet ir sō ringe   nimmźr Hagenen bestān!
1765Swie starc und swie küene   von Tronege Hagene sī,
noch ist er verre sterker,   der im dā sitzet bī,
Volkźr der videlęre.   Der ist ein übel man.
Jāne sult ir die helde   niht sō līhte bestān!“
1766Dō si daz gehōrten, dō garte sich ir mźr.
vier hundert sneller recken.   Diu küneginne hźr
was des genœte,   daz si in tęte leit.
Dā von wart sīt degenen   vil michel sorge bereit.
1767Dō si vil wol gewāfent   daz ir gesinde sach,
zuo den snellen recken   diu küneginne sprach:
„Nū bītet eine wīle.   Jā sult ir stille stān!
Ich wil under krōne   zuo mīnen vīanden gān.
1768Unde hœret itewīze,   daz mir hāt getān
Hagene von Tronege,   der Gunthźres man.
Ich weiz in sō übermüeten,   daz er mir lougent niht.
Sō ist ouch mir unmęre,   swaz im dar umbe geschiht.“
1769Dō sach der videlęre,   ein küene spilman,
die edelen küneginne   ab einer stiege gān,
nider von einem hūse.   Als er daz gesach,
Volkźr der vil küene   zuo sīnem hergesellen sprach:
1770„Nū schouwet, vriunt Hagene,   wā si dort her gāt.
diu uns āne triuwe   inz lant geladet hāt!
Ine gesach mit küneges wībe   nie sō manegen man,
die swert enhende trüegen   und alsō strīteclīchen gān.
1771Wizzet ir, vriunt Hagene,   ob si iu sīn gehaz?
Sō wil ich iu rāten,   ir hüetet deste baz
des lībes und der źren.   Jā dunket ez mich guot!
Als ich mich versinne,   si sint zornec gemuot.
1772Und sint ouch sūmelīche   zen brüsten alsō wīt,
swer sīn selbes hüete,   der tuo daz enzīt.
Ich węn, si die liehten brünne   nū dar under tragen.
Wen si dā mit meinen,   daz enkan ich niemen gesagen.“
1773Dō sprach in zornes muote   Hagene, der küene man:
„Ich weiz wol, daz ez allez   ist ūf mich getān,
daz si diu liehten wāfen   tragent an der hant.
Vor den möhte ich noch gerīten   in der Burgonde lant.
1774Nū sagt mir, vriunt Volkźr,   ob ir mir welt gestān,
ob wellent mit mir strīten   die Kriemhilde man.
Daz lāzet ir mich hœren,   als liep als ich iu sī.
Ich won iu immer mźre   mit triuwen dienstlīchen bī.“
1775„Ich hilf iu sicherlīchen“,   sprach der spilman,
„ob ich uns engegene sęhe   den künec selbe gān
mit allen sīnen recken.   Die wīle ich leben muoz,
sō entwiche ich iu durch vorhte   nimmźr einen fuoz.
1776„Nū lōn iu got von himele,   vil edel Volkźr!
Ob si mit mir strīten,   wes bedarf ich danne mźr?
Sīt ir mir helfen wellet,   als ich hān vernomen,
sō suln dise recken   vil gewerlīchen komen.“
1777„Nū stź wir von dem sedele“,   sprach der spilman.
„Si ist ein küneginne,   und lāt si für gān.
Bietet ir die źre.   Si ist ein edel wīp.
Dā mit ist ouch getiuret   unser ieweders līp.“
1778„Nein, durch mīne liebe!“   sprach aber Hagene,
„Sō wolden sich versinnen   dise degene,
daz ichz durch vorhte tęte,   und solde ich hin gān.
Ich enwil durch ir deheinen   nimmźr von dem sedele stān.
1779Jā zimet ez uns beiden   ze wāre lāzen daz.
Zwiu solde ich den źren,   der mir ist gehaz?
Daz engetuon ich nimmźr,   die wīle ich hān den līp.
Ouch enruoche ich, waz mich genīdet   des künec Etzelen wīp.“
1780Der übermüete Hagene   leite über sīniu bein
ein vil liehtez wāfen,   ūz des knopfe schein
ein vil liehter jaspes,   grüener danne ein gras.
Wol erkande ez Kriemhilt,   daz ez Sīvrides was.
1781Dō si daz swert erkande,   dō gie ir trūrens nōt.
Sīn gehilze, daz was guldīn, diu scheide ein porte rōt.
Ez mante si ir leide.   Weinen si began.
Ich węne, ez hete dar umbe   der küene Hagene getān.
1782Volkźr der snelle   zōch nāher ūf der banc
einen videlbogen starken,   vil michel und lanc,
gelīch einem swerte,   vil scharpf unde breit.
Dō sāzen unervorhte   die zwźne degene gemeit.
1783Nū dūhten sich sō hźre   die zwźne küene man,
daz si niht wolden   von dem sedel stān
durch niemens vorhte.   Des gie in an den fuoz
diu edele küneginne   und bōt in vīentlīchen gruoz.
1784Si sprach:  „Hźr Hagene, wer hāt nāch iu gesant,
daz ir getorstet rīten   her in diz lant,
unde ir daz wol erkandet,   waz ir mir habet getān?
Hetet ir guote sinne,   ir soldet ez billīche lān.“
1785„Nāch mir sande niemen“,   sprach dō Hagene,
„man ladete her ze lande   drīe degene,
die heizent mīne hźrren,   und bin ich ir man.
In deheiner hovereise   bin ich selten hinder in bestān.“
1786Si sprach:  „Nū sagt mir mźre,   zwiu tātet ir daz,
daz ir daz habt verdienet,   daz ich iu bin gehaz?
Ir sluoget Sīvriden,   den mīnen lieben man.
Des ich unz an mīn ende   immer genuoc ze weinen hān.“
1787Er sprach:  „Waz sol des mźre?   Der rede ist nū genuoc.
Ich binz aber, Hagene,   der Sīvriden sluoc,
den helt ze sīnen handen.   Wie sźre er des engalt,
daz diu schœne Kriemhilt   die vroun Prünhilden schalt!
1788Ez ist źt āne lougen,   küneginne rīch,
ich hān es alles schulde,   des schaden schedelīch.
Nū reche ez, swer der welle,   ez sī wīp oder man!
Ich enwolde danne liegen,   ich hān iu leides vil getān.“
1789Si sprach:  „Nū hœrt, ir recken,   wā er mir lougent niht
aller mīner leide!   Swaz im dā von geschiht,
daz ist mir vil unmęre,   ir Etzelen man.“
Die übermüeten degene,   ein ander sāhen si an.
1790Swer den strīt dā hüebe,   sō węre daz geschehen.
daz man den zwein gesellen   der źren müese jehen,
wan siz in stürmen heten   vil dicke wol getān.
Des sich jene vermāzen,   durch vorhte muosen si daz lān.
1791Dō sprach ein der recken:   „Wes seht ir mich an?
Daz ich ź dā lobte,   des wil abe gān,
daz ich durch niemens gābe   verliesen wil den līp.
Jā wil uns verleiten   des künec Etzelen wīp!“
1792Dō sprach dā bī ein ander:   „Des selben hān ich muot.
Der mir gębe türne   von rōtem golde guot,
disen videlęre   wolde ich niht bestān,
durch sīne swinden blicke,   die ich an im gesehen hān.
1793Ouch erkenne ich Hagenen   von sīnen jungen tagen.
Des mac man von dem recken   līhte mir gesagen:
in zwein und zweinzec stürmen   hān ich in gesehen,
dā vil maneger vrouwen   ist herzeleit geschehen.
1794Er und der von Spānje   tāten manegen stich,
dō si hie bī Etzelen   vāhten manec wīc
ze źren dem künege.   Des ist vil geschehen.
Dar umb muoz man Hagenen   der źren billīche jehen.
1795Dannoch was der recke   sīner jār ein kint.
Daz dō die tumben wāren,   wie grīse die nū sint!
Nū ist er komen ze witzen   und ist ein grimmec man.
Ouch treit er Balmungen,   daz er vil übele gewan.“
1796Dā mit was gescheiden,   daz niemen dāne streit.
Dō wart der küneginne   herzenlīchen leit.
Die helde kźrten dannen.   Jā vorhten si den tōt
von dem videlęre.   Des gie in sicherlīchen nōt.
1797Dō sprach der videlęre:   „Wir haben daz wol ersehen,
daz wir hie vīande vinden,   als wir ź hōrten jehen.
Wir suln zuo den künegen   hin ze hove gān,
sōne tar unser hźrren   mit strīte niemen bestān.
1798Wie dicke ein man durch vorhte   manegiu dinc verlāt,
swā sō vriunt bī vriunde   vriuntlīchen stāt!
Und hāt er guote sinne,   daz ers niene tuot,
schade vil maneges   wirt von sinnen wol behuot.“
1799„Nū wil ich iu volgen“,   sprach dō Hagene.
Si giengen, dā si funden   die zieren degene
in grōzem antpfange   an dem hove stān.
Volkźr der vil küene   vil lūte sprechen began
1800zuo den sīnen hźrren:   „Wie lange welt ir stān,
daz ir iuch lāzet dringen?   Ir sult ze hove gān,
und hœret an dem künege,   wie er sī gemuot!“
Dō sach man sich gesellen   die helden küene und guot.
1801Der fürste von Berne   nam an die hant
Gunthźren den vil rīchen   von Burgonden lant.
Irnvrit, der nam Gźrnōten,   den vil küenen man.
Dō sach man Rüedegźren   ze hove mit Gīselhźren gān.
1802Swie iemen sich gesellete   und ouch ze hove gie,
Volkźr und Hagene,   die geschieden sich nie,
niuwan in einem sturme   an ir endes zīt.
Daz muosen edel vrouwen   beweinen grœzlīchen sīt.
1803Dō sach man mit den künegen   hin ze hove gān
ir edelen ingesindes   tūsent küener man,
dar über sehzec recken,   die wāren mit in komen.
Die hete in sīnem lande   der küene Hagene genomen.
1804Hāwart und ouch Îrinc,   die zwźne ūz erwelten man,
die sach man gesellīchen   bī den künegen gān.
Dancwart und Wolfhart,   ein tiuwerlīcher degen,
die sach man wol ir tugende   vor den anderen pflegen.
1805Dō der vogt von Rīne   in den palas gie,
Etzel der vil rīche   daz langer niht enlie,
er spranc von sīnem sedele,   als er in komen sach.
Der gruoz sō rehte schōne   von den künegen im geschach.
1806„Sīt willekomen, hźr Gunthźr,   und ouch hźr Gźrnōt
und iuwer bruoder Gīselhźr!   Mīn dienest ich iu enbōt
mit triuwen vlīzeclīchen   ze Wormez über Rīn,
und allez daz gesinde   sol mir willekomen sīn.
1807Nū sīt uns grōze willekomen,   ir zwźne degene,
Volkźr der vil küene   und ouch Hagene,
mir und mīner vrouwen,   her in ditze lant!
Si hāt iu boten manege   hin ze Rīne gesant.“
1808Dō sprach von Tronege Hagene:   „Des hān ich vil vernomen.
Węre ich durch mīne hźrren   zen Hiunen her niht komen,
sō węre ich iu zen źren   geriten in daz lant.“
Dō nam der wirt vil edele   die lieben geste bī der hant.
1809Er brāhte si zem sedele,   dā er selbe saz.
Dō schancte man den gesten,   mit vlīze tet man daz,
in wīten goldes schālen   met, mōraz unde wīn,
unde bat die ellenden   grōze willekomen sīn.
1810Dō sprach der künec Etzel:   „Des wil ich iu verjehen:
mir enkunde in dirre werlde   lieber niht geschehen
denne ouch an iu, helden,   daz ir mir sīt bekomen.
Des ist der küneginne   vil michel trūren benomen.
1811Mich nimt des michel wunder,   waz ich iu habe getān,
sō manegen gast vil edel,   den ich gewunnen hān,
daz ir nie geruochtet   komen in mīniu lant.
Daz ich iuch nū gesehen hān,   daz ist zen vröuden mir gewant.“
1812Des antwurte Rüedegźr,   ein ritter hōchgemuot:
„Ir muget si sehen gerne.   Ir triuwe, diu ist guot,
Der mīner vrouwen māge   sō schōne kunnen pflegen.
Si bringent iu ze hūse   vil manegen wętlīchen degen.“
1813An sunewenden ābent   die hźrren wāren komen
in Etzelen hof des rīchen.   Vil selten ist vernomen
von alsō hōhem gruoze,   als er die helde enpfie.
Nū was ouch ezzens zīt,   der Rüedegźr mit in ze tische gie.
1814Ein wirt bī sīnen gesten   schōner nie gesaz.
Man gap in volleclīchen   trinken unde maz.
Alles, des si gerten,   des was man in bereit.
Man hete von den helden   vil michel wunder geseit.

wie si der schiltwaht phlâgen
{ 30 }
Wie Volker und Hagen Schildwacht standen.
1815Der tac, der hete nū ende,   und nāhete in diu naht.
Die wegemüeden recken,   ir sorge si an vaht,
wanne si solden ruowen   und an ir bette gān.
Daz beredete Hagene.   Ez wart in schiere kunt getān.
1816Gunthźr sprach ze dem wirte:   „Got lāz iuch wol geleben!
Wir wellen varn slāfen.   Ir sult uns urloup geben.
Swenne ir daz gebietet,   sō kom wir morgen vruo.“
Er schiet von sīnen gesten   vil harte vrœlīchen dō.
1817Dringen allenthalben   die geste man dō sach.
Volkźr der küene   zuo den Hiunen sprach:
„Wie getürret ir den recken   für die füeze gān?
Unde welt irs iuch niht mīden,   sō wirt iu leide getān.
1818Sō slahe ich etelīchem   sō swęren gīgen slac,
hāt er getriuwer iemen,   der ez beweinen mac.
Wan wīchet ir uns recken?   Jā dunket ez mich guot!
Ez heizent allez degene   unde sint gelīche niht gemuot.“
1819Dō der videlęre   sō zorneclīchen sprach,
Hagene der küene   hinder sich dō sach.
Er sprach:  „Iu rātet rehte   der küene spilman,
ir Kriemhilde helde,   ir sult zen herbergen gān.
1820Des ir dā habt willen,   ich węn, ez iemen tuo.
Welt ir ihtes beginnen,   sō kumet uns morgen vruo
unde lāt uns ellende   hīnt haben gemach.
Jā węne ez von helden   mit sölchem willen ie geschach!“
1821Dō brāhte man die geste   in einen wīten sal.
Den funden si berihtet   den recken über al
mit vil rīchen betten,   lanc und breit.
In riet diu vrouwe Kriemhilt   diu aller grœzesten leit.
1822Vil manegen kulter spęhe   von Arraz man dā sach
der vil liehten pfellel,   und manec bettedach
von arābischen sīden,   die besten mohten sīn.
Dar ūfe lāgen līsten, die gāben hźrlīchen schīn.
1823Diu decklachen hermīn   vil manegiu man dā sach,
und von swarzem zoble,   dar under si ir gemach
des nahtes schaffen solden   unz an den liehten tac.
Ein künec mit sīnem gesinde   nie sō hźrlīch gelac.
1824„Ouwź der nahtselde!“   sprach Gīselhźr daz kint,
„und ouwź mīner vriunde,   die mit uns komen sint!
swie źt ez uns mīn swester   sō güetlīche erbōt,
ich fürhte, daz wir müezen   von ir schulden ligen tōt.“
1825„Nū lāzet iuwer sorgen!“   sprach Hagene der degen,
„Ich wil noch hīnte selbe   der schiltwahte pflegen.
Ich trūwe uns wol behüeten, unz komet der tac.
Des sīt gar ān angest.   Sō genese, swer der mac.“
1826Dō nigen si im alle   unde sagten im des danc.
Sie giengen zuo den betten.   Diu wīle was niht lanc,
daz sich geleget heten   die wętlīchen man.
Hagene, der küene   helt, sich wāfen began.
1827Dō sprach der videlęre,   Volkźr der degen:
„Versmāhet ez iu niht, Hagene,   sō wolde ich mit iu pflegen
der schiltwahte hīnte   unz morgen vruo.“
Der helt vil minneclīche   dankete Volkźre dō.
1828„Nū lōn iu got von himele,   vil lieber Volkźr!
Zallen mīnen sorgen   sōne gerte ich niemens mźr
niuwan iuch aleine,   swā ich hete nōt.
Ich sol ez wol verdienen,   mich enwende es der tōt.“
1829Dō garten si sich beide   in liehtez ir gewant.
Dō nam ir ietwedere   den schilt an sīne hant,
und giengen ūz dem hūse   für die tür stān.
Dō pflāgen si der geste.   Daz was mit triuwen getān.
1830Volkźr der snelle,   zuo des sales want
sīnen schilt den guoten   leite er von der hant.
Dō gie er hin widere.   Die videl er genam.
Dō diente er sīnen vriunden,   als ez dem helde gezam.
1831Under die tür des hūses   saz er für den stein.
Küener videlęre,   der wart nie dehein.
Dō im der seiten dœnen   sō süezeclīch erklanc,
die stolzen ellenden   sagtens Volkźren danc.
1832Dō klungen sīne seiten,   daz allez daz hūs erdōz.
Sīn ellen zuo der fuoge,   diu beidiu wāren grōz.
Ie süezer und süezer   er videlen began.
Dō entswebte er an den betten   vil manegen sorgenden man.
1833Dō si entslafen wāren,   und er daz ervant,
dō nam der degen widere   den schilt an die hant
und gie zuo dem gademe   für den türn stān,
und huote der ellenden   vor den Kriemhilde man.
1834Des nahtes wol enmitten,   ine weiz ez ź geschach,
daz Volkźr der küene   einen helm schīnen sach
verre ūz einer vinster.   Die Kriemhilde man,
die wolden an den gesten   gerne schaden hān getān.
1835Dō sprach der videlęre:   „Vriunt Hagene,
uns zimt disiu sorge   ensamt ze tragene.
Ich sihe gewāfente liute   bī dem hūse stān.
Als ich mich versinne,   ich węne, si wellent uns bestān.“
1836„Sō swīget!“ sprach dō Hagene,   „Lāt si uns her nāher baz,
ź si unser werden innen.   Sō wirt hie helmvaz
verrucket mit den swerten   von unser zweier hant.
Si werdent Kriemhilde   hin wider übele gesant.“
1837Ein der Hiunen recken   vil schiere daz gesach,
daz diu tür was behüetet.   Wie balde er dō sprach:
„Des wir dā heten willen,   jāne mac es niht ergān!
Ich sihe den videlęre   an der schiltwahte stān.
1838Der treit ūf sīnem houbete   einen helm glanz,
lūter und herte,   starc unde ganz.
Ouch lohent im die ringe,   sam daz fiuwer tuot.
Bī im stāt ouch Hagene.   Des sint die geste wol behuot.“
1839Zehant si kźrten widere.   Dō Volkźr daz ersach,
wider sīnen gesellen   er zorneclīchen sprach:
„Nū lāt mich zuo den recken   vor dem hūse gān!
Ich wil vrāgen męre   der vroun Kriemhilde man.“
1840„Nein, durch mīne liebe!“   sprach dō Hagene.
„Kumt ir von dem hūse,   die snellen degene
bringent iuch mit swerten   vil līhte in sölche nōt,
daz ich iu müese helfen,   und węre ez aller mīner māge tōt.
1841Sō wir danne beide   kœmen in den strīt,
ir zwźne oder viere   in einer kurzen zīt
sprüngen zuo dem hūse   unde tęten uns diu leit
an den slāfenden recken,   diu nimmźr würden verkleit.“
1842Dō sprach aber Volkźr:   „Sō lāt daz geschehen,
daz wir si bringen innen,   daz ich si habe gesehen,
daz des iht haben lougen   die Kriemhilde man,
daz si ungetriuwelīche   vil gerne heten getān!“
1843Zehant dō rief in Volkźr   hin engegene:
„Wie gāt ir sus gewāfent,   ir snellen degene?
Welt ir schāchen rīten,   ir Kriemhilde man,
dar sult ir mich ze helfe   unde mīne hergesellen hān.“
1844Des antwurte im niemen.   Zornec was sīn muot.
„Pfī, ir zagen bœse!“   sprach der helt guot,
„Wolt ir slāfende   uns ermordet hān?
Daz ist sō guoten helden   noch vil selten her getān.“
1845Dō wart der küneginne   vil rehte geseit,
daz ir boten niht erwurben.   Von schulden was ir leit.
Dō fuogete si ez anders.   Vil grimmec was ir muot.
Des muosen sīt verderben   die helde küene unde guot.

wie die hêrren ze kirchen giengen
{ 31 }
Wie die Herren zur Kirche gingen.
1846„Mir kuolent sō die ringe“,   sō sprach Volkźr,
„Jā węne diu naht uns welle   nū niht wern mźr!
Ich kius ez von dem lufte,   ez ist schiere tac.“
Dō wacten si dō manegen,   der noch slāfende lac.
1847Dō erschein der liehte morgen   den gesten in den sal.
Hagene begunde wecken   die ritter über all,
ob si zuo dem münster   zer messe wolden gān.
Nāch siten kristenlīche   man vil liuten began.
1848Si sungen ungelīche,   daz dā vil wol schein,
kristen unde heide,   die wāren niht enein.
Dō wolden zuo der kirchen   die Gunthźres man.
Si wāren von den betten   al gelīche gestān.
1849Dō nęten sich die recken   in alsō guot gewant,
daz nie helde męre   in deheines küneges lant
ie bezzer kleider brāhten.   Daz was Hagenen leit.
Er sprach:   „Jā sult ir helde   hie tragen anderiu kleit!
1850Jā sint iu doch genuogen   diu męre wol bekant!
Nū traget für die rōsen   diu wafen an der hant,
für schapel wol gesteinet   die liehten helme guot,
sīt daz wir wol erkennen   der argen Kriemhilden muot.
1851Wir müezen hiute strīten,   daz wil ich iu sagen.
Ir sult für sīden hemde   die halsperge tragen
und für die rīchen mentel   die guoten schilde wīt.
ob iemen mit iu zürne,   daz ir vil werlīche sīt.
1852Mīne vil lieben hźrren,   dar zuo māge und man,
ir sult vil willeclīchen   zuo der kirchen gān.
unde klaget got dem rīchen   iuwer sorge und iuwer nōt,
und wizzet sicherlīchen,   daz uns nāhet der tōt.
1853Ir ensult ouch niht vergezzen,   swaz ir habet getān,
unde sult vil vlīzeclīche   dā gein gote stān.
Des wil ich iuch warnen,   recken vil hźr,
ez enwelle got von himele,   ir vernemet messe nimmźr mźr.“
1854Sus giengen zuo dem münster   die fürsten und ir man.
Ûf dem vrōnen vrīthove,   dā hiez si stille stān
Hagene der küene,   daz si sich schieden niht.
Er sprach:  „Jā weiz ez noch niemen,   waz von den Hiunen uns geschiht!
1855Leget, mīne vriunde,   die schilde für den fuoz,
unde geltet, ob iu iemen   welle bieten swachen gruoz,
mit tiefen verschwunden!   Daz ist Hagenen rāt,
daz ir sō werdet funden,   daz ez iu lobelīchen stāt,“
1856Volkźr und Hagene,   die zwźne giengen dan
für daz wīte münster.   Daz wart durch daz getān,
daz si daz wolden wīzen,   daz des küneges wīp
müese mit in dringen.   Jā was vil grimmec ir līp.
1857Dō kom der wirt des landes   und ouch sīn schœne wīp.
Mit rīchem gewande   gezieret was ir līp,
und ouch vil sneller recken,   die man sach mit ir varn.
Dō kōs man hōhe stouben   von der Kriemhilde scharn.
1858Dō der künec rīche   sus gewāfent sach
die künege und ir gesinde,   wie balde er dō sprach:
„Wie sihe ich vriunde mīne   under helme gān?
Mir ist leit, ūf mīne triuwe,   und hāt in iemen iht getān,
1859ich solz in büezen gerne,   swie si dunket guot.
Hāt iemen in beswęret   daz herze und ouch den muot,
des bringe ich si wol innen,   daz ez mir ist vil leit.
Swaz si mir gebietent,   des bin ich in alles bereit.“
1860Des antwurte Hagene:   „Uns hāt niemen niht getān.
Ez ist site mīner hźrren,   daz si gewāfent gān
zallen hōchgezīten   ze vollen drīen tagen.
Swaz man uns hie getęte,   wir soldenz Etzelen sagen.“
1861Vil wol hōrte Kriemhilt,   waz dō Hagene sprach.
Wie rehte vīentlīche   si im under sach!
Sine wolde doch niht melden   den site von ir lant,
swie lange si den hete   dā zen Burgonden bekant.
1862Swie grimme und swie starc   si in vīent węre,
hete im iemen gesaget   diu rehten męre,
er hete wol understanden,   daz doch sīt dā geschach.
Durch ir vil starke übermuot   ir deheiner im es verjach.
1863Dō gie vil grōziu menege   mit der küneginne dan.
Dōne wolden dise zwźne   doch niht hōher stān
zweier hande breite.   Daz was den Hiunen leit.
Jā muosen si sich dringen   mit den helden gemeit.
1864Etzelen kameręre,   diene dūhte daz niht guot.
Jā heten si den recken   erzürnet dō den muot,
wan daz sine torsten   vor dem künege hźr.
Dā was vil michel dringen   und doch niht anders mźr.
1865Dō man dā gote gediente,   und daz si wolden dan,
vil balde kom zen rossen   vil manec Hiunen man.
Dō was bī Kriemhilde   manec schœniu meit.
Wol siben tūsent degene   bī der küneginne reit.
1866Kriemhilt mit ir vrouwen   in diu venster gesaz
zuo Etzel dem rīchen.   Vil liep was im daz.
Si wolden schouwen rīten   die helde vil gemeit.
Hey, waz vremder recken   vor in ūf dem hove reit!
1867Dō was ouch der marschalc   mit den knehten komen,
Dancwart der vil küene.   Der hete zuo zim genomen
sīnes hźrren ingesinde   von Burgonden lant.
Diu ross man wol gesatelt   den küenen Nibelungen vant.
1868Dō si zen rossen kōmen,   die künege unde ouch ir man,
Volkźr der starke   rāten daz began,
si solden būhurdieren   nāch ir landes siten.
Des wart von den helden   sīt vil hźrlīch geriten.
1869Der helt hete in gerāten,   des si doch niht verdrōz.
Der būhurt und daz schallen,   diu wurden beide grōz.
Ûfe den hof vil wīten   kom vil manec man.
Etzel unde Kriemhilt   daz selbe schouwen began.
1870Ûf den būhurt kōmen   sehs hundert degene
der Dieterīches recken   den gesten zegegene.
Si wolden kurzewīle   mit den Burgonden hān.
Hete ers in gegunnen,   si hetenz gerne getān.
1871Hey, waz guoter recken   in dā nāch reit!
Dem hźrren Dieterīche,   dem wart daz geseit.
Mit Gunthźres mannen   daz spil er in verbōt.
Er vorhte sīner manne.   Des gie im sicherlīchen nōt.
1872Dō dise von Berne   gescheiden wāren dan,
dō kōmen von Bechelāren   die Rüedegźres man,
fünf hundert under schilde,   für den sal geriten.
Liep węre dem marcgrāven,   daz siz heten vermiten.
1873Dō reit er wīslīchen   zuo zin durch die schar
unde sagete sīnen degenen,   si węren des gewar,
daz in unmuote węren   die Gunthźres man.
Ob si den būhurt liezen,   ez węre im liebe getān.
1874Dō si von in geschieden   die helde vil gemeit,
dā kōmen die von Düringen,   als uns daz ist geseit,
und der von Tenemarken   wol tūsent küener man.
Von stichen sach man vliegen   vil der trunzūne dan.
1875Irnvrit unde Hāwart   in den būhurt riten.
Ir heten die von Rīne   vil stolzlīch erbiten.
Si buten manege tjoste   den von Düringen lant.
Des wart von stichen dürkel   vil manec hźrlīcher rant.
1876Dō kom der hźrre Blœdelīn   mit drīn tūsent dar.
Etzel und Kriemhilt   nāmen sīn vil wol war,
wande vor in beiden   diu ritterschaft geschach.
Diu küneginne ez gerne   durch leit der Burgonden sach.
1877Schrūtān unde Gibeche   ūf den būhurt riten,
Rāmunc und Hornboge,   nāch hiunischen siten.
Si hielten gegen den helden   von Burgonden lant.
Die schefte dręten hōhe   über des küneges sales want.
1878Swes iemen dā pflęge,   sō was ez niuwan schal.
Man hōrte von schilde stœzen   palas unde sal
harte lūte erdiezen   von Gunthźres man.
Den lop daz sīn gesinde   mit grōzen źren gewan.
1879Dō was ir kurzewīle   sō michel und grōz,
daz durch die kovertiure   der blanke sweiz dō vlōz
von den guoten rossen,   diu die helde riten.
Si versuochtenz an die Hiunen   mit vil hōchvertegen siten.
1880Dō sprach der küene recke,   Volkźr der spilman:
„Ich węn, uns dise recken   türren niht bestān.
Ich hōrte ie sagen męre,   si węren uns gehaz.
Nūne kundez sich gefüegen   ze wāre niender baz.“
1881„Zen herbergen füeren“,   sprach aber Volkźr,
„sol man uns die mœre,   und rīten danne mźr
gegen ābende,   sō des wirdet zīt.
Waz, ob diu küneginne   den lop den Burgonden gīt?“
1882Dō sāhens einen ritter   sō weigerlīchen hie,
daz al der Hiunen   getet deheiner nie.
Jā mohte er in den zīten   wol haben herzen trūt:
er fuor sō wol gekleidet   sam eines edelen ritters brūt.
1883Dō sprach aber Volkźr:   „Wie möhte ich daz verlān?
Jener trūt der vrouwen   muoz ein gebiuze hān.
Ez kunde niemen gescheiden,   ez gāt im an den līp.
Jāne ruoche ich, ob ez zürne   des künec Etzelen wīp!“
1884„Nein, durch mīne liebe“,   sprach der künec sān,
„ez wīzent uns die liute.   Und ob wir si bestān,
ir lāt ez heben die Hiunen,   daz füeget sich noch baz.“
Dannoch der künec Etzel   bī der küneginne saz.
1885„Ich wil den būhurt mźren“,   sprach dō Hagene,
„Lāt die vrouwen schouwen   und die degene,
wie wir kunnen rīten!   Daz ist guot getān.
Man gīt doch lop deheinen   des künec Gunthźres man.“
1886Volkźr der vil snelle   den būhurt wider reit.
Daz wart sīt maneger vrouwen   vil grœzlīche leit:
er stach dem rīchen Hiunen   daz sper durch sīnen līp.
Daz sach man sīt beweinen   beide maget und wīp.
1887Vil harte hurteclīche   Hagene unde sīne man
mit sehzec sīner degene   rīten er began
nāch dem videlęre,   dā daz spil geschach.
Etzel unde Kriemhilt   ez bescheidenlīchen sach.
1888Dōne wolden die drī künege   den ir spileman
bī den vīanden   niht āne huote lān.
Dā wart von tūsent helden   vil kreftelīch geriten.
Si tāten, daz si wolden,   in vil hōchverteclīchen siten.
1889Dā der rīche Hiune   ze tōde wart erslagen,
man hōrte sīne māge   wuofen und klagen.
Dō ruofte al daz gesinde:   „Wer hāt ez getān?“
„Daz hāt der videlęre,   Volkźr, der küene spileman!“
1890Nāch swerten und nāch schilden   riefen dā zehant
des marcgrāven māge   von der Hiunen lant.
Si wolden Volkźren   ze tōde erslagen hān.
Der wirt ūz einem venster   vil harte gāhen began.
1891Dō huop sich von den liuten   allenthalben schal.
Die künege unde ir gesinde   erbeizten für den sal.
Diu ross ze rucke stiezen   die Burgonden man.
Dō kom der künec Etzel.   Der hźrre ez scheiden began.
1892Ein des Hiunen māge,   den er bī im vant,
ein vil starkez wāfen   brach er im ūz der hant.
Dō sluoc ers alle widere,   wand im was vil zorn.
„Wie hete ich mīnen dienest   an disen helden verlorn?
1893Ob ir hie bī mir slüeget   disen spilman“,
sprach der künec Etzel,   „daz węre missetān.
Ich sach vil wol sīn rīten,   dō er den Hiunen stach,
daz ez von einem strūche   ān sīne schulde geschach.
1894Ir müezet mīne geste   vride lāzen hān!“
Dō wart er ir geleite.   Diu ross, diu zōch man dan
zuo den herbergen.   Si heten manegen kneht,
die in mit vlīze wāren   zallem dieneste gereht.
1895Der wirt mit sīnen vriunden   in den palas gie.
Zorn er mźr deheinen   dā niht werden lie.
Dō rihte man die tische.   Daz wazzer man in truoc.
Dā hete die von Rīne   der starken vīande genuoc.
1896Ê die hźrren gesāzen,   des was harte lanc.
Diu Kriemhilde sorge   si ze sźre twanc.
Si sprach:  „Fürste von Berne,   ich suoche es dīnen rāt,
helfe unde genāde.   Mīn dinc mir angestlīchen stāt.“
1897Des antwurte ir Hildebrant, der recke lobelīch:
„Swer sleht die Nibelunge,   der tuot ez āne mich,
durch deheines schatzes liebe.   Ez mac im werden leit.
Si sint noch unbetwungen,   die snellen ritter gemeit.“
1898Dō sprach in sīnen zühten   dar zuo hźr Dieterich:
„Die bete lā belīben,   küneginne rīch!
Mir habent dīne māge   der leide niht getān,
daz ich die degen küene   mit strīte welle bestān.
1899Diu bete dich lützel źret,   vil edeles fürsten wīp,
daz dū dīnen māgen   rętest an den līp.
Si kōmen ūf genāde   her in iz lant.
Sīvrit ist ungerochen   von der Dieterīches hant.“
1900Dō si der untriuwe   an dem Bernęre niene vant,
dō lobte si alsō balde   in Blœdelīnes hant
eine rīche marke,   die Nuodunc ź besaz.
Sīt dō sluoc in Dancwart,   daz er der gābe gar vergaz.
1901Si sprach:  „Dū solt mir helfen,   hźrre Blœdelīn.
Jā sint in disem hūse   die vīande mīn!
Die sluogen Sīvriden,   den mīnen lieben man.
Swer mir daz hilfen rechen,   dem bin ich immer undertān.“
1902Des antwurte ir Blœdelīn:   „Vrouwe, nū wizzet daz:
jāne getar ich in vor Etzelen   gerāten keinen haz,
wande er die dīne māge,   vrouwe, vil gerne siht.
Tęte ich in iht ze leide,   der künec vertrüege mir sīn niht.“
1903„Neinā, hźrre Blœdelīn:   ich bin dir immer holt!
Jā gip ich dir ze miete   silber unde golt
unde eine maget schœne,   daz Nuodunges wīp!
Sō maht dū gerne triuten   den ir vil minneclīchen līp.
1904Daz lant zuo den bürgen   wil ich dir allez geben.
Sō maht dū, ritter edel,   mit vröuden immer leben,
gewinnestū die marke,   dā Nuodunc inne saz.
Swaz ich dir gelobe hiute,   mit triuwen leist ich dir daz.“
1905Dō der hźrre Blœdelīn   die miete dā vernam,
und daz im durch ir schœne   diu vrouwe wol gezam,
mit strīte wānde er dienen   daz minneclīche wīp.
Dar umbe muose der recke   dō verliesen den līp.
1906Er sprach zer künneginne:   „Gāt wider in den sal!
Ê es iemen werde inne,   sō heb ich einen schal.
Ez muoz erarnen Hagene,   daz er iu hāt getān.
Ich antwurte iu gebunden   des künec Gunthźres man.“
1907„Nū wāfent iuch“, sprach Blœdelīn,   „alle mīne man!
Wir suln den vīanden   in die herberge gān.
Des wil mich niht erlāzen   daz Etzelen wīp.
Dar umbe suln wir helde   alle wāgen den līp.“
1908Dō diu küneginne   Blœdelīnen lie
in des strītes willen,   ze tische si dō gie
mit Etzel dem künege   unde ouch mit sīnen man.
Si hete swinde ręte   an die geste getān.
1909Dō der strīt niht anders   kunde sīn erhaben,
Kriemhilt ir leit daz alte   in ir herzen was begraben,
dō hiez si tragen zen tischen   den Etzelen sun.
Wie kunde ein wīp durch rāche   immer vreislīcher getuon?
1910Dar giengen an der stunde   die Etzelen man.
Si truogen Ortlieben,   den jungen künec, dan
zuo der fürsten tische,   dā ouch Hagene saz.
Des muose daz kint ersterben   durch sīnen mortlīchen haz.
1911Dō er künec rīche   sīnen sun ersach,
zuo sīnen konemāgen   er güetlīche sprach:
„Nū seht ir, vriunt die mīne,   daz ist mīn einec sun
und ouch iuwer swester.   Daz mac iu allen wesen vrum.
1912Gevęhet er nāch dem künne,   ez wirt ein küene man,
rīch und vil edel,   starc unde wolgetān.
Leb ich deheine wīle,   ich gip im zwelf lant.
Sō mac iu wol gedienen   des edelen Ortliebes hant.
1913Dar umbe bit ich gerne   iuch, liebe vriunde mīn:
swenne ir ze lande rītet   wider an den Rīn,
sō sult ir mit iu füeren   iuwerer swester sun,
und sult ouch an dem kinde   vil genędeclīchen tuon.
1914Unde ziehet in zen źren,   unz er werde ze man!
Hāt iu in dem lande   iemen iht getān,
daz hilfet er iu rechen,   gewehset im sīn līp.“
Die rede hōrte ouch Kriemhilt,   des künec Etzelen wīp.
1915„Im solden wol getrūwen   dise degene,
gewüehse er zeinem manne“,   sō sprach Hagene,
„doch ist der künec junge   sō veiclīch getān.
Man sol mich sehen selten   ze hove nāch Ortliebe gān.“
1916Der künec an Hagenen blicte.   Diu rede was im leit.
Swie niht dar umbe redete   der fürste vil gemeit,
ez betruobete im sīn herze   unde beswārete im den muot.
Dōne was der Hagenen wille   niht ze kurzewīle guot.
1917Ez tet den fürsten allen   mit dem künege wź,
daz Hagene von sīnem kinde   hete gesprochen ź.
Daz siz vertragen solden,   daz was in ungemach.
Sine wessen niht der męre,   waz von dem recken sīt geschach.

wie Blœdel mit Dancwart an der herberge streit
{ 32 }
Wie Blödel erschlagen wurde.
1918Blœdelīnes recken,   die wāren alle gar.
Mit tūsent halspergen   huoben si sich dar,
dā Dancwart mit den knehten   ob dem tische saz.
Dā huop sich under helden   der aller grœzeste haz.
1919Alsō der hźrre Blœdelīn   für die tische gie,
Dancwart der marschalc   in vlīzeclīche enpfie:
„Willekomen her ze hūse,   mīn hźr Blœdelīn!
Jā wundert mich der męre:   waz sol disiu rede sīn?“
1920„Jāne dürfet ir mich niht grüezen!“   so sprach Blœdelīn,
„Wan diz komen daz mīne,   daz muoz dīn ende sīn,
durch Hagenen, dīnen bruoder,   der Sīvriden sluoc.
Des engiltest dū hie zen Hiunen,   und ander degene genuoc.“
1921„Neinā, hźrre Blœdelīn!“   so sprach dō Dancwart,
„Sō möhte uns wol balde riuwen   disiu hovevart.
Ich was ein wźnec kindelīn,   dō Sīvrit verlōs den līp.
Ine weiz niht, waz mir wīzet   des künec Etzelen wīp.“
1922„Jāne weiz ich dir der męre   niht ze sagene,
ez tāten dīne māge,   Gunthźr unde Hagene!
Nū wert iuch, vil ellenden!   Ir künnet niht genesen.
Ir müezet mit dem tōde   pfant daz Kriemhilde wesen.“
1923„Sōne welt ir niht erwinden“,   sō sprach Dancwart,
„Sō riuwet mich mīn vlźhen,   daz węre baz gespart.“
Der snelle degen küene   von dem tische spranc.
Er zōch ein scharpfez wāfen,   daz was michel unde lanc.
1924Dō sluoc er Blœdelīne   einen swinden swertes slac,
daz im daz houbet schiere   vor den füezen gelac.
„Daz sī dīn morgengābe“,   sprach Dancwart der degen,
„zuo Nuodunges brūte,   der dū mit minnen woldest pflegen!
1925Man mac si morgen mehelen   einem anderm man.
Wil er die brūtmiete,   dem wirt alsam getān.“
Ein vil getriuwer Hiune   hete im daz geseit,
daz im diu küneginne   riet sō grōziu leit.
1926Dō sāhen Blœdelīnes man,   ir hźrre lac erslagen.
Dōne wolden si den gesten   niht langer daz vertragen.
Mit ūf erburten swerten   si sprungen für diu kint
in grimmigem muote.   Daz gerou vil manegen sint.
1927Vil lūte rief dō Dancwart   daz gesinde allez an:
„Ir seht wol, edelen knehte,   wie ez wil umbe gān.
Nū wert iuch, vil ellenden!   Deiswār, des gāt uns nōt,
swie uns diu edele Kriemhilt   sō rehte güetlīch enbōt.“
1928Die niht swert enheten,   die reichten für die banc,
unde huoben von den füezen   vil manegen schamel lanc.
Der Burgonden knehte   in wolden niht vertragen.
Dā wart von swęren stüelen   durch helme biulen vil geslagen.
1929Wie grimme sich dō werten   diu ellenden kint!
Si triben ūz dem hūse   die gewāfenten sint,
doch beleip ir tōt dar inne   fünf hundert oder baz.
Dō was daz ingesinde   von bluote rōt unde naz.
1930Disiu starken męre   wurden dan geseit
den Etzelen recken.   Ez was in grimme leit,
daz erslagen węre   Blœdel und sīne man.
Daz hete Hagenen bruoder   mit den knehten getān.
1931Ê ez diu küneginne erfünde,   die Hiunen, durch ir haz,
der garte sich zwei tūsent   oder dannoch baz.
Si giengen zuo den knehten,   daz muose źt alsō wesen,
unde liezen des gesindes   niender einen genesen.
1932Die ungetriuwen brāhten   für daz hūs ein michel her.
Die ellenden knehte,   die stuonden wol ze wer.
Waz half ir baldez ellen?   Si muosen ligen tōt.
Dar nāch in kurzen stunden   huop sich ein vreislīchiu nōt.
1933Hie müget ir hœren wunder   bī ungefuoge sagen:
niun tūsent knehte,   die lāgen tōt erslagen.
Dar über ritter zwelve   der Dancwartes man.
Man sach in alterseine   noch bī den vīanden stān.
1934Der schal der was geswiftet,   der dōz der was gelegen.
Dō blicte über ahzel   Dancwart der degen.
Er sprach:  „Ouwź der vriunde,   die ich verlorn hān!
Nū muoz ich leider eine   bī mīnen vīanden stān.“
1935Diu swert genōte vielen   ūf sīn eines līp.
Daz muose sīt beweinen   vil maneges heldes wīp.
Den schilt, den ructe er hōher,   den vezzel nider baz.
Dō vrumte er vil der ringe   mit bluote vliezende naz.
1936„Sō wź mir dirre leide!“   sprach Aldrīānes kint,
„Nū wīchet, Hiunen recken!   Ir lāt mich an den wint,
daz der luft erküele   mich sturmes müeden man!“
Dō sach man den recken   vil harte hźrlīche gān.
1937Alsō der strītes müede   ūz dem hūse spranc,
waz iteniuwer swerte   ūf sīnem helm erklanc!
Die niht gesehen heten,   waz wunders tet sīn hant,
die sprungen hin engegene   dem von Burgonden lant.
1938„Nū wolde got“, sprach Dancwart,   „möhte ich den boten hān,
der mīnen bruoder Hagenen   kunde wizzen lān,
daz ich vor disen recken   stān in sölcher nōt!
Der hülfe mir von hinnen,   oder er gelęge bī mir tōt.“
1939Dō sprāchen Hiunen recken:   „Der bote muostū sīn,
sō wir dich tragen tōten   für den bruoder dīn.
Sō siht im źrste leide   der Gunthźres man.
Dū hāst dem künege Etzel   sō grōzen schaden hie getān.“
1940Er sprach:  „Nū lāt daz dröuwen,   unde wīchet hōher baz.
Jā getuon ich etelīchem   noch die ringe naz!
Ich wil diu męre selbe   hin ze hove sagen,
unde wil ouch mīnen hźrren   mīnen grōzen kumber klagen.“
1941Er leidete sich sō sźre   den Etzelen man,
daz si in mit den swerten   torsten niht bestān.
Dō schuzzen si der gźre   sō vil in sīnen rant,
daz er in durch die swęre   muose lāzen von der hant.
1942Dō wānden si in betwingen,   dō er niht schildes truoc.
Hey, waz er tiefer wunden   durch die schilde sluoc!
Des muose vor im strūchen   vil manec küener man.
Dar umbe lop vil grōzen   der starke Dancwart gewan.
1943Ze beiden sīnen sīten   sprungen si im zuo.
Jā kom ir ieslīcher   in den strīt ze vruo.
Dō gie er vor den vīanden,   als ein eberswīn
ze walde tuot vor hunden.   Wie möhte er küener gesīn?
1944Sīn vart wart erniuwet   von heizem bluote naz.
Jāne kunde ein einec recke   gestrīten nimmźr baz
sīnen vīanden,   danne er hete getān.
Man sach den Hagenen bruoder   ze hove hźrlīchen gān.
1945Truhsęzen unde schenken,   die hōrten swerte klanc.
Vil maneger dō daz trinken   von der hende swanc
unde eteslīche spīse,   die man ze hove truoc.
Dō kom im vor der stiegen   der starken vīande genuoc.
1946„Wie nū, ir truhsęzen?“   sprach der müede degen,
„Jā soldet ir der geste   vil güetlīche pflegen,
unde soldet ir den hźrren   guote spīse tragen
unde liezet mich den mīnen hźrren   diu męre rehte sagen!“
1947Swelcher im durch sīn ellen  für die stiege spranc,
der sluoc er eteslīchem   sō grimmen swertes swanc,
daz si durch die vorhte   ūf hōher muosen stān.
Ez hete sīn starkez ellen   vil michel wunder getān.

wie Dancwart diu mære ze hove sînen hêrren brâhte
{ 33 }
Wie Dankwart seinen Königen die Nachricht brachte.
1948Alsō der küene Dancwart   under die tür getrat,
daz Etzelen gesinde   er hōher wīchen bat.
Mit bluote was berunnen   allez sīn gewant.
Ein vil starkez wāfen,   daz truoc er blōz an sīner hant.
1949Vil lūte rief dō Dancwart   zuo dem degene:
„Ir sitzet al ze lange,   bruoder Hagene!
Iu unde got von himele   klag ich unser nōt:
ritter unde knehte   sint in den herbergen tōt.“
1950Er rief im hin engegene:   „Wer hāt daz getān?“
„Daz hete der hźrre Blœdelīn   unde sīne man.
Ouch hāt ers sźre engolten,   daz wil ich iu sagen:
ich hān mit mīnen handen   im sīn houbet abe geslagen.“
1951„Daz ist ein schade kleine“,   sprach aber Hagene,
„dā man saget męre   von einem degene,
ob er von recken henden   verliuset sīnen līp.
In suln deste ringer   klagen wętlīchiu wīp.
1952Nū saget mir, bruoder Dancwart,   wie sīt ir sō rōt?
Ich węne, ir von wunden   līdet grōze nōt.
Ist er iender ime lande,   der ez iu hāt getān,
in enner der übel tiuvel,   ez muoz im an sīn leben gān.“
1953„Dū sihest mich wol gesunden.   Mīn wāt ist bluotes naz.
Von anderer manne wunden   ist mir geschehen daz,
der ich alsō manegen   hiute hān erslagen,
ob ich es sweren solde,   ine kundez nimmźr gesagen.“
1954Er sprach:  „Bruoder Dancwart,   sō hüetet uns der tür,
unde lāt der Hiunen einen   komen niht der für!
Ich wil reden mit den recken,   als uns des twinget nōt.
Unser ingesinde   līt vor in unverdienet tōt.“
1955„Sol ich sīn kameręre“,   sprach der küene man,
„alsō rīchen künegen   ich gedienen kan,
sō pflige ich der stiegen   nāch den źren mīn.“
Den Kriemhilde degenen   kunde leider niht gesīn.
1956„Mich nimt des michel wunder“,   sprach aber Hagene,
„waz nū hinne rūnen   die Hiunen degene.
Si węn līhte des enbęren,   der an der tür dā stāt,
und diu hovemęre   gesaget den Burgonden hāt.
1957Ich hān vernomen lange   von Kriemhilde sagen,
daz si ir herzeleide   wolde niht vertragen.
Nū trinken wir die minne   unde gelten sküneges wīn!
Der junge vogt der Hiunen,   der muoz der źrste sīn.“
1958Dō sluoc daz kint Ortlieben   Hagene der helt guot,
daz im gegen der hende   ame swerte vlōz dez bluot,
und daz dem künege   daz houbet spranc in die schōz.
Dō huop sich under degenen   ein mort vil grimmec unde grōz.
1959Dar nāch sluoc er dem magezogen   einen swinden slac
mit beiden sīnen henden,   der des kindes pflac,
daz im daz houbet schiere   vor dem tische nider lac.
Ez was ein jęmerlīchez lōn,   daz er dem magezogen wac.
1960Er sach vor Etzelen tische   einen spilman.
Hagene in sīnem zorne   gāhen dar began.
Er sluoc im ūf der videlen   ab die zeswen hant.
„Daz habe dir ze boteschefte   in der Burgonden lant!“
1961„Sō wź mir mīner hende!“   sprach Werbel der spilman.
„Hźr Hagene von Tronege,   waz hete ich iu getān?
Ich kom ūf grōze triuwe   in iuwerer hźrren lant.
Wie klinge ich nū die dœne,   sīt ich verlorn hān die hant?“
1962Hagene geahtete ringe,   gevidelte er nimmźr mźr.
Dō vrumte er in dem hūse   diu mortgrimmen sźr
an den Etzelen recken,   der er sō vil ersluoc.
Dō brāhte er in dem hūse   liutes ze tōde genuoc.
1963Volkźr der vil snelle   von dem tische spranc.
Sīn videlboge im lūte   an sīner hende erklanc.
Dō videlte ungefuoge   Gunthźres spilman.
Hey, waz er im ze vīande   der küenen Hiunen gewan!
1964Ouch sprungen von den tischen   die drīe künege hźr.
Si woldenz gerne scheiden,   ź daz schaden geschęhe mźr.
sine mohtenz mit ir sinnen   dō niht understān,
dō Volkźr unde Hagene   sō sźre wüeten began.
1965Dō sach der vogt von Rīne   ungescheiden den strīt.
Dō sluoc der fürste selbe   vil manege wunden wīt
durch die liehten ringe   den vīanden sīn.
Er was ein helt zen handen.   Daz tet er grœzlīche schīn.
1966Dō kom ouch zuo dem strīte   der starke Gźrnōt.
Jā vrumte er der Hiunen   vil manegen helt tōt
mit einem scharpfen swerte,   daz gap im Rüedegźr.
Den Etzelen recken   tet er diu grœzlīchen sźr.
1967Der junge sun vroun Uoten   zuo dem strīte spranc.
Sīn wāfen hźrlīchen   durch die helme erklanc
den Etzelen recken   ūzer Hiunen lant.
Dā tet vil michel wunder   des küenen Gīselhźres hant.
1968Swie vrum si alle węren,   die künege und alle ir man,
doch sach man vor in allen   Gīselhźren stān
gegen den vīanden.   Er was ein helt guot.
Er vrumte dā mit wunden   vil manegen vallen in daz bluot.
1969Ouch werten sich vil sźre   die Etzelen man.
Dō sach man die geste   houwende gan
mit den vil liehten swerten   durch des küneges sal.
Dō hōrte man allenthalben   von wuofe grōzen schal.
1970Dō wolden die dar ūze   zir vriunden sīn dar in.
Die nāmen an den türen   vil kleinen gewin.
Dō węren die dar inne   vil gerne für den sal.
Dancwart liez ir deheinen   die stiegen ūf unde ouch ze tal.
1971Des huop sich vor den türen   vil starker gedranc
unde ouch von den swerten   grōzer helme klanc
Des kom der küene Dancwart   in eine grōze nōt.
Daz besorgete sīn bruoder,   als im sīn triuwe daz gebōt.
1972Vil lūte rief dō Hagene   Volkźren an:
„Seht ir dort, geselle,   mīnen bruoder stān
vor hiunischen recken   under starken slegen?
Vriunt, nert mir den bruoder,   ź wir verliesen den degen!“
1973„Daz tuon ich sicherlīchen“,   sprach der spilman.
Er begunde videlende   durch den palas gān.
Ein hertez swert im ofte   an sīner hende erklanc.
Die recken von dem Rīne   im sageten grœzlīchen danc.
1974Volkźr der küene   zuo Dancwarten sprach:
„Ir habt erliten hiute   vil grōzen ungemach.
Mich bat iuwer bruoder,   durch helfe zuo ziu gān.
Welt ir nū sī dar ūze,   sō wil ich innerthalben stān.“
1975Dancwart der snelle   stuont ūzerthalp der tür.
Er werte in ir stiege,   swaz ir kom dar für.
Des hōrte man wāfen hellen   den helden an der hant.
Sam tet ouch innerthalben   Volkźr von Burgonden lant.
1976Der küene videlęre   rief über die menege:
„Der sal ist wol beslozzen,   mīn vriunt hźr Hagene.
Jā ist alsō verschranket   diu Etzelen tür
von zweier helde handen,   dā gānt wol tūsent rigel für!“
1977Dō von Tronege Hagene   die tür sach sō behuot,
den schilt warf dō ze rucke   der męre helt guot.
Dō begunde er źrste rechen,   daz im was getān.
Dō heten sine vīande   zem lebene deheiner slahte wān.
1978Dō der vogt von Berne   rehte daz ersach,
daz Hagene der starke   sō manegen helm brach,
der künec der Amelunge   spranc ūf eine banc.
Er sprach:  „Hie schenket Hagene   daz aller wirsiste tranc.“
1979Der wirt hete grōze sorge,   als im dō daz gezam,
waz man im lieber vriunde   vor sīnen ougen nam,
wande er vor sīnen vīanden   vil kūme dā genas.
Er saz vil angestlīchen.   Was half in, daz er künec was?
1980Kriemhilt diu rīche   rief Dieterīchen an:
„Nū hilf mir, ritter edele,   mit dem leben dan,
durch aller fürsten tugende,   ūzer Amelunge lant!
Wand erreichet mich Hagene,   ich hān den tōt an der hant.“
1981„Wie sol ich iu nū gehelfen?“   sprach hźr Dieterīch,
„edeliu küneginne,   nū sorge ich umbe mich.
Ez sint sō sźre erzürnet   die Gunthźres man,
daz ich an disen zīten   gevriden niemen kan.“
1982„Neinā, hźrre Dieterīch,   vil edel ritter guot,
lāzā hiute schīnen   den tugentlīchen muot,
daz dū mir helfest hinnen,   oder ich belībe tōt!“
Der sorge gie Kriemhilde   vil harte grœzlīche nōt.
1983„Daz wil ich versuochen,   ob ich iu gehelfen kan,
wande ich in manegen zīten   nie gesehen hān
sō bitterlīch erzürnet   sō manegen ritter guot.“
Jā sach er durch die helme   von swerten springen daz bluot.
1984Mit kraft begunde ruofen   der degen ūz erkorn,
daz sīn stimme erlūte   alsam ein wisentes horn,
und daz diu burc vil wīte   von sīner kraft erdōz.
Diu sterke Dieterīches   was unmęzlīche grōz.
1985Dō gehōrte Gunthźr   ruofen disen man.
In dem herten sturme   losen er began.
Er sprach:  „Dieterīches stimme   ist in mīn ōre komen.
Ich węne, im unser degene   im haben etwen hie benomen.
1986Ich sihe in ūf dem tische.   Er winket mit der hant.
Ir vriunt unde māge   von Burgonden lant,
gehabt ūf des strītes.   Lāt hœren unde sehen,
waz hie dem degene   von mīnen mannen sī geschehen.“
1987Dō der künec Gunthźr   bat unde ouch gebōt,
si habten ūf mit swerten   in des strītes nōt.
Daz was gewalt vil grōzer,   daz dā niemen sluoc.
Jā vrāgete er den von Berne   der męre schiere genuoc.
1988Er sprach:  „Vil edel Dieterīch,   waz ist iu hie getān
von den mīnen vriunden?   Willen ich des hān,
buoze unde suone,   der bin ich iu bereit.
Swaz iu iemen tęte,   daz węre mir inneclīchen leit.“
1989Dō sprach der hźrre Dieterīch:   „Mir ist niht getān.
Lāt mich ūz dem hūse   mit iuwerem vride gān
von disem herten strīte   mit dem gesinde mīn!
Daz wil ich sicherlīchen   immer dienende sīn.“
1990„Wie vlźhet ir sō schiere?“   sprach dō Wolfhart,
„Jā hāt der videlęre   die tür nie sō verspart,
wir entsliezen sō wīte,   daz wir dar für gān!“
„Nū swīget!“ sprach hźr Dieterīch,   „Ir habet den tiuvel getān!“
1991Dō sprach der künec Gunthźr:   „Erlouben ich iu wil,
füeret ūze dem hūse   lützel oder vil,
āne mīne vīande.   Die suln hie bestān.
Si hānt mir zen Hiunen   sō rehte leide getān.“
1992Dō er daz gehōrte,   under arme er beslōz
die edelen küneginne.   Der sorge, diu was grōz.
Dō fuorte er anderthalben   Etzelen mit im dan,
ouch gie mit Dieterīche   sehs hundert wętlīcher man.
1993Dō sprach der marcgrāve,   der edel Rüedegźr:
„Sol aber ūzem hūse   iemen komen mźr,
die iu doch gerne dienen,   daz lāzet uns vernemen!
Sō sol ouch vride stęter   den guoten vriunden gezemen.“
1994Des antwurte Gīselhźr   von Burgonden lant:
„Vride unde suone   sī iu von uns bekant,
sīt ir sīt triuwen stęte,   ir unde iuwer man.
Ir sult unangestlīchen   mit iuwern vriunden hinnen gān.“
1995Dō Rüedegźr der hźrre   gerūmete den sal,
fünf hundert oder mźre   im volgeten über al
der von Bechelāren,   vriunde unde sīner man.
Von dem künege Rüedegźr   schaden grōzen sīt gewan.
1996Dō sach ein Hiunen recke   Etzelen gān
bī Dieterīche nāhen.   Genozzen wolde er sīn hān.
Dem gap der videlęre   einen sölchen slac,
daz im vor Etzelen füezen   daz houbet schiere gelac.
1997Dō der wirt des landes   kom für daz hūs gegān,
dō kźrte er sich hin widere   unde sach Volkźren an:
„Ouwź mir dirre geste!   ditze ist ein grimmigiu nōt,
daz alle mīne recken   suln vor in ligen tōt.
1998Âch wź der hōchgezīte!“   sprach der künec hźr.
„Dā vihtet einer inne,   der heizet Volkźr.
als ein eber wilde,   unde ist ein spilman.
Ich danke es mīnem heile,   daz ich dem tiuvel entran.
1999Sīne leiche lūtent übele,   sīne züge, die sint rōt.
Jā vellent sīne dœne   vil manegen helt tōt!
Ine weiz niht, waz uns wīze   der selbe spilman,
wand ich gast nie deheinen   sō rehte leiden gewan.“
2000Si heten die si wolden   lāzen für den sal.
Dō huop sich innerthalben   ein grœzlīcher schal.
Die geste sźre rāchen   daz in ź geschach.
Volkźr der vil küene,   hey, waz er helme zerbrach!
2001Sich kźrte gegen dem schalle   Gunthźr, der künec hźr:
„Hœrt ir die dœne, Hagene,   die dort Volkźr
videlt mit den Hiunen,   swer zuo den türn gāt?
Ez ist ein rōter anstrich,   den er ze dem videlbogen hāt.“
2002„Mich riuwet āne māze“,   sō sprach Hagene,
„daz ich ie gesaz in dem hūse   vor dem degene.
Ich was sin geselle   unde ouch er der mīn,
und kome wir immer wider heim,   daz suln wir noch mit triuwen sīn.
2003Nū schouwe, künec hźre,   Volkźr ist dir holt!
Er dienet vlīzeclīche   dīn silber und dīn golt.
Sīn videlboge im snīdet   durch den herten stāl.
Er brichet ūf den helmen   diu liehte schīnenden māl.
2004Ine gesach nie videlęre   sō hźrlīchen stān,
als der degen Volkźr   hiute hāt getān.
Die sīnen leiche hellent   durch helme und rant.
Jā sol er rīten guotiu ross   unde tragen hźrlīch gewant!“
2005Swaz der Hiunen māge   in dem sal was gewesen,
der enwas nū deheinere   dar inne mź genesen.
Des was der schal geswiftet,   daz niemen mit in streit.
Diu swert von handen legeten   die küenen recken gemeit.

wie si die tôten abe wurfen
{ 34 }
Wie sie die Toten hinabwarfen.
2006Die hźrren nāch ir müede   sāzen dō ze tal.
Volkźr unde Hagene   giengen für den sal.
Sich leinten über schilde   die übermüeten man.
Dō wart dā rede vil spęhe   von in beiden getān.
2007Dō sprach von Burgonden   Gīselhźr der degen:
„Jāne müget ir, liebe vriunde,   ruowe niht gepflegen!
Ir sult die tōten liute   ūz dem hūse tragen.
Wir werden noch bestanden,   ich wilz iu węrlīche sagen.
2008Sine suln uns under füezen   hie niht langer ligen.
Ê daz uns die Hiunen   mit sturme an gesigen,
wir gehouwen noch die wunden,   diu mir sanfte tuot.
Des hān ich“, sprach dō Gīselhźr,   „einen stętigen muot.“
2009„Sō wol mich sölches hźrren!“   sprach dō Hagene,
„Der rāt enzęme niemen   wan einem degene,
den uns mīn junger hźrre   hiute hāt getān.
Des müget ir Burgonden   alle vil vrœlīche stān.“
2010Dō volgeten si dem rāte   und truogen für die tür
siben tūsent tōten   wurfen si dar für
vor des sales stiegen.   Dā vielen si ze tal.
Dō huop sich von ir māgen   ein vil klagelīcher schal.
2011Ez was ir etelīcher   sō męzlīchen wunt,
der sīn sanfter pflęge,   er würde noch gesunt,
der vor dem hōhen valle   muose ligen tōt.
daz klageten dō ir vriunde.   Des gie in węrlīche nōt.
2012Dō sprach der videlęre,   Volkźr, ein helt gemeit:
„Nū kiuse ich des die wārheit,   als mir ist geseit:
die Hiunen, die sint bœse.   Si klagent sam diu wīp.
Nū solden si beruochen   der vil sźre wunden līp.“
2013Dō wānde ein marcgrāve,   er riete ez durch guot:
er sach einen sīnen māc   gevallen in daz bluot.
Er beslōz in mit den armen   unde wolde in tragen dan.
Den schōz ob im ze tōde   der vil küene spileman.
2014Dō daz die ander sāhen,   diu vluht, diu huop sich dan.
Si begunden alle vluochen   dem selbem spileman.
Einen gźr er ūf gezucte,   vil scharpf unde vil hart,
der von einem Hiunen   zuo zim dar ūf geschozzen wart.
2015Den schōz er kreftelīchen   durch die burc dan,
über daz volc vil verre:   den Etzelen man
gap er herberge   hōher von dem sal.
Sīn vil starkez ellen   die liute vorhten über al.
2016Dō stuonden vor dem hūse   vil manec tūsent man.
Volkźr unde Hagene   reden dō began
mit Etzel dem künege   allen iren muot.
Des kōmen sīt in sorge   die helde küene und guot.
2017„Ez zęme“, sō sprach Hagene,   „vil wol volkes trōst,
daz die hźrren vehten   zaller vorderōst,
alsō der mīnen hźrren   hie ieslīcher tuot.
Die houwent durch die helme,   nāch swerten vliuzet daz bluot.“
2018Etzel was sō küene,   er vazzete sīnen schilt.
„Nū vart gewerlīche“,   sprach vrou Kriemhilt,
„unde bietet ir den recken   daz golt über rant,
wande erreichet iuch dort Hagene,   ir habt den tōt an der hant!“
2019Der künec, der was sō küene,   er wolde erwinden niht,
daz von sō rīchem fürsten   vil selten nū geschiht.
Man muose in bī dem vezzel   ziehen wider dan.
Hagene der grimme   in aber hœnen began:
2020„Ez was ein verriu sippe“,   sprach Hagene der degen,
„die Etzel und Sīvrit   ze samne hete gepflegen.
Er minnete Kriemhilden,   ź si ie gesęhe dich.
Künec vil bœse,   war umbe rętest an mich?“
2021Dise rede hōrte   des edelen küneges wīp
Des wart in ungemüete   der Kriemhilde līp,
daz er si getorste schelten   vor Etzelen man.
Dar umbe si aber rāten   an die geste began.
2022Si sprach:  „Der mir von Tronege   Hagenen slüege
unde mir sīn houbet   her für mich trüege,
dem fulte ich rōtes goldes   den Etzelen rant.
Dar zuo gębe ich im ze miete   vil guote bürge unde lant.“
2023„Nūne weiz ich, wes si bītent“,   sprach der spilman,
„ine gesach nie helde   sō zagelīchen stān,
dā man hōrte bieten   also hōhen solt.
Jāne sol in Etzel   dar umbe nimmźr werden holt!
2024Die hie sō lasterlīchen   ezzent des fürsten brōt
under im nū geswīchent   in dere grœzesten nōt,
der sihe ich hie vil manegen   vil zagelīche stān,
unde wellent doch sīn vil küene.   Si müezens immer schande hān!“

wie Îrinc erslagen wart
{ 35 }
Wie Iring erschlagen wurde.
2025Dō rief von Tenemarke   der marcgrāve Îrinc:
„Ich hān ūf źre lāzen   nū lange mīniu dinc
unde hān in volkes stürmen   des besten vil getān.
Nū brinc mir mīn gewęfen!   Jā wil ich Hagenen bestān!“
2026„Daz wil ich widerrāten“,   sprach dō Hagene.
„Sō heiz ūf hōher wīchen   der Hiunen degene!
Gespringent iuwer zwźne   oder drī in den sal,
die sende ich vil ungesunde   die stiegen wider hin ze tal.“
2027„Dar umbe ichz niht lāze“,   sprach aber Îrinc,
„ich hān ouch ź versuochet   sam sorclīchiu dinc.
Jā wil ich mit dem swerte   dich einen bestān!
Waz hilfet übermüeten,   daz dū mit rede hāst getān?“
2028Dō wart gewāfent balde   der degen Îrinc
unde Irnvrit von Düringen,   ein küener jungelinc,
und Hāwart der vil starke,   wol mit tūsent man.
Swes Îrinc begunde,   si woldens alles im gestān.
2029Dō sach der videlęre   eine vil grōze schar,
die mit Îringe   gewāfent kōmen dar.
Si truogen ūf gebunden   vil manegen helm guot.
Dō wart der küene Volkźr   ein teil vil zornec gemuot.
2030„Seht ir, vriunt Hagene,   dort Îringen gān,
der iuch mit dem swerte   lobte eine bestān?
Wie zement helde lügene?   Ich wil unprīsen daz.
Ez gānt mit im gewāfent   wol tūsent recken oder baz.“
2031„Nū heizet mich niht liegen!“   sprach Hāwartes man.
„Ich wilz gerne leisten,   swaz ich gelobt hān.
Durch deheine vorhte   wil ich es ab gān,
swie griulīch sī nū Hagene,   ich wil in eine bestān.“
2032Ze füezen bōt sich Îrinc   māgen und man,
daz si in eine liezen   den recken bestān.
Daz tāten si ungerne,   wand in was wol bekant
der übermüete Hagene   ūzer Burgonden lant.
2033Dō bat er si sō lange,   daz ez sīt geschach,
dō daz ingesinde   den willen sīn ersach,
daz er warp nāch źren.   Dō liezen si in gān.
Dō wart von in beiden   ein grimmez strīten getān.
2034Îrinc von Tenemarke   vil hōhe truoc den gźr.
Sich dacte mit dem schilde   der triuwer degen hźr.
Dō lief er ūf ze Hagenen   vaste für den sal.
Dō huop sich von den degenen   ein vil grœzlīcher schal.
2035Dō schuzzen si die gźre   mit krefte von der hant
durch die vesten schilde   ūf liehtez ir gewant,
daz die gźrstangen   vil hōhe dręten dan.
Dō griffen zuo den swerten   die zwźne grimme küene man.
2036Des küenen Hagenen ellen,   daz was starke grōz.
Dō sluoc ouch ūf in Îrinc,   daz al daz hūs erdōz.
Palas und türne   erhullen nāch ir slegen.
Dōne kunde niht verenden   des sīnen willen der degen.
2037Îrinc, der lie Hagenen   unverwundet stān.
Zuo dem videlęre   gāhen er began.
Er wānde, er möhte in twingen   mit sīnen herten slegen.
Dō kunde sich wol beschermen   Volkźr der degen.
2038Dō sluoc der videlęre,   daz über des schildes rant
dręte daz gespenge   von Volkźres hant.
Den liez er dō belīben,   ez was ein übel man.
Dō lief er Gunthźren   von den Burgonden an.
2039Dō was ir ietweder   ze strīte starc genuoc.
Swaz Gunthźr und Îrinc   ūf ein ander sluoc,
daz brāhte niht von wunden   daz vliezende bluot.
Daz behuote ir gewęfen,   daz was starc unde guot.
2040Gunthźren er lie belīben   und lief Gźrnōten an.
Daz fiuwer ūz den ringen   er houwen im began.
Dō hete von Burgonden   der starke Gźrnōt
den küenen Îringen   erslagen nęhelīchen tōt.
2041Dō spranc er von dem fürsten.   Snel er was genuoc.
Der Burgonden viere   der helt vil balde sluoc,
des edelen ingesindes   von Wormez über Rīn,
dōne kunde Gīselhźr   nimmźr zorneger gesīn.
2042„Got weiz, hźr Îrinc“,   sprach Gīselhźr daz kint,
„ir müezet mir die gelten,   die vor iu tōt sint
gelegen hie ze stunde!“   Dō lief er in an.
Er sluoc den Tenlender,   daz er muose dā bestān.
2043Er schōz vor sīnen handen   nider in daz bluot,
daz si alle wolden węnen,   daz der helt guot
ze strīte nimmźr mźre   geslüege einen slac.
Îrinc doch āne wunden   hie vor Gīselhźren lac.
2044Von des swertes dōze   unde von des helmes klanc
wāren sīne witze   worden harte kranc,
daz sich der degen küene   des lebens niht versan.
Daz hete mit sīnen kreften   der starke Gīselhźr getān.
2045Dō im begunde entwīchen   von dem houbte der dōz,
den er ź dā dolte   von dem slage grōz,
er dāhte:  „Ich bin noch lebende   und niender wunt.
Nū ist mir aller źrst   daz ellen Gīselhźres kunt.“
2046Dō hōrte er beidenthalben   die vīande stān.
Wisten si diu męre,   im węre noch mźr getān.
Ouch hete er Gīselhźren   dā bī im vernomen.
Er dāhte, wie er solde   von den vīanden komen.
2047Wie rehte tobelīche   er ūz dem bluote spranc.
Sīner snelheite   er mohte sagen danc.
Dō lief er ūz dem hūse,   dā er aber Hagenen vant,
und sluoc im slege grimme   mit sīner ellenthafter hant.
2048Dō dāhte Hagene:   „Dū muost des tōdes wesen.
Dich envride der übel tiuvel,   dūne kanst niht genesen!“
Doch wunte Îrinc Hagenen   durch sīnen helmhuot.
Daz tet der helt mit Wasken,   daz was ein wāfen alsō guot.
2049Dō der hźrre Hagene   der wunden enpfant,
dō erwagte im ungefuoge   daz swert an sīner hant.
Al dā muose im entwīchen   der Hāwartes man
hin nider von der stiegen.   Hagene im volgen began.
2050Îrinc der vil küene   den schilt über swanc,
unde węre diu selbe stiege   drīer stiegen lanc,
die wīle liez in Hagene   nie slahen einen slac.
Hey, waz rōter vanken   ob sīnem houbte gelac!
2051Wider zuo den sīnen   kom Îrinc wol gesunt.
dō wurden disiu męre   Kriemhilde rehte kunt,
waz er von Tronege Hagenen   mit sīnem strīte hete getān.
Des im diu küneginne   vil hōhe danken began.
2052„Nū lōn dir got, Îrinc,   vil męre helt guot!
Dū hāst mir wol getrœstet   daz herze unde ouch den muot.
Nū sihe ich rōt von bluote   Hagenen sīn gewant.“
Kriemhilt nam im selbe   den schilt vor liebe von der hant.
2053„Ir muget im māzen danken“,   sō sprach Hagene,
„wolde erz noch versuochen,   daz zęme degene.
Kœme er danne hinnen,   so węre er küene man.
Diu wunde vrumt iuch kleine,   die ich von im enpfangen hān.
2054Daz ir von mīner wunden   die ringe sehet rōt,
daz hāt mich erreizet   ūf maneges mannes tōt.
Ich bin aller źrst erzürnet,   als ein unverzaget man.
mir hāt der degen Îrinc   schaden kleinen noch getān.“
2055Dō stuont gegen dem winde   Îrinc von Tenelant.
Er kuolte sich in ringen.   Den helm er ab gebant.
Dō sprāchen al die liute,   sīn ellen węre guot.
Des hete der marcgrāve   einen rīchen hōhen muot.
2056Aber sprach dō Îrinc:   „Mīne vriunde, wizzet daz,
daz ir mich wāfent schiere.   Ich wilz versuochen baz,
ob ich noch müge betwingen   den übermüeten man.“
Sīn schilt was verhouwen.   Einen bezzeren er gewan.
2057Vil schiere wart der recke   dō gewāfent baz.
Einen gźr vil starken   nam er durch den haz,
dā mit er aber wolde   Hagenen dort bestān.
Dō warte im vīentlīche   der mortgrimmege man.
2058Sīn mohte niht erbīten   Hagene der degen.
Er lief im hin engegene   mit schüzzen unde mit slegen
die stiegen ūz an ein ende.   Sīn zorn der was grōz.
Îrinc sīner sterke   dō vil wźnec genōz.
2059Si sluogen durch die schilde,   daz ez lougen began
von fiuwer rōten winden.   Der Hāwartes man
wart von Hagenen swerte   krefteclīchen wunt
durch schilt und durch die brünne.   Des er wart nimmźr mźr gesunt.
2060Dō der degen Îrinc   der wunden enpfant,
den schilt er baz dō ructe   über diu helmbant.
Des schaden in dūhte der volle,   den er dā gewan.
Sīt tet im aber mźre   des künec Gunthźres man.
2061Hagene vor sīnen füezen   einen gźr ligen vant.
Er schōz ūf Îringen,   den helt von Tenelant,
daz im von dem houbte   diu stange ragete dan.
Im hete der recke Hagene   den grimmen ende getān.
2062Îrinc muoste entwīchen   zuo den von Tenelant.
Ê daz man dō dem degene   den helm ab gebant,
man brach den gźr von houbte.   Dō nāhete im der tōt.
Daz weinten sīne māge.   Des gie in węrlīche nōt.
2063Dō kom diu küneginne   über in gegān.
Den starken Îringen   klagen si began.
Si weinte sīne wunden.   Ez was ir grimme leit.
Dō sprach vor sīnen māgen   der recke küene und gemeit:
2064„Lāt die klage belīben,   vil hźrlīch wīp!
Waz hilfet iuwer weinen?   Jā muoz ich mīnen līp
verliesen von den wunden,   die ich enpfangen hān!
Der tōt wil mich niht langer   iu und Etzelen dienen lān.“
2065Er sprach zuo den Düringen   und ze den von Tenelant:
„Die gābe sol enpfāhen   iuwer deheines hant
von der küneginne,   ir liehtez golt vil rōt.
unde bestāt ir Hagenen,   ir müezet kiesen den tōt.“
2066Sīn varwe was erblichen.   Des tōdes zeichen truoc
Îrinc der vil küene.   Ez was in leit genuoc.
Genesen niht enkunde   der Hāwartes man.
Dō muoste ez an ein strīten   von den von Tenemarke gān.
2067Irnvrit unde Hāwart   sprungen für daz gadem
wol mit tūsent helden.   Vil ungefüegen kradem
hōrte man allenthalben,   kreftec unde grōz.
Hey, waz man scharpfer gźre   zuo den Burgonden schōz!
2068Irnvrit der küene   liefe an den spilman,
des er den schaden grōzen   von sīner hant gewan.
Der edel videlęre   den lantgrāven sluoc
durch einen helm vesten.   Jā was er grimme genuoc.
2069Dō sluoc der hźrre Irnvrit   den küenen spilman,
daz im muosen bresten   diu ringes gespan,
und daz sich beschutte   diu brünne fiuwer rōt.
Doch viel der lantgrāve   vor dem videlęre tōt.
2070Hāwart unde Hagene   ze samne wāren komen.
Er möhte wunder kiesen,   ders hete war genomen.
Diu swert genōte vielen   den helden an der hant.
Hāwart muoste ersterben   von dem ūzer Burgonden lant.
2071Dō die Tenen unde die Düringen   ir hźrren sāhen tōt,
dō huop sich vor dem hūse   ein vreislīchiu nōt,
ź si die tür gewunnen   mit ellenthafter hant.
Des wart dā verhouwen   vil manec helm und rant.
2072„Wīchet!“, sprach dō Volkźr,   „unde lāt si her īn gān.
Ez ist sus unverendet,   des si dā habent wān.
Si müezen drinne ersterben   in vil kurzer zīt.
Si erarnent mit dem tōde,   daz in diu küneginne gīt.“
2073Dō die übermüeten   kōmen in den sal,
vil manegem wart daz houbt   geneiget sō ze tal,
daz er muose ersterben   von ir swinden slegen.
Wol streit der küene Gźrnōt.   Sam tet ouch Gīselhźr der degen.
2074Tūsent unde viere   kōmen in daz hūs.
Von swerten sach man blicken   vil manegen swinden sūs.
Sīt wurden doch die recken   alle drinne erslagen.
Man mohte michel wunder   von den Burgonden sagen.
2075Dar nāch wart ein stille,   dō der schal verdōz.
Daz bluot allenthalben   durch die löcher vlōz
und dā zen rigelsteinen   von den tōten man.
Daz heten die von Rīne   mit grōzem ellen getān.
2076Dō sāzen aber ruowen   die von Burgonden lant.
Diu wāfen mit den schilden   leitens ūz der hant.
Dō stuont noch vor den türen   der küene spilman.
Er warte, ob iemen wolde   noch zuo zin mit strīte gān.
2077Der künec klagete sźre.   Sam tet ouch sīn wīp.
Megede und vrouwen,   die quelten dā den līp.
Ich węne des, daz hete   der tōt ūf si gesworn.
Des wart noch vil der recken   von den gesten dā verlorn.

wie diu künegīn den sal vereiten liez
{ 36 }
Wie die Königin den Saal anzünden ließ.
2078„Nū bindet ab die helme!“   sprach Hagene der degen.
„Ich unde mīn geselle,   wir suln iuwer pflegen.
Unde wellent ez noch versuochen   zuo zuns die Etzelen man,
sō warne ich mīne hźrren,   sō ich aller schiereste kan.“
2079Dō entwāfente daz houbet   vil manec ritter guot.
Si sāzen ūf die wunden,   die vor in in daz bluot
wāren zuo dem tōde   von ir handen komen.
Dā wart der edelen geste   vil übele goum genomen.
2080Noch vor dem ābende,   dō schuof der künec daz
unde ouch diu küneginne,   daz ez versuochten baz
die hiunischen recken.   Der sach man vor in stān
noch wol zweinzec tūsent.   Si muosen dā ze strīte gān.
2081Sich huop ein sturm herte   zuo den gesten sān.
Dancwart, Hagenen bruoder,   der vil snelle man,
spranc von sīnen hźrren   zen vīanden für die tür.
Man wānde, er węre erstorben.   Er kom gesunder wol dar für.
2082Der herte strīt, der werte,   unz ez diu naht benam.
Dō werten sich die geste,   als guoten helden zam,
den Etzelen mannen   den sumerlangen tac.
Hey, waz noch küener degene   vor in veige gelac!
2083Zeinen sunewenden   daz grōze mort geschach,
daz diu vrouwe Kriemhilt   ir herzeleit errach
an ir nęhesten māgen   unde anderem manegem man,
dā von der künec Etzel   vröude nimmźr mźr gewan.
2084In was des tages zerunnen.   Dō gie in sorgen nōt.
Si gedāhten, daz in bezzer   węre ein kurzer tōt,
denne lange dā ze quelne   ūf ungefüegiu leit.
Eines vrides si dō gerten,   die stolzen ritter gemeit.
2085Si bāten, daz man bręhte   den künec zuo in dar.
Die bluot varwen helde   unde ouch harnasch var
trāten ūz dem hūse,   die drīe künege hźr.
Sine wessen, wem ze klagene   diu ir vil grœzlīchen sźr.
2086Etzel unde Kriemhilt,   die kōmen beide dar.
Daz lant, das was ir eigen,   des mźrte sich ir schar.
Er sprach zuo den gesten:   „Nū saget, waz welt ir mīn?
Ir węnet vride gewinnen.   Daz kunde müelīch gesīn
2087ūf schaden alsō grōzen,   als ir mir habt getān.
Ir sult es niht geniezen,   unde sol ich mīn leben hān.
Daz kint, daz ir mir sluoget,   und vil der māge mīn!
Vride unde suone   sol iu vil gar versaget sīn.“
2088Des antwurte Gunthźr:   „Des twanc uns grōziu nōt.
Allez mīn gesinde   lac vof dīnen helden tōt
an der herberge.   Wie hete ich daz versolt?
Ich kom zuo dir ūf triuwe:   ich wānde, daz mir węrest holt.“
2089Dō sprach von Burgonden   Gīselhźr daz kint:
„Ir Etzelen helde,   die noch hie lebende sint,
waz wīzet ir mir recken?   Waz hān ich iu getān?
Wand ich vriuntlīche   in diz lant geriten hān.“
2090Si sprāchen:  „Dīner güete   ist al diu burc vol
mit jāmer zuo dem lande.   Jā gunden wir dir wol,
daz dū nie komen węrest   von Wormez über Rīn!
Daz lant habt ir verweiset,   dū und die bruoder dīn.“
2091Dō sprach in zornes muote   Gunthźr der degen:
„Welt ir diz starke hazzen   ze einer suone legen
mit uns ellenden recken,   deist beidenthalben guot.
Ez ist gar āne schulde,   swaz uns Etzel getuot.“
2092Dō sprach der wirt zen gesten:   „Mīn und iuwer leit,
diu sint vil ungelīche.   Diu michel arbeit,
des schaden zuo den schanden,   die ich hie hān genomen,
des sol iuwer deheiner   nimmźr lebende hinnen komen.“
2093Dō sprach zuo dem künege   der starke Gźrnōt:
„Sō sol iu got gebieten,   daz ir vrümeclīchen tuot.
Slaht uns ellenden,   und lāt uns zuo ziu gān
hin nider an die wīte!   Daz ist iu źre getān.
2094Swaz us geschehen künne,   daz lāt kürzlīche ergān.
Ir habt sō vil gesunder,   und türrens uns bestān,
daz si uns stürme müede   lāzent niht genesen.
Wie lange suln wir recken   in disen arbeiten wesen?“
2095Die Etzelen recken,   die hetenz nāch getān,
daz si si wolden lāzen   für den palas gān.
Daz gehōrte Kriemhilt.   Ez was ir harte leit.
Des wart den ellenden   der vride ze gāhes verseit.
2096„Neinā, Hiunen recken!   Des ir dā habt muot,
ich rāt an rehten triuwen,   daz ir des niht entuot,
daz ir die mortręzen   lāzet für den sal.
Sō müesen iuwer māge   līden den tōtlīchen val.
2097Ob ir nū niemen lebte,   wan diu Uoten kint,
mīne edele bruoder,   unde koment si an den wint,
erkuolent in die ringe,   sō sīt ir alle verlorn.
Ez enwurden küener degene   nie zer werlde geborn.“
2098Dō sprach der junge Gīselhźr:   „Vil schœniu swester mīn,
des trūte ich vil übele,   daz dū mich über Rīn
ladetes her ze lande   in dise grōze nōt.
Wie hān ich an den Hiunen   hie verdienet den tōt?
2099Ich was dir ie getriuwe,   nie getet ich dir leit.
Ûf sölchen gedingen   ich her ze lande reit,
daz dū mir holt węrest,   vil liebiu swester mīn.
Bedenke an uns genāde,   ez mac niht anders nū gesīn!“
2100„Ine mac iu niht genāden.   Ungenāde ich hān.
Mir hāt von Tronege Hagene   sō grōziu leit getān.
Ez ist vil unversüenet,   die wīle ich hān den līp.
Ir müezet es alle engelten“,   sprach dez Etzelen wīp.
2101„Welt ir mir Hagenen einen   her ze gīsel geben,
sōne wil ich niht versprechen,   ich welle iuch lāzen leben,
wande ir sīt mīne bruoder   unde einer muoter kint.
Sō rede ich ez nāch der suone   mit disen helden, die hie sint.“
2102„Nūne welle got von himele!“   sprach dō Gźrnōt,
„Ob unser tūsent węren,   wir lęgen alle tōt,
der sippen dīner māge,   ź wir dir einen man
gęben hie ze gīsel.   Ez wirt źt nimmźr getān.“
2103„Wir müesen doch ersterben“,   sprach dō Gīselhźr.
„Uns scheidet niemen   von ritterlīcher wer.
Swer gerne mit uns vehte,   wir sīn źt aber hie,
wande ich deheinen mīnen vriunt   an den triuwen nie verlie.“
2104Dō sprach der küene Dancwart,   im zęme niht ze dagene,
„Jāne stāt niht eine   mīn bruoder Hagene!
Die hie den vride versprechent,   ez mac in werden leit.
Des bringe ich iuch wol innen,   daz si iu węrlīch geseit.“
2105Dō sprach diu küneginne:   „Ir helde vil gemeit,
nū gāt der stiege nāher,   unde rechet mīniu leit.
Daz wil ich immer dienen,   als ich von rehte sol.
Der Hagenen übermüete,   der gelōn ich im wol.
2106Lāt einen ūz dem hūse   niht komen über al!”
Si hiez vieren enden   zünde an den sal.
„Sō werdent wol errochen   elliu mīniu leit.“
Die Etzelen degene   wurden schiere bereit.
2107Die noch hie ūze stuonden,   die tribens in den sal
mit slegen unde mit schüzzen.   Des wart vil grōz der schal.
Doch wolden nie gescheiden   die fürsten und ir man.
Sine kunden vor ir triuwen   ein ander niht verlān.
2108Den sal, den hiez dō zünden   daz Etzelen wīp.
Dō quelte man den recken   mit fiuwer dā den līp.
Daz hūs von einem winde   vil balde allez bran.
Ich węne, daz volc enheinez   grōzer angest nie gewan.
2109Genuoge ruoften drinne:   „Ouwź dirre nōt!
Wir möhten michel gerner   sīn in sturme tōt.
Ez möhte got erbarmen,   wie sīn wir alle verlorn.
Nū richet ungefüege   an uns diu küneginne ir zorn.“
2110Ir einer sprach dar inne:   „Wir müezen ligen tōt.
Waz hilfet uns daz grüezen,   daz uns der künec enbōt?
Mir tuot von starker hitze   der durst sō rehte wź.
Des węn mīn leben schiere   in disen sorgen zergź.“
2111Dō sprach von Tronege Hagene:   „Ir edel ritter guot,
swen twinge durstes nōt,   der trinke hie daz bluot.
Daz ist in sölcher hitze   bezzer danne wīn.
Ez enmac an disen zīten   źt nū niht bezzer gesīn.“
2112Dō gie der recken einer,   dā er einen tōten vant.
Er kniete im zuo den wunden.   Den helm er ab gebant.
Dō begunde er trinken   daz vliezende bluot.
Swie ungewon ers węre,   ez dūhte in grœzlīche guot.
2113„Nū lōn iu got, hźr Hagene!“   sprach der müede man,
„Daz ich von iuwer lźre   sō wol getrunken hān.
Mir ist noch vil selten   geschenket bezzer wīn.
Lebe ich deheine wīle,   ich sol iu immer węge sīn.“
2114Dō die ander daz gehōrten,   daz ez in dūhte guot,
dō wart ir michel mźre,   die trunken ouch daz bluot.
Dā von gewan vil krefte   ir eteslīches līp.
Des engalt an lieben vriunden   sīt vil manec wętlīch wīp.
2115Daz fiuwer viel genōte   ūf si in den sal.
Dō leiten siz mit schilden   von in hin ze tal.
Der rouch und ouch die hitze   in tāten beidiu wź.
Ich węne, der jāmer immer   mźr an helden ergź.
2116Dō sprach von Tronege Hagene:   „Stāt zuo des sales want.
Lāt niht die brende vallen   ūf iuwer helmbant.
Tret si mit den füezen   nider in daz bluot!
Ez ist ein übel hōchzīt,   die uns diu küneginne tuot.“
2117In sus getānen leiden   der naht in doch zeran.
Noch stuont vor dem hūse   der küene spileman
unde Hagene sīn geselle,   geleinet über rant.
Si warten schaden mźre   von den ūz Etzelen lant.
2118Dō sprach der videlęre:   „Nū gź wir in den sal!
Sō węnent des die Hiunen,   daz wir sīn über al
tōt von dirre quāle,   diu an uns ist getān.
Se sehent uns noch begegene   in strīte ir etelīchen stān.“
2119Dō sprach von Burgonden   Gīselhźr daz kint:
„Ich węn, ez tagen welle.   Sich hebt ein küeler wint.
Nū lāz uns got von himele   ein lieber zīt geleben!
Uns hāt mīn swester Kriemhilt   ein arge hōchzīt gegeben.“
2120Dō sprach aber einer:   „Ich kiuse nū den tac.
Sīt daz ez uns nū bezzer   wesen niht enmac,
sō wāfent ir iuch, helde!   Gedenket an den līp!
Jā kumt uns aber schiere   des künec Etzelen wīp!“
2121Der wirt, der wolde węnen,   die geste węren tōt
von ir arbeite   und von des fiuwers nōt.
Dō lebte ir noch dar inne   sehs hundert küener man,
daz nie künec deheiner   bezzer degene gewan.
2122Der ellenden huote   hete wol ersehen,
daz noch die geste lebten,   swie vil in was geschehen
ze schaden und ze leide,   den hźrren unde ir man.
Man sach si in dem gademe   noch vil wol gesunde stān.
2123Man sagete Kriemhilde,   ir węre vil genesen.
Dō sprach diu küneginne:   „Daz kunde nimmźr wesen,
daz ir deheiner lebte   von des fiuwers nōt.
Ich wil des baz getrūwen, daz si alle ligen tot.“
2124Noch genęsen gerne   die fürsten und ir man,
ob noch iemen wolde   genāde an in begān.
Diene kunden si niht vinden   an den von Hiunen lant.
Dā rāchen si ir sterben   mit vil werlīcher hant.
2125Des tages wider morgen   grüezen man in bōt
mit hertem urliuge.   Des kōmen helde in nōt.
Dō wart zuo zin geschozzen   vil manec herter gźr.
Sich werten ritterlīchen   die recken küene unde hźr.
2126Dem Etzelen gesinde   erweget was der muot,
daz si wolden   daz Kriemhilde guot.
Dar zuo si wolden leisten,   daz in der künec gebōt.
Des muose maneger schiere   von in kiesen den tōt.
2127Von geheize unde von gābe   man mohte wunder sagen.
Sie hiez golt daz rōte   dar īn mit schilde tragen.
Si gap ez, swere sīn ruochte   und ez wolde enpfān.
Jāne wart nie grōzer solden   mźr ūf vīande getān.
2128Ein michel kraft der recken   dar zuo gewāfent gie.
Dō sprach der küene Volkźr:   „Wir sīn źt aber hie.
Ine gesach nie ūf vehten   helde gerner komen,
die daz golt des küneges   uns ze vāre hānt genomen.“
2129Dō riefen dā genuoge:   „Nāher, helde, baz,
daz wir dā suln verdienen,   und tuon bezīte daz!
Hie belībe niemen,   wand der doch sterben sol.“
Dō sach man schiere ir schilde   stecken gźre schüzze vol.
2130Waz mac ich sagen mźre?   Wol zwelf hundert man,
die versuochtenz vil sźre   wider und dan.
Dō kuolten mit den wunden   die geste wol ir muot.
Ez mohte niemen gescheiden.   Des sach man vliezen daz bluot
2131von verchtiefen wunden,   der wart dā vil geslagen.
Ieslīchen nāch sīnen vriunden   hōrte man sźre klagen.
Die biderben sturben alle   dem rīchen künege hźr.
Des heten holde māge   nāch in grœzlīchiu sźr.

wie der marcgrâve Rüedegêr erslagen wart
{ 37 }
Wie Rüdiger erschlagen wurde.
2132Ez heten die ellende   wider morgen guot getān.
Wine der Gotelinde   kom ze hove gegān.
Dō sach er beidenthalben   diu grœzlīchen sźr.
Daz weinte inneclīchen   der vil guote Rüedegźr.
2133„Sō wź mir“, sprach der recke,   „daz ich ie den līp gewan.
Daz disen grōzen jāmer   kan niemen understān!
Swie gerne ichz vriden wolde,   der künec entuot es niht,
wande er der sīnen leide   ie mźr und mźr gesiht.“
2134Dō sande an Dieterīchen   der guote Rüedegźr,
ob siz noch kunden wenden   an den künegen hźr.
Dō enbōt im der von Berne:   „Wer möhte ez understān?
Ez enwil der künec Etzel   niemen scheiden lān.“
2135Dō sach ein Hiunen recke   Rüedegźren stān
mit weinenden ougen,   unde hete es vil getān.
Der sprach zer küneginne:   „Nū seht ir, wie er stāt,
der doch gewalt den meisten   hie bī Etzelen hāt,
2136und dem allez dienet,   liut unde lant!
Wie sō vil der bürge   an Rüedegźr gewant,
der er von dem künege   vil manege haben mac?
Er gesluoc in disen stürmen   nie lobelīchen slac.
2137Mich dunket, er enruoche,   wie ez hie umbe gāt,
sīt źt er den vollen   nāch sīnem willen hāt.
Man giht im, er sī küener   danne iemen müge sīn.
Daz ist in disen sorge   worden bōslīche schīn.“
2138Mit trūrigem muote   der vil getriuwe man,
den er daz reden hōrte,   der helt, der blicte in an.
Er dāhte:  „Dū solt ez erarnen.   Dū gihest, ich sī verzaget.
Dū hāst disiu męre   ze hove ze lūte gesaget.“
2139Die fūst begunde er twingen.   Dō lief er in an
unde sluoc sō kreftlīche   den hiunischen man,
daz er im vor den füezen   lac vil schiere tōt.
Dō was aber gemźret   des künec Etzelen nōt.
2140„Hin, dū zage męre!“,   sprach dō Rüedegźr.
„Ich hān doch genuoge   leit unde sźr.
Daz ich hie niht envihte,   zwiu wīzest dū mir daz?
Jā węre ich den gesten   von grōzen schulden gehaz,
2141unde allez, daz ich möhte,   hete ich in getān,
niuwan daz ich die recken   her gefüeret hān.
Jā was ich ir geleite   in mīnes hźrren lant!
Des ensol mit in niht strīten   mīn vil ellendes hant.“
2142Dō sprach ze dem marcgrāven   Etzel, der künec hźr:
„Wie habt ir uns geholfen,   vil edel Rüedegźr?
Wand wir sō vil der veigen   hie ze lande hān,
wir bedorften ir niht mźre.   Ir habt vil übele getān.“
2143Dō sprach der ritter edele:   „Dā beswęrete er mir den muot,
unde hāt mir geitewīzet   źre unde guot,
des ich von dīnen handen   hān sō vil genomen.
Daz ist dem lugenęre   ein teil unstetelīche komen.“
2144Dō kom diu küneginne, unde hete ez ouch gesehen,
daz von des heldes zorne   dem Hiunen was geschehen.
Si klagete ez ungefuoge.   Ir ougen wurden naz.
Si sprach ze Rüedegźre:   „Wie habe wir verdienet daz,
2145daz ir mir und dem künege   mźret unser leit?
Nū habt ir uns, edel Rüedegźr,   allez her geseit,
ir woldet durch uns wāgen   die źre und ouch daz leben.
Ich hōrte iu vil der recken   den prīs vil grœzlīchen geben.
2146Ich man iuch der genāden,   und ir mir habt gesworn,
dō ir mir ze Etzelen rietet,   ritter ūz erkorn,
daz ir mir woldet dienen   an unser eines tōt.
Des wart mir armem wībe   nie sō grœzlīche nōt.“
2147„Daz ist āne lougen,   ich swuor iu, edel wīp,
daz ich durch iuch wāgete   źre unde ouch den līp.
Daz ich die sźle verliese,   des enhān ich niht gesworn.
Zuo dirre hōchgezīte   bat ich die fürsten wol geborn.“
2148Si sprach:  „Gedenke, Rüedegźr,   der grōzen triuwe dīn,
der stęte und ouch der eide,   daz dū den schaden mīn,
immer woldest rechen   und elliu mīniu leit.“
Dō sprach der marcgrāve:   „Ich hān iu selten verseit.“
2149Etzel der vil rīche   vlźgen ouch began.
Dō buten si sich ze füezen   beide für den man.
Den edelen marcgrāven   unmuotes man dō sach.
Der vil getriuwe recke   harte jęmerlīchen sprach:
2150„Ouwź mir gotes armem,   daz ich ie ditze gelebet hān!
Aller mīner źren,   der muoz ich abe stān,
triuwen unde zühte,   der got an mir gebōt.
Ouwź got von himele,   daz mich es niht wendet der tōt!
2151Swelchez ich nū lāze   und daz ander begān,
sō hān ich bōslīche   unde vil übele getān.
Lāze aber ich si beide,   mich schiltet elliu diet.
Nū geruoche mich bewīsen,   der mir ze lebene geriet.“
2152Dō bāten si in genōte,   der künec und ouch sīn wīp.
Des muosen sider recken   verliesen den līp
vor Rüedegźres hende,   dā ouch der helt erstarp.
Ir müget daz hie wol hœren,   daz er vil jęmerlīchen warp.
2153Er wiste schaden gewinnen   und ungefüegiu leit.
Er hete dem künege   vil gerne verseit
und ouch der küneginne.   Vil sźre vorhte er daz,
ob er ir einen slüege,   daz im diu werlt würde gehaz.
2154Dō sprach zuo dem künege   der vil küene man:
„Hźr künec, nū nemt hin widere   al daz ich von iu hān!
Daz lant mit den bürgen,   der sol mir niht bestān.
Ich wil ūf mīnen füezen   in daz ellende gān.“
2155Dō sprach der künec Etzel:   „Wer hülfe danne mir?
Daz lant zuo den liuten,   daz gip ich allez dir,
daz dū mich rechest, Rüedegźr,   an den vīanden mīn.
Dū solt ein künec gewaltec   beneben Etzelen sīn.“
2156Dō sprach aber Rüedegźr:   „Wie sol ichz ane vān?
Heim zuo mīnem hūse   ich si geladen hān.
Trinken und spīse   ich in güetlīchen bōt
und gap in mīne gābe.   Wie sol ich rāten in den tōt?
2157Die liute węnent līhte,   daz ich sī verzaget.
Deheinen mīnen dienest   hān ich in versaget,
den vil edelen fürsten   und den iren man.
Ouch riuwet mich diu vriuntschaft,   die ich mit in geworben hān.
2158Gīselhźr dem degene   gap ich die tohter mīn.
Sine kunde in dirre werlde   niht baz verwendet sīn
ūf zuht unde ūf źre,   ūf triuwe unde ouch ūf guot.
Inde gesach nie künec sō jungen   sō tugentlīch gemuot.“
2159Dō sprach aber Kriemhilt:   „Vil edel Rüedegźr,
nū lā dich erbarmen   unser beider sźr,
mīn unde ouch des küneges.   Gedenke wol dar an,
daz nie wirt deheiner   sō leide geste gewan!“
2160Dō sprach der marcgrāve   wider daz edel wīp:
„Ez muoz hiute gelten   der Rüedegźres līp,
swaz ir und ouch mīn hźrre   mir liebes habt getān.
Dar umbe muoz ich ersterben.   Daz mac niht langer gestān.
2161Ich weiz wol, daz noch hiute   mīne bürge unde mīniu lant
iu müezen ledec werden   von ir etelīches hant.
Ich bevilhe iu ūf genāde   mīn wīp unde mīniu kint
und ouch die vil ellenden,   die dā ze Bechelāren sint.“
2162„Nū lōn dir got, Rüedegźr!“   sprach der künec dō.
Er und diu küneginne,   si wurden beide vrō.
„Uns suln dīne liute   vil wol bevolhen wesen.
Wol trūwe ich mīnem heile:   Dū maht selbe genesen.“
2163Nū liez er an die wāge   sźle und līp.
Dō begunde weinen   daz Etzelen wīp.
Er sprach:  „Ich muoz iu leisten,   als ich gelobt hān.
Ouwź der mīnen vriunde,   die ich vil ungerne bestān!“
2164Man sach in von dem künege   vil trūreclīchen gān.
Dō vant er sīne recken   vil nāhen vor im stān.
Er sprach:  „Ir sult iuch wāfen,   alle mīne man.
Die küenen Burgonden,   die muoz ich leider bestān.“
2165Si hiezen balde springen,   dā man ir gewęfen vant.
Ez der helm węre   oder des schildes rant,
von ir ingesinde   wart ez dar getragen.
Sīt hōrten leidiu męre   die stolzen ellenden sagen.
2166Gewāfent wart dō Rüedegźr   mit fünf hundert man.
Dar über zwelf recken   ze helfe er dō gewan,
die wolden prīs erwerben   in des sturmes nōt.
Sine wessen niht des,   daz in sō nāhete der tōt.
2167Dō sach man Rüedegźren   under helme gān.
Ez truogen swert diu scharpfen   die Rüedegźres man,
dar zuo vor ir handen   die liehten schilde breit.
Daz sach der videlęre.   Ez was im grœzlīche leit.
2168Dō sach der junge Gīselhźr   sīnen sweher gān
mit ūf gebundem helme.   Wie möhte er dō verstān,
waz er dā meinte,   niuwan allez guot?
Des wart der künec edele   sō rehte vrœlīch gemuot.
2169„Nū wol mich sölcher vriunde!“   sprach Gīselhźr der degen,
„die wir han gewunnen   ūf disen wegen.
Wir suln mīnes wībes   vil wol geniezen hie.
Mir ist liep, ūf mīne triuwe,   daz ie diu hīrāt ergie.“
2170„Ine weiz, wes ir iuch trœstet, sprach dō der spilman.
„Wā gesāhet ir ie durch suone   sō manegen helt gān
mit ūf gebunden helmen,   die trüegen swert enhant?
An uns wil dienen Rüedegźr   sīne bürge und sīniu lant.“
2171Bedaz der videlęre   die rede vol gesprach,
Rüedegźren den edelen   man vor dem hūse sach.
Sīnen schilt den guoten   satzte er für den fuoz.
Dō muose er sīnen vriunden   versagen dienest und gruoz.
2172Der edel marcgrāve   rief in den sal:
„Ir küenen Nibelunge,   nū wert iuch über al!
Ir soldet mīn geniezen,   nū engeltet ir mīn.
Ê dō wāren wir vriunde.   Der triuwen wil ich ledec sīn.“
2173Dō erschracten dirre męre   die nōthaften man,
wande ir deheiner vröuden   dā von niht gewan,
daz mit in wolde strīten,   dem si dā wāren holt.
Si heten von ir vīanden   michel arbeit gedolt.
2174„Nūne welle got von himele“,   sprach Gunthźr der degen,
„daz ir iuch genāden   sult an uns bewegen
und der vil grōzen triuwe,   der wir doch heten muot!
Ich wil iu des getrūwen,   daz ir ez nimmźr getuot.“
2175„Jāne mac ich es niht gelāzen!“   sprach dō der küene man,
„Ich muoz mit iu strīten,   wand ich ez gelobt hān.
Nū wert iuch, küenen helde,   sō liep iu sī der līp!
Mich enwolde es niht erlāzen   des künec Etzelen wīp.“
2176„Ir widersaget uns nū ze spāte“,   sprach dō der künec hźr.
„Nū müeze iu got vergelten,   vil edel Rüedegźr,
triuwe unde minne,   die ir uns habt getān,
ob ir ez an dem ende   woldet güetlīcher lān.
2177Wir soldenz immer dienen,   daz ir uns habt gegeben,
ich unde mīne māge,   ob ir uns liezet leben.
Der hźrlīchen gābe,   dō ir uns brāhtet her
in Etzelen lant mit triuwen,   des denket, edel Rüedegźr!“
2178„Wie wol ich iu des gunde“,   sprach Rüedegźr der degen,
„Daz ich iu mīne gābe   mit vollen solde geben
alsō willeclīchen,   als ich des hete wān!
Sōne würde mir dar umbe   nimmźr schelten getān.“
2179„Erwindet, edel Rüedegźr“,   sprach dō Gźrnōt,
„wand ez wirt deheiner   gesten nie erbōt
sō rehte minneclīchen,   sō ir uns habt getān.
Des sult ir wol geniezen,   ob wir bī lebene bestān!“
2180„Daz wolde got“, sprach Rüedegźr,   „vil edel Gźrnōt,
„daz ir ze Rīne węret,   unde ich węre tōt
mit etelīchen źren,   sīt ich iuch sol bestān!
Ez enwart noch nie an helden   wirs von vriunden getān.
2181„Nū lōn iu got, hźr Rüedegźr“,   sprach aber Gźrnōt,
„der vil rīchen gābe!   Mich riuwet iuwer tōt,
sol an iu verderben   sō tugentlīcher muot.
Hie trage ich iuwer wāfen,   daz ir mir gābet, helt guot.
2182Daz ist mir nie geswichen   in aller dirre nōt.
Under sīner ecken   līt manec ritter tōt.
Ez ist lūter unde stęte,   hźrlīch und guot.
Ich węne, sō rīcher gābe   ein recke nimmźr mźr getuot.
2183Unde welt ir niht erwinden,   ir enwelt zuo zuns gān,
slaht ir mir iht der vriunde,   die ich noch hinne hān,
mit iuwer selbes swerte   nim ich iu den līp!
Sō riuwet ir mich, Rüedegźr,   unde iuwer hźrlīch wīp.“
2184„Daz wolde got, hźr Gźrnōt!   Unde möhte daz ergān,
daz aller iuwer wille   węre hie getān.
und daz genesen węre   iuwerer vriunde līp!
Jā sol iu wol getrūwen   beide mīn tohter under mīn wīp!“
2185Dō sprach von Burgonden   der schœnen Uoten kint:
„Wie tuot ir sō, hźr Rüedegźr?   Die mit mir komen sint,
die sint iu alle węge.   Ir grīfet übel zuo.
Die iuwern schœnen tohter   welt ir verwitwen ze vruo.
2186Swenne ir und iuwer recken   mit strīte mich bestāt,
wie rehte unvriuntlīche   ir daz schīnen lāt,
daz ich iu wol getrūwe   für alle ander man,
dā von ich zeinem wībe   iuwer tohter mir gewan!“
2187„Gedenket iuwer triuwe,   vil edel künec hźr,
gesende iuch got von hinnen“,   sō sprach Rüedegźr.
„Lāt die juncvrouwen   niht engelten mīn.
Durch iuwer selbes tugende,   sō ruochet ir genędec sīn!“
2188„Daz tęte ich billīchen“,   sprach Gīselhźr daz kint.
„Die hōhen mīne māge,   die noch hier inne sint,
suln die vor iu ersterben,   sō muoz gescheiden sīn
diu vil stęte vriuntschaft   zuo dir und ouch der tohter dīn.“
2189„Nū müeze uns got genāden!“   sprach der küene man.
Dō huoben si die schilde,   alsō si wolden dan
strīten zuo den gesten   in Kriemhilde sal.
Dō rief vil lūte Hagene   von der stiegen her ze tal:
2190„Belībet eine wīle,   vil edel Rüedegźr!“
Alsō sprach dō Hagene,   „Wir wolden reden mźr,
ich und mīne hźrren,   als uns des twinget nōt.
Waz mac gehelfen Etzelen   unser ellenden tōt?“
2191„Ich stān in grōzen sorgen“,   sprach aber Hagene,
„den schilt, den mir gap vrou   Gotelint ze tragene,
den habent mir die Hiunen   zerhouwen vor der hant.
Ich fuorte in vriuntlīche   in daz Etzelen lant.
2192Daz des got von himele   geruochen wolde,
daz ich schilt sō guoten   noch tragen solde,
sō den dū hāst vor hende,   vil edel Rüedegźr!
Sō bedorfte ich in den stürmen   deheiner halsperge mźr.“
2193„Vil gerne ich dir węre   guot mit mīnem schilde,
torste ich dirn bieten   vor Kriemhilde.
Doch nim dū in hin, Hagene,   und trag in an der hant.
Hey, soldestū in füeren   heim in der Burgonden lant!“
2194Dō er im sō willeclīchen   den schilt ze gebene bōt,
dō wart genuoger ougen   von heizen trehen rōt.
Ez was diu leste gābe,   die sīt immer mźr
gebōt deheinem degene   von Bechelāren Rüedegźr.
2195Swie grimme Hagene węre   und swie herte gemuot,
jā erbarmte im diu gābe,   die der helt guot
bī sīnen lesten zīten   sō nāhen hete getān.
Vil manec ritter edele   mit im trūren began.
2196„Nū lōn iu got von himele,   vil edel Rüedegźr!
Ez wirt iuwer gelīchen   deheiner nimmźr mźr,
der ellenden recken   sō hźrlīche gebe.
Got sol daz gebieten,   daz iuwer tugent immer lebe.
2197Sō wź mir dirre męre!“   sprach aber Hagene,
„Wir heten ander swęre   sō vil ze tragene,
suln wir mit vriunden strīten,   daz sī got gekleit.“
Dō sprach der marcgrāve:   „Daz ist mir inneclīchen leit.“
2198„Nū lōn iu got der gābe,   vil edel Rüedegźr!
Swie halt gein iu gebāren   dise recken hźr,
daz nimmźr iuch gerüeret   in strīte hie mīn hant,
ob ir si alle slüeget,   die von Burgonden lant.“
2199Des neic im mit zühten   der guote Rüedegźr.
Si weinten allenthalben,   daz disiu herzen sźr
niemen gescheiden kunde.   Daz was ein michel nōt.
Vater maneger tugende   lac an Rüedegźren tōt.
2200Dō sprach von dem hūse   Volkźr der spilman:
„Sīt mīn geselle Hagene   den vride hāt getān,
den sult ouch ir stęte   haben von mīner hant.
Daz habt ir wol verdienet,   dō wir kōmen in daz lant.
2201Vil edel marcgrāve,   ir sult mīn bote sīn:
dise rōten bouge   gap mir diu marcgrāvīn,
daz ich si tragen solde   hie zer hōchgezīt.
Die müget ir selbe schouwen,   daz ir mīn geziuc des sīt.“
2202„Daz wolde got von himele“,   sprach dō Rüedegźr,
„daz iu diu marcgrāvinne   noch solde geben mźr!
Diu męre sag ich gerne   der triutinne mīn,
gesihe ich si gesunde.   Des müget ir āne zwīvel sīn.“
2203Als er im daz gelobte,   den schilt huop Rüedegźr.
Des muotes er ertobete.   Dōne beit er dā niht mźr.
Dō lief er zuo den gesten   einem degen gelīch.
Manegen slac vil swinden   sluoc der marcgrāve rīch.
2204Die zwźne stuonden hōher,   Volkźr und Hagene,
wand ez im ź gelobten   die küene degene.
Noch vant er alsō küenen   bī den türen stān,
daz Rüedegźr des strītes   mit grōzen sorgen began.
2205Durch mortrāchen willen   sō liezen in dar īn
Gunthźr und Gźrnōt.   Si heten helde sin.
Dō stuont ūf hōher Gīselhźr.   Ze wāre ez was im leit.
Er versach sich noch des lebenes,   dar umb er Rüedegźren meit.
2206Dō sprungen zuo den vīanden   des marcgrāven man.
Man sach si nāch ir hźrren   vil degenlīche gān.
Diu snīdenden wāfen   si truogen an der hant.
Des brast dā vil der helme   und manec hźrlīcher rant.
2207Dō sluogen die vil müeden   manegen herten slac
den von Bechelāren,   der eben und tiefe wac,
durch die liehten ringe   vaste unz ūf daz verch.
Si tāten in dem sturme   diu vil hźrlīchen werc.
2208Daz edel ingesinde   was nū komen gar dar īn.
Volkźr und Hagene,   die sprungen balde hin.
Sine gāben vride niemen   wan dem einem man.
Von ir beider handen   daz bluot durch helme nider ran.
2209Wie rehte grimmeclīchen   vil manec swert dar inne erklanc!
Vil der schilde spangen   ūz den slegen spranc.
Des reis ir schiltgesteine   verhouwen in daz bluot.
Si vāhten alsō grimme,   daz man ez nimmźr mźr getuot.
2210Der vogt von Bechelāren   gie wider und dan,
alsō der mit ellen   in sturme werben kan.
Dem tet des tages Rüedegźr   harte wol gelīch,
daz er ein recke węre   vil küene und ouch vil lobelīch.
2211Hie stuonden dise recken,   Gunthźr unde Gźrnōt.
Si sluogen in dem sturme   vil manegen helt tōt.
Gīselhźr und Dancwart,   die zwźn ez ringe wac.
Des vrumten si vil manegen   unz ūf ir jungesten tac.
2212Vil wol zeigete Rüedegźr,   daz er was starc genuoc,
küene unde wol gewāfent.   Hey, waz er helde sluoc!
Daz sach ein Burgonde.   Zornes gie im nōt.
Dā von begunde nāhen   des edelen Rüedegźres tōt.
2213Gźrnōt der starke,   den helt ruofte er an.
Er sprach zem marcgrāven:   „Ir welt mir mīner man
niht genesen lāzen,   vil edel Rüedegźr.
Daz müet mich āne māze.   Ich enkans niht angesehen mźr.
2214Nū mac iu iuwer gābe   wol ze schaden komen,
sīt ir mir mīner vriunde   habt sō vil genomen.
Nū wendet iuch her umbe,   vil edel küene man!
Iuwer gābe wirt verdienet,   sō ich aller beste kan.“
2215Ê daz der marcgrāve   zuo zim vol kom dar,
des muosen liehte ringe   werden missevar.
Dō sprungen zuo ein ander   die źre gernde man.
Ir ietwederer schermen   für starke wunden began.
2216Ir swert sō scherpfe wāren,   ez enkunde niht gewegen.
Dō sluoc Gźrnōten   Rüedegźr der degen
durch helm vlinsherten,   daz nider vlōz daz bluot.
Daz vergalt im schiere   der ritter küene und guot.
2217Die Rüedegźres gābe   an hende er hōhe wac.
Swie wunt er zem tōde węre,   er sluoc im einen slac
durch den schilt vil guoten   unz ūf diu helmgespan.
Dā von sō muose ersterben   der schœnen Gotelinde man.
2218Jāne wart nie wirs gelōnet   sō rīcher gābe mźr.
Dō vielen beide erslagene,   Gźrnōt und Rüedegźr,
gelīche in dem sturme   von ir beider hant.
Aller źrst erzurnde Hagene,   dō er den grōzen schaden vant.
2219Dō sprach der helt von Tronege:   „Ez ist uns übel komen.
Wir haben an in beiden   sō grōzen schaden genomen,
den nimmer überwindent   ir liute und ouch ir lant.
Die Rüedegźres helde   sint unser ellenden pfant.“
2220„Ouwź mīnes bruoder,   der tōt ist hie gevrumt!
Waz mir der leiden męre   zallen zīten kumt!
Ouch muoz mich immer riuwen   der edel Rüedegźr.
Der schade ist beidenthalben,   und diu vil grœzlīchen sźr.“
2221Dō Gīselhźr der hźrre   sach sīnen sweher tōt,
die dō dar inne wāren,   die muosen līden nōt.
Der tōt der suochte sźre,   dā sīn gesinde was.
Der von Bechelāren   dō langer einer niht genas.
2222Dō Gunthźr unde Gīselhźr,   und ouch Hagene,
Dancwart unde Volkźr,   die guoten degene,
die giengen, dā si funden   ligen die zwźne man,
dō wart dā von den helden   mit jāmer weinen getān.
2223„Der tōt uns sźre roubet“,   sprach Gīselhźr daz kint.
„Nū lāzet iuwer weinen,   und gź wir an den wint,
daz uns die ringe erküelen,   uns strītmüeden man.
Jā węn uns got von himele   niht lenger hie ze lebene gan!“
2224Den sitzen, disen leinen,   sach man manegen degen.
Si wāren aber müezec.   Dā wāren tōt gelegen
die Rüedegźres helde.   Vergangen was der dōz.
Sō lange werte diu stille,   daz sīn Etzelen verdrōz.
2225„Ouwź dirre dieneste!“   sprach des küneges wīp,
„Diene sint sō stęte,   daz vīande līp
müge des engelten   von Rüedegźres hant.
er wil si wider bringen   in der Burgonden lant.
2226Waz hilfet, künec Etzel,   daz wir geteilet hān
mit im, swaz er wolde?   Der helt hāt missetān.
Der uns dā solde rechen,   der wil der suone pflegen.“
Des antwurte Volkźr,   der vil zierlīche degen:
2227„Der rede enist niht sō, leider,   vil edel küneges wīp.
Getorste ich heizen liegen   alsus edelen līp,
sō het ir tiuvellīchen   an Rüedegźren gelogen.
Er und die sīnen degene   sint an der suone gar betrogen.
2228Er tet sō volleclīche,   daz im der künec gebōt,
daz er unde sīn gesinde   ist hie gelegen tōt.
Nū sehet alumbe, Kriemhilt,   wem ir gebieten welt.
Iu hāt unz ūf den ende   gedienet Rüedegźr der helt.
2229Welt ir des niht gelouben,   man solz sehen lān.“
Durch ir herzen leide,   sō wart dō daz getān:
man truoc den helt verhouwen,   dā in der künec sach.
Den Etzelen degenen   sō rehte leide nie geschach.
2230Dō si den marcgrāven   sāhen tōten tragen,
ez enkunde dehein schrībęre   gebrieven noch gesagen
die manege ungebęre   von wībe unde ouch von man,
diu sich von herzen jāmer   aldā zeigen began.
2231Der Etzelen jāmer   wart alsō grōz,
als eines lewen stimme   der rīche künec erdōz
mit herezeleiden wuofe.   Alsam tet ouch sīn wīp.
Si klageten ungefuoge   des guoten Rüedegźres līp.

wie hêrn Dietrîches man alle erslagen wurden
{ 38 }
Wie Dietrichs Recken alle erschlagen wurden.
2232Dō hōrte man allenthalben   jāmer alsō grōz,
daz palas und türne   von dem wuofe erdōz.
Dō hōrte ez ouch von Berne   ein Dieterīches man.
Durch disiu starken męre   wie balde er gāhen began!
2233Dō sprach er zuo dem fürsten:   „Hœrt, mīn hźr Dieterīch,
swaz ich noch her gelebt hān,   sō rehte unmügelīch
gehōrte ich klage nie mźre,   als ich nū hān vernomen.
Ich węn, der künec Etzel   ist selbe zuo dem schaden komen.
2234Wie möhtens anders alle   haben sölchen muot?
Der künec oder Kriemhilt:   ir einez, daz ist tōt
von den küenen gesten   durch ir nīt gelegen.
Ez weinet ungefuoge   vil manec zierlīcher degen.“
2235Dō sprach der helt von Berne:   „Mīne vil lieben man,
nū gāhet niht ze sźre!   Swaz hie hānt getān
die ellenden recken,   des gāt in michel nōt,
unde lāt si des geniezen,   daz ich in mīnen vride enbōt!“
2236Dō sprach der küene Wolfhart:   „Ich wil dar gān
unde wil vrāgen der męre,   waz si hānt getān
und wilz iu sagen danne,   vil lieber hźrre mīn,
als ich ez dort ervinde,   waz diu klage müge sīn.“
2237Dō sprach der hźrre Dieterīch:   „Swā man zornes sich versiht,
ob ungefüege vrāge   danne dā geschiht,
daz betrüebet līhte   den guoten recken ir vil hōhen muot.
Jāne wil ich niht, Wolfhart,   daz ir die vrāge gein in tuot!“
2238Dō bat er Helpfrīchen   vil balde dar gān
und hiez in daz ervinden   an Etzelen man,
oder an den gesten selben,   waz węre dā geschehen.
Dōne hete man von liuten   sō grōzen jāmer nie gesehen.
2239Der bote begunde vrāgen:   „Waz ist hie getān?“
Dō sprach einer drunder:   „Dā ist vil gar zergān,
swaz wir vröuden heten   in der Hiunen lant.
Hie līt erslagen Rüedegźr   von der Burgonden hant.
2240Die mit im dar īn kōmen,   der ist einer niht genesen.“
Dōne kunde Helpfrīche   nimmźr leider wesen.
Jāne gesagete er męre   sō rehte ungerne nie.
Der bote zuo Dieterīche   vil sźre weinende gie.
2241„Waz habt ir uns erfunden?“   sprach dō Dieterīch,
„Wie weinet ir sō sźre,   degen Helpfrīch?“
Dō sprach der edele recke:   „Ich mac wol balde klagen.
Den guoten Rüedegźren   hānt die Burgonde erslagen.“
2242Dō sprach der helt von Berne:   „Daz ensol niht wellen got!
Daz węre ein starkiu rāche   unde ouch des tiuvels spot.
Wā mit hete Rüedegźr   an in daz versolt?
Jā ist mir daz wol künde,   er ist den ellenden holt!“
2243Des antwurte Wolfhart:   „Unde heten siz getān,
sō solt ez in allen   an ir leben gān.
Ob wirz in vertrüegen,   des węre wir geschant.
Jā hāt uns vil gedienet   des guoten Rüedegźres hant!“
2244Der vogt der Amelunge   hiez ez ervinden baz.
Vil harte senelīche   er in ein venster saz.
Dō bat er Hildebranden   zuo den gesten gān,
daz er an in erfünde,   waz dā węre getān.
2245Der sturmküene recke,   meister Hildebrant,
weder schilt noch wāfen   truoc er an der hant.
Er wolde in sīnen zühten   zuo den gesten gān.
Von sīner swester kinde   wart im ein strāfen getān.
2246Dō sprach der grimme Wolfhart:   „Welt ir dar blōzer gān,
sō mac ez an ein schelten   nimmźr wol gestān.
Sō müezet ir lasterlīchen   tuon die widervart.
Kumt ir dar gewāfent,   daz etelīcher wol bewart.“
2247Dō garte sich der wīse   durch des tumben rāt.
Ê daz ers innen würde,   dō wāren in ir wāt
alle Dieterīches recken   und truogen swert enhant.
Dem helde was leide.   Vil gerne hete erz erwant.
2248Er vrāgte, war si wolden.   „Wir wellen mir iu dar.
Waz, ob von Tronege Hagene   deste wirs getar
gein iu mit spotte sprechen,   des er wol kan pflegen?“
Dō er daz gehōrte,   dā von gestatte es in der degen.
2249Dō sach der küene Volkźr   wol gewāfent gān
die recken von Berne,   die Dieterīches man,
begürtet mit den swerten.   Si truogen schilt enhant.
Er sagete ez sīnem hźrren   ūzer Burgonden lant.
2250Dō sprach der videlęre:   „Ich sihe dort her gān
sō rehte vīentlīche,   die Dieterīches man,
gewāfent under helme.   Si wellent uns bestān.
Ich węn, ez an daz übele   welle uns ellenden gān.“
2251In den selben zīten   kom ouch Hildebrant.
Dō satzte er für die füeze   sīnes schildes rant.
Er begunde vrāgen   die Gunthźres man:
„Ouwź, ir guoten helde,   waz hete iu Rüedegźr getān?
2252Mich hāt mīn hźrre Dieterīch   her zuo ziu gesant.
Ob erslagen hete   iuwer deheines hant
den edelen marcgrāven,   als uns daz ist geseit,
wir enkunden überwinden   niht diu grœzlīchen leit.“
2253Dō sprach von Tronege Hagene:   „Daz męre ist ungelogen,
wie wol ich iu des gunde,   hete iuch der bote betrogen,
durch Rüedegźres liebe,   daz noch lebte sīn līp,
den immer mugen weinen   beide man und ouch diu wīp.“
2254Dō si daz rehte erhōrten,   daz er węre tōt,
dō klageten in die recken.   Ir triuwe in daz gebōt.
Den Dieterīches recken   sach man trehene gān
über berte unde über kinne.   In was vil leide getān.
2255Der herzoge von Berne,   Sigestap, dō sprach:
„Nū hāt gar ein ende   genomen der gemach,
den uns ie gefüegete Rüedegźr   nāch unser leide tagen.
Vröude ellender diete   līt an Rüedegźr erslagen.“
2256Dō sprach von Amelungen   der degen Wolfwīn:
„Und ob ich hiute sęhe   tōt den vater mīn,
mir enwurde nimmźr leider   danne umbe sīnen līp.
Ouwź, wer sol nū trœsten   des edelen marcgrāven wīp?“
2257Dō sprach in zornes muote   der degen Wolfhart:
„Wer wīset nū die recken   sō manege herevart,
alsō der marcgrāve   vil dicke hāt getān?
Ouwź, vil edel Rüedegźr,   daz wir dich sus verlorn hān!“
2258Wolfprant und Helpfrīch   und ouch Helmnōt
mit allen ir vriunden   klagten sīnen tōt.
Vor sūfte mohte vrāgen   niht mźre Hildebrant.
Er sprach:  „Nū tuot, ir degene,   dar nāch mīn hźrre hāt gesant:
2259Gebt uns Rüedegźren   alsō tōten ūz dem sal,
an dem gar mit jāmer   līt unser vröuden val!
Lāt uns an im dienen,   daz er ie hāt begān
an uns vil grōze triuwe   und an manegem andern man.
2260Wir sīn ouch ellende,   als Rüedegźr der degen.
Wes lāzet ir uns bīten?   Lāt in uns after wegen
tragen, daz wir nāch tōde   lōnen noch dem man.
Wir hetenz billīche   bī sīnem lebene getān.“
2261Dō sprach der künec Gunthźr:   „Nie dienest wart sō guot,
sō den ein vriunt vriunde   nāch dem tōde tuot.
Daz heiz ich stęte triuwe,   der die kan begān.
Ir lōnet im nāch schulden.   Er hāt iu liebes vil getān.“
2262„Wie lange suln wir vlźgen?“   sprach Wolfhart der degen.
„Sīt unser trōst der beste   von iu ist tōt gelegen,
und wir sīn leider mźre   mügen niht gehaben,
lāt in uns hinnen tragen,   daz wir den recken begraben!“
2263Des antwurte Volkźr:   „Niemen in iu gīt.
Nemt in in dem hūse,   dā der degen līt
mit starc verchwunden,   gevallen in daz bluot!
Sō ist ez ein voller dienest,   den ir Rüedegźren tuot.“
2264Dō sprach der küene Wolfhart:   „Got weiz, hźr spilman,
ir endürfet uns niht reizen.   Ir habt uns leit getān.
Getorste ich vor mīnem hźrren,   sō kœmen irs in nōt.
Des müezen wirz lāzen,   wand er uns strīten hie verbōt.“
2265Dō sprach der videlęre:   „Der vorhte ist gar ze vil,
swaz man im verbiutet,   der ez allez lāzen wil.
Daz kan ich niht geheizen   rehten heldes muot.“
Diu rede dūhte Hagenen   von sīnem hergesellen guot.
2266„Des enlāt iuch niht belangen!“   sprach aber Wolfhart.
„Ich entrihte iu sō die seiten,   swenne ir die widervart
rītet gein dem Rīne,   daz ir ez wol muget sagen.
Iuwer übermüeten   mac ich mit źren niht vertragen!“
2267Dō sprach der videlęre:   „Swenne ir die seiten mīn
verirret guoter dœne,   der iuwer helmes schīn,
der muoz vil trüebe werden   von der mīnen hant,
swie halt ich gerīte   in der Burgonden lant.“
2268Dō wolde er zuo zim springen,   wande daz in niht enlie
Hildebrant.  Sīn œheim   in vaste zim gevie:
„Ich węne, dū woldest toben   durch den tumben zorn.
Mīnes hźrren hulde   hetes dū immer mźr verlorn.“
2269„Lāt abe den lewen, meister!   Er ist sō grimme gemuot.
Kumt aber er mir zen handen“,   sprach Volkźr, der degen guot,
„hete er die werlt alle   mit sīner hant erslagen,
ich slahe in, daz erz widerspel   nimmźr mźr darf gesagen.“
2270Des wart vil harte erzürnet   der Bernęre muot.
Den schilt gezucte Wolfhart,   ein sneller degen guot.
Alsam ein lew wilder   lief er vor in dan.
Im wart ein gāhez volgen   von sīnen vriunden getān.
2271Swie wīter sprünge er pflęge   für des sales want,
doch ergāhte in vor der stiege   der alte Hildebrant.
Er enwolde in vor im lāzen   niht komen in den strīt.
Si funden, daz si suochten,   an den ellenden sīt.
2272Dō gespranc zuo Hagenen   meister Hildebrant.
Diu swert man hōrte erklingen   an ir beider hant.
Si wāren sźre erzürnet,   daz mohte man kiesen sint.
Von ir zweier swerten   gie fiuwer rōter wint.
2273Die wurden dō gescheiden   in des sturmes nōt.
Daz tāten die von Berne,   als in ir kraft gebōt.
Zehant dō wante Hildebrant   von Hagenen wider dan.
Dō lief der starke Wolfhart   den küenen Volkźren an.
2274Er sluoc den videlęre   ūf den helm guot,
daz des swertes ecke   unz an die spangen wuot.
Daz vergalt mit ellen   der küene spilman.
Dō sluoc er Wolfharten,   daz er stieben began.
2275Des fiuwers ūz den ringen   hiuwen si genuoc.
Haz ir iegelīcher   dem andern dā truoc.
Die schiet dō von Berne   der degen Wolfwīn.
Ob ez ein helt niht węre,   des enkunde niht gesīn.
2276Gunthźr der recke   mit vil willeger hant
enpfie die helde męre   von Amelunge lant.
Gīselhźr der hźrre,   diu liehten helmvaz,
der vrumte er dā vil manegez   von bluote rōt unde naz.
2277Dancwart, Hagenen bruoder,   was ein grimmec man.
Swaz er dā vor hete   in strīte ie getān
den Etzelen recken,   daz was gar ein wint.
Nū vaht vil tobelīche   des küenen Aldrīānes kint.
2278Ritschart unde Gźrbart,   Helpfrīch unde Wīchart,
die heten in manegen stürmen   vil selten sich gespart.
Des brāhten si wol innen   die Gunthźres man.
Dō sach man Wolfpranden   in strīte hźrlīche gān.
2279Dō vaht, alsam er wuote,   der alte Hildebrant.
Vil der guoten recken   vor Wolfhartes hant
mit tōde muosen vallen   von swerten in daz bluot.
Sus rāchen Rüedegźren   die recken küene unde guot.
2280Dō vaht der hźrre Sigestap,   als im sīn ellen riet.
Hey, waz er in dem strīte   guoter helme verschriet
den sīnen vīanden,   Dieterīches swester sun!
Er enkunde in dem sturme   nimmźr bezzers niht getuon.
2281Volkźr der starke, dō er daz ersach,
daz Sigestap der küene   den bluotegen bach
hiu ūzer herten ringen,   daz was dem helde zorn.
Er spranc im hin engegene.   Dō hete Sigestap verlorn
2282von dem videlęre   vil schiere dā daz sīn leben.
Er begunde im sīner künste   alsölchen teil dā geben,
daz er von sīnem swerte   muose ligen tōt.
Daz rach der alte Hildebrant,   als im sīn ellen daz gebōt.
2283„Ouwź liebes hźrren“,   sprach meister Hildebrant,
„der hie līt erstorben   von Volkźres hant!
Nū sol der videlęre   langer niht genesen!“
Hildebrant der küene,   wie kunde er grimmer gewesen?
2284Dō sluoc er Volkźren,   daz im diu helmbant
stuben allenthalben   zuo des sales want
von helme und ouch von schilde,   dem küenen spileman.
Dā von der starke Volkźr   dō den ende dā gewan.
2285Dō drungen zuo dem strīte   die Dieterīches man.
Si sluogen, daz die ringe   vil verre dręten dan,
und daz man ort der swerte   vil hōhe vliegen sach.
Si holten ūz den helmen   den heize vliezenden bach.
2286Dō sach von Tronege Hagene   Volkźren tōt.
Daz was zer hōchgezīte   sīn aller meistiu nōt,
die er dā hete gewunnen   an māgen und ouch an man.
Ouwź, we harte Hagene   den helt dō rechen began!
2287„Nūne sol es niht geniezen   der alte Hildebrant!
Mīn helfe līt erslagen   von des heldes hant,
der beste hergeselle,   den ich ie gewan.“
Den schilt er ructe hōher.   Dō gie er houwende dan.
2288Helpfrīch der küene   Dancwarten sluoc.
Gunthźre unde Gīselhźre,   den was ez leit genuoc,
dō si in vallen sāhen   in der starken nōt.
Er hete mit sīnen handen   vil wol vergolten sīnen tōt.
2289Die wīle gie dō Wolfhart   beide wider unde dan,
allez houwende   die Gunthźres man.
Er was die dritten kźre   komen durch den sal.
Dā viel von sīnen handen   vil manec recke ze tal.
2290Dō rief der hźrre Gīselhźr   Wolfharten an:
„Ouwź, daz ich sō grimmen   vīant ie gewan!
Edel ritter küene,   nū wendet gegen īn!
Ich wilz helfen enden.   Ez enmac niht lenger gesīn.“
2291Zuo Gīselhźre kźrte   Wolfhart in den strīt.
Dō sluoc ietwederer   vil manege wunden wīt.
Sō rehte krefteclīchen   er zuo dem künegte dranc,
daz imez bluot under füezen   al über daz houbet spranc.
2292Mit swinden slegen grimme,   der schœnen Uoten kint,
enpfie er Wolfharten,   den küenen helt, sint.
Swie starc der degen węre,   er enkunde niht genesen.
Ez endorfte künec sō junger   nimmźr küener gewesen.
2293Dō sluoc der Wolfharten   durch eine brünne guot,
daz im von der wunden   nider vlōz daz bluot.
Er wunte zuo dem tōde   den Dieterīches man.
Ez enhete ān einen recken   ze wāre niemen getān.
2294Alsō der küene Wolfhart   der wunden dō enpfant,
den schilt, den liez er vallen.   Hōher an der hant
huop er ein starkez wāfen,   daz was starc genuoc.
Durch helm und durch ringe   der helt dō Gīselhźren sluoc.
2295Si heten beide ein ander   den grimmen tōt getān.
Dōne lebte ouch niht mźre   der Dieterīches man.
Hildebrant der alte   Wolfharten vallen sach.
Im węne vor sīnem tōde   sō rehte leide nie geschach.
2296Dō wāren gar erstorben   die Gunthźres man
und ouch die Dieterīches.   Hildebrant was gegān,
dā Wolfhart was gevallen   nider in daz bluot.
Er besloz mit armen   den recken küene und guot.
2297Er wolde in ūzem hūse   mit im tragen dan.
Er was ein teil ze swęre.   Er muose in ligen lān.
Dō blicte ouch ūz dem bluote   der rźwende man.
Er sach wol, daz im gerne   sīn neve hete geholfen dan.
2298Dō sprach der tōtwunde:   „Vil lieber œheim mīn,
ir müget an disen zīten   mir niht vrum gesīn.
Nū hüetet iuch vor Hagenen,   jā dunket ez mich guot!
Er treit in sīnem herzen   einen grimmigen muot.
2299Unde ob mich māge   nāch tōde wellen klagen,
den nęhesten und den besten,   den sult ir von mir sagen,
daz si nāch mir niht weinen.   Daz ist āne nōt.
Vor eines küneges handen   lige ich hie hźrlīchen tōt.
2300Ich hān ouch sō vergolten   hier inne mīnen līp,
daz ez wol mugen beweinen   der guoten ritter wīp.
Ob iuch des iemen vrāge,   sō müget ir balde sagen,
vor mīn eines handen   ligent wol hundert erslagen.“
2301Dō gedāhte ouch Hagene   an den spileman,
dem der küene Hildebrant   sīn leben an gewan.
Dō sprach er zuo dem degene:   „Ir geltet mīniu leit.
Ir habt uns hinne erbunnen   vil maneges recken gemeit.“
2302Er sluoc ūf Hildebranden,   daz man wol vernam
Balmungen diezen,   den er Sīvride nam,
Hagene der küene,   dā er den helt ersluoc.
Dō werte sich der alte.   Jā was er küene genuoc.
2303Der recke Dieterīches   sluoc ein wāfen breit
ūf den helt von Tronege,   daz ouch vil sźre sneit.
Dōne kunde er niht verwunden   den Gunthźres man.
Dō sluoc aber in Hagene   durch eine brünne wol getān.
2304Dō der alte Hildebrant   der wunden enpfant,
dō vorhte er schaden mźre   von der Hagenen hant.
Den schilt warf über rucke   der Dieterīches man.
Mit der starken wunden   der helt dō Hagenen entran.
2305Dā was niemen lebende   aller der degene
niuwan die einen zwźne,   Gunthźr und Hagene.
Mit bluote gie berunnen   der alte Hildebrant.
Er brāhte leidiu męre,   dā der Dieterīchen vant.
2306Dō sach er trūreclīche   sitzen hie den man.
Der leide michel mźre   der fürste dō gewan.
Er sach ouch Hildebranden   in sīner brünne rōt.
Dō vrāgete er der męre,   als im diu sorge gebōt:
2307„Nū sagt mir, meister Hildebrant,   wie sīt ir sō naz
von dem verchbluote,   oder wer tet iu daz?
Ich węne, ir mit den gesten   zem hūse habt gestriten.
Ich verbōt ez iu sō sźre.   Ir het ez billīche vermiten.“
2308Dō sagte er sīnem hźrren:   „Ez tet Hagene.
Der sluoc mir dise wunden   in dem gademe,
dō ich von dem recken wolde wenden dan.
Mit dem mīnem lebene   ich dem tiuvel vil kūme entran.“
2309Dō sprach der Bernęre:   „Vil rehte ist iu geschehen,
dō ir mich vriuntschefe   den recken hōrtet jehen,
daz ir den vride brāhtet,   den ich in hete gegeben.
Hete ich es niht immer schande,   ir soldet verliesen daz leben.“
2310„Nū zürnet niht sō sźre,   mīn hźr Dieterīch,
an mir und mīnen vriunden   der schade ist al ze rīch.
Wir wolden Rüedegźren   getragen haben dan.
Des enwolden uns niht gunnen   des künec Gunthźres man.“
2311„Sō wź mir dirre leide!   Ist Rüedegźr doch tōt!
Daz muoz mir sīn ein jāmer   vor aller mīner nōt.
Gotelint diu edele   ist mīner basen kint.
Âch wź der armen weisen,   die dā ze Bechelāren sint!
2312Triuwen unde leides   mant mich sīn tōt.“
Er begunde starke weinen.   Des gie dem helde nōt.
„Ouwź getriuwer helfe,   die ich verlorn hān!
Jāne überwinde ich nimmźr   des künec Etzelen man!
2313Müget ir mir, meister Hildebrant,   diu męre rehte sagen,
wer der recke węre,   der in dā habe erslagen?“
Er sprach:  „Daz tet mit kreften   der starke Gźrnōt.
Vor Rüedegźres henden   ist ouch der helt gelegen tōt.“
2314Er sprach ze Hildebrande:   „Nū sagt mīnen man,
daz si sich balde wāfen,   wand ich wil dar gān,
unde heizet mir gewinnen   mīn liehtez wīcgewant.
Ich wil selbe vrāgen   die helde ūzer Burgonden lant.“
2315Dō sprach meister Hildebrant:   „Wer sol zuo ziu gān?
Swaz ir habt der lebenden,   die seht ir hie bī iu stān.
Daz bin ich alterseine.   Die andern, die sint tōt.“
Dō erschracte er dirre męre.   Des gie im węrlīche nōt,
2316Wand er leit sō grōzez   zer werlde nie gewan.
Er sprach:  „Unde sint erstorben   alle mīne man,
sō hāt mīn got vergezzen,   ich armer Dieterīch.
Ich was ein künec hźre,   vil gewaltec und rīch.
2317Wie kunde ez sich gefüegen“,   sprach hźr Dieterīch,
„daz si all sint erstorben,   die helde lobelīch,
von den strītmüeden,   die doch heten nōt?
Wande durch mīn ungelücke,   in węre vremde noch der tōt.
2318Sīt daz es mīn unsęlde   niht langer wolde entwesen,
sō sagt mir:  ist der geste   noch iemen genesen?“
Dō sprach meister Hildebrant:   „Daz, weiz got, niemen mźr
niuwan Hagene aleine   unde Gunthźr, der künec hźr.“
2319„Ouwź, lieber Wolfhart,   sol ich dich hān verlorn,
sō mac mich balde riuwen,   daz ich ie wart geborn,
Sigestap und Wolfwīn,   und ouch Wolfprant!
Wer sol mir danne helfen   in der Amelunge lant?
2320Helpfrīch der vil küene,   und ist mir der erslagen,
Gźrbart und Wīchart,   wie solde ich die verklagen?
Daz ist an mīnen vröuden   mir der leste tac.
Ouwź, daz vor leide   niemen sterbene mac.“

wie Gunthźr unde Hagene unde Kriemhilt wurden erslagen
{ 39 }
Wie Gunther, Hagen und Kriemhild erschlagen wurden.
2321Dō suochte der hźrre Dieterīch   selbe sīn gewant.
Im half, daz er sich wāfente,   meister Hildebrant.
Dō klagete alsō sźre   der kreftige man,
daz daz hūs erdiezen   von sīner stimme began.
2322Dō gewan er wider   rehten heldes muot.
In grimme wart gewāfent   dō der helt guot.
Einen schilt vil vesten   nam er an die hant.
Si giengen dannen balde,   er unde meister Hildebrant.
2323Dō sprach von Tronege Hagene:   „Ich sihe dort her gān
hźrren Dieterīchen.   Der wil uns bestān
nāch sīnem starkem leide,   daz im ist hie geschehen.
Man sol daz hiute kiesen,   wem man des besten müge jehen.
2324Jāne dunket sich von Berne   der hźrre Dieterīch
nie sō starc des lībes   und ouch sō griuwelīch,
und wil erz an uns rechen,   daz im ist getān“
also redete Hagene,   „Ich tar in rehte wol bestān!“
2325Dise rede hōrte Dieterīch   und ouch Hildebrant.
Er kom, dā er die recken   beide stźnde vant
ūzen vor dem hūse,   geleinet an den sal.
Sīnen schilt den guoten,   den satzte Dieterīch ze tal.
2326In leideclīchen sorgen   sprach dō Dieterīch:
„Wie habt ir sō geworben,   Gunthźr, künec rīch,
wider mich ellenden?   Waz hete ich iu getān?
Alles mīnes trōstes,   des bin ich hie eine bestān.
2327Iuch endūhte niht der volle   an der grōzen nōt,
dō ir uns Rüedegźren   den helt sluoget tōt.
Nū habet ir mir erbunnen   aller mīner man.
Jāne hete ich iu helden   sölcher leide niht getān!
2328Gedenket an iuch selben   unde an iuwer leit,
tōt der iuwern vriunde   und ouch diu arbeit,
ob ez iu guoten recken   beswęret iht den muot.
Ouwź, wie rehte unsanfte   mir tōt der Rüedegźres tuot!
2329Ez geschach ze dirre werlde   nie leider manne mźr.
Ir gedāchtet übele   an mīn und an iuwer sźr.
Swaz ich vriunde hete,   die sint von iu erslagen.
Jāne kan ich nimmźr mźre   die mīnen māge verklagen!“
2330„Jāne sīn wir niht sō schuldec!“   sprach dō Hagene,
„Ez giengen zuo disem hūse   iuwer degene
gewāfent wol ze vlīze,   mit einer schar sō breit.
Mich dunket, daz diu męre   iu niht rehte sīn geseit!“
2331„Waz sol ich gelouben mźre?   Mir seite ez Hildebrant,
dō mīne recken gerten   von Amelunge lant,
daz ir in Rüedegźren   gębet ūz dem sal,
dō but ir niuwan spotten   den küenen helden her ze tal.“
2332Dō sprach der künec von Rīne:   „Si jāhen wolden tragen
Rüedegźren hinnen.   Den hiez ich in versagen,
Etzelen ze leide   und niht den dīnen man,
unz daz dō Wolfhart   dar umbe schelten began.“
2333Dō sprach der helt von Berne:   „Ez muoste źt alsō sīn.
Gunthźr, künec edele,   durch die zuht dīn,
ergetze mich der leide,   die mir von dir sint geschehen,
und süene ez, ritter küene,   daz ich des künne dir gejehen!
2334Ergip dich mir ze gīsel,   dū und ouch dīn man,
sō wil ich behüeten,   sō ich aller beste kan,
daz dir zen Hiunen   niemen niht entuot.
Dūne solt an mir niht vinden   niuwan triuwen und guot.“
2335„Daz enwelle got von himele“,   sprach dō Hagene,
„daz sich dir ergęben   zwźne degene,
die noch werlīche   gewāfent gegen dir stānt
und noch sō ledeclīche   vor ir vīanden gānt!“
2336„Ir ensult ez niht versprechen“,   sō redete Dieterīch,
„Gunthźr unde Hagene.   Ir habt beide mich
sō sźre beswęret,   daz herze und ouch den muot,
welt ir mich ergetzen,   daz ir ez vil billīche tuot.
2337Ich gibe iu mīne triuwe   und sicherlīche hant,
daz ich mit iu rīte   heim in iuwer lant.
Ich leite iuch nāch den źren,   oder ich gelige tōt,
und wil durch iuch vergezzen   der mīnen grœzlīchen nōt.“
2338„Nūne muotet sīn niht mźre!“   sprach aber Hagene,
„Von uns zimt daz męre   niht wol ze sagene,
daz sich iu ergęben   zwźne alsō küene man.
Nū siht man bī iu niemen   wan eine Hildebranden stān.“
2339Dō sprach meister Hildebrant:   „Got weiz, hźr Hagene,
der iu den vride biutet   mit iu ze tragene,
ez kumt noch an die stunde,   daz ir möhtet nemen
die suone mīnes hźrren   möht ir iu lāzen gezemen.“
2340„Jā nęme ich die suone“,   sprach aber Hagene,
“ź ich sō lasterlīche   ūze einem gademe
vlühe, meister Hildebrant,   als ir hie habt getān!
Ich węne, daz ir kundet   baz gein vīanden stān!“
2341Des antwurte Hildebrant:   „Zwiu verwīzet ir mir daz?
Nū, wer was, der ūf einem schilde   vor dem Waskensteine saz,
dō im von Spānje Walthźr   sō vil der vriunde sluoc?
Ouch habt ir noch ze zeigen   an iu selben genuoc!“
2342Dō sprach der hźrre Dieterīch:   „Ez enzimt niht helde līp,
daz si suln schelten   sam diu alten wīp.
Ich verbiut iu, Hildebrant,   daz ir niht sprechet mźr.
Mich ellenden recken   twingent grœzlīchiu sźr.
2343Lāt hœren“, sprach Dieterīch,   „recke Hagene,
waz ir beide spręchet,   snellen degene,
dō ir mich gewāfent   zuo ziu sāhet gān.
Ir jāhet, daz ir eine   mit strīte woldet mich bestān.“
2344„Jāne lougent iu des niemen“,   sprach Hagene der degen,
„Ine wellez hie versuochen   mit den starken slegen,
ez ensī daz mir zebreste   daz Nibelunges swert!
Mir ist zorn, daz unser beider   ist ze gīsel hie gegert!“
2345Dō Dieterīch gehōrte   den grimmen Hagenen muot,
den schilt vil balde zucte   der snelle degen guot.
Wie balde gein im Hagene   von der stiege spranc!
Nibelunges swert daz guote   vil lūte ūf Dieterīche erklanc.
2346Dō wesse wol hźr Dieterīch,   daz der küene man
vil grimmes muotes węre.   Schermen im began
der hźrre von Berne   vor angestlīchen slegen.
Wol erkande er Hagenen,   den vil zierlīchen degen.
2347Ouch vorhte er Balmungen,   ein wāfen starc genuoc.
Under wīlen Dieterīch   mit listen wider sluoc,
unz daz er Hagenen   mit strīte doch betwanc.
er sluoc im eine wunden,   diu was tief unde lanc.
2348Dō dāhte der hźrre Dieterīch:   „Dū bist in nœten erwigen.
Ich hāns lützel źre,   soltū tōt vor mir geligen.
Ich wilz sus versuochen,   ob ich ertwingen kan
dich mir ze einem gīsel.“   Daz wart mit sorgen getān.
2349Den schilt, den liez er vallen.   Sīn sterke, diu was grōz.
Hagenen von Tronege   mit armen er beslōz.
Des wart dō betwungen   von im der küene man.
Gunthźr der edele   dar umbe trūren began.
2350Hagenen bant Dieterīch   und fuorte in, dā er vant
die edelen küneginne,   und gap ir bī der hant
den küenesten recken,   der ie swert getruoc.
Nāch ir vil starkem leide   dō wart si vrœlīch genuoc.
2351Vor liebe neic dem degene   daz Etzelen wīp
„Immer sī dir sęlic   dīn herze und ouch der līp!
Dū hāst mich wol ergetzet   aller mīner nōt.
Daz sol ich immer dienen,   mich ensūme danne der tōt.“
2352Dō sprach der hźrre Dieterīch:   „Ir sult in lān genesen,
edeliu küneginne,   und mac daz noch gewesen,
wie wol er iuch ergetzet,   daz er iu hāt getān.
Er ensol des niht engelten,   daz ir in seht gebunden stān.“
2353Dō hiez si Hagenen füeren   an sīn ungemach,
dā er lac beslozzen,   und dā niemen sach.
Gunthźr, der künec edele,   rüefen dō began:
„War kom der helt von Berne?   Der hāt mir leide getān!“
2354Dō gie im hin engegene   der hźrre Dieterīch.
Daz Gunthźres ellen,   daz was vil lobelīch.
Dōne beit ouch er niht mźre.   Er lief her für den sal.
Von ir beider swerten   huop sich ein grœzlīcher schal.
2355Swie vil der hźrre Dieterīch   lange was gelobt,
Gunthźr was sō sźre   erzürnet und ertobt,
wand er nāch starkem leide   sīn herzevīent was.
Man sagt ez noch ze wunder,   daz dō hźr Dieterīch genas.
2356Ir ellen und ir sterke   beider wāren grōz.
Palas und türne   von den slegen dōz,
dō si mit swerten hiuwen   ūf die helme guot.
Ez hete der künec Gunthźr   einen hźrlīchen muot.
2357Sīt twanc in der von Berne,   sam Hagenen ź geschach.
Daz bluot man durch die ringe   dem helde vliezen sach
von einem scharpfen swerte,   daz truoc Dieterīch.
Dō hete gewert hźr Gunthźr   nāch müede lobelīche sich.
2358Der hźrre wart gebunden   von Dieterīches hant,
swie künege niene solden   līden sölchiu bant.
Er dāhte, ob er si lieze,   den künec unde sīnen man,
alle, die si fünden,   die müesen tōt von in bestān.
2359Dieterīch von Berne,   der nam in bī der hant.
Dō fuorte er in gebunden,   dā er Kriemhilde vant.
Dō was mit sīnem leide   ir sorgen vil erwant.
Si sprach:   „Willekom, Gunthźr   ūzer Burgonden lant!“
2360Er sprach:  „Ich solde iu nīgen,   vil liebiu swester mīn,
ob iuwer grüezen möhte   genędeclīcher sīn.
Ich weiz iuch, küneginne,   sō zornec gemuot,
daz ir mich unde Hagenen   vil swache grüezen getuot.“
2361Dō sprach der helt von Berne:   „Vil edeles küneges wīp,
ez enwart gīsel mźre   sō guoter ritter līp,
als ich, vrouwe hźre,   iu an in gegeben hān.
Nū sult ir die ellenden   mīn vil wol geniezen lān.“
2362Si jach, si tęte ez gerne.   Dō gie hźr Dieterīch
mit weinenden ougen   von den helden lobelīch.
Sīt rach sich grimmeclīchen   daz Etzelen wīp:
Den ūz erwelten degenen   nam si beiden den līp.
2363Si lie si ligen besunder   durch ir ungemach,
daz ir sīt deweder   den andern nie gesach,
unz si ir bruoder houbet   hin für Hagenen truoc.
der Kriemhilde rāche   wart an in beiden genuoc.
2364Dō gie diu küneginne,   dā si Hagenen sach.
Wie rehte vīentlīche   si zuo dem helde sprach:
„Welt ir mir geben wider,   daz ir mir habt genomen,
sō müget ir wol lebende   heim zen Burgonden komen.“
2365Dō sprach der grimme Hagene:   „Diu rede ist gar verlorn,
vil edeliu küneginne.   Jā hān ich des gesworn,
daz ich den hort iht zeige!   Die wīle daz si leben,
deheinder mīner hźrren,   sō sol ich in niemene geben.“
2366„Ich bringez an ein ende“,   sō sprach daz edel wīp.
Dō hiez si ir bruoder nemen   sīnen vil schœnen līp.
Man sluoc im ab daz houbet.   Bī dem hāre si ez truoc
für den helt von Tronege.   Dō wart im leide genuoc.
2367Alsō der ungemuote   sīnes hźrren houbet sach,
wider Kriemhilde   dō der recke sprach:
„Dū hāst ez nāch dīnem willen   vil gar zeinem ende brāht,
und ist ouch iu ergangen,   als ich mir hete gedāht.
2368Nū ist von Burgonden   der edel künec tōt,
Gīselhźr der junge   unde ouch hźr Gźrnōt.
Den schatz, den weiz nū niemen   wan got, āne mīn.
Der sol dich, vālandinne,   immer verborgen sīn!“
2369Si sprach:  „Sō habt ir übele   geltes mich gewert.
Sō wil ich doch behalten   daz Sīvrides swert.
Daz truoc mīn holder vriedel,   dō ich in jungest sach,
and dem mir herzeleide   von iuwern schulden geschach.“
2370Si zōch ez von der scheiden.   Daz kunde er niht erwern.
Dō dāhte si den recken   des lībes wol behern.
Si huop im ūf daz houbet.   Mit dem swerte siz ab sluoc.
Daz sach der künec Etzel.   Dō was im leide genuoc.
2371„Wāfen!“ sprach der fürste,   „Wie ist nū tōt gelegen
von eines wībes handen   der aller beste degen,
der ie kom ze sturme   oder ie schilt getruoc!
Swie vīent ich im węre,   ez ist mir leide genuoc.“
2372Dō sprach der alte Hildebrant:   „Jā geniuzet si des niht,
daz si in slahen torste!   Swaz mir dā von geschiht,
swie er mich selbe bręhte   in angestlīche nōt,
iedoch sō wil ich rechen   des küenen Tronegęres tōt.“
2373Hildebrant mit zorne   zuo Kriemhilde spranc.
Er sluoc der küneginne   einen swęren swertswanc.
Jā tet ir diu sorge   von Hildebrande wź.
Waz mohte si gehelfen,   daz si grœzlīchen schrź?
2374Dō was gelegen aller   dā der veigen līp.
Ze stücken was gehouwen   dō daz edele wīp.
Dieterīch und Etzel   weinen dō began.
Si klagten inneclīche   beide māge und man.
2375Diu vil michel źre   was gelegen tōt.
Die liute heten alle   jāmer unde nōt.
Mit leide was verendet   des küneges hōchgezīt,
als ie diu liebe leide   zaller jungeste gīt.
2376Ine kan iu niht bescheiden,   waz sider dā geschach,
wan:  ritter und vrouwen   weinen man dā sach,
dar zuo die edelen knehte,   ir lieben vriunde tōt.
Dā hāt daz męre ein ende.   Diz ist der Nibelunge NÔT.

Brief Notes on Some Historical Points
in the History behind the Nibelungenlied:

Sīfrit/Sīfrid- (modified to Siegfried in modern texts) was probably originally Siguward (Sigurd), the Germanic name of the Cheruscan-Roman warrior Arminius, a name which was itself a dialectal form of “Armenius,” referring to Armenium, a blue pigment, ultramarine, made from a stone from Armenia.  The color-name “Arminius” was likely applied to Sigurd (whose brother was Flavus “the blond”) because of his blue eyes.  Arminius/Sigurd destroyed a long column of three Roman legions under Varus in 9 A.D. in the Teutoburg saltus, a narrow defile between a swamp and a forest.

In later Germanic tales the Roman column was mythologized into a dragon (lint-trache “serpent-dragon” [896:2] in the epic), and Sigurd/Sīfrit was remembered as a dragon slayer.  The historical Arminius/Sigurd was murdered in A.D. 21 by opponents within his own tribe who felt that he was becoming too powerful.

The historical kingdom of the Burgundians on the Rhine, under the rule of king Gundahārius (Middle High German Gunthźr), was destroyed by the Roman general Flavius Aetius in 436/437, with survivors resettled in what later became the Franche-Comté of Burgundy.

Attila (Etzel) died on the night of his wedding in 453 to a beautiful Germanic woman, Hildico (whose name recurs in the second part of the “Kriemhild” of the epic) due to a nosebleed in his sleep after having drunk too much wine.

 

Fassungen des Nibelungenliedes
Handscrift A: Hohenems-Münchener Handschrift um 1280
Handscrift B: St. Galler Handschrift um 1250
Handscrift C: Hohenems-Laßbergische Handschrift um 1230
Ausgabe von Karl Bartsch: Leipzig 1870/80

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